Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890903
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-03
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. r^kl. Dienstag ven 3. September 1889. 83. Jahrgang. v« jka»rkl»ö iu der Nefideu). «»>, l»»«„ »aschtch», «. «. n Dt» Vasckltzavk». E> »» IKavt» datd ,el>»ge». sich d«« Wohkwalla» ihra Oastk»»»»»«« »» envertze», »d «ehr wi, atnmal that er de» ,-ch HLlt« »tchl geataubt, daß a« i» der Resideaz s« »nvVqriI, ffrauWiiwmergübel" Db> t>ti»sßr1» st» »NAemei» f», Laudwrtthschast ,»d sich «an» üb« Man»«» öelahren; fl« verstand allerlei Kurteaspiat« mck de»» aafälliast et». wen, e« «m rinem Mi», fp'elar «aagalt^ dem, Var Ha»«hrrr fühlte sich geradezu un» glücklich. »eaa er Abend«, nach gethaa«, Arbeit, kesi, Spielchn, »ach», kvaatr Er war Iri» aroßer Polttiker, aber er hielt es b»ch für sei«, Pflicht als Staalsbürger, regelmäßig sei»« Zettlwar» zu lelen, und konnte mit Marien Manche« bespreche«, wa« Krau uuv Lochler kein, Theilnahme erregte. Dir erzählt« th» i»oa der ReichStaglsiiung. der fl« in Berti» einst beigewohat, von der Red« de« Reich«kan>l,r«; vo« dem Lsrikarrlsenden, mit dem sie zu Mittag gespeist, und wShrrud ihr« Arennde Daheim die« alle» zur Genüge kannten, erregte fle hea» tn Osterfeld damit Aussehen! Immer von Neuem «ußte fl« berichten «nd die geringste Kleinigkeit weitläufig beschreiben. »der wa« half.du« Alle«? Ihr Plan, Herr» Bertram skr die Wünsche de« jungen Doctor« gltnstig zu stimmen, hatte dabei nicht die geringste Forderung erfahre». Alle ihr« versteckte» Anspielungen halte er entweder nicht verstanden oder — «icht »erstehcn wollen. Der Hochsommer, dt, Zeit der Ernte, war «iNlerweilr heranaekvmmen. Aber während sür den randmann senk di« arbeittreichstea Tage de« Jahre« nahten, zog der Großstädter allein, »der mit Wrib und Kind hinau« in» Freie, nach de» Alpe«, an die Gee, um seine im Kampf om« Dasein erschlafft«» Nerven zu kräftigen. Wem e« aber nicht vergönnt sein konnte, so weil zu wandern, der fand auch in der engeren Heimath einen ländlichen Ausenthalt«»rt, der Ihm da« Ersehnte darbot: Ruhe, Berge, Thäler. Wald, Wiese, einen plätschernden Bach, eine klappernde Mübte. Auch in diesem Jahre sind neue Sommerfrischen entstanden, wie Pilz« rasch au« dem feuchten Moose in die Höh« geschossen. Da» kleine ärmlich« Dörfchen Eichenbain hat sich über Nacht in einen kufteurort verwandelt. Eia unternehmender Mann, der die Forderungen der Neuzeit glücklich ersaht, hat dir Welt aus dessen vorzügliche Lage am Fuhr bewaldeter Berge aufmerk sam gemacht, von ozonreicher Lust und au«gez»»chn,tem Trink- wasser gesprochen, auch gute Verpflegung in AuSsichl gestellt und — siehe da eine Menge Gälte sind herdeigekommco, UM sich hier von den Anstrengungen ihre» Berufe» zu erholen. Marie Förster zeigt« plötzlich tebhaste Theilnahme sür die neue Sommerfrische. „Wie weit ist e« nach Eichenhain und wo liegt e» eigentlich?" „Zwei Stunden von Osterfeld", berichtrtr Herr Bertram, „am Fuhr de« Osterberge«, den Sie schon oft von Ihrem Fensterplatz au« bewundert haben." ,.E« muh da oben eine prächtige Au«stcht seinl" „Freilich! Ich bin aber trotzdem seit vielen Jahren nicht hinausgestiegen. Gehen Sie, Fräulein Marie» wir Landleute müssen so Viel unterweg« sein, daß wir seltrn zu unserem Vergnügen aus die Berge klettern; aber wenn e« Ihnen Vergnügen macht, können wie ja in den nächsten Tagen einen Autklug dahin unternehmen." E» war ein prächtiger Sommertag, heiß, aber nicht ge witterschwül. al« man dem Gast zu Gefallen die Partie nach dem Osterberg zur Ausführung brachte. Frau Bertram, di« gewissenhafte Hau-srau. hatte sich nicht entschließen können, zetzt, wo die Arbeit drängte, an einer Bergnügunglsahrt theilzunehwen und so begleitete nur ihr Gatte die beiden Mädchen. Rasch hatten die flotten Pferde den Weg zurück gelegt und fröhlich, guter Dinge trafen die Reisenden in der Osterschenke ein. Aber jetzt matz Herr Bertram doch mit bedenklicher Miene die Höhe de« Berge«, die ihm ungeheuer dünkte. „Wollen Sie wirklich da hinaufklettern, Fräulein Maries frag!« er zweifelnd, „bedenken Sie nur die entsetzliche Hitze!" „Ich unternehme e« auf jeden Fall", versicherte diese ganz bestimmt, „aber ich bin nicht so grausam, Ihnen dir Zumuthung zu stellen, daß Sie un« begleiten. Beiden Sie ruhig hier, wir werde» Ihnen erzählen, wie schön e« oben gewesen." .Fürchten Sie sich denn nicht, allein z« gehen?" .Bewahre, ich habe Lvwenmuth, und wa« sollte nn« üben die« auch atscheben?" Herr Bertram war noch immer unschlüssig, al« sich die Wirthin in» Mittel legte. Ihr Sohn, ein Bube von 12 Jahre«, sollt« die Damen al« Führer begleiten. — Er führte täglich die Curgäste von Eichenhain znr Bergfpitze hinan. Mit einem Seufzer der Befriedigung ließ sich Herr ver trau, unter den schattigen Nußbäumea de« kleinen Gärtchen« nieder; hier wollte er mit Muße die Rückkehr der beiden Damen erwarten. — Der kleine Fußpfad schlängelte sich in brauemen Windungen hinan; bald führte er durch Hochwald bald durch niedrige« Buschwerk, bald über eine blumige Wald wiese, bald über Sleingrrvll. Man ging lansam und de dächlig; Hedwig pflückte sich einen Strauß blauer Glocken blumen, rothe Haide, zierliche Gräser. Sie sank» im Dornen gestrüpp saftige Brombeeren, unter niedrigem Nadelholz würzig duftende Pilze. Marie betheiligte sich nicht an diesen Streift ziigen; sie sah oft spähend umher und stieg rüstig bergauf Endlich war man am Ziele angelangtl Große Fel«blöcke klönten die kahle Bergkuppe. Hier oben so ging die Sage, hätten die alten Heiden, die ehemal« die Ebene bewohnten, ihre Feste gefriert, ihren Göttern zu Ehren Opserthiere geschlachtet, ihr« Lobten verbrannt und die Asche in Krügen beigesetzt, ihre Versammlungen abgehatten, über ihre Feinde zu Gericht gesessen und die Berurtheilten sofort an Ort und Stelle abgeschlachtet. Mit Scheu betiachtete da« Landvolk noch jetzt den Oster berg und Mancher behauptrte, daß in mondhellen Nächten die Schatten der alten Heiden da oben umherwanderten und Festgelage hielten. Jetzt im Hellen Sonnenschein war kein Spuk zu befürchten; auf der flachen FelSpialte, die einst zum Altar und Opferst«« gedient, saß ein Tourist in Hellem Sommcranzug, aber al« er grüßend den Hut zog, starrte ihn Hedwig doch mit erschrockenen Blicken an, al« sei er rin wievererstandener Eorbenhäuptling. Wer war e«? Eurt Andersten in eigener Person; nur umrahmte sein Gesicht ein volldarck, der ihn männlicher und stattlicher erscheinen ließ, al« da« kleine Schnurrbärtchen von ehemat«. Hedwig« Erstaunen war grenzen!»«, während Makie nicht so überrascht zu sein schien. Eie reichte ihm zuerst die Hand zur Vegrüßung «nd freute sich, ihn hier aazutreffenl Vak saßen sie auf der alten Steiiivank unter einer lausendjährigcn Eiche und jetzt erfuhr Hedwig, daß rer Herr Doctor in Eichenhain sein Lager ausgeschlagen und fest ent schlossen »ar, »ichflr»« vor den Mauern der Festung Oster- selb zu erscheinen nnd nicht eher vom Platze zu weichen, bi« er da» »äterliche Jawort errungen! Er hatte Mart« brieflich seine Adresse «ttgetheilt «nd fi« inftändigst gebeten, ihm