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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890903
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-03
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
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ikrfebetnt tLqttch früh 6»/, Uhr. Rrdaclion und LrprdUiou JodauaeSgasie 8. Sprechstunden drr Nedartu»»: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. stk rkn-el-ntl«, Manulcrirt» »»cht stch t>« -letaciion «itl »erdmtltck. Annahme »rr für »ir nächstfolgende -lummer bettt«i»tkn Inserate an Wochriitagrn »iS 3 Uhr Nachmittags» au Kenn» und Festtage» früh dl«'/,0 Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahme: ktta Klemm. Universitätsstraße 1. Lauts Lösche, Katharinenstr. 23 Part. unn König-Platz 7, nur bis '/,3 Uhr. MjWger.TllMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NLom»*«e«t»P*OiO vierteljährlich 4»/, Mt. tuet. vriugerloh, b Vtk„ durch di» P»st bezöge, 6 Mk. Jede einzelue Nummer »OW Belegexemplar 10 Vf. Gebühre» für Extrabeilage« (in Togedlott-Format gesalzt) ahne Poftdetörderuag SO «k. «tt PostbesSrderuug 70 Vit. Inserate 6 gespaltene Petitzeile »0 Pf. «rShere Schrift«, laut u,s. PreiSvrrzrichul^ Tabellarischer u-Ztsterusatz aach hohen» Tarif. Reklamen «uter de« RedaetlauSÜrich die äaeidalt. Zeile bOPl„ »ar de, Familiennachrichte» di« Sgespalte»» geil» 40 Vf. Inserat« stud ff eil a» m« ShDedttta» »» seudr». — Rabatt »ird uicht g«g«bru. gahlaag pruaoumarunäo »der durch Post« uachuahm«. 24«. DienStng den 3. September 1889 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Tckanntmachung. Nachstehend bringen wir daS nach G-'hör, bez. unter Zu stimmung de- Stabtverordnetencollegium» beschlossene R-gu- iativ, vie Untersuchung des in den Stadtbezirk Leipzig ringe- führten Fleisches von Scblachtlhiercn betr., zur öffentlichen Kenntniß mit dem Bemerken» daß dasselbe mit dem Tage feine- Erscheinen- im Amt-blatt in Kraft tritt. Zugleich wird bekannt gemacht, daß Formulare zu den in 8. 1 Abs. 2 de- Regulativ- gedachten Bestellzetteln in der NatbSwacbc und im Stadlhause, Zimmer Nr. 113d, zum Selbstkostenpreise abgegeben werben. Leipzig, den 30. August 1889. I». 19 6. 1181. Der Rath der Stadt Leipzig. lir. Georgi. I)r. Knppeudorfs. Regulativ, die Untersuchung des i» den Stadtbezirk Leipzig eingeführten frische» Fleisches Von Lchlachuhierc» betreffend. Zur w iieren Ausführung der ßg. 3 und 8. Satz 2, bis OrlS- statu'S, d e Einflihruiig des Säilachtzwange- in Leipzig betr, vom 16. November 1832, sowie zur Er.änzu g und tneilweiien Abände rung de« Abschnittes IV der Vieh- und Schlachthofe-Ordnung vom 11. Juni 1888, auch der Äebühienordnung vom nämlichen Tag und der die letziere betreffenden Bekanntmachung vom 21 De» cember 1888 wird hierdurch nach Gehör, bez unter Zustimmung der Stadtverordneten dal Nachstehende ungeordnet: 8. 1. Da- zur gewerbsmäßigen Verwendung, sei e» im rohen oder Verorbetteren Zustande (letzteren Fall- als Würste, Schinken, Lon- serven oder sonstige Fle schvräparate). oder zur Zubereitung sür den «euuß in Gast- und Speisrwirthschaften bestimmte, von auSwärt- in den Stadtbezirk Leipzig eingesührte frische Fleisch und ebenso die Eingeweide geschlachteter Thiere unterliegen den Vorschriften der folgenden Paragrapben. Für einen der vorbezeichneten Zwecke bestimmt gilt alle- ein aesührie frische Fleisch sofern nicht ». der Einbringer durch Be» fcheinigunq eine- hiesigen, die Verwendung von Fleisch nicht ge werbsmäßig betreibenden Besteller- dartbun kann, daß solche» zu besten eigenem Privatverbrauch vor der Emssthruiiq b stellt gewesen ist oder b. da» Fleisch durch die Post von auswärts solchen Personen, welche sich gewerbsmäßig mit dem Verkauf oder der Zubereitung de» Fletsche- nicht beschäiligen, zugeht. DaS Nähere über die unier ». erwähnte» Bescheinigungen wird durch stadträthliche Bekannt machung sestaefetzt. Da» bloße Einsalzen des Fletsche- ohne besten längeres Ein- schließen in einem Gesäße, überhaupt ohne Bildung einer eigentlichen Pökellake macht übrigen- das sryche Fleisch noch nicht zu einem verarbeiteten Fleische. A. 2. DaS In 8- 1 gedachte frische Fleisch muß wenigstens die Größe eine- Viertel» beim Großvieh und eine- halben Theres, vom Kopfe nach dem Hinlertheile zu gelheilt, bei Schweinen baden, während Fleisch von Schasvieh, Ziegen und Kälbern nur in ganzen Thiere» ur Einiükrung gelangen darf. Mit dem Fleische dürfen auch die azu gehörigen Eingeweide Angeführt werden. Doch ist die Einführung solgeudec bevorzugter Thierlheile gestaltet: tZ. von Rindern: 1) sogenannte englische Braten — Sckooß mit Lende — (Rücken mit den 3 letzten Rippen bis zur Schwanzwurzel), ö. von Kälbern: 2) Kalbskeulen von mindesten» 6 hx Gewicht, 3) Kalbsrücken, und zwar ». lange (vom Halse bis zur Keule) von mindestens 10 kx Gewicht und d. kurze — Nieren und CoteletteS — (vom Hinteren «chuiterrande bi- zur Keule) von mindtsteu- 6 Icx Gewicht, 6. von Schafen: 4) SchöpSkeulen, b) Schöpsrücken. Außerdem können noch SchweinSlebera, und zwar auch ohne da- Fleisch der Thiere, von denen sie entnommen sind, eingesührt werden. 8 3. Durch eine Bescheinigung der Ortspolizeibebörde, bez. eines approbirten Thierarztes oder durch den aus dem Fleische befindlichen Stempel eine- öffentlichen, unter thierärztlichee Lonirole stehenden SchlachtbofeS muß nachgewiesen werden, daß daS Tdier, von welchem da« Fleisch herrühr», b im Schlachten gesund und m t keinem er kennbaren Krankhe l-zeichen bebajlet gewesen ist. Jene Bescheinigung muß außerdem eine Beschreibung der betreffenden BiehstückS und die Angabe der Z it der Schlachtung desselben enthalten. Eiagesührte Schweiu-leberu bedürfen diese- Gesundheit-Nachweises uicht. 8- 4. Das in 8- 1 bezeichnet Fleisch unterliegt einer Untersuchung durch die vom Ratde angeitelllen Thierärzte, bez. Trichinenichauer und muß zu dem Zwecke alsbald bei seiner Einiükrung nach dem an der Altenburger Strotze vor dem Biehhose belegencu Fleisch- beschauamte gebracht werden, wo die Unieisuchunq in den Bor- Mittagsstunden von 7 bis 12 Uhr und in den Nachmittag-siundcn von 2 bis 6 Uhr mit Ausschluß derjenigen Stunden im Winter, wo das Tageslicht fehlt, zu rriotaen hat. Mit der Esienbahn oder der Post eingeführtes Fleisch darf im Stadtbezirk nicht eher seilgeboten, bez. verarbeitet oder zum Ge nust: zudereiiet werden, bis cS der gleichen Untersuchung im Beschäm ami unterzogen worden ist. 8- S. Dem untersuchenden Tbierarzt ist mit dem Fleische die in 8 3 erwähnte Gesundheitsbescheinigung zu übergeben, welche in drste» Händen verbleibt. 8 « Für die Untersuchung de» im Beschauamt vorgelegten Fleische; sind die durch die Raiti-bekannimackning vom 21. December 1888 z» 8. 12 der Gebührenordnung sür den Vieh- und Schlachtlos der Stadt Leipzig und die Fleischbeschau elngesüdrten frischen Fleische- vom II. Juni 1888 neu sestaestellien Schnugebühren zu entrichten. Soweit in dieser Bekanntmachung der ß. 12 der erwäbnlen Ge bührenordnung nicht obg-äiideit ist, hat derselbe auch ferner sür die Berechnung dieser Sckiauqebühren zum Anhalt z» dienen. Wo- aber die nach 8- 2 Abs. 2 de« gegenwärtigen Regulativ» zugelaffeaen bevorzugten Thiertheile betrifft, so beträgt die Scham gebühr für einen englischen Braten 1.