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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188911182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-18
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1889
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Ers«bet«t täglich früh 6'/, Uhr. Le»«li«> »nd Lrvr-Uio» JoboaneSgast« 8. «Prrchß>«i>ni der Nedarli««: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. »» »,«»«»»-»> «.»»,»««, »»««»» »« WM»«,«, ,,ar »erdiütü-. A«»«tz«e »er für hie ,,i»ftsal,e«»« N»««er »eftimmtr« Inserate an K-chrutage« hts L Nhr Nachmitian«. ,» Sana- unh -rs»la,ru früh hia'i.h Uhr. 2» -rn Filialen snr Ins.-An»ahmr: vtt» Kt»««. Univers,iät«ftraß« 1. Lauis Lösche, Kathari»«»ftr. 28 part. und K-uig«Platz 7, nur bi« '/,S Uhr. UchMerIMblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Z22. Montag den 18. November 1889. Abonneme«t»pr»i» vierteljährlich 4V, Mk. iucl. Bnugerlohn 5 Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer SO Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Eztrabeilage» l>n Tageblatt-Format gefalzts ahne Postbeiörderung 60 Mk. »tt Poftbesörderuug 7V Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut aus. Preitverzeichniß. Tabellarischer u. Zlsternsatz »ach Höhen» Laris. Kerlamen unter dem Redaction-strich die «aeipali. Zeile 50Ps.. vor den Familienaachrichtt» die 6gejpalleue Zeilr 40 Pf. Inserate sind stet« au die ExPehttta» z» iendcu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemuusraiKio oder durch Post« aachiiahme. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. HolMttton. Dou«er-tag, den Vt. Vkovei-ber ds«. I«. sollen aus dein Burgauer Revier dicht am neuen Schutzenhause und am Wege nach den, Kubthurme ca. 110 starke Sller-Langhause« und » 20 . Weide»« - (zu Uferbaute«) unter den öffentlich aiiShängenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an Ort und Stelle meistbietend vertonst werden. Zusammenkunft: Bormiltag« 9 Uhr am neuen Schutzenhause. ... Leipzig, am 1b. November 1889. De- Rath- Forstdeputation. Niltzholjlliictioll. Mittwoch, den V7. -kovrinbrr dS. IS., sollen von Vormittag« d Uhr an aus den, diesjährigen Schlage in Abih. 19» des Burgauer Forstrevier- >m sogenannte» Leutzscher Holze, dicht an, Wahrener Fahrwege, in der Nahe de- Bavnhoss Leutzsch, OlEichen-Nutzklötze v. 17—98 cm Mittcnst. ». 2—12,5 m Länge 12 Buchen» « » 23—37 » » « 4—8 » » 3Ai>orn« » - 23—27 » « - 5—6 » « 65Rüftern» » » 16—40 « « « 4—13 » » 31 Eschen» » «16-^22 » - - 5—9 - » 2 Linden» « « 18—23 « » » 5—7 » » iMaSholder-» »25» ««8 , - 24 Echen-TchirrhSlzer 227 Eichen» - und 100 Eichen» und Eschen-Ttauge« unter den öffentlich auShängenven Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver laust werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 15. November 1889. De- Rath- Aorstdeputation. Vekanntma-Ulig. Bei dem Kaiserlichen Telegraphen«»»« tu Leipzig — Hauptpost gebäude am Lugustutplah, Eingang vom Grmmaischeu Steinweg —, sowie bei de» Ikailerlichr» Postämtern >, Lepzig-Lonnewi», Leipzig- Eutritzsch, Leipzig-Gohlis, Lcipzig^iindenau »ad Leipzig-Plagwitz besiehea öffentliche Fernsprechstellen, welche von 8 Uhr Morgen« bi« S Uhr Abend« ununterbrochen ge öffnet sind. Fernsprechscheine, welche zur Benutzung dieser Sprechstclle» be< rechtigei», werden bei der öffentlichen Fern sprechstelle im Hauptpost- gedauoe und an den Schaltern der genannte» Postämter vertäust. Leipzig, 15. November 1889. Der »aiserliche Vöer-P«f1«irector. Walter. GewrrbckamlNtt — leidig. Mittwoch, he» 20. h. M, Nachm. 5 Uhr, öffentliche Plenarsitzung im Ka«»erl»ral«. Lagc-ordaung: 1) Registrande. 2) AuSjchußberichte ». über die beantragte gesetzliche Regelung der Entschädigung der durch Elemeittarereigutsse Verunglückte»; d. über da- verlangte Gutachten, die beaniragle Gestattung de- Vertriebe« alkoholarm r B>ere im Umherziehea betreffend. Hieraus nicht öffkutiiche Sitzung. Leipzig, den 17. November 1889. D. A. Oehier, Bors. Herzog. S. Steckbrief. Gegen deu Handelsmann Vnsiav Nähert Klaub auS Neustadt bei Leipzig (51 Jahre alt), welcher tes Betrüge« ve dächtig ist u»o sich verborgen hä.t, ist die Untersuchungshaft verhängt, weil derselbe in dem vor dem diesige» Schöffengericht aus den 25. September 18s9 onberoumten Permi» trotz ordnuug«mäßiger Ladung unentschuldigt au-gedlteben ist. E« wird ersucht, denselben zu verhaften und tu da» Bericht«. Gesäuguiß zu LckartSderga abzuliesern. Eckarttbrrga, deu 14. November 1889. königliche« Amtsgericht. Die Revolution in Lrafilien. Ein Militairausstand hat am 15 November die Monarchie in Brasilien gestürzt und die Republik errichtet. Der Vor gang hat sich so vollzogen, daß die Verschworene» La« Ministerium verhafteten und au seiner Stelle eine provi sorische Regierung in Form einr« andern Ministeriums ent setzten. Bei diesem Anlaß ist der Marinenunister LadariS schwer verwundet worden und nach einem weitere» Berichte bereits verstorben. Im Uebrigen scheint der Umschwung glatt von Statten gegangen zu fein. Präsident der jungen Republik und zugleich Ministerpräsident ist Theodor Fonseca. Krieg-minister ist Belijänii» Eonstant, als Marinrministcr wird Contreadmiral v. v. Gplz genannt. Ausdrücklich wird noch hiazuarfügt, daß die Bevölkerung an der Brmegung keinen Nntheil genommen habe unv daß die Sicherheit der kaiserlichen Familie von der provisorischen Regierung verbürgt sei. Wir haben ei also hier mit derjenigen Form drr Revolution zu thun, welche auf der iberischen Halbinsel her- loinmlich ist, mit dem sogenannten Pronitticiamiento. D>e Ber» schwörer haben sich der Armee versichert und haben einsach von der Regierung Besitz ergriffen. Widerstand wurde dadurch von vornherein unmöglich und die Wiederherstellung de« früheren Zustande« würde nur dann wahrscheinlich sem, wenn ei» Theil de« Heere« treu geblieben wäre und wenn die Be völkerung sich gegen die geschehene Veränderung erklärte. Ta« Journal „Eommercio" in Lissabon scheint daS anzunehme» n»d spricht de-halb die Hoffnung au«, daß e« der Regierung gelingen weide, den Ausftand zu unterdrücken. Die weitere E»llvickrl>u>g der Dinge bleibt ab,»warten, vorläufig hat die neue. Regierung di» Macht in Händeu und niacht davon Gebrauch. Ei» Telegramm vom 16 November meldet, daß die Kammer ausgelvst und der StaalSrath ab- geschafft wurde. Natürlich kann d>e republikanische Negierung ke>ae Kammer duldeit. deren Mehrheit au« Liberalen oesteht, sie wird den ihr zu Gebote stehenden Avparat benutzen, um rine Kammer wählen zu lassen, in welcher ihre Gesinnung«- genösse» di« Mehrheit bilden. Heute erscheint der Mord« anschlag, der vor einigen Monaten gegen Kaiser Dom Pedro ll. drrVbt m«rh«^ in rinem anderen Lichte, al» zur Zeit ber Thal; der Gedanke drängt sich aus, daß der Anschlag auf die gleiche Quelle zurückziisühren ist, welcher der Ausstanb seinen Ursprung verdankt. Kaiser Dom Pedro II. ist seit langer Zeit leidend, im August l883 schic» sei» Ende so nahe, baß er bereits die Slerbesacraincnte empfange» hat. Er befand sich damals m Mailand. Bekanntlich erholte er sich binnen kurzer Zeit so weit, baß er die Heimreise anlreten konnte unv wietcr regierungssähig wurde. Seck dieser Zeit sind nur zwei Mal cssicielle Meldungen auS Brasilien nach Europa gelangt, bie