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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188903032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890303
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-03
- Tag 1889-03-03
-
Monat
1889-03
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1889
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Erfrbetnt tätlich früh S'/, Uhr. lietartiou vud LrprdUi«« Johannetgaste S. S»rrchll«n1»rn drr Nröaclion: Vormittag« 10—18 Uhr Nachmittag» 5—6 Uhr. k»« »I, Ntia,«^, ,In,«ian»»n vl,,»icr>»»« »»chi sich t>« iNrt«cI,cn,>»> rerbintlt». «„«ah»t »er für die niichstsnlge»». Nummer »eftlMmtrn Iuserate a» Wnchrutageo »i» L tthr Rach«it»«g». «nt»«»- uud -rstlaien t» «h »i»Uhr. 2a -rn Filiale» siir 3as.-ölinahmr: Ltt« Kirmm. Uni»»rstiLt«straß« 1. . . «,»t»LSschr. Katharinenstr. 83 Part, unv KSnigSptatz 7, nur bis '/.S »dr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-pret« vierteljährlich 4»/, Mk. tue!. Vnngerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V Ui. Beleg» unklar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tagedlaü-Formai geialzt, ohur Pvstrriöiderung 60 Ml. m»t Posloesürdernng 70 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns Prcisv.rzcichmß Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höberm Tarn. Krclame» unter dem Nedaction »strich die »gelpalt. Zeile 50Ps„ vor den Fa niilien Nachrichten die 6gespallk«e Zeile 40 Pi. Jnierate sind stet» an die Erpetiltinii zu irnben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnisuiuvenuitto oder durch Post. Nachnahme. ^ K2. Tonntag den 3. März 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. tleßeutliche Ätzung -er Stadtvrrsr-irteii Mttt«o», den «. MLr, I»8». «»-»da Udr. t» Gm«le »*r v»r«,aligen Ha«drl»HSrs«, a« Vkaschmarkle. Tagesordnung: I. Bericht des SiiftungS» und dez OekonomirauSschusteS über Specialbudget „JohanniehoSvitai" nebst I. An« bang, den alten und neuen JohanmSfriedbof betr, und II. Anhang, die Heilanstalt Thonberg betr., jedoch mit Ausnahme von Pos. 19, «4. 45. 49 im Speciatdudgel „IohanniShoSpltat" di» diesjährigen HauShallplaneS. II. Bericht de« StrstungSautzschusse» über: Anstellung eine» dritten Avothekenarbeiter» beim städtischen Krankenhaus zu St. Jacob. III. Bericht de« GaS» und Finanzausschusses über: Errich tung bez. Dotirung einer Easte zur Unterstützung alter, arde>l»u»sähiaer Arbeiter brr Gasanstalten. IV. Bericht über Benutzung der alten Wache in der Schule zu Leipzig-Ri udni» unteren Theit« al» Laternenwärtev raum unk Auschaffuiig vcu Utensilien. V. Bericht de» SchulauSschusie» Über: ». Errichtung neuer Lehrerstellen und Vermehrung der Unterrichtsstunde» an den volttschulen zu Leipzig-Reudnitz; d. Anstellung von Lehrkräften und Mobiliarbeschafsuiig für die Schule zu Leipzig»Anger»Er,ttenkorf und Errichtung einer neuen Elaste für die Fortbildungsschule daselbst. VI. Bericht de« Schul« und BauauSlchnsteS über: ». Ab rechnung über die Bau- und EinrichlungSkosten der IV. Bürgerschule; d. Abrechnung über die Bau- und EinrichtungSkosten der Vll. Bürger- und VIl. B jirk«- schul»; o. Abrechnung über den Erweiterungsbau der I. Bezirkt sch nle. VII. Bericht de» Bau-, Oekonomie» und Finanzausschusses Über: ». ArealauStausch zwischen Tbetten der Parzelle Nr. 27t für Gautz'ch und der Parzelle Nr. 5l8 für Eon> ewiß; l>. Ankauf der Feldparzellen Nr. Kl7. 618, Kl9 deS Flurbuch» für Tauch,; o. Parzellirungöplan für da» an da- Areal der großen Funkenburg westlich angrenzende Areal der Statt und deS Georgenbausr«; ck. ParzeÜirungSpiau für.den Rcst de» Vlo-k« z.v sLen Süd», Kronprinz, und Kochst rahe, aus welchem sich di« Vlll. Bezirksschule befindet. VM. Bericht deS Finanz- und SchulauSschust-S über: Eonto „Fortbildung»- und Volksschulen" Ausgaben Pos. 88 de« HauShaltplancS de» Stadtbezirks Leipzig aus da- Jabr 1889. IX. Bericht des Bau-, Oekonomie-, Finanz- und Der sastu«g»au»sch«ste» über: ParzellirungSplan und Bau voischristen für da» Areal deS Georgenhause» und de» frühere» Grundstückes rer Augeiiheilanstall. Vekanntniachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Conrcctor Prosesior Dr. pdi! Heinrich Albert JaliuS Ltüreubnrg, B,S,narckstraße L, M, au- dem von ihm biSbcr dekteideten Autle eine» DistrictS Vorsteher» im l7. D. Distrikte entlaste» woide». Wir spreche» ihm Hiermil unseren Dank für dir unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung auS. Leipzig, am 28 F.bruar 1889. DaS Armen-Direetvriu«. 8. 168 Luvwig-Wvls. Artu». Durch Kaufleute Bekanntmachung. und Da» 4. Stück de« diesjährigen ReichS-TesehblatteS ist bei un« eingegangen und wird d,S zun, 87. Mär» Hs. IS. aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme bsteuttich au»- sängrn. Dasselbe enthält: ?r. 1843 Gesetz, betreffend dir Eontrvle de« ReichShauS- balts und de» LandeShauShalt» von Elsaß. Lothringen für da» Etal-jahr l888/89. Dom 18. Februar 1889 Leipzig, den 27. Februar 1889. Der Stath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumviegel da» freundliche Entgegenkommen der Herren LH. Parthey, Leipz-g-Reudnitz. Eonstantinstraße l, G Wetuoldt, Leipzig-Reudnitz. Ehaustecstrahe 27. letztgenannter Lerr zugleich beirrst» seme« Filialgeschäste». Leipzig-Reudnitz, oberer Theil» äußere HoSpitalstraße 8. sind wir in de« Stand gefetzt, von Montag, den 4. März diese« Jahre« ab. für di« angrschlostene« Orte Leipzig-Reudintz. Anger« Eroktrndors a» den obengenannten 3 Orten An »ah«estell«a für ArdeitSaügebote für »sere ArdeitsuachzMeisung-aastalt errichten zu können. Die genannte» Herren habe» sich berc 1 ß,klärt, Angebote von Arbeit, welche an sie mündlich oder schriftlich gelangen entgegen zu nehmen. Von dort werden wir diese Angebote de« Tage« zweimal abholrn laste», um sie den in unserer Arbeit« nachwersungSanstalt nach Arbeit nachsragenden Personen zu stellen zu können A» all« diejenigen Einwobner der eindrrleibten Orte aber, welch« mit un» der schon oft ausgesprochenen Meinung sind, daß e« bester ist, dem Armen Arveit, al« Almosen zu gebe«, richten wir ebenfalls da» freundliche Ersuche», un» durch recht auSgiebiae Benutzung der von uns getroffenen Einrichtung in den Stand zu setze», unsere obcnauSgesprochene Ansicht zur Thalsache zu mache». Leipzig, den 28. Februar 1889 Da« Araeeadtreetoria» ^ « l«8. Ludwig.Wolf. N. Gesucht wird der am 14. Oktober »852 in Leipzig geboMi, Markt Helfer, beziehentlich Hmdarbr>ler .. 