Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900513
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-13
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-tv« MUtlalr-Änvallden-Veeel». * Leipzig, 12. Mai. Unter außerordentlich zahlreicher Be- Heiligung der diesigen und auswärtige», bejondcr« vieler preußischen Attiilairvereine beging gestern der hiesige Mililair-Jnvaliden- Verein die Weihe sciiier neuen Bereinssahne, ein Geschenk der Frauen der VrreiuSmitglieder, in festlicher und umfangreicher Weise. Nachdem sie mit einem Morgeiicvncert im Parke zu Schleußig, ausgesührt von der Capelle des königl. sächsischen Carabiiiter-RegimenlS unter Leitung des Herrn Slabslrompctcr Lorbeer eingcleitel worden, fand von 11 Uhr an ini Kryslallpalast der Empfang der in grosser Zahl etntressendcn aus wärtigen Militair-Bereine statt. Die eigentliche Feier begann Nach mittags um 3 Uhr im groben Theatersaale des KrymrUpalasies mit Conccrtmusik, welche die obengenannte Capelle anssührte. Das gebotene Programm war der Feier des Tages entsprechend gewählt, die einzelnen Nummern wurden vorzüglich ausgesührt »nd mit reichem Beifall ausgezeichnet. Leider erwiesen sich die Räume des KrhslallvalastrS zu klein, um die grobe Zahl der Festtheilnehmer auszunehmen. Ungeachtet der Theater- und der Blaue Saal dicht gedrängt besetzt waren, blieb für eine grobe Zahl der Erschienenen nur noch Platz in den Beranken und im Garten übrig. Dem Fest» actirS wohnten Herr Gcneralmaior v. Nostitz.Drzewielki, die Herren Oberst Schröder, Lbersllieutenant Kaeusler, auberdcm noch einige Herren Stabsossiciere, deren Namen uns unbekannt blieben, und eine gröbere Anzahl Lfficiere der hier garnisonircnden Regimenter bet. Nachdem die Fahnen der sich an der Feier betheiligenden Vereine, über an der Zahl, aus der Bühne und aus der zu derselben führenden Trepp« Ausstellung genommen hatte», wurde mit dem Fahnenliede, vorgetragen vom Gesangverein „Lyra" unter Leitung de; Herrn Hering der Festact crüssnet, worauf Herr tttrchheii», Vorsitzender des Vereins, mit herzlichen Worten die Vertreter des hohen OsficiercorpS, die Ehrengäste und sämmtliche Festtheilnehmer willkommen dies,. Tie Wciherede hielt hieraus Herr Division-Prediger I-r von Criegern. der seiner tics wirkenden Ansprache, die Frage des Heilands an Petrus „Hast Tu mich lieb?" und die Antwort des Letzteren „Du weist, dab ich Dich lieb habe" zu Grunde legte. Ter geschätzte Herr Redner betonte yierbei, daß zu dieser Frage zwei Personen, Kaiser Wilhelm und König Albert, durch ihre Tugenden und Verdienste besonders berechtigt sind und dasj von jedem, der sein Vaterland und seinen Fürsten ehrt und liebt, die Antwort lauten müsse „Du weibt, daß ich Dich lieb habe." Hochkelrübend sei es aber, daß «in Theil der Bevölkerung diese Frage mit einem trotzigen Schweigen be- antworte, und keine Liebe zu dem von Gott berufenen Herrscher und auch keine Religion und kein Vaterland mehr kenne. Es sei zu wünschen, das» >ich diese Bedauernswerlhen zu den Idealen, Gott, Fