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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-22
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1887
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»vvv schreiben übersandt ,i» der Hoffnung, daß d«> Dockor» Kunst sich neck länger bewähren möge, da« theure Leben de« Kaiser« feinem Bolle zu erhalten." ; * Seit länaerer Zeit gilt, wie bereit« erwähnt, die Stellung Ke« deutscken Bolschasler« in Rom, de« Herrn v. Kendell, »l« erschüttert: ossicivse Stimmen z. B. in der Wiener.Preste" «ud in der .Kölnische« Zeitung" haben schon vor Wochen «us dessen brvoisleheuden Rücktritt h>,'gewiesen. Letzt meldet rnan den, .Temp«" au« Rom die Einreichung eine« Abschieds- aesucke« seiten« de« Herrn v. Krudell und an gut iasormirter» Stellen findet diese Nachricht Bestätigung. * Durch Verfügung vom t«. d. bringt der preußisch« »Mzminister eine Uebersicht der Recht«anwS>te zu nsang >887 im vergleich zu den beiden vorangeganaencn Jal ren zur Kenntniß. Danach waren im Anfang d. 3. bei de» Oberlande«gerichten (einschließlich Jena) 218 zugelasten, und wenn die außerhalb Preußen« wohnenden (42) abgerechnet »verden. 176 (gegen >63 in >886 und >58 in >885), bei den Landgerichten 1913 und nach Abrechnung von 47 außerhalb Preuße»« >866 (gegen >829 und >786), nur bei einem AmlS- gerichte einschließlich einer Kammer für Handelssachen 850 (gegen 568 und 485). Somit betrug die Zahl der in Preußen wohnenden Rcckl-anwälte 2679 (gegen 2544 und 24>0). Bon de» Oberlai,ke-gerichlen hatte Berlin die meisten Anwälte, »ämlich 37. e» folgte Naumburg mit 83, Köln mit 26, Frank furt n. M mit 24, die wenigsten waren in Marienwerdrr und Posen, je 6 Bon den Landgerichten hatte Berlin die meisten. 399, e» folgten die Bezirke Köln mit 246, Bre«lau mit 208. Eelle mit >46, Hamm mit >45, Naumburg mit >36, Frauksurt a. M mit >08, Kö»ig-berg mit tvt. Posen 9>, Kiel 79. Stettin 77, Marienwerder 72, Kastei 66 jur Lage in Griechenland wird der „Politischen spondenz" au« Athen, >6. März geschrieben: ^Corre^ In der ü-lchichle bet griechischen Parlamentarismus habe» wir zwo» denkwürdige Ereignisse zu verzeichnen. Bisher Hai viinilich sicIS die Verifikation der Wahle» zu den leidenschastlichstea Käinpsen der sich g-genüderstehende» Parteien di« Veranlassung ge- balen und e« mußten olt zahlreich« Sitzungen diesem an sich un fruchtbaren Geschälte gewidmet werde». Diesmal ereignete sich der bisher unerhörte Fall, daß die Kammer ln einer einzigen Sitzung sönimtlich« Wahlen anerkannte. Bezüglich der Wahlen zahlreicher Departeineni« geschah dies sogar, ohne daß irgendwelcher Einspruch «rhvuen wold'n wäre, also jedwede Debatte, sozusagen im Lausschritt. Ein IchilLierner Versuch einer Einwendung wurde überhaupt nur de- züglich der Wahlen im Nomos von Aitolten und Akarnaniea gemacht, ober die Kammer war nicht geneigt, aus die vorgebrachten Argu mente einzugehen, wie sie auch einen Antrag, die Veraihnng über die Wahle» von Achala und Eli» zu verschieben, bi- die »hatsächliche Reihenfolge der gewählten Deputirten — bezüglich welcher gewisse Zw-isel bestehen — scsigesteklt ist, einfach verwarf. Sohin beschloß Pie Kammer am nächsten Tage — Sonnabend den 5. d. M. — durch die Wahl ihre» Präsidenten ihre definitiv« Eonstituirnng vorzunehmen. Die Blätter der Regierungspartei verfehlen nicht, die oben erwähnt» Thatsachc als eine natürliche Folge der durch die neue Wahlordnung TrikupiS' vollzogenen Reform de» griechischen parlamentarische» Leben« hinzuftellen. Da« zweite wichtige Ereigniß ist die groß« Mehrheit, welch« di« Regierung bei der gestern vollzogenen Wahl de« definitiven Kammer Präsidenten erlanglc. Der Eandidat der Regierungspariei, Herr AvgerinoS, wurde mit 77 von >23 abgegebenen Stimmen znm Präsidenten gewählt 20 Stimmen erhielt der opposiilonelle Tan Lidot Karapanos und 26 Stimmzettel waren unbeschrieben. Sl» und für sich betrachtet, ist diese Majorität nicht eine so bedeutende »ad in der Dhat haben noch gestern die regierungSsrenndlichen Blätter eine beinahe «m >0 Stimmen größere Majorität prognosticir»; allein e« sind bei Benrtheilung der gestrigen Abstimmung noch einige andere Momente zu berücksichtige». Vorerst hoben vier Depu litte der Regierungspartei, wie sic selbst versichert haben sollen, weiße Stimmzettel abgegeben: dann sind 9 ln Alhen anwesende Deputtrte nicht zur Präsidentenwahl erschienen und befinden sich darunter 3 von der Regieruug-partet und endlich sehltcn überhaupt noch >4 Ab