eine betras daS Attentat auf Dom Pedro II.. die andere das Mahlergebniß, dann schwieg der Telegraph über die Ereignisse in Brasilien. Es ist kau», anzunehinc», daß sich der kranke Kaiser an die Spitze teS etwa treugeblicbene» TieileS der kleinen Armee stellen sollte, die n» Ganzen nur 20,000 Mann umfaßt. Wahrscheinlicher wäre eS, daß der Gemahl der Kronprinzessin Donna Isabel, Prinz Gaston v. OrlLanS, Gras d'Eu den Versuch machle, die ausstä»discbe Regierung zu verjagen, da er ei» Soldat von bewäbrter Tüchtigkeit ist, der sich schon als 22iäbriger spanischer Artillerie-Lieutenant >»> Iabre 1864 »n Kriege gegen Marokkc ausgezeichnet hat. Vorläufig fehlt ihm die Möglichkeit dazu, da er sich in der Macht der provisorischen Regierung befindet. Bei der Erforschung der Ursachen der Bewegung stoßen wir zunächst ans die Tbälsache der am 13 Mai 1888 erfolgte» Aushebung der Sklaverei in Brasilien. Daß diese Maßregel den Forderungen der Menschlichkeit entspricht unv besonder« in Europa mit vollst r Zustimmung begrüßt worden ist, niacht sie noch nicht zu einer politisch klugen in einem Lande, in welchem die Sklaven haltenden Pflanzer eine bedeutende Macht darsleüen. Unter zwölf Millionen Einwohnern des Kaiserreich« Brasilien befanden sich in, Jahre 1885 1300 000 Sklave». eS ,st also klar, daß die Pflanzer die Sklaven» besreiuiig nicht herbeigewünscht habe». Wenn sie dennoch gefchah, so entsprach sie eiiikin längst gefaßten Entschluß LeS Kaiser-, welcher in der Aushebung der Sklaverei «,»e seiner höchsten LebenSausgabe» sah. Schon im Jahre 1871 brachlen cs die persönlichen Bemühungen des Kaiser» dahin, daß ein Gesetz erlaffen wurde, welche« bestimmt, daß in Brasilien fortan Niemand mehr at« Sklave geboren und daß allmälig die Sklaverei ausgehoben werde. In welcher Bez>ebu»g die Pflanzer zu dem Aufstande stehen, bedarf der Aufklärung, ber Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Ber» schwörung au« diesen Kreise» stammt, denn da« Gesetz von 1871 hat den Beifall der Pflanzer so wenig gesunden, wie der Beschluß vom 13. Mai 1888, durch welchen die Sklaverr - überhaupt in Braftiien beseitigt wurde. Andere Ursachen der B wcgniig bieten sich dar in der bisherigen Entwickelung Brasilien« und in den politischen Verhältnissen Amerika«. Brasilien ist ursprünglich porlugiesische Colonie unv hat sich erst un Mai der Iahic« 1822 vom Mutterlanvc unabhängig erklärt. Die monarchische Staat«sorm ergab sich dadurch, daß König Johann VI. von Portugal im Jahre 1808 die Negierung Brasilien« übernahm und daß sei» Soh» und Nachfolger Dom Pedro l. vo» dcn Corte» am 13. Mai 1822 zum Kaiser von Brasilien proclamirt wurde. An Versuche», vaS Kaiserthu», durch die Republik zu ersetze», hat e- nicht gefehlt, obwohl die brasilianische Verfassung die denkbar freieste ist, schon in de» ersten Jahren der Regierung Dom Pedro'« I. brach ein republikanischer Ausstand an«, der nur mit Eng land« Hilfe unterdrückt werden konnte. Da« erste Drillet der Regierung de» SohncS und Nachfolger» Tom Pedro'« l., Dom Pedro'S II., mar durch «ine säst ununterbrochenr Kette von Aufständen bezeichnet, erst dann trat Ruhe und Ordnung ei», abgesehen vo» einem Kriege mit Uruguay, der aber nicht vo» Bedeutung war. Daß kw Brasilianer eine besondere Vorliebe für die monarchische SlaatSsorm empfände», läßt sich au» der ge- sammtrn Zeit, während welcher sie in Brasilien bestand, nicht annehmen, sie hatte» nur keine Veranlassung, eine Verände rung der bestehenden Verhältnisse herbeizuwünsche», weit Dom Pedro II. ei» konstitutioneller Monarch >m ganze» Sinne des Wortes war, der sich dru Wünschc» seine« Volke» »icni