Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900513
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-13
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3108 Reichstag. (Gpecialbericht de» „Leipziger Tageblattes".) 4. Sitzung vom 12. Mat. 1 Uhr. Am Tische deS VundeSratbS: Reichskanzler von Caprivi, von Bötticher, Frhr. von Marschall, Major Ltebert u. A. Die Novelle zur Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige wird in dritter Lesung angenommen. ES folgt die erst« Berathung des NachtragS-Etat» pro 1880/91 (Forderung von 4 500000 Vt zur Unterdrückung de» Sklavenhandels und Schutz der deutschen Interessen ic. in Ostafrika.) Zur Einleitung der Berathung ergreift das Wort Staatrsecretair Frechen v. Marschall: Für Maßregeln zur Unterdrückung de- SclavenhandelS und zum Schutze der deutschen Interessen in Qft- afrika sind für das Etatsjahr 1880 01 bisher Mittel vom Bunde», rath« und Reichstage nicht bewilligt worden, da die Borschläge de» ReichScominissarS Major Wissmann zur Zeit, als der Reichstag »er- sammelt war, noch nicht vollständig eingegangen waren. Da nach fehlende Zahlenmaterial ist nunmehr ergänzt und ist der Bedarf des ReichScominissarS für die ihm in Ostasrika ob. liegenden militairischrn und politischen Ausgaben für 1880 81 aus 4 500000 veranschlagt. Bei Bemessung dieser Forderung kam iu Betracht, daß, wenn auch der Ausstand im nördlichen Theile der deutschen Interessensphäre in Ostasrika als beendigt anzusehen ist, sich doch die Nothwendigkeit ergeben hat, in diesem Gebiete und namentlich an der Küste zur weiteren Durchführung der gegen den Sklavenhandel ergriffenen Maßregeln zur Sicherung der Karawanen- siraßen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe im Allgemeinen eine Anzahl von militairischen Stationen zu unterhalten. Zwei Ereignisse sind in neuerer Zeit von entscheidender Bedeutung gewesen, die Gefangennahme Buschin'S, der den Lohn seiner Schandthalen empsangen, und die unter- Wertung Banaheri'S. Der Norden ist vollständig pacificirt, der Sklaven- Handel ist bis ins Innere unterdrückt (Bravo rechts,, Handel und Gewerbe sind gestiegen. (Abg. Richter: Kostet 4 Millionen!) Der Hauptschlag ist gefallen durch die Einnahme von Kilwa, welche selbst von den Engländern als eine Wohlthat bezeichnet wird. Tie Forderungen de» Etats zu bewilligen, werden Sir um so weniger Anstand nehmen, als wir in Einin Pascha, unserin Landsmann, eine ausgezeichnete Kraft gewonnen haben, und es ist dankbar anzuerkennen, daß derselbe trotz der glänzenden An erbietungen andererseits seine Dienste dennoch seinem Baterlande gewidmet hat. Wir sind nach wie vor tiilschlossen, in unserer Eolonialpolitik Hand in Hand mit England zu gehen und ich schließe mit der Bitte, daß Sie nicht wankend werden mögen in dem Ent- schlusse, da» Werk zu vollenden, was wir begonnen haben und daß Sie erhalten mögen, waS wir errungen haben nicht nur mit Opfern an Capital, sondern auch mit deutschem Blut. Ich hoffe, daß wir über den vorliegenden Etat zu einer befriedigenden Verständigung kommen werden. (Beifall.) Aba. vr Bamberger (deutschst.): Im Hinblick aus die neue Situation, auf die Person des neuen Reichskanzlers und aus viele neue Mitglieder de» HauseS muß ich mich darüber erklären, wie wir eigentlich zu dieser Vorlage gekommen sind. Unsere Fraktion ist nicht abgesagter Gegner jeder Colontalpolitik, wohl aber der hier vorliegenden. Es handelt sich hier um eine Pflanzung-- oder um eine Handels- Cvlonie, und wir müssen untersuchen, ob das ein für »nS wirlh- schastlich vvrthcilhastes Unternehmen ist und da kann man nur den wirthschaftlichcn Maßslab anlcgcn, ohne von dem Vorwurf kramer- haften Sinnes sich zuruckschrecken zu lassen. Wir sehen ein arges Mißverhältnis) zwischen dem, waS von den deutschen Steuerzahlern sür die Unternehmungen verlangt wird und dem Vortheil, den einzelne Plantagengesellschasten werde» erreichen können. Diese Vorthrile sind nur unbedeutend und die Lasten werden stets wachsen. Auch die Sicherheit Deutschland» wird gefährdet, wenn wir einmal an der Küste angegriffen werden. Wir haben jetzt schon wegen der Colonialpolitik drei mal Confltcte gehabt, mit der französischen Re- gierung, wegen der Corolineninscln und wegen Samoa. Jede Ver mehrung der Gesahr ist