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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urdaction und Erpeditisn Johauaetgaffe 8. LPrechftulldru drr UrLaltion-. Lormitlag« 10—;z Uhr. Nachmittag« 0—6 Utir. > »e M-ruIcnvI« »»<1 sich da »«»«ctU», nicht vcrdmttich. Auna»«e her für die nSchftsalgeatze Nu««er »eftlmiutei, Iusrrate an W-chenta,«« »la » Utzr Nachmittags, an Lanu- ua» Fefttagenfrktz »i» '/,» Uhr. -rn Filialen str Zns.-^nuahmr: Ltls Klew«, UniverstiLt«str-br 1- Laut» Lüsche. tlolhariueuflr. 23 Part, uud König-Platz 7. «nr dir '/,» Uhr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Brinqerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer M Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt.Format gesalztj ohne Postbeiörderung 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schritten laut uns. Prei-verzetchui». Tabellarischer u.Ziffcrnsotz nach höheren Tarif. Uerlamen unter dem Redactionsstrich die Igelpolt. Zeile bOPs» vor den Fa Milieu Nachricht«» die iigespallenc Zeile 40 Pf. Inserate sind stets oa die ErPrSitlan zu i^ad'n. — Rabat wird nicht gegebeu. Zahlung preceuiuuerluiüo oder durch Post nachnahme. ^ 28. Sonnabend den 26. Januar 1889. 83. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 27. Januar, Vormittags nur bis «S Uhr hcvffnet. Lxpeültlon ävs I^elprlxer I'axedlLtt««. Amtlicher Thetl. Wir machen hierdurch bekannt, daß Gesuche um Aus stellung der nach tz. 8 der Vieh- und SchlachthosS-Ordnung vom 14. Juni 1888, vgl. Beilage I zu derselben, bei der Einführung von Rindvieh in den städtischen Biehhof er- sorverlichen Ursprungszeugnisse, soweit solche von der Unterzeichneten Behörde auszustellen sind, bei der Reg. VIII, i« Stadthause, LI. Obergeschoß, Ziuiuier Nr-tlS»», woselbst auch Formulare gemäß Beilage I zur Vieh- und tzchlachthofS-Ordnung abgegeben werden, anzubringea sind. Leipzig, am 2>. Januar 1889. Der -iath der Stadt Leipzig. ' ' ' V? VW. t»s. vr. Georgi. «tzoldt. Betrannlmachung- Nachdem die nördlich der Christianstraße (Straße 0 de« »ordwestiichen Bebauungsplanes) zwischen der Wald« und Elsässer Straß« gelegenen Reste der ehemaligen Leidenrolh'schen Ziegeleilachen auSgesüllt sind, wird uusere Bekanntmachung vom 22. Oclobrr vorigen Jahres hiermit ausgrhobeu und jede writere Bodenablazerung daselbst bei Strafe bi- zu 159 verboten. Leipzig, de« 21. Januar 1889 Der Math der Stadt Leipzig. Kre ll» 249. vr. Georgi. elschmer. ÄSdtilche bparcaffk beleiht Werttzpapiere unter günstigen Bediogungru. Leipzig, den 1«. Januar l889. Die Sparrassen-Deputativn. velumitimchmii. In» Anlaß der Aufnahme der Orte Reudnitz und Anger- Crottendorf in den Stadtbezirk haben wegen der künftigen Aestaltuug der Angelegenheit der Amtsblätter für die Unter zeichneten städtischen Behörde» Verhandlungen staltgesunden, m deren Verfolg die Königliche KreiShcruptmannschast aus Grund der an Dieselbe ergangenen Verordnung de« Königl. Ministeriums deS Innern mittelst Verordnung vom 9. l. Mo». Genehmigung dazu ertheilt hat. daß neben den „Leipziger Nachrichten" auch der „Stadt- und Dorsanzeiger" - zum Amtsblatt de- Rathes und deS Polizeiamtes erhoben werde. Wir bringeu Lies, nachdem mit dem Herausgeber deS letztgenannten Blatte- das Nöthige hierüber von uns verein bart worden