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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Retaniou »nd Lrpk-Üioa IohauueSgaste 8. Sprrchllundrn der Uedarlioa: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. SU »,,»Itia»«d« ttn-tt-ndln »I-n-icttkt« «acht S4 die »t»d«ci>«» nicht «eediadlech. Snnad»« »er für die »ächftfsl-e«»« Nummer testtmuite« Jusrrste au wschentagen bis » Uhr Nachmittag», an Kanu» und Arfttage» frkd bis'/.« Uhr. 2n drn Filialen sür Ins.-Ännahmr: Ltta Klemm, UoiversilätSstrabe 1. Laut» Lösche. üotharinenstr. 28 Part, uns König-Platz 7, nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement»pret4 vierteljährlich 4»/, Mk. iucl. Brrngerlodn ü Mk.. durch die Bost bezogcu 6Mk. Jede eiuzelae Nummer 20 Pf Belegeremplar 10 Pf. Lebübren sür Extrabeilage» l>n Tageblatt-Forniat gesalzt) ahne Postdeiörverung 60 Mk. Mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile L0 Pf. Srühere Schrillen laut uns. Preitverzeichaiß. Tabellarischer u.Ziffernfatz nach höherm Tari>. tterlamen »ater dem RedaciiouSstrich die Sgeipqlt. Zeile 50 Ps., vor den Familieaaach richte» die 6gespalleue Zeile 40 Pf. Inserate siad sletS an die Expr-ttis» zu seadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeumueraruio oder durch Post« Nachnahme. 281. Dienstag den 8. October 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführung--Verordnung vom 11. October desselben Jahre« werden, auS Anlaß der Aus» slellung de» Einkommensteuer-Kataster- sür da- Jahr 1890, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit auf» gesordert: die ihnen behändigten HauSlistenformulare nach Maßgabe der daraus abgedruckten Be stimmungen auszufüllen und binnen 8 Tagen, von deren Behändigunq ab ge» rechnet, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 50 Mark, entweder persönlikh ober durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu er» theileu vermögen, abzugeben, und zwar u. die HauSlisten auS dem Stadtbezirke Alt-Leipzig im Stadt- Hause, Obstmarkt Nr 8, Erdgeschoß rechts, und t>. die HauSlisten auS den Stadtbezirken Leipzig-Reudnitz und Leipzig-Angcr-Eroltenborf in Leipzig-Reudnitz, Rath hauS, Ehauffeestraße 3O, Erdgeschoß rechts. Wir bemerken hierbei, daß daS Königliche Ainauz-Mtaisterium nach der Generalverordnung vom 2S. Juni vorigen Jahres bestimmt hat, daß zur Vermeidung doppelter Aufführung von Be wohnern, sowie der Weglassung von Personen, welche nach den bestehenden Vorschriften in die HauSlisten auszunchmcn sind, die Ausfüllung der HauSlisten im ganzen Lande nach dem Stande am 12. October zu geschehen hat. ES können deshalb HauSlisten vor dem 12. October unter keinen Umstanden angenom men werden. Ferner ist in oben erwähnter Generalverord nung den Gemeindebehörden zur besonderen Pflicht gemacht, auf die Einreichung der HauS listen innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen, soweit den säumigen Hausbesitzer» nicht gewichtige Ent schuldtgungSgründe zur Seite stehen, nach tz. 71 deS Einkommensteuer Gesetzes mit Geldstrafe unnachsichtlich zu ahnden. Im fiebrigen wird aus tz. 35 deS ungezogenen Gesetze«, wonach sowohl der Besitzer eines Hausgrund» stückeS für die Steuerbeträge, welche in Folge von ihm verschuldeter, unrichtiger oder unvoll ständiger Angaben dem Staate entgehen, haftet, wie auch jedes Familienhaupt für die richtige Angabe aller zu seinem HauSstande gehörigen, ein eigene« Einkommen habenden Personen, ein schließlich der Astermiether und Schlafstellen miether, verantwortlich ist, sowie darauf besonders hingewiesen, daß die auf der letzten Seite der HauSlisten- sormulare befindliche Bescheinigung vo» dem Hausbesitzer, bezw. besten Stellvertreter untersckristlich zu vollziehen ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter HauSlisten formulare nicht oder nur in unzureichender Zahl erhalten baden, können dergleichen aus Verlangen an oben genannten Geschäftsstellen in Empfang genommen werben. Leipzig, den 1. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvudlin. Gühlitz. Ausschreibung, Neubau der Eeutral-Markthalle tu Leipzig betr. Die Lieferung deS eiserne» DachverbaudeS, einschließlich der erforderlichen Stützen und der Galerien, soll vergeben werden. Die Bedingungen und ArbeilSverzcichniste, sowie die Ueberdruckzeichnungen können durch unsere Bauverwaltung im Baubureau an der Windmühlengaste, hier, gegen Porto- und bestellgeldsreie Einsendung von 6 in Baar für die Zeich nungen und von 1 50^f in Baar sür die Bedingungen rc. bezogen, bez. im Baubureau, woselbst auch jede weilrre Auskunft erlheilt werden wird, eingesehe» werben. Die Anqebote sind verschlossen und mit der Aufschrift Eentral-Markrhalle — eiserner Dachverband bis zum 30. dies. Mts. Vorniitlags 10 Uhr im RalhhauS allhier, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portoslei einzu» reichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten unk die Ablehnung sämmllicher Angebote vor. Leipzig. den 1. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig I». 6509. vr. Georgi. Rüling Pro-»cteil-VSrse zu Leipzig, betr. Wahl eines dritten Mitgliedes ln den LchätzungS-AuSschuft. Da bei der am 1. d. M. staltgesundenen Nachwahl nicht die vorgeschriebene absolute Stimmenmehrheit erziel! worden ist. inacht sich behufs Wohl de- von den Besuchern der P oductenbörse in den Schätzungs-Ausschuß sür 1689 zu entsendenden dritten Mitgliedes eine nochmalige Wahlversammlung vothwendig, welche Dienstag, drn 15. October ». I., nach Schluß der Börse bezw. der PreiSnotirungen im VorstanbSzimmer abzrhalten werden soll. Näheres ergiebt der BSrsenauShang. Leipzig, den 5 Oriober 1889. Die Abgeordneten der II. Abtheilung deSBörsea- vorsta ndeS: A. stchmidt. Srarg Lchroeder. Lania Etrinbrecht Bichl. BöcsensecretSr Bekanntmachung. Diejenigen Miiglieder unserer ReiigionSqemeinde. welche noch mit Gemeindesteuern sür da» laufende Iadr im Rückstände sind, werden hierdurch an die sofortige Entrichtung dec rnckliandigen Be tröge erinuert. Leipzig, den 7. October 1889. Der vsrftgud der Israelitischen NeligisiiSgemetnde »d vrGl'd Bekanntmachung. Der zweite diesjährige Termin dcr Jmmobiliar-Brand» castendeiträge ist an» 1. October dieses Jahre» mit einen» halben Pfennig bei der Gebäudever sicherung und m i Ein und einhalb Pfennig bei der freiwilligen Versicherung von jeder Beilrag-eiuheit zu erheben. Die Hausbesitzer bezw. deren Stellvertreter werden deshalb aufgesordert. ihre Beiträge spätesten« binnen 8 Lagen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, und zwar für den Stadtbezirk All-Leipzig an unsere Stadlsteuereinnahme, Stadt bau« Obstmarkl Nr. 3, und für die Stadtbezirke Reudnitz und Anger-Crollendors an die Stcuerbcbestclle im Ratbhause zu Reudnitz, Chaustcestraße 51?, bei Vermeidung der sonst ein» tretenden ZwangSmaßregeln zu bezahlen. Leipzig, den 27. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. koch. Birbkatzls-Brkanntmachllng. ««stöhlen wurde» lau« hier -rnoiterer Aazeiae: 1) ein Arauenhrmd, neu. weißleine», mit Spitzenbesatz und roch, und weißgeslicktem Monogramm „öt. I,.", 8 flspstifleu» Utverzüge, „8. D." gez., am 17. v. M.; 2) ein Dailleurafl. fast neu. schwarz, mit 2 Reihen über» sponnener Knöpfe, schwarzgeriestem Echooß und gelb, und blau- gestrecktem Acrmelsutter (>m Henkel der Name ,ck>'rioärieb Look, I-eiprig"), vom 16. bis 17. v. M.; 3) ein Iacket» ziemlich neu, von duokelgrauem, kleinearrirtem Sioss m>t schwarzem Futter, einer Reihe schwarzer geriester Stein, nußknövse und Kettchenhrnkel, vom 26. bi« 27. v. M.; 4) eme Holz-Kiste, sigmrt: L. bla. 904", Kl) Kilo schwer, darin 2 Dejeuners uub 2 Stück I5thrtli,e Kafice-LerdtkeS mit japanismer Malerei, vom 26. v. M. b>S 1. d. M.; 5) 54 56 in 4 Kronen, einigen Thalero, Mark- und bO-Psg.-Stücken, vom 29. v. M. bis 3. d. M.; 6) eine Bockleiter» ziemlich groß, uagestricheu, vom 28. ». M. bi- 1. d. M; 7) ein Opernglas, schwarzlackiri, mittelgroß, mit schwarzem Leder-Ueberzug und Messingräadern (einer der letzteren etwas ein gedrückt), am 29. v. M.; 8) ein Sommerüberzirher, hellgrau, mit einer Reih« grauer Hornknöpfe, hellgrauem, kleinearrirtem Futter (im Henkel der Name „L. Ll zr, i>eiprig"), ei» Uegeitschir« mit schwarzem Gloriabeg»" schwarzem Stad und schwarzem Horagrist mit »eusilberoem Piilttdea, vom 28. bi« 29. v M.; 9) ein Sommerüderztetzer von hellgrauem glatten Stoff mit einer Reiher grauer Sleiunußknöpsc, verdeckter Batterie, hellgrau- geriestem seidenen Futter und Kettchendenkel, sowie eia Paar schwarze <6lace1»a»dsch»he, am 30. v M.; 10) eine silberne flylinderuhr mit Goldrand uad Eecuade, innen „A. >Vovu«derg«r" einqravirt, mit anhängender breitgliedrtger Nickelkette, daran eine vernickelte Denkmünze mit dem „3-L»iser- dilil" uns ein Compaß ohne Zeiger, am 30. v. M.; 11) circa 156-6 in 5 Doppelkronen und einer einfachen Krone, 5-Markscheine» »nd diverier Silbermünze, am 30. v. M; 12) eine schwarze Brieftasche mit Notizbuch, ohne Schloß, darin 606« » in 6 Stück 1000-Marknoten. am 1. ». M ; 13) mehrere Arbeiter-KIeidungSstücke, als. Hosen, Jacken, Halstücher und Pantoffel, vom 2. bi- 3. d. M., mittelst Einbruch-; 14) ein Tamen-Mantcl, lang, anliegend, von schwarzseidenem gemusterten Stoff, rothgesüttert, mit Posamenten- und Spitzenbesatz, und ein ttmschlagetuch, weißwollen, am 2. d. M; 15) eine kleine ueusilberne flhlinderuhr, ohne Secunde, mit glatter Rückseite, am 5. d. M.; 16) ein Sommerüberzteher, getragen, von glattem schwarzen Stoff, mit einer Reih« schwarzer Hornknöpfe, schwarzem Futter, Kettchenhevkel (unter dem Henkel der Name „äbel" ousgenaht). ei» brauner, steifer Filzhut mit schmalem Band, g-lbieidenem Futter mit der Firma „I-eisedwx, l-eiprix", ein Spazterstock von schwachem Bambusrohr mit vernickeltem Pferdefuß al- Griff, am 6. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter siad ungesäumt bet unlerer Lriminoi.tldtbkilnna zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am 7. October 1889. Da» Polizei««» der Stadt Leipzig. Bretschneider. k. Zur Landtagswahl. Sinne mehr oder weniger von der Volksvertretung abhängig, die je nach ihrer Zusammensetzung das von der Regierung Gewollte fördern oder hindern kann. Darau- ergiebt sich von selbst der Werth einer Landtagswahl. ES bandelt sich darum, in den Landtag ernste, kenntnißreiche und selbstständig denkende Männer zu entsenden, die i» der Lage sind, die Vorschläge der Negierung ohne Voreingenommenheit zu prüfen, Männer, die mit dem öffentlichen Leben in Verbindung stehen und mtt dem klaren Blick für die Erfordernisse der Zeit reiche Er fahrung verbinden. Wenn bei jeder Wahl von gewisser Seite dcr Ruf erhoben wird: »Wir wollen keine» Abgeordneten, dcr zu Allem „Ja" sagt", so müssen die einsichtigen Vater- iankSsreunde sich sagen: „Wir wollen aber auch keinen Ab geordneten. der zu Allem „Nein" sagt!" Mit der bloßen Opposition, mit der reinen Verneinung aller Vorschläge wird sür den wahren Fortschritt Nicht- gewonnen, e- wirb im Gcgentheil jede fruchtbare Thätigkcil dcr Regierung und der Volksvertretung vereitelt. In voller Würdigung dieser Thatsachen haben die Ordnung-parleien in Leipzig sich von Neuem ver einigt und sie schlagen gemeinsam den treu zu Reich und Vaterland stehenden Wählern Candidate» vor. Die ernste Pflicht aller Anhänger der Ord- nungSparteien wird es nun sein, dafür mit oller Kraft einzusteben, daß am 15. October der Patriotismus über die Bestrebungen der Umsturzpartei de» Sieg davon trägt. Man täusche sich darüber nicht, baß die Thätigkcil der Social- drmokratie auS Anlaß der bevorstehenden Landtagswahl in unserer Stadt eine sehr reg« ist. Wurden doch am Sonntag !lbend wieder in allen Häusern im Schuhe der Dunkelheit ocialdemokratische Wahlaufrufe verbreitet. Nur wenn Jeder ich bewußt ist, wa« die Interessen und daS Ansehen unseres 'städtischen Gemeinwesen- von ihm erheischen, wird der Ecsolg ichergcstellt sein. Es darf bei der LanbtagSwahl keine so geringe Belhetiigunz mehr statlsindcn, wie das irüher der Fall zu sein pflegte, n»v »ur bei einer regen Wahibelhciligung dürfen wir dem Wahllage mit der Zuversicht entgegen gehen, daß die Entscheidung eine den Interessen unserer Stadl ent sprechende sein wirb. Wir sind nicht mehr in der Lage, daß der Einzelne sich damit trösten kann, daß eS aus seine Stimme nicht ankomme, im Gegenlheil. jede einzelne Stimme fällt schwer in LaS Gewicht, und da« hat Niemand bester begriffen al» die Eocialdemokralie. Darum muß Jeder seine Schuldig keit th r„ und am Wahltag seine Stimme abzeben. im Bewuß. kin dcr Verantwortung für den ganzen WahlkreiS und duffem B-wußlsein gemäß handelnd. Nicht nur der offene Gegner >st zu fürchten; der Laue, Lässige, dcr am Tage der Entscheidung sich besinnt, ob er die kleine Mühe de- Gange- nach dcr Wahlurne aus sich nehmen soll, auch er ist so schlimm al« der Gegner, denn er begünstigt indircct den Sieg der Gegenpartei. Wo k,e öffentlichen Angelegenbeiten de« Valcr- landes zur Entscheidung sichen, da gehen sie allen anderen Geschäften deS Tages vor. So wenig wir uns den öffent liche» Pflichten