unverantwortlich gegenüber den unendlichen Lasten, welche unser Volk sür seine Verthcidigung auszubringcn hat. Die Aushebung der Sklaverei ist bei un» nie der Hauptpunkt gcivcjen, man kann auch in der heute gehörten Red« zwischen den Zeilen lesen, daß »S sich »in Erwerbung eine» Territoriums handelt und daß die Sklaverei dafür nur eine Dekoration bildet. (Sehr richtig! links.) DaS Deutsche Reich ist in diese Colonialpolitik hinein gekommen, wie ein Spieler, der ohne Ucberlegung ein gewagtes Unternehmen beginnt. Man schloß Verträge ab, welche lediglich Negerkreuz« zur Unterschrift hatten, aus die >a auch der Herr Reich«' kanzler kein Gewicht legte. Dann schloß die Oslasrikanisch« Gesell' schast ein Zollerhedungsgeskhäst mit dem Sultan von Zanzibar ab ES kamen Streitigkeiten — für die Gesellschaft vielleicht ein Glück, aber sür Deutschland ein Unglück. Und dann zog man mit Waffen ins Land, um den Besitz der Oslasrikanischcn Gesellschaft zu erben und daraus ist dann das Alle» entstanden, Iva« »achsolgle. Wir haben nun schon ein« Summe von 18—18 Millionen bewilligt und nun sehen Sie sich einmal die Gesellschaft an; das Ver mögen derselben betrug in ihrer höchsten Bliithc süns Mil lionen. Es liegt hier ein gewisser romantischer Sinn vor, der die Vertreter der Colonialpolitik beseelt: wir aber sagen, die Colonialpolitik ist WirthichastSpvlitik und deshalb müssen wir rechne». Die Engagirnng Emin Pascha» ist sür mich ein »euer Grund, mich bedenklich zu mache», de» Weg iniizugeheil, den die Regierung vvrichlägt. Ich stimme in das Lob Emin Paschas ei», allein ich muß doch bemerken, daß der Mann hauptsächlich ein Reisender ist. Vielleicht ersahren wir in der Commission, was der Mann leiste» soll, ich mochte hier aber davor warnen, daß dieRegierung sich ans Enthusias mus sür Emin Pascha zu neuen wirthschasilichen Unternehmungen ver leiten läßt. E» iit allcrdiflgs sür den Nachsolger des Fürsten Bismarck eine kitzliche Sache, »u sagen, wie c« weiter gemacht werde» soll. Die Ehre Deutschlands ist vollständig gerettet: wir haben ja ge brannt und gesengt genug. (Zustimmung link».) Meine Freunde und ich sind der Absicht, daß, wen» die Regierung uns einen Weg weist, aus dem wir au» der ererbten Eolonialpolitik herauSkomme», ivir keine schroff ablehnende Stellung einnehmen werde». (Beifall links.) Reichskanzler v. Caprivi: Ich kann zunächst mit Befriedigung constatiren, daß die Rcichsregieruiig sich in dieser Politik in einer gewissen Ukbcrttnstimmung mit dem Reichstage befindet. Ich nehme an, daß dies auch sür die Zukunst der Fall sein wird. Ich habe die Ueberzeuguna, daß eine Eolonialpolitik nur so lange durchführbar ist, als sie von dein Willen und dem Enipsiudeo der Nation und de» Reichstage» getragen wird. (Sehr richtig I) Der Abg. Bamberger hat aus meine Person Bezug genommen und angenommen, daß mit meinem Eintreten in das Amt ein Wechsel der Anschüttungen ein treic» würde. Ich muß zu meinem Bedauern diese Anschauung verneine»: ich glaube, daß e» ziemlich allgemein bekannt geworden ist, daß ich m meiner sriiberen Stellung die Einführung der Eolonialpolitik sür bedenklich gehalten habe, ich bin aber zu der Ukberzeuglliig gekommen, daß, wie die Sache beute liegt, wir ohne Verlust an Ehre, an Geld nicht zurücktrelen, daß wir eben so wenig auf dem jetzigen Standpunkte stehen bleiben können, daß »>n« also nicht» Anderes übrig bleibt, als vorwärts zu gehen. (Beifall.) Der Abg. Bamberger hat das Verlangen an die Regierung gestellt, anzugeven, welche Ziele sie verfolgt und welche iLlimiuen sie uoct, fordern wird. Ich entnehme aus seiner Aeußerung mit Befriedigung, daß auch in seiner Partei Niemand ist, der geneigt wäre, die Rolle eines Hannibal Fischer für di« Eolonialpolitik zu übernehmen. (Beifall.) Wenn ich aber sagen soll, so und so viele Millionen werde» wir noch gebrauchen, so bin ich dazu nicht im Stande. Es ist rein unmöglich, heute aus Monate hinaus zu sagen, da» und das soll geschehen und so viel werden wir braucht». Ich kann mich nur darauf beruse», daß ich kein Colonial- schtvärmer bin, daß ich meine, wir dürfen in dieser Politik nur so wett gehen, al» die Ehre und die Interessen Deutschlands e» er fordern. (Beifall.) Der Herr Vorredner sagt: Eolonialpolitik ist MrthschastSpolitik und er