geordnete, von welchen 9 der Partei Trckupi« und 5 der Opposition kingehüren. Wenn man diese hinziizählt, so beziffert sich die Siirke der Regierungspartei mil 93 gegen 53. Dabei ist aber weiter r och zu erwähnen, daß die gestrige Abstimmung überdies die schon seit Langem bestehende Spaltung der Opposition in klarer Weise zum Ausdruckt brachte, indem von den 42 Stimmen, welche »ick» aus den Eaadidalcn der Regierungspartei rntfielen, nur 20 sür drn ausgesprochenen Eandidaie» der Opposition abgegeben wurden, während 22 Stimmzettel opposilioneller Abgeordneter unbeschrieben blieben. Erft dnrch die dabei zu Doge getretene Spaltung der Opposition gewinnt auch die Mehrheit, welche daS Eabinet TrikupiS sür sich Halle, ihre erhöhte Bedeutung, denn wenn es auch in dem varlamen- »arischen Leben MeirchenlandS bisher noch keinem Labinei gelungen ist, eine Io große Zahl von Anhängrrn um sich versammelt zu sehen so hat eS anch anderseits doch noch kein Cabinet gegeben, da« sich einer in sich so sehr gespaltenen, daher rrgieiungSunsähigen Opvo sition geqcniib r befunden halte, die nicht einmal im Stande war. der Regierungspartei einen einzigen Gegencandidalcn bei der Präsidenten wah! entgegenzustellcn. Dirjer zweifache glückliche Umstand: die große Mehrheit der eigenen Partei und der in sich zersallenen Opposition, wird eS Herrn TrikupiS erleichtern, die geplanten Reiormen i» den Finanzen nab der Bcrwaliung energisch und zie.bewußl zum Woh!e de< Lande« durchzusühren. * Wie au» Konst gut inopel vom 15. d. gemeldet wird, bat am 14 d. M eine neue Zusammeukunsl zwischen Sir . Drum mond Wolfs und den türkischen Coiiimissairen iamil Pascha und Said Pascha stallgefunbe». Obwohl über de» Betlaus der Verhandlungen strenge» Geheimniß bc wahrt wird „uv über die gesagten Beschlüsse so gut wie nickt« in die Oessenllichkeit dringt, scheint Loch daS Eine gewiß, daß in der letzten Sitzung wieder nur die Frage. bctr>sfeud die Neutralisation Egypleii», berührt wurde, und daß die Pourparlers bisher kein greifbares Resultat ergeben habe». ES beißt, die Pforte wolle von Seilen Muklha PaichaS einen neuen ansjubrlichen Bericht abwarten, ehe sie sich auf bindende Abniachuligei, einläßt. Dieser Rapport de« lürkische» Comimsjair» in Egypten soll schon in den nächsten lagen rmlresfeii. Die nächste Sitzung wurde aus den >7. d. angefetzt. * Ans ildrianopel wird gemeldet: „Die alle Fehde zwischen Bulgaren unv Griechen ruht nicht; sie ist n-iicrding» auch bier wieder zum Auöbruche gekommen. Der Verirrter des bulgarische,, Exarche» dal sich die Abwesenheit de« griechische» Archimaiivrilkn sür die Diözese der so,,eua»nle» Bierzigkirchen. welcher zur feierlichen Installirung de« ökumenische» Patriarchen nach Konstantinopel gereist war zu Nutzen gemacht und suchte die Diözesauen desselben zum tleberlrilte zur bulgarisch-griechische» Kirche zu bewegen, «item er sie aussrrberle, eine Petition z» unterschreiben, die er id»-n präsenlirte. Durch die Uiitcrzeichittliig derselbe» sollte» sie erkläre», daß sie Bulgaren sind, wodurch ei» solcher Ueberlrill gerechtfertigt erscheinen würde. E« gelang ihm auch, einige lluterschristen zu Stande zu bringen, aber die Meisten ließen sich weder durch Versprechungen ködern neck durch Drehlinge» eiuschüchlern. Lu einigen Dörfern dieser Diözese, welche der Derlreter beS Exarchen bereiste, wollte er die Bewobncr sogar dazu bewegen, daß sie von der Regierung die Uebergabe der dortige» griechische» Kirchen und Schulen verlangen sollen Der griechische Archimandrit. PanaretoS. welcher aus diese Nachrichten hin schleunigst Konstantinopel verließ und in seine Diözese zurlickkebrtr. machte sogleich beim Genrralgcuverneur Schrille, um gegen daS Vergehe» deS Vertreter« de- bulgarischen Exarchen zu prstestircn und die Abstellung derartiger Ungebörigkeilen zu fordern. Der Generalgonverneur, welcher, wie eS schien, auch von anderer Seite hierüber insorinitt worden war, bat dem Mnlestaris de« bezeichnet«» DisteictS sofort den strengsten Belebt zugeben laste», daß er in Hinkunft derartigen Besuchen de- über- eifrigen bulgarischen Priester» entschiede» eutgegenzutrrte» habe, welche nur geeignet seien, die Leidenschaften unv den Rassenhaß der srirtlici iidcii B.wobner anzujachen. Im Augenblicke bereist der Archimandrit PanaretoS feine Diözese, nm die in Folge der böswilligen Ausstreuungen und der Drohungen de» bulgarischen Geistlichen aufgeregten Gemtither zu beschwichtigen " * Zu« Aufenthalt« de« Herr« »«, kesseptz i» Berlin wirb der „Politische» Eorrespoudeaz" aus Pari». >7. März, jrschriebra: Herr ». Lefsep« hat tu vrrlt» sehr günstige Eindrücke em- »sauge», »ad dieselbe» rutlpreche» gegenwärtig thatsächlich dem Stande der Dinge. Herr ». Leffev» hatte Gelegenheit, mu deu lei. traben PersöuliLkeite» der deutsche» Pvüttk über dt« Lage eine, reien Meinungsaustausch z» pflege», und vo» alle» Seite» wurde ie feste Zuveisiitzt aas di« Erhalt«»« d«S Friede»» auSgesvrochen. sürft BiSmarck erklärte, daß die Walke am politische» Horizonte ich verflüchtigt habe. Da» tst sehr beruhigend, »ur vermag man »irr noch immer nicht zu begreife», warum eine Walke fich überhaupt gezeigt batte; man versteh« diese Thatiach« nm s» weniger, all der deutsch« Reichskanzler di» Bemühungen de» Generals Voulauaer, dt« frauzöfisch« Arm« tu rlaeu tüchtige» VeeihkibigungSzuftaab zu etzen, nicht mißbilligt. Di« Aenßeruag«,. die Herr ». LessepS ta Srrli, brtrefi« Egypte»« getba», verdteur» aieichiall« bemerk» zu werden. Er erklärt» dem Fürste» BiSmarck. daß England i» Egypte», wo »S nur Verwirrung yrnwrruse, »ich« bleibe» dürfe. Eaglaod könne für sein verbleiben in Egvpte» ketuerlei er»ft zu »ebmeaden Vorwand aeltrud mache», »»d früher oder spiier werde e» fich z»rück- ziehe» müssen. Et sei überhaupt Europäern »ichi mSglich. Egypte, ta Häaden zu behalte», da fit sich mit de» egvpiischea Eingeborene» nicht v«> Ichmclzeu könne». Ferner würde die Freiheit de« Suezcaualt durch die Aawelenhrtt der Englä»der ta Egypte» bedroht werde», und diese Freiheit sei sür Frankreich, sowie sür die «»bereu eurv- iäischra Mächte van große« Werth«. Wenn England, trotz letaer eierlichen Versprechungen, trotz der Rücksichten, welch« dt« Mächte dem englischen Labt»et t» dieser Frage bewiesen, trotz der Auf schübe, die ihm betreff« der Räumung Egypten» zugestande« wurde», aut der Absicht, tu Egypten zu bleibe», beharren sollte, so werd« man sich, nach ErschSpjauq aller friedliche» Mittel, gewangea lehe», .ur ultima ratio, dem Kriege, zu schreite». Herr v. LessepS hat tu »lesen Erkläruagen »ur seiner persönliche» Ueberzeoguag Ausdruck geliehr», denn da« sranzösische Eabtaet möchte nicht au« seturr hös- sich«» Haltung herouttreteu, uud r< hofft, daß die Macht drr Wahr heit u,d dir Lagtk der Dha»fache» dt« RLumuug Egypte»« seiten« der Engländer herbeiführe» »erde». Betreff« de« srauzäsische» Bot« lchasiert am Berliner Hose. Heer» tzerbeite, habe» die leitende» s lersönllchkriten sich überaus lobend auSgrsproche» und setue Hasiung al» eine vollständig rorrecte gerühmt. Bezüglich de- Panama-Laaal» theilte Herr v. LessepS der Kaiserin Augufta mit, daß derselbe t» drei Jahre» vollendet sei« werde. Al« dte Ingenieure de» Haler« nehmen« erklärt hatte», daß »och lech« Jahre für die Rivelllra»g de« Terra,,« erlorderltch sei» werde», ordnete Herr ». LessepS aa, daß Tag und Nacht uaunterbrochea gearbeitet »erd«. » Wie au« Kairo berichtet wird, hat der Khrdive alle ihm eigenthümlich gehörige» Paläste, ausgenommen den Raz- el-Tin-, Abbin- und JSmallieh-Palast, dem Staatsschatz« ge» chenkweise überlasten. Da die redirtrn Paläste nur einen verhältnißiiiäbia geringen Wcrlh repräsentiren. wird nament lich in französischen Kreisen schon jetzt empfohlen, dieselbe» rasch zu verkaufen, damit dem Staatsschätze in Folge der Bausälligkeit der Paläste nicht etwa neue Lasten erwachse». Aus dem preußischen Landtage. * vrrlta, 20. März. Der Bericht der Hl. Eommtssloa de« Herreuhause« über de» Entwurf etue« Gesetze«, betreffeud Abüuderuug drr klrchenpolitischen Besetze, ist »»»mehr zur Ausgabe gelaugt. Er umfaßt 53 Druckselten u»d rechtsertigt durchaus die Aaerkeauung, welch« dem HerreuhaaSmitglied Herr» Zustizralb I)r. Adam«, dem Verfasser deffelde», wegeu der eingehenden, laren und objektiven Darstellung, durch welche sich der Bericht au«, zeichnet, dargebracht wurde. Wir geben heute nur kurz dl« Artikel de« Gejetzeiiiwiirse«. an welchen durch dle Beschlüsse der Herrenhaus- commission Abänderungen vorgenommen worden, uud zwar t» drr nun abgeäiiderten Art. Artikel 2. Da- Gesetz vom 11. Mai l873 (Gesetz-Samml. S. 191) und 11. Juli 1883 (Gesetz-Samml. S. 109) werde», wie sokgk, ab- geändert: A. 1. Die Verpflichtung drr geistlichen Oberen zur Benennung der Eandidaieu sür eia geistliche- Am», sowie da- Einspruchsrecht de« Staate- werden sür die Bestellung de« Verweser» eine» Psarr- amts (Administrators, Provisors re.) ausgrhobeu. tz ta. An Stelle des 8 t6 de» Gesetze- vom 1t. Mai »873 von Nr. 2 ad tritt s-igende Bestimmung: 2. wen» der