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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900811
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-11
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1890
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- 1^. ^ Ml UP ,»s «. , Nt.l»L '! «ae » kftloit« ib1«.t»lk. 1 i««?. '. Ql.» k. 1 MLul^i,?. s. U t l?. kAii«» »HMioL o. d»oL r o. a. u l-!7»V8. iisicresli ». 1.L » k"rl«r. >«r Siu-c, »iilllö» 0. a. k. lit-L Uhr. Let«N»» »nd Lr»rdttir» Iohonne«g»sft 8. APrechßnndrn drr Rrdarti«n: vormittag« 10—12 Uhr. Rnchmsttng» L—S Uhr. - - "TLÄL'N r^.LL." -- - »»—»«e »er für Vir nichftf,l,e»»e Rm»«er »rftt««trn Anjeratr an Sochc»ta,cu ht« S Uhr Rachmitt«»«, «»»»»«'««» Krftta,rn srntz »t«'/-» Uhr. Z, den /iliatk» für Ins.-^nnaßme: ktt« «le»»'« Eorttm. («lsrr» Hahn). Universität-straß« 1, Louis Lösche. lknthartuenstr. 14 pari, und Sönla-platz?, «ur bi« Uhr. MpMer.Tllgcblatt Anzeiger. Organ für PMik. Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. 223. Montag den 11. August 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachunz, SeaeralreviAon über die Dr»s«h-e» betreffend. Die Generalrevision über die Droschken und deren Be spannung, und zwar üver diejenigen mit ungeraden Nummern, all l, 3, 5, 7 u. s. w., soll Krettqg, den S. Teptember I8VO auf dem Fahrwege an der Tribüne der Steunbah« stattsindcn. Die AuffahrtSzeiten werden wie folgt fcstgcsedt. E« haben am gedachten Tage ibre Geschirre vorzufahren die Concessionarr mit den Anfangsbuchstaben I? Bormittag- 8 Uhr, 0—» 8 » X—Hl » */i18 » Is—8 . t/,11 » 8ell—2 . i/.12 » und zwar derart, daß die Droschken nickt etwa nach und nach zu anderen als den vorgrdachten Stunden ansahren, sondern daß die sämmtlichen zu ein und derselben Zeit vor- zusahrcnden Wagen auf einmal und Pünktlich zur fest gesetzten Stunde auf dem AuffahrtSplatze, der von den Auf- sichtSorganen am Tage der Revision noch spcciell angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die Concessionarr, welche bei Borführung ihrer Nummern zugegen sei» müssen, werden insbesondere darauf aufmerksam gemacht» daß bet dieser Revision die Droschken durchgehend« gut lackirl, die Sitzkisien und Rückenlehnen gut gepolstert und mit reinlichen, keineswegs defekten Ueberzügen versehen sein müssen. Ferner ist auf die gehörige Instandsetzung der Pferdegeschirre besonderes Augenmerk zu verwenden; dieselben müssen au- gutem Lederzeug bestehen, aut geschwärzt und dem beim Polizeiamte aufgestellten Probcgeschlrr möglichst angepaßt sein, wie denn überhaupt die Droschken durchgehend- allen übrigen Bestimmungen in tz. 6 de- Droschkrn-Regulativ« rom b. Oktober 1883, dir Dienstkleidung der Droschtenführer aber genau den Vorschriften in ß. 10 de- angezogenen Regu lativ- entsprechen müssen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehendeAnordnungen werden nach 8. bl de- Regulativ- bestraft werden und haben dir Concessionarr nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorschriftsmäßig vorsahrrnden Geschirre zu ge wärtigen. i Leipzig, den 7. August 1880. Da» ff>olt;ela«nt der St«dt Letpitg. v. k. 3738. Bretschneidrr. Muhlner. Gewölbe-Veriniethnng. Im städtischen HauSgrundstllck LhomaSgöltzche« -kr. 0 ist da- link« vom HauScinganae befindliche DerkaufS- gewülbe mit einem daran anstoßenden kleine» Comptoir- raum vom I. Oktober d. Is. au gegen halbjährliche Kündtgaag anderweit