hat damit gewissermaßen Recht, nur zieht er die Grenze etwas zu eng. Die Zahlen, die er als Gesammtau-gabc genannt hat, sind meines Dafürhalten« zu hoch gegriffen. Rach den, mir vorliegenden Material beläuft sich die Summe ans etwa nur k'/, Millionen Mark. Wir baben die Hoffnung, daß wir zu dem Ziele gelangen, daß das Reich nicht mehr mit Geld engagirt werden wird. Wir sind absolut nicht in der Lage, da» englische System nachzuahmen, weil wir keine Männer habe», die e» verstehen. Wir brauchen das Vertrauen der Nation und auch de» Reichstages, daß wir nicht Weiler gehen, als dringend nothwendia ist, aber man kann die Eolonialpolitik nicht in die Hände de» Mindestsordernde» lege». Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß wir auch finanziell dahin kommen, auS den jetzigen Colonien ohne Schade» herauszukommen. Wir werden ans die Dauer der Sclaverei nicht riitgegentreten können, wenn e» «n» nicht gelingt, Einrichtungen zn treffen, welch« dem, was man in Europa Staat nennt, nioglichst nabe komme» Flinte und Bibel müssen ziisammenwirken. denn ohne die Sklave» Händler zu tödten, beseitigen wir die Sclaverei nicht. Der Herr Vorredner hat aus de- romantischen Sinn des Volkes verivlescn. Dieser Hinweis ist sehr berechtigt, denn ohnedieseiben würde der deiitfch« Reichstag nicht sitzen, wo er sitzt. (Zustimmung.) Solche» Gefühlen muß man nochgeben und sie brauchbar zu machen versuchen. Allerdings hat H«r Bamberger Recht, wenn er meint, daß ein solcher EnthusiaS- »>» sich nicht leicht in kittender Münz« ««setze» läßt, aber wen» die Zustände geordnet stnd, wird Ostasrika ein« Stell« sein, dt« für daS Privateapital mehr Anziehungskraft haben wird, als ander«. Ich erkläre noch einmal: ich werde mich nicht entschließe», groß« Summen und zahlreich« Menschen nach Ostasrika zu senden, nur um de» Luxus einer Machtstellung daselbst z» treiben. (Beifall.) Ich chlirße mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß dir verbündeten Regierungen im Stand« sei» werden, di« Eolonialpolitik zu sichern, daß die allgemeine Politik darunter nicht leidet und daß der Auf- chwung des deutschen NattoaalgefühlS dadnrch verletzt wird. (Leb hafter Beifall.) Aba. Grat Stolberg-Wernigerod« (cons.) erklärt, daß er keine Veranlassung habe, zu wünschen, daß di« Regierung voa dem Wege adweiche, den sie aus Initiative der Regierung betreten hob«. Er beantrage Ueberweisung der Vorlage an bi« Vudaetcommission. Abg. v. Vollmar isoc.-dem.) spricht gegen den Rachiragtelat, weil das Deutsche «eich und da» deutsch« Volk mit solchen Dingen nicht belastet werden dürfe. Durch dies« Eolonialpolitik werde di« Gelegenheit zu Lonflicten mit der ganzen Welt hervorgerusen. Deulichland habe keine Freund«, es sei aur gefürchtet; das sei rin ehr trauriges Verhältnis. Er fasse daS künftig« Deutschlnnd ganz anders aui, al- die Freund« der Vorlage. D« Reichskanzler bet all seiner Kälte habe am Beste» bewiesen, daß, wer aus diesem Be- biete A sage, auch B sagen müsse und di« freie Selbstbestimmung verliere. Niemand werde Deutschlands Ehre und Interessen schädigen wollen, es frage sich nur, was man darunter verstehe. Daß da- Eingestehen eines Fehler- da« Ansehen eiueS Staate- nicht schwäch«, beweise England. Di« Suezpositioa, man müsse eia Object de- nationalen Empfinden- haben, führ« zu dem Vorgehen uach Art Napoleon- lll. Wenn da- eine Object di« aatioual« Empfindung nicht mehr erwärme, müsse mau ein andere- suchen und die- würde man in Europa selbst finden. Für die Millionen, welch« die Colonialunternehmungen kosten, sei Deutschland nicht reich genug. Wie oft seien in Deutschland nothwendia« Reformen zurück- gestellt worden, weil wenlge hunderttausend Mark fehlten? Da» Mark de- Volke» werde fortwährend vergeudet und hiuauSgeworsen sür militairisch« Zwecke. Er sei der Ansicht, daß mau derartige Unternehmungen einfach der Privatinitiative überlassen soll. Abg. v. Kardorss (ReichSp.) erklärt, daß er und seine Freund« die Eolonialpolitik der Regierung unterstützen, namentlich wie sie der Herr Reichskanzler dargelegt habe. Er könne die Verantwortlichkeit nicht übernehmen, die Regierung aus dem betretenen Wege „sitzen" zu lassen, doch wünsch« auch er, daß dt« Kosten von der Ostasrika- nischen Gesellschaft zurückerstattet werden. Abg. vr. Windthorst (Eentr.): Ständen wir gegenwärtig am Anfänge der Tinge, so würde ich mit aller Entschiedenheit sagen: ,che» wir in diese Politik nicht hinein. Der Herr Reichs« änzler hat nun erklärt, daß er nicht mehr Geld fordern werde, als absolut erforderlich ist. Dieser Standpuact dr» Herrn Reichskanzler- scheint mir ganz unanfechtbar zu sein; seine Ausführungen Hallen außerdem noch eine verführerische Außen- eite. Ich stimme dem Anträge aus kommissarisch« Vorberathung der Vorlage zu, weil ich hoffe, daß eS der Commission gelingen wird, die Zusagen des Reichskanzlers in feste Grenzen zu legen. Nach Windthorst'« Rede wird die Fortsetzung der Berathung bt« Lienstag 1 Uhr vertagt. Vermischtes. — Ueber die Stellung, welche die Lehrer der Oeffeiit« lichkeit gegenüber einnehmen sollen, äußerte sich kürzlich Herr Schulrat h Böckler, PolSLam. nach der Revision einer Schule >m Wesentlichen wie folgt: „ES ist vorgekomme», daß Lehrer Schäden in, Schulwesen iu öffentlichen Blättern besprochen baben. Da- ist unanständig und eine- Lehrer- unwürdig, besonders dann, wenn e- in einem Blatte geschieht, wie die „Preußische Lehrerzeitung", da- nur vom Skandal lebt, und da- in seinem politischen Theile den Standpunct derjenigen Partei vertritt, die im Slaal-lcben alle- nieder zu reißen sucht. Die Lehrer sollen aber nicht niederreißen, sondern aus- bauen. Außerdem bedürfen dieselben, wrnu sie für öffentliche Blätter schreibe» wollen und sich dafür bezahle» lassen, der Erlaudniß ihrer Vorgesetzten Behörde. WaS würden dir Lehrer sage», wenn die Behörde denselben Weg einsckilagen würde. u»> z. B. anzuzeigei», daß dieser oder jener Lehrer mit einer OrdiiungSstraje von 20 ^tl belegt worben ist?" — Magdeburg, 12. Mai. Der deutsche Privat- beamte». Verein, besten Geschäftsstelle sich am hiesigen Orte befindet, hat durch die Begründung einer aus neuen Principien begründeten Witlwencaffe, sowie Pensiou-casse eS »iit Erfolg versucht, den Privatbeamtrn die Wvhllhaten zu verschaffen, die Staat-« und Eommunalbeamte seit Langem genießen. Die Verwaltung dieser Cossen führt die Haupt verwaltung dcS Verein» zu Magdeburg unentgeltlich und stehe» die ersparten Summen zu regelmäßigen Zahlungen über die einzelne» PensionSbeträge zur Verfügung. Für >>n- vorbergeschene Nothlagen und llnglückssälle der Vereins- milglikder wird jährlich ein Unterslützung-sond« au« den MtNcl» de« Verein» gebildet, während in der Kaiser Wilhclm- Waisenslisluiig ein Grundstock gelegt ist zur Fürsorge sür die von Verein-Mitgliedern hi»terlaffe»c» Waisen. Eine organisirte Stclleuverniillcliing bezweckt die Perioden der Stellenlosigkeit, die gar häufig den wirtbschastlichen Ruin der Privalbeamte» bedinge», thunlichst abzukürzen. Ter deutsche Privatbeamle». Verein hat durch CabinetSordre Kaiser Wilbeli» I. sowohl sllr sich al- auch sür jede seiner Institutionen Cvrporalioii-rechtc verliehen erhalten und steht unter staatlicher Aussicht. Der Verein zählt jetzt Uber 100 Zweigvereine mit 7000 Mit gliedern in allen Gegenden de» deutschen Reichs. — Münsterberg, lü. Mai. Lin eigenartiger Streik ist von den hiesigen Fleischern in» Werk gesetzt worben. Dieselben weigern sich nämlich, dir seil viele» Jahren hier eiiigesührten Schächlegebühren an die hiesige jüdische Gemeinde weiter zu zahlen. Nach diesem alten Ge brauch waren die Fleischer gehalten, sür dc»S Schächte» eines RindcS 1,50 eine» Kalbes 20 s und eine» Hammelö kbcnsallS 2» -s Schächtelohn an den Schächter, bezw. an die jüdische Gemcmde zu entrichten. Da aber die Fleischer sür da» koschere Fleisch weder höhere Preise erhalte», noch erheblich größeren Umsatz erzielen, weil sie ferner seil Bestellen deö Schlachthauses ohncbi» sür jedes Stück Vieh besondere Schlacht gebühren zahlen niüsse« und da» Vieh in letzter Zeit erheblich theurcr geworden ist. so haben sich die Fleischer zu diesem gemeinsame» Vorgehen zusainiiiengrschlosse». Die jüdische Gemeinde, welche etwa 120 Personen zählt, ist deshalb seit einigen Tagen genolhigt (?), koschere- Fleisch von auSwärt» zu beziehen. ---- Bozen, 10. Mai. Der Laiidtag-abgeordnete und Meraner Advocat vr. Max Putz wurde vom hiesigen Krei-gerichle wegen Mitschuld am Vergehe» der üxecutivn» Vereitelung zu einer Geldstrafe vo» 500 fl., zwei anvcre Mit' schuldige, BauerSleule. z» 