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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900915
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900915
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-15
-
Monat
1890-09
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1890
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S88S der Hauptstadt und Umgebung rasch eine» großen Absatz gefunden > habe». Zur Beleuchtung deS Antheil« der hier im Lande ansässigen deutschen Kausleute am gesammten Handel diene, daß von den im mußt«. Weuu nun vorerst an eine Nrsorm der Gewerbesteuer ge. dacht wird, so ist auch dar kein Novum und wenn bei dieser Gelegen» heit an eine neue, manche Miffttänd« beseitigende Berlheilung der . Steuerlasten gedacht werden sollte, so dürste auch dar uicht besonder» I vergangenen Jahre erhobenen Einfuhrzöllen im Gesammtbetrage überraschen: di, Börse fand aber aus dem, anscheinend eine eigene I von 1725000 Peso» nicht weniger als 490 000 Pesos aus die hier Leistnng darstellenden Hinweis der obige» Correspondenz, daß ' " ' ' nämlich vornehmlich Banken und große Industrie-Gesellschaften hart betroffen werde» sollte», sofort heraus, daß das im Jahre so und so viel Prvcent der Dividende auSinachen und diese „Steuerschraube ohne Ende" das ganze Börsengeschäft unterbinden würde; hatte inan doch den Wunsch, zu behaupten, daß die Banken nicht weniger als 8 Proc. ihrer Rein-Erträgnisse abzugeben hätten. Am Donnerstag hatte sich das Unwetter bereits verzogen: Heller Sonnenschein leuchtete wieder über den Börscnbesuchern, es zeigte sich nach Beendigung einiger Augstverkäuse bald wieder Hausseskimmung und da garte Teerungen di« Bewegung un,erpichten, so nahm der gesammt« Markt bald wieder ein sreundliches Aussehen an. Der Herr Finanz, minister hatte Leranlajjung genommen, all' den kühnen Behaup tungen in entschiedener Weise entgegenzutreten und zu bestätige», eS sei gar keine Ursache vorhanden, daß Handel und Industrie sich beunruhigen, denn es handele sich nur um eine zeitgemäße Ad. ändcrung des seit 1820 bestehenden, allerdings oft abgeänderten Ge- werbesteueracseyeS. Das wirkte denn auch beruhigend wie Oel aus brandende Mecreswogen und als der Börsenschluß erfolgte, sprach Niemand mehr von neuen Steuergcspcnstern des der Börse angeb lich so feindlich gesinnten Herrn Miguel, und von Ausgeburten der jungen fiuanzmlnisteriellen Phantasie. Herr Miguel war mit einem Male wieder populär geworden I Am Freitag hat dann die Haltung der Börse eine weitere Kräftigung er- sahren, die vom Ruffcnmarkt ausging und sich bald aus Banke», sowie namentlich aus Montanwerthe erstreckte. Im Ganzen jedoch hat der Coursstand vom Schluß der Vorwoche nicht wieder hergestcllt werden können. — Eine Ausnahmestellung nahmen wieder die russischen Noten ein, die zwar gleichfalls durch den „Sturm im Wasserglas«" berührt wurden, aber trotz alledem konsequent in die Höh« gingen ES sollen in Rubelnoten ganz gewaltige Engagements schweben; auf der einen Seite spricht man fortgesetzt von der Ge- neiglheit und dem Bestreben des russischen Finanzininisters, die Goldwährung demnächst einznführen und aus der anderen wird noch immer ein großer Bedarf für Rimesse» nach Rußland consta tirt, während von Dritten wieder behauptet wird, daß in Rußland die Baisseengagements kolossale seien, so daß der Teckuugsbcgehr noch lange nicht ein Ende erreicht habe. Wie dem auch sein möge, Thatsache ist und bleibt, daß die Rubelhaussc einzig in Berlin gemacht wurde, während von autoritativer Seite irgendwelche bin- Lende Zusicherungen oder Aufklärungen nicht gegeben worden sind. Selbst in Petersburg tappt man in dreier Beziehung ganz in, Dunkeln. Es ist angesichts der IudenauSwcisungen, über weiche sich die Börse in früherer Mt so leicht echanssirte, als rin gewagics Unternehmen zu bezeichnen, lediglich aus Hoffnungen hin immer neue Engagements in Noten zu entrire» und dabei als Gründe anznfiihren, daß nach Meinung maßgebender Speculanlen der höchste Stand noch lange nicht erreicht sei, da namentlich für Odcffaer und Pariser Rechnung sich großer Bedarf zeige und der Zar schon in ganz vertraulicher Weise dem Redakteur der „Asirachaner Schnellposl" die Versicherung gegeben habe, der Ukas, berresscnd die Balularegulirung, werde wohl demnächst erscheinen. Der russisch« Finanzminisler befindet sich »och monatelang uns Reisen und ohne Lessen Anwesenheit in Petersburg dürste wohl jede Finanz operativ» des Staates unterbleiben Seit Langem Hot, das muß zugestanden werden, ein Valuta-Schlagwort an unserer Börse nicht so gezündet. ES sind an Noten schon ganz bedeutende Summen verdient worden und es haben sich unter kapitalkräftiger Leitung noch immer neue Mitläufer gefunden, die glcichsallS ihr Schäfchen in» Trockne bringen wollen. *— Berliner Iutesplnnerei und Weberei. Der Aus sichtSrath beschloß, für 1880/110 7 Proc. Dividende (gegen 8 Proc. im Vorjahres vvrznsehlagen. *— Vereinsdraneret Ri^dors. Die Direktion theilt