ei» Zusammentreffen mit Hedwig «»glich zu machen, und sie hatte >bn in Kcnntniß gesetzt, daß man hente de« Osterbirg »«suchen würde. Jetzt wußte "ebwig, »ara» Mari« nenerding« so g»he>mnitzvoll mit ihren nesru arthaa Der nein, Führer hatte sich in« weich« Moo« gebettet — wa« ging ihm da» Geschwätz der fremden Herrschaften an ? Aber leider worbe er bald au« seiner süßen Ruhe ausgescheucht. Marie wünscht« dir Merkwürdigkeiten de« Berge« zu besich tigen. drrtanatr von ihm genaue Lu«ku,sl über Lebe» and L Haien der alten Heiden, die einsten« hier oben gehaust, und ließ sich vo» ihm die Namen aller Ortschaften aus der bunten iaabkarte nennen, die sich da »nten vor ihren Blicken au«, breiteten. .Du wirst müde sein. Klein«! Bleibe nur ruhig sitzen", »attr fl« Hedwig sorglich ermahnt, .der Herr Doctor wird Dir fchoa Gesellschaft leisten!" Da« that er denn auch bereitwilligst nnd nur zu schnell für di» beiden Liebenden hatie Marie da« entzückende Panorama besichtigt und madnte au den Ausbruch. Eurt ließ e» sich nicht nehmen, die Damen den Berg hinab zu be- glntea und zeigte groß, Lust, in der Osterschenke «inzuuhrru, um Herrn Bertram zu begrüßen. »Bitte, bitte, thu». Sie da« nicht", flehte Hedwig angst, voll, .dann ist Alle« verlorenI Der Vater muß vorbereitet werden l" „Hedwig hat Recht", stimmte Marie bei, „ich verspreche Sir unverzüglich herbeizurusen, wenn der Augenblick günstig ist!" S» mußt, denn geschieden sein. — Schon schimmert« da« Strohdach der Schenk« durch die Wipse! der Nußdäume. der Kutscher hatte bereit» angespannt und fuhr langsam aus und nieder. .Adieu, Adieu!" .Ans Wiedersehn!" .Nun, da seid Ihr ja endlich! Himinrl, ich dachte Ihr würdet die Nacht da oben bleiben, um Euch in der Geister stunde zu überzeugen, ob die alten Deutschen wirklich einen so kolossalen Durst gehabt baben, wie man sagt!" ^kutsche r. fahre zu! Und nun. Kurver, erzählt mir etwa«; ich habe mich ganz gehörig gelangweilt!" E» war baupilächlich Mari», welche die Kosten der Unter haltung trug; Hedwig war einsilbig und ließ schweigend die Neckereien de» Vater« über sich ergehen: ,Kmd, Dir ist gewiß da oben ein alter Sorbe erschienen und hat Dir ein« Liebeserklärung gemacht!" Der Mutter hingegen beichtete sie da» Zusammentreffen mit dem Doctor. „Aber Hedwig I" mahnt, diese ganz entsetzt, „Du weißt, ich habe nicht« gegen den jungen Mann rinzuwenden; mir hat er sehr wohl gefallen, al« er bei un« im Quartier lag, aber der Vater giebl seine Einwilligung niel Du mußt ihn vergessen!" „Da« kann ich nicht, ich lieb« ihn mehr »I« »ein Leben!" L Der Heilgehilfe. Bi« jetzt war da» Wetter der Ernte günstig gewesen, aber nun hatte eine Regenperiode begonnen, die manche Hoffnung zu Nichte machte. War «uch der größte Theil der Feldsrüchte geborgen. Einige« lag doch noch draußen, der vom Himmel strömenden Fluth preiSgeaeben. Herr Bertram war sehr übler Laune, und da e« in» Freien sehr ungemülh- lich und kalt war, so verbrachte er mehr Zeit, als sonst im Familienzimmer und hörte ziemlich schweigsam den Gesprächen der drei Damen zu. „Wenn ich jetzt nicht die Gelegenheit benütze, die Rede auf meinen Schützling zu bringen und seine Vorzüge in« Lickt zu setzen, so bin ich seine« Vertrauen« unwürdig", dachte Marie und begann eine Unterhaltung über da« Thema ^Zahnschmerzen". E« war ganz unglaublich, wa« Mutter, Brüder, Freunde, Bekannte und sie selbst daran au»gestanden! Aber nachdem alle Mittel erschöpft, die berühmtesten Autori- täten keinen Rath gewußt, «ar regelmäßig Doclor Andersten al» rettender Engel erschienen und hatte