2 Monaten und V Wochen Hast strafe verurlheilt, die übrigen 3Angeklagten sreigesprochen. --- Pari», ft. Mai. Nach Pariser Blätter» ist Berlin diejenige Großstadt, welche am wenigsten Wasser be sitzt. Rem hat. nach dieser Ausstellung, 700 I Master täglich aus de» Kops, wäbrend der Voltmeter Master aus 0.07 Frc« zu stehen kommt; Neapel 200 I aus de» Kops und 0.25 FrcS. den Vollmeter; Pari» 198 I und 0.22 Frc«.; Glasgow 178 1 und 0,63 FrcS.; Bordeaux 170 l und 0,27 FrcS.; Wien 106 I und 0,41 Frc».; Turin 95 I und 0.27 FrcS.; London SO I und 0.11 FrcS.; Lyon 85 l und 0,60 Frc».; Florenz 77 l und 0.30 FrcS ; Brüssel 65 1 und 0,13 FrcS.; Berlin 64'/, i und 0.16 FrcS. Paris stehl also an dritter Stelle. Die ihm täglich ziigesühllc Wassermenge soll däbei, durch Zuleitung der Avrc und Voulzic. verdoppelt werken. — Ter „Kreuzzeitung" wird auS London gemeldet, Lord Loitdondcrry habe den Fürsten BlSmarck eingelaven. ihn demnächst in England zu besuchen. Fürst BiSmarö soll nicht abgeneigt sei», die Einladung aazunehmen. --- Tis li«. l>. Mai. Der Kronprinz von Italien ist nach WladikawkaS abgereist. Von dort begiebt sich dev selbe über NoworosstjSk nach Odessa. -----Eine interessante Fahrt. Am Sonntag Abend bot sich den Blicken derjenigen, welche Gelegenheit zur Beobach tung hatte», ein so interessantes nud großartige» Natur- schauspirl, wie eS wohl selten zu sehen ist. Rach schwülen Stunden zogen in der Gegend von I«rga». wohin Schirr der dieses eine Zweiradpartie unternommen batte, bald nach Mittag Gewitterwolken heraus, welche indessen nur von sern ber eia wenig sich vernehmlich machten, während Torgau selbst nur gegen 4 Uhr von einem schnell vorüberzirbeudrn Sprühregen betroffen ward. Nachdem der N>gen vorüber war, trat Schreiber diese- mit seinem College» tre Rückfahrt an und »war über Dahlen, Wurzen nach Leipzig. Nachdem wir in Schmannewitz vor einem dicht über un« hinziehenden Gewitter und dem begleitenden allerdings ebenfalls nur ge ringen Regen Schutz zu suchen unS genölhigt gesehen hatten, wurden wir aus ver Weilrrsahrt wieder in demselben Augenblick, als wir da- Dorf Kühren bei Wurzen be rührten. veranlaßt, einer etwa- stärkeren Taufe auS- zuweichen, wa» in Anbetracht der Oerllichkeit. wo wir vom Regen überrascht wurden, sich unschwer auSsühren ließ. In zwischen war deS Tage» Helligkeit ber Abenddäinmerung ge wichen, al» wir von Kühren wieder ausbrachen — e» war egen acht Uhr — und die durch de» vollständig umwölklen Iinimel verstärkte Dunkelheit deS Abend» ließ unS nunmehr ein Schauspiel in der Natur bewundern, wie wir eS wenigsten- noch nicht gesehen halten. An» Horizonte in jeder Richtung, vor un». hinter unS, zur Seite rcchtö und klnkS, zuckte» unaushörlich grelle, die Gegend lageShell erleuchtende Blitze, so baß es schien, al» solle die Erbe vom Himmel zerstört werden. Dabei vernahmen wir nur selten ein dumpseS Donnerrollen, ein Beweis von der immerhin weiten Ent fernung der ring-um wülhenden Gewitter. Bei Wurzen be merkten wir einen Hellen Feuerschein in der Gegend »ach Mutzschen zu. zweifellos die Folge eine» Blitzschläge», welcher gezündet hatte. Nach zehn Uhr beruhigte» sich die ausgeregtei» Elemente der Natur langsam, doch leuchtete» noch bis gegen zwölf Uhr. zu welcher Zeit wir in Leipzig einrückten, von allen Himmelsrichtungen her vereinzelte Blitze. Um diese Zeit klärte sich der Himmel und einzelne Sterne kamen zum Vorschein, welche sich schnell vermehrten, bi« die schönste Slerncnnacht ihr friedliches Licht über die Erde ergoß. Am stärkste» und anhaltendsten scheint unserer Beobachtung »ach in der Gegend von Eilenburg und von Mutzschen, Grimma da» Unwetter gewüthct zu haben. --- Ein Kindertränkchen. Ter am 1l. Juli 1738 zu Schloß Moritzburg bei DreSVe» geborene Herzog Moritz von Sachsen-Tesche« kam so schwächlich zur Welt, daß Nie mand glaubt^, er werde am Leben bleiben. Da beschloß der königliche Leibarzt, an dem Neugeborenen einen StärkungS- versuch mit altem ungarische» Weine zu machen. Da- Kmd kriegte Tokayer und der bekam ihm vortrefflich. Es nahm an Kraft und Gesundheit zu, spuckte die dargercichle Milch wieder auS und wollte nur Tokayer trinken. Vielleicht war dies Veranlassung, daß Herzog Moritz später ein wackerer Zecher wurde. Ueber den bewährten „SäuglingSlrunk" hat er selbst in seinen „ücksmoires elo ma vis" berichtet. ---- Bauerregeln sür Mai. WennS donnert in» junge Laub hinein, wird Mehl und Obst billig sein. — GiebtS recht viele Eichenblüthen, wird der Herr VaS Korn behüten. — Treibt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche. — Regnet» zeitig im Mai. ist bald der Sommer vorbei. — Mai recht kühl, verspricht Frucht und Heu gar viel. — Wenn Benigna — 9. Mai — Wäsche bat, regnetS über Dorf und Stadt. — Wenn Sarah — 16. Mai — und PrudenliuS — 21. Mai — schwitzen, gieblS im Juni große Hitze». — Wigand — 30. Mai — regnet Futter und Korn ins Land. — Ist der Mai »aß, tanzt die Magd umS Buttersaß. — Kurze Nächte, saute Knechte. — Zur Sperlingssrage, welche bekanntlich noch immer der Lösung harrt und Ornithologen vo» Fach wie da» ber Bogelwelt zugethane Laienpublicum, ja selbst die Parlamente beschäftigt, wird un» au« Leipzig geschrieben: Schutz den Sperlingen. Schon viel habe ich den Sperling verlästern hören, weil er alle möglichen Schandthalen begehen, Lvstbcniinblülhen abfressen rc. rc. soll, so daß ich bereits entschlossen war, ihm in meinem ziemlich umfangreichen Garten das Lebenslicht auSzublasen. Da ich aber ein großer Vogelfreund bin, mich auch ii» Garten viel aushalte, so habe ich gesunde», daß der Sperling ein Hauplverlilger der Obst- baummaden ist. Wohl kommt eS vor, daß er in eine Blüthe hackt, dann kann man aber sicher daraus rechnen, daß sich in derselben eine Made befindet. Er klettert von Zweig zu Zweig und zieht die schäd liche Blattwickelmade heraus, um sic selbst zu verzehren oder sie seiner Brut zu bringen. Kein anderer Vogel untersucht nach meinem Dafürhalten — nicht einmal die Meise, die mehr Blattläuse und Eier der Baumschädlinge frißt — die Obstbäume so genau wie der Sverling. Ich habe gesehen, welche Masse» von Raupen er vertilgt. Amsel und Staare suchen ihr Futter an der Erde, holen Schnecken und Würmer, der Sperling aber geht den Feinden der Obstbäume, wenigstens während der Paarungszeit und in dieser entwickeln sich ja die Maden und Raupen am meiste», mit größter Energie selbst zu Leibe. Deshalb möchte ich eine Lanze für ihn brechen und bitten, dies für den Gartenbau und für die Obstzucht so nützliche Thier, das allerdings auch geschworener Feind der Crocusse zu sein scheint und ebenso den Weizenfeldern vielen Schaden Ihnen mag, nicht grausam zu morden. Man beobachte selbst, und man wird finde», daß ich die Wahrheit sage. Wer sich über dies Capitel näher mit mir aussprechen will, kann meinen Name» in der Redaction dieses Blattes ersahren. 8. (Eingesand t.) In einer der letzten Nummern Ihres geschätzten Blattes wurde in einem Artikel, unterzeichnet vr. Mx. O., auf den schlechten Zu- stand des Pflasters der Roßstraße aufmerksam gemacht. Ein gleiches sehr berechtigtes Klagelied möchte man auch bezüglich des „Ranft- schen Gaßchens" anstimmen. Es haben sich gewiß viele der Passanten dieser so sehr srequentirtcn Straße schon i. Zt., als Reud nitz an Leipzig angcschlossen wurde, der stillen Hoffnung hingegeben, daß eine Neupflasterung wohl nicht lange aus sich warten ließe. Doch unnütz sind bisher alle Hoffnungen gewesen, und eS dürste wohl auch sür dieses Jahr »och keine Aussicht sein, daß dem trost losen Zustand dieser Straße, welche jetzt eine HauptvcrbindungSader sür die Ostvorstadldörser bildet, abgeholsen wird. Wenn man sieht, wie Straßen, wie die verlängerte Lutkersiraste, welche äußerst wenig Verkehr hat, mit Pflaster und Trottoir verjede» wird und eine Neu Pflasterung auch sür die Lange Straße, welche sich doch in ganz leid lichei» Zustande befindet, vorgcjehcil ist, so muß man sich wundern, daß hier die Bcdürsnißsrage nicht mehr berücksichtigt wird. Oder soll man alS Optimist sein ganzes Hoffe» und Harren auf die für Rcud- mtz äußerst nöthiae und längst erwartete Wasserleilung setzen, damit bet Einführung derselbe» auch das Ranslsche Gäßchen eine der Stadt Leipzig würdige Verfassung erhält? ll. II. Briefkasten. Llo alter Abonnent. Ter Principal kan» Sie sofort entlassen Wenn er Ihre berechtigten Anspruch« an Gehalt bis zum gesetzlichen Entlassungsterniin befriedigt, können Sic nichts dagegen einwendcn. Die gesetzliche Kündigung muß späiesiens sechs Wochen vor Ablau des Quartal«, also