mit, daß sie die Dividende sür das »nt dem 30. September er. zu Ende gehende Geschäftsjahr sür die Stamm-Prioritäten auf 6 Proc., sür die Stainuiactien aus 4 Proc. schätzt. Im vergangenen Jahre wurden 6'/», rejp- 4'/, Proc. vertheilt. *— Zur Reform der Gewerbesteuer. AuS Berlin wird bestätigt, daß eine Reform der Gewerbesteuer iu der Thai im Werke ist, dag aber die Mitteilungen über die Höhe der geplanlen Steuer, wodurch sich bekanntlich die Berliner Börse aiarmiren ließ, sich einer argen llebertreibung schuldig gemacht haben. An maßgebender Berliner Stelle sei man im Gegenthcile der Ansicht, daß die Ge Werbesteller in Bezug aus ihren Ertrag überhaupt nicht entwicke, InngSsühig sei und daß cS sich einzig darin» handle, die Quote, die bisher aufgebracht wird, auch ferner, nur mit gerechterer Ber- theilung nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit des Contribuciitcn, aufzubrtngcn. Zu diesem Zwecke bat man eine Probeveranlagiiilg vorgenonimen, durch welche ermittelt werden sollte, in welchen Grenzen ungefähr die neuen Veranlagungen sich halten müßten, um dasselbe Erlrägniß zu liefern, wie früher, nicht mehr und nicht minder. Bei dieser Gelegenheit ist man sogar dahinter gekommen, daß in Berlin der Steuerertrag in Zukunft noch etwas kleiner fein würde, als bisher, keinesfalls aber bestehe aus Seiten der Staats- regieruug die Absicht, zwischen mobilem und immobileiir Capital, zwischen Effecten- und Grundbesitz einen Unterschied zum Nachtheile des Capitols zu machen. *— Gegenüber de» in der letzten Zeit mehrfach hervorgetretcncn Bemängelungen der deutschen und insbesondere der preu ßischen Eiscnbahnverwaltuug geht der „Post" von befreundeter Seite folgende Zuschrift zu: „Von einer Reise durch Frankreich, Italien, die Schweiz und Oesterreich znrückgekchrt, kann ich nicht umhin, meine Neiseeindrücke dahin zusammenzufassen, daß man in keinem der berührten Länder pünctlicher reist, in besseren reinlicheren Wagen fährt, rücksichtsvoller vom Personal behandelt wird und mehr Raum und freie Bewegung genießt, wie in Deutschland. Da gegen ist a»ch in keinem Lande das Publicum anspruchsvoller, weniger fügsam gegen die Beamten und weniger rücksichtsvoll gegeneinander, wie bei uns." *— lieber die andauernde Abnahme deS deutschen EisenexportS schreibt die „Eisen-Zeitung": Der Monat Juli setzte fort, war seine Vorgänger begonnen hatten, nämlich den Nieder- gang der deutschen Aussuhr und die Zunahme der fremden Einfuhr. Letztere war besonder» stark bei Roheisen, dessen Gesaminteinfiihr in den abgelausenen sieben Monaten 260 689 t gegen 133 040 t in 1889 betrug. Die Einfuhr überwiegt also allein in den siebe» Monaten um 125 647 t, d. h. sie ist beinahe doppelt so groß als im Vorjahre. Wenn die deutscheii Verbände sich die Ausgabe gestellt haben, regelnd in die Marktverhältnisse einzilgretsen, so kann man von einer regelnden Hand in diesem Punctc leider nichts bemerken. Der Mißerfolg deutet aus eine bnnerkenSwerthe Unbeholsenheit und unrichtige Bc- urtheilung der Verhältnisse, den» sonst wären solche betrübende Ziffern ganz unmöglich. Der Roheisenverband wird daher die Frage einer Reorganisation sehr ernstlich i» Erwägung ziehen müssen, wenn er überhaupt »och Anspruch aus Existenzberechtigung mache» will. Wenn es so weiter geht, wird England bis zum JahreSschiuß eine halbe Million Tonnen nach Deutschland gelegt haben, d h. ungesähr ein Achtel der ClesamiiitproductionDkntschlniids. Das ist zwar »och nicht unbedingt tödtlich viel, aber bei einem Schutzzoll von lO .ckl ---- 20—25 Proc. des Werthes. doch ein sehr übles Ergebniß. Soweit aus den statistischen Ziffern erkenntlich, sind die bisberigen Preisermäßigungen ohne ,ede Wirkung geblieben. In Stabeiscn betrug die Gesammt- einsuhr in den abeglaufcncn 7 Monaten 18 377 t (10 425 t), sie ist also sehr wesentlich höher. Tie AnSsuhr betrug 65 206 t (104 696 t). ist also ganz bedeutend zurückgeblieben. Das Schmerzenskind der Eisenindustrie bleibt der Artikel Draht. ES betrug in den sieben Monaten die Ausfuhr 651:45 t <99 265 t), der Rückgang also 341:401, und in Trahtstlftcn 19604 t <289930, der Rückgang somit 9389 t. Die Verscbl--c1iteriing der Handelsbilanz in den sieben Monaten beträgt durch Mehl einsuhr von 137 635 t und Minder- auSsnhr von 117 527 t, zusammen 255162 t im Wcrthe von min destens 20 Millionen Mart, eine Summe, hoch genug, um sämmt- lichen Eisenwerken Deutsch.ond-^ eine sehr angemessene Verzinsung zu bieten. Wenn die Verbände ihre Ausgabe erfüllen wollen, so muffen sie sich nicht scheue», den Ursachen dieser traurigen Erschei- nungen aus de» Grund zu gehen und diese, mögen sie sein, welche sie wolle», zu entfernen. So geht es auf die Dauer docb ">-<>» gut weiter. di. Zum Handel TeutschlaudS mit Eosta Rica im ve» stoffenen Jahre meldet der deutsche Consul in San Josö: Während die Einsuhr auS Frankreich und de» Bereinigte» Staaten sich etwa gleich geblieben ist, hat diejenige von England um 20 000 Pesos, diejenige von Deutschland um 274 698 