— - die übrigen Tbeile . . 0,50 - Endlich wird sür jede ohne da« Fleisch de« Thiere-, voa welchem sie entnommen ist. et,'geführte Schw'insleber ..... 0,10 ^ als Echaugebühr erhoben. ß 7. Wer den in 88- 1 bi- 5 erthe lte i Anordnungen zuwiderbandelt oder die in A 6 erwähnten Gebübren hintrrzieht. unterliegt den in 8 91 der V,eb- und Schlochihofs-Ordnung vom 11. Juni 18S8 en« haltenen Strafbestimmungen. Außerdem wird in denjenigen Fällen, wo da» in 8> I gedachte eing-sübrte Fleisch den in H. 2 Absatz 1 vorgeschriebenen Größen. Verhältnissen nicht enilprtcht, dasselbe auch n chr unter d e daneben »ach § 2 Ads- > und 8 zur Etuiührunq zugelaffeaen Thiertdetle «etz-rt. sowie wo der »ach >. 3 erforderlich« Eesuadhrltsaachwets nicht erbracht wird, ohne daß die in 8 74 Abs. 1 der Vieh- uad Sch'achthosSordnung vom ll. Juni 1888 angegebenen Boraulietzuugen sür die uni-vädliche Beseitigung d«S Fleisches sestgrstellt werde» können, endlich in Fällen, wo da» Fleisch von Kälbern oder anderem Kleinvieh dem bestehenden Verbot zuwider aufgeblasen ist, da- de- treffende Fleisch a« einer oder mehrere« in die Augen sollenden Siellen im Beschauamt mit einem Stempel bedruckt, welcher da« Stadtwappen auswetst uad die Ausschrist euthält: „Im Beschauaml Leipzig zurückgewiejen." 8 8. Mit dem Inkrafttreten obiger Bestimmungen durch deren Ver kündigung im Amtsblatt« komme» die Vorschriften der 88 63. 70 and 71 der Vieh- und SckilachtbosSordnung vom 14. Juni 1888 in Wegfall, wogegen die übrigen Paragraphen de« IV. Abschnitt- der Vieh und Schlachihossordnung, jedoch soviel ß. 72 anlangl, unle Vertauschung der Worte: „das U.spiung-zeugaiß" mit d-n Worten: „die Gesundheitsbescheinigung", neben diesem Regulai v »och sorihin in Getiung verbleiben. 8. s. Die landeSpotizeilichen Bestimmungen über obligatorische Trichinen schau beim Schweines! i ch vom 2t. In s 1888 werden durch dieser Regulativ uicht getroffen oder obgeäudert. Leipzig, am 30. August 1889 Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. G e orgi. vr. K> vvendorsf. Vekalllitmachullg. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. daß wir mit Ziisttmmung der Stadtverordneten in tbeilweiser Ab änderung deS tz. l der Gebührenordnung für den Vieh- und Schiachthos der Stadt Leipzig vom 14 Juni 1888 nebst Nachtrag vom 21. December 1888 die Gelei-gebühr siir de» zum ViehtranSport benutzten, vollbeladenen LÜagen aus 3 -4k und für den nur zum Theil beladenen Wagen, dafern die Eisenbahiiverwaltuiig nur die Fracht für eine Halde Ladung berechnet, aus 1 50 herabgesetzt haben. Diese Best in» mutig tritt von und mit dem 1. September 1889 in Kraft. Leipzig, den 30. August 1859. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 5485. vr. Georgi. Rüling. SirbSahls-VetrannlmaLllns. «estoblen wurden laut hier erttallel-r «u»eiae: 1) 50—60 Flasche» Rothwein mit verschiedenen Etquetteu, sowie eine Anzahl Flaschen Sherry, via-etra, vspdentrl und ikhampaguer, innerhalb der letzten 6 Monate: 2) eine Kiste mit» dp Eardamoinen.siguirt 6888, Ende Juli oder in den ersten Tagen v. M.; 3) ein Lirnitmautel von schwarzem Duch mit schwarzem Lama sutter, breitem Kragen und orangefarbigem Tuch eingefaßt, mit einer Reibe Eisenbahii-Wappenknöpfe, gezeichnet mit der Nummer 3227, am 11 v. M.; 4> ein halbes ausgeschlachteteS Schwein, ca. 28 üg schwer, am Hinierbci» mit Trichinenschau-Nummer 112 und dem Stempel „ä.. Oe." gezeichnet, am 22. v. M.; b) eine silberne