A»'.»stellende au« einem aus Thaisachen beruhenden Grunde, welcher dem bürge» Iicheu oder staatsbürgerliche» Gebiete ongehört, sür die Stelle nicht geeignet :st. Die Tdatsachen, welche de» Einspruch begründen, sind anzugeben 8- 2. Ei» staatlicher Zwang zur dauernden Besetzung der Pfarr- Sinter findet lortau nicht Kalt. Der 8 l6 und der zweite Absatz de« 19 de« Gesetze- vom 11. Mai 1873 werden aufgehoben. K. 4 Die Abhaltung von Messen und die Spendung der Sacramenie fallen nicht unter die Straibcstimiminaen der Besetze vom tl. Mai 1873 und vom 2l. Mai 1874. Vorstehende Be stimmung findet nicht Anwendung aus Mitglieder von Orden und vld, »«ähnlichen Longregatioilen, welche von dem Gebiete der preußischen Monarchie ausgeschlossen sind. Die Vorschrift de- Art lb des Gesetze- vom 2l.Ma> 1886 wird hierdurch nicht beiührt. Artikel 4. Die 88 2 bis 6 des Gesetzes über die Grenzen de« Rechtes zum Gebrauch kirchlicher Sirai- und Zuchtmütel vom 13. Mai >873 ttves tz-5amml. S. 20ä) werde» aulgchobcn. Artikel b. Da« Gesetz vom 3t. Mai >875, betreffend die geist lichen Orden und ordcnSädnlichcn Congregaiionea der katholischen Kirche (Gesetz-Samml. S. 2l7), wird, wie folgt, abgeändert: 8- 1. Boa de» durch Gesetz von, 3t Mai 1875 ausgelch!osse»e» Orbe» und ordensähi.lichen Eongregationen können durch Bejchluß beS SlaalSaiimsicriumS diejeiiigeu wieder zuqelassen werden, welche sich ») der Aushilfe in der Seelsorge, d) der Uebung der christlichen Nächstenliebe, c) dem Unterricht und der Erziehung der weiblichen Jagend in höhere» Mädchenschulen und gl-icharlige» EizielmngS onstaiten widmen, 6) deren Mitglieder ein beschauliches Leben fuhren 8 4 Da« vom Staate in Verwahrung und Verwaltung ge noiimiene Vermögen der ausgelösten Niederlassungen wird drn be treffende« wiedereirichtete» Niederlassungen zurückgegebeu, sobald diciilbrn EorvoratiouSrechic besitze» und in rechtsverbindlicher Weise die Verpflichtung zur Unlecbaliung der Mitglieder der aufgelösten Niederlassungen übernommen haben. Schon vor der Ersnllung dieser Boiaussetznngen kann drrisrlbca die Nutznießung dieses Vermögens grftaitei iverden. Zusatz Arttkrl 1. Die U- » b>» »9 de« Gesetze« über die ver waitung erledigter katholischer BiSihümer vom 20. Mai 1874 (Gesetz- Samml. S. 135- werden ausgehobea. Berschwöre, »eeewtwörtlich zu «ach«« seien 3» Grund« scheint eS sich aber da nickt um rtwaS dem Wesen nach ver schiedene- zu handeln, sondern nur um in der BorstellungS- weise gering abweichende Seiten eine« Radikalismus, sur den e« keiner«, Schranken giebt, deffen Leidenschasl in religiöser, politischer und nationaler Beziehung kein Maß kennt unv. wa« ganz besonder« als rulsisch-slawische Eigenart beachtet werden soll, besten Beweglichkeit und äußere Umwanblung»- sähigkeit man fich nickt groß genug vorslellen kann. E» ist nicht ganz unrichtig, wenn jetzt vielfach behauptet wird, daß da» von Kalkow und seinen Anbängern befürwortete all russisch - slawisch« System in manchen Kreisen aus großen Widerstand stößt und verhaßt ist. Da» hindert aber dl« Leute ganz und gar nicht, allen Punkten desselben Shsiem» zuzustimmro, welche ihre» nationalen Borurlheilea schmeicheln. So ist man z. B in der Theorie sür dir absolute Gewissens freiheit, hat aber nicht« dagegen einzuwrnden, wenn diese in dem katholischen Polen und in den evan gelische» Ostseeprovinzen fortwährend aus die unerhörteste Weise verletzt wird, welche der Urheber diese« Drucke». EtaatSrath PobedonoSzew, selbst al« den Standpunkt de» 17. 3ahrhundrrt« bezeichnet hat. der in Rußland sestgehalten werden müsse. Ganz ähnlich verfährt man auch aus anderen Gebieten. Die Folgen dieser sich widersprechenden An- chauungen zu erwägen, fällt Niemanden ein. da der Rüste logischen Schlüffe«, d,e er al« »deutsche Pedanterie" verlacht und haßt, schwer oder gar nicht zugänglich ist. Man richtet ich «ur danach, wa« der augenblicklichen Neigung und Strömung entspricht, wodurch, wir gesagt, nibilisiische, alt russisch«, demokratische und andere politische Anschauungen ich sehr wohl in einer Person vereinigen können, ohne daß dem oberflächlichen Kenner von Menschen und Dinge» aufsallru dürste. Für diese unsere Behauptung ist selbst Herr kalkow rin lebendige« Beispiel. Wer russische Blätter und deshalb auch Kalkow'« „MoSkowSkija Wjetomosti" liest, wird wissen, daß dieser Führer der altrussisch-slawischen Partei mit der tvcksten Verehrung de« persönlichen Zarrnthum» auch die rücksichtsloseste Anerkennung de« Rechte» der Empörung und kevolutioo