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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Lrt»r1i«il «utz LrPtdM«» I,da„e«gasse 8. APrrchkitutra der Urdarti«»: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—S Uhr. »„ «.»»ierw«, «»»»»« »n ««».kt»» ,-»« »«»«tu». «»»atz«» »er für »te »»chftf«>»e»d« R«»»rr tzeftimmten J»s»r»t, «» vochentagrn bi« S Uhr Nach«ttr»»». auLon,»- un» Srsttagrn früh tziS'/,d litzr. 3» den /Uialrn für Ins.-Än>n»tz«r: Ltt« Klemm, UniverstiätSstraße 1. L-utS Lösch», ßathartae»str. 23 pari. und KöuigSpIatz 7, »nr bi» '/.S Uhr. eipMer.MgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementsprei» vierteljährlich »»/, Mk. iucl. vriagerlohn b Mk.. durch dir Paft -ezagr» 0 Die Jede eiazela, Nummer »0 Ps. velegeiem»I,r 10 Ps. Grbührea für ExtrabeN,«,, l>» Tageblatt-Format gesalzt! »tz«r PoNbeiSrderung Sv filtt. - «tt Voftdesörderaag 7V Mk. 2n lernte Sgespaltene Petitzeile »0 Pf. «röhrre Schrille» laut „s. Prersverzeichniß. Tabellartschrr». Zisiervsatz „ch höherm Taris. llerltme» »uter dem Nevurti,»«strich dt« L-etpalt. Zelle 50Ps„vor de» Familieuuachrichte» die Sgesvalleue Zeile 40 Ps. Inserat« stad stet« a» die Uxtzklttta» z» ieudeu. — Rabat» wird nicht -eg,de». Zahluag prueouweruväo «der durch Post, »achaahme. ^ 198. Mittwoch den 17. Juli 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. VrkanntMchMl-. Ein »on Adam Müller (oder Möller). Bürge, zu Leipzig. l524 gestistete» Stipendium von 40 97^ck jährlich ist an hiesige Sludirende u»b zwar zunächst an Verwandte de- Stifters, in deren Ermangelung an Merseburger Stadt kinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig aus zwei Jahre von und mit Johanni- d. I. ab zu vrrebcn. Wir fordern diejenigen Herren Studirrnden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese- Stipendium bewerben wolle», hierdurch aus, ihre Gesuche mit den er forderlichen Bescheinigungen b>S zum 30. September d. I. schriftlich bei uns einzureichen. Später eingehende Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 13. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Arnmbiegel. Bekanntmachung. Wegen dorzmirhmellber Pflasterung wird -te Sophieustratze von Mittwoch, de» 17. d. M. ab streckenweise und war von der Elisenstraße auS nach der Kohlenstraße, dem iortschreltrn der Arbeiten entsprechend, aus dir Dauer der letzteren für alle» «»besagten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 13. Jul, 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ir. 5526. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die von Markus Lculteti au» Großglogau. Professor der Theologie zu Leipzig und Domherr zu Meißen. >m Jahre t190 gestislete» beiden Stipendien, wovon daS eine, von Vr. CaSp.rr Deichsel umS Jahr >550 vermehrte. 8t 19 uud daS andere 54^4 22 ^ jährlich beträgt, sind von Ostern d. I. ad aus 5 Jahre an Sludircube der philosophi schen Faeultät, vorzugsweise auS BreSlau. Großglogau. Lübbe» und Lcipzg zu vergeben, und unter diesen wieder aus Bluts verwandte de« SlsslcrS Marku» Sculleti besondere Rücksicht zu nehmen. W.r jordern diejenigen Herren Studirenden, welch« sich um diese Stipendien bewerben wollen, hiermit aus. ihre Gesuche bis zum Stt. September d. I. unter Beifügung der »ötliigen Zeugnisse bei u»s einzureichen und bemerken, daß spätere Gesuche nicht berücksichtigt werden können. Leipzig, den 13. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumb vr. Georgi. »mbiegcl. Bekanntmachung. Dom tv. diese- Monat- ab wird die Sedaastrahe wegen vorzunehmender Pflasterung aus der Strecke von der Grenz« der Grundstücke 2/4 daselbst bis zu der Etsäffer Straße für de» gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, deu IS. Jul» 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5536. vr. Georgi, Hennig. Wir haben auf dem linke» User der Alten Elster, gegenüber dem »rstUchra Aa-gange der Aara- flraßr (nicht, wie in unserer Bekanntmachung vom 5 Juli 1889 gesagt war, am westlichen AuSgange der Wettiner Etiaße), eine Pferdrschwemme eingerichtet und übergeben dieselbe hiermit dem ölsentiicheu Berkehr. Zur Berhütung von UnglückSfällen bei Hochwasser be stimmen wir, daß die Benutzung der Pserdeschwemme dann untersagt ist. wenn der oberste Rand der an der untersten Säule der EinqangS-Barriörc angebrachten rothr» Marke sich «utrr Blaffer befindet. Zuwivrrhandiunqen gegen diese Borschrist werden mit Geitsirase bi- zu 00 ,41 oder Hast bi» zu 14 Tagen bestraft. Leipzig, am 12. Äuli 1889. Der Rat- der Stadt Leipzig. Id. 3255. Vr. Georgi. Rüting Bekanntmachung. Die Pflasterung der Johaani-allee zwischen der HoSpital- und Eitcndurgersiraße mit Schlackengußsteinea soll verdungen werden. Tie Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau-Berwalluiig, RalhhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Johaaat-alle« betr." versehen ebeubaseldst und zwar bi» zum 25. Juli 1889 Nachmittag» 5 Ubr, einzurcichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnea. Leipzig, den 9. Just 1889. De- Rath- der Stadt Leipzig Id. 3254.Strafleabau-Drp«tatton. Vrkanntmachu«-. Aus sein Ansuchen ist Herr Kaufmann Georg Ehrlstia» Wilhelm Hetartct, Sütplatz 7, l.» a»S dem von ihm bi-her bekleideten Amte eine- Armen- Pfleger» im 23. Distrikte entlasten worden. Wir sprechen ibm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwcsen gewährte Mitwirkung au». Leipzig, am 13. Juli 1889. Da- Armeadtreetortam. X. II. 016. Ludwig-Wolf. Artu». ocfrnMche Sitzung -er Handelskammer Mittwoch, de« 17. J»I« 188». «achmttl»»« < vtr, tn deren TttzungSsaale, Neue Börse. Tr. X. I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Bericht de« VerlossuvgS- »nd Wahl.UuSsch»ss»< über die Zuschrift ds LeulralveremS für HandelSgroqraphtr, Fördern,- de« AnSsuhrhandrl« »ach MaraN« den 3. Feststellung der Adiheilung X »nd der Einleitung »» Ab ideilung L de» Jahresbericht» sfir 1888. 4. Belicht de« Zell »uü Sleurr-AuSichnsse» über »! die Verordnung de« König!. Ministcric-m« de« Innern, die zafiireie Einsuhr ««» Hatz zur Lefi»lase--a-nk»tio» beir.; ») d,e Vorl-ae de» KSuigl. Haupt-Zoll-Amie«, dir Ertz-tz»«« des flafies ans Lei» betr. -. Verübt de« Fma^z.AuSichaffe», verichiedene Herfiefi»»»«» t« vörsrngehonoe betr. Hierans nicht»Sffentlich« Ettznng. Bekanntmaihung. Da» unterzeichnet« Armen-Direclorium hat deu Preis für da» von der Armenbrodbäckerei zu lirscrnd« Brod vom I. Jalt diese- JabrrS ab aus L7 Pseauiae pro Kil» estgesetzt. wa» den Herren Disiricl-vorstehern und Armen- pflegern hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, am 12. Juli 1889. DaS Armra-Dirrctortam. X- R 052. Ludwrg-Wots. Bekanntmachung. Nachdem Herr Frtedrick Gduard Rrohmaa». Kaufmann, in Firma: Vduard Krohmaaa, Bank- und EommissionS-Geschäst. Plaueusche Siraße 2, die aus ihn gc- allene Wahl zum Armenpfleger >m 3. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am l2 Juli 1889 durch Herrn Distrikt». Vorsteher Kaufmann E. G. BZuaderlteh ia diese- Amt eingewiesen worden. Leipzig, am 15. Juli 1889. . Da» Armradireetortam. X. k. Ho. 660. Lubwtg-Wols. Artu». die sogen. Aesrrue - Droschke» betr. Die Revision und polizeilich- Ai>st,rnpciung der zom Droschkru- dienft zu verweudenden logen. Neseroewage» soll tn der Zeit »o« rr. dt» «»» »1. Lutt d. L. voraenommea werde». Die Blflher derartiger Wagen werden daher hirrmit ansgeforbrrt, letztere währrud de» gedockten Lrctraumes vonutttog» »on r» dt- LI Uhr oor dem Pollzeihau» am Raschmarkt vorzusadreu. Wen» bezüglich dieser Reseroewage, auch nch» die gewStial chea Ansprüche wie de, de» regelrechr im Brtried« befindlich«» Drolw' n grmack« me-b n, so müssen dock nach diesr vagen mit unversehri»» reinlichen Au», ch.ügti, versehe, sei, und sich in gut lackinem Zustand« bestnde». Nach dem 1. August d. I. sind andcre Reiervewageu. al« bi« mit vorjchrisl-mäbigem neue« Stempel veri'ehene», im Droschke», beiriebe »ichi weiter zu verwende» und baden diejenige» Droschken, besitzer, welch« dieser Bestimmung zuwidervandeln, aubec der so- soritgen Antzerbeirtebletzoag der brtr. Geschirr« ihre Bestrafung n>U Grld bi« zu 30 eoeiit. Hast zu gewärtigrn. Leipzig, am 25. Juni 1389. Da» Poiizrtawt der Et«dt Letpzt« 0. L. 2344. Brrtschneider. Der social-emokratische Longrcß in Paris. Nack längerer Zeit habe» die Socialisten der ganzen Welt einmal wieder eine Zusammenkunft in Pari». Der Procentsatz der auSländischei» Socialisten bei dem Eongrrß ,st verhäitnißniäßlg sehr groß, denn er beträgt genau die Hälfte der Theilnehmer. nämlich 189, darunter 82 Deutsche. Al» Hauptverlrelrr der Letzteren wird Liebknecht genannt, welcher am Tage der Eröffnung de» Au-spruch geihan hat: „Die Arbe trr Deutschland« und Frankreich» verein,irn sich in dem Eongrcsie, da» Bündniß, welche» wir abschließen. wird seine Wirkung i» der ganze» Welt haben." Damit ist da» Programm der deutsche» Socialistensührer für de» Pariser Kongreß grkennzeichnet. Herr Lirbknecht bat dabei ein sehr radikales Verfahren eingeschlagen, für ihn sind Arbeiter und Socialisten identisch, obwohl e» doch offenkundig ist, daß nur ein Theil drr deutsche» Arbeiter im engeren Sinne Socialisten sind und zwar rin Theil. welcher alle», Anschein »ach nicht in der Zunahme begriffen ist und dessen Interesse au der Agitation mehr und mehr schwindet. Die Beralhung de» JuvaliditätSversicherung-gefetze» hat ergeben, daß die soc alpolitifche Gesetzgebung nicht nur in Arbeiterkreisen überhaupt, sondern auch in socialistischen Arbeilerkreisen zahlreiche Anhänger gefunden hat. Dadurch haben sich die Führer veranlaßt gesehen, mit weit mehr Ernst