8,tedri<4, Anton Deeker, welcher zur Fürsorge für sein« in hiesiger walsnipfieg« d». findlichen Kinder anzuhallen ist. Leipzig, d«, 27. Februar 1889. ^ A t»r«enan,t.) Luvwig-Wols. Der A. L rv. »5». Intd der Stadl «,«»»«« l« Heinichen. »er aeg«, den Fleischer Frauz JuIlU» Aprtiicher au» Halle «iTS ll.yebr-iir er. erlösten« Eieckbries lst iileki»». (A. >- 148/dS^ «,/»., den »N ^ ' Hall« Fe»eu^>889 iuiglichr rt«et»«nwal»schast. Grwölbcvrrmiklhnng. Im städtischen Grundstück Windrnühlrnstratze Ltr. 7 ist et« Dertzauf-gewSlde mit zugebkrige, Kellerabtheilung von jetzt oder vom t. April d. I. ad gegen ein halbjährlich, Kündigung und sonst unter den bei Ul.» üblich-n Bedingungen anderweit zu vermiethe». Miethaesuche werde» auf dem Rulhhause 1. Etage. Zimmer Nr. 8. entgeqengenommru. Leipzig, den 1. März 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Krc . I». >533. Dr. Georgi. rumbiegel. Im Monat Februar diese« Jahre» gingen bei dem unter- zeichneten Armenamte ein: 30 Geschenk für die Armen von Herren E W. und I. W. 72 » von der Fa. H.. W. L Eo. überwiesener ErlöSüberschuß für deisilben entweiivete und versteigerte Objecte durch dl« LeihhauSver- Wallung hier. — « Geschenk von B H. — » Süb»e i. S. F. B. H G. D. durch Herr» RrchlSanwalt Dr. Z-bme II. — » Sühne i. E. S."/. W. durch di« Post eingeg — » » » » P E. u. F. M. j durch Herrn '/. A. H. B. / FrtedenSrichter — . « « . H. L. R l ' — . . ««SR/. H. W. — « « . . M. L. /. G W. — . ... M.V./.E F R. — . . .«AH./. «. P — . . ..ER/. W. T. 1l 2 3 30 20 Selbem»»». durch Herrn Friedens richter Freyer. 8 l» 20 3 lO 5 i 52 ^ S worüber hierdurch Amkenb quittirt wird Leipzig, den l. Mär, ,889. Der Rath der Stadt Leipzig (Ar«ena,«t.) Ludwig-Wolf. Schicker. ma. In Gemäßheit de» H. 1 der Vorschriften für die A»s- sührung von Anlagen zur Benutzung der Stadlwasterkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Robert Heffel, Leipzig-Anger-Crottencorf, Awertslraße Nr. Sl, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich anqemeldet und den Besitz der hierzu «»forderlichen Vorrichtungen nach» gewiesen hat. Leipzig, den 1. Mär, 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. X. ll90 Dr. Georgi. Wolsram. tzrkannlmchuni. Der am 18. Mai 1859 in Lmdenau g-«ore»e, unter Uolizei- ausstcht gestellte Handarbeiter Brorg Max MibiuS bat sich diefer Aussicht enizoqen und «reibt sich vermulhiich arbeitslos «mber. Wir eriuchen, aus aedochien MöbinS zu labnden, denselben im Beli-eiungSsalle »a verhaften und un» schleunigst Mittheilniig zugeb-n zu lasten. Leipzig, am 36. Februar 1889. Das Peliieiamt der Stadt Leipit». II 1084. Brerschneider. Faldik. ^ «schnelder. Bkklsnntmstchung. Die im Lazarett,-Hausbatt sich eraebeude» Küchenobsälle a» Spül-cht, Karton« schalen. Knochen, Lradreste, sowie Füllungen zurückgelegter Strohlacke sollen für die Zeit vom 1. Avril 1889 bis «,d» März 1890 unter den zur Hinsicht und Unterschrisl auSlieg n- den B diNliUiige« für da» Meiftgebot vergebe» werden. B rich osten» Offerten mit deni Vermerk „Küchenabsälle" sind b>S 8. März o. VormuiagS 1Ü Uhr portofrei anher eiozuleuden. Leipzig, am 2. März 1889. >-nt,lich,« Garniseii-Lttzaretd. l. Vieh- un- Urammarkt »u Linde»«« bei Lerpzi« DienSta« und «tttmsch. »,n td. u 2« Mir; 188». vnden und S ände sind im eigenen