verbindet, sobald nämlich da» politisch« Lntereffe ikußland« in Frage kommt. Erst kürzlich hat Kalkow dies« letztere Auffassung in seinem Blatte verlheidigt und ie für Rußland al« die Grundlage eine» national- »olitischen System« hingestrllt, eine Anschauung, welcher von eine« einzigen russischen Blatte widersprochen worden ist. In diesem Sinne hat Katkow in Rußland wirklich Schule gemacht. Jede Partei und jede Richtung glaubt Da», was sie ihr Intereste nennt, ohne Weitere» zur Nicht chnur ihre« politischen Handeln« machen zu dürfen. Kann man sich da über Erscheinungen wie d»e am IS. März diese» Jahre« noch wundern? Sie sind in der Thal nur die einfach logische Folge de« bisher Gesagten. Ebenso natürlich ist e« auch, daß angesichts eine« so stark ausge prägten Subjektivismus, der, wieder im Gegensatz zum Ger- aiani<mu». nicht astein eine russische, sondern eine allgemein slawische Eigenart ist, jede Borau»berecknung au-geschloffen wird. Deshalb sind auch alle pudlicistischen Lorhersagungen bezüglich der Entwickelung und Wendungen der Dinge in Ruß lanv al» höchst sragwürdrg, ia müßig zu betrachten. Hinsichtlich der Lage in Bulgarien dauert dir Erbitterung und die Hetze der russischen Presse gegen Deutschland und Oesterreich ununterbiochcn fort, ja diesen gehässigen An tastungen schließen sich selbst notorisch hochosficiöse russische Blätter wie .Pelerburgskija Wjedomosti" (Petersburger Nachrichten), »WarSzawSki Dnewnik" (Warschauer Tageblatt) und seine polnische Ausgabe »Dziennik WarSzawSk," an. Ein langjähriger Krieg und eine daraus folgende mörderische Seuche", heißt e» unter Anderem in diesen Blättern, .hätten Bulgarien nickt so tief in da» größte Elend stürzen können, al« die uichlSnutziqen, verrälherischen Rathschläge der slawenseindtiche» Westmächte. Ader der große Tag der Abrechnung und Züchtigung rückt unanshaltsam heran, weShalb die braven .patriotischen Bulgaren sich nicht weiter opfern, sondem ruhig und kampfbereit die Stunde der Rache erwarten sollen." — Das ist noch «ine sehr gemäßigte Auslastung jener russische» Organe; andere, viel heftigere, entziehen sich geradezu der Wiedergabe in einem deutschen Blatte. Aus Rußland. * Nach ollen bi-her an» Peler»burg über deu jllngsten Attentat-Versuch vorliegenden Nachrichten scheint man sich dort vorläufig ans weitere polizeiliche Nachfoischlingen und an eine nachdrückliche Untersuchung der bereit» vorliegenden Thal- fachen beschränken zu wollen. Alle Erörterungen der westeuropäischen Presse über die mulbniaßiichen Folge» und Rückwirkungen, welche der Attentaisversnch, sei e« aus dir äußere, sei e» aus die innere Politik Rußland», au»üben könnte, berubcn nur aus willkür liche» Annahmen und Vorstellungen, daß ihre Vertreter von Rußland oder russischen Zuständen wenig oder nicht» ver siebe». Am allergewaglestcn ist wohl die Bebauplung gewisser Blätter, daß sich der Zar im Hinblick aus die fortwährenden Bebrobm-.gen seiner Person endlich doch zur Einsübrung eines BersaflungSlystem» entschließen werde. Den Blättern welche die Meinung äußern, leuchtet indeß keine» Augen blick ein. baß ein BersastungSsystcm. wenigsten» ein solche» nach westeuropäischem Muster, für da« ungehrnerr russische Reich und seine so böcbst verschiedenartigen inneren Bestanktbeile durckau» nicht Pasten würde. E» giebt auch i» Rußland tbatsächiich keinen einzigen ernsten Politiker, welcher >ür da» Reich eine Bersastung nach irgend einem westruropäischen Borbilve wünschen würde. Die Ent wickelung der politische» Freiheit und die darau» hervor gehende Bolk-oertretung müßte» vielmehr in Rußland au ganz anderen Grundlagen geschebeu al» in Westeuropa, eine alle» Kennern Rußland» in die Augen springende notbwenkige Verschiedenheit, welche schon so vielfach von hervorragenden »issischr» Politiker» und Publiciste» erörtert, aber von der wesleiiropäische» Proste zum Tbeil nicht begriffen worden ist. llin wieder aus den jüngsten Altentalsversuch znrückzu kehren, sei noch bemerkt, daß e» nicht an Andeutungen au« Petersburg fehlt, welch« schließen lasten, man miste dort noch nicht recht, ob sür da» Attentat wirklich die nihilistischen Kreis« oder aber einer anderen politischen Partei angehöng« ver viakonissenberuf. ** Dre»ben, 20 März. Da e» sür die mannichsacken Arbeite» der inncrcn M ssson sehr häufig an geeigneten Hilf» kräsken inangclt, erläßt der Lanreiverein sür innere Mission und die Diieclion der Diakonistenanstalt zu Dresden eine all gemeine Aufsocderung zum Eintritt in den Diakonissen beruf. Da