wahre Wundercuren verrichtet. Hedwig beugte sich hocherröthend über ihre Stickerei, die Mutter zählte eifrig die Maschen ihre« Gtricksirumpse», ol der verpönte Name so geläuflg von Marien» Lippen floß; nur Herr Bertram gab kein Ze chen de» Verständnisse». Endlich wurde e« >bm aber doch zu viel. „Hören Sir doch aus, Fräulein Marie", bat er verdrieß lich, „e« bot schon lange in einem meiner Zähne gebohrt, wahrscheinlich Hobe ich mich bei dem abscheuliche» Wetter erkältet, aber seitdem Sie ohne Ende die schaurige» Ge schickten erzählen, fühle ich ganz gehörige Schmerze»!" Marie schwieg; aber Herrn Bertram'« Zahnschmerzen schwiegen nicht und wurden immer heftiger. Hedwig war ehemal« kein Muster von Geduld gewesen, aber mit ihrem Vater verglichen, halte sie sich wie eine Mäityrerin benommen. E« ist gar nicht zu beschreibe», wie ungeberdig er sich an- stellte. Bald steckte er den Kopf in kalte« Wasser, bald band er ein wollene« Tuch darum. Al« ob Frau, Tochter, der liebenswürdige Gast, da« Gesinde ihm da« Leiben gewünscht oder angebext hätten, so mißmutb'g und menschenseinbtich betrachtete er sie Alle »nd war jedem Zuspruch unzugänglich Al« ein abgesagter Feind vom Quacksalber» wie« er alle ihm angepriesenen Hau-mittel mit Entrüstung zurück, und seine arme Frau, die ihm nicht wie die Ankeren au« dein Wege gehen tonnte, wünschte oft inständigst: „Ach, wenn ich doch nur die Schmerzen hätte, ich wollte sie ohne Murren kragen!" Waren sie am Tage erträglich gewesen, so begannen sie Nacht«, sobald er sich zur Ruhe legte, um so heftiger zu toben. Treppauf, treppab wandert« er jede Nacht; bald ver suchte er in der, bald in jener Stnbe die ersehnte Ruhe zu finden — hier im Lehnstuhl,, dort aus dem Sopha, — aber überall vergeblich! „Der Barbier in Wallstadt soll jetzt einen Gehilfen haben, der ausgezeichnet Zähne heranSinmmt!" berichtete Frau Hermine ihrem Gatten; aber er wie« ihren Vorschlag, ihn kommen zu lasten, mit Entrüstung zurück. „Mein, Schwelle überschreitet Keiner!" AVer endlich kam doch ein Moment, wo er die Qualen nicht mehr zu ertragen vermochte! Sehnsüchtig sah er nach der Zimmerdecke empor. Wenn sie kerabstnrztc und ihm den Kops zerschmetterte, dann wäre der Zahn ebensall« tovt und könnle seine Tücke an ihm nicht länger auLüben! „Laß den Menschen holen", sagte er «>ne« Morgen« mit schwacher Stimme zu seiner Frau, „aber rasch, baß mich der Entschluß nickt reut!" „Jetzt war sür Marie der langersehnte Augenblick ge kommen! Flüsternd hielt sie mit der HauSsrau ein Zwie gespräch. und obgleich diese ansang« ganz erschrocken abwehrte, so batte dock schließlich ihre Berebtsamkett gesiegt. Triumphirenb bestieg sie den in Eile gerüsteten Wegen «ber aus ihr Geheiß lenkte der Kutscher die Pferde nicht nach Wallstabl, sondern „ach dem Lustcurort Eichenhain. „Der junge Mann ist da", hatte Frau Bertram ihrem Gatten gemeldet, und war schleunigst wieder verschwunden. Mit stummem Kopfnicken erwiderte er den höflichen Gruß de« Heilgehilfen, ohne ihm besondere Ausmerksamkeit zu schenken. „Der Zahn ist sehr krank und muß entfernt werden", ent« schied dieser nach sorgfältiger Untersuchung. „Natürlich", höhnte Herr Bertram, „da« ist regelmäßig Eurer Weisheit Endel Da werden Wunderdinge vo» Euren Eure» erzählt, und zum Schluß ist da« altmodische »Herau«. reißen" Eure einzig« KunstI Habe» Sie denn Ihre Marter werkzeuge bei sich? und werden Sie mir auch die Kinnlade brechen wie einsten« Jdr Kollege?" «Die nöthiasten Instrumente sübre ich stet« mit mir nnd se, daß die kleine Operation glücklich verlausen wird. Ich «b« schon Schwierigere« auSgesührtl" „Eingebildeler Löffel" murmelte Herr Bertram für sich, „kommt mir überhaupt so bekannt vor, muß ihn schon irgend- wo gesehen haben!" „Die brauchen sich nicht Vor den Schmerzen zu fürchten", tröstete der jung« Mann. „Die neuere Wissenschaft ha« Mittel entdeckt, die r« un« Zahnärzten möglich machen, den kirnten einen großen Theil der Schmerze» >a ersparen! ien Sie überzeugt, daß ich aus« Schonenbste versahren werde I" „Sparen Sie Ihre llberflüssioeo Redensarten", polterte Herr Bertram. „Ich bin kein Kind, da« sich vor einem Nadelstich oder einem Tropfen Blut fürchtet! Ich will nur nicht bei lebendigem Leid« massacrirt sein!" Aber so hrldenmülbig er sich auch stellte, so war er doch sehr zufrieden mit der Erfindung de« schmerzstillenden Mittel«; denn al« er glaubte, baß e« nun Ernst werden würde, da war di, große Thal bereit- geschehe». Der böse Zahn, der Missethäler, lag in de« Heilgehilfen Hand. „Er ist. wie Sie sehen, ziemlich baufällig; Sie brauchen seinen Verlust nicht zu betrauern I" lächelte dieser beiter, „aber jetzl würde ich Ihnen rathen, ein wenig zu schisse». Ihre Nerven sind von heftigen Schmerzen und unruhigen Nächten aufgeregt!" Und ohne Herrn Bertram'« Einwen dungen zu beachten, „vthigte er ihm einen beruhigenden Trank aus und zog die Vorhänge dicht zusammen. „Ich dteide vorläufig hier in Osterfeld und werde mich später nochmal« von Ihrem Befinden überzeugen." „Der Herr Heilgehilfe tritt ja ungeheuer entschieden aus", murrte Herr Bertram, aber er legte sich doch gehorsam ans« Ruhebett nieder, ai« dieser mit leisen Schritten da« Zimmer verlassen hatte. „Wenn ich nur wüßte, wo ich den Menschen schon geseh?nl" Die Sonne hatte bereit« einen weite» weg a» Himmel«, bogen zurückgeleqt, al« Herr Bertram erwachte. Wer war sroher al« erl Die Schmerzen verschwunden, dom langent- drhrten Schlaf gestärkt. „Der Heilgehilfe hat seine Sache wirklich gut gemacht!" lobte er. „Ich werde ihn fürstlich belohnen. Hermine hat chm sicherlich tüchtig Essen und Trinke» auftra^en lassen", und er schob die Vorhänge bei Seite, um voll Staune,» in den Garte» hinab zu sehe». Da lustwandelten seine Frau. Marie, Hedwig und der Heilgehilfe so vertraulich, al« wären sie alle Bekannte. Jetzt gingen die Beiden voran«, die jungen Leute blieben unter dem alten Birnbaum sieben und in diesem Augenblick wußte Herr Bertram, wo er den Heilgehilfen schon gesehen. Unter demselben Birnbaum halte er ihn al» Lieutenant Andersten mit Hedwig scherzend ange- troffen, e« war der zudringliche verliebte Zahnarzt, der ihm seine Hedwig rauben wollte. Zornig erhob er die Hand, um da« Fenster zu öffnen, sein Veto hinabzurufen; aber er ließ sie wieder sinken, denn Bilder au» der Vergangenheit tauchten in seiner Seele aus. Unter demselben Birnbaum hatte er einst mit Hermine Korn gestanden unk ihr galant eine Rose gepflückt, wie soeben ber junge Doctor seiner Tochter; sie halte vamal« ein blaue« Kleid uno weißen Slrohhul getragen, wie Hedwig auch heule. Wie ähnlich war doch die Tochter der Mutter geworden; »och nie hatte er e« so deutlich gesehen! Aus dem breiten Mittelwege, wo jetzt die beiden Damen spazierten, war damals die Frau Amt-rathin Korn mit seiner Mutter aus» und abgeschritten. 