entziehen dürfen, so wenig dürfen wir auch die Rechte unbenutzt lasten, welche unS der Staat gewährt, und unler diesen Rechten ist daS Wahlrecht daS wichtigste und ernsteste. Darum fehle am l5. October kein Wahlberechtigter an der Wahlurne! * In kurzer Zeit werden die LandlagSwäbler unserer Stadt in zwei ihrer Wahlkreise wieder an die Wahlurne gerufen werden. ES handelt sich um eine Entscheidung, deren Tragweite nicht unterschätzt werbe» darf. Zwar haben die Landtag-Wahlen in Deutschland einen Tbeii ihrer früberen Bedeutung cingebußt, seitdem verschiedene Gebiete der Gesetz gebung von den Bundesstaaten der Fürsorge deS Reiche« überlasten worden sind. Aber wenn auch die Bundesstaaten eine Reihe ihrer Befugnisse auf daS Reich übertragen haben, wenn in mancher Beiiehung der Reichstag an die Stelle der LandcSverlretungen gerückt ist, so bleiben deck die Ansaaben. welche der Zuständigkeit de« Landtage» unterliegen, eben so zahlreich wie wichtig. Es sind de« vor Allem solche Ausgaben, die das Wehl und Wehe de« engeren ValeilandcS, die Regelung unserer innerpolitischer Verhältnisse belreffen. Der Reichstag sorgt sür die Bedürfnisse de« großen Ganzen, der nationalen Gesammthcil; Sache der Landtage ist e<, dafür zu sorge», daß im Bereiche de» engere» Hcimath« staateS die Wohlfahrt der Bürger gedeihe, Handel und In» dustrie blühe, daß die einzelnen Bundesstaaten niil einander wetteifern dem Schutze und der Pflege aller gemeinnützigen Bestrebungen, in der Förderung jeder Art von ehrlicher Er- werbSlbäligkeit. Diese Ausgabe der Landtage ist von um so größerer Wichtigkeit, je reicher sich in einem Staate da« Er werbSleben entwickelt, je mannigfaltiger eS sich gestaltet hat Bon jeher bat unser theures sächsische« Heimalh-Ianv sich c»iS> gezeichnet durch die Btülh- seiner Industrie, durch die Zweck Mäßigkeit seiner der Wohlfahrt aller BerusSstänbe dienenden Einrichtungen, durch ein geregelte« Finanzwesen. Trotz aller Schicksalsschläge, von denen eS >m Wechsel der Zeilen heim- gesucht wurde, ist e« zu immer höherer Blütbe gedielten, und mit gerechtem Stolze können wir sagen, baß eS aus allen Gebieten menschliche» Streben«, in Kunst und Wissenschaft, in Handel und Gewerbe mil die erste Stelle unter den Staalen Deutschland« entnimmt. Da» verdankt Sachsen nächst der Energie und dem Fleiße seine« tüchtige» VolkSstammeS zumeist der Fürsorge weiser Fürsten und einsichtsvoller Regierungen Aber eine Negierung, mag sie von noch so hochsinnigen Bestrebungen geleitet sein und »och so verständnißvoll ihre« AmleS wallen, vermag unter den heutigen Verhältnissen keine ersprießliche Thäligkeit ru entfallen, wenn sie nicht eme Stütze an der Volksvertretung findet. Sie »st in gutem wie in schlimmem Die kaiserliche Kundgebung gegen die „KrenMtung". ES geht ein großer freier Zug durch die Regierungsweise und die politischen Anschauungen unsere« jungen, thalkcüsligcn Kaiser-, welcher u»S mit freudiger Gciiuglhniinz erfüllt und die schönsten Hoffnungen sür die zukünftige Entwickelung deS deutschen Reiches erweckt. Kaiser Wilhelm hält zwar fest an den Uebcrlieserungen seine« Hause-, er ist Soldat vom Scheitel bi» zur Zehe und ebenso gotteSfürchtig wie seine Vorsabrcn, aber er tritt mehr au» der herkömmlichen Zurückhaltung