zu vermiethe». Miethaesuche werden auf dem Nathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen, woselbst über die Der- »liethunaSbedingungen und auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 4. Aiiaust 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. In. b«44. vr. Tröndliu.Krumbiegel. Lekannlmachilng. Im K-ni-ltchen Seminar zu Lschay sind »»et Stück Sa», krenteuchtcr mit je 12 sternfSrmtg angeorbneten GaSarmcn Argandbrenner mit Gla-gloch-n und Cylindern, Hängestangen und Äaearnie mit orydirtem Messing reich au-gestattet) zu verkaufen. Auskunft rrcheilt Herr Semtnar-Haulmeister aorbor. Kauftusiige wollen ihr» Gebote bi« 23. d. M. an die Unterzeichnete Bauverwalterri rtnsenden. S-iitalichc Vauverwaltrret Grimma, am 8. August 1890. Lelmnntmachung. Vürgermcifter-Stelle. Di» lu Folge Erkrankung de« bisherigen Inhaber- frei gewordene hiesige Bürgermeister-Stelle soll baldigst, wenn thunlich znm 1. Oktober d. I., durch Wahl aus zunächst 6 Jahre neu besetzt werden. Mit derselben ist eiur jährliche Besoldung von bOOO ohne Pensions berechtigung verbunden. Umzug«kostea und Reisekosten für persönlich« Vorstellung werdeu nicht vergütet. Im tlommunaldienst erfahrene Bewerber wollen geuantff« und Leben-lauf dem Unterzeichneten binnen 3 Woche» rinsendrn. Be werber, welche da- zweite EtaatS^Affeffor-)Examen bestanden haben, erhalten unter Umstanden den Borzug. Apolda, de» 8. August 1880. Der Vürgermeifter-Ttclserlrcltr: Assessor vr. v. d. Osten. Leipzig, 11. August. * Der StaatSsecretair de» Auswärtigen Amte-, Freiherr Marschall von Bieberstein» ist vom Urlaub zurück gekehrt und hat di« Geschäfte wieder übernommen. * Da- dringliche Bcdürfniß einer gerechteren Bertheilung der direkten Steuerlasten in Preußen steht seit Jahr und Tag im Bordergrnnd aller parteipolitischen Erörterungen. Die nationalliherale Partei hat durch ihren Wählaufruf vor den letzten Landtag-Wahlen im Herbst 1888 ausdrücklich „eine Reform der direkten Steuern behufs deren gerechter Bertheilung nach Maßgabe des Einkommen- und zur Erleichterung der minder begüterten Elassen in Stadt und Land* gefordert. Sie befand sich auch in voller Uebereinstimmung mit denjenigen Absichten der Regie rung, in deren Verfolgung die Thronrede vom Januar 1889 eine Reform mit Hilfe der DeclarationSpflicht an- kündigte. ES verstand sich von selbst, daß alle- Bestreben nach gerechterer Bertheilung ausgehen müsse von einer vorher sicher zu stellenden genaueren Ermittelung de- wirk lichrn Einkommens. Soweit man die Anschauung der parla mentarischen Kreise aus Anlaß der spateren Berathungen kennen lernte, schien auch keinerlei Meinungsverschiedenheit darüber zu bestehen, daß der Hebel an diesem Puucte, also beim Einschätzung-verfahren zuerst angcsetzt werden müsse. Ohne allen Zweifel stützte sich diese Ueber- einstimmnng auf Wahrnehmungen, die seder Einzelne in seinem BeobachlungSkreise gemacht batte; und je näher der Eine oder Andere mit dem EinschätzungSversahren bekannt geworden war, desto bestimmter mag ihm dir äeberzeugung gekommen sein, daß der gut« Willen der Ein- chätzenden allein niemals ,m Stande sein werde, in der Heranziehung de- Verhältnisse- der Steuerkraft annähernd Gleichheit und Gerechtigkeit walten zu lassen. Dazu bedurfte e- eine- kräftigeren Antriebs, den nur da- Gesetz Herstellen kann, und die nächste Tagung de- Landtage- verspricht ja nun sicher eine solche Rrformgesetzgebung