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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870422
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-22
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1887
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2256 di« fünfte Novelle noch manche andere folg« könne; im Ver lauf des Artikel» aber wird gesagt: Die päpstliche Kundgebung über die lircheipolitische Bor« la r>e ist keine von jenen Acten de« h. Stuhle», welche im katholischen Lolke Deutschlands mit ungemischten Gefühlen begrübt werden. Auch das Schreiben an den Erzbischos von Köln wird ausgenommen werden mit tiesec Ehrerbietung, mit d.>. unerschütterlichen Bewußtsein, daß die hohe, herrliche, gewaltige Aus?, ibe. welche Sott gerade heutzutage den Katholiken unsere« BaterlanvcS zugewiese» zu haben scheint, nnr von treuen Gliedern der Kirche gelöst werden kann; aber damit ver bunden wird fein Zweifel und Sorge: War das »ölhig? Konnte nicht mehr erreicht werden- ... Die Ihatsache wird bleibeu: der Feldzug, welche» der ehemalige Minister Falk nebst seinen vorder». Hinter» und Flügcl-Männern gegen die katholische Kirche in Preußen unternahm, hat mit einer schweren Niederlage geendet. Lin anderes ober bleibt ebenfalls: die Anzeigepslicht und damit die Gefahr, daß die LtoatSregierung aus Umwegen durchsetzt, wa« dem Front - Angriff nicht gelang . . . Aber wir begreisen den Unmutb darüber, daß jetzt unter Zulassung de« heil. Stuhles ein Entwurf Gesetz werden soll, welcher der Regierung ein tbatsächlich unbedingte« Veto gegen jede Ernennung zu einem katholischen Psarramte rin räumt Ge rave unser braver KleruS hat die Last «ad Hitze de« Kampfes getragen: " hat eia bessere« Schicksal verdient, al« die Abhängigkeit von einer Regierung, bei welcher über die Besähiguug zum geistlichen Amte ganz ander» al« geistliche Eigenschaften ent» scheiden . . . Das Schreiben nimmt Bezug aus Verhandlungen über „eine gütliche Vereinbarung, wie die Sache gedeutet und welch« Norm b.solgt werden muß, wenn einmal der Bischof etwasAadereS will, als der Oberpräsident erstrebt", und gleichzeitig erfahren wir. daß der h. Stuhl in dieser Hinsicht im Wesentlichen sich an die be» züglichcn Anträge de» Herrn Bischofs von Fulda anschließt. Ob aus diesem Wege etwas Erhebliches gewonnen wird? Wir fürchten sehr, das, im CouslictSsall hinter dem Oberpräsidenlen die Nacht steht, und in dieser schlechten Welt geht nicht selten Macht vor Recht oder Billigkeit.... Zahlreiche Zuschriften, die un« und andern katholischen Blättern zngehen, zeigen deutlich die Erbitterung, von welcher die Geistlichkeit bei der Aussicht erfüllt ist, unter „die E»n- trolc der Gc»darinei> und Orlsvorsteher" zu kommen; die Herren haben Recht, und eS sollt unS nicht ein, Dinge weqdiSpntiren zu. wollen, die so bestimmt komme» werden, wie die Maßregelungen der Alülhczcit de; CultuikampseS. Aber wir hoffen, daß die Rechnung ohne be» Wirth gemacht ist, daß der katholische KleruS dcnselben entschlossenen Widerstand entfaltet, wie in den siebziger Jahren. Je »ichc er sich um das Einspruchsrecht kümmert, desto schlimmer wird cs gehandhabt; je einmiitkiger er eS ignorirt, desto sicherer füllt diese Kriegsmaschine ins Wasser. Die „Germania", welche gestern zornig da« päpst liche Schreiben dein Urtheil ihrer Leser überantwortete, schreibt heule: Das; die Ecntrnmspresse sich als katholisch erweisen wird, ist ohne Zweifel, die Nichlbesriedigung über den Kirchengesetzentwurs in der HerrenhauSsasjung aber war Gemeingut der katholischen Sffentlichen Meinung, mit Ausnahme einiger katholischer Berräther und Feig linge im Clilturkanips, die sich jetzt aber in den Vordergrund drängen »lüchten, und mit Ausnahme einiger wenigen Unklaren» Vertrauensseligen. Gutniüihigen, Höflinge, Streber rc. Da bat der Papst den Spiegel, in welchem er sich selbsterkennen soll! — Die kleine nllramontane Presse geht noch deutltcher mit der Sprache heraus; so bemerkt die „Neisser Zeitung", die von Herrn WinLthorst aus der Kölner Bersammlung formulirte Grabschrist de« Centrum« müsse dahin ab« geändert werden: „Bon den Feinden nie desiegt, von den Freunden nie verlassen, aber vom Papste, für besten Rechte e« 17 Jahre gestritten und gelitten, verleugnet." r « « * Ueber den neuen Gesandten der vereinigten Staaten beim W iener Hofe, Herrn Alexander Lawton. verlautet aus amerikanischen Kreisen, daß er dem Süden entstammt und sich durch persönliche Eigenschaften sowohl, al» durch «in bedeutende« Vermögen und eine geachtete, gcsell- fchastliche Stellung große Popularität in der ganze« Union verschafft hat. Bisher hat Mr. Lawton nicht im Staat« dienste gestanden; im Geaentheile gehörte er während de» nordamerikanischen Bürgerkriege« dem Heere der Südstaaten al» General an. Dieser Umstand mag dazu beigetragen haben, daß der Congreß. al« Mr. Lawton vor zwei Jahren für den St. Petersburger Gesandtschaft-Posten in Vorschlag gebracht wurde, seine Wahl nicht bestätigte. Die nunmehrige Bestätigung seiner Wahl für Wien zeigt, daß seine politische Vergangenheit nicht mehr al» Hinderniß feiner Verwendung im Staatsdienste angesehen wird. Die Nachricht von seiner Ernennung rum Gesandten in Wien hat in den Bereinigten Staaten allseitige Billigung gefunden. — Ueber die zukünftige Verwendung de« bisherigen Geschäftsträger«. Mr. Fenner Lee, liegt zur Stunde keine Andeutung vor und e» ist unbestimmt, ob er nach den Vereinigten Staaten zurückberusen werden, oder weiterhin im diplomatischen Dienste Verwendung finden wird. * Der dänische StaatSrath hat den Marine minister ermächtigt, außer den im Finanzgesetz für 1887/88 vorgrschlagenrn und von beiden Kammern genehmigten Be trägen aus sein Budget noch 2,128,500 Kr. aufzunehinen, und zwar 850,000 für neue Kriegsschiffe und Fahrzeuge, namentlich für 2 Torpedoboote t. Elaste 550,000, 2 Boote 2. Elaste 200,000, 07,000 für passive, 200,000 für active Seemine» 55,000 als letzten Beitrag für Slahlgranaten, 40,000 für Granalkartuschen. 87,000 für 10 Stück 37 mm Hotchliß Revolvcrkaiionen. Ebenfalls sind über die bewilligten Summen hinaus dem Krieg-minister fast 4>/i Millionen Kronen zur Vcrsüguiig gestellt, darunter 947,932 für da« militairische Gendarmcncorpö, 44,000 für braune« prismatische« Pulver 05,000 für eine Batterie schnellschießendcr Kanonen, 625,000 sur Armirung der ttüstenbatterien bei Charlottenlunb und Kartrup, 66,000 für Beleuchtung derselben. 808,000 für 12 Stück l7cm Krupp'sche Stahlkauonen zu Pröversteen» Easemakle», >l 0,000 für 10 Stück schaellschießende Kanonen für Kopenhagens Befestigung. 550,000 für Positionsgeschütz, 1.200.000 Kr. sür Feldbefestigungen bei Kopenhagen. Außer dem sind noch bedeutende Summen dein Minister sür Kirche»- und UnlcrrichtSwesc», sür Verbesserung de« Scbulmalerial», Verbesserung der Geballer der Lehrer, Aufführung neuer Schulgebäude, Zuschüsse an Realschulen u. f. w. überwiesen * DaS Gerücht, daß der Kaiser von Rußland die ge plante Reise zu den Don-Kosaken aufgegeben habe, erhält sich. Der Entschluß des Zaren soll einen schlechte» Eindruck hcrvorgeruseii haben, da er dazu angethan sei, die in gut unter richteten russischen Kreisen seil geraumer Zeit in Umlauf befind liche» Gerüchte über die mißlichen Zustände unter den Kosaken zu bestätigen. Non anderer Seite wird dagegen behauptet, der Kaiser werde dir Reise nach der Krim doch machen und während seines Ansenthalle« daselbst wiederum dem Stapel lau, eine« neuen Panzerschiffe» der Schwarzenmcerslolte bei wobneu. Der Marineminister Schestakoss sei behus« einer Bvriuspcclion bereits nach dem Süden abgercist. * Die wiederholt gemeldeten Rüstungen Monte ncgro« sind bekanntlich von dem osficiellen Organ der snrstli.'-en Negierung, dem „GlaS Ernagorca". dementirt Wort Run brachte ei» in Zara erscheinende» Blatt, der „Sip.o List", welche» notorisch au- denselben Quellen wie da« vorgenannte ossicielle Organ schöpft, jüngst eine au« Konstan- tinopcl datirle. aber sichtlich au« Eettinje inspirirte Eor- respondenz, in welcher nicht blo« die Tbatsache der montene grinischen Rüstungen zugegeben wird, sondern auch über die Tendenz und die Richtung dieser Vorbereitungen gewisse An. deutungen gemacht werden, die für Oesterreich-Ungarn von speciellcm Jnlereste sind. Au« dieser Eorrespondenz geht näm lich hervor, daß der Vertreter Montenegro« bei der Pforte, Herr RakicS, über diese Rüstungen in freundschaftlicher Weise befragt worden ist. Die Pforte habe die« — meint der Cor- respondent — nicht au» eigener Initiative, sondern „aus An« stiften irgend eine» Andern" gethan. Herr Ralic« habe ge» anlworlet, daß Montenegro ivie alle übrigen großen uud kleinen Staaten rüstet, daß aber diese Rüstungen Niemanden bedrohen, am wenigsten die Pforte. Der Eorrespondent fügt binzu. Montenegro richte sein Verhalten zur Türkei ganz nach dem Beispiele Rußlands ei». Da Rußland mit der Türkei gegenwärtig ausrichtige Beziehungen pflege, so halte e« auch Mouteuegr» in derselben Leise. Zwischen Rußland und der Türkei werde e« diesmal zu keinem Zusammenstöße kommen, und delhalb auch nicht zu «ioem Zusammenstöße zwischen Montenegro und der Türke«. Die montenegrinischen Rustungen bedrohten auch durchaus nicht dirTürkei, sondern jemanbAndern. * Der Pariser »Temp«" veröffentlicht über dir Unter redung de« augenblicklich iu Pari« weilenden französischen Botschafter» in London, Waddington, mit dem Minister de» Aeußrrn, Flouren«, folgenden Bericht: Die Unterredung war lang und berührte alle Puncte. über welche gegenwärtig zwilchen England und Frankreich »erhandelt wird. Waddinglon «heilte mit, daß die Unterhandlungen wegen der Dheilnahme Englands an der Ausstellung von 1889 einen guten verlaus nehmen und An«stcht vorhaavea ist. daß bald ein besriedi- >end«r Abschluß erziel« werde. In der Neu-Hebridea-Angelegeakeit »che man gegenwärtig die Grundlagen eine« sür die beiden Nationen aanedmbaren wocka» vivsväi auszuftellea. Ohne im eigentlichen Sinne de« Worte« die Inseln zu besetzen, odae selbst eine amtlich« Schutzherr, schaff zu errichten, werde Frankreich da» Recht erhalte», dort Nieder- lassungen zu gründen, beim Autbruch von Unrnhen Drappen dorthin zu senden u. s. w. Auch in dieser Sache scheint also eine Regelung nahe bevaizuftehen. Waddinglon glaubt auch, daß ein Eiuverständnitz über di« Neutralistrung de« Surz-Eaual« nicht allzu fern sei. Bekanntlich wnrde in Folge der Auslösung der zu diesem Zweck am Quai d'Orsay versammelten interaatioaalea Lanserenz deschlaffen, die Verhandlungen aus dem diplomalischea Wege sortznsetze». Sie wurde» znnschru England und Frankreich weilergesührt ans der Grundlage, daß die Flotte» der Mächte zu jeder Zeit durch den Eanal ähren können, daß keine Befestigung an seinem User errichtet werden dürfe, und die AnSsühruag der Llausela von einem internationalen Ausschuß überwacht werde» solle. Waddiagton besprach de« wei- teren die verdandlunge» über Eghpteu. Bekanntlich sind«» die- elbea in Kouftoniinopel statt. Gewisse Anzeichen lassen voraus- setzen, daß England wenig geneigt sei, Frankreich an de» Be sprechungen iheilnehmen zu lasten. Die Berhanvluage» über diesen Plinc« werden wegen der großen Anzahl von Frage», die dabei zu Tage treten, ziemlich langwierig sein. Endlich sprach Waddiagton über die Lag« an der Somali Küste. Wie man weiß, waren nach der Besitzergreifung von Obok, der Bai von Todjurah und von Ambudo und nach der Niedermetzelung der Matrosen ve« „Pingouin" wischen dem Schisffcapitain Keng und dem sranzösischen Loniular- Igenten Henry wegen der Schutzherrschast über Doagarrta Schwie rigkeiten entstanden. Die beiden Agenten wurden «ach Uederein- knusl ihrer Regierungen abberuseu. ES handelte sich darum, die Wiederholung ähnlicher Vorfälle zu verhindern. DaS war ober nicht o leicht. Zu gewissen Zeiten kommen nämlich Karawane» an« dem Innern nu die Küste. Die Hiupilinae verknuse» dann gegen Ge wehre, Pulver und andere enropiisch« Waarea dir Schutzherrschaff über gewisse Theile de« Inner». Und wie e« häufig aus der West küste vorkomint, treten dieselbe» Leute ihr SouveraineiätSrecht nach einander an Europäer der verschiedensten Nationalitäten ab: selbst Kammeltreiber, die sich Titel «ad Macht aamaßeo, welch« sie nicht besitzen, treiben diesen Handel. Man begreift, daß dir Tonsuln, welche ihre LandeSangehörigen zu beschützen suchen, sich in Folge dessen unentwirrbaren Schwierigkeiten gegenüber befinden. Die beiden Regierungen haben also die Giltigkeit dieser mehrsach ab- leschlosseaea Verträge zu prüsea. Selbstverständlich stad derartige Angelegenheiten nicht dazu oagethau, ernstliche Streitigkeiten zwischen den betreffende» Eabinetea herbeizusühreu. * Gegen de» früheren Marschall Bazaine hat in Madrid, wie bereit« telegraphisch gemeldet, ein AttentatS- versuch stattgesunden. Dem »Journal de« DLbatS" gehen hierüber nähere Miltheilungen zu, au« denen sich ergiebt, daß ein Individuum sich bei Bazaine einführen ließ und ihm sogleich einen Dolchstich versetzte, wodurch der Marschall am Kopse