tkhlinder-Rem-'Ntoir-Uhr mit Sekunde und geriester Nückieite, ohne Goldrand, am 26. v. M; 6) ein Loinmer-Urberziehcr von hellgrauem meinten Stoff, schwarz gesüitert, mit einer Reihe Steinnußknöpje und Stoffhenkel, am 26. v. M.: 7) eine kleine tombakene ramrn-ikhlinder-Uhr, ohne S-cunde, mit geriester Rückseite, am 26 v M.; 8) «ine silberne Tame»-Rcmo»toir-Uhr mit Goldrand und wat'penähnlichcr Verzierung aus der Nückieite, sowie anhängender goldener Kette nick Quaste und Sicherheit-Haken, am 27. v. M.; 9) eine silberne Eyl>»Ser-Uhr mit Sekunde, rothem Rand aus dem Zifferblatt und Schildchen aus der Rückseite mit eingekritzellem „II II", sowie anbängender kurzer Rickelkettr, am 27. v. M.; 10) ein ziemlich neues Iackct von grauem englischen Leder und ei» Paar ebensolche Hose», am 27. v. M.; 11) ei» Paar säst neue kalblederne spitze Stiefeletten, am 29. v. M.; 12) ein Paar fast neue rindlederne Schaftstiefeln mit schwarz, und gclbgestreisten Strippen, am 29. ». M.; 13) eine sliberne, säst neue EylinSernbr mit Goldrand und Sekunde, mit anhängender langglndriger Nickrlkette. daran en» schwarze«, ovales Medaillon und em auSgesägtcr hannoverscher Groschen, am 29. v. M.; 14) eine silbene Tameii-Remoutoir-Uhr mit Sloldrand und aus der Rückseite eiograuictein Vogelnest, mit anhängender stadl blauer Perlenkette und 2 anhängenden goldenen Kugeln, en, gal dener Ring mit 10 blauen Steiuchen und einer weißen Loralle mit der Grovnung „IV. L. S./I. v. 8. 1889' und eia goldener Ring Mit dunkelrothcm Stein, am 29. v. M.; 15> circa 2 Eeiitnrr Hafer, vom 24. bis 26. August. 16) 6 silberne vtzlöffrl »nt geriesten Stielen, vom 27. Juli bi- 3. August; 17) eine silberne tkylinderiihr mit Sekunde, Fobriknummer 275627. sowie anhängender kurzer Messt,igkctte und eine rolh- braunwollene gestrickte Jacke nick Seckeiitoichcn, am 22. v. M. Etwaige Wagrnedmungen über den Bervtleo der gettohlenen Gegenstände oder über der, Thäter sind ungesäumt bei »ajerer Lriminal-ßbtbeilung zur Aazeige zu bringen. Leipzig, am 2. September 1889. Das Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneidcr. vr. B. Der Wahlaufruf -es Grafen von Paris. Der angckündigte Ausruf de- Grasen von Pari- an die Wähler ist erschienen und hat einen tiefe» Eindruck gemacht. Tie Haltung der Presse ist der beste Beweis dafür, wie be deutend die Wirkung de- Schriftstücke- iu ganz Frankreich ist. Der Kamps am 22. September wird in der Thal ein Eal- scheidungSkampf sei» zwischen der Republik und der Monarchie. Tie Losung für den bevvrslebeiiten Kamp» ist die Einigkeit aller Anhänger der Monarchie, gleichviel ob sie Noyaliuen, Imperialisten, Boulangiste» heißen oder ob eS Republikaner sind, welche durch die Erfahrungen der letzlcn 19 Jahre darüber belehrt worden sind, daß die Republik in Frankreich vorläufig ein Ding der Unmöglichkeit ist. Diese Einigkeit ist vorbereitet durch die doulaugistische Bewegung, idr haben alle monarchisch gesinnte» Gruppen ihre Unterstützung ge liehen, sie bat demgemäß ihren Zweck erfüllt. Kein Bona» partist, kein Royalist hat Boulanger jemal- al- etwa- andere- betrachtet, alS einen Bahnbrecher sür Ve» monarchischen StantSgeoankcn. und dieser sollte nicht vor den Republi kanern Halt machen, sondern die Anhänger der conservative» Republik gewinnen sür die Rückkehr zu derjenigen Staals» sorm. welche den Bedürfnissen Frankreich- entspricht. Der zweite Grundgedanke de- Ausruf» ist. daß die Republ. de» 4. September nicht die Freiheit, sondern die Knechlschajt bedeutet. Sie Freiheit sei einem Trugbild, dal Wesen einem inhstt-losea Namen