in Fluß zu bringen. Es mochte vor zehn Jahren emmat — so lange ist e- unsere- Erinncrii« her, daß ein demokratische- Matt in Frank- urt a. M. die Ergebnisse der Einschätzung der dortigen reichen scute veröffentlichte — einigermaßcii erklärlich sein, wenn durch Hinweis auf besondere Fälle ein Druck auf die Rc- sicrung versucht wurde, daß sie im Puncte der Steuerreform hätiger werden möge. Im gegenwärtigen Stande der Dinge an» es diese Thätigkeit unmöglich fordern oder beschleunigen, denn nach Allem, was der „Reichs- und StaalSanzrigrr" bisher schon über die Borbereitung größerer Ncforingcsetze ür den Landtag verlautbaren ließ, muß namentlich in den Ministerien der Finanzen, dcS Inneren und des CultuS eine ungewöhnlich hohe Anspannung aller Kräfte andauernd über den ganzen Sciiliner hin vorherrschen und für die zweite Hälfte der Legislaturperiode des Landtags steht diesem eine Ulte großer organischer GesetzeSanfgabe» bevor, die ebenfalls alle irgend vorhandene Arbeitskraft vollauf bcanspruchcii wird. * Der geschäftsführende Ausschuß deS Emin Pascha- Comit-S hat »» seiner letzten Sitzung im Hinblick auf die voraussichtlich noch vor Ende d. MtS. stattsindende Rückkehr des Herrn vr. PcterS beschlossen, diesen bei seinem Ein treffen an der deutschen Grenze durch einen Abgesandten begrüßen zu lassen und am Tage der Ankunft von Peters in Berlin eine Sitzung de- GesammtcomitSS für dir Einin Pascha-Expedition zur Bewillkommnung dcö Genannten zu veranstalten. An viese Sitzung soll sich ein Festmahl zu Ehren von Peter- anschlicßen, zu welchem, außer den Mit gliedern de- EomitSS, noch eine Reihe von Personen ein- icladen werden sollen, welche ein besonderes Interesse für die Lmin Pascha-Sache an den Tag gelegt haben. * ES ist gewiß rin seltener Fall, daß fünf Officirre die in demselben Jahr und bei demselben Regiment emtraten, ämmtlich Hobe, zum Theil dir höchsten militairischen Rang- tufen erreichten und nach KO Jahren in voller Frische und Gesundheit gemeinsam auf ihr IhatenrcichcS Leben zurückblicken können. Ein solcher Fall ist nach der „Kreiszeitung" der vorliegende. Im Jahre 1840 traten fünf Ofsieiere dei denr 1. Garde-Regiment zu Fuß rin und zwar (nach ihrem da maligen Dienstalter): Rudolvh von Barby, Burkbardt von Sckmeling, Bernhard von Werder, Wilhelm Graf von Kanitz, Lothar von Schweinitz. Zwei von ihnen sind General« der Infanterie, drei General-Lieutenant-; die Herren von Werder und von Schweinitz sind seit Jahren im diplomatischen Dienst. * Nachdem die bereit- vor längerer Zeit eingelritrten Er Hebungen über die Verhältnisse der Landgemeinden und selbstständigen GutSbezirke in den sieben östlichen Pro vinzen der preußischen Monarchie ihren Abschluß gefunden haben, sind die Ergebnisse derselben im Lause der letzte» Monate in einer umfangreichen, mit mehrfachen Anlagen und statistischen Nachweisungen versehenen Denkschrift znianinien- gestellt worden. Diese Denkschrift über dir Reform der Landgemeinde-Berfassung in den genannten LandeStheilcn ist gegen Ende des vorigen Monats dem Staat- - Ministerium voraclcgt worden, welches über die Grnndzüge de- nach Maßgabe dieser Denkschrift a»f- gcstrllten vorläufigen Entwurfs einer Landgemeindcord- nung in Berathung getreten ist. Die „Krcurzcitling" sieht sich veranlaßt, ihre Ansichten über das Betürfnih einer solchen Reform darzulegcn. Sicht man von den Aeußcrlichkeiten ab, die indessen den