blutig verletzt wurde. Al« aus die Hilferufe Bazaine'« Leute herbeieiltea, wurde der Mörder, der zu enifliehen versucht hatte, am Fuße der Treppe ergriffen und verhaftet. Derselbe ist Franzose, Namen- Louis Hillairand, in La Rochclle geboren und etwa 30 Jahre alt. Er erklärt, daß er eine patriotische Mission erfüllt habe, die ihm »von Gott über tragen" worden sei. Die Verletzung de» Marschalls Bazaine ist keineswegs, wie zuerst telegraphisch gemeldet wurde, eine leichte, sondern immerhin bedenklich, da da» Vorhandensein eine« Knochenbruchr« scstgestelll wurde. Bei der eingelritelen Untersuchung bekundete Bazaine, daß Hillairpud bereit« am Tage zuvor in seiner Wohnung erschiene» sei und um eine Unterredung für den nächsten Tag nachgcsucht habe. Al» der Fremde dann am nächsten Tage erschien, zückte er, nachdem er nur wenige Worte mit dem Marschall gewechselt hatte den Dolch, mit welchem er da« Attentat auSsührte. Wie die Epoca" mittheilt» soll die Spitze de» Dolche« nach der Au« sage de« Mörder« vergiftet gewesen sein. * DaS Facsimile de« iu der ..Times" veröffentlichten an geblichen Briese« Parnell'«, der sich aus den Phönix parkmord zu Dublin bezieht und vom l5. Mai 1882 datirt .st. lautet: „Ich bin nicht überrascht über den Zorn Ihrer Freunde, aber er »uv Sie sollten wissen, daß die Mißbilligung der Mord« da« einzige Verfahren war, da» unS offen stand. Dies prompt zu thun, war selbi'ivcrstäirdlich unsere beste Politik. Sie können ihm und ollen Anderen jedoch sagen, daß. obwohl ich den Zufall von Lord Laveadish'S Tod bedauere, ich nicht umhin kann, zuzugeben, daß urke nicht mehr erhielt, als er verdiente. ES steht Ihnen frei, diese« Schreiben ihm und Anderen, denen Sie trauen können, »eigen, aber lasten Sie nicht meine Adresse bekannt werden, kann nach dem Hause der Gemeinen schreiben. Ihr rrgebeuster Lharle« S. Parnell." Die öffentliche Mißbilligung de« Morde«, aus welche der Brief sich bezieht, bat wiederholt stattgesunden, und zwar am 7. Mai, dem aus den Mord folgenden Tag. durch ein Manifest Parnell'«, Dillon'S und Davitt'S Namen« der Lanbliga an da« irische Volk und am 8. durch «ine im Name» seiner Parteigenoffen von Parnell im Unterhaus« abgegebene Erklärung. Parnell hat kürzlich im Unter- Hause da« Facsimile eine .schurkische, unverschämte Fälschung' grnannt; die .Time«" aver hat in Voraussicht der Ab leuanung zugleich mit der Veröffentlichung de- Facsimile« erklärt, daß die Echtheit de» Original« durch bloße Ber leugnung nicht au» der Welt geschafft sei. Weitere Auf klärung wird ja noch folgen. Der Adressat de« Briese« soll, der .Time«" zufolge, der ehemalige Cassirer der Landliga, Egan. gewesen sein. (Siehe Leitartikel.) * Wie au« Hyderabad telegraphirt wird, hat der bekannte Premier-Minister de« Nizam, Sir Salar Jung, seinen Posten niedergelegt und ist mit monatlich 17,000 Rupien pensionirt worden. E« soll schon seit längerer Zeit «ine Spannung zwischen dem Nizam und seinem Premier be standen haben. durch die Hilfe de, Mtramontanen) abgegeben: «924 social- demokratische, 4545 nationalliberale. 3348 ultramontane uud 985 .freisinnige" Glimmen. Dagegen fielen bei der bieS- jäbrigea Wahl aus dem sccialdemokratische» Candidalen 8024^ aus den nationalliberalen 1l,646, aus den ultramon tanen 3393 Stimmen. Man sieht also, daß die Wahl de« nationalliberale» Abg. Böhm keineSweg« durch einen Stimmen rückgang der Socialdemokralen, sondern durch den höchst bedeutenden Slimmenzumach« der Nationalliberale» er folgt ist. * Die rheinisch-westfälische Demokratie hat am »7. d. Mt«. >n Dortmund einen.Parteitag" gehalten. E« waren nach einem Bericht der .Rheiniscb-westsälischen Zeitung" nicht ganz 40 Parteigenoffen zugegen. Der demokratische Verein für Rheinland und Westfalen zählte nach dem vor getragenen Jahresbericht im verflossenen Jahr 52 Mitglieder. Die Einnahmen beliefen sich aus 97 -F, die Ausgaben aus 82 der Verein hatte also einen Cassenbestand von l5 Und diese Satire auf eine politische Partei erging sich dann noch i» hochtrabenden Redensarten! » Durch di« Zeitungen gehe» Mittheilungea über eine lkede de« national liberalen Reich«lag«abgeordnelen bissen 6, nach welcher in der nationalliberalen Fraction ffeigung zur Erhöhung der Tabaksteuer sich gezeigt haben oll. Der genannte Abgeordnete muß da vollständig miß verstanden worden sein. Die