ist. mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß dom 1. künsl. Monat» ab neben den „Leipziger Nach richten" noch der „Stadt- und Dorsanzeiger" nach Maßgabe de« Gesetze- vom 1l. August 1855 al» Amtsblatt der Unter zeichneten Behörden dienen wird. Es wird hiernach auch der in letzterem erfolgende Abdruck unserer Anordnungen und Bekanntmachungen von der in tz. 9 deS angeführten Gesetze» dezeichaelen Wirkung begleitet sein, daß dieselbe» mit Ablaus de- drillen Tage- von der Ausgabe desjenigen BlaltcS ab gerechnet, in welchem sie abgcdrucit sind, sür den Bethciligten al« gesetzlich bekannt gemacht gellen. Nur dann, wenn eine Anordnung oder Bekanntmachung iu dem einen der erwähnten Amtsblätter später als in dem anderen zur Veröffentlichung gelangen sollte, läuft diese drei tägige Frist von dem Tage der späteren Veröffentlichung ab. Leipzig, den 22. Januar l889. Der Rath der Stadt Leipzig. I». <19. vr. Georgi. DaS Polizeiamt. Bretscdneider. Henlschel. Vekanntmachung. In Gemäßheit von tz. 9 d,S die Organisation deS hiesigen Polizeiamte» neuregeluven Nachtrags zum OrtSstatute der Stadl Leipzig vom 13. December 1888 hat der mitunter- zeichaele Rath sür die Fälle der Behinderung des Polizei, birector» als Stellvertreter desselben den besoldeten Stadt ralh Herrn Johannes Ferdinand Schneid bestimmt und ist diese Wahl Namens de« Königliche» Mini steriumS des Innern von der Königlichen Kreishauptmann schast zu Leipzig bestätigt worden. Leipzig, den 23. Januar 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. DaS Polizeiamt. Vr. Georgi. Bretscdneider. ld. 329/199. Henlschel. Mcollii-Kymlllikum. Der EchulaetuS zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät ^s Kaiser- wird Aonnaden». den 28. Januar. 10 Uhr. stall- hoben. Za geneigter Theiloohme lodet im Namen de» Lehrer- Collegium« ergebenst eia Lechzt-. 24. Januar 1889 Prosestor vr. Naxdolk. Laut auher erstatteter Anzeige ist di» dem Kaufmann Herr» Markus Kahn in Leipzig-Reudnitz am 7. Januar ausgestellte, sür da- lausende Jahr gütig« GewerbelegitimationSkarte Nr. 932 abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für un- erklärt. ipzig, am 24. Januar 1889. Da» Polizeiamt »er Stadt Leipzig I. 731. Bretschneider. Lz. Bei der am 21. Januar d. I. notariell vorgenommeaen neun zehnte» «utloosang der planmäßig zur Rückzahlung unserer Anleihe vom Jahre 1870 sind 1) »»» de, 4»r«cr»»i«e» vtzltgatiowc» die Nummer» 43, 137 188» 2) von den 4',.»r»rr»ti,e« kblt-ationen die Rum mer» 324. 433, 441. 479 zriMw worden. . .?^l)bligationen werden vom 1. Juli tz. I. ob an der Tasse V? *lNI- »rrtdauer hier. Mark, Nr l3. Stieglitzen« Hof. «zahlbar. UN wrlche« Tage »rrrn Verzinsung anktzört. , w troher«, Auslovs,Ingen gezogenen Obligationen sind bi« " ^.^**Ern 1-4« u„ 170L eiugelSft worden. ^ »e, N^Ianmr 1889. vmtz»» tz. Jsnzelitischr, «eIt,i,nS,e«ei»»e z» Lritz;,,. giltia - Leb Sffkne Lopikru Stelle. Bo« dem unterzeichneien Gemeinderatb« soll sofort eia geüdter Eopift mit einem AniaagSgehalte von jährlich 600 angestellt Iverdea. Bewerber mit nur voruwlichen Zeugnissen und Empfeh lungen haben ihre Gesuch« bi» S«a«»dentz, tzru 2. Actzruar tz. anher einzureicheu. Gohli«, am 24. Januar 1889. Der Gemrintzerattz. Siuger. Nichtamtlicher Theil. Zur Samoafrage. Die lrauriaen Ereignisie aus den Samoa-Inseln, welchen