Grundzug der Dar stellung rasch erkennen lassen (da- Blatt spricht immer von einer sogenannten „Reform^), so bleibt von dem ersten Artikel nichts übrig, als die Unterstellung, daß die Regierung von den „liberalen Parteien" zu einer solche» Reform „ge drängt wird", und daß auch »ur die „Städter" ein In teresse an dieser Reform hätten. Auf de», Lande sei man mit den Gemeindtverfassung-ruständen zufrieden. Die Re gierung und die konservative Partei — »i deren Namen die „Kreuzzeitung" zu sprechen fortfährt — hätten alle Ursache, Dämme dagegen aufzuwerfen, daß man „das historisch Ge wordene und Bewahrte gewaltsam nicderreißt und alles nivellirt". Was die ^Kreuzzeitung" weiterhin noch zu sagen gedenkt, nachdem sie die Bedürfnißfragr in dieser Weise ver neint hat, bleibt abzuwarten. * Oberschlesische Großgrundbesitzer veranftalten eine Er hebung über den BertragSbrnch deS ländlichen Ge sindes, um die Ergebnisse, der Staatsrcgiermig vorzulcgen. die unter Umstanden gebeten werden soll, Maßregeln zu ergreifen. * Ein landwirthschaftlicheS Fachblatt begründet die hoben ffleischpreise folgendermaßen: „Unserer vorjährigen Miß ernte in Getreide und Futter wegen mußten die Viehbestände erheblich vermindert werden. In diesem Jahre ist die Ernte reichlich und Biehfntter girbt eS die Hülle und die Fülle. Dasselbe will vrrwerthet sein, kann aber nickt verkauft, sondern muß verfüttert werden. Deshalb ist umsoweniger Veranlassung vorhanden, Vieh zu verkaufen, als der Bestand der meisten Wirthschaften erst auf die ursprüngliche Höhe gebracht werden soll. Die Folge davon sind hohe Vieh- und Fleischpreise." * In Berlin hat sich eine deutsche Heimstätten genossenschaft gegründet, welche sich ans Mitgliedern zusammensetzt, dir an der Gewinnung ständiger Arbeiter interessirt sind, ferner solchen, dir sich eine eigene Heimstätte schaffen wollen und endlich anderweitigen Interessenten. Der GeschäftSantheil ist aus lOO festgesetzt und können lOOO solcher Antbeile erworben werden. Die Haftsumme beträgt für jeden GeschäftSantheil 100 >ck Die Gcnosscnschaft kaust Ländereien oder ihren Zwecken entsprechende Häuser, nimmt Zusammenlegungen und Theilungen vor, errichtet Gebäude und schafft dadurch Heimstätten von verschiedener Größe. * Die nationalliberalen Vereine von Mannheim Heidelberg. Darmsladt und der Pfalz halten am 3l. August auf dem Heidelberger Schlosse einen Parteitag. * Durch da» Ergebniß der Landtagswahlen in Hessen wird da- Partcivrrhältniß in der Zweiten Kammer bekanntlich nicht wesentlich geändert. Auch Ueberraschungcn hat da» Wahlrcsultat nur insofern gebracht, als wider Er warten di« Provinz Oberhessen in der Person des GulS- besitzrrS Köhler-Luppe den ersten antisemitischen Abgeord neten in die Zweite Kammer entsendet, dem der dritte Be- irk (Butzbach) durch da« Los- zugefallen ist. Um seine von )r. Böckel ausgestellte Eandidatur zu bekämpfen, hatten die nationalliberalen und drutschfreistnnigen Bertrauen-männer de« Kreises sich dahin geeinigt, gemeinsam für den bisherigen nationalliberalen Vertreter vr. Vogt einzutreten. Nachdem aber auf Veranlassung de« RrichStag-abgeordneten vr. Gut- leisch von Gießen der deutschfrelsinnige Bürgermeister Iautz- Butzbach sich hatte bereit finden lassen, gegen Bogt zu can- didiren, zersplitterten sich die Gegner de- un Wahlkreis ganz unbekannten antisemitischen Eandidaten. Im ersten Wahl- gang erhielt Vogt 12, Köhler 9, Iautz 