geopfert worben, bi» Republik sei durch ihre Ergebnisse gerichtet. Da- ist genau derselbe Gedanke, welcher sich durch alle öffentlichen Ausrufe Boulanger's bindurchzieht, aber ohne Hintergedanken und Winkelzüge. Boulanger hat stet- vorgegeben, daß er an der republikanischen Staatssorm sesthalten wollte, der Gegensatz, welchen er hervor» hob, stellt die nationale Republik der parlamentarischen Republik gegenüber. Dadurch sollten die Republikaner sür een Boulang>-mu» gewonnen werben, aber die Klarheit und Einheit der ganzen Bewegung ging gleichzeitig verloren. Der Widerspruch blieb bestehen, daß die Bonapartisten dir Sache Boulanger'- unterstützten und daß Boulanger nur eine andere Form der Republik auszurichten versprach. Ein Theil ker Franzosen gab sich auch damit zufrieden, weil er jede Beiänderuna, welche Tauer versprach, dem di»her>gen Zustande vorzog. Jetzt ist der Zweifel beseitigt, drr Gras von Paris iprichl eS offen auS. dag eine Aenderung de- b>-her>qeu Zu- »anvk« nur durch die Wiederberstellung der Monarchie mög lich ick und d. ß an dieser Imperial ste». Bonapartisten unk conse'valive Republikaner sämmtlich mitarberten können. Der Führer der Bonapartisten Cassagnac findet diesen Gedanken wulivervoll. obwohl man mit Sicherheit vorau-setzen bars, daß dies s Urtheil kein aufrichtige- ist, sondern baß er nur jede- Mittel mit Zustimmung begrüßt, welche- geeignet er- ickeint, die Republik zu deseiiigen. Haben koch auch die Bonapartisten vier Jahre lang mit den Royalisten rmmüthig in der Kammer an der Unter grabung der republikanischen SlaatSform zusammengearbeilel, die Rechte stanv den uneinigen Republikanern stet- geschloffen gegenüber und bewies durch ihre Haltung, daß sie die Fehler der Republikaner erkannte und sie zum Bortheil drr Sache der Monarchie benutzen wollte. Es war iu der Thal ei» klägliche- Schauspiel, welche» die Republikaner ge währten, als sie den Skandal zum Mitt ipunct der par lamentarischen Arbeiten erkoren. Unierkeß wuchs bi« boulangistische Bewegung und bot den Anhängern der Monarchie die Möglichkeit, die Republik immer mehr in der öffentliche» Meinung herabzuseUe,,. Der Jahre lang unaufhörlich erhobene Nus nach Auslösung und Neuwabl der Kammer hat der Republik unendlich geschadet, und die Verschwendung der Staatsgelder, welche stets von den Monarchisten bekämpft und di» zum letzten Augenblick getadelt wurde, war ebenfalls ein wichtiges Moment io dem Streben der Monarchisten, da- Vertrauen auf vie Republik zu er schüttern. Der Graf von Pari- erklärt e» sür die Hauptaufgabe der neu zu wählenden Kammer, daß sie den Eintritt einer Regierungssorm vorbereitet, welche den religiösen Frieden verstellt, den Staatseinrichtungen Dauer und der demokratischen Gesellschaft Frankreichs Ruhe in der Uebung ihrer Freiheit gewährt. Die religiöse Frage ist auch von gemäßigten Republikaner» in demselben Sinne aufgesaßt worden, wie eS vom Grasen von Pari- geschieht, selbst Kerry hat cs sür nöthig erklärt, die religiösen Ueberzeugungen zu achten und nicht gegen den Willen eines großen Tbkile- der Franzosen ein religionsloses Staat-wesen auszurichten, Boulanger hat sich in derselben Weise in TourS ausgesprochen und dadurch seine Gemeinschaft mit den Vertretern de- monarchischen StaatsgedankenS dargethan. Ferry hat durch seine Haltung bei den meisten Republikanern Mißtrauen und Widerspruch erregt und dadurch daS Gegentheil von dem erreicht, waS er ansirebte, nämlich die Versöhnung der Monarchisten mit der repnblikanischen StaatSsorm. DaS Wesen der Republik de» 4. September während