25 Jahre waren seitdem verflossen. Manche« hatte sich unterdessen zugetragen, aber er wußte sich noch jede« Worte« zu erinnern, da« er damals gesprochen: „Fräu ein Hermine, ich höre mit Bedauern, daß Ihre Frau Mutter beschlossen hat, unsere Gegend zu verlassen, um in die Näh« ihre« ältesten Sohne« zu ziehen Meine Mutter wird vie alte Freundin schmerzlich ver missen, und wa« mich betrifft — — — Ich habe mir I-tzl Kühe au» dem Allgäu verschrieben, weil Sie meinten. -« ser die beste Nasse; ich lasse jetzt da« Eckzimmer, da« Ihnen wegen der Aussicht nach den Bergen immer so gut gefiel, neu einrichten. Ich hoffe, die Tapeten gefallen Ihnen; blau ist doch, soviel ich weiß, Ihre L>eb- lingSsarbe. Fräulein Hermine, meine Mutter ermahnt mich alle Tage, ich soll bald ein« junge Frau in« Han dlingen! Ich kenne wohl Eine, die mir besser al» alle anderen Mädchen gefällt, und meiner Mntler würde sie sicherlich die liebste Schwiegertochter sein, aber ich fürchte, sie will von mir nicht« wissen und schickt mich lachend heim, wenn ich um sie werbe. Schöne Redensarten kann ich nicht machen, wie die jungen Modeherren, aber mein Herz ist voll treuer, ehrlicher Liebe!" Er hatte da« nur abgebrochen hervorgebracht und wischte sich die bellen Schweißtropfen von ber Stirne, aber auch Hermine war in grenzenloser Verlegenheit. „Herr Bertram", hatte sie endlich mit leiser, unsicherer Stimme geantwortet, „fragen Sie nur getrost an; ich glaube kaum, daß Sie einen Korb bekommen werben." Bin nächsten Morgen war er in der schönen GlaSkutsche zur Frau Amt-rätht» Korn gefahren und hatte um die Hand ihrer Tochter Hermine geworben. Sie saß ganz feierlich im seidenen Kleide aus dem Sopha und erwiderte il'»> gerührt: „Bertram, ich kenne Sie, so lange Sie aus der Well sind und habe Sie stet« wie einen Sohn geliebt und gcachttt. Mit Freuden gebe ich Ihnen inemc Herminc; sie ist Ihnen von Herzen gut! Es wird mir schwer, mich von dem Kinde zu trennen, aber wa« kann da« Helsen? DaS Weib muß Vater und Mutter verlassen und dem Manne Nachfolgen I" E« war Herrn Bertram, al« hörte er ganz deuilich die Stimme der alten Frau, die dock längst unter der Erde luhte, und er versank >» ein düstere« Nachdenken. E» war ein harter Kamps, den Liebe und Egoi«mu« mit einander führte», aber schließlich trug docv die Liebe den Sieg davon. — Feierlich, wie Einer, der einen theuer erkauften Sieg er rungen, trat er im Garten unter die Seinigrn. Sein uner wartetes Erscheinen erregte allgemeine Bestürzung. Jetzt mußte oie Täuschiiiig an den Tag kommen, kenn unmöglich tonnte er im Hellen Sonnenlichte den eleganten Doctor ber Medien, sür dc» Barbiergehilse» au« Wallstadt halten. Lächelnd wehrte er die Theilnahme sein-r Familie ad. „Mir geht e« ausgezeichnet; Sie haben wirklich ein Meisterstück gemacht; aber saarn Sie mir, Herr Doctor. mittelst welcher Erfindung der Neuzeit sind Sie meinetwegen von der Residenz nach Osterfeld geflogen? Am Telegraphen droht oder »> 1 nkbaren Luftschiff?" XI Silber und Grün. Herbst und Winter waren bei stillem Glück und fleißiger Arbeit rasch vergangen. Jetzt hatte wieder einmal der Frühling seinen Einzug ge halten und die Bäume ,m Ostersetder Garlen mit Blüthei» schnee bedeckt. Aber am reichsten von allen prangte der alte Birnbaum, unter dessen schirmendem Dache sich so viele, sür dz« Familie Bertram wichtige Ereignisse vollzogen Hallen. Aus Verlobung folgt Hochzeit, und so rüstet man im H«r«n- Hause schon seil Wochen emsig z» dem großen Doppelseste, da« man am 10. Mai begehen wollte: silberne und grüne -ochzeitl Schon kamen t»e Gäste von allen Seiten h«r«ri; auch Tante Bertram batte sich, zu Hcdwtg's großtr Finrdt, entschlossen, an dem Famitienseste lheilzunrhmea. Seitdem man ihr H dwig'» Verlobung »iffgetheill, und sic der sunoe Doctor gebeten hatte, seiner Braut zu verzeihen, zürnte Ne nicht mehr und freute sich, d>« Nicht« bald