0 Stimmen, im weiten Voqt und Köhler je 13, Iautz 2 Stimmen, woraus >aS LooS für Köhler entschied. * Im „Berliner Volksblatt" wird der Streit zwischen dem NcichStagSabgeordneten Bebel und den Berliner Social demokraten, soweit dieselben sich um die „Bcrl. VolkStrib." »rnppirrn, fortgesetzt. E. Wildvrrger, der bei den letzten Wablen als ReichStagScandidat in Berlin ausgestellt war, beschuldigt in seiner Zuschrift verschiedene Abgeordnete, die er nicht öffentlich, aber auf Wunsch dem Abgeordneten Bebel nennen will, daß dieselben der »Berliner Volk-tribünc" feind lich gegenüberständen und hauptsächlich außerhalb bald den NcLactcur de« Blatte« (den Abg. Schippe!), bald da- Unter- nehmen selbst systematisch verdächtigen und so dem Ganzen schon bisher ungeheuren Schaden zugesügt hätten. Dann heißt eS weiter: „War daher Genoss« Bebel verhetzuim nennt, da» nennen wir Kritik, und c« scheint, al« ob diese« Wort von Bebel, auf einen Theil der Berliner Genossen angewandt, nur so mit unteraelaufen ist. Niemand wünscht sehnlicher, al- gerade dle Berliner Genossen in-gesammt, daß «ln geschlossene- aber krüftigc« und principiclleS Vorgehen der Gesammtvartei Platz greift, wie e« sich bei einer rcvolutionairen Partei von selbst versteht, ohne Rücksicht nahme auf die Reptilien, uiid Bourgeoispresse, aber auch unbe kümmert um ihren Spott oder ihr« Wuth. ..." Auch hieran ist da- Bezeichnende wieder die hochgradig« Unzufriedenheit, die in einem Theil der Berliner Social- demokratcn außer gegen Bebel und Liebknecht besonders noch gegen Singer herrscht. * Die Socialdemokratie soll im Reichslande ein eigene- Preßorgan erhalten, welche« unter altdeutscher Rcdaction, wahrscheinlich in Mülhausen, erscheinen wird. * Die socialdemokratischr HutarbeitergrnossensHaft, dir vor einem Jahre die bekannten Eoutrolmarken einsÜhrte, ist fällst. * Ni eg er (Führer der Altczechen) empfing «inen Bericht erstatter, welchem er u. A. sagte: Unter dem Fürsten Bismarck habe sich Deutschland nicht in die innere Politik Oesterreichs gemengt; in der letzten Zeit aber habe Deutschland begonnen, den ÄchmerzenSrufen der Deutschen au« Oesterreich Gehör zu schenken. Die deutsch« Diplomatie (?) habe zu erkennen ge geben, daß sie dir slawische Politik de» Grafen Taafse nicht billige. Auch die Ungarn wären bestrebt, Taafse zu stürzen. Er (Rieger) handelte also im Interesse der Czechen, als er den Ausgleich unterfertigte. Rieger gab zu, daß Graf Taafse nach link- schwenke. Wenn der Ausgleich nicht zu Stande komme, falle Taafse und komme ein deutsch-liberale- oder conservativeS Ministerium an- Ruder. Rieger erklärte: „er wolle thatsächlich zurücktreten, wenn er zur Einsicht gelange, daß die Mehrheit des Volke- gegen ihn sei". * Die Frage wegen Anlegung einer die französischen Besitzungen in Algier mit den Gebieten am Niger und am Tschads«« verbindenden Eisenbahn wurde einer be sonderen Commission zur Prüfung vorgclegt. Im Ministerium der öffentlichen Arbeiten wird ein Gesetzentwurf au-gearbcitet, der sich speciell mit den Vorbereitungen für die zunächst in Bau zu nehmende Strecke beschäftigt. * Die französische Rtgitrung hat an ihre auswärtigen Vertreter eine Note über da- englisch-französische Ab kommen versandt, in welcher auf die errungenen großen Vorthcile hingewiesen und in Betreff der Ausnutzung derselben Mittheiluna aeinacht wird. Demgegenüber weist die „Times" auf die Gefahr hin, welche daraus