über den letzteren trotz der Anerkennung, welche sich die Tbäligkeit der Diakonissen erworben hat, im Ganzen noch groß« Uukcnnlniß und falsche Ansichten i» weile» Kreisen herrschen, möge au» dem Ausrufe das Wichtigste kurz mit» gelbcilt sein. Die evangelischen Diakonissen, deren e» gegen wattig in Deulschlaud 5000 in 34 Mutterhäusern giebt, bilden in jedem Multerhause eine Schwesternschaft unter einem Rector und einer au» ihrer Mitte gewählten Oberin. Don deu römisch-katholischen Orden unterscheiden sich die evange lischen Diakonissen daonrch, daß sie kein Nonnengeiübde, d kein lebenslang bindende» Bersprechcn der Ehelosigkeit, der Ariiiuth und deS Gehorsam» oblegen. Sie werden verwendet zur Armen- und Krantenpflege in Gemeinden, Familien oder Krankenhäusern im Friede» ober Kriege, zur Erziehung und Pflege der Kinder, sowie zur Arbeit an der weiblichen Jugend, jedenfalls ein Berus, brr den weiblichen Anlagen völlig ent spricht. Für den Diak»»istenberuf ist unerläßlich ein freund liche-, bescheidene», liebreich-'» und heitere» Wesen, verträglicher, geduldiger und sansler Sinn, ferner in eriter Linie feste Ge sundheit und kräftige Nerven. Zum Eintritte befähigt sind nur unbescholtene Iungsrauen im Alter von mindesten» l8 und böchsten» 40 Jahren. Dem EnitritlSgesuche. welches au die Direclion der Diakonisten-Anstalt in Dresden Bautzner Straße 49. zu richten ist, ist beizusügen l) ein Geburt«- und Tauszeugniß; 2) eine schriftliche Erklär»,:^ der Eltern oder Vormünder, daß diese mit ihrem Eullchiuste einverstanden sind; 3) ein versiegelte» Zeugniß de» Seelsorger« über da» bisherige Verhalten; 4) eia ärztliche» Zeugniß über den Grsunbhkit-zustand der Bewerberin: 5) ein lelbjlversaßter Leben-laus, in welchem die Suchende sich darüber au-spricht. wie sie zu ihrem Entschlüsse gekommen ist. An Kenntnissen soll sie wenigsten» so viel mitbringen, al» eine gute Bolk» schule giebt; in weiblicher Hand- und Hau»arbrit darf sie nicht unbewandert sein. Jedenfalls muß sie willig sein, jede Arbeit zu lernen und jeder, auch der niedrigsten Arbeit sich zu unterziehen, die ihr Berus von ihr fordern wird. Bei der Ausnabme hat sie nach den näheren Vorschriften der Directioa eine Ausstattung an Kleidern und Wäsche, sowie eine kleine Summe al» Taschengeld mitzubringen. Zunächst ist eine Bor probe von 6 Wochen zu bestehen zur Prüfung de» Charakter» und der Befähigung. Dann wird die Eintretend« aus mindesten» l 3ahr Probcschwester und empfängt theoretischen nnd praktischen Unterricht. Al» Protescdwesler hat sie freie Station. Wird sie tüchtig befunden, so wird sie nun al» .Beischwesler" mit drr vorgeschriebenen Kleidung versehen. Bewährt sie sich auch in dieser Stellung, so wird sie nach einigen Jahren al» Diakonissin eingcsegnet und nach Be- dvrsniß zur Uebernabme auswärtiger Stellungen au-gesa»dt. Sie empsängt in allen Stellungen srere Station und rin kleines Taschengeld. Jede» Jahr Vars sie zur Erholung und Stärkung einen Urlaub genießen. In Tagen der Krankbrit, sowie in, Atter wird die Schwester im Mutterbau» verpflegt und versorgt. — Gewiß fordert der Diokonissenberus ein hohe» Maß von Kraft und Selbstverleugnung, andererseits aber bietet er neben einer gesicherten Lebensstellung, die allcr- dlny« nicht sür die Brrui-wahl enlscdeidend sein soll. Ge legenheit. die schönsten Gabe» de? weiblichen Gemüthl zu ent fallen und in rbelstkr Thätigkeit innere Befriedigung und wahre« Glück zu finden. ver Streik drr Schneider. * Leipzig, 21. Mir». Am gestrigen Vormittage find l» Paale der „Doahalle" ein« isseatliche Versammlung b«, Schuetdergehilsea statt, die vo» etwa 700 Personen besnch« war. T» Beryandlnageu dieser Versammlung boten in mehr al« einer Beziehung Interesse van weitergeheader Bedeutung, da sie de» Stand der mit oergangeaem Sonnabend begonnene» Arbeiterin. steNung der Schneidergehilsen erkennen ließe». Nach erfolgter Wahl de« Bureau«, in welche« die Herren Blbrecht, Günther u,d Wittke durch Zuruf gelangte«, berichtete Herr Henne al« Bor- itzeuder der Tariscommissioa über die Stellung der Meister z« de» Forderungen der Gehilfen «ad thrilte hierbei mit, daß ««Herr« trübere Geschälte den Forderungen der Gehilfen entgrgrnqekomme» eieu uno denselbru annehmbare Eoucesfionen gemacht hoben Er empfahl, die Sach« nicht ans dte Spitze zu treiben und drn aus seine» Antrag in der Darisrommissioa ge lobten Beschluß auch io der Versammlung anznnehme», b dt« 10 Pcorent von dem im Tarife aufg-stellie» Lohnpretirn nachzuloffeu. womit die