Pesos (784 850 zu genommen (1888 : 974 642 Pesos, 1889: 1229 340 PcjoS). Theil- weise ist diese Zunahme der Einsuhr aus Deutschland wohl dem Umstande zu danken, Laß man in den betheiligten »reisen Deutsch lands dem englischen System huldigt nnd freigebigere und größere Kredite bewilligt als andere Länder. Namentlich ziehen aber auch die meist viet niedrigeren Preise in Deulschlanü sür gleiche Artikel (besonders Kurzwaoren) die Aufmerksamkeit der Importeure auf sich. Bon früher hier uicht eingesührten Waaren ist zu erwähnen, daß jetzt auch die thrureren deutsche» Viere, wie Pschorr-, Löwen und Soatenbräu, Weihenstephan rc., sich einer sehr großen Beliebtheit erfreuen und besonders in den höher gelegenen Theilen des Landes, bestehenden 5 größeren und etwa 10 kleineren deutschen Geschäft«. Häuser entfalle» und daß der höchste Zollbctrag mit 150000 Pesos von einem deutschen Hause aufgebracht wurde. *— Rhein-Weser-Elbe-Canal. Nach einer überschlägigen Berechnung wird die Ausführung der gesammten Canalanlage, des dinneniändischen Rhein-Weser-Elbe-Canals einschließlich des vor der Ausführung befindlichen Canals von Dortmund nach den Emshäfen, der Eisenindustrie eine ArbeitSmcng« von 200 Millionen Kilogramm Stahl nnd Eise» zusühren. Daran sind betheiligt die Schienen- Walzwerk« mir rund 100 Millionen Kilogramm, die Brückenbau- Anstalten, Weichen-, Drehscheiben-, Maschinen- rc. Fabriken mit 70 Millionen und der Schiffbau mit 30 Millionen Kilogramm. Im Einzelnen ermitteln sich die folgenden Zahlen: Aus der ganzen Canal- streck« zwischen Rhein, Weser und Elbe und nach der untern EmS lammen etwa 55 größere und kleinere Häfen zur Aussührung. Mit denselben müssen mehr oder weniger große Bahnhöfe verbunden werden, welche wiederum mit dem nächste» Staatsbahnhose oder in den nahe gelegenen industriellen Werken durch ein Gleis in Verbindung zu bringen sind. Für diese Anlagen werden im Ganzen etwa 600 lcm Gleise nolhwendig werden. Bei eisernem Oberbau wiegt das Kilometer- Gleis 150 000 K?, die 600 km erfordern demnach 90 Millionen Kilogramm Eisen und Stahl. Ferner sind zu beschaffen 1500 Weichen niit Zubehör, j« 8000 krr lviegend, zusammen 12 Millionen, 200 Drehscheiben und Schiebebühnen je durchschnittlich 10000 2 Millionen: 150 ttmladevorrichtungen — Krahne, Kohlenstürzvor- Achtungen, Elevatoren u. f. w. --- 3 Millionen: 400 große und kleine lieber- und Untersührungen einschließlich Aquaducte und ferner 600 Wegebrücken im beiderseitigen Leinpfad mit eisernem Ueberba«, zusammen rund 15 Millionen Kilvgr.; 50 Schleusten, deren eiserne Thore und sonstige Eisentheile ein Gcsammtgewicht von 1,5 Mill. Kilogr. darstellen: 1200 Canalschiffe, Dampsschleppschisse, Kettenschisse und sonstiges Schiffs,zeug mit einem Gewichte von im Ganzen 30 Millionen Kilvgr.: dazu sonstige Eisenconstructionen, wie Dächer, Schuppen, Signale, Wegefchrnnlcn, Eentcsimalwaagen, Wasserkrahne, Behälter, Rohrleitungen, Locomotiven, Wagen u. R. mehr, welch« für den Canal oder infolge desselben beschafft werden muffen. Von der Gesammtmenge erfordert der in Aussührung begriffene Canal von Dortmund »ach de» Emshäsen etwa zwei Fünftel. Tvrtmnnder Steinkohlen-Bergwerk Luis« Tief, bau. Ter Rechnungsabschluß sür das Geschäftsjahr 1889/90 cr- giedt einen Bctriebsübcrschuß von 1176515 ./l, demnach 659924 .X mehr als ini Vorjahre. An Steuern und Gefällen sind zu decken 124 800 -H, an Bergschäden abzüglich der Reserven 75 000 .sl, an Anleihezinsen 45 OlX) . sodann an Abschreibungen 217 279 öl Es verbleibt hiernach ein reiner Neberschuß von 648 148 welcher die Verlhcilnng einer Dividende von 9 Proc. aus die Stammactien »nd von 13 Proc. aus die Piioritäts-Stainmaclien gegen 3'/, rejp. , Proc. im Vorjahre, sowie die Ueberweisung eines erheblichen Beitrages an den Reservefonds gestattet, welche wegen der im Lause des Geschäftsjahre» erfolgten Erhöhung des Acticncapitals um I 644 000 i» neuen Stammactien ersorvcrlich ist. Die Aussichten für das laufende Gcsctsiiftsjahr werden aus Lerwaltnngskreisen als mindestens günstig bezeichnet. Die bisherige» Betriebsergebnisse übersteigen diejenigen de» Vorjahres, namentlich beginnt die Zeche Bruchstraße jetzt die gehegten Erwartungen zu ersüllen. Da die neuen Stammactien an der Dividende pro 1889/90 noch nicht Thcil nehme», so sind di« Erträgnisse der vermöge der Ausgabe neuer Actien zum größten Thcit erworbenen Zech« Bereinigte Wicndahls bank außer Ansatz geblieben. IV. Bromderg, 13. September. Auf die Vorstellung der hiesige» Regierung, die Schwcinsperre an der russisch-preußischen Grenze auszuheben, Ist vom Landwirthschastsuünister ein ab lchender Bescheid ergangen. Görlitz, 13. September. Der Aussichlsrath der Acttengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahn-Material (LüderS) beschloß, der General-Versammlung nach reichlichen Abschreibungen nnd Rcservedotirungen die Berthcilung von 13 Procent Dividende vor- zuschlagen. *— Localbahn.Aktiengesellschaft in München. Das Oberamincrgaucr Passionsspici übt in diesem Jahre aus die Frequenz Lcr GesillschaflSlinien einen sehr günstigen Einfluß aus, indem die Einnahme», namcnllich auf den beiden Linien Murnau-Garmisch- Parlenkirche» und Oberdorst b. B.