aus die Sache selbst einzugehe», al» sie unter anderen Ver hältnissen zweifellos gelhan hätten. Deshalb hat auch Fürs! BiSmarck die Taktik gegen die Partei geändert, denn früher, al» die Socialdemokrate» 24 Mann stark im Neich-tage erschienen waren, begrüßte er diese» Anwachsen mit Zu- stimirung, weil e» Gelegenheit zu lebendige,» Meinungs austausch mit der Regierung und den übrigen Parteien dar bot, weil die Führer der Socialbemokralen dadurch genöthigt wurden, an der Gesetzgebung de» Reiche» theilzunebmen. Im gegenwärtigen Reichstag erklärt« dagegen der Reichskanzler, daß wir mit den Socialdemokrate» im Kriege leben und das sie lo-schlagen würden, sobald sie sich dazu stark genug fühlen, dir Führer hätten ein Interesse daran, di« Unzufriedenheit der Massen zu schüren, diese selbst würden obne solche syste matisch« Aufreizung sich mit ihrem Loose au-söhnr», nachdem sie eingeseheu haben, daß die Regierung Alle» «Hut, wa» in ihren Kräften steht, um ihren berechtigten Wünschen Genüge zu leisten. Auch bei dem Streik im rheinisch-westfälischen Kohlen gebiet hat sich herauSgestellt. daß di« socialdemokratische» Be strebungea nicht die Triebfeder der Arbeitseinstellung waren, sondern daß die Bergleute nur die Absicht batten, ihre Lage zu verbessern, «a« ihnen auch mit Hilfe de» Kaiser» gelungen ist. Daß »och nicht alle Wünsche der Bergleute befriedigt sind, liegt in der Natur der Verhältnisse. aber der am 15. Juli »n Bochum gefaßte Beschluß, die in der Delegirten« Versammlung vom l9. Mai festgesetzte zweimonatige Frist zur Regelung drr Wünsch« und Forderungen der Bergleute au unbestimmte Zeit zu verlängern, giebt Kunde davon, daß man die Wiederauinahme de» Streik« verwirft und unter den ge währten Bedingungen die Arbeit sortsetzen will. Da» ist doch ein untrüglicher Beweis »er Thalsache. da l d,e Jdentisielrung von Arbeitern uav Socialisten in Deuisch- la»d, welch» Herr Liebknecht beliebt, nur in der Vor stellung desselbe» besteht, aber mit brr Wirklichkeit nicht» zu thua Hut. In Frankreich ließe» di« Verhältnisse »esrnt- ch ander», dort mag bei dem arößeren Theile der Ar» eiter ein« Hinneigung zu socialistischen Lehren bestehen, aber auch dort ist die Zahl der Arbeiter» welche die Arbeit selbst al« da» Wesentliche betrachten und von der Agitation wenig oder nicht« erwarten, sicher weit größer, al» man im Allgemeinen anzunehmen scheint. Die Erfahrungen, welche die französischen Socialisten bei ihre» großen Kund gebungen gemacht haben, sind nicht allzu gut, und die An» Näherung zwischen den Intransigenten und Boulangisie» zeigt, daß v,el« Socialisten da-ßHeit der Zukunft von der Diktatur erwarten, mögen sie dieselbe nun al» Mitiel zum Zweck betrachten oder al» Zweck. Da» Geschrei nach der ocialen Revolution hat bi»hcr noch keinen Widerhall de, den Massen gesunden. Rochesort und Louise Michel haben ihre Rollen auSgcspielt; die Zeit ist diesen Bestrebungen nichl Lustig, die französischen Arbeiter sind froh, wenn sie Arbeit >aben. und überlassen rS Müßiggängern und Lrute» zwcisci- haflen Charakter», ihr Licht in Bersanimiungrn leuchte» zu lassen. Worte werden auch aus dem jetzt tagenden Pariser Eongrcß l» großer Menge