al« entgegen- gestellt hat. Aber e» darf nicht übersehen werden, baß Brasilien die einzige Monarchie u, Amerika war und baß e» nur eine» geringen Anstöße» bedurfte, um dcn Schritt von der consti- iulionellcn Monarchie Dom Pedro'« II. zur Republik zu thu». Die Bevölkerung steht der Bewegung theitnahmlo« gegenüber, ihr ist e» nur darum zu thun, daß sie ihren friedlichen Ge schäften nachgeben kan». Da» geschieht vorläufig unter der provisorischen Regierung und r« muß der Zukunft anheim gestellt werde», ob darin eine Aenderung eintreten wird. Ter einzige Versuch, der in Amerika außerdem gemacht worden ist, eine Monarchie zu begründen, ist in den sechziger Jahren in Mepko kläglich gescheitert, die Tragödie von Oueretarv hat ihm rin frühzeitige» Ende bereitet. Die hervorragenden persönlichen Eigenschaften Dom Pedro'S II. sind e» hauptsäch lich gewesen, welche die politischen Leidenschasten ber Brasi lianer in Schranke» gehallen haben, jetzt sind sie cntseffclt, n»v cs fragt sich, ob die »lonarchischen Einncklungen in Brasilien fest genug Wurzel gefaßt haben, um die Wieder herstellung de« Kalscrthum» zu ermöglichen. Da« beste Mittel dazu würde sei», wenn die Leut« der Bewegung sich unfähig erwiesen, dem Lande di« Wohlfahrt zu sichern, welche e« unter der milden Regierung Dom Pedro'S II. genoffe» hat. Donna Isabel hat sich al« Regenlin bereit« bewährt, also ist auch für den Fall de« Tode« Dom Pedro'S II. rntsprechendcr Ersatz vorhanden, und endlich ist die folgende Generation de» Kaiserhaus?« durch einen 14 jährigen hoffnungsvollen Prinzen vertreten. * » * » * Die »Kölnische Zeitung" bringt zur Sache noch dcn folgenden SituationSbericht: . Schneller noch, als man in Europa erwartet hatte, ist in Brasilien die Frucht gereist, deren Entwickelung man im letzten Jahre hatte beobachten k-nnen. In New-fjork ist die Nachricht eingetroffea. daß iu Rio de Janeiro «ine revolmlonäre Bewegung au-gedrochen ist, die den Srurz der Regierung und die Herstellung der Republik bezweckt. Die Armee unterstützt die Rrvoluiion und ist Herr der Lage. Da« Ministerium ist zurückgetreien. Eine provilo- rische Regierung ist eingesetzt, zu deren Mitgliedern da Fonseca und Benjamin Eonftar» geliöcen. Pedro II. und seine Familie waren ans den Wechsels»!! längst vordrretlrt. und er lcwobl wie Gras d'Eu, drr Gatte der Ddrvn- solqerin Iiabel, hatten sich, al« sie da« Wach-thum der republika« nilchen Bewegung erkannten, bereit erklärt, einer BollSabst.iiimung sich zu süg-n. Seine beiden Vorgänger Johann VI. «nb Pedio I. zogen sich vor der Revolution in da« Stammland Portugal zurück, und allem Anschein nach ist Pedro II.. nachdem er in last sünsz g. jähriger Herrichas, sein redlichste« «ollen und sein beste« 1tö,in:n sär sei, Volk rwGrsetzt hat, dasselbe Lao« beschtedrn. Obgleich Brasilien al- einzige« monarchische« Vorwerk der neuen Welt rundum von Republiken, zum Dheck buhend. nEiaa.SiveskU. umgeben war. gab e«. wenn auch Republikaner, so doch Ich' republikanische Par, e. b>« »um vorigen Jahre mchi. An i3 Mai 18'8 wurde da« Gesetz vrrtundet. daß die Sklaverei in Brasilien a.ishob, und ciu eigenld.iwl.che« «"»ängnttl wollte, bah diese schürfte Thal der Monarchie der AuSgaug-punct ihre« Ber Brests dvr» die voihergehende Propaganda der ^ol"wmsten. so schilderten wir damals d rsen Proceh, war eine allgnucne v wegung in, ganzen Lande rntstandrn. welch« beiondei« auch du Sklaven ergriff; da diese eigentlich nicht ve,standen um '»aS e< st» zunächst hlindeUk. und ibkilwkise in dem Glauben w-iitl . bereits srci, nur wollie» ihre Herren sie nicht loSlasse», ° >^'n sr in vielen Fallen davon. Brie Z-„>"ge„.d,e - Weise auS bloher Sensalioiisiuchl un» mristrnS mit H>» an, tzuiig der Wahrhrn tagtäglich die schaudertiafiesten Gelchichlc» über M.d> liandlungen von Sklaven, lesonde.