-Füsse» gegenüber dem vorigen Jahre eine bedeutende Steigerung ausweisen. Aus ersterer Linie wurden heucr im Juni 49 6l6 und im Jnli 58031 Personen be fördert »nd der Verkehr erreichte im August eine noch höhere Ziffer. Die DurchschnittSfrequenz pro Tag beträgt daher während der Spiel monale nahezu 2000 Personen und erreicht an den Spieltagen selbst das 3—4sache. Da die Frequenz auch ans den übrige» Gesell schastSbahnc», so namcnllich bei den ungarischen Linien, an welchen die Localbahn-Actiengesellschast intcrcssirt ist, in Folge der Ein sührung des Zonentarifes nnd des zunehmenden Güterverkehrs gegen- über dcm Vorjahre ci»e Steigerung answeist, so darf rin günstiges Jahresergebniß erwartet werden. — Die Baumwollspinnerei und Weberei Lantperts mühle bei Kaiserslautern erzielte einen Bruttogewinn von 480 008 .X Zur Verfügung der General - Versammlung stehen 198131 die spccialrcserve erhält 20000 >!, die außerordentliche Abschreibung beträgt 70 000 die Dividende 8 Proc. wie im vorigen Jahr *— Eisenbahn Weinheim-Fürth t. O. Die hessische und badische Regierung schlossen vorbchältlich der Genehmigung der beiden Landesvertretungen einen Staatsvertrag wegen Erbauung und Betrieb einer Eisenbahn von Wcinhetm nach Fürth t. O. durch Hessen ab. Prag-Smichower Kattunfabrik. Mr haben gestern von dcm Gerüchte Notiz genommen, wonach die Prag-Smichower Kattunsabrik, deren Haiiptintcrejscntin die Ocsterrelchische Länder, bank ist, durch das Hochwasser der Moldau Schaden gelitten habe Wie nun aus Prag berichtet wird, hat das erwähnte Etablissement dcn Lurch die Neberschwcmiming während einer Woche gestörten Betrieb seit letztem Mittwoch in vollem Umfange wieder aus genommen; zugleich wird die Höhe des erlittenen Gcsammtschadens ans kaum 20 000 sl. beziffert. Kaschau-Odcrberger Eisenbahn. Seit einiger Zeit ist, wie bereits von uns erwähnt, das Gerücht von einer angeblich bevorstehenden Verstaatlichung der Kascha».Oderbergrr Eisenbahn in Umlauf. Von unterrichteter Seite wird dieses Gerücht derzeit als jeder Unterlage entbehrend bezeichnet. Die Verstaatlichung der be- zcichneten Bahn ist weder von der österreichischen Regierung, noch von Seite des ungarischen HrndclSministers angeregt worden und beschäftigt somit keine der beiderseitigen Regierungen; aber auch sür dil» «ülivstp Hulinist dürste ein derartiges Vroieet kaum in den die nächste Zukunft dürste ein derartiges Prcgect kaum in dcn Vordergrund treten, am wenigsten aber von ungarischer Seite a». geregt werden, nachdem der gegenwärtige Charakter der Kalchan- Lderbergcr Eisenbahn als genicinsaincs Verkehrs - Unternebmen, welches überdies seine» Sitz in Pest hat, dem ungarische» Handels, minister einen tariflichen Einfluß auch auf die österreichische Linie gewährt, ein Umstand, der bei der Verstaatlichung beziehungsweise Trennung der österreichischen und ungarischen Linie in W.gsall käme. DaS Gerücht dürste wahrscheinlich dadurch enlstandcn fein, daß zwischen den beiderseitigen Handelsministerien aus Anlaß des Zvnentariss in Ansehung der Kascha»-Oderberger Bahn ein schrisb sicher Meinungsaustausch stattgesunden hat. *— Geldftand der Pester Banken. Der ungarische Finanz minister hat dcn Pestcr Banken und Geldinstituten bisher 24 Mill. Gulden zur Verfügung gestellt. Durch diese Zuvorkommenheit des Finanzministers hat sich der Geldstand auf dcm dortigen Platze be. deutend gebessert *— Eine Brücke, welche Europa mit Asien verbinden soll, beabsichtigt ein französisches Syndikat zu bauen. Dasselbe will bei der türkilchen Regierung die Genehmigung zum Bau nach- suchen Tie Brücke kann natürlich nicht bei Konstantinopel zur Ausstellung kommen, weil der Bosporus hier, bei seiner Mündung ins Marmara-Meer, z» breit ist. Sie soll vielmehr an der engsten Stelle der Meerenge errichtet werden, dort, wo sich am europäischen Ufer die herrlichen Ruinen der allen Burg Ruincli Hissar erheben. An dieser Stelle hat die Meerenge die Breite von 7Ät m, also blos wenig mehr als der Rhein bei Köln. Die Schifffahrt, die aus dem Bosporus sehr lebhaft ist, darf selbstverständlich durch dcn Brücken bau nicht behindert werden. Die Brücke soll daher die beiden User mir durch einen einzigen, 70 m hohen Bogen verbinden, eine Höhe, die genügt, um die größten Seedampser durchzulassen. Da beide Ufer des Bosporus dicht bebaut sind, so wird der Verkehr über die Brücke recht erheblich werde». Auch wird durch sie ein Anschluß der anatolischen an die türkischen Bahnlinien bewirkt. O. 0. Huelva (Spanien), 8. September. kOriginal-Bericht.) Die Handelsbewcgunaen der Provinz Huelva. Wenn wir aus den Provinzen Andalusien» Sevilla, Cordoba, Cadiz oder Malaga heranSgreisen, so erinnert sich Jedermann, diese Namen im Zusammenhang einer idealen Vorstellung von dem ewig blauen Himmel eines unendlich reichen und