eine nicht unbeträchtliche Anzahl deutscher Marinesoldaien zum Opfer gefallen ist, haben die Aufmerksamkeit aus bieZu- " nde im Südsee-Archipel gelenkt, und diese hat Dinge zu Tage lvrdert, welche man nicht sür möglich halten sollte. Der rtreter der nordamerikauifchen Union aus Samoa hat aus Grund unrichtiger Vorstellungen von der Sachlage, ins besondere von den Verträgen, welche zwischen Deutschland und England bezüglich der Samoa-Inseln bestehen. Deutschland gegenüber eine feindliche Stellung eingenommen und in einer Leise gegen Deutschland agitirt und intriguirt, welche schließ lich zu Blutvergießen und zu Kämpfen geführt hat von vor läufig noch unbestimmbaren Folgen. Herr Sewell stellt zwar die Sache so dar, al» ob die Zwistigkeiten in einem unbegründeten Mißtrauen de- deutschen EonsulS in Apia gegen den amerikanischen ihren Ursprung hätten; aus ver diplomatischen Correspondenz Uber die Samoafrage ergiebt sich aber im Gcgentheil, daß die Schuld aus Seiten de» amerikanischen Vertreters iu Apia liegt. Herr Sewell befindet sich in dem Jrrthumc, daß Deutschland mit England «in Abkommen geschloffen habe, nach welchem Deutschland von den Samoa-Inseln, England von den Tonga- Inseln und von Hawai Besitz ergreifen soll. Diesem Jrr- thum gemäß hat Sewell seine Handlungsweise eingerichtet und hat auch den Präsidenten Cleveland für seine Auffassung gewonnen, so daß dieser in einer Botschaft an den Congrcß der Besorgniß Ausdruck gegeben hat, Deutschland werde sich mit einer neutralen Stellung aus Samoa nicht begnügen. In Folge der letzten kriegerischen Ereignisse auf Samoa hatte sich Vas Gerücht verbreitet, daß England mit der nord- amerikanischen Union im Einverüänduiß handle, um Deutsch- lands Einfluß aus den Samoa-Inseln zu schwäche» und wo möglich zu brecheu. Diese- Gerücht ist glücklicherweise grundlos und beruht aus Erfindung, im Gegentheil sind England und Deutschland vertragsmäßig daraus angewiesen, aus Samoa die gleiche Politik der Neutralität zu bethätigen, demgemäß aber auch die Ausrichtung des bestimmenden Einflusses einer dritten Macht aus Samoa nicht zu dulde». Durch die Ein mischung Nordamerika» in die Kämpfe zwischen Mataase und Tamasese ist ein neue» Moment in die Entwickelung der samoaiuschen Verhältnisse cingetreten, welche» liothweubig den Widerstand Deutschlands herausfordern mußte, weil die deut schen Interessen das Verwiegen deS amerikanischen Einflüsse« auf den Samoa-Inseln nicht gestatten. Der deutsche Vertreter in Washington, Gras Arco Valley, hat sich darüber beklagt, daß die Anhänger Malaafa'S aus Samoa von Amerikanern befehligt werden, und hat dabei die Rolle im Auge gehabt, welche der Amerikaner Klein in dem verhängnißvollen Kampfe vom l8. December gespielt hat. Der StaatSsecrelair des Auswärtigen in Washington, Bayard, hat daraus erklärt, er wisse nicht, ob Klein da» amerikanische Bürgerrecht besitzt, keinesfalls habe Klein Vollmacht von der nordamerikanischen Regierung erhalten, so zu handeln, wie geschehen. Das ist nun allerdings eine sehr wohlfeile Art. Verantwortlichkeiten vo» großer Schwere abzulchiicn, denn es scheint vielmehr darauf aiizukommelr, ob Klein mit dem Generalconsul im Einverständniß gehandelt hat. als daraus, ob er von Washington au» Vollmacht hatte oder nicht. Das Verhallen de« Commandanten de» amerikanischen Kreuzers „AdamS", Leary, ist in den bisher veröffentlichten Depeschen, welche zwischen der deutschen unv nordamerikanischen Regierung gewechselt worden sind, noch nicht zur Svrache gebrächt, c- >st aber vorauszusetzen, daß auch darüber Erörterungen statt gesunden haben. Internationale Verträge pflegen nur dann veröffentlicht zu werden, wenn daS im Interesse der vertragschließenden Tbeile wünschenSwerth erscheint, jedenfalls kann die Ver öffentlichung nicht einseitig erfolgen. England huldigte in der Hauptsache noch dem Grundsatz der Heimlichkeit auch in Dingen, welche da» Licht der Ocffentlichkeit sehr aut vertragen, ja die sogar dadurch wesentlich an WirkungSsähigkeil gewinnen würden. Vielleicht ist daS der Grund, weshalb Generalconsul Sewell über die Natur der Abmachungen zwischen Deutschland und England betr-ff- Scunoa« eine so verkehrte Anschauung gewonnen hat; aber von dem Vertreter einer so großen Macht, wie die nord- amerikanische Union ist, sollte inan doch eine richtigere Er kenntniß de» wahren Sachverhalts annehmen, als sie Herrn Sewell beiwohnt. Aus bloße Bermuthungen hin schwere Verwickelungen herbeizujühren, deren Folgen gar nicht zu de stimmen sind, kann doch unmöglich die Aufgabe des Vertreter» einer Macht von der Bedeutung der nordamerikanischen Union sein. ES hat sich bei diesem Anlaß eine sehr bedauerliche Unvollkommenheit in der Leitung der auswärtigen Angelegen heilen der norvamerikanische» Union herausgestellt. Man vergegenwärtige sich einmal den Fall, daß der deutsche Consul eine gleiche oder ähnliche Unkenntniß der Verhältnisse aus Samoa an de» Tag gelegt hälte nsie Herr Sewell. so wäre die einfache und unvermeidliche Folge die sofortige Abberufung eme« so völlig ungeeignete» Beamten gewesen, aber so etwa« kommt bei unseren Vertretern im AuSlande überhaupt »icht vor. Nach dem Verhalten der nordamcrikan'sche» Unions- reairrung sollte man meine», daß die Neutralität der Samoa- inteln für die nordamerikanische Union eine ganz hervorragende Wichtigkeit hätte, denn eS ist noch nicht dagewesen, daß dir Uuiousregirnmg sich sür eine außerhalb drr amerikanischen I Interessensphäre liegende Inselgruppe in gleicher Weisel erhitzt hätte. Angenommen, e« bestände wirklich ein Ab-> kommen zwischen Deutschland und England über Besitz- ergreisung der betreffenden Inselgruppe, wie kommt die Union dazu, ver Ausführung blutige Hindernisse zu bereiten, rumal ein Vertrag, welcher Rechle der Union gewährleistet, überhaupt nicht vorliegt? Es sind da» Rälhsel, welche tiefer liegend« Gründe haben müssen, dem, wegen emeS werthlosen Gegenstände« pflegt man nicht Zwistigkeiten so ernsten Charakter« herauszubeschwören. - „ ^ Die neuesten Ereignisse aus Samoa würden, soweit sie die Haltung der nordamerikanischen Union betreffen» in einem günstigeren Lichte betrachtet werden können, wenn sich nicht die Streitigkeiten aus eine ziemlich weit zurückliegende Ver gangenheit erstreckten. Der keulsche Einfluß ist schon vor länger al» einem Jahrzehnt aus feindliche amerikanische Kräfte gestoßen, welche in der Person de» früheren EonsulS Grünewald ihren Verlreter unv Leiter fanden. E» ist deshalb nicht wohl denkbar, daß die Regierung in Washington über die wahre Sachlage so völlig in Un- kenntniß sein sollte, wie sie sich