in ihrer Näh« zu baben. Sie hatte auch ihre Köchin Minna mitgebracht, die beim sestmabl sich nützlich machen sollte und die über Hedwig'« Glück hocherfreut war. Mehrmals versuchte sie, den übrigen D eiiftieulcn von ihrer eigenen unglücklichen Jugendliebe zu erzäbten, aber e« hatte Niemand Zeit, ihr zuznhören. Die Bewohner von Osterfeld nahmen den regsten Antheil an den Vorgängen im Herrenhau«. Solch «in Fest war noch nie bei ihnen gefeiert worden. Mil Guirlanden, Blumenkränzen und jungen Maien batte man die kleine Kirche und den Altar geschmückt, den Weg mit Blumen bestreut. Da kam ja auch schon der stattliche HochzeitSzugl Voran, wie sich» gebührte, da« silberne Jubel paar. Wie glücklich sahen die Beiden au«! Frau Hermiue trug stolz den silbernen Kranz im dunkeln Haar, durch da« sich noch kein Sildersadcn schlängelte, und Hcowig, tn mädchen basier Befangenheit, mit niedergeschlagenen Au^en folgte am Arme ihre« Z,»künftigen, im Haar den grünen Myrtenkranz, umflossen vom duftigen Sp'tzrnschleier. .Ei» schöner Mann! Wie lieblich kst fiel Ein prächtige» Paar!" <o lobten die Zuschauer. Jetzt war d.r sererliche Handlung vorüber; dankbar hatten die Ellern aus den verstossencn Zeitraum znrückgedlrckl; ihrem Hause war Segen crd.üht! Und hoffnungsvoll blickten di« Kinder, soeben unauslöSlich verbunden, in die Zukunft. I.tzt saß man fröhlich beim Fesrmaht und feierte in ernsten und hcileien Tischreden die beiden Paare. Dlc Söhne de« Hauses waren natürlich vom Gymnasium und der lankw rtb'chasilicken Schule berbeigekoiiimeii mit kein festen Borlatz, sich an diesem doppelten Festtag, den Eller» und der Schwesl-r zu Ehren, ein Räuschchen zu trinken. Gewissenhaft sübrien sie ibn auch au«; indeß, nachdem Hermann eine Anzabl Gläser und Teller ze»krochen und seiner Nachbarin eine Flasche Rolhwein über da« Kleid ge gossen , Karl hingegen mit dem alten Herrn Hosralh Ancerssen stürmisch Brüderschaft getrunken unv sämmttichen Brautjungfern L ebe«, und Heiralh-onträge gemacht halte, zogen sich Beide aus einen deutlichen Wink chrcs Vater« in ihre Gemächer zurück und kamen >m weiteren Verlaus de« Feste« nicht wieder zum Vorschein. Aach Marie Farster sehlte natürlich nicht unter den Gästen und wurde «t» Be- fchüderin der beiden Liebenren gebührend aeseirrt. Ihr Tischnachbar, ein angesehener Rechl»anivalt. fand großer Trollen an ihr. .Ich bin durchaus kein Eheseind, wie man »st meint; ich weiß recht wohl, daß ein eole« Weib die Krone de» Häufe lst. Fräulein Förster, könnten Sie nicht, nachdem unser jung-« Paar glücklich vereinigt, auch für mich etwa« thun?" Marie ging auf den Scherz ein. „Recht gern, aber Sie müssen mir nur erst beschreiben, wie Ihre Zukünftige belchafftn fein soll." „WaS soll ich da erst sür viele Worte macken? Sehen Sie nur in den Spiegel! So unv nicht ander« habe ich sie mir von jeher geträumt!" An» einer Hochzeit entspringen oft mehrere; wer weiß, wa« sich oa noch anspinnt Nach aufgehobener Tafel hatte man sich in den Garten begeben Das junge Ehepaar stand unter dem alten Birn baum Hand in Hank uns fab dankbar in seinen hohen Wipfel. Da traten die Ettern zu ihnen; zärtlich legte der Vater seine Hand aus den rockigen Scheitel ber Tockloc, den letzt anstatt de« Myrtenkränze« ein zierliche« Häubchen fchnitickke. „Wird e« meinem Landkind auch in der großen, finsteren Stadt gefallen?" fragte er mit ängstlich-r Rührung. Aber Hedwig sah ihn zuversichtlich lächelnd an. „Vater", sagte sie, „wo zwe, Menschen sich lieb haben, da ist ber Himmel aus Erden — im kl einsten Dörfchen» wie in ber große» Residenz " Sport. Nennen »n Baden Baden 18«,-. Dritter Tag. — Freitag, den 30. August. N'ckmlltog« 2'/, Uhr. I. Jngend-Haiidicap. Union-iLlub-Prei«: «000 dem Vieq-r Für Bähe Pb-rde all r Länder. lOO .