hcrvorgehcn könne, daß die Nordgrenze de- französischen Einflusses >» Afrika nicht festgestellt sei, da, wenn Frankreich einmal einen weniger zu verlässigen Minister de- Auswärtigen habe, dieser Marokko gerade sy besetzen könnte, wie Tun,« mit Hilfe der KrumirS besetzt wurdtz; eS müsse ausdrücklich festaestellt werden, daß Marokko der Nation nicht zufallen dürfe, welche bereit« Algier und Tunis besitze. ' * Bi- noch vor Kurzem — wahrscheinlich kehrt die Zeit auch wieder — fahndete man in Frankreich auf nicht- eifriger als auf deutsche Spione. Jedermann glaubte, sich um da«' Vaterland wohl verdient gemacht zu haben, wenn er irgend einen harmlosen Reisenden als Spion den Gerichten überlieferte. Heute ist der russische Nihilist an die Stelle de- deutschen Spion- getreten, denn in immer breitere Schichten de- französischen Volk« scheint die von oben herab genährte Ansicht rinzudringen, daß man sich Rnßland- Freundschaft unter allen Umständen warm halten und daß man Alle« th»n müsse, »m die Gunst des Zaren dauernd zu gewinnen. So will di« französische Polize, wieder im Dorf de- OucheS bei Chamounix einen geheimen Versammlungsort russischer Nihilisten, die au« Genf und Pari- dort zusammen- kamen, entdeckt und dabei Sprengbomben aufgesunden haben. * In rascher Folge treffen neuerdings Berichte ein, die ein sehr traurige- Bild von dem Geist der IndiSciplin entwerfen, der in der englischen Arme« und Marine immer kecker sein Haupt erhebt. Es ist da« eine bezeichnende Illustration zu dem selbstgefälligen Hinweis fortschrittlicher Blätter auf englische Zustande und die daran» gewonnene Urberzeuguna, daß auch ohne die traditionelle stramme deutsche DiSciplin sehr wohl ein guter militairischer Geist denkbar sei. Auf di« Revolte in Gardrgrenadier-Bataillonen, wie ans die wiederholten InsubordinationSfälle in der Marine, über welche der Telegraph berichtet ha», wollen wir nicht zurückkommen. E« liegen schon wieder mehrere ähnlich« rclatantc Fälle vor. Aus Jamaika wird gemeldet, daß Sergeant White vom I. Bataillon de« West Indischen Regiments, welcher die Wache in Fort Augusta sechs Monate hindurch befetzligte, nachdem ihm vom Eapitain Norri« häufig die Erlaub» iß. seine Familie zu besuchen, verweigert worden, in große Wuth gesetzt wurde und bitteren Haß gegen den Officier nährte. Er drohte sogar, Eapitain Norris »nd andere seiner Vorgesetzten zu erschießen. Während der Abwesenheit der Ofsieiere bemächtigte er sich einer Ouantität Munition und er- langte die vollständige Control« über dir Apostclbatterie. Als AkbonnemeritApreiff vierteljährlich 4»/, Mk. tnrl. Brinaerlohn k Mk., durch dt» Post tezoge» S Mk. J»d« etn-elne Nnmmer 20 PH Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Grtr»beil«a»u (i» Tagebliitt-Forinot gei-lei) «hue Postdefördermig SO Mk. »ttt PostdefSrderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größer« Schriften laut n»s. Preisverzeichnis!. Tabellarischer«. Ziffernsatz nach Höhen»Tarif Kerlawen »nt»r dem Redaktion-strich dft 4grspÄt. ZeNeSOPs-,vor den Familien Nachrichten dt« S-espaltene Zeile 40 Pf. Inserate stad stet« an ote Gypedittan zu senden. — Rabatt »trd utchl gegeben. Zahlung prnenmovraiKlo oder durch Post- oachnahmr. 