in diesem Quartal am 18. Mai, staltfinden. Neueste llachrMen. * Chemnitz, >2 Mai. Gestern fanden in verschiedenen Theile» Sachsen» schwere Gewitter statt; zwischen Wolken- slein »nd Wilischlhal wurde durch ein Schloßenwelter der Bahnverkehr zeitweise gestört; dort wie in der Gegend vo» Schcidei.berg »nb Schleitau bolen die Fluren den Anblick einer vollen Winterlandschask. Tie Strecke Dresden-Chemnitz war bei Dederon durch Schlamm und Gerolle, welch - von dem Dcuumbruch eine-Teiches berrührte, eine Zeit lang voll ständig gesperrt. Auch aus der Unigegenv von Riesa und au» Lunzeiiau werden schwere Gewitter genielvet. * Gera. 12. Mai. (Privattelegrami».) In vergangener Nacht wurden in der Weberei vo» Max Pertzcl an 57 Stühle» die Kette» und 8 Stück fertige Waarc zer schnitte». Der Fabrikanteiivercin zahlt 1000 Beloh nung sür die Habhaslmachunq de- TbäterS. * Wittenberg. 12. Mai. Hier zerschmetterte ein schwerer Hagel das Korn und die Garlensrüchte. Strichweise fiel ein starker Wolkenbruch. »Wrrschkow'tz. 12. Mai. Se. Majestät der Kaiser brach heut» früh 3 Uhr mit vem Grasen Hochberg nd dem Oberförster Schulz zur Pürsche in da» Tschotschwiher Revier aus. Leider war da« Revier in der vergangenen Nacht durch Wilddiebe beunruhigt worden, so daß da- Ergebntß der Jagd ein geringere« war, als man erwartet batte. An dem Früh stück im Walde nahmen auch Prinz Reuß, Prinz Georg o. Scdönaich-Carolalh, Gras Dohna-Schlobilten Generalarzt 1)r. Leulhold Theil. Bald »ach 9'/, Uhr ersvlgle die Rück- kehr nach dein Schlosse. Nach einem kurzen Bortrage deS HauSmarschall« v. Lynckcr begab sich Se. Majestät zur Ruhe. Da« Diner findet ui» 2 Uhr statt. Um 4'/, Uhr bricht Se. Majestät zur Pnrsche im Nesselwitzer Revier aus. * Lübeck. 12. Mai. Durch die gestern in ver hiesigen Gegend nicdergegangencn Gewitter sind schwere Beschädigungen aiigerichlel worben. I» Lübeck wurde eine Frau vom Bl>tz erschlagen. In Kulpin und RoltenSdors waren große FeuerSbrünsle, außerdem waren vier Schadcnseuer aus Lübecklschem Gebiete. * Wien, 12. Mai. Der Petition»«u-schuß der Abgeordnetenhauses beschloß, die Petitionen der durch dir Arbeiterercesse in Wagstadt beschädigten Handels- srmen um Entschädigung der Regierung mil der Aussorde- ruilg zu überweisen, nach aiigestellten Erhebungen eine aus die Entschädigung ber Petenten bezügliche GesetzcSvorlage ein- zubringen. * Wien, 12 Mai. Dem Abgeordnetenhause hat der Ministerpräsident Graf Taasse heule mitgelheilt, daß ber Kaiser die Delegationen zum 4. Juni nach Pest eiu- berufcn habe. * Wie», 12. Mai. Das Mitglied de» Herrenhauses Fürst Hugo Salin-Reisserscheidt ist gestorben. * Prag. 12. Mai. Sämmtliche Arbeiter der Ma schinenfabrik Danek haben die ihnen gestellten Bedingungen angenommen und sind zur Arbeit zurückgckchrt. Zu ihrem Schutze wurde Mstitair ausgebolen. * Karlowitz, 12. Mai. Gestern fand unter zahlreicher Belheiligung aller Schichten der Bevölkerung und begeisterten Ovationen sür den König und den neuen Patriarchen die Installation dcS Letzteren statt. * Petersburg, 12. Mai. Gestern fand die feierliche Weihe de» Prälaten Zdanowicz zu», Suffraganbischos der römisch-katholische» Eparchic Mohilew statt. * Rustschuk, 12. Mai. Die Eisenbahn Bamboli-BurgaS wird ai» 26. Mai feierlich eröffnet werten. Vach Schluß der Vedaclion eingegange«. Meerane. 12. Mai. Die hiesigen Orte« streiken den Arbeiter kominen mehr und mehr zu ber Einsicht, daß sie »iit dem diesmalige» Streik nichts erreichen könne» und kehren darum nach »mV nach wieder an die gemeinsamen Arbeitsstätten zurück. Am heutigen Morgen traten wieder viele Arbeiter in de» Fabriken an, weswegen i» fast allen Etablissements gearbeitet werden konnte. Den Arbeitgebern kommt eS sehr zu statte», daß sie augenblicklich nicht mit Auf trägen übcrhäust sind, oder baß sie die Austräge unter der Bedingung angenommen haben, baß sie im Falle eines auS- brechenden Streiks eine längere Licserungösrist erhalten. In jedem Falle ist eS gut, wenn die Fabrikanten in so bewegten Zeilen, wie die jetzigen sind, diese Vorsicht gebrauchen. --- Meerane, 12. Mai. Von dem Gewitter, welche» gestern gegen den Abend am Himmel herauszog, ist auch die hiesige Gegend betroffen worden. Elektrische Entladungen folgte» rasch aus einander und brachten mehrere