Jiileiest« brr F eranten thnnlichst »arher unzumelden. Der «emetuderath. Oueck vom 28. Februar. Ein radicaler Abgeordneter Hubbard erhob sich, um die staatsfeindlichen Elemente der Bevvikcrung »u tabtl», weiche den Fall Aschinow auSdruteten. um gegen Frankreich und besten Regierung einen beklagenSwerthen Mangel an Vaterlandsliebe zu zeigen Der neue Minister de» Auswärtigen. Spuller, sprach Hubbard seinen Dank dafür aus, daß er ihm Gelegenheit biete. Rußland eine» Bcwei- herzlichsler Sympathie seiten» der französilcheu Regierung und de» französischen Volke» von der Tribüne deS Parlament- herab zu geben. Darauf macht Eastaguac den schüchternen Versuch, dem Jubel der Republikaner durch die Bemerkung Ei »kalt zu thun, daß man bester gelhan hätte, diesen Beweis nicht durch Kanonenkugeln zu geben, und der Boulangist Hcnffe nahm seine Gesinnungsgenossen gegen den Vorwurf de» mangelnden Patriotismus in Schutz. Damit war man an einem Wendepunkte anaekomme». welchen die Rechte benutzte, um die a»S dem Stegreif gethauen Ä ußerungen de» Abgeoreneten Hubbard in die parlamentarische Form der Interpellation zu dringen. Floquct, der früher« Minister präsident. eignet sich den Antrag der Rechten an und ver- ta»gt desten sofortige Beraibung. m l welcher sich Spuller unter der Bedingung einverstanden erklärt, baß die Sache damit enbgiltig begraben sei. Spuller, der gegenwärtige Minister de» Auswärtigen, räumte jetzt fernem Vorgänger Gebiet den Platz, unv dieser holte zu einem Hyinnu» aus Rußland aus, dessen Hnuptrsfecl in de» Worten enthalte» war: ..Rußland hat verschiede,»- Pfänder seiner Freundschaft für Frankreich gegeben." Schließlich for derte er die Kammer aus. zu zeigen, wie sehr Frankreich Rußland zuretha» sei. Nach dieser Huldigung für Rußland wurde die Prcbe geinacht, ob die Kammer mit der Regierung im Puncle der Eympalbie für Rußland einig sei. und di feProbe gelang in der überraschendste» Weise. Delasoste, welcher eine Tagesordnung in folgender Fassung verschlug: „Die Kammer bedauert die Uelersiürrung der französische» Regierung in dem Falle Aschinow u. s. w ". blieb damit in der Mi»derhc>t, da» gleiche Schicksal hatte C >stagnac mit seinem Vorschläge: „Die Kammer drückt der russischen Regierung ihre Sympathie au» u. s. w." Dagegen fand die Tagesordnung des D>pu- tirten Reacbe: „DieKammer schließt sich dem von der Regierung für Rußland ausgedrückten Gcsühl der Symparbie a» und geht zur Tagesordnung über", allseitige Zustimmung »nd wurde unter dreifacher Beisall-salve ;u», Beschluß erhoben. Wir habe» hier wieder einen jener Vorgänge vor UV», N'elebe in Frankreich so oft allen Berechnungen gespottet habe». Dt« Interpellation wegen de» Falle« Aichinow war ursprüng lich i» einem der Regierung jeindliche» Sinne gemeint, die «»»ßrrstr Link», dir RiFt« u»v dt« Boutanglffen begegneten sich in dem Streben, dir Regierung, welche russisches B ut ver gossen halte, alS im Widerspruch mit der vst-ntlichen Meinung Frankreich« befindlich zu erweisen. Da» tiälte aber nur ge. schehe» können durch die Mehrheit einer Kammer, welche von den Tadlern der Regierung stet» at» Organ der öffentliche» Meinung zurllckgewiclen worden war. Streng genommen durste deshalb Delasoste so wenig die Kammer