Fraction denkt wenigsten« absolut nicht au eine stärkere Belastung de« Tabak« und hat auch mehr dar»» gedacht. kil-6. Berlin, 20. April. Die Mehrheit de« preußi che» Abgeordnetenhauses scheint da» Bestreben zu »abrn, bei der Kirchen Vorlage sich auf kurze Erklärungen zu beschränken. Insbesondere wird die» vom Centrum er wartet. Den ablehnenden Standpunkt der Nationalliberalen wird wohl der Abg. Gneist darlegen. Die Fraction wird CommissionSberathung beantragen. damit aber vorau-sichttich nicht durckdringen. Die Annahme der Vorlage nach den Zerrenhausbeschlüssen durch eine conservaliv-klerikale Mehr est Uscheint vollkommen gesichert, AbänderunaSanträge haben keineAluSsicht auf Erfolg, und e« ist noch fraglich, ob sie überhaupt gestellt werden. Einzelne Freiconservative sollen egen die Vorlage stimmen wollen. Auch die Deutschfrei- inuigen scheinen gespalten zu sein. Die Verhandlung, zu welcher auch der Reichskanzler erwartet wird, dürfte unter diesen Umständen einen sehr raschen Verlaus nehmen. Jur Lage. lil-6 Berlin, 20. April. In parlamentarischen Kreisen sind Gerüchte verbreitet, nach denen sich der Nachtrag«- »tat bedeutend höher stellen soll, al- die bisher umlausenden Nachrichten angeben. E« scheint, daß in den letzteren die strategischen Bahnen, welche allein etwa 90 Mill. Mark kosten sollen, nicht mit gerechnet waren. Die Regierung soll in ... . Anbetracht der Bedeutung der Vorlage sür die mllitairische Nun brachte ein in Zara erscheinende« Blatt, der Sicherheit die äußerste Beschleunigung der Erledigung wünschen. ' ' » Doch wird Bcrathung in einer Commission nicht zu umgehen sein, um so weniger, al« mancherlei militairische Aufklärungen hier bester al« im Pl-num erfolgen können. Die Vorlage wird am Freitag im Reichstag erwartet und dürste zu An fang nächster Woche aus die Tage«ordnung gesetzt werden. Die Theilnabme de« Reichskanzler« bei dieser Verhandlung wird mit Sicherheit erwartet. * Berlin, 29. April. Der Abg. Singer hat iu der gestrigen RrichstagSsitzung behauptet, di« Verhäng»»; de» kleinen Belagerung«zustande« über Offen- bach sei nur erfolgt, um dort dem regierungsfreundlichen Candidalen bei der RrichstagSwahl den Sieg zu rrmvglichen. Da« kann doch nur heißen, daß durch Verhinderung der socialdemokratischen Agitation dem nationalliberalen Eandi» datea ein künstlicher Vorsprung verschafft sei. Dem gegen über ist folgende Nebeneinanderstellung nicht ohne Interesse. Im Jahre 1884 wurden im Wahlkreise Offenbach bei ber erste» Wahl (gewählt wurde Liebknecht erst i» engerer Wahl * Au« Berlin wird un« geschriebeu: Da» von dem freisinnigen Abgeordneten Munckel bei der Be- rathuiig de« Antrages Singer im Reichstage für die Social demokraten beonspruchte „Recht ans Agitation" konnte setbstverstönd- lich von der nationalliberalen Partei nicht anerkannt werden. Wir haben weder Pflichten der Dankbarkeit gegen die Sociatdeuiokratie ür geleistete Hilse bei den Wahlen zu erfüllen, »och können wir unS in Fragen der praktischen Politik aus allerlei SentinientalitSlen einloffeu. Der Grundgedanke des Ausnahmegesetze« gegen die ge- meingesäbrlichen Bestrebungen der Socialdemokratie, welche« ja von unseren Freunden im Parlament gebilligt wird, geht doch dahin, daß nicht jede politische Agitation ohne Ausnahme im Staate existeiizberewtig» ist. daß diejenige mit den Machtmitteln des Staates u unterdrücken ist, welche sich in gemeingefährlicher Weise, wie >ei der Socialdeiiiokrotie, gegen die Grundlage» der bestehen den staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung richtet. Diele Semelngesährlichkeit ist aber nicht geringer, wenn die sociali stijche Agitation von der ParlomentSiribüne, sür die Massen draußen, al« wenn sie in turbulenten Arbeiterversammlungei, bewiesen wird. Soweit die Privilegien des Parlamentes, die versaffnngSmäßig garantirte Redefreiheit der Abgeordneten, die straflose Veröffentlichung parlamentarischer Verhandlungen die ge- meingesihrliche Agiianoa der socialistischcn Abgeordneten aus der Dribüne des Reichstage» ermöglichen, wird man aus höheren Rücksichten dieselbe als uothweiibigeS Uebel in den Kauf nehmen müssen. Diese Liceuz oder über die Grenze deS absolut Roth- wendigen, über den klare» Wortlaut des Ges-tz-S hinaus auSzudehne», liegt irgend ein stichhaltiger Grund nicht vor. Das Gesetz ist in dieser H »sicht