derselben dem öffentlichen Leben gegenüber heraus. Diese Neigung gab sich schon kund in der Thronrede zur Er öffnung des NeicbSlageS und des preußischen Landtages, welche deutliche Spuren der kaiserliche» und königlichen Initiative trugen. Kaiser Wilhelm II. liebt es, volle Klar heit darüber zu verbreiten, welche politischen Ziele er sich gesetzt hat. Ihm liegt vor allen Dingen die Ausrech« baltung deS Wellsrieden- am Herze», und als zweites Hauptfeld seiner RegicrungSlhäligkeil betrachtet er die Lösung der socialen Frage im Sinne der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 188t. Ein Slaalswesen, welches »ach außen hin stark sein soll, muß im Innern gesund sein und der Ent wicklung freien Spielraum gewähre», dazu ist aber die erste »nd Hauplbedingung, daß die Parteiverhältnisse aus gesunder Grundlage ruh?». Ein Staat, in welchem eine bestimmte Parle, die Herrschaft übl, weil daS Staatsoberhaupt ihr den Vorrang vor den übrigen Parteien einräumt, kann nicht als gesund erachtet werden, das Staatsoberhaupt muß über den Parteien stehen und die Wohlfahrt dcS czesaminten Volke- alS oberste« Gesetz betrachten. Dieser Grundsatz ist von so her vorragender und einschneidender Wichtigkeit, baß im Vergleich mit ihm alles Andere zur Nebensache herabsinkt, denn es er» giebt sich daraus die Folge, daß nicht persönliche Gunst und durch die Geburt erworbene Vorrechte, sondern allein per sönliche Tüchtigkeit de» Weg zu den höchsten Acmtcrn bahnt. Die KreuzzeilungSparlei saugt ihre Kraft auS den ererbten Vorrechten, sie erhebt den Anspruch, baß sie die sestcsten Stützen de- Throne« liefert, daß sic allein die richtige Form der GolteSverehrung herau-gesunben hat und auSübt, daß sie deshalb bcrnsen ist, in Preußen und i» Deutschland den Ton nnzugcben und über Ta», wa« von höchster Stelle au» ge schehen soll, maßgebende Vorschläge zu machen. Deshalb bält sie auch an der Auffassung fest, daß ihre ganze Sipp schaft daS Ohr de« Königs haben niuß. nickt aber irgend eine bedeutende Persönlichkeit, welche sich von den Fesseln dcr KreuzzeitungSpartei frei gemacht hat, wie Fürst BiSmarck Die Unterthanenlrcuc dieser Partei ist deshalb nickt ver AuS> druck de« Gefühl«, waS im Herzen seinen Sitz hat, sondern sie ist eingegcben von der Herrschsucht, von dem Geist der Ueberbebunq über die anderen Parteien, welche sie nur alS die gefügigen Werkzeuge ihrer Laune betrachtet, andernfalls al- Revolutionaire Da- sind dieselben Leute, vo» denen Kurfürst Joachim II sagte: „Vor Lüder tz und Itzenplitz, vor Kockeritz und Kracht, bewahre UnS Unter Herregotl", und welche ihm an di« Tbür seine« ScklafzemachS die Worte schrieben: .Jochinke», Iochinken, hüte Di, wo wir Ti kriegen hängen wir D>." Tie KreuzzeitungSpartei hat lange Zeit hindurch in Preußen die Herrschaft «»«geübt und m der Zeit der Reaktion I auch von ihren Diensten Gebrauch gemacht worden, aber e hat siet» eine Sonderstellung im Staate beansprucht, sic hat immer gefordert, mit besonderem Maße gemessen zu werden. Al» der General-Polizeidirector von Hinkeldey seine Zolizeiaewalt auck der Iunkerparlei fühlbar machen wollte, andle sie Herrn von Rochow ab. damit er Diesem sür seine AmlShandlungen persönliche Genuglhuung gebe. Er folgte diesem Ansinnen und