verschwendet werden, aber ob etwas dabei herauSkomme» wird, muß bezweifelt werden. Für de» vaterlaubSlosen SocialiSmu» ist vollend» in Deulschlanv kaum noch Boden vorhanden, die internationale Arbeiterverbrüderung ist, so weit Deutschland dabei in Belrachl kommt, ein Wahn, denn wenn auch 82 deutsche Dclegirte an kein Pariser Congreß Ibeilnehmen. so fragt eS sich, wie viele Gesinnungsgenossen diele Vcitrctcr hinter sich haben und ob ie im Puncle de» Bünkiiißverlragc» mit Heirn Liebknecht cinve,standen sind. Endlich muß man erst wissen, welchen Zweck da» sogenannte Bündniß hat. um die Tragweite der Worte de» Herrn Lirbknecht wüidigen zu können. Wen» daS Bündniß nur darin besieht, die Ausrichtung de» secialisiische» Staate» anzustrebeii, dann brauchen wir ihm keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. An diesem ZnkunstSwerk wird nun schon so lange mit so geringem Erfolge gearbeitet, daß wir die Vermilkiichung mit aller Ruhe abwarlen können. Herr Liebknecht überschätzt di« Macht des Socialisieucong^sier. wenn er meint, daß ein von ibm beschlossene» Bündniß zwischen deutschen und sranzvsischcn Socinlistenführeril in der ganzen Welt bemerkt werden wird, denn nur um ein solche» Bündniß kann e» sich Handel», weil nur ein kleiner Theil deutscher Ar beiter hinter Herrn Liebknecht steht. Die Sache hätte nur dann eia« Bedeutung» wenn die Organisation der französischen und deulschen Socialisten sich aus Millionen von Arbeitern erstreckte, und wenn diese sich aus ein gegebene« Zeichen erhebe» würden, um da» ihnen vor- schwebendr Ideal gewaltsam m» Leben tu rufen. Davon sind wir ab r heute weiter al» je entfernt. Der demokratisch-socia livische Gcbank bat in deu letzten Jahren an Kraft eingcbuß', weil die Ergebnisse den Erwartungen nicht entsprochen haben. Unter der G> llung de» deutsche» Socialisteugei'etzcS hat die Be> wezung einen anderen, weit milderen Charakter angenommeu, at» sie vor zehn Jahren hatte. Die vorgeschrittenen, zu Ge- waltthalen geneigten Etemente haben sich von der social- demokratische» Partei getrennt und treiben ihr Wcscn al» Anarchisten Weiler. Aber glücklicher Weise werden die Der treter dieser Richtung überall mit gleicher Thatkrast verfolgt und e» wird ihnen immer schwerer gemacht, ihre Pläne z» verwirklichen. Anch der Pariser Soclallslencongrest wird daran kaum etwas ändern, und die W.ll wird über Lessen Beschlüsse rinsach zur Tagesordnung übergehe». * Leipzig 17. Juli. * Sämmtliche neun Mi tglieder der Commission zur Ausarbeitung eine- bürgerlichen Gesetzbuches sind kuich Ordensverleihungen ausgezeichnet worden. Se. Ma jestät der Kaiser bat verliehen: dein KammeraerichlScalb. Geheimen Ober - Justiz - Rath Johow zu Berlin len Rotben Adler-Orden zweiter Classe mit Eichenlaub; dem gr.