aber klar und nicht niißzuverstehen. Es ordnet die eitimalige Vorlegung der Rechenschaftsberichte über den kleinen Be logerungSzusland sür die Regierung an. Hat die Regierung dieser Pflicht genügt, der Reichstag ober au» irgend welchem Grunde die vorgelegten Berichte in der betreffenden Session nicht diSculirt, so kann von der Negierung eine wiederholte Vorlegung nicht gefordert werden, wenn sie e« nicht freiwillig tbut. Zu dem letzteren Vor- gehen wollte der freisinnige Redner allerdings eia irodils ofüeiuw der Regierung construiren. Er übersah aber dabei, daß Regierung und Majorität zunächst da« nobile olLcium der ordnungliedendea Bevölkerung gegenüber haben, die destructiven Agitationen der Social demokratie aus da« möglichst geringste Maß zu beschränken. Wie wir schon mehrfach betont haben, beginnt in einzelnen frei sinnigen Kreisen da« Gesicht durchzudringen, daß diese kleinen Koketterien mit der Socialdemokratie, die sofortige Aushebung de» Ausnahmegesetze« allein nicht ausreichen, daS socialpoliiische Programm der Partei auSzusüllen. Wir wiesen auch schon daraus hm. daß diese Tendenzen aus einem freisinnigen Parteitage zum energischen Ausdruck kommen würden, daß sie sich aber nicht der Sanciion de» Parteigewaltigen, des Abgeordneten Richter, erstellen. Unter dem Vorsitze de- vr. Max Hirsch hat sich in den letzten Wochen rin freie socialpolitiiche Commission gebildet, in welcher von bekannteren Persönlichkeiten nur noch die Abgg. vr Barth, Bcömel Eberty. vr. Herme» und Schräder sitzen. Weitere Mit glieder sind einige jüngere fortschrittliche Rechtsanwälte, eia vaar Fabrikanten und wohl mehr zu decorativem Zwecke einzelne Arbeiter- agitatoren der Hirsch - Duncker'schen Gewerkvercine. Die Herren wollen „Maßregeln zum Besten der arbeitenden Elasten im Sinne der deutich.sreistnnigen Partei vorbcreiten und sörder», namentlich den Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaften Anregung und Material zur Behandlung solcher Fragen geben". Zunächst wollen sie dir Jnnung-stage bearbeiten. Sie haben dir sreijinnige Fraction VeS Reichstag- und,deS preußischen Landtags von ihre,» Vorhaben in Kenntniß gesetzt und deren Mitglieder zur Theilnabme an ihren weiteren Berathungen cingeladen. Biel Entgegenkoiumen haben sie aber bei Herrn Lugen Richter nicht zu erwarten, tonst hätten die Herren Barth, Brömel und Genosten ihre socialpolitischen Tendenzen schon innerhalb ihrer Fraction geltend mache» können und der Matador der freisinnigen Socialpolitik, Herr vr. Max Hirsch, wäre bei den Wahlen von dem Generalissimus seiner Partei nicht au einen von vornherein verlorenen Posten gestellt worden. Zwischen Max Hirsch und Eugen Richter besteht schon seit langer Zeit eine latente Gegnerschaft, welche dem Erste«» schon längst ein Paria- menlSmontot voreitthalte» bat. StadtlyirdicnS Eberty ist noch au» seiner seceisionistischen Vergangenheit bei den Fortschrittlern striktester Observanz schlecht angeschriebev, weil er nicht sofort io die Fußtapsen seine« Vater«, de« alten StadtgerichlSrath«, getreten und sich der früheren Fortschrittspartei angeschloste» hat. Zwischen vr. Herme» und Engen Richter ist. seitdem die „Freisinnige Zeitung" die..BolkSzeitung" au« ihrem Leserkreise zu verdrängen sucht, eine Erkaltung der frühere» Vez ehangen eingetrete». Indessen muß man zugebe», daß dir Herren Hirsch, Eberty uud Schräder diejenigen in der freisinnige» Partei sind, welche sich bisher eingehender und praktisch mit socialpolitischen Fragen beschäftigt haben, während die Herren Barth und Brämel sich mehr die Zollvolitik als Specialsach erwählten. Nach den bisherigen Erfahrungen werden die social- poliiischea Recepte dieser Herren schwerlich da- R-chlcr'iche Placet erhallen, sie werde» schätzbare« Material de- freisinnigen Partei archivs bleibe» »»d vielleicht nicht einmal aus dem Parteitage zur DiScussio» gelange». Da» Projekt de« allgemeinen freisinnigen Parteitage«, «elche« die „Liberale Eorrespondenz" bestimmt ver kündete, wird vo» dem Richler'jchen Organ jetzt osficiell in Abrede gestellt, wenigsten« ans so lauge hinouSgeschoben, bi« aus den ver suchsweise zu inseenirende» provinziellen Parteitagen sestgeftellt ist, ob Richter od»r allzu große Furcht vor gegnerischen Strömungen einen allgemeine» Parteitag ia Scene z» setzen wagen dars. der beiden Eomitt« zur