den Anschein giebt. zu sein. Wenn die deutsche Regierung es jsür nöthig gehalten hat, den sogenannten König Malietoa nach Deutschland zu bringen und ihm jetzt seinen dauernden Aufenthalt aus den Marschalliuseln anzuweisen, so hat sie dazu ihre guten Grünte, über welche die Regierung in Washington jedenfalls unter richtet ist. Wenn Deulschland ferner Tamasese» Erhebung zum Nachfolger Malietoa'» begünstigt hat, so geschah da? auch nur, um die ver Ruhe auf den Samoa-Insel» schädlichen amerikanischen Ränke zu durchkreuzen. Die Ruhe würde sofort hergestellt sein, wenn die nordamerikanische Regierung eine unbefangene Auffassung der Sachlage gewinnen könnte, dann dürfte sie aber nicht den Maßstab der Bcurtheilung anlegen, welchen ihr Herr Sewell darbietet. Dieser Herr bat bewiesenermaßen seiner Handlungsweise irrthümliche Auffassungen zu Grunde gelegt und mußte demgemäß z» falschen Schritten gelangen. Es wäre also die einfachste Lösung der bestellenden Schwierigkeiten, wenn die Regierung in Washington Herrn Sewell au« Apia abbcriese und ihn vurch eine geeignetere Persönlichkeit ersetzte, die eS nicht als ihre Ausgaöe betrachtete, mit Deutschland Streit zu suchen. * Leipzig, 26. Javuar. ' Tie »Germania", da» wohlbekannte Berliner Jesuiteu- blatt, will e» zwar nicht Wort haben, daß bei der NcichS- tagSwahl von Osfendurg der Sieg deS ullra- möntanen Candidaten den Socialdemokraten zu verdanken sei; sie behauptet, die letzteren hätten sich der Abstimmung enthalten. DaS ist eine Unwabrhcit, die von allen einigermaßen unparteiischen Stimmen au» den« Wahl kreise widerlegt wird. Die Demokraten und Social- demokralen haben ganz geschloffen sür de» llltra- inontanen gestimmt, unv da« Ceiitrum hat sich diese Unterstützung nickt nur passiv gefallen lasten, sondern sich in eifrigster und unwürdigster Weise durch Versprechungen und Aushetzen ui» diese Unlerstiitzung beworben; sogar da« Socialistengesetz und die Branntweinsteuer, wobei das Centruni selbst in hervorragendster Weise wilgcwirkt, wurde» zur Ver unglimpfung der Nationallibcralen benutzt. Wcnn die„Germania" meint, auS diesem Wahlsieg werde die entfachte Bewegung unter den badischen Katholiken neue Nahrung ziehe», so kennzeichnet sie damit selbst de» Charakter dieser Bewegung, welche auS demokratisch-socialdem okratiscber lsnler- stUtzung ihre Kraft zieht. In recht kläglicher Beleuchtung erscheint aber auch bei dieser Gelegenheit wieder die social demokratische Parteileitung. Dutzendweise liegen „Congrcß- beschlüsse" und ossicielle Aufforderungen an die Parteigenossen vor, sich bei Stichwahlen der Abstimmung zu enthalten, und jeveSmal, wo ein Deutschsreisinniger oder lllt ra- montaner in der Stichwahl steht, kommen ihm die social- demokratischen Wähler mit säst größerem Eifer zu Hilfe, al» wenn c» einem der Ihrigen gilt. Der neue Vertreter von Offenburg ist ein Bild >m Kleinen von der künftigen RcichötagSuiajorilät, wie sic die Oppositionsparteien gern wieder zusammeiibringrn möchten. Die Grundfarbe ist ultra- montaner Schwarz, aber stark mit demokratischem und socialdemokratische», Roth versetzt. Windthorst. Richter mib Bebel haben zu dieser Wahl gemeinsam ihren Segen gegeben. Eine neue Reichslagsmchrheit unter dieser Fahne wäre der schnlichste Wunsch aller dabei Betbeiliatcn. Allein trotz einzelner Mißerfolge bei Stichwahlen haben wir zu dem gesunden und patriotischen S»», deS deutschen Volks das Vertrauen, daß eS zu einer neuen Auflage der bis 1887 herrschenden Reichstag-Majorität nicht komme» wird. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" widmet einem für den preußischen Staat besonder» wich tigen Gedenktage, dem 2t. Januar, als dem 177. Ge burtstage Friedrich'» des Großen, die folgende Be trachtung: Heute vor 177 Jahren hat derjenige König, welcher von der Geschichte mit Recht als der Ausgestalter des preußischen Staals- gedankeiis gefeiert wird, daS Licht der Welt erblickt. Friedrich der Große setzte seine Lebensaufgabe daran, die Kräfte seines Bottes vom Höchsten bis zum Niedrigsten im Dienste des Staates anzulpannen, ebenso wie er sich selbst als ersten Diener des Staates bczeichuete. Die preußischen Könige habe» das von ihrem große» Borfahr gegebene Vorbild verstanden und mit unentwegter Thai- krast an derselben Ausgabe gcarbeiiet. Die Erfolge, welche da« Königreich Preußen »» Lause der Zeiten erzielt hat. die Mach!- stellung, welche Deutschland in der Welt einnimmt, verdank« eS lediglich der Ihalsache, daß daS von Friedrich dem Große» geschaffene Staat-ideal allezeu hochgehallen wurde, daß ihm alle Regierungen diente». Wenn der groß: König heute unter uns wandeln könnte, so wüide er eine lebhafte Freude über DaS empfinden, woS Preußens Könige aus seurcm Staate gemacht haben; er würde angeheimclt werden von dcm Hauche seines eigene» Geistes, wenn er nur die uiißerc Gestaltung des Balerlandes betrachten würde. Wen» aber Friedrich der Groß« sich über die Strömuugca und Stimmungen des Parteigeistkt unterrichten wollte, so würde er unsere Verhältnisse einfach nicht verstehen; er würde es nicht zu begreife» vermögen, wie es denkbar ist, daß in cinem Volke, dessen Herrscher und Regierungen es zur Größe und Mach« »esüdrt haben, in cineni Volke, besten wirthschaslliche Interessen die einsichtigste Fürsorge erfahren, so ver- schied,„artige subversive Tendenzen, die in den verschiedensten Elasten vud Stände» herrschen, auskommen konnten. Vielleicht würde Friedrich ll. zornig nach seinem Krückstock greisen und den Verführern des Volke», die überall geichä'»« an der Arbeit sind, im eleganten Salon sowohl als in der Werkstubc etn donarrudeS gno, «xo zurusen. Aber i« ist auch möglich, daß ein Gefühl der Trauer den Geist des Monarchen ergreifen würde, der Trauer, daß so viele politisch thätige Elemcate im Reich« kein VerstLiidniß sür die unermüdliche Thäligkeit der Monarchie im Interesse des Staates haben, und lieber in kleinlicher Panelsucht oder, zerfressen von dem Gifte des Cliquenwesens, sich austrengen, wunde Stellen an dem herrlichen Körper deS Staates zu entdecken Und in dieselben ihr Gist zu träufeln. Namentlich aber würde den König, der sein ganze» Lebe» hin- durch die Wahrheit geliebt hat, die Heuchelei anekeln, mit welcher mau überall jene Bestrebungen »u verdecken und ihnen womöglich ogar de» Anstrich uneigennützigsten patriotischen Wirkens zu ver. leihen sucht. Aber die Traditionen, unter welche» der preußische Staat groß und stark geworden ist, sind mächtiger, ihre Krasl ist größer als die schleichende Krankheit der Unzufriedenheit, welche überhaupt, um nicht in Heilung überzugeyen, eines