glücklichen Landstriches gelesen zu haben. Weniger dürste dies bei dcm Namen „Huelva?' der Fall sein. Wenngleich heute Hauptstadt der Provinz gleichen Namens, sind doch erst wenige Jahrzehnte verfloffcn, daß Huciva ausyörte, eines der elendesten Fischerdörfer dieser Pro- vtnz zu sein. — Bet hoher Fluth reicht« da» Wasser bi« an die Hauptstraße, auf welcher das saftige Gras kn Frühjahr von den Ziegen abgeweidet wurde. Im Hase» sah eS nicht bester au- — die kleinen Fischerboote brauchten keine Hasenaulage und der Eingang eines Segelschiffes bedeutete ein kleines Ereigniß. — Nur wenige Jahrzehnte sind inzwischen verflossen. Heute zählt Huelva mit zu dcn größten Häsen Spanien», wenigstens insoweit, aiS die rraistrirte Tonilenzahl in Betracht koinmt. Eine der längste» Ladebrücken Europas ermöglicht das Löschen und Loden der Dampfer in unglaublich kurzer Zeit, und 5 Eisenbahnen arbeiten mit »»er- müdlicher Hast Tag und Nacht, die Product« der Minen und Land- wirthschast nach dcm Hase» zu bringe». Tie Stadt Huelva selbst hat ihr Aussehen vollständig verändert: Gas, Wasserleitung, gute gepflasterte Straßen, große Hotels rc. Der Hasen besitzt 3 große eiserne Ladedrücken, und an manchen Tage» liegen bis 20 große Dampfer, welche Ladung nehmen, im Hafen. — Bekannter als Huelva selbst sind die Minen „Rio Tinto" und „Tharsis". Beide schon den Phöniziern und Römern bekannt, dann viele Jahrhunderte hin durch vergessen, wurde der Abbau durch den spauiichkii Staat später wieder ausgenommen — ohne daß eine ergiebige Ausbeute erzielt wurde —, bis schließlich deutscher und englisches Lapiiai die Minen und Huelva zu dem machte, waS eS heule ist. Minerale, be- sonders Kiipscr, Manganerz und Schwefelkies bilden den Haupt- reichthum der Minen. Neuerdings scheint auch Marmor eine» hervorragenden Platz mit einnehmen z» sollen und besonders ist es prachtvoller bunter Marmor, welcher di« Aufmerksamkeit der Sachverständigen aus sich lenkt. — So reich nun die unterirdischen Bodenschätze sind — nicht minder sind eS diejenigen, welche die Landwirthfchasl hervorbringt. In erster Linie ist es Wein, wovon die Provinz Huelva alljährlich ca. 500 000 KI productrt, wovon der größte Thesi nach Frankreich, seit den letzten Jahren aber auch nach Vamdura und Bremen exportirt wird. Die neue Ernte, welche iu diesem Monat beginnt, scheint leider nur „mittel", ivas Quantität anbetrifft, zu werde«. Dagegen erwartet man, daß die Qualität desto besser werde. In Folge dieses Umstandes habe» Preise an- gezogen und stellt sich heute reiner Mostwcin aus ca. 26 per vektoliter franco Bord Hamburg (ohne Faß). Die Feigen- und Mandelernte steht leider lchlecht. da die geringe Regenmenge diese« Frühjahres und die augenblicklichlich sehr starke Hitze den Bäumen die Nahrung erschwert. An Feigen exportirt die Provinz Huelva ca. 100000 Kisten ä 4,5 k^ und notirt Hamburg augenblicklich ca. 16 per 50 kg;. — Bei den anderen zahlreichen Exportartikeln, wie Oel, frischen Früchten, geschnittenen Korken, Kvrkholz, Sardinen thran ,c. rc., entzieht sich das Quantum der Berechnung, da die Ausfuhr zum Thcil vm Cadiz rcsp. Lissabon stattfindet. *— Die norwegische Haupt-Eisenbahn giebt sür das letzte Geschäftsjahr 1889 90 eine Dividende von 7'/, Procent für Vorrechts- und von 6'/, Proc. für nicht bevorrechtigte Actien. 4V. Warschau, 13. September. Die von ausländischen Blättern verbreitete Nachricht, die russische Regierung werde vom 1. Januar 1891 ab einen AusgangszoU ans Bauhölzer erheben, entbehrt, wie in hiesigen bctheiligten Kreise» versichert wird, jeglicher Be gründung. k. 6. Bukarest, 9. September. Die Ernte in Rumänien war in diesem Jahre außerordentlich reich; wenn der Gesammt ertrag auch nicht so beträchtlich war, wie im Jahre 1888, so war er zufolge eines iimsajsenderen Anbanes immerhin groß genug. Das gilt von Weizen, Gerste, Hafer und Raps, dessen Ertrag ganz de wnders lohnend war. Was den MaiS anbelangt, so war ihm die außerordentliche Trockenheit der letzten drei Monate sehr schädlich, so daß die Ernte ein« nur mittelmäßig: sein wird. Dieser Umstand ist von Wichtigkeit, denn der Mais bildet die fast ausschließliche Nahrung uujercr Landbevölkerung. ES sind indessen schon die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, damit sich der Mangel unter den Bauer» nicht fühlbar mache. Die Ernte des letzten Jahres ist noch nicht ganz aufgebraucht, überdies dürfte nicht überall Mangel an Mais hereiche». ES wird räthlich sein, der ländlichen Bevölkerung in jenen Ortschaften, wo dns Erlrägniß ein unzureichendes war, vorschußweise Lebensmittel von sehr guter Qualität zu liefern, damit die Ausbreitung der Pellagra gehindert werde, die unglücklicherweise nnr zu stark auftritt und eine wahre Geißel sür die ackerbautreibende Bevölkerung ist. Die ländlichen Ambulanzen, welche namentlich zur Bekärnpsung der ansteckenden Krankheiten eingesilhrt wurden, haben erwiesen, daß das durch die letzteren ungerichtete Nebel weit geringer sei, als die Verheerungen in Folge