wurde ein Opzcr seiner Bereit willigkeit. I,n Hcrrenhause war der Sitz der ccntri- »galen Bestrebungen in Preuße», dort fand dcr preußische ' sarticulariSniuS seine Stätte, und an dem ehemaligen Iustizminister Grasen zur Lippe seine» Hauptverlreier. Mil den Herren Stöcker und von Hammerstein sind die letzten Säulen dieser Partei in den Staub gesunken, Kaiser Wilhelm II. gestattet keiner Partei, sich daS Ansehen zu geben, als besäße ie daü kaiserliche Ohr, der Kaiser sieht in dem Carle! eine )en Grundsätzen seiner Regierung entsprechende politische Gc- laltung und vermag die Mittel, mil denen die..Kreuzzeitung" dasselbe angreist, mit der Achtung vor der allerhöchsten Person und vo^ unseren verfassungsmäßigen Institutionen nicht in Ein- klanglzu bringen. Also, die Verfassung ist eS, auf welche der Kaiser neben der gebühreuvcn Achtung vor seiner geheiligten Person den Nachdruck legt, er fordert von der Kreuz- zeilungSpartei die Unterwerfung unter taS StaatSgrundgesctz, besten Hochhaltung er selbst bei seinem Regierungsantritt al« Kaiser und König gelobt hat. Die Verfassung ist der Kreuz- »eilungSpartei siel- ein Dorn im Auge gewesen, der absolute Staat ist sür sie der wünschcnSwerthcrc Zustand, weil er ihr die Herrschaft >>» Staate weit leichter macht trotz de« Wider» lande«, welche» ihr schon die Markgrafen und die Kurfürsten von Branreuburg geleistet haben. Die kaiserliche Kundgebung ist aber nickt allein an die .Kreuzzeitung" und ihre Hintermänner gerichtet, sondern gegen alle Parteien, welche sich anmaßen, da« Ohr de» Kaiser- und König- sür sich allein zu besitzen. Eine solche Partei war zur Zeit der Regierung Kaiser Friedrich'- die deulschsreisinnige. Sie bat diesen Kaiser und König als den Ihrigen gefeiert, und sie hat da» in einer Weise gelhan. Laß sie dadurch daS Mißfallen Kaiser Wilhelm'- II. erregt hat, welcher daran Anstoß nahm, daß man seine Person mit der seine- kaiser lichen VaterS in der freisinnigen Presse in vergleichenden Gegensatz brachte. Die deulschsreisinnige Presse hat auch die Mär von der Ncbenströmung gegen die Bestrebungen de« Fürsten BiSmarck mit größter Bereitwilligkeit in ihr AclionSprogramm ausgenommen unv daraus in ihrer Weise Eäpilal geschlagen. Jetzt ,st sie zu dem Geständnis genölhigt, daß sie einem Schaltenbilde ihre Aufmerksamkeit und ihre Anstrengungen gewidmet hat, daß volle« Einverständniß herrscht zwischen dem Kaiser und dem leitenden Staatsmann und daß nickt die Partei, sondern daS g-sammle Volk daS Ohr deS Kaiser» und Königs hat. An Zeugnissen sür diese Grunbanschauung deS Staatsober hauptes hat e« wahrlich nicht gefehlt, wir erinnern nur an den Empfang dcr Abgesandten der Bergleute aus dem rhcinisch- westsälischc» Kohlenbezirk, bei welcher Gelegenheit der Kaiser ausdrücklich erklärt hat, daß auch der Arbeiter das Recht habe, seine Wünsche dem Kaiser vorzutragen. Unser deutsches Parteiwffen hat glücklicherweise in den letzten Jabcen einen EntwickelungSgang genommen, welcher die politische Reise de« deutschen Volke- beweist. DaS Cartel zwischen Liberalen und Conservativen bedeutet nicht die Ab dankung der liberalen Partei und die Unterwerfung unter Alles, wa« die Regierung zu thu» beliebt, sondern cs ist da« Ergebniß dcr Einsicht, baß in Zeiten