«t Ikia'atz. ttiO .H Neiigeld, Diüaiiz 1000 m (gerade B-lin), dem zwettei» Pferde werden 1000 garanliii. (tü UiiieriLnsien, von denen lO angenommen). Gras Flip Metternich s braune Ltute .Minne. Halm" 47'/, üz;. Reiler: B non l. Herrn v. Lossow'« Fuch«. Liule .Nachtigall", 55 Neuer: Sopp 2. Mr. G. Jodnioa'« F„!l.S-Lti.le .Dornröschen", 43'/, Neuer: Fred. «Harpe 8. Mil Kops gesiegi, bald-Läng- .Dornröschen" gute Dritte, »Sarkler", .Lchiiettoop'", ,'vlückmr n", .Micaöla", .Opl-yc dide" rinplacir:. Wetten am Dotailiaior 7030 .si Reiultat 12,40 Ldb« »-» 124 Sl für 10 >l, 248 sür 20 >l, 620 für 5» ltin atz II. Saint-Leg er.Handicov. Union.Cliib.Prei«: 8000» dem Tflg-c. Für I8V6 geborene Hengste »nd Stuiru aller Länder. 300 Cmiatz, 1l>0 Vt Reugeld. Distanz 2>X)0 ui. Dem zweiten Pferde werden 1200 dein dritten Pierde 600 garanlirt. (39 Ullierichiineii, vo» denen 17 angenommen.) König!. Haupt- >6est,i>« israd tz diiiikelbrauner Hengst ..Pa Uher" 58'/, bx. Reiter: Frank «tmrpe 1. Lieutenant Prinz S>. Radziwill'« braune Time .Vision". 53'/, trzp. Neuer: Fred, Sdarpe 2 Herrn V. May'« b anne «litte „Dam-Tam", 53 bx. Rester: Jeffery 3. Mit 4 Längen ksiegt, zwei Längen , Dam-Iain" Drille. „Grcv lle", „Erbtante", .Karma!!" uno „Mnskeoer" nickst placirt. Der höchste Preis de« Tage« siel ip,„it an Grodiy nnd berechtig! da« Laufen de» H nqfte« zu guten Erwaitu»gea iür di« Zukunsi. Dotolilator.Umsatz !>250^l 0!ez>h!t wurden 8,24 Od.s — 82 sür 10», 164 >ür 20 X. 412^! sür 50 Emjatz. III. Mer cur.Rennen. Preis ISOO dem Sieger. Für 3jähe. und ältere Pferde aller Länder, die ketu Renne» im Wcrlde von 3000 oder darüber gewonnen haben. 100 Eiawtz, halb R-ngeUi. Der Sieger ist sür 4000 ^ käuflich. R'chl verkäufliche P'erde Irag,n 5 Iix exira. Diliimz 1600 w (Issezhetmer Ecke). Den, zweiten Pferde werden .300 garaatitt. Herrn v L-dpe» Laeki'» 3 liihr brauner Wallach „Psuagii , 54 lc» (2000 >1) Retter: Taster l. Frist». Lü. v. Lvvenveim'« 3jädr. Fuck«wallach Grenadier I", 58'/, Icg- (unverkäuflich) Reiter: «Harpe lr. 2. Herrn Omi'« 4jälir. dunkelbrauner Hengst „Pippin", 64 Izz-<S(XX) ^>. Reiler: G. Lear 3. „Rorwooo" und,.Lo»mopvlii" liest» unpla- cirl. Der Sieger wurde iür 13800 » von Herr» ttr. Lenk gefordert. Wette» am Dotalisaior betrage» 7800 nnd ^ab es 4,k>2 Odds — 45 sür I<) SO stti 20 ^l. 22« sür 50 «tnsas'. IV. Kormopolttisches Handikap. U»>oi>.Llub-Pre>«: 3000 dem Sieger. Für 3jädr. and ältere Werde aller Länder. 20o Einsatz. 100 ^ Reugeld. D stanz 1600 Ul (gerade P»hi>) Dem zweiten Pierde werden 600 ^ garenlli«. (44 Uilerschrlsie», von denen 10 angenommen) Lapilaia I»«'« 3jLbr. FuchSyengst .FloSeo". 52'/, kz- Reiter: Frank Lharpe 1. Herrn O. Spieker« mann's 4jähr. b aun r Dallvch „Tscdin-Tichin", 56'/, Ic^. Reiter: Ballaitttiie 2. Gras R. L. Schönourg'» 3jäbr. Fuch-deng« „Rach«, durg", 55 k«/, Retter: Iessery 3. Herrn H, Man»ke'« 4jähr. Fuch«dengst „MieraScop-", :'>«'/, >«r, Reiter: Baeivi, 0. Herr Mnioke erklärte mit . Mirioscvin" g Winnen zu wolen. 8 Pserde Iiesen. „Ivustiv", „Sv >»gin«feld", „Älstteboy", Rampton" und ..Hero" »nplacirl. Wetten am Totaliioior 10 640 >« Resultat 7,42 Odd« — 74 ftir 10 >». 148 für SO 371 Nr 50 ^ Einlage. V. WaisersnII-Hürden-Rennen. Pres«: 2000 ^ dem Sieger. Für 4zähr. und älter« Vierde aller Läaber. 100 ^i Et»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)