der Pellagra. Nachdem dies festgestellt war, war auch über jenes System, welches zeitweilig in langen Fristen Hilfe bot, der Stab gebrochen. Man mußte sich für die ständige Hilft entscheiden, daS heißt ländliche Hospitäler inS Leben rufen, andererseits aber die Wurzeln des Nebels auszurodcn suchen und strenge Maßregeln der hqgteine und der Ernährung vorfchreiben. ES wurde beschlossen, für die bäuerlichen Wohnungen bestimmte Typen aufznstellen, zu welchen die Bevölkerung langsam verhalten werden soll. Zur Unter, suchnng und Auswahl der Nahrungsmittel wurden bestimmte Normen vorgeschrieben, an Ort und Stelle sowohl, wie in den ländlichen Spitälern wird ärztliche Hilfe geboten rc. rc. Diese wolflthätigen Verfügungen bilden eine verdienstliche Leistung des conservativen Cabinets. — Nachdem jedoch die Ernte im Großen und Ganzen eine ausgezeichnete war, so ist eS klar, daß in dcn allgemeinen Verhältnissen des Landes eine sichtbare Besse rung eintreten muß. Dem rumänischen tßetreide sind Absatz markte gesichert, die Verlegenheit, die sich zufolge der Abschsießung der öftcrrcichisch-nngarischen Grenze ergab, war glücklicherweise nur von kurzer Dauer, unsere Produkte habe» eine andere Richtung ge nommen und die Handelsstatistik erweist schon seit einige» Jahre» eine erhöhte Thäligkcit in der Ausfuhr. Tie Preise sind in diesem Jahre ausnehmend günstig, der Bedarf ist größer, cs ist demnach eine Courssftigerung unserer Werthc z» erwarten. ^— Die Mac-Kinley-Taris-Vill. Nun hat auch der Senat der Bereinigten Staaten die Mac-Kinley-Taris-Bill erledigt und an die Repräscntantenkammer zurückgcschickt, welche dieselbe an die Finanzcominifsio» verwies. Es knn» demnach keinem Zweifel unterliegen, daß dieselbe Gesetzeskraft erlangen wird. Der Senat hat wohl bei einer großen Anzahl von Positionen gegenüber den Beschlüsse» des Repräsciitantenbauscs Ermäßigungen vörgenommc», beziehungsweise die zollfreie Einfuhr ausgesprochen: allein ungeachtet dessen ist der Charakter der Bill im Großen und Ganzen unver ändert geblieben und die znm Thcil prohibitionistifche Wirkung der neuen Tarif-Bill nicht geschmälert worden. Dns entscheidende Mo ment liegt aber darin, daß auch der Senat eine» Beschluß gefaßt hat, demzufolge '' erniächtigt wird. Bereinigte» Stnalen nicht die entsprechende» Begünstigungen ge währen, die Zölle zn erhöhen. Tie vage Fassung des Kriteriums sür den Eintritt dieser Ermächtigung öffnet nasiirlich der Möglich, keit einzelner Zollcrhöhungen Thür und Thor und stellt dieselbe» in dar reine Belieben der Verwaltung. Die Finnnzcommissio», a» welche die Tarif-Bill verwiesen worden ist, hat nunmehr die zwischen den beiderseitigen Beschlüsse» bestehenden Differenzen anszngieichen. Daß der Präsident gegenüber der Bill von seinem Vetorechte Ge- brauch mache» werde, erscheint so gut als ausgeschlossen. ES bleibt abznwarten, wie sich Europa zn der neueste» handelspolitischen That Amerikas stellen wird. *— Ausländer in den chinesischen Vertragshafen. Nach dcn neueste» amtlichen Ermittclungcn sind in den chinesischen Vcrtragshäse» im Ganzen 7900 Ausländer (d. h. Nichtchinesen) an- saftig. Darunter sind ihrer Staatsangehörigkeit »ach 3276 Eng länder, 1061 Amerikaner, 794 Japaner, 596 Deutsche, 551 Frau- zofen, 536 Portugiese», 384 Spanier, 111 Russen u. s. w. Bon den vorhandenen 474 Firme» dagegen sind 290 britisch, 72 deutsch, 27 amerikanisch, 26 japanisch, 20 französisch, 12 russisch, 8 Port» giesisch u. s. w. In Bezug auf die Zahl der Geschäftshäuser nimmt Deutschland daher in China die zweite Stelle ein; die deutschen Firmen bilden also etwa '/, der vorhandenen fremden Geschäfts Niederlassungen. *— BankdiSconto in Indien. Die Banken von Benga len und Bombay haben ihren Diskontsatz von 4 aus 3 Proccnt herabgesetzt. di. Zum Export nach Neuseeland wird amtlicherscits be richtet: Aus Deutschland werden unmittelbar nur sehr wenig Güter eingcsührt, welche mit den ReichSpostdampscrn und neuerdings auch mit den Hamburger Dampsern nach Melbourne und Sydney ver laden und von da weiter befördert werden. Bei diesem geringen Umfange sder Transitfrachten machen sich die Uebelftände der Um- ladung aus dir Zweiglinien nach Neuseeland nicht so sehr bemerkbar. Dagegen sind die Peninlular and Oriental Coinpany und die Orient Company durch die seitherigen ungünstigen Erfahrungen veranlaßt worden, zur Begründung einer neuen Ltnte von Sydney nach Neu seeland mitzuwirke», bei welcher sie aus pünktliche Expedition ihrer durchgehenden Güter rechnen können. An Einsuhrwaaren kommen insbefouder« in Betracht: Kleidungsstücke, Dynamit, Säcke, Gerber- rinde, Bier, Schuhwaaren, Segeltuch, Teppichstossr, Wageabau- material und Wagen, Cement, chemische Product«, Porzellan und Steingut, Eacao und Chocolade, Zuckcrwaaren, Eeilerwaaren, Baum wollstoffe, Manusacturwaaren, Schneiderzubebür, Drogen, Galanterie- waaren, Möbel, Reis, Schuhmacherzubehür, Bandwaaren, Kurz- waaren, Filz, Wirkwaaren, Claviere nnd