der Gefahr alle Kräfte beS Landes zusamincngcsaßl werden »lüsten, uni in der Stunde der Entscheidung bereit zu sein. Tie kaiserliche Kundgebung aber ist der Sieg der EtaalSraison über daS Parteiintereffe, daS deutsche Reich hat höhere Zwecke, als den Hcrrschzelüsten der KreuzzeitungS-Partcl zu dienen. * Leipzig, 8. Ortober. * Die THLtigkeit dcr BundeSrathSauSschüsse wird sich zunächst ausschließlich der Bcrathung des ReichShaus- haltS zuwenben, welcher jetzt nahezu vollständig zur Bcr- theilung gelangt ist, nachdem auch dcr HecreSetat eingegangen ist. ES verlautet, daß dcr BundcSrath erheblich« Acnberunge» kaum vorncbnien wird, zumal über die wesentlichen Ab weichungen dcS nächstjährigen Etat- von dem lausenden Ver ständigungen bereit» im Voraus zwischen Len verbündeten Regierungen erfolgt sind. Es bezieht sich die» namentlich aus alle daS Heerwesen betreffenden Angelegenheiten. * Die »Kölnische Zeitung" bespricht an leitender Stelle den Artikel, re» die .Kreuzzeitung" gegen die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" gerichtet hat, und macht anS diesem Anlasse einige Angaben von sachlichem Interesse. Sic schreibt u. A: Die „kreuzzeitung" ist im Irrthum, wenn sie glaubt, als de» eigenllichen Urheber jener bedeutungsvollen Erklärung tm ..Reichs- Anzeiger" de» Fürsten Reichskanzler betrachten zu wüsten. ES ist ia zweifellos, daß der Reichskanzler um dieie Kundgebung gewusst haben muß; aber e» il sicher, daß sie nicht von ihm veranlaßt warten ist. Daß diese Kundgebung der eigensten Anregung und dein direkte» Willen d« Kaiser- entsprangen, und daß sie erst vom Kaiser selbst zur Kenain ß der amtlichen Organe gebracht worden ist, da» gilt in asten unterrichteten Kreisen al» zweifellos. Der Kaiser hält die .^treuzzeiiung" nicht, ober unter den ZeiiunaSauSschnitten, die ihm täglich vorgelegt werde«, hoben sich selbstverständlich auch die berüchtigten Artikel der „Kreuzzeitung" befunden, und zu ihnen hat dcr Kaiser diesmal um so entschiedener Stellung genommen, alS er ja bereit- früher die Erfahrung hattc machen müsjen, baß dieselbe ,.Kreuzzeiiung-".Partei eS versucht holte, den Kaiser al» einen der Ihrigen fälschlich vor der öffentlichen Meinung hinzustellen. . . . Die „Kieuzzeiluiig" hätte bei ihrer offenbar großen Kenntniß der privaten Borgänge im Hauie des Herr» von Putlkamer in ihren Einhüllungen ehrlicherweise etwa- weiter gehen und die Dhatioche s stftellen müsse», daß die Einladungen zu jener Lersamm« lung am 28. November 1887 ausschließlich von Herrn von Puttkamer erlasse» wordon sind, und daß ins besondere weder der damalige Prinz Wilhelm, noch der Esras Waldersee Kenntniß von der Einladung Stöcker'- zu der Versammlung gehabt haben. * A»S Wien, 6. October. wird der „Post" berichtet: „DaS Vollzugs»Eomilö der deutschen Abgeordneten Böhmen« beschiog gestern, der heule in Prag statlsindenben Versammlung sämmtlicher deutscher Abgeordneten deS böh mischen Landtages zu empfehle», auch fernerhin den Ver- hanclunge» de» LanblageS fern zu bleiben. Dieser Antrag wird zweifellos angenommen. — DaS „W »er Tagblatt paradirl mit einer angeblichen Entbüllung, d. "folge Herr Hosprediqer Stöcker im Jahre 1887 ns Gbr. . ^ Socia- ltstcngesctzeS hülle au« Berlin au-gewiffcn werten jcllen »Ah