ihre? ganze» nunmebr 19jähr>gen Bestandes war nichts anderes, als ein ununlerbrochcner Kamps gegen die Monarchisten. Schon die Wahl Mac Mahon'S zum Präsidenten der Republik war ein Zeichen deS sich mächtig regenden Wunsches, die Monarchie wieder auszurichten. Mac Mahon vermochte daS begonnene Werk nicht zu vollenden, im Januar 1879 mußte er dem Widerstande der Opportunisten weichen, und Grevy machte einen neuen Versuch, dir Republik zu befestigen. Wie wenig ihm daS gclunaen ist, beweist das Wablergebniß de- Jahres 1835 und daS Eir.porkommen Boulanger'», endlich der unaus gesetzte Kampf gegen die Prätendenten, die aber so wenig besiegt sind, daß ein Wahlaufruf de» verbannten Grasen von Pari« heute in Frankreich eine außerordentliche Aufregung verursacht und die Regierung vor eine G-sahr stellt, welche die ihr von Boulanger bereitet« Lage an Ernst weit überbietet. Der Wahlaufruf de» Grafen von Pari» zieht die Summe auS der Bewegung, welche mit den Wahlen de» Jahre- 1885 >bren Ansang genommen hat. Damals erschienen die Ver treter der Monarchie in ungeahnt starker Zahl in der Kammer und sie haben die von ihren Wählern aus sie gesetzle» Er- Wartungen in vollem Umfange „füllt. Die Bewegung sür die Wiederherstellung der Monarchie ist in steter Zunahme begriffe», und ei» Mann wie Boulanger hat die Regie- rung Jahre lang genölbigt, ihre ganze Kraft für seine Be- kämpsung einzusetzen. Trotz seiner Flucht ,st ihr da« nur unvollkommen gelungen, Boulanger bildet „och heute einen Factor, mit welchem der Gras von Par«» rechnen muß, wen» er sich den Erfolg sichern will. Boulanger hat heute nur sehr geringe Anwartschaft, zum Diktator der Republik zu ovancirc», denn er kann sich auf die eigene Macht nicht ver- laffi-n, er bcdars der Jmperialtsten und Royalisten, »m seine Rolle weiter sp elen zu können. Aber der Graf von Pari hat heule die Führung der monarchistischen Bewegung über nommen ui.d schon so viel erreicht, daß ibm Cassagnac laut Beifall spendet. Die republikanische» Blätter stimmen einen ziemlich kleinlauten Ton an und verratben damit eine Dc- sorgniß, die ihrer Sache nur Schaven bringen kann. Die Zahl der Wahlaufrufe ist natürlich noch nicht abgeschloffen, ste werden von allen Seiten anskauchcn, aber die Wirkung de- orleanistischen Wahlaufruf» ist nicht mehr ungeschehen zu machen. Mögen die Vertreter der Republik auch alle Kräfte aiispanncn, der Sieg in dem bevorstehenden Kampfe wird ihnen sicher nicht leicht werden. * Leipzig, 3. September. * Wie die „Post" bestätigt, steht der Rücktritt de- FinanzministerS von Scholz zum October »unmehr bevor. Herr von Scholz weilt seit Anfang Jul, aus seiner bei Consta») gelegenen Besitzung und kehrt vorläufig nicht nach Berlin zurück. Ueber einen Nachfolger de- Minister« von Scholz ist bi« jetzt noch nicht verhandelt worden; alle von anderen Blätter» gebrachten Nachricktin, egß „iit den, Staat-secretair de» Reich».Schatzamt«, vr» Maltzahn-Gültz. darüber verhandelt worben sei, sind irrig. * WLbrend zur Zeit der französischen Herrschaft die Sprachgrenze in Elsaß-Lothringen zu Unaunsten de« beuljchen Eleineul» sich verschob, so baß, wie E. Thiß i» zwei Abhanvlungen nachgewiesen bat, eine brträchtlrche Anzahl ehemal« deutscher Orte der französische» Zunge zuflel, hat sich seit der Wiedererobenmg, besonder« seit dem Jahre 1880, eine Verschiebung der Sprachgrenze zu Gunsten de, deutschen Sprache vollzogen. In der Stadt Metz baden die Deutschen durch starke Einwanderung au< der Pfalz, de« Rheinland« und Hessen, wie durch starke AuSwandernua der Franzosen derart die Oberhand erlangt, daß heute zwn Drittel der Be völkerung al« deutsch zu betrachten smv. In der Umgegend von Metz Uetze» sich IN den siebziger Jahren, infolge der ge waltigen FesiungSbauten. viele deutsche Arbeiter nieder, welche später in vrn zahlreichen Eisenwerken und in de» sonstigen industriellen Betriebe» de« Mosellhale« dauernd« Beschäf tigung sanden. Ta gleichzeitig auch eine Auswanderung de» enibeimischen Element« stattsand, so sind im Lause der Jahre viele Ortschaften um Metz sprachlich gemischt geworden; in einigen Dörfern mögen sogar vie Deutschen da« Uebergewicht - rtangl haben. An ver Sprachgrenze in Lothringen selbst bilden heuU- >» 28srüher überwiegend französischen Dörfern dreDeuIschen ow Mehrheit ver Bevölkerung, so baß iu diesen Orten di« beulscke Amtssprache zur Einführung gelangen konnte. Durch Einwirkung ve» deutschen Schulunterricht-, sowie durch Zu zug von veutschen Beamten. Handwerkern und Arbeitern und durch die stete Berührung mit ken deutsch redenden Nachbar gemeinden hatte sich der Grundstock deutscher Bevölkerung so weit gekräsligt und auSgedrcltet, daß die Franzosen endlich ,i> die Minderheit genethen. Die geringsten Fortschritte hat di» jetzt das Tcutsche in den südlichen Theilen ve- Landkreise» Meo und deS Kreises Chateau-Salms auszuweisen, da hier die Bewohner mit den deutschrevenden Bezirken gar nicht in Verbindung stehen, wohl aber mit den benachbarten franzö sischen Distrikten di» in die neueste Zeit herauf rege geschäft liche Beziehungen unterhielten. Da auch in den französischen Schule» erck in letzter Zeit die deutsche Sprache mehr Pflege gesunde» hat, weil eS an Lehrern fehlte, Vie neben dem Französischen auch deutsch unterrichten konnten, da ferner im Kreise Chetcau-Sali»- die Industrie, welche deutsche Arbeiter anziehen könnte, fast vollständig fehlt, da endlich auch nur in dem Städtchen Dieuze eine Garnison liegt, so werden noch viele Jahrzehnte vergehen, bis hier im Westen deS Reichs- lanbcS die bcu'.lcde <sprache de» Sieg über daS Französische vavon getragen haben wird. * Ein ver „Politischen Correspondenz" auS St. Peters burg zugehendcr Bericht weist daraus hin, daß die m russische» Armeekreisen schon seit geraumer Zeit bestehende Bewegung, welche sich gegen die rlusuahme von Ofsicierm sremver Nationalität ui den Verband de» russischen HerreS und insbesondere gegen die Verwendung derselben al» JnstructlonL-Ossiclcre richtet, in den jüngsten Tagen in prononcirtcr Form zu Tage getreten sei. Veranlaßt wurde diese Erscheinung durch die kürzlich erfolgte Einreibung eiue- verartigeu Ossicier» in die russische Armee, rin Vorgang, der auch in der russischen Presse zum Gegenstände abfälliger Besprechungen gemacht wurde. Man betont in den erwähnten Kreisen, bcß die aiiSgezeichneten Leistungen der einheimischen Jnstruclions-Ossicierc die Heranziehung fremdländischer durch aus als übe,flüssig erscheinen lasten und daß die seiten» der russischen KricgSverwaltung bisher in dieser Richtung geübte Gepflogenheit überhaupt manche Unzukömmlichkeiten nnt sich bringe uid solche inSdesondere in> Falle einer kriegerischen Verwickelung zur Folge haben könne. * Zur Lage in Albanien wird der „Politischen Corrc- spondenz" aus Scutari d'Albauia. 24. August, geschrieben: Um die Mitte d s August war zwischen den Albanesen und den Montenegrinern eme Grenzstreuigkeit oufgetaucht, welche aber glücklicherweise glimpslicher verlies a>S frühere Zwüchensällc dieser Art, die bekanntlich niemal- ohne Bluivergießen zu verlause» pflegte» und Nicht selten eine Quelle ernster Differenzen zwischen der Pforte »nd der montenegrinischen Regierung wurden. Ungefähr uni den IS. d. M. verbreitete sich in Seuiari da- Gerücht, daß eine aus 3 Bataillonen beuedenb' monleiiegriaischeTrupveuabtheilung die Grenze ,n oe> Näti« de- Tories Srltsche, in dem vom Stamme der Klcmenli be wohnten Gebiete. überschritten und ein Stuck Lande- besetzt habe. Al- Recht-tilet sür dies,« Borgede» war montenegrinischerieii- geltend ge- macht worden, daß das besetzte Territorium durch d>e Bestimmungen de-Berliner Vertrage-Montenegro zugesprochen und den Albanesen sür Weikezwecke nur zeitweilig gegen einen seiten- der Psorte zu leistenden Pachtzins von SOO Piastern jährlich überlassen worden sei. Die monienegriniichen Truppen hatten eine größere Anzahl von Balken und Pfählen mit sich gebracht, angeblich zu dem Zwicke, um eine Telegravbenleitung heezustellen. Nachdem eS aber nicht recht einlenchten wollte, wieso sich plötzlich die Ausdehnung de« telegraphischen Verkehrs bis zu diesem kleinen, unwichtigen Stück Weideland als ein Bedürsniß erwiesen haben sollte, neigte man vielwedr zu der Vermnthnng. daß die Montenegriner ein Block- dauS z» errichten beabsichtigen. Es soll anerkannt werden, daß die Lommandanten der monienegrinischkn Truppen, abweichend von dem in früheren Fällen geübten B rsatircii, nicht zu einer gewaltsamen Dnrchsührung ihres Vorhabens schritten, sondern Unlerdanblungen mit den Häuptern de» Stamme- Klementi emleiteteu. Diese wiesen aber schlechtweg- j-deS Kompromiß von der Land, indem sie die geltend gemachten Besitztitel Montenegro- auf da- besetzte Stück Land abiolut bestritten. Die Führer der Klementi wendeten sich to'ort an den Beneral-Gouverneur von Scutari mit dem Verlangen, er möge «ür „ne wirksame Abweisung der montenegrinischen For- derunq Sr rge trogen, wa- zur Folge hatte, daß Bahrt Paichi den Buiuk aschi des Gebirgsgebietes an Ort und Stelle entsendete. ES heiß, )och, daß diese Angelegenheit inzwischen auf diplomatischem Wege du Unterhandlungen zwischen der ottomanischcn Gesandt schaft in linje und der montenegrinischen Regierung gütlich bei gelegt w eu sei. Die montenegrinischen Truppen sollen bereits das beset Territorium verlassen und sich über die Grenze zurück gezogen. leiisamer Weise aber die cuvähnlen Balken aus türkischem Geb ete zurnckgciasseo haben. Einen io harmlosen Berlaof nun auch der dargestellte Vorgang nahm, hotte er doch die Wiikung, daß d>« an der Grenze oniäistaen Albanesen sich wieder beunruhigt fühlen und neuerliche Uebersälle ieck-n- der Montenegriner besorgen. In«b«so„dere der Einwohner inchrerer gegen Aniiva.i zu gelegenen albanesiichen Dörfer hat sich dicie Einpstnduiig bemächtigt, so daß ste an die Regierung die dring liche Biltr richie, lnben, Maßregeln zu ihrem Schutze gegenüber etwaigen monienegriniichen Anschlägen zu treffen. Die Behörden hoben jedoch seilen- der Regierung, welche diese Be'orgnisse für un begründet oder zum Mindesten sehr übertrieben onsieht, d e Weisung erbalien, aus die Berölkerung der betreffenden Grenzgebiete be- schw chtigend einzuwirken. Da- Mißtrauen der Albanesen ist aber einmal durch die oberwähnte Greazüberschreitung der Moateaegriuer geweckt, und dürste eS schwer fallen, dasselbe zu zerstreuen. * Der „Münchener Allgemeinen Zeitung" geht au- Bern der folgende bereit- kurz erwähnte Beschluß de» Bundes« ratde- betreffend da» Anarchisten-Manisest, zu: Der schweiz-rache Vnudelrath. »ach Einsicht «tue« Berichts« nutz Antrag»« seiueS Justiz» »»d VolizeidepattnaeutS ü»e« dl« am 17,
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