81. Jahrgang. die Ofsieiere versuchten, da- Fort zu betreten, fturrtr er auf le und trieb sie zurück. Die Ofsieiere erlangten sodann den öcistand einer Anzahl Sappeure de- Geniebataillon«, welchen, nachdem einer der ihrigen verwundet wurde, eS gelang, White lodt zu schießen. Man kann vielleicht sagen, daß eS sich hier um die Thal eines einzelnen handelt, aus welcher man nicht berechtigt ist, Schlüffe auf die Allgemein heit zu ziehen. Nachstehender Vorfall ist aber, wenn auch m seinen Folgen nicht so schrecklich, doch noch be zeichnender. Die Mannschaft der in Exrter liegenden Batterie der königlichen Artillerie hat da- Riemenzeug der Batterie-Pferde zerschnitten, um die Theilnahme an der vor Kaiser Wilbelm stattfindcnden Parade unmöglich zu machen. Auch hier wird al« Grund der Ausschreitung angebliche Ucber- bürduiig vorgeschützt. Es ist unverständlich, wenn angesichts olckcr Zeichen der Erschütterung der Autorität die Bittschrift ^ Gunsten der Ermäßigung der Strafurtheile der meute rischen Grenadiere noch 40 000 Unterschriften finden konnte. Da- heißt doch geradezu Prämien für die llnbotmäßigkeit aussetzen. * Im englischen Unterhaus« veranlaßteam 7.August der Abg. Schwann eine Erörterung über die Verhältnisse in Armenien: Gr meinte, eine ErSrtermig de- Gegenstände« im Hause der Gemeinen dürste mSgltchenvrise eine Metzelei in Armenien und die Wiedereröffnung der ganzen orientalischen Frage verhindern. Es unterläge keinem Zweifel, daß die Christen in Armenien bedrückt und grausam bedandelt würden, weshalb die europäischen Mächte auf Grund des Berliner Beiträge« einen Appell an die Psorte richten sollten. Setten« der Großmächte grsckxhe thatsächlich gar nicht«, um einen Druck auf dft Türkei au«zuüben, und da- Han« sollte darauf bestehen, von der Regierung zu HSren, welche Schritte sie in der Anaelkgenheit ergriffen habe. Nachdem sich auch Leveson Gover, Laboucherr, Buchanan und A. O'Connor zu Gunsten eine« entschlosseneren Auftreten« der britischen Regierung der Pforte gegenüber tn der armentschen An gelegenheit au-gksprochen, ergriff der Unterstaat-ftcretair für auS- wärttge Angelegenheiten, Sir James Fcrgusson, da« Wort. Während er die Zeitungsberichte über dft Au-schreitungen in Armenien al« zuweilen ungenau und übertrieben bezeichne««, räumte er ein, daß von den Kurden häufig rohe Grausamkeiten gegen die Annenler verübt worden seien. Die türkische Regierung und ihre Beamten wären jedoch mit größerer Energie al« in früheren Zeiten vor gegangen, zweifelsohne um e« mit Europa nicht zu verderben, aber wohl auch mit einem ehrlichen Wunsch«, Ungerechtigkeiten zu unterdrücken »nd Unordnungen zu beilraien. Die christlich» Bevölkerung bilde eine Minderheit tn diesen Provinzen, und unter den Umstünden wäre e« kaum denkbar, daß eine mohamedanisch« Regierung einen christ lichen Gouverneur ernennen würde. Wo« die Vorgänge in Erzerum detresse, so habe die Regierung vom dortigen Consul, der ein Augen- zeuge derselben gewesen, vetaiulrte Bericht« empfangen. Dft Armenier, welche sehr große Ursache zur Erbitterung hatten, wären e« gewesen, welche den Frieocn gebrochen. Der Gouverneur that sein Aeußcrste«, um die Krawalle, welche die Armenier vrranlaßten, zu unterdrücken, und ohne sein Vorgehen würden die Folgen unzweiselhast viel schlimmer gewesen sein. Leider ständen revolutionäre Umtriebe in Verbindung mit den Ereignissen, den die Ruhestörungen in großem Maßstabe zu- zuschreiben seien. Ein« weitverbreitete Proclamation de« armenischen ComitSS forderte sein« Land-leute auf, sich um dft Fahne der Empörung zu schaaren, welche« da- einzige mögliche Verfahren