« vo» Sklavinnen, »ber gewa - iame W,cü»rk>n a„gung von eutw cbenen Sägern u. f w- wrölle tt. lichien, machle» sür du Vorkommnisse d:e Behörden verantwortlich. Io daß diese, clngelchiichtcrt. sich vcranlabt sah nach und nach den Besitzer» ihren Schutz zu entziehen, und e« unmögl ch wurde, die Neger sestzuhaltea. Dan» wurde das Gesetz, welch.« die Sklaverei bediniltt'grlo-. aushob. autiandsioS bewilligt. Im «»sang Herr,»:.- rnavloser Jubel, ei» Freudenrausch gnig durch dal ganze Lind. Ader bald sollte der Ruck chlag kommen. Da) Gch tz vom 13. ^ a> 18 8 io gerecht und ooihwend g e« vom Staudpumte der Menschvchleii auch war — lütte Tausende bisher wohlhabende Grundbesitz.r des größt.» The,,« hre« Vermögen- beraubt. Sin «»trog aus g»ng ri ier Entschädigung wurde von briden Hauser» der V-IkS. vertreiung ohne Verotbung abgelehnt. Diotzdeni ichie» r« ansangS, al« würde sich diese Umwälzung ohne größere Erschütterung durch- sühren laste». ^ L >.! Doch e« kam ander«; nach der eingebolten Linie verließen die ehemaligen Sklave» in großen Schaarcn die Fazenda«, zogen nach de» Städten oder im Lande umher, arbeiteten nur so lange, b.« sie sich ein- Kleinigkeit verdirnt hatten, um d-eie« dann wieder zu vertbuii. Der größte Theil der ehemaligen Sklavenbesitzec jah sich zu Grunde gerichtet. , » Die Folge davon war, daß sie ihren ganzen Haß aus die Krön- prinzessiu-Regentia und ihren Gemahl, den Grasen d'Eu, de» sie sür de» grilligen Urheber der Maßregel halten, und zugleich aus die Monarchie warsen. Diese zu End« de« vorigen Jahre« herrschende Stimmung benutzten bie Republikaner und brachten mn oller Macht eine republikanische Agitation in Gang, w e sic >» Brasilien dsh.r »och nicht slaltgcsunden. Republikanische Rette- Prediger hielten überall Vorträge und gründete» Vereine. Zahl- leiche BeilriitS-Erkläriingen fanden statt, hauptlächlich in den Pio- v nzrn Rio de Janeiro, Mino« Gerne« und bao Paulo. Ein großer Theil der ehenialig-n Sclavenbesitzer trat zu den Republikaner» über. Nebenher Halle sich au- städtische» Freigewordene» eine sog«, nannte sch'varzr Garde zum Schutze de« Throne- gebildet, an deren Spitze einige ehemalige Bekämpier der Sklaverei standen, und diese wuarö!» nezer» llab de» Anlaß, daß die repudlikauiichc Propaganda >ich ütee da« ganze Land hin verbreitete. Als nämlich am 30. D.» cember v. I. ein 0r. Silva JardiM in Rio im Thrnier einen rcpu- blikanische» Vorliag hielt, übrrficl die schwarze Garde da« Theater, verwundete viele Republikaner und verheerte de» Saal. Aus eine» anbkren Agitator, der kurz nachher einen Bortrag halte» wollie, schossen die Schwarze» und trieben darauf die ganze Versammlung auseinander. Nun lärmten die Republikaner, die Behörde schütze sie in ihrer persönlichen Freiheit nicht, und beriefen rine große Brrianimlung. Di« Behörde ober untersagte die Adbaltung derselben. Diele« Berboi wurde der zündende Funke. Mit einem Schlage war die ganze Tage-prrsse Rio«, mit Ausnahme de» ..Jornal to Toi»mercio", republikanisch. Man lärmte über Unterdrückung de« Lrrsaminlung«rechic« und der Redefreiheit, mangelnde» Schutz lei. len« der Behörde u. s. w. Zustimmungsadressen kamen von allen Seiten, die Studenten der Foculiäten, ja selbst die zwüls- bi- ianszehnjährigei, Ladetien der Militairschulen lirß.ti ihre», Unwille» in schwülstigen und pompbasten Ausritten freien Lauf und überall gründete man republikanische Zeitungrn oder erwarb andere schon bestehende zum Zwecke drr