endlichen Verständigung führen »er- den. welche der schriftliche Verkehr der Depulanonen nicht zu erreichen vermochte. Da- Hinderniß bezieht sich auf die früher bestanvcne kroatisch-slawonische Militairgrenze. Bei Ein beziehung derselbe» in da« ungarische Staat-Wesen, wa« vor zehn Jahren stattgesunden. übernahm nämlich Ungar» die Verpflichtung, als Entgelt sür jene« Einkommen, welche« bi« dahin an« der Militairgrenze in die Casse de« ReichS- ffieg«niinisleriums floß, jährlich zwei Procent der gemein- aine» Ausgabe» im Voran« zu entrichten. Die ungarische 2uoten-Dcputation erklärte jedoch, daß ibr durch diese Be- iimmung die staatsrechtliche Integrität Ungarn« gesäbrdet erscheine und verlangte dringend die Streichung jener Ver pflichtung. Würbe indeß diese auch formell unberechtigte Forderung erfüllt, so müßten daran« schwere Nachtheile für die österreichische Reichshälfte erwachsen, weshalb auch das Widerstrebe» gegen jene Forderung der Ungarn sehr er klärlich ist. Selbst da» dem Ministerium de« Aus wärtigen nahestehende Wiener „Fremdenblatt" bemüht ich, den Ungarn begreiflich zu machen, daß der Wider- tand der österreichischen Deputation gegen jene Forderung der Ungarn nnr aus Gründen materieller, aber nicht staal«- rechtlicher Natur beruhe. Im Hinblick aus diese Umstände kann man also immerhin gespannt sein, zu welchem Ergebuiß die neuerding« aufgenommenen Verhandlungen führen werden. Daß dieselben von großer Wichtigkeit, geht auch au» der Reise de« ungarischen Minister-Präsidenten TrSza nach Wien hervor, wo er. wie e« heißt, seinen ganzen Einfluß zu einer endgiltigea Verständigung ausbieten will. Auch die Ankunft de« ungarische» LandeSvertheidigung« « Minister«. Feldmarschall » Lieutenant v. Fejervary in Wien, wird vielfach besprochen, da sie mit den Rüstungen Oesterreich-Ungarn», oder, wie die osficielle Um- chreibung lautet, mit den militairischen .Vorsichtsmaßnahmen" in Verbindung stehen soll. Thatsacbe ist jedenfalls, daß Frld- marschall-Lieutenant v. Fejervary bereit« längere Conserenzen nnt dem ReichSkriegsminister und dem österreichischen Lande«- vertheidigungs-Mimstrr, Feldmarschall Lieulenant GrasWelser«- hcimb, hatte. Wie wir gelegentlich unserer jüngsten Besprechung der lZerhältnisse in Böhmen vorauSgcsehen, haben die Forderungen de« jüngst auf der Sopbien-Jnsel zu Prag zusammengetretenen jungczechischen Congresse« auch außerhalb Böhmen« Auf merksamkeit erregt. Die .Proklamation", welche der Congreß vor seinem Ausemandergehen an die czrchische Nation erlassen, ist auch für die mehr gemäßigten und diplematisirenden Alt- czecheu beunruhigend genug. Wie au» Prag gemeldet wird, ordert die jungczechische Proclamation vor Allem zur Bildung einer selbstständigen nationalen Partei auf. die, von dem stet« urückhaltenden. mäßigenden Einflüsse der Altczeche» un- ehindert, die Rechte der czrchischen Nation zurücksordern soll. Die Proclamation beklagt, daß der czechischcn Sprache »och immer die Gleichberechtigung vorenthalten werde; daß eine ungerechte Wahlordnung der czrchischen Nationalität die ihr gebührende Vertretung im NeicbSrath und Landtag raube; daß die Autonomie der Czechen noch geringer ei al« jene der Polen und Kroaten; daß die wirlh- chastlichen Interessen de- czrchischen Volke« schwer vernach lässigt würden. Die Bundesgenossen, aus welche die Czechen bisher vertraut, hätten diese gelegentlich de» Scharschmid- chen Sprachen-AntraaeS und der Frage de« Banknolrnlexte« m Stiche gekästen. Auch die adeligen Verbündeten hüllen ich nicht bewährt. Dieselben suchten jede Aeußerung natio- lalcr und liberaler Gesinnungen zu unterdrücken. Alle« abzu- chwächrn, damit da« gute Verbältniß zu der conservativ- centralistischen Regierung sortbestchen könne. Dir Bemühungen der Altczechen, ihre Connationalen vo» dem Nutzen der Er lernung der deutschen Sprache zu überzeugen und die Iung- czcchen zur Versöhnlichkeit zu bewegen, werden von der Pro klamation durchaus abfällig beurtheilt. Nach derartiger Auseinandersetzung der „Beschwerden de« czechischcn Volke«" kommt die Prociamatiou zu dem Sckluffe: e« sei eiue Umkehr von der im Gefolge einer centralistischen Regierung seit 8 Jahren gewanderten Bahn nolhwendig; entschiedener Widerstand de« c;cchische» Volke« gegen jede Verletzung seiner Rechte, thatkräslige« Eintreleu sur dieselben erforderlich. Weder