aussorvern, der Regierung ihr Mißfallen wegen deö Vorgehen» gegen Aschinow au-zudrllcke», wie da» von Sette Eastagiiac'- gkschehe» durste. Aber im Laufe der Sitzung kam da» richtig« Gejüht zum Durchbruch, daß Frankreich in dieser Angelegenheit dem Ausland gegenüber al» geeinigte« Ganze gegenübrrlrete» müsse, daß die Regierung in diesem Falte an der Kammer den naturgemäße» Rückhalt finden müsse Demgemäß wurden die Parleistandpunctc eines Delasoste und eine» Eastagnac verworfen, e» wurde auch die Scheidewand riste». Die Auflösung der patriotenliga. Da» Ministerium Tirard überrascht Frankreich und die Welt durch sei» energische» Austrete» gegen die Patr oleuliga und hat durch die Auslösung der Liga Wirkungen erzielt, die außerordentlich genannt werden müsse». Die republikanische,, und konservativen Zeitungen begrüßen dir Maßregel beifällig, die Börse beantwortet sie m,t einer Hauste, nnd die An- bänger Botila»g«r'l siehe» kleinlaut und gebrückt vor einer Wandlung der Lage, welch« sie nicht für möglich gehalten hätte». Am 27 Januar wurde Boulanger mit 249 000 Stimmen zum Abgeordneten de« Veine-Depärtement« gewählt, und an diesem Erfolg hatte di« Patriotentiga einen bedeutin« de» Anlheit: heul«, nur «inen Monat später, erklärt sich dir vjsenttich« Meinung in der französische» Hauptstadt gegen die Liga, obwohl sie da» allgemein in Frankreich verurtheilt« Vorgehen ve« Ministerium« Flequet gegen Aschinow öffentlich tadelt un» eine Sammlung für die Familien der bei Sagallo artödlekkn «»d verwundeten Rüsten eröffnet. Ta» sind Widersprüche, für di« un« da» Derstänbniß fehlt, noch weniger aber vermögen wir r« begreisen, daß di» erklärte» Feinde Boulanger'». dir gemäßigten und radikalen Republikaner mit den Eonservativeii. den Freunden und Förderern der boulan» gistischen B-wegnttg, sich zum Lob« der Regierung sür ihr cneralsche« Vorgehen gsgen di« Liga lereinigen. Sehr lehrreich für da« verlländniß der aegenwärli-«« Zustände in Frankreich war brr Verlauf der Kammersttzung niedergeriste», welche das neue Ministerium von dem ab getretenen trennt. Die Kammer erklärte sich nicht nur init dem Minist rium Tirard. sondern auch mit dem Ministerium Floquct in der Sache Aschinow solidarisch, »nd dieser patriotilche GejühtSauSbrnch tyeilt« sich auch der Presse mit; die repubt, kanilche» Blätter erschiene» plötzlich an der Seite der mo»arcl» stischen, um der Negierung für ihr tbatkrästiaes Vorgcbe» gegen die unpatriotlsche Handlungsweise der Patriotenliga ihre Zustimmung auSzuvrücke». Dieser Vorgang ist echt französisch, obwohl er vor dem Richterstubl de« nüchternen Beistandes nicht bestehen kann. Tie Patliotenliga hatte ihre Rechnung obne Rücksicht aus die Sprünge unv Answallunge» gemacht, deren da« erregte fran zösische Nat onalgesüht fähig ist. Goblel hatte einen Fcbler maen, aber dieser Fehler war ausgeglichen durch die freund liche Beurlheilung, welche er aus Seiten der russischen Re gierung gesunde» batte. Di« Kammer konnte nicht im Zweifel darüber sein, daß sowohl da« Ministerium Floquct, al» da» Ministerium Tirard die freundschaftlichsten Gesinnungen gegen Frankreich gehegt haben unv nock hege», und deshalb inußlen beide Faclvren der repubtikan.schen Regierung ihre volle Etnigkeil