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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188901156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890115
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlbindung: (nach S. 302) 4. Beilage vor 3. Beilage gebunden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-01
- Tag 1889-01-15
-
Monat
1889-01
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1889
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LS4 General Matte« hat »« für gnt aefnnden, «ich von einem Jour- ,allste» mtciviewr» z» laste», und sich im verlaufe diese« Interview« zu Beschuldigte»-«» gegen die oberste Armee-Verwaltung hinreißea laste», die. wen» sie auch nur halbwegs genau wiedergegeben worden ieiu sollten, nicht nur die Cocrrctheit der Armee-Berwaliung iu Zweifel stelle», sondern auch Uriheile über die Schlagsertigkeit der ltalienlschen Armee eutbalteu würde», welche die Armee Verwaltung »nd die Armee selbst compromtltiren müblea. Nach der Behauptung de« erwähnte» Interviewers Hütte nämlich General Mattei erklärt, daß die Armee-Verwaltung bloS im Interesse gewisser Lieseronten gewisse Adjustirung-.Aenderungea aubcsohle» Kälte, die ganz über» slüssig gewesen wäre», daß die für die Amchassung neuer Gewehre geforderten 46 Millionen rein zum Fenster hinauSgeworsen wären, da o>e italienische Armee-Berwaliung mehr Gewehre besitze, als dieselbe selbst aus dem Papiere Soldaten zähle, taß dagegen die sür die Krieg-ftelluug der Armee notbweudige Anzahl von Truppen fehle rc. Noch der Bebauplung des genannten Inteivieivers hätte ihn General Mattei eigen- zur Veröffentlichung dieser Anklage» ermächtigt und hiuzugesügt, daß er »och ganz aadere Dinge vordringea töane. die er ober a»S Vorsicht verschweige. Der Interviewer bemerkt des Weitere», daß er vieles Andere, wa» ihm General Mattei gesagt habe, der Lessentlichkeit nicht übergeben wolle, weil ihm selbst die vom General Maltet erhobene» Anklagen gegen die Kcieqsverwallung zu schwer erscheinen, um ohne vollwichtige Beweise ohne Weiteres veröffentlicht zu werden. Dem General Mattei scheinen nach dem Interview selbst ernste Bedenken wegen seiner Aeußernngen ausgesticgru zu sein, denn er suchte durch Vermittlung angesehener Persönlichkeiten das Blatt, dessen Redaction der betreffende Journalist angebört, von der Ber- össenilichung de- Gespräches abzuhaltcn. Das Blatt willsuhr jedoch dieser Bitte nicht, und so gelangten die Aeuberungen dcS Generals Mattei in die Ocffentlichkeit, in der sie allgemein das grüble und peinlichste Aussehen Hervorrufen. Wie versichert wird, wurde General Maitri vom KriegSminister osficicll ausgesordert, bündig und rnischieden zu erklären, ob die ihm von dem erwähnten Interviewer in den Mund gelegten Worte vollständig oder auch nur tlieilweise wahr seien, uud wenn dies nicht ler Fall sei, den Inhalt des Inter views öffentlich und entschieden zu bemeiiltren. Geschieht dies nicht, cder kau» General Mailet die ihm in den Mund grlegen Worte nicht vollständig desaooulrea, so wird er dem DtScipIinar-Bcrsahren »nt rzogen und eine kriegsgerichtliche Untersuchung über die Affaire e »geleitet werden, da die KriegSoeiwiltung unmöglich auch nur !üc kurze Zeit onter dem Scheine jo schwerer gegen sie erhobener Anklagen verbleiben bars. E» wäre lebhast zu beklagen, wenn ein so tüchtiger uud bisher so geochieler Genervt durch eigene Unvoe- stchN ikeil und Schuld >a eine so Ichiese Stellung gcrathen und seine Luusbahu derart abgeschnitiea dabea sollte. Bewähren sich die dem General in den Mund geiegir» Worte, so muß sein durch Empfindlich- lest und Rachedurst dictirieS Borgehen sür ihn sehr schwere und uuaiigenehiiie Folgen haben. Ja allen Kreisen der Bevölkerung wird die Lösung dieser Frage mir grober Spannung entgegen gesellen. * Nach einer Meldung aus Rom wird sich daS >ta- lienische Parlament in seiner bevorstehenden Session weder mit der Neiorm veS Senates, noch mil der Frage der Ertheiiung von Tiälen an Kammer-Milgiieder zu beschäsligen laben. — Die Ankunft Gladstone's in Rom wird t.iseldst sür die nächsten Tage erwarket. Der englische Staats mann wird durch den König empfangen werden. Ob auch durch den Papst, erscheint nach Berichten aus vaticamscher Ouelle ungewiß. Man schreibt diesbezüglich: .Selbstver ständlich würbe der Papst den englischen Staatsmann, wenn dieser den Wunsch einer Audienz zu seiner Kenntniß gelangen ließe, jederzeit bereitwilligst empsangen. BiSber ist aber kein derartiger Schrill seiten- Gladstone's erfolgt und man glaubt auch nicht, daß er einen solchen in nächster Zeit zu ihun beabsichtige." * Ueber die Audienz, welche der spanische Botschafter in Wien, Don Rafael Mery del Bal, kürzlich in Nom bei Papst Leo L11I. hatte, werden der „Politischen Corrc- fponvenz" von zuverlässiger Seile nachstehende Euizelheiten gemeldet: Ee. Heiligkeit empfing de» Botschafter, um vom ceremoniellen Zwange frei zu sein, Nachmittag« ln ganz privater Audienz, welche eine volle Stunde, von 5 bis 6 Uhr, währte. Begreiflicherweise drehte sich die Unterhaltung vorwtegeao um Spanien und die spanischen Zustände, und S«. Heiligkeit nahm den Anlob wahr, um seiner aus- nchttgea Bewunderung für Donna Maria Christin», sowohl als Tochter der Kirche, wie als Regentin in warmen Worlen Ausdruck zu gebe». Die Stellung deS BorschaslerS am Wiener Hose brachte die Rede aas Oesterrrich-Uagarn, über welches Laus Se. Heiligkeit sich im Allgemeine» befriedigt auSiprach, indem er namentlich seine Gefühle großer Verehrung und ousrichtigcn Wohlwollen« sür den Kaiser Franz Joses l.. den Herrn Erzherzog Alb recht, sowie die gelammte kaiserliche Familie betonte. Das Allgem-inbesinden de« Papste« schien eia vortreffliches zu sein; der heilige Vater legte eine grob« Lebhaftigkeit des Geiste- und eine erfreuliche körperliche Frische an den Tag; denn wiewohl Se. Heiligkeit Tag« zuvor im Peters- Lome das große Ts Oeum celebrirt hatte, zeigte er keinerlei Spur von Ermüdung. Im Gegeiltheile empfing Se. Excel!«»» den Eindruck, Laß die körperliche Rüstigkeit de» heiligen Vaters sich seit der letzten, vor mehreren Jahren statlgehabten Audienz Dos Mery del Vals merklich gehoben habe. * Ueber die Petarden-Explosionen in Madrid schreibt man dem „Hannoverschen Courier" auö Madrid vom 9. Januar: Große Aufregung herrscht in der spanischen Hauptstadt in Folge der sich allnächtlich wiederholenden Dynamit-Explosionen: die mit Sprcnginateriol gefüllten Patronen, welche von verbrecherischer Hand aus unerklärliche Weise an den Eingängen und in dem Innern der Rkgierungsgebäude, sowie in Privatwohnungen der Minister und bedeutendste,t Staatsmänner gelegt worden sind, haben glücklicher- weise bis jetzt bloS materiellen Schaden ungerichtet. Cauovas del Eastillo enteaan nur mit knapper Noth der drohenden Geiahr. denn kurz noch seinem Eintritte in die Privalwohnung zündete eines dieser gesährlichen Geschosse, da« unter der Treppe verborgen lag, und richtete nicht unerhebliche Verwüstungen an. Die Königin selbst kam mit dem Schrecken davon, als sie, aus kein ..Teatro Espanol" zniückkelirend, durch die ziemlich enge „Calle de Arenal" an dem „Teatro Real", dem königlichen Opernhaus«, vorbei die Richtung zum Palast« eimchliig, zu einer Zeit, als die Straße von den Fubrwrrken der aus dem Opernhause beinikehrenden Theaterbesucher angeiüllt war. Erhöht durch d e Akustik de- Holzpflaster«, war die Stärke der Detonation eine doppelte. Die niächiigen Spiegelscheiben dcS „Hotel de las euetro NacioneS" und die Fensterscheiben der umliegende» Häuser barsten »nd die Glassplitter wurden aus weste Entfernung umhcr- gesäil'Uder». eine unbeschreibliche Verwirrung anrichlend. W e weit die Bcrmeffenheil der Unheilstisler geht, davon zeugt die Legung eimr Patrone im Königspalafte selbst, welche mit einem lanonen- donnerähnlichen Gekrache explodirte, gerade a>S die Jnsaiitm Donna Iiabell, von einer Aussahrt zu, ückgekehrt, die Treppe zu ihren Ge- »lächern dinanstieg, unweit derer die Explosion stattsand. Die Königin, zur Zeit mit ihrer Toilette zum Empsange der Minister l ejchästigi, wurde vo» der Ursache dcSLämcs unterrichtet und eilte soivrt l» die Gemächer des Königs und der beiden Prinzeisine», lim sie zn beruhigen, wurde jedoch von der kleinen Prinzeisin von AstnriaS mit den Worten empfangen: „M>ina, war sür em Tag ist beute, daß Kanonensalve» gelöst werden?" Wuilderbareriviise hat auch dieser neue Anschlag keine Menschenleben gesordert, sonder» nur materielle Zerstörungen anqerichtet. Die Stellung des diesige» Gouverneurs wird als stark erschüttert betrachtet, denn obgleich die ganze Polizei ans den Beinen ist, ist »och nicht der geringste Aa- hall zur Enideckung der Unheilstifter gegeben." * Ter republikanische Wablcandidat IacqueS bat den Wahlausrus B oulange r'S niil einem neuen Manifest beantwortet, in wc cbem er die Candidalur Bonlangcr'S als diejenige der Jndisciplin und dcS nationalen Ruin« be zeichnet. Lolonialpolitisches. * Berlin, 13 Januar. Dem Reichstage ist beute die Fortsetzung des die Verhältnisse IN Ostasrika betreffen den Weißbuches zugegange»; dasselbe enthält 15 Schrift stücke vom lk. November 1888 bis 7. Januar I88S, zunächst 5 Berichte teS kaiserlichen Gencralcoiisnl« in Zanzibar b>S Anfang Dcccmber und zwar: über die Bestraf»»» dcS Mali von Tanga durch de» Sulla», über die Besserung der Lage in Daressalam, Bagamoyo und Pa»ga»>. während die Unruhen in den südliche» Plätzen noch sortdanerlen, über den Bereich der Autorität der deutsch - ostasrika- nischen Gesellschaft an der Küste Ende November, über d e Vorgänge li» Norden ven Bagamoyo und über die Au'sibl aus friedliche Verständigung mil der Beoölkerung von Pangani. In einem Schreiben de« GeneralbrvoUmäch. liglen der deutsch»ostafrikanffchn» Gesellschaft, vohsen, ta Zanzibar an di« Direktion der Gesellschaft in Berlin vom 13. November beißt e«: .Man glaubt arabischerseil« an nehmen zu dürfen, die Gesellschaft würde sich mit der Ver waltung ver Zölle durch Indier an der Küste zufrieden geben, sich mit einer Oberausficht durch monatliche Infpectionen be gnügen und die ganze Verwaltung in der Zollstatwn Zanzibar cenlralisiren. Würbe die Gesellschaft aus einen derartigen Vorschlag eingehcu, und wie der Sultan und meine Gewährs männer meinen, vorläufigen Verzicht aus die übrigen durch den Vertrag ihr übertragenen Rechte leisten, so stände der Netablirmiq de- Frieden- nickst- mehr im Wege und die Ge sellschaft würde als Verwalterin der Zollgesälle von den Be wohnern ter Küste anerkannt werven.- — Die übrigen Schriftstücke beziehen sich aus da« Einverständniß der Re gierungen Portugal», Italiens, Oesterreichs, Hollands und deS CongostaaleS über die Verhinderung der Waffeneinfuhr nach Ostasrika. beziehungsweise die Theilnahme an der Blockade seilcnS Italien» und Portugals. * Berlin, 12. Januar. ES wurde bereits aus die rege Tbätigkeil hingewiejen. welche der Deutsche Fraueaverein sür Kranken pflege in den Colonien Hierselbst entialtet, um de» seiner harrenden Ausgabe» an der ostasrikamschen Küste gerecht zu werden. An die Seeblockade wird sich demnächst die Landblockaoe anschließen. Wie aus den deutschen Sänffcn. so wird alSüaan auch aus dem Lande eine Anzahl deutscher Landsleute den Gefahren de« bestehenden Kriegszustandes und des tück schen Klimas ausgcsetzt sei». Der Dienst aus den Schiffen ist zur Zeit ebenso beichwerlich wie onstrkligend, und mit der kommenden Regenzeit nehmen die Geiahren der KliinafieberS nothwendig zu. Mehr a!S je gilt es also, rechtzeitig den Verwundeten und Kranken diejenige Hilfe zu bringe», die dem Soldaten im Landkriege niemals sehlt: die Hilse der deutschen Frau. Unter dem Vo-sitze der Gräfin v. Mouts, der Gattin dcS coininandireaden Admiral-, der als zweite Vor sitzende Frau Ministerioldirectorin Sackte zur Seite sieht, sucht der Deutsche Frauenvecein sür Krankenpflege in den Colonien seiner satzungsgemäßen Ausgabe aus das Uinjasjcndste ge- rechl zu weiden. Zunächst gilt eS, sür die Marine aus der Insel Zanzibar ein Kriegslazareth zu errichten, ouszurüstea und die frei- willige Krankenpflege zu üben. Mil dem Eintreten der Landblock.de wird aber diese Thätigkett nicht mehr voll ausreichen, eS wird sich sehr bald darum bandeln, auch au der Küste selbst, gewifiermaßen aus tein Kriegsschauplätze, Hilse zu bringen und wainöglich auf den gewonnenen Punkten Feldlazarethe zu errichten. Selbstverständ lich sind bieriür. insbesondere sür den Ankauf und die Einrichiung sür da- Trop-nklima geeigneter Lazareidbarucken, sür die Ausienbnng von Pflegeichwestern, sür die Beschaffung vo» Arzeneien sehr er. lieblich- Summen flüssig zu machen. Schon j-tzt ist der Verein in der glücklichen Lage, zu sehen, daß sich viele Herzen im Baierlande sür diese pairionsche Ausgabe erwärmen and d»ß sich manche Hand gern zu thätiger Mnhilse und zn reichen Gaden ausgeitiao hat. Aber es bleibt noch viel zu lh»n, um das gestellte Ziel zu erreichen. A» uniere Frauen richten wir deshalb die Bitte, dieses Ziel nach Krallen zu unterstützen. Es sind besondere Geiahren, denen unsere deutsche» Landsleute sich an der sera gelegenen Lüste im Dienste des Vaterlandes au-zus tze» haben, — wer möchte nicht dazu bei- tragen, daß diese Geiahren ihnen so sehr erleichtert w roea. wie es nur irgend inüglich ist! Die beiden obengenannten VarstandSdame» werde» sehr gern Beiträge entgegennehme»; boffen w'k, baß diese recht reichlich fließen mögen. * Brüssel. 12. Januar. Tie Ingenieure, welche im Austrage der Bahngesellschast für die Congobahn die Strecke zwischen Malavi und Sianley Pool aufzunehmen Hallen, sind in Lissabon angckonimen und erklären, ihre Aus gabe sei vollständig gelungen. pestalozzifeier -es Leipziger Lehrervereins. rr. Leipzig, 14. Januar. Daß ein Mann, welcher auf Jahr hunderte hinaus der Pädagogik seinen Stempel ausgebrückt bat, von der Lehrerwelt nicht vergessen wird, sondern in dankbarem Andenken bleibt, da« ist nur natürlich und pflichtgemäß. So denkt auch der Leipziger Lehrervercin, und teshold seiert er alljährlich den Geburtstag des großen RciormawrS. Die gestrige Feier, welche in dem festlich decorirtea und mit der unter Palmen prangenden Büste Pestalozzi'S geschmückten Saale deS LihrervereiiiShauseS abgehallcn wurde, erstellte sich einer so zahlreichen Theilnahme (uamcnllich auch von Damen), daß der Rauin überfüllt war und eine asrikamiche Teniperalur sich entwickelte. Mit einem erhebenden Gesänge des L-breigesangveremS begann der seit liche Act, woraus Herr Schuldirektor Pache aus Lindenau die Rediierbühne betrat und die Festrede über „Pestalozzi'S Gerlrub als Vorbild der deutschen Frau" hielt. Die eben so weihevolle wie erhebende Rede — eine wahre oratio oruat» — verbreitete sich in der Einleitung über den Zweck der Feier, welche nicht bloS die Opser der Liebe und Verehrung dem edlen Tobten bringen, sonder» immer wieder eine Offenbarung des Bekenntnisse« sein will, daß aller Unterricht vatüil'ch. anschaulich und harmonisch sein müsse. ES sei ein erhebendes Gefühl, sich mit allen deutschen Männern in dem Streben nach den höchsten Zielen bei dem Werke der Erzie hung eng verbunden zu wisse», und die-Bewußtsein, mit allen Ge nossen die Begeisterung zu thcilen sür da« Wirken und Schassen, lasse auch hoffen, daß die innere Einheit der Nation sich mehr und mehr ausbauen werde. Aus die ehrwürdige Gestalt Pestalozzi'S mit dem Riesengedanken und kern Kinderherzcn hinweisend und seine Kindheit überbl ckend, zeigte der Redner, wie derselbe so Gioßes errungen habe durch die Erhabenheit seiner Gedanken, durch die Glulh seiner Begeiste>uiig, durch die Hove Sittlichkeit seines Idealismus, durch die Reinheit seiner Liede und Treue und die Rastlosigkeit im Schaffen. Lerne» solle man von seine» Fehlern, aber ousuchlen lolle man sich zuqleich an seinem idealen Bilde, und erkennen solle man besonder« an ihm, daß er der Familie und nanientlich der Frau die höchste Ausgabe der Erziehung zuertlieilt. Hieraus ging der Vortragende über zur Schilderung der köstlichen Gestalt der „Gertrud" de« große» Meister-, und indem er sie Zug sür Zug «reu und wahr schilderte und ihr Wirken als Gattin, als Hausfrau und als Mutter ins bellst« Licht setzte, wars er zugleich Streijlichier aus da« Familie»- und Frauciilebe» unserer Zeit, da« gewiß manche Gertrud ausiveist, aber auch nicht selten durch dürftere Bilder verdunkelt wird. Die ganze Rede, von deren weiterer Skizzirung wir abseven, da sie in unserer Leipziger „Cornelia" gedruckl erscheinen wird, war ein herrlicher Wegweiser sür jede Frau, die den Frieden und das Glück des Hause» begründen und segensreich aus die Seelen ihrer Kinder «iiiwirken will. Lauter, lang anhaltender Bcisall belohnte den R.duer, Nach ihm betrat der Schriftführer Herr Mai das Rednerpult, um den Jahresbericht zu rrslatten. AuS demselben beben wir das Folgende heivor. Eiiigetrete» sind im vciflass-nen Jahre 92 Mit glieder. gestorben 9. weggezoqcn 6. abgegangen 2. Io daß mit einem Zuwachs von 75 die Mngliederzahl von 627 aus 702 sich erhöht hat. Davon kommen 479 aus Le>vz g 2l2 ans die Vororte und Um gebung. Auch sind darunter 8 Ehrenmitglieder und 3 Auswärtige. Was die Arbeit des Vereins anbelangt, so wurden 38 regelmäßige Wocheiireilaminlungcn »nd außerd-i» noch einige außerordentliche Versammlungen abgehalten. 34 Abende waren der Behandlung päLagogilchcr und allgemein wissenschaftlicher Gegenstände gewidmet. Sie waren von 3520 Personen besucht, eS komme» also durch'chnitt- ltch 104 aus jede» Abend. Die übriqen Versammlungen waren in runder Zahl von 1200 Mitglieder» besucht. A» 23 Abenden fanden wissenschaftliche Vorträge stall, und 9 andere Sitzungen waren sür Berichte, Besprechung von Büchern, Vorlegung einer Denkschrisl rc. bestimmt. Bei den stattgesundenen Vorträgen, die sich aus verschiedene Ge- biete, Philosophie. Geschichte der Pädagogik. Er- ziebunq«. und Unterrichtslehre, Hygieine, Natui- wissenschas«, Geschichte, Geographie und deutsche Sprache und Literatur bezogen, sprachen auch Gäste, die Herren: Or. Asher. Schäscreidireelor Bajohr, Lieutenant a. D. Bernstein, Schriftsteller Henzen, Pros. Or Marihall. Ober- lehrer Reichelt (Hubrrtusburg), Prof. Or. Wenzel, Director Lonbeck (Prag). Zu den 4 Sektionen, die Pädagogik vnd Methodik betrase», kam eine neue hinzu, die nalurwissenlchailliche Bereinigung (Vorsitzender Herr vr. Böig«), wrlckie 88 Mnglieder zählt und bet den durch- schnitllich 27 Besuchern 15 Sitzungen abhie» und 