stets erneo.rtea Vergiftung«. processeS bedarf. So mag denn das deutsche Bolk mit Vertrauen der Zukunst entgegengehen, die ihm Heilung bringen wird von allen jenen kleinen Leiden, die auch den gesündesten Körper besallen können, wenn nur die Nation sich die Freude an dem StaatS- gedanken, wie er von Friedrich dem Großen begründet und von einen Nachfolger» stels herrlicher ausgestattet ist, nicht ver kümmern läßt. * Am Donnerstag Mittag um 12 Uhr trat in, Reich Se Amt deS Innern unter Vorsitz de» Geh. Ober-Regierung-« ralhS Rösing die technische Seeschifffahrt«.Com mission zusammen. * Zu der Erklärung der „Kreuz-Zeitung" gegen die Kanzlerpolitik schreibt man der konservativen „Schlesischen Zeitung": „Die Kriegserklärung der „Kreuz-Zeitung" hat, wie voraus- usehen war, zunächst bewirkt, daß die konservative Partei al- olche osficikll und seierlich irgliche Gemeinschaft mit dem Artikel „Das monarchische Gefühl" ab lehnt. Hiermit wird bewiesen, daß der KriegSrus nicht einem besonderen Gefühle der Stärke entsprungen ein konnte, sondern lediglich ein Ausbruch der Feindseligkeit war. ivelche die MS mer der äußersten Rechten schon längst gegen dea Fürsten BiSmarck erfüllt. Schon vor Wochen hatten Mitglieder der coniervaliven Fraktion des Abgeordnetenhauses dea Ein druck, daß es scheine, als arbeiletca die Leiter der „Kreuz-Zeitung" aus einen Bruch mit dein Reichskanzler und solgcwcüe auch inner- halb der Partei hin. Dort, im Landtage, wird sich auch viel mehr als im Reichstage die weitere Auseinandersetzung vollziehen müssen, weil dort die kleine extreme Gruppe einen nnverdällnißmäßig starken Einfluß behaupte!, iheil» an« alter lieber- lieierung, theils wegen der von ihr beiß erstrebten LoSIöjoag der evangelischen Kirche von dem Eummepiikopat de» LandcSherru, einer Forderung, welche vor der preußischen Volks vertretung zum Auslrag zu bringen ist. Im Reichstage fehlt rin solcher Kampsgegenstand; daselbst haben außerdem Führer wie Herr von Helldvcsf dafür gesorgt, daß die Kreuzzeitungsparlei nur einen bescheidenen Einfluß besitzt. Nachdem eS die Vorstände der conservativen Fractioncn deS Reichstags und de« Landtag- für er forderlich erachiei haben, von ihrem Beschlüsse gegen die „Kreuz- Zeitung" i» geeigneter Weise sowohl Se. Majestät, wie den Fürsten Bir»ia>ck besonders in Kenntniß zu setzen, wird dem Leiter deS BlaltcS, Freiherrn vo» Hammersteiir. der selbst BorstandS- unlglied ist. kaum etwas Anderes übrig bleiben, als au« dem Vorstände der Partei auszutreleri." . Wir wollen adwarten, ob diese Voraussetzung sich bewahr heiten wird. * Die Rangvcrhältnisse der Baubeamten >n Preußen beschäsligcu jetzt erneut die Fachkreise, nachdem in Folge Ver Vermehrung der RalhSstellen bei den Richtern auch die Obersörster eine Bewegung zu ihren Gunsten »iS Leben geruscn unv dabei auschctnenv Aussicht ans ei» entgegen- kouittiendcö Verhalte» der Regierung gesunden haben. Mit Recht wird hcrvorgchobcn, daß der Bruchthcil derjenige»« Bauinspcctoreii, die zum RegierniigSrath ausrückcn können, ein viel zu geringer ist, da nur e>» Sechstel aller Anqehörigrn dieser Beamlcnkakegoric jenen AmtScharakter erreicht, mit welchem die vierte Rangclasse verknüpft ist. Die Mehrzahl erbäll nach der nölhigen Zahl von Dicnstjahre» nur den Titel eines „BauralheS", der