sei, und wenn au« diesem Grunde allein die britische Regierung angegangen iverde, zu handeln, so fürchte er, daß sie sich der Pforte nicht mit sehr großer Hoffnung aus Erlangung von Zugeständnissen nähern könne. England sollte al« Freund und alter Bundesgenosse der ottomanischen Regierung sicherlich Alle« thun, wa« in seiner Macht stehe, um die Ergreifung von Maßnahmen zu erwirken, welche diesen Unordnungen ein Ende setzen und den christlichen Unterthanen der Psorte größere« Vertrauen elnflößen würden. Aber weder durch maßlose Vorwürfe, noch durch Verkennung der großen Schwierigkeiten, unter denen die türkische Regierung leide, noch durch die Weigerung, die Anstrengungen cinzuerkennen, welche sie tn den letzten wenigen Jahren für die bessere Verwaltung dieser Provinzen gemacht habe, dürfte die gewünschte Wirkung erzielt werden. * AuS Bukarest, 9. August, wird gemeldet: Der Minister de« Auswärtigen Lahowary beaiebl sich morgen »ach Frankreich »nd Wird während seiner Abwesenheit durch den Ministerpräsidenten vertreten. — Der deutsche Gesandte von Bülow und der russische Gesandte Hitrowo haben ihre Urlaubsreifen angetretcn. * Bis nächsten Donnerstag wird da- portugiesische Parlament über sämmtliche Budgetvorschläge abgestiiiluit haben. Die bi« jetzt angenommenen übersteigen bereits die Staatseinnahmen um 600 000 Lstrl. * Nach der Meldung eine» Belgrader Blatte- au- Sofia, welche aber jedenfalls noch der Bestätigung bedarf, wurde der österreichische Agent Burian gelegentlich eine- IagdansstuaeS von Briganten gefangen genommen, nachträglich aber durch Militair befreit. In der Begleitung Burian S befand sich der griechische Consul, der sich gerettet und die Behörden benachrichtigt haben soll. * Feindliche Stämme, 12 000 Mann stark, haben sich eine Meile von Melilla gelagert und an den spanischen Gouver neur Boten mit der Erklärung gesandt, wenn die als Geißeln sestgehaltenen Mauren nicht sofort in Freiheit gesetzt würden, so würden sie Melilla stürmen und zerstören. * DieFriedenSvermitteftingen in Mittelamerika werden fortgesetzt. Nach einer Meldung au« Mexiko sind die Ver treter Großbritanniens, Frankreich», Deutschland-und Spaniens einer Einladung deS Gesandten der Bereinigten Staaten von Amerika in Guatemala nachgekommen und haben ibre Ver mittelung angeboten. Bei dieser Gelegenheit erfährt man auch, daß in San Salvador dem Präsidenten Ezeta ein »euer Gegner erstanden ist, der bereit« in Senzuatepeqne an der Grenze von Honduras eine neue Regierung eingesetzt haben soll. Er ist selbstverständlich ein General und heißt Rafael Ayala. Auch ist Sobrul, Minister des Auswärtige» in San Salvador, des VcrratheS verdächtig, eingckcrkcrt worden. Helgoland. * Der Kaiser hat bei seinem Eintreffen in Helgoland deutschen Boden betreten, nachdem seit Sonnabend Nach mittag 2 Uhr der Ucberaang der Insel au« der englischen in die deutsche Oberherrschaft zur vollendeten Thatsache ge worden ist. * Die Besitzergreifung Helgoland» ist v oll, ogen. Der heutige „ReickSanzciger" veröffentlicht folgenden Aller höchsten Erlaß nebst daran sich schließender Bekanntmachung: „Aus Ihren Bortrag bestimme Ich, das, bi- zur venaffungS- mäßigen Regelung der Verhältnisse Helgoland« im Wege der Reichs- lefttzgebuug die Regierung der Insel in Meinem Namen, aui Grund der dort destrhendcn Gesetzgebung und unter Schonung der vor-
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