9 Ausflüge ver- niislalkcle AIS enie Neuheit traten ferner d e Besuche gewerblicher Anlagen aus und winden die neue Gasanstalt und da- Bibliographisch« Institut besucht. Die üontnnssion, welche zur Ausarbeitung einer Denkschrift über die Loge der Leipziger Lehrer au« Anlaß der zu de- klagende» Herabsetzung des Durchschnitt-- und AnsanasaeholteS durch die Stadtve, ordneten eingesetzt war. bestand aut 15 Mitglieder» und hielt 20 Sitzungen ob. Weiter berührte der Bericht noch die Ka,lert»d»»»s«t«r s«r Kaiser Wilhelm »»d Kaiser Friedrich, dt« L»d««»s»ter sür dt« Lalle-«», dt, Iadilarsitzung, di» Wtn« weubescheerang »ad die geselligen Vergnügung»»»«»»« (Familie», obende, Sylvester. Sarneval-seier rc.) und hob besonder« die ver- dienst« de« Herrn Engel hervor, welcher den Ledrergeiaagverria leitet. Nachdem dieser Bericht mit großem Beifall hingenomiiicu worden war, berichtete Herr Berger über die Lomeuius- iistnug, deren Schätze bi« aus 47315 Bände aagrwachicn sind, und zwar durch Kauf, Lauich und durch Schenkungen (süe die der Redner dankt). Auch da« Tauschverdältniß zum Berliner Museum wird dabei erwähn«. Ausgeliehcn sind worden an 1806 Personen 4766 Bände. Indem der Berichterstatter die Bibliothekardeitea überblickt, gedenkt er der Vermehrung der Arbeiislräste. namentlich oder des verstorbenen Herrn Gaudlitz, dessen Verdienste um die Stiftung er rühmend und pietätvoll hervorhebt. Nach Hinweis aus verschiedene Gewinne und Einnahmen (z. B. durcki da« Schullieder buch) kommt er in humoristischer Weise aus Hoffnung erweckende Knospen an dem Werke zu sprechen und schildert u. A. seine Audienz beim Minister von Goßter und die Petitionen an die Emzelstaiileii. deren Erfolg freilich noch abzuwartea ist. Nach diesem mit jubelndem Beisall begrüßte» Reserale schloß eia ties zu Herzen gehender Ge nug die durch Pietät geweihte Feier. Au dieselbe schloß sich eia Sommers, hei welchem Toaste aiiSge- bracht wurden aus: König und Vaterland (vr. Jahn), den Fest redner (Herr Beyer), den ehrlich arbeitenden und treu strebenden Lehrervereiu (Herr Dir. Pache). Es solgie sodann ein poetischer Trinkspruch aus den Verein (Akrostichon) von Herrn Freyer, eia Hoch aus die einverleibtea College» (Herr Rocke), aus die übrigen Vororte (Herr vr. Hummel), aus Herrn Beeger, aus den Vorstand, Lehrergesangverein rc. Die ungemein heileren und witzigen Commers- lieber waren versaßt von Freyer, «rctzschmar und Krahl. Und so war auch der Schluß dieses PestalotzisesteS ein sehr würdiger und erhebender; möge dasselbe neuen Mach, neue Begeisterung in den College» erweckt habe»! Verband der Hausbesitzer-Vereine von Leipzig und Umgegend. * Leipzig, 14. Januar. Am gestrigen Vormittage wurde im „Eldorado" die diesjährige Generalversammlung des Ver bandes der Hausbesitzer-Vereine von Leipzig und Um gegend abgeyalte«. Die Beiheiliqung an bertelben war eine zahlreiche, da von den dem Verbände anqehöreuden 23 Vereinen zwanzig Vereine durch Delcgirle vertreten waren. Ter Vorsitzende, Herr Engel, gab nach einer begrüßenden Ansprache einen kurzen Nucknlick aus die von manchen Erfolgen begleitete Thäligkeü ceS Versandes im veiflossenea Jahre, hieran den Wunich knüpfend, daß eS in Zakunst noch besser werden möge. Vom Lcreiiissecreiair Herrn Mittciitzweitvurde hieraus der Jahresbericht verlesen, aus welchem z» ersehen war, daß dem Verbände z. Z. 23 Vereine mit 2650 Mitaliedern angebörea. Der Bericht wie« ierner ans die Thätigkeit des Verbandes hi», wobei besonder« die verschiedenen Petitionen au die Lnntnsdedörde», die Berali,ungen über die Gründung einer Hast- pflichtversicherungsgest-llschast der Hausbesitzer und die Feststellung der leerstehenden Wohnungen hervorgehobea wurden. Es wurde hierbei ein Uebetflnß von größeren Wohnungen und ein süblbarer Mangel an kleineren Wohnungen gesunden. Der Jahresbericht fand d e Genetmiigitng der Brrjamiulung, ebenso der Cassenbericht de« VerbandscaisirerS Herrn Grün Hut aus Antrag der von der Ver sammlung gewählten Revisoren, der Herren Marx-Reudnitz, R u d o l p h - Lindenau und G e u p e l - Connewitz , welche die Prutniig ter Jahresrcchnung während der Satzung Vornahmen. Ter Ab-chlnß zeigt eine Einnahme von 1333 ^l 52-H, eine Ausgabe von 1332 Vs 48 und einen Cassenbestand von 1 Vt 4 -H. Der leite»- deS Vorstandes emgebrachle Antrag, die „Monaisblälter", Organ der Haust»sitzervereme von Leipzig und Umgegend, brr „Dentichen Städiezeiiung" bcizulegen. gab Veranlassung zu einem längeren MeinungsauSiausch, als dessen Resultat ein Antrag des Herrn Or Meißner angenommen wurde, nach welchem die Enl- tcheibung dieser Frage bi- zur