eben so an Privaltechniker ver liehen wird, und mit welchem die fünfte Rangclasse verbunden ist. Nachdem früher schon die Fachblätler sür den völligen Fortsall deS Titels „Bauiilspector" cingctrcte» sind, der an die subalternen Bcneniiungc» erinnert, wird jetzt in der „Deutschen Bauzeikung" vorgeschlagcn, die Bauinspectoren nicht mehr rinsach zu Baurälhen zu ernenne», sondern sie nach ihrer besonderen Tbätigkeit zu charaklerisircn, sie also zu Kreis-, Land-, Wasser-, bezw. Eisenbabubaurälhe» zu er nennen und sie unter dieser Amtsbezeichnung gleich den Rc- gierungSbauräthen i» der vierte» Rangclasse zu silbren. Damit gleichzeitig würde de»,, auch die erwartete Regelung der BesoldnngSvcrbältnisse cintrelen könne», die bei der all gemeine» Baüverwallung sich bereits gebessert haben, bei der Eiseiibahnverwaltuiig über »och Vieles zu wünschen übrig lasten. * lieber Besorgnisse, deren Grundlosigkeit man kaum sollte bervorhebei, müsse», schreiben die „SchleSw lgcr Nachrichten": Wir sudle» »ns veranlaßt, wunderlichen Gedanken und Besorg nissen, die jetzt ollenlhalbc» unter der schlcSwiger Bevölkerung, auch bei sonst sehr ruhige,> und politisch einsichtigen Männer» verbreitet sind, mit aller Eiitsch.edenheit enlgcgenzulretcn. Allen Ernstes und mit dem Ausdruck besorgter Ueberzengung hör! »ran hie und da die Ansicht ä»ß,r», die denische Politik denke daran, wenn inr Falle der Noth Opi e zu bringen sind, da« Herzogthiu» Schleswig als TonipenjaiionSobject zu benutzen und cs unter Umstände» wieder an Dänemark abzutreken. Begründe» hört man diese Ansicht mit dem Hinweis aus die beabsichliglc selbstständige udministrative Organisation Schleswigs und seine Trennung vo» Holstein, und ans die Thalsache, daß von oben her jede ojficiclle Betheiligung an den zur Feier der 25 jährige» Wiederkehr der Tage vo» Schleswig. Orveriee, Lüvpel, Alien gev'amen Festlichkeiten abgelehin und die Bemühung herovr- gelieten ist, jene Festlichkeiten aus ein möglichst geringes Maß zu beschränken. Daß solche Besürchiungen auskommen können, ist ja begreiflich, daß iie aber gänzlich grundlos sind, daiür sollie uno da» Wort Kaiser Wilhelm'' ll, bürgen, das er am >6. August v. I. in Frankjurt a. v. O. bei Enthüllung des Friedrich-Knil.Denkmal«, gerade im Hinblick aus Schleswig, gesprochen Hai, .daß wir lieber unsere geiammieii 18 Armee-Corps »nd 42 Millionen Einwohner aus der Wahlstati liegen lasse», als daß wir einen einzigen Stein von Dem, was mein Vater und der Prinz Friedrich Karl urungea haben, abtrete»". Der Gedanke der Lherlung des Regierungsbezirks und die Bemühungen um Einschränkung der IubiläumSsesilichkeiten haben sicherlich mit einander nichts zu thun. D e Tbeilung wird offenbar aus rein dureaukratischen GesichtZvuncten betriebe», welch« von unserem Standpuncle aus gewiß nicht begründet erscheinen, jedenfalls aber mit der interaolionalcn Politik nicht in geringster Beziehung stehen; die ossicielle Zurückhaliung von alle» Liege«iest- lichkeiien und 2 >lährigen Eriiinerungsfciern, die allerdings zunächst überall gioß'.' Bcsniiidc» erregte, findet ihre genügende Erklärung in dem Wunsche, daß man gegenüber einem Lande und Volk, mit welchem Deuiichland jetzt in emem osficiellen Freundschastsverhält- niß stehl, daß durch verwandtschaftliche Bonde der Herrscherhäuser