Pianos, Wellblech, Zaun, draht, Leder, Maschinen, Zündhölzer, Putzwaaren, Nägel, Petroleum, Linoleum und dergl. Bodenbelagsloffe, Conftrven in Oel, Farben. Papier, Drucksachen, Trnckereimaterial, Eisenbahnmaterial, Sattler- waaren, Salz. GraS- und andere Saamen, Spirituosen, Schreib- material, Stahlschieueu, Zucker, The«, Tabak und Cigarren, Werk zeug, Firniß, Uhren. Technisches. Der nimmer rastende Ersindungstricb der Amerikaner bemüht sich unausgesetzt, um Mittel und Wege »ur wesentliche» Erhöhung der bis jetzt erreichten Eilzugsgeschwindigkeiten. In dieser Richtung itt »un eine offenbar äußerst sruchtbringende Anregung von Professor Elihu Thomson gegeben worden, welcher mit der Triebkraft der Elektricität in Anwendung aus di« Loco mottve Geschwindigkeiten von lOO, ja sogar 150 Meilen in der Stunde erreiche» zu können behauptet. Denn die elektrisch« Lokomotive erhalte eine einsache, stets in gleichem Sinne gerichtete Drehbewegung, während die Tampslocomotiv« aus einander wirkende Maschinentheile i» sich fasse, welche bald in Vorwärtsbewegung ver setzt. dann gebremst »nd sogar rückwärts gestellt werden müsse». Offenbar muß aber, so benierkt dazu das Patent- und technische Bureau von Richard Luders in Görlitz, sowohl die Eonstrnction der Eisenbahnwagen al- ganz besonders des Eisenbahnoberbaues ent sprechende Verbesserungen erfahren, um bei dcn abnonnen Ge schwindigkeiten Entgleisungen hintanzulMen. L«r letzteren unum gänglichen Anforderung entspricht eine Anordnung des Oberbaues, wie sie H. Morse palcntirt wurde. Der Oberbau ruht nämlich auf eisernen LängSschwellen, welche durch besondere CoiiskriictionS-Bor- richtnngen unter sich und mit dem Untergrund derartig verbunden sind, daß weder Stöße noch daraus refultirendr Lockerungen aus treten können. So ist mehr als wahrscheinlich, daß dem Reife- publicum das Vergnügen eines solchen geradezu rasenden Fluges über die Schienen unter Garantie der vollkommensten Sicherheit iu nicht zu ferner Zeit geboten werden dürste, wenn die Mittel zur Beschaffung des allerdings unerhört kostspieligen Oberbaues aus- gebracht werden können. Landtvirthschastliches. *— Die Meißner Landwirthschaftliche Schule, welch« Michaelis 1879 vom Landwirthichastlichen Krcisvercin Dresden iu- Leben gerufen wurde und unter Oberaufsicht des königl. Ministerium« des Innern steht, eröffnet Dienstag, den 21. Oktober d. I., ihren 12. Unterrichts-Cursus und sind sür denselben jetzt schon wieder eine größere Anzahl von Schülern angemeldcl worden. Im Er- össnilngsjahrk betrug die Schülcrzahl 27, im letzten Winter dagegen 82. Diese Zahlen beweise», daß die Schule die ihr zugewiesene Ausgabe richtig ersaßt »nd in einer den praktischen Bediirsniffe» eng an- gepasften Weise gelöst hat. Zn wünschen bleibt demnach nur noch, daß auch fernerhin unsere Landwirthc die großen Vortheile, welch« ihnen unsere ausschließlich der Hebung der Landwirlhschast dienende Schule bietet, richtig würdige» und derselben ihre Söhne zahlreich nnvertrancn; der saihgcmäßestcn Unterweisung und der sorgfältigsten Ueberwachuiig durch die sieben an der Schule wirkenden Lehrer dürfen dieselben versichert sein. Lchrgegenständc sind: Deutsch, Rechnen, Geometrie, Pflanzen-, Thier-, Gesteins- und Bodenkunde, allgemeine und Rcftrbanchemie, Natnrlehre, Acker- und Pflanzenbau, Betriebslehre, Auchsührung, Verwallnngskunde, Thierzncht und Thierhcilknnde, geometrisches. Plan- und Freihandzeichnen und Turnen. Tie au>znneh»icnden Schüler müssen die Ziele der eiu- sachen Volksschule erreicht hnbcu und sollen thralichfl schon einige Zeit in der Landwirthschast praktisch beschäftigt gewesen sein. Der Kursus dauert 1 Jahr, kann in zwei auf einander folgenden Winter halbjahren oder von Ostern zn Ostern, bezw. von Michaelis bis zu Michaelis absolvirt werden und befreit der einjährige erfolgreiche Besuch der Schule von dem dreijährigen der allgemeinen Fort bildungsschule. Die Kosten, welche der Besuch der Anstalt ver ursacht, sind, Dank den reichen pecuniären Unterstützungen, welche das königl. Ministerium des Innern sowohl als ldcr Landwirth- schnstlichc tkrcisverein Dresden, sowie die Stadt Meißen derselben zu Theil werde» lasten, verhältuißmäßig gering, dürsten im Uebrigen aber auch ein Capital bilden, welches nach Rückkehr der Schüler an den heimalhlichen Herd durch das gereiste Verständnis! sür die ihrer harrenden Ausgaben reichliche Zinsen trägt. Anmeldungen nehmen entgegen und jede weitere Auskunft über die Einrichtungen der Schule ertheilen die Herren Geheimer Oelonoinierath Steiger und Director Endler. Gladft«ne üter Sartcul'»». Von Gützlasf. Der jetzt achtzigjährige Gladstone, welcher trotz aller Fehler einer der begabtesten lebenden englischen Staatsmänner »nd hervorragender Volkswirth ist, beschäftigt sich, seitdem er die Stellung als Premier- Minister niedergelegt hat, gern und vielfach mit der Frage, wir den nolhleidenden englftchen Landwirthcn geholfen werden könne. Unter den Mitteln, welche hierzu anzuwcndcn sind, zählt er als ein de- sonders beachtenswcrtheS