Michaelissitzung >m October vertagt werd n und dann beschlossen werden soll, die „Monat-dlätter" in der bisherigen Form auszugebea und dieselben der „Slüviezeiiung' als Beilage beizusügen. Auch der Zusatzantrag des Herrn Rudolph, d e „MonatSbläner" den Leiern der „Städtezeitung" bis dahla uu- enlgelil ch zuzustellen, fand die Annahme der Versammlung. Bei der hieraus statisindeiiden Neuwahl deS Vorstandes wurden die bisbcr gea Mitglieder desselben, di- Herren Engel als Vor sitzender, Heitmann als dessen Slellverireter, Grünhut als Ca'sirer, Herzoq-Rendaltz als stellvertretender Calsirer, Mittenl- zwei als Scdrislsührer und Rudolph-Gohlis als dessen Stell vertreter, ferner alS Ausschuß,nilglieder die Herren Schuorr- Pla >w>tz. P l e ttne r-Li»dknau, Geupel-Conacw tz, Or. Meißner- L-ipjig wiebergewählt. Zum letzten Panct der Tagesordnung, „Berichterstattung über die zu errichtende Hailvflicht-BetsichkrmigS-Geüllichait''» reterirte Herr Or. Meißner. Derjelbe erläuterte die wichtigste,> Paragraphen der gedruckt vorliegenden Satzungen und enipsahl die Annahme des Eniwurss. Tie Versammlung erklärte sich mit Form und Fassung des Entwurfes einverstanden und beschloß aus Antrag des H rrn Grünhut, denselben in Ler sür den 20. d. M. staiifinöenden constiiuirenve» Versammlung en bloa anzunehmen. Nach Verlesung deS Protokolls ersolgle um 1 Uhr der Schluß der Sitzung. Vom Leipziger Liichermarkt. „Geschichte von Ober- und Ntedersachsen"; „Liblio- tlioca Philologie» elanijcir er arekneologic»" (List L Francke's Käialogc Ne. 204 A»d 202). Circa loiiiend Nummern zählt das erstere Verzeilbniß. Weitaus die größere Hälfte betrifft dt« GeichiLte von Sachten und zwar Königreich, Herzogldümer und Großherzogthum, benachbarte Lanbes- theile, w e Provinz Sachsen, Anhalt, Thüringen. Der Lausitz und Schlesien ialle» auch hundert Smrislen zu. Eia Viertel,ausend kommt überdies aus Nieoersachsin (Hannover, Brauajchwelg, Harz. Haniestädle, Hansa, Ollsrieslanb, Oldenburg, Lippe). M ckiendurg, Schleswig-Holstein. Laiienburg machen den Beschluß (76 Nummern). Dem Verzeichnis ist ter Katalog einer kleinen Sammlung von Autographen jachsüchcr Fürste» lweimarüche und gothaffche Linie) angehängl, darunler befinde» sich z. B. Urkunden von 1571 und 1599, diele ein Schreiben Friedrich Wilhelm« 1, Administrators vou Kursachsc», „an den Thuinbbcchont zu Magdeburg", jene ei» Aries Herzog Johann Wilhelm'S 1. von Sachsen-Eiicmch. eine» Vorschuß der Stadt Erfurt von 10000 Gulden betreffend. Der regierende Herzog Ernst II. vo» Codurg-Äotha ist durch einen anderthalb Setten langen Jugendbriej vom Jahre 1834 an Pro fessor Kries, seinen Lehrer, vertreten. ES handelt sich darin um mathematische Ausgaben. Dresdcnsia und Lipiiensia bietet die erste Abtheilung in circa 30 und einigen 50 Nummern. Der philologische Katalog ist der weitaus stärkere. Die Zahl der auigciuhrle» Werke beträgt nabezu 5500 Davon nehmen die gricchücheu Auiorcn 1500 in Anspruch, die Lateiner figurire» mit circa 1300 Werken. Aus Encyc opädie und Geschichle der Philologie, Biographien, Zeilichrfften, Neulatelncr enlsallen an 600 Nummer». Gramnialik, Lexikographie. Metrik beanipruchen nur die Half!« Vieler Zahl. Dagegen ist die Rubrik „Alte Geswichte und Geographie, Archaolo >ie und Numismatik, Staats« und Prwaialtc» lhünier" sehr stattlich (circa 1250 Nummern). Den Rest vo» andertl alb hundert Schriften nehmen die Rechtsalkerthümer, neu griechische Geschichle, Sprache und L teraiur, sowie einige wenige Aulographen (vier Nummern) in Anspruch. Or. Whistling. Technisches. --- Frankfurt a. M., 10. Januar. Die Frage der Errich tung einer elektrische» Ccntralanstalt wird im Schooße tinierer städtischen Behörden schon seit längerer Zeit erwägen und im November 188? war bereits ein daraus d-züqlichcS Ausschreibe» er lasse» worden. Damals vertrat nämlich der aus Stabiverordneien n»d Magistrat-Mitgliedern bestehende gcmi chtc Ausschuß, welcher »ist de» Voiberalhunqen betraut ist, die Ausjcht, mau solle die Errichtung und den Beir>cb brr Anlage an einen Unternehmer vergebe» und der Stadt nur die spätere Erwerbung offen halten. Die Bei Hand lungen mit den drei Unternehmern, welche sich um die Errichtung der Anlage bemühten, und die Enahrunge», welche andere Stabte mit solchen Anstalten gemacht haben, veranlaßlen jedoch den Ausschuß, seinen srübere» Siandpuntt anszugeben und, wie gestern gemeldet, zu de- antrage», daß di« Stadt selbst die Errichtung und de» Brtr:eb i» die Hand nehmen solle. Ooerb irgermeister vr. M quel, der eS stet» beiürwortet, daß die Stadl da, wo eS onaezeigl ist, auch als Unteruehmeein