derbe Schläge. Der heftige Regen war hiesigen Orte» reich mit Schloßen vermischt, welche in der Gegend von Dennhcritz und Seiseriy in de» Feldmarken dedeutenvcn Schaden «»gerichtet habe». Mehrfach hat der Blitz i» Gebäude eingeschlagen, beispiels weise sind in Schönberg und Wünschentors einzelne Häuser von sogenannten kalten Schlägen getroffen worden. Die Be wohner stnd jedoch mit dem Schrecken davon gekommen. --- Altenburg, 12. Mai. Ein heftiger Gewitter zog gestern in der sechsten Abendstunde über unsere Fluren. Es blitzte und donnerte beständig, und einige Feldmarken im süd lichen Theile deS OstkleiseS sollen auch vom Hagel betroffen sei». In NnliSvors fuhr ein Blitzstrahl in ein HauS und riß die ganze vordere Giebelscite auseinander. In Schloßig traf ein Strahl daS Gasthaus, in welchem Tanz abgehallen wurde. Der Schlag richtete einigen Schaden am Dachsluhle an und suhr an der Seite zur Erde nieder. Glücklicher Weise ist keiner der Gäste verletzt worden. * Hamburg, 12. Mai. Am Streik der GaSarbeiter yaoe» sich die in den Gasanstalte» beschäftigten Maschinisten und Schmiede nicht belheiligt. Die Streikenden verlangen statt zwölsstündiger Doppelschichl täglich dreifache Schickt von acht Stunde». Ei» Einlrilt von GaSmangel ist jedoch nicht ausgeschlossen. 5V. Pose», 12. Mai. (Privat-Telegramm.) Nach amt licher Mittheiluiig tr>sst Se. königliche Hoheit ver Gencral- selbmarschall Prinz Georg von Sachsen am 27. d. M. hier ein und wird dem Vernehmen nach drei Tage sich hier aushalten. * Wien, 12. Mai. (Abgeordnetenhaus. Budaet- Debatle.) Gegenüber der Ansicht, daß daS Strafrecht in seiner Ausführung betreffs deö Schutzes einzelner Con- sesstcnen »nd Nationalitäten von gewisser Lahmheit zeuge, erklärt der Juflizminister, daß nach seincn Erfahrungen, gerade wo eS sich ui» die anlisemitische Bewegung handelte, ziemlich viel geschah. Tie Regierung sei zum Schutze aller Consessionen verpflichtet. Ter Minister wünschte, daß man immer mit solcher Strenge den Ausschreitungen bezüglich der Religion und Confessio» begegnet wäre, wie dies dermale» gegen die antisemitische Bewegung geschicbt. Bezüglich dcS dcutsch-böhmlschkn Ausgleich» c>klärt der Minister, die R gieiung sei behusS der Förderung dcS AnSglcichSiveikeS unausgesetzt tbätig, den» e» stehe etwaü höheres aus dem Spiele, nämlich der gute Ruj deS politische» Zustande» unserer Monarchie. * Nom, 12. Mai. (Deputirtenkam »ier.) Der Minister des Schatzes Giolitli brachte eine Reihe von Abänderungen deö Budgets sür l880/8l ci» und kündigte die baldige Ein bringung weiterer AbänderungSanträgc an, betreffend dic E>- sparung von 26 Millionen Lire, darunter zehn beim Kriegs- buvgct, süns beim Marincbubgct, der Nest beim Budget der Arbeiten, kcs Innern und dcS Schatze». Fenier kündigte der ArbeitSminister an. er werte demnächst eine Vorlage einbringc», betreffend die Verminderung rer jährliche» Emissionen von E.seiibahnobligatioiicn aus 65 Mil lionen. DaS Deficit pro l890/8l betrage einschließlich der Koste» sür die Versuche mit rauchloscm Pulver 35 Millionen Lire, welche durch obige Ersparungen sich a»s »cu» ver mindern und sogar ans sieben bcrabgchcn werde». Durch die mit den Emissionsbanken für einen größere» Ertrag der UmlausSgebührcn vereinbarte Erhöhung von 2 Millionen, wenn die Kainmcr außerdem die schon eingcbrachlc» Vorlagen aiinehmc, welche 5 Millionen als EinnabiiiezuwachS ans den Börsen, den Verträgen, de» EonsulatSgcbühre» und de» Maß- nnd GewichtSgebübrcn ergeben werde», werde man ein doppeltes Resultat crballen. Man habe nämlich VaS Gleich gewickl dcS am l. Juli 1880 beginnenden RechnungSjabreS erreich! und zugleich den öffentlichen Ercdit grsichen dnich Festsetzung der Obligntionencommtsston zum Ban vo» Eisen bahnen aus dc.S Maximum von «,5 Millionen Lire. * Rom, t2. Mai. Heule Vormittag wurde» da» Tack ber großen Schießhalle und der Triumph bogen am Ein gänge derselben durch einen heftige» S türmwi nd abgetragen; cinch sonst wurde mehrfacher Schaden an de» Fahnen und tcn Zielscheiben angerichtct. Der Luftballon vo» Godard playle. Da« Schießen wurde bi» zum Nachmittag eingestellt, ui» den Schaden auSzubcsser:». »er-nN-ürNichee tz»t»rlch llhse Ui k«t »o, rs«tl 0r. O»k,r v«»l V/et,,«»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)