ßherzoglich badischen Ministerial-Nath vr. zur Geb hard zu Karlsruhe den Rothen Adlerordc» zweiter Classe; dem AppellationSgerichtS-Raih a. D.. Geheimen Justiz-Rath vr. zur. Planck z» Götlingen und dem NcichSgenchtS-Nath Derscheid zu Leipzig den Rothe» Aoler-Orvcn dritter Classe mit der Schleife; dem ordentliche» Professor an der Universität Tübingen, vr. v Mandry, de» Rolhe» Adler Orken dritter Classe; dem königlich bayerisch n Ober-Lande» gerichlS-Präüdentoi Vr. v Schmitt zu Nürnberg de» Stern z»in Königliche» Kronen-Orden zweiter Classe; sowie dein Gebeimen Ober-Jnstizralb vr. Kurlbaum II. Vortragenden Ralb im Justiz-Miiiittcriuin. dem ordentlichen Professor a» der Universiiät zu München, vr. v. Rolh. und dem königlich sächsischen G Heimen Jnstizrath und Vortragenden Ralb im Justizministerium, vr. Rüger, den Kvnigtichen Kronen-Orden zweiter Classe. * In den Verhandlungen Le» BundeSrat he» ist die Sommeipause eiiigetrete». Wie seit mehreren Jahre», war der BundeSralh in der abgelausenen Session bereits C»dc September debus- Erneuerung von Verordnungen aus Grund des Socialistengesetze« zusammengetreten und hatte dann erst Mitte Oclober noch Neubildung der Ausschüsse seine regel mäßigen Wochensitzungen ausgenommen. Wäbrend seiner letzten Session hielt der BundeSralh im Ganzen 40 Plenar sitzungen ab (dagegen 1887/88 43. 1386/87 46. 188.V86 44 Sitzungen). Hinzurechnen muß man die zahlreichen und besonder» aro-il-vollen AnSschußsitzunge» und die regelmäßige Theilnahme de» Bunde-ralb» an den Beratbungen de- Reichs tage». Im Allgemeinen wurde da» Arbeit-material aus» gearbeitet. In den Ausschüssen blieben stecken n. N die be kannte Novelle zum Straf- und Preßges-tz (Ersatz-Socia- listengesetz), und von Beschlüssen des Reichstage» diejenigen betreffend Verbot, bezw. Einschränkung de- Handel- mit Spirituosen in den deutschen Colonien. Errichtung eine» ReichStarifamtc» und die Petition wegen Untersagung br» K fsee-Tcrmiiihandkl» u. A. An Mitgliedern verlor der BundeSrath im Laufe dieser Session nicht weniger al» fünf; im Januar starb der Dice-Admiral Gras Mont», im Februar drr mecklenburgische Gesandte Wirkl. Geh. Rath v. Prolliu», im Mär, der braunschweigische Staat-minister Gras Görtz- WriSberg und der bremische Senator De. Meier, und >m April der scknrarzburg.sonder«bausensche Staal»inin,ster von WolfserSvorff. * Im E»nsulat«w»sen sind neuerdings wieder diele P-rsonal-Beränberungen vorgeaangen. Der oi-berlge Consul für Argentinien zu Buenos-Ayre« Bodo Lehmann ist „ach R,o de Janeiro versetzt, von wo Consnl Becker auS Anlaß der Samoasrage zur Dienstleistung in» «utwärtige Amt b« rufen wurde. Da« Consulat zu Vue»o»-Adrc» ist dem vr. FeriL, bi-her Bice-Eonsul in New-Uork. übertrage»; an dir letztere Stelle kam al» sein Nachfolger Bice-Eonsul ». t. Minz. DaS längere Zeit offene Consulat Amoy (in China) erhielt Consul Fcindel/ vorher Consul ». l. zu Tientsin. Seit der vor kurzem erfolgten Verabschiedung de» ältesten der deutschen BerufSconsuln Vr. Froebet ist da» Consulat Algier unbesetzt. Aus da» durch den vlötzlichen Tod de» BauralhS Bartel» erledigte Eonsiilat Bombay wurde Consul v. Syburg berufen, vorher Bice-Eonsul in Shcrnghai. Da» Consulat Üc Korea zu Seul >fl jetzt endgültig durch Consul Krien besetzt, welcher dasselbe früher kommissarisch verwaltete. Da mit rer Minister-Residentur für Marolko verbundene General- Consulat zu Tanger hat Graf v. Tatteubach erhalten für den an» dem Reichsdienste auSgescbiedenen TraverS. Neu err chtet ist ein Äeneralconsulat für Persien zu Teheran. Inhaber desselben ist der Gesandte Freiherr Schenk zu SchweinS- berg, als »,len»iistischer General-Consul. DaS Consulat zu Kaiio wird gleichzeitig mit dcmjenigc» zu Tum» vom Consul De. Reitz verwaltet. In Salonik ist jetzt Vr. Mordtmann enogillig mit der Leitung de» Consulat» betraut, während er dasselbe früher commissarisch leitete. DaS Consulat Swatau in Coina wird vom Dolmetscher und interimistischen Bice- Eonsul Streich verwaltet. Nach Tientsin kam Freiherr Seckendorfs al» interimistischer Consul. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung* chreibt in eigener Sacke: Die „Hamburger Nachrichten" kommen ln einem längere» Artit.l aus d e von u»S verSsse ltichic Erklärung über die Urbeber» chast dcS Aiilkel» von der Theorie de» King-- zurück uad grbeu iich — indem sie d,merk->>. die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bube den Llaiisewitz-Artikel vermuthlich nicht a»S eigeiiem Anirnbe verSff'nilichr — deu Anschein, ol» ob sie da- Zmr Wilde de» von un» g-brachten Dementi» b zweiseln. Wir müssen e- al- etue willkürliche Annahme und eine uube- i kchiigte Uiiieischayung liiiserer SclvstNändigkeü b«»r chacn, wenn die ..Hamburger Nuchrickien" zu glauben vorgebe». daß di« R-daciion nicht den Muih habe, tiuen derartigen Artikel aut eigene Berantworilichke t zu schreiben. Außerdem dürste un wohl das Haiiibnrg-r Vlall die Antwort out die nach seiner Aus lassung der Sachlage nahet egende Frnge schuldig bleiben, welche amiliche Stelle in Staat und Reich etwa geneigt und geichästlich so- siluirt wäre, daß sie sich bernsen fühlen könnte, ohne Mitwirkung ob«' Ermächtigung de» Reichskanzlers dessen Leziedangcn zu de,» Ehe! de« Geueratltube» vssenilich durch «ine» Artikel zu b sprechen. — Die eitle» ltonjecturen der .Hamburger Nachrichten* könne» nicht wid.r.egt weiden, weil sic eben einfach au» der Lust gegrissrn sin» uad jeder ihaiiächlicheit Begründung ermangeln. Wir begnügen un» daiii l, sie als soicke zu cvaraklerisiren, und können nicht vrriprecheu, wctieie» derartige- Geschreibe in B achiung zu ziehen. * Im Interesse der vsfenllichen GrsnnthcitSpflege ist eine zuverlässige Prüfung der Nahrung»- und Genuß- mittel von besonderem Werihe; r» hat sich aber ergeben, daß häufig Personen, welche der Sache Nicht gewachsen waren, sich der Prüfung widmeten. J,n CultuSinnnsteriui» ist ma» daher, der..Kreuzzeitung" zufolge, der Frage näher gtlrctcn. ob eS angezeigt sei, für diejenigen Chemiker, welche sich amt lich rer Untersuchung von LedciiSmiUcln Uiiterzikben wollen, eine staatliche Prüfung einzusühren. Die Erwägungen sind dem Vernehmen »ach jedoch noch nicht abgeschlossen. * Die deutsche Expedition zur Erforschung der Meere, unter Leitung des Gek-imen Medicinalratb» Prosesscr vr. Heust», verließ am Montag Vormittag gegen l l llhr an Bord de» Dampfers „National" unter laulen Hiirradrujen der akademischen Jugend und einer zahlreichen Volksmenge den Hasen. An Bord de» Schisse» befanden sich der SlaalS« minister Vr. v Gvßler, der Oberprüsident. dee Vice-Aemiral Knorr. Professor Vr. v. CSinarch mit seiner Grinahlm. der Prinzessin Henriette von SchleSwig-Holsici». der Eurntor der Universiiät, mehrrre andcre Professoren und der Bnrger- meislrr. welche bis Bülk milsubre». Ter Dampser .Frieda* mit zahlreiche» Passagieren begleitete den „National" ebenfalls aus dein Hasen. Der CullnSininister bcgiebl sich von Büik auS miltelS DampserS »ach Eckernsörce. * In dem durch de» Tod des Abg. Stälin erledigten württem belgischen ReichStagSw >b Hesse Calw-Nagold dürste, wie n»S berichtet wird, die Wi derwahl eine» ».