austritt, vrrlpricht sich von einer städtischen Lentral- ftelle sür Elekirictlät ganz wesentliche Erfolge. Da die Elekiricität auch als Triebkraft eine immer größere Rolle spiele, so lasse sich dieselbe nicht bloS al» Lichtquelle, sondern auch zum Betrieb der neuen Straßenbahnlinien verwenden, welche di» Stad« zn bauen im Begriff sei. DaS soll nach oiigestellte« Berechnungen in Folge der ncueuku Fortschritte aus dieiem Gebiete billiger sein, als P'erde- betrieb, der letztere würde sich out 17—IS der «leklrische Betrieb ans 11—13 sür Tag und Wagra stelle». Endlich denkt vr. Wtignel daran, elektrisch« Betriebe kr, ft an Klein^werdlrridrnd« adzugeben. Wenn di« Stadtverordnete», wie wohl nicht »» b». zweifeln ist, di« Berlage genehmigen, so könnte die «»lag« am 1. Oeiober d. I. in Betrieb genommen werden. Die Anlagekosten sind bei einer Ausdehnung von 22 000 Lampen aus 2 250 000 .<4 veranschlagt, die Au-jüdruog soll aber nur ollmälig, je nach dem wachsenden Bcdürsmß »rsolgea. .. Vermischtes. — Berlin. 13. Januar. Der herzoglich braun- schweigische Bevollmächtigte zum BunveSratb, Freiherr v. Eram m»Burg«dorss. bat sich vorgestern nach Braun, schweig und von dort gestern Abend zu Sr. königl. Hoheit dem Regenten Prinzen Aidrecht nach Hannover begeben. Die Reise steht allein Anscheine nach mit den vo» »euS erwähnten, in Braunschweig umiausenden Gerüchten in Zusammenhang, deren Dementirung wir bereit- meldeten. —r. Coburg, 13. Januar. Sowohl im benachbarten LichtenselS. wie in der Umgegend befindet man sich seit einigen Tagen durch da» Verschwinden de- Comiuissionair- B. in großer Aufregung. Al- Schloffergeselle übernahm der« elbe nach dem Tode seine- Vater» dessen Commtssions- geschäst und, obgleich von seichter Bildung, eignete er sich UmgangSforuien an. vermöge deren er sich bei leichtgläubigen Personen beiderlei Geschlecht- Eingang zn verschaffen und Vertrauen zu erwecken wußte. Unter allen erdenklichen Bor. piegeiungen entlockte er gegen einen Spitzederzin» von 12 di» 15 Procent größere und kleinere Capilalirn oicht nur bei Landbewohnern, sondern auch bei Bürgern, denen ein größerer Scharfblick zuzutrauen gewesen wäre. Die große Anzahl Beirogener bat jetzt da» Nachsehen. Biel« haben ihre aminkltchcn, sauer errungene» Ersparnisse verloren, die der Gauner leichtlebig verpraßt hal. Trotz der verschiedensten und eindringlichsten Warnungen der Presse finden sich doch immer wieder Leute, die, verlockt durch den hohen Zin», ihre Gelber Persönlichkeilen anvcrlrauco, welche auch nicht die mindeste Garantie bieten. -- Hirschberg, 13. Januar. Bei heftigem Sturm brach gestern früh in Langwasser Feuer au«. Bier Besitzungen liegen in Asche. «München, 13. Januar. Staatsrath d. Di Ui» ist heute gestorben. °°- London. 10. Januar. Die Unsicherheit ln London, aus welche der Poüzeihiupimann jüngst in einer amtlichen Zuschrift biugewiesen. Hai soeben durch einen von außerordentlichen Umstände» begleiteten Hanseln bruch im Norden der Stadt eine neue B«. stöiigung erfahren. Während die Bewohner eine- auf MuSwell- Hill Noid zwischen der Station und dem Alexanderpalast gelegenen Hautec- Abend« nach 7 Uhr beim Esten saßen, Bater, Mutter und M« erwachsene Söhne, kletterten zwei Diebe mittel- einer Leiter in ren ober» Stock, zündeten Licht an und begonnen die Schubfächer der SckiS.ike auszuzieben, obgleich im anstoßenden Zimmer eine der vier Mägde ihre Aibeit beiorgte. Ohne Zweifel würden sie ihren Zweck erreicht haben, trotz de- Geräusches, das weder dieser Magd noch den Speisenden entging, wenn nicht Baier und Sohn schon gegen 8 Uhr sich erhoben und das Hau« verlassen hätten, um einer Vorlesung beizuivohiien. Ter Sohn wandte sich beim HinauSgehea zufälligerweise uni. erblickte Licht und machte seinen Vater daraus ausmerkiam; gleichzeitig ober erschienen di« Dieb« schon am Fenster, ieuerten aus die beide» zwei Schüsse ob und kletterten an dem Tborbogeu hinab Uiiierdesse» kommt der zweite Sohn, der sich mit Tischlereiwerk be- schäsiigt Halle, h-ra», schlägt mit einem Meißel auf «inen der Diebe los, wird aber selbst von einem dritten Diebe, der rar Garten aut der Laue, gelegen, durch zwei Schüsse in die Herz- und UnterleibSgegeud lebensgejährlich verwunde». Er schwankt zurück tat Hau», schreibt dort eine» kurzen AdschiedSbries an seine Freunde ond wird odn- mächtig. Die drei Diebe rnikominen über die benachbarten Felder; die Hausbewohner läuten die Läemglocke, rin Briescriger ruft den Arzt herbei; und die Polizei erscheint nach — vierzig Minuten. M> ikwürdigerweise riß der Strick der Lärmglccke sofort beim ersten Anzüge, so daß die Dienstboten