republikanischen Propaganda. Ei» republikanischer Longreß sand am 30. April in Lao Paulo statt, aut welchem die Republikaner jeder Provinz durch je füns gewähli« Abgeordnete verirrten Ware». Derselbe beschloß, die r pliblikauttche Partei angesichts drr großen Auldehnung, die sie in der letzien Zeit genommen, ne» zu organisircn, und wählte den Redncteur des „Paiz" in Rio, Ou niino Vocayuva. zuin Haupt der republika»,? ven Partei ,n Brasilien. Bald darauf erließ Vocayuva ein 5'/, «valten langes, von Phrasen stiatzendes Manisrst und veröffenilichie zur Ve>- stätkllug seiner Auiorilät »och eine Zusliminuiigekundgehuiig des stüderen Part-isüdrer« und machle bekannt, daß er den VollstrcckungS- au-schuß gebildet habe. Seit A sang Mai und besonder« seit Eintritt der KlisiS im vorletzten Ministerium wurde die Agitation immer hestigcr. ja, selbst leidenschastlich; die drei großen Tage«dlättcr „Paiz", ..Gazeta de NoliciaS" und ..Diorio de NoticiaS" richteten eigene Rubriken iür d>e repiii'Iikanische Propoganda ein. Im „Diariv" vom l. Juni w rd dkiipieisweiie zu einer Mittheilung über die Rette deS Grasen d'Eu noch dem Norden di« böhnilche Anmerkung gemacht, dieselbe nütze aichlS mehr, denn die Dynastie habe bereit« vrrich,ebene Provinzen unwiederbringlich verloren. Scho» vorher halte dasselbe Blatt auSeiiiandeigrsetzt. daß der Zusammensturz drr Monarchie miauS- bleibiich sei In der..Gozeia ' ward d e Drohung laut, die Republik werde »och in diesem Jahre geschaffen werden; auch wurde i» dem selben Blatte der SiaaGrath Saraiva alZ erster Piasidenl der Republik empsohle«. Daß Zeitung-aussätze dieser Richluug bei der höchst oberflächlichen Bildung, weiche in Brasilien bi« in die höchsten Kreise hineu, vor- herrscht, mit wahrer Gier gelesen wurde» und Znst mi»»ng fanden, ist nicht zu verwundern, und welche Folgen sie hatten, beweise,, verschiedene vorsälle. bei denen sogar der äußere Anstand nicht gewahrt blieb. So forderte am 26. Decrmber v. I. e.n Proirssor der Mcdicttilchule bei der Ertheiluug der Doktorgrade in öffentlicher Versammlung unler dem Beifall der neuernannteii Doctoren und der anwesende» Studenten den Kais r aus; er möge mit seinem Einfluß den naiionalc» Wunich nach der Republik begünstigen. Im Mai d. I. leitete der Graf d'Eu eine Sitzung de» Clubs <!», Volvnurrio, ck» t-»lri» in Rio. in welcher er al» Schutzherr de» Lluds den neurrwählien Vorstand in se», Amt emiührie. Al« der Prmz sich na» beendigter Sitzung entfernte und durch bie Vo,Halle de» Versammlung-raume« schritt, ertönte plötzlich ein viel- stimmige« Viv» i» kepudlieal und ein grvß-S Hohngeschrei. Dabe, ist zu bemerke», daß die ganz« Versammlung au« gewesenen und ocliven Militairs bestand und der «ras d'Eu OoerbelehlSdabcr de« brasilianischen Heere» war. In gleich!r Weise wurde er oul seiner an« reiner Menschen'rtundtichkeit «ach den unglücklich „ Städte« Santo« und Eamvina« uaiernommrnen Rette behandelt- schiiiutzige F u.schriiten wurden ihm in Len Ettenbahnwagr» hl^tng,warfen. Bald nach dieser Reise trat drr Pnnz ejge Fahit nach den von Dürre und HungerSnotd heimgeluchtr» Rordprovinzen an. Dirie I-Uie Rette ward ebenso schroff und gedaisi, beuriheil, und die politische Seil« derselben in unwürdigster Weise al« per- önliche« Rankespiel de« Prinzen dargestellt. Die rrpullikanische öarle, beschloß, nnen ihrer Wandervrediger bie Fihr« an Bord destelbe» Sch sie« mitmachen z» lasten, um d-u Huld,. d>e dem Prtuze» etwa darqebracht weiden würden, m derlPerioa diese« Agitator« einen Ableit r zur Seit« zv stellen. Die Agitation in Nio und im Süden dauerte inzwischen nn- geichwocht sor, und wurde läglich