-rtio- »algesiiinlen Vertreters vollkommen gesichert srin; der W-chl» trcis hat ununterbrochen in diesem Sinn gewählt und die Dcmokrate» werde» kaum ernstliche Anstrengungen machen durchzilvrinaen. Ucber die Ausstellung eines Canvidaten ist noch keine Entscheidung getroffen, genannt wird der frühere ReichStagS-Ahgeordnete Fürst Hobenlohe-Langenburg. der der Reich-partri angehört, und k«. LandgericktSralb von Gült- lnige». der weiser recklS steht und sich wohl den Deutsch- Conservativen anschließcn würde. * Erzbischof vr. Dinder unterzog sich bekanntlich unlängst mit Erfolg einer Augenoperalion Der bisherige allgemeine GesuneheiiSzlistand beS Erzbischofs ist indessen nur ei» wenig befriedigender. Der Erzbischof bat sich daher zur Stärkung seiner Gesundheit in rin schlesisches Bad begeben. * Von Libau an» erhält die „Deutsche Petersburger Zeitung" eine Zuschrift über den Stuttgarter Vorfall, welche in dem dortigen Jelissawetgrater Dragoner Regiment Nr. 9 (Cbes Königin Olga Von Württemberg) verbreitet ist. ES ist die- bekanntlich da» Regimcnt. dessen Abordnung in Stuttgart war. E» beißt in dem citirten Blatt: Die Lssiciere der russischen und üsterreichiichen Abordnung-» ivar-n vom Jnsauterie-Reeiineui Kaiser Friedrich zum Dejeuner cin- geluden worden. Im Bertaule desselben ioasteie der üonimandeur bei gnstgebende» Regime»!« aus das Wohl der Kaiser von Raßlano und O-sterreich. Hieraus wurde der Oberst de« 9. Ielissawkigrader Dlaioner.Reg'ineni», der mit den übr>g-n Loniinaadruecn au einem belonter-» Dicke saß. von den l-tzter»n ouigesoideri. als der älicste unter ihnen da» Wohl der wärti-mbergische» Maieftäten ou-zu« drinaen. Nachdem Lee Oberst sich wegen ungenüzender Beverrlckung des Denischeii enischuld gl, l rack'e er ven Toast in zuvorkommendster Weise au«. An eine», Nebent sche kalte unlerLesse» rin Oberst» lieuienan«. der nicht in würltembrrgischcm, sondern in preußisch in Dienste stand uud nur zrnweilig nach Würilembrrg abcommaiidir« war, einen Ritlmeister de« 9 Dragoner-Regiment«, ossenbar in Vrz ebuag ans den eben eisolgien Toast seine« Obe st-n, geseaqi, ob er wehl glaube, in Deutschland oder in Würit-moerg zu sein. Der Riilmeinee erwiderte, er betrachte sich all m Württemberg de- ftndlich. da er ja zu em-r sprr ell wü ttemberqsschen uad nicht zu einer deuiscken Feier abeoniinanbirt sei. „Ko, Io," versetzte der preußisch, Nachbar, „dann aestatten Sie mir wotss die Frage, in welchen, Gouvernement Sie stehen?" Ans die Auiwort „in Kurland" ickenkie der Ob rstlieutenant zw i Gläser voll und bemerkte dann: .So wollen wir den» aus la« Wobt Kurland« und der übrigen baltisch n Prov-nzen irinkea. wo Rlißlaud« beste Uuierlhanen leben.* Der russische Osstcier erwiderte: .W r sind olle gute Unlerihanen uad ia diesem Kinn- muß jedevsalll aus uuser gesammleS ktrich