in den Dachstuhl zu klettern batten, um sie in Gang zu setzen. Wie ersichtlich, würde der obige Einbruch ob»e die vorzeitige Aushebung der Tafel ähnlich verlausen sein wie der Iuwelendiedstahl im Hause de« österreichischen Botschafter« Grasen Deym zu Bournemonih. Leider tritt jetzt sür die geängstigte» Hau», bewohner der Vorstädte die Frage aus, wie sie sich gegen bewaffnete Einbrecher zu verhalle» haben. Vorgehen dars man gegen Diebe erst, wenn sie selbst anqreifen; schösse man daher einen solchen ohne Wettere- nieder, so würde man ohne Zweifel wegen Todtschlag vor Gericht gestellt werden Ehe man also schießt oder schlägt, hat man sich zu vergewissern, ob der Dieb Angriffs ielüfte zeigt; ist dies nicht der Fall, so kann man eigentlich dem Gesetze gemäß kaum elwaS anderes Ibun, als den Dieb durch einen Polizisten verhaften losten, vorausgesetzt, daß der Dieb uicht rnlweicht und der Polizist bei der Hand ist. --- In ziemlich entrüsteter Weise dementirt die Londoner „Trulh" die Erzählung von ter ungastlichen Kälte, die im Herbst und »m Wenter im Schlosse der Königin von England zu Windsor herrschen und sür ihre Gäste den Anlaß zu dem berüchtigten „Windsor-Schnupfen" geben soll. „E»> deutscher Zelluiigs-Coirespoiident". schreibt sie, „hat einig: besonders ,.pikante" Nachrichten über das Leben in Winbsor-Castle aufgekischl, die ei» Gemisch von Eisindungen V erstellen. Der Corre pondent beginnt mit der Behauptung, daß die Königin »ie gestatte, die Gastzimmer zu Heizen. Der Gedanke, daß Ihre Majestät solche kleinliche häusliche Details überhaupt überwacht, ist an und für sich komisch; aber eS ist Ti>alsache, baß nicht nur in den Gastzimmern, sondern in alle» Räumen des Schlosse- mächtige Feuer brennen, die es bei kallei» Weller so warm und behaglich macken, wie nur irgend ein anderes Schloß >n Europa. Der Correspo»vc>it. der nebenbei zu glauben scheinl, daß die Mitglieder deS HanseS mit der Köiugin speisen, erzählt dann «ine Geschichte von ver im Sveiiesaale benschende» Kälte; eS ist die» «ine ganz unglückliche Crsi»du»g. da daS Eichcuziinmer, in welchem die Königin speist, ein besonder- angenehm durchwärmter Raum ist. „Entsetzlich schlechte Küche und stets kaltes Essen" sollen ferner bei der Königin an der Tagesordnung sein — eine sehr schlechte Erfindung, die alle Jene amünren wird, die je an der königlich ii Tafel gespeist haben. WaS die „Sparsamkeit de- Menus" betrifft, ist dies ebenso grundlos erfunden, wie Ihrer Majestät Vorliebe sür „lebhafte Conversaiion" bei Tische, namentlich über Parla»ie»tsin>tglieder. Die Königin soll auch Cbampagner trinken „in einem ziemlich großen Glase, welche- oft wieder gefüllt wird". Wenn man bedenkt, daß die Königin nie vor halb 9 Uhr dinirt und es nicht liebt, lange auszubleibcn, so widerlegt sich diese Fabel von selbst. Thatsacbc ist, daß die Königin nie mehr al- höchsten- zwei Gläser Champagner oder Claret, in der Regel von erfterem, zu trinke» pflegt und zum Nachtisch manchmal ein kleine- G>äsche» Tokayer nimmt — einen Wein, den der Prinz-Gemahl Albert allen andern vorzog und von dem er zum Dessert stets einen großen Pocal zn trinken ge wohnt war." Literatur. Sntriel Moz;' Kunst und seine Werke. E ne kunsthisiorische Skizze von Nicotins Manu. Mit acht Abbildungen. Leipzia, I. I Weber 1883. Preis 1— Gabriel Max ist ein künsilcr von ja ausqelvrocbener Eigenart, wie nur W nige. Dabei hat aber diese Eigenart doch nicht« fremd AnmutdendcS, sondern etwa«, deS bei der Vertiefung in ein Max't'cheS Bild eine Saite im Innersten jede« emiühliq beanlag'.en Meniche» ans ta» Ergreifendste mttklinge» läßt. Eine oder mehrere van den größeren Max'schea Schöpfungen hat wohl so ziemlich Jeder aus den Ausstellungen oder in Galerien gesehen; aber trotz dieser Kunde vou ibm sehlt doch wohl den Meisten eine eigentliche Bekanntschaft mit ihm. und erst eine solche wird da« volle VerslLadniß. den vollen Genuß auch de« einzelnen Werke« ermöglichen. Eia recht geeignetes Mittel, zu dns-r Bekannt schaft zu verheilen, scheint naii das vorliegende Schristchen, welches in kurzen maikigen Strichen mit großer Sachkunde dal Leben. Ringen und Schaffe» des Meisters schildert, unterstützl durch ei» tressbcheS Vildniß desselben und eine Reib« guter Lichtdruckwiede» gaden ieiner bedeutendsten Werke, und im Anhänge em vollständige«, nach der Zeit und den behandelten Stoffen geordnete« Verzeichnis ieiner iämmllichea Werke giebt. Bei ter Volksibümlichket» nalrieS Gabtiel Max wird da« Schristchen in den weitefte, Kreise» null» !««««, grtzeit», »ad«». «dass vet-k«.
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