stärker. So weit war sm Sommer we repudlikaniiche Propaganda bereits durchgedrungen, daß in einer Sitzung de- Abgeordnetenhauses ein cousrrvatwer und ein liberal.! Abgeordneter sich offen al« Republikaner bekannten o»d elu bilber conkervatlver Abgeordneter eine längere Rede mit dem Ruse schloß: Nieder mtt der Monarchie, e» lebe die Republikl" Zur Be- ruhiguiig sür ängstliche Gemüiher, die daran ermnerte». daß sie der versassuni gemäß al- Abgeordnete dem Kaiser und der gegen» wart gen Dynastie Treue geschwoico hätten, uadm man endlich ,m vori,e» Monat e>» Gesetz an, nach welchem jeder Deputirte, der vor den Mitgliedern de- Bureau« erklärt, daß dieser Eid ..seinem Glauben oder leinen politischen Ansichten zuwiderlaufc, von ber Eidesleistung zu entbinde» ist. Die also verbreitete Bewegung kan» in ihrem Verlaus Wirkungen vaben, de iniolge der Vervielfältig»»«: der Beziehungen zwischen Europa »ud Brasilien auch dieSscit« dr» Weltmeere« empsunden werde». In Südbras, ,en pslrgt ein erheblicher Theil der Bevölke- rung in treuer Anhänal chkeit an da» Mutterland sein Deutschthum — schon »» Jahre 1872 zahlte man 45 829 Deutsche in Brasilien — und da kaum anzuilihiuc» ist, daß c« einer eitvaige» Republik g liiigc» w ld. den ungchrurcn Slaaisiörper in dem bisherigen Bt- uande aus die Dauer an» d,» Chao« zu retten, io nimmt nament lich da» zukünftige politische Schicksal dr« Süden« zubächst unser Interesse und unsere Theilnahmc in Anspruch Sollten jene LandeS- iheile au« dem biShrr durch die Monarchie zusanimengedaltencn Verbände scheiden. Io mürben glwtti d e La Plata»Republiken, in eister Linie vielleickit Urngua». sich beiiiuhc», ihre AiiziehungSkrast aui sie zu verjucheiiz Ea ist nicht wahrscheinlich, daß die Zcr» »ückeiung der einzigen P,onarch,e AineiikaS ohne kriegerijche Folge» bleiben würde; auch wird Herr Blaine, der die Monroelehre als die unbedingte V»iHerrschaft der Bereinigten Staaten in ganz Amercka deutet, schwerlich der Vcisuchung widerstehe», den Einfluß der n'ordaiiierikanische» Macht aus die Geschicke de« Süden« zur Geltung zu bringe». * Welchen Erfolg die auSgcbrocbene Bewegung habe», ob sie zur dauernve» Begründung der Republik führen wird. daS bleibt abzuwarlcn. Nur da» kann man in Anbetracht der Gesammllage als sehr wahrscheinlich bezeichnen, daß sich bie Bewegung mit Naschheil und Leichtigkeit über da« Land verbreiten kann. Der Kaiser Dom Pedro II., s«r seit den 23. Juli I84l die Regierung führt, genießt in seine», Reiche persönlich die Achlung aller Parteien »nd Hai stets in streng eonstilutionellem Sinne regiert; aber er ist nahezu 64 Jahre alt und leidet seit Jahren mit kurzen Unterbrechungen so schwer, daß bereits mehrfach sein Tod alS nahe bevotstchend angekundigt worden ist. Bcini Eintritt kiese« Tobe« würde eS, wie man mit ziemlicher Sicher heit annehmcil kann, an Verwirrungen nicht gcfchll haben, renn so beliebt der Kaiser bei seinem Volke ist, so unbeliebt ist seine Tochter, die Kronprinzessin Jsabella, die a» ren Grasen von En, einen Punzen von Orleans, verhci- ralhet ist und bereilS Gelegenheit gehabt hat, al» Regem,n die Geschicke de» Landes zu leiten. Sie hat die« in einer Weise gelhan, die gegen da« fast völlig unpersönliche Negiemen ihre« ValerS grell abstichl und im Lande große Mißstimmung erregt bat. Tie N,p»bl>ka»er hätten bei dem Regierungs wechsel sicherlich das Uinstnrzwerk vorgenomme»; daß sie e» schon jetzt gelhan, zeigt, daß ihrer Ansicht nach die Verhältnisse bereits so günstig für sic lagen, daß sic den Versuch früher wagen konnlen » * « * Rio de Janeiro, 17. November (Fernsprcch- ineldung deö „Leipziger Tageblattes".) Die provisorische Negierung hat gestern Mittag ein Manifest erlaffen, worin die Regierung ihre Ab dankung erklärt, und ihre Absicht kund lhut, jede Un ordnung vermeiden zu wollen. DaS Manifest erklärt ferner, die provisorische Regierung bade a»S den einzelnen Provinzen Brasiliens Zustimmung-- »nd DankeSerklärungen erhalten. Der frühere Präsident de« MinisicrratheS ist ver bastet worden. Der Kaiser soll, wie c« in dem Manisest beißt, niit der größten Rücksicht behandelt werden. 