der russische» Regierung gegenüber darthun. Da» ist durch die einstimmige Annahme der TageSoidiiung Reachc's geschehe», und dadurch war zugleich die Patrioten liga, welche den entgegengesetzten regicru»g«seindlichrn Stand punkt vertritt, abgesetzt. Unter anderen Umständen würde die Auslösung der Liga sicher einen Stnrm von Entrüstung er» real haben, Boulanger hätte eine» neuen willkommenen An laß gesunden, um seinen Einfluß zu erhöhen und seine Feinde zu demülhigen. Heute ist die Lage für ihn entschieden un günstig. ein Manifest, welche« ven Slandpunct der Liga der theidigt, würde kaum die gehofft« Wirkung habe», vielleicht sogar die entgegengesetzte. Es bleibt al-zuwartrn, n»e sich Boulanger der veränderten Lage gegenüber verhalten und ob die augenblickliche dem Ministerium Tirard geneigt« Stim mung Vorhalten wird. Bei der bekannte» Wandelbarkeit der öffentliche» Meinung in Frankreich ist da» nicht anzu nehmen. * Leipzig 3. Marz. * Wie schon kurz erwähnt, wird der Kaiser Ende August den großbritannischen Hos besuchen. Der Besuch w,rd vennutbtrch den Kaiser-Manövern unmittelbar vorheraehen — Wie e» weiter bsißt. wirb der Besuch de« Kaiser, Alexander noch in der zweiten Hälfte diese« Monats er wartet. lieber den Ort der Zusammenknnsl sind noch keine endgiltige» Bestimmungen getrosten; die Wahl schwebt zwischen Berlin unv Kiel. Te> König Humbert wirb een Besuch de« Kaiser» erst nach desten llelerstedtlung nach Schlos Friedrich»!»« erwidern. * Di» Ernennung de» Unterstaat-secretair» von Puttkamer zum TkaatSseeretatr von Elsaß-Lothringen wird möglicherweise noch wettere Veränderungen im reichSländischrn Ministerium zttr Folg« haben. S» eriier an« chrinend ossicivsen Eorrespondenz de» ..Hannoversch«» Eourirr" wird die Nothwendiakeit betont, laß der neue StaatSsrcretair den politischen Angelegenheiten de» Lande» seine eingehendere Aufmerksamkeit nnd Thätigkeit widme, selbst wenn dabei die bestebrnde R fforteintholung nicht beibehalten werden könne. E« scheinen t»ernach. wie d>e .,Straßburger Post" meint, zwei Pläne erwogen zu werben. Der eine würbe dahin geben, durch eine Veränderung der Abtheilungen dem StaatSsecrelair die Verwaltung deS Innern zu übertragen; in diesem Falle würde also genau dasjenige Bcrhältniß wieder herbeigesubrt. w lchcS in, Minister»»« vom Abgänge de» Unterst»aissecrc tott» V. Pommer-Esche b,S zum Abgänge de» StaatSsecrelaird v. Hasmann bestand. Der andere Plan würde dahin gehe», de,, StaatSsecretair wieder, wie ursprünglich beabsichtigt, obne Abtheilung zu tasten. In diesem Falle würde da« bisher von Herrn v. Pullkamer verwaltete UnterstaalSsecretariat ne» besetzt werken müssen. — Zur Kenntniß de» LebenSlausö de« neuen StaatSsecretair» mögen folgende Angaben dienen: Der StaatSsecreiSir de« ReichSlaude« Wirklicher Geheimrath v. Puttkamer ist am 88. Juni 183l aus Gcoß-Nossin ia Pommern geboren, also jetzt 57 Jahre alt. Nachdem er ia Boa» und Beili» die Rechte sludirt batte «nd al« juager veamter bet verschiedene» Gerichten Idätig gewesen ivar, wurde er sm Jahre l861 al« Kreis- rtchier in Fraustadt (Polens angeftellt »ad zehn Jahre später, im ahre 1871, zum Lpp>llalton«ger>cht«ratv ta llolmar ernannt. Jni ttabr' 1877 wurde er Generaladvocot tn Lolmor (diese Stell un » entsprich» der de« jetzigen StaatSonwalreS beim OterloadeSgerich! und tm Jahre 1879, grlrgentlich der Nenbildnag der rr»ch»>äadische„ Berhällaisse, UnterstaolSiecretair >m Ministerium und Leiter der 8ld- theilung sNr Justiz und Kultus, Gesängnißwesca u. s. w. Sei» 188t ist er stellvertretender Bevollmächtigter beim BundeSratli, seil 1886 außerdem noch mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäft, de« seit Herrn v. Hosmann'« Ausscheiden nicht wieder besetzten Llaatt- irerelariat« beauftragt gewesen; seither ist er auch obeister Khrs der lluterrichtSverw'ltuag. Außer seiner Dhäligkeit als Beamter Hai "err von Piiitkamer ln srüliere» Jahren eine lebhafte politische hätigkeit entwickelt. Der Krei« Fraustadt wählte ihn 1867 in den Reichst,>g und in« Abgeordnetenhaus. AuS dem letzteren sch ed er 1871 bei seinem Uebertritt in den ReichSdienst au«, während er dem elfteren bit 1881 angehvnr. wo er dem Polen von Kdlapow.I, unterlag, der nach überaus heiligem Wahlkampfe mit 5385 Stimmen al» Sieger au« der Urne hernv'gtng, während der bisherige Bei- teeter de« Kreise«, der seit 1867 >m unuaterbrocheuen Besitz des MandaiS gewei«» und, trotzdem letztere« in Folge der Besörderuiigti, de« Inhabers wiederholt erlosch, stet« w cdergewähtt worden war, e« nur aus 4844 bracht«. Bo n Beginn seiner parlamentarischen Laufbahn bi« zum 13 Juli 1879 hatte Pnitkamer der national, liberale» Fraktion angehäet; er schied mit völk und andeien Genossen au« derselben ittw. weil er die ablehnende Haltung der Fraclion gegenüber der Zollta ijvorlage nicht theile» konnte. * Zn», Präsidenten desKam mergerichtS an Stell- bk» jetzigen St^itSsecrelqirS de« Rc>ch«j»stizamtS d. Oe! , schlägcr soll »»ach einer Meldung eines rhernischen Blot:,-' »er OberlandeSgerichlSpräsidenl v KunoivSki «n BreSlnu lkstiini- t s-'-'. Herr v. KunowSki war viele Jahre hindurch Rechtsbeislano de« H.' zezS von Ratibor. * AuS Eisenach, 28. Februar, wird uns geschrieben: I» d r gestern Abend abgckaltenen Versammlung de« Rational- liberalen ReichSverein« behändeste Rcdacleur M. Britz in klarer und geschickter» Weise da« Thema: ..Deulschlands polltilche Parteien i» der Gegenwart." In der Ein leltung leim« Vortrages legte er dar, daß sich die poliiilche» Pen leien kniwickeln aus den verschiedenen Auilaffiinge«, welche über di- v richiedenen Bedürfnisse de« Staate« möglich sind, und betonte, daß Parteibildung nicht eine Krankheit de« Slaatslebeu« ist, sondern sich vielmehr al« nützlich und »oihwcndig erweist. Wir hoben ia Deulsch- land eine Mclrheil von Paileien, nicht bto« eine einzige, und das ist ein Glück, denn hierduich ist Veranlassung gegeben, daß über die einzelnen Bedürfnisse de- Staate« em , heul» dcbattirt wird und die hieraus abzielende» Vorlagen der Regierungen i» den Volk-vertretungeii nach allen Richtungen hin erörtert werden zum Wohl de« Ganze». Jeder denleude Mann, der sich mit Politik beschältigl, wird einen gewisse» Slandpunct zu den Dinge., de« Staat« einaehmen und sieb meist dieser oder jener Partei anschließen. tke hat die Wahl zwischen mehreren Arten de, Parteien; da sind zunächst die religiös-polnischen wie die kait-olisch-iiltrainontank und d,e protestanlisch-orlhodoxe: dann giebt