die Ausdehnung des GnrtenS- und Obst baues. Selbstverständlich stellt Gladstone sein Licht nicht unter den Scheffel, sondern theilt feine Beobachtungen bei geeigneter Gelegenhcit Len englischen Farmern mit. Eine solche bietet insbesondere die jährliche AussteUnngdes Hawardcn- undBiickley-Bluine»- undGartcn- Vereins, welche Ende August z» Hawarden, Gladstonc's Wohnort, slattsinüet. Bei der diesjährigen Eröffnung, zu welcher Extrazüge ans Manchester abgelassen waren, hielt Gladstone eine recht brachtcnS- werlhc Rede, welche wir wenigstens in ihren Hauptpuncten wieder- gcben. Der Verein, sagte er, welcher die heutige Ausstellung bewirkte, fei zu dem einzigen Zwecke, Förderung des Gartenbaues, ent standen; daher gelte cS hier nnch nnr, zu untersuchen, ob in dieser Beziehung Fort- oder Rückschritte gemacht seien. Er freue sich, Fortschritte conslatiren zu können, denn auch in diesem Jahre sei die Beschickung der Ausstellung zahlreicher und glänzender, denn je zuvor ausgefallen. Dies beweise zur Genüge, daß der Verein m leine» Beftrcbunge», dcn Conisort des englischen Volkes zu fördern und ihm gewisse Lebensbedürfnisse zu schassen, sich aus dcm richtigen Wege befinde. Sehr wichtig wäre cs, wenn sich auch die kleinen Farmer, welche gegenwärtig noch fast ausschließlich Ackerbau und Viehzucht treiben, entschließen möchten, mehr Ausmertsainkeit auf den Gartenbau und alle dnmit zusamnienhängenden kftincrcn Zweige dcr Lnndwirthschast z» richten. Tics mache im Anfänge allerdings große Schwierigkeiten, rentire daher auch noch nicht sofort, gereiche , aber bei erlangter Erfahrung den Farmer», wie dem ganzen Lande die Regierung, beziehungsweise dcr Schatzscerctair I znm großen Vortheile. In Belgien, sowie in einzelnen Theilen Italiens , gegenüber jenen Staaten, welche Provenienzen der j and noch mehr in Frankreich werde» diese kleinen Eulturcn in allen ihren Zweige» in ansgedchntrm Maße bctricben und bilde» einen bcachtungswcrihcn Factor des allgemeinen Wohlstandes. In Eng land beschäftige» sich nur einzclne Grafschaften, so Soincrsetshire dnmit, nnd auch dort ziehcn die Farmer und Landbesitzer daraus bedeutende Einnahmen. Seil 20 Jahren gewinne der Obstbau an Ausdehnung »nd werde im Großen und Ganzen auch mit Erfolg betriebe». Hübsch sei cs, daß auch die Universitäten diesem Zweige mehr Beachtung schenken; so habe er i» seiner Hand einen Vor- trag, welchen Mr. Hoopcr von der Gortenban-Schnle zu Kent jüngst in der landwirtlftchastlichen Abtheiinng der Universität Eoinburg hielt. Derselbe geht sehr ins Einzclne und spricht seine Ueberzcugung aus, daß Lurch Ausdauer, Fleiß und Erfahrung große Erfolge zu erzielen seien. Beachtenswert!» erscheint, daß dieser Fachkenncr sich derartig zu Edinburg, also im Norden in Schottland, auSjprach, da die Landieute als Hanptgrnnd des geringen Obstbaues das ungünstige Klima anzusühren gewohnt sind, welches sich mit dem französischen nicht vergleichen lasse, dieser Einwanü werde in dessen durch das notorisch« Gedeihen und dcn vorzüglichen Geschmack der verschiedensten Fruchtgatlungcn in England Ihanächlich widerlegt. Dcr Obstbau werde auch dazu beitragen, den Werth des Landes, welcher in letzten Jahren etwas zurückging, wieder zu Heden, denn es sei seine feste Ueberzeugung, daß solche Steigerung in nicht zu langer Zeit eintreten müfse. Ader nicht Gartenbau allein solle unter nommen werden, auch die Zucht kleiner Nutzihiere sei arg vernach- lässigt. Er habe jetzt in seiner Hand ein Buch des Major Moran über „Einträgliche Kaninchenzucht", in welchem darauf ausinerksam gemacht wird, wie manche sortgeworsene Abgänge durch Kaninchen verwerthbar sind. Natürlich handelt eS sich nicht »m wilde Kaninchen, die in der Freiheit vielen Schaden anrichten, sondern nm zahme, in Kasten zu haltende. Erwähnen müsse er noch die ausge stellt mit daß ^ l utter, sür welche kein Farmer, sondern ein kleiner Häusler 2 Kühen den ersten Preis gewonnen habe Es freue ihn, keine Mann sich in diesem iandwirlhschastlichen Zweige so ouszeichne, und der Wettbewerb zwischen den Häuslern und eigent lichen Landwirthen gereiche beiden rum Vortheile, denn der Markt biete einen unbegrenzten Absatz. Milch sei hier kein sehr bedeuten der Verkaufs-Artikel, mit Ausnahme von separirter Milch, welche sich zu 8 das Quart verkauft. Sie sei als Getränk jedenfalls allem Berauschenden, wie Bftr und Branntwein, vorzuziehen nnd namentlich der Gesundheit unserer Kinder unentbehrlich. Als Gladstone kaum 3 Minuten gesprochen Halle, sing es zn regnen an, und ehe 10 Minuten vorüber, goß eS in Strömen. Frau Gladstone öffnete nun ihren großen Regenschirm und hielt ihn über ihren Gatten, dieser lehnte ihn indessen ab, indem er meinte, er könne seinen eigenen benutzen. Sie versuchte dann ihn, einen Regenrock über die Schultern zu hängen, aber auch das paßte ihm nicht, weil er in dcr Bewegung seiner Hände dadurch behindert wurde, »nd io setzte der achtzigjährige Herr sich ziemlich
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