die von den Gegnern beabsichtigte Zerreißung ber staalSrechtlichen Einheit Böhmens, noch die Erhebung der deutschen Sprache zur Staatssprache sei zu dulden. Der czechischcn Sprache müsse in Böhmen und Mähren die vollständige Gleichberechtigung mit der deutsche» auch im AmtSverkehrc gesichert werden. Tie sonstigen Forderungen der Jungczechen sind: Wahlresorm, allgemeine« Stimmrecht, eine nicht durch Stempel, Caulion und Postbeschränkung eingedLmmte Preßfreiheit, unbeschränkle« BcrcliiS- und Versammlungs-Recht, ein nationale«, weder von der Bureaulratie. noch von der Hierarchie beherrschte« Schul wesen. Die serneren jungczechische» Forderungen sind rein wirlhschastlichcr Natur, zum Theil durchaus berechtigt, und habe» nicht« zu thun mit der Mißstimmung, welche die jung czechische Kundgebung in conservative» Kreisen und vor Allem bei den Altczechen hervorgerusen hat. E« ist begreiflich, daß diese Mißstimmung in den altczechischen Organen zu sehr energischem Ausdruck gelangt. Wie wir schon jüngst mitgetheilt, ist auch die jung czechische Presse über die Nachricht, daß mehr al« 200 reich«- deulsche Studenten ihre Studien an der deutschen Prager Universität sortsetzen wollen, gänzlich au« Rand und Band gerathen. E» ist geradezu unmöglich, die bei dieser Gelegen heit gegen Deulschland und die Deutschen gerichteten Wuth- auSsälle der jungczechischcn Presse wicverzngeben. Nur so viel sei bemerkt, daß z. B. die „KolinSke Novinny" (Koliner Neuigkeiten) jedem „patriotischen" Prager Czechen den Rath geben, sich eine „biegsame Birkenruthe" abruschiieidc». um damit den in Prag ankommcnben reichSdeutschen Studenten den „Rückweg zu zeigen!, der zu ihrem BiSmarck führt". — Die Agitation gegen die in Aussicht gestellt« Ankunft der deutschen Studenten in Prag ist in den czrchischen Volks kreisen bereits eine so hochgehende, daß die Statthatterei die Polizei-Direktion angcmiesen. jeden osficielle» Empfang der Studenten seiten« der dcutschen Universität oder deutscher Vereine zu verhindern. Wie die altczechische „Politik" be richtest soll den etwa ankommenden Sludente» vo» dem Polizei-Commiffariu« de« betreffenden BahnhoseS bedeutet werden, sich einzeln und ohne jede« Abzeichen nach ihren Ab steigequartieren zu begeben. E« heißt auch, daß die reichs- veütschen Studenten von der ihnen seindlichen Stimmung der czechische» Bevölkerung Prag« unterrichtet, die Reise da hin ausgegeben hätten. In Laibach ist unlängst, wie man sich erinnern dürste, da« dortige deutsche Stadttheater abgebrannt. Der nur au« Slowenen bestehende Laibacher Stadtralh will nun von der Wiedererrichtung eines deutschen Theater« durchaus Nicht wissen, sondern beabsichtigt, mit Hilse von LaiideSmittrln und einer öffentliche» Subscription ein slowenische« Nationaltbeater zu erbauen, dessen Kosten aus 300,000 Gulden veranschlagt sind. Auch sind bereit« Eiuleitungeu getroffen worden, um eine slowenische Schauspieler-Schule zu gründen, sür die sich bereit« zahlreiche Herren und Damen angemcldet haben sollen. Aus Gesterreich-lliigarn. * Zur Förderung de« Ausgleiche« mit Ungarn haben die beiderseitigen Ouoten-Deputakionen ihre Verhandlungen wieder ausgenommen, und zwar durch die au« ihrer Mitte gewählten Subcomits«. von denen da« ungarische schon vor einigen Tag» ia Wien riugetroffen ist. wäbrenv da» österreichische kurzWvor der Wiederaufnahme der Verbanklnngen gewählt wurde. Man ist in den politische» Kreisen beider ReichS- hätsteu gespauat, ob di« mündlichen Verhandlungen Aus der Schwei). * Die Schweiz erfreut sich bekanntlich gleich Belgien de« völkrrreckitlichen Privileg- der Neutralität. Diese AuSnabme» stcllung de« zwischen den vier Mächte» Deutschland, Oester reich-Ungarn. Italien und Frankreich eingebetteten eidge nössischen Staat-Wesen» ermöglicht demselben, den inter nationalen Vorgängen mit verhältnißinäßiger Unbefangenheit und der ruhigen Objektivität eine« uirbetheiligten Zuschauer« zuzublicken. daher man gewistermaßen berechtigt sein möchte, von der BerholtungSlinie der schweizerischen Politik wie von einem Barometer den jeweiligen Stand der internationale» Witterung abzuleseu. Wenn c« nnn kaum befremden konnte, daß vor Monaten auch die Schweiz den allgemein auftre» tenvru Krieg-besorgnisten sich nicht ganz zu entziehe» der»
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