e« Parteien, die sich aus verschiedene Länder. Nationen, rder Stämme stütz n (Polen, Welsen, Dänen, SlIa^Loibringers; tn dritte Art der Parteien bildet sich nach den Ständen (Adel, Bürger, Bauen,, Aleru»); weiter: die Regierung«- und die Ovp»sltio»spar!ei, deren erstere der Regierung durch Dick und Dünn folgt, während die zweile der Rcgieruiig Opposilion aus jeden Fall macht,- als letzte?lrl und die für den Borirag am meisten ln Frage kommende nennt Redner die rein poliiilche» Parteien, die nur durch wirklich politische Principien geleitet werden und nicht ihre Bestimmung aus reit giösen, ständischen, staai-rechilichen und sachlichen Gegenstände» herleiten. — Es würde zu weit sühre», der nun folgende» Besprechung der einzelnen Pa,teien im deutschen Reiche hier näh, zu treten; hervorheben wolle» wir nur. daß Redner durch schlagend, Beispiele o» eiiizelneii Vorgängen der inneren Politik zeigte, wie stark der deutsche Freisinn, welcher sich al« die einzige wahre libri tt Partei au«z»ipielen beliebt, dem Radikalismus zuueigi. Zum Schlus, zog er noch eine Zeitungsnotiz an. welche beweist w,e sebr die srei sinnige Partei bereit« im Radikalismus drtustecki. Danach ha: nämlich eine deutschsreisinnige Vertrauensmänner-Ve>s,i»ii»l»ng >:> Themiiitz Ibatsächlich offene Unterstützung der Socialdkiiiokratie be schlossen. Da« sollte doch dem ehr- und arbeitsamen Bürger, de, nach dem Muster der Richter'schen „Freisinnigen Zeiiung" und , , , Volkszeilung" aus der Bicrbank mehr aus liebgeworden-r Gewoh heit denn au« wahrer tteberzeugung oder Böswilligkeit aus Go:: und alle Weit schimpft, die Augen öffnen! -- Redner sch seinen anbeithalbstündigen Vortrag mit de» Worten: Wir sn, nalioualliberal und schaaren un« treu «m da« Banner unsrni Bart«,, doch über der Partei steht uns das Ba erland, denn d Pariei ist re« Vaterlandes wegen da, nicht das B »erlaub der Pa> I wegen. Unter Losungswort, heute nnd immerdar, e« heißt: , Hie Kaiser »nd Reich allrrwegel' — Nachdem vom VoisiandSinch niilgetbeili, daß dem in Kürze scheid, nden Führer d,r ihuimgisch Naiioualliberaleii, Pros. Dr. Gg. Meyer, von den Je», r P,u,i griioffen zum Zeichen allgemeine, Achtung »nd Verehrung zu, selb «luiidk IN einer» üommerle eine Ovation dargebrachl W ide, wurde ein BegrüßiiNgSiel gram», beschlossen und in folgender F sj»ng ab gesandt: „FestrommcrS Meuer-Je,,.,. Der deute vr>iam»iel>e R,nl s- v rein zu E>ie,ach iend«! dein wackere» Borkämpser der naiiona> l,b raten Partei Thüringen- herzlichste» Gruß." e » » * Au» Wien. l. März, wird gemeldet: Abgeord netenhaus. Bei der Berathung de» Budget« räumt Plener eine entschiedene Besserung der Finanzen ein, obwohl der Ertraz der Branntwein- unv Zuckersteuer zu hoch pr.i- liminirt sei. Redner richtet an die denkenden Politiker de Slaweiiparlei kiiien dringenden Appell, in weiser, national.-, Scibstbejchränkiing Aspirationen aiiszugebe». die mit dem Be stände der Zukunft Oesterreichs unvereinbar feien, so lange Deutsche, die unerschültert bleiben, zu dauernder Opposition aenöthigl wären. AlLdan , sprach dcr Fii>a»zini»istel, worauf di« Generaldcbatt« geschloffen wurde. Hcibst und Haulncr wurken zu Gei »ealredttern aewählt.*
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