Möglichkeit gegeben sei, daß alle Meister dte Forderungen der Gehilfen bewilligten nnd damit der mit vielem Nachtdeil ver- Kunden« Streik vermieden würde. E« sei de«halb nicht nöthig, vo» der beschlossene» Lohusordernog abzugehea, sondern man könne di« rtzige Bewilligung der Meister al« eine Abschlagszahlung betrachte», die onzunedmen immer vortheilhaster sei al« da« Festhalte» an der ursprünglichen Forderuug and dte Erzwtnguag derselben dnrch «lue Arbeitsniederlegung, dte außer dem zweiselhaste» >»«gang «ach schwerschädigeud« Nachtheile für Alle mit sich brächte nnd groß« Ovser kostest». Al« Herr Henne nochmal« aussordertr, dnrch Herab- etzuug d«S Torts« um L b>« 10 Proreut den Meister» entgegn»» zukommen, wurde er durch lärmend« Zurnsr, »nter denen vielfach .Herunter" erscholl, am Weitersprecheu verhindert. Lrr Barfltzeud», Herr A lbrecht, trat mlt aller Energie dafür ei», daß Herr Henne weiter- pcechen konnte, doch »l« Letzterer darauf hiuwie«, daß es nur Einzelne eien, di« dnrch ihren ,,Lerrori«ma«" dte Arbeiter schädigte», wurde« wieder durch lärmende Anrufe uutrrbrocheu uud verließ dt« tzteduer» «ridüue. E« folgte htermif etue äußerst lebhafte vesprechuug, »» welcher fich eine große Anzahl Red»« bethetligtru, die alle fttr ha« sesthalteu an deu ausgestellte» Forderuugea «»träte, »uh zualetch >errn Henne ta scharfer Weis« verurthetlte», «eil e« die Sache der Gehilsea falle» gelasten Hobe. Zurufe au» drr Versammln»«, wte „Psul" und„verräther", begleitete» diese AaSlührange», besonder« bei der Mltthtiluug de« Herrn Dürr, daß Herr tzruue tu etuer LommissiouSfitzung erklärt Hab«, er würde, wen» di« Eommisfio» ans ihrem Standpunkte stehen bltebe, deu Barfitz »lederlege». E« folgte» hieraus einige Berichte au« Werkstätten, t» welchen die Meister de« Horderuage» iheilwecse eatgegengekomme« sind. Bemerke»«werth an« der DlScussio, tst »och die Behauptung de- Herr» Walther, »ach welch« unter deaJmmug-meisteru etueEouveutiouolstraf« vo» 900 ^l festgesetzt ist für denjeutaea Meist«, der mit der Lariscommissto» tu Berbtu- düng tritt. Bou Herr» Kulmeter wurde die Richtigkeit dies« Behaupt»»« angezwetfelt uud dauu wett« au«gtführt, da» durch dte Lehöhaag der Lähue auch de» Meister» et» BoetheU geschafft« wird, da hiermit der sogeuauuteu Schmutzroucurreuz «st thrr» Schleuderpreise» etue Grenz« ««zage» würde. Nachdem »och He« Slbrecht aus dir Noldweudigken drr Verbesserung der Lag« de« Schueidrrgewerbe« htugewirse». wa« er durch da« Singehr» «stwr Anzahl Meister aus die Forderuugea der Gehilfe» bestätigt fiudtt, ordert« er zum riumüthlgeu Zusammenhalte» aus, damit, wen» auch nicht die Forderung«» der Gehilseu tu ihrer aauzru Höhe, so h«ch wenigste»« est» für alle Wrrkstitteu etuhestlicher Lohosatz btwch» zesübrt wrrde. Sodann wurde» vo» der Versammlung »»et Seschlüst« gefaßt, vou deueu der erste lautet«: „Die heutlge «strut- lich« Schneidervrrsammluug erklärt sich mlt dem erste» Vorsitzende» drr Tariscommissioa uicht etaverstaud«» uud hält a» de» »»» der rüherea Brrsammlaag angenommene» Tarif voll uud ganz fest"; währeud der andere: „Die heute t» der Tonhalle tagend« öffentliche Versammlung der Schueiderqebillea verspricht trotz der bigherlge» Abmachungen ta einzelnen Werkstätten voll und ganz sür de» Tarts eiuzutreten", lautete. Der oo« der Versammlung elngebrachtr An trag. die Tantcommisston auszulöse» und dagegen eine Streikco»- miision zu erwählen, wurde nicht angenommen, sonder» dagegen bo- chlossea, die Tarifcommissioa mit der Weltersührnag der Geschäfte zu betrauen »ad dieselbe durch Ersatzmänner »n verstärke». G« wurden hierzu dte Herren Kulmeter, Votat, Walther «b Wärner erwählt, wozu noch bemerk» werden muß. daß Herr Heu»« sein Amt al« Vorsitzender der Tartscommisfion freiwillig »tederlegw und an« der Eommijsioa ousschied. 2« wurden sodan» »och me jüngere» unverhelrathetea College» ausgesordrrt, adz»reisen, «d Chemnitz «mpiohlen, wo Arbeit in ou«relchender Weis« z» sind« sei. Wetter forderte der Vorsitzende aus, olle Angebote der Meister sofort der Lommisstoa za melden und sich auch an diese bmügllch der zu empfangenden Unterstützung zu wende». Ferner wurde be stimmt. daß in Werkstellea, in denen der Tarif von de» Meistern anerkannt wird, weiter qeorbeitet werden soll, aber dt« Commissi», ist hiervoa ta Kenntuiß zu setze». E« Ist sonnt der Streck der Schneider mit dem heutigen Tage t» vollem llmsaage eiugelestrt. Ob sich ober alle Gehilfen daran betbeiligrn, bleibt immer noch etae Frage, da die aelirige Versammlung nur au« einem Theil der hier arbeitenden Geyilse» bestand. Der Schluß der Versammlung, bst im Ganze» «tuen sachliche» Verlaus »ahm, erfolgte gege» Uhr. Entscheidungen des Reichsgericht«. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Die vereinigte» Strafsenate deS R.-G. habe» am 7. Juli v. I. folgenden Rechissatz beschlossen: Derjenige, welcher t» der Absicht, lediglich Nahrung-- oder Geaußmittel von »nbedeulendem Werth« oder i» geringer Menge zum alsbaldigen Verbrauche zu entwende», in einem Gebäude ein Behältuiß erbricht, demnächst ober tu Folg« eine- »ach dem Erbrechen gefaßten neue» Enischluffe« Sache, anderer Art au» diesem Behältnisse stledlt, begeht in dem Fnlle, wenn eine einheitliche That vorliegt, einen schweren Diebstahl, dagegen in dem Falle, wenn mehrere selbststiadtge Thate« voriiegen, «inen einfachen Diebstahl. Veranlassung hotte hierzu die Strafiach« wider den Hütejungen G. aut S. gegeben, wttcher, weg«, schweren Diebstahl angeklagt, vom Landgerichte nur wegen einfache» Diebstahl« vernrtheilt war and zwar auf der Feststellung: daß der anae- klagte Hütejunge S. G, geboren 30. November 1870, zu S. am 11. No vember 1885 119 ^ daare» Geld, — Gold- »ad Silbermünzen, — de« Wirtye V. al« tremde bewegliche Sachen in der Absicht rechiswidrigrr Z»- eiguung weggtnommeu hat, und daß der Angeklagte bet Begehung der Handlung die zur Erkeuntaiß ihrer Strafbarkeit erforderliche Einsicht besaß. Dagegen ist nicht sür seftgestellt erachtet, daß der Diebstahl v-rübt ist an« einem Gebäude mittelst Erbrechen- eine« Behältnisse«. Da- Landgericht erklärt folgenden Sachverhalt für dorgethan: Am Tage der Tdot «rar der Angeklagte Hütejunge im Dienst de« Wirth« B, deffen Effekten, und unter diesen ei» verschlossener Kasten, in drr Scheune sich befände». Der Angeklagte, welcher damal« Hunger hatte, glaubte, «< sei Beod ia dem Kasten, obwohl die« auch smist nicht der Fall war; er wußte nicht, daß fich Geld in dem Kaste» befiade; wollte nicht beliebige in dem Kasten etwa befindliche Gegen- stände sortnehmen, sondern hatte lediglich, um seinen Hunger zu stillen und Brod zu erhalte«, die Absichi, au- dem Kaste, darin veemutdete Nahrung«, oder Senußiiiiitcl von «nbedeute»- dem Werthe und iu geringer Menge zum alsbaldigen Gebrauch sich zuzueigue«. Er erbrach nur in dieser Absicht mittelst eine« Nagel« gewaltsam da« Schloß de« Kasten- und sah in dem geöffneten Kasten einen Beutel mit Geld. Jetzt erst, nachdem da- Erbreche» ftattqefsnden hatte, und iu dem Momente, al« derselbe da- Geld erblickte, saßt, er den Entschluß, „Geld ' zu nehmen, griff in de» Beutel, nahm eiue Hand voll Münzen heran«, versteckte sie i» dem Walde, gab sie aber nach entdecktem Diebstahl an den Bestohlenen zurück. Da« Landgericht hält hier nicht einen schweren, wildern nur eine» ein fachen Diebstahl im Sinne de« 8 242 de« Gtras- geietzbuch- sür vorliegend nnd tühtt in di-ser Beziehung an«: Nach dem eonstlitirten Sachverhalt habe da» Erbrechen de« Behältnisse« nur znm Zwecke des seiten« de« Angellagtcn von vorn herein lediglich beabsichtigten — beim Versuche verbliebenen — Mandranbe«, und nicht zu dem Zw-cke de« erst nach dem Er- brechen de« Kasten« von demselben beschlossenen und demnächst allein zur Ausführung gebrachten G>ldd,ebstat,lS stattgeiundrii. Dieser Gelddiebftahl habe erst mit dem späteren Ei»'ch»ß zu seiner Verübung begonnen, Hab« mithin zu dem früheren Erbreche» de- Kasten« keine andere Beziehung, als eine rein zeit liche, indem er sich an da« vorberg-bend« Thun de» An- geklagten nur äußerlich unmittelbar ansch»ßc. Der Vorsatz, vo» welchem der ouSgesührte Geldd ebstahk getragen wurde, bab« da« Qiial-fic itionSinoment de« „schio-ren" D ebstahl» — da« Erbreche» de« Behältnisse- — nicht nnisaßt. Letztere« sei aber die Boiau«. sctzii-ig jede« schwere» D el-ftahl«', daß sction da« Qualifikation«, monent von demselbe » Bc > satz getrogen w>> > de, in welchem al-bann dir Handlung selbst anSgesüdrl wurde. D.mgeniäß dürfe vorliegend da« QiialificatwnSmomen» de« Erbrechen» de« Kai:«»- nicht sür den au«- gej-ibrten Gcledirbstahl deranq-zvgkii werde», da eS ganz außerhalb diese« Thatdestonde« liege. Die känialiche Staai-a.-wiltschast rügt verl-tzuag de« 8- 243 Nr. 2 de« Strafgesetzbuch«, weit nee vo, de» Angeklagten begangene Diebstahl an drn «eldstückea ei» Diedftadk, begangen in einem Gebäude mittelst Erbrechen» eine« Behätt- »istr«. selbst bei der Annahme de« Landgericht» lei, daß der Au-
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