'Ein weitere» Telegramm meldet, die hier anSgebrvchene revolu tionäre Strömung finde nicht überall Ankiang. Die Provinz Bahia siehe der Bewegung seindlch gegenüber. * Pari«, 17. November. (Fernsprechmeldung deS „Leipziger Tage bl alle«".) Nach hier eingegangencii Nachrichten an« Nio de Janeiro wirb der Kaiser im Palais gesangen gehalten und habe derselbe aus die Anzeige, daß er de« Throne» entsetzt sei, der Deputation er widert, daß er nur der Gewalt weichen werde. Die Mehr zahl der Provinzen scheint ber Gründung einer Köberaliv- Republik zustimmen z» wolle». Der Finanzmiiristcr hat er klärt, alle Verträge und Abmachungen würden ausrecht er- batte» werde». Tic Bevölkerung verhält sich ruhig, der Handel ist gelähmt. W e eS heißt, würbe sich ber Kaiser und die kaiserliche Familie »och heute nach Europa rinschiffcn. Leipzig, 18. November. * Der Besuch der Königin von Italien in Berlin svll, wie eS heißt, zu Anfang de« kommenden Sommers erfolge». * Zur Richtigstellung einer Notiz über daS Er gebnis! der Deutsche» Allgemeine» Ausstellung sür Unfall Verhütung, die anö der „Deutschen Bau- zeitnng" entnommen, in verschiedenen Blättern enthalten war. geht u»S vo» maßgebender Seite Folgende» zu: De AuSstellungsleiliing bat kc inswegs, wie e« dort beißt, die Zugkraft der AuSilellnni überschätzt, da letztere sich eine« über «FlcS Eiwarle» so nrvßcn Besuches ersreute, wie die« kann, von einer allgemeinen Industrie- uns Gcwerbe-Au-stellung erhofft werden konnte. Wenn die „Deutsche Bauzettuug" ferner der Ansicht ist, daß die Zwecke der Ausstellung durch Vorsüyruug bloßer Modelle erreicht worbe» iväreir, zu deren Ausstellung man die Errichtung großer Gebäude nicht bedurft Kälte, jo befindet sie sich n» Wider spruch mit der Ansicht sonstiger hervorragender Sachverständiger, welche eS zun, Versiändiuß der Bedeutung und der Wirkung der au-j„stelle„den Schutzvorrichtungen sür absolut erforderlich erachteten, daß die Malchine» im Betriebe, ja daß selbst ganze BetriebSeinrich- ttingen zur Vorsübruug gebracht wurden. Auch die Staatsverwal tungen haben i» Würdigung dieleS Medinken- nicht» bloS Modelle, londern, wie beijpielewiije die StaaiSbahnen, Eisendohnzuge >c. aus die Ausslrllung gebracht, iür d,ren ittergung die Errichtung großer Baulichteuen erso derlich war. Dadurch wurde der Ausstellung der Lbaraklcr des einförmigen und theoretischen genommen und das große Publicum, insbejondcr« aber die Arbeiter, in wiriiaiustcr Weise aus daS Unternehmen hing-lenkt, welche« bei der Neil- hest seiner Eigenart solcher demonstrat »er Anregungen be- dursten, um den Gedanken der Unfallverhütung nicht blö den Fachkreisen, sonder» in den breiten Mafien des große» Publicum« anzuregea. und allgemein verständlich werden zu lasten. WaS nun die Uriacken deS Deficit« anbeirifst, io sind dieselben darin zu suchen. Laß die Ausstellung aui einen großen Tdeck ber üblichen Plotzmielhe verzichtrn mußte, weil sie allen denjenigen Ausstellern nicht »och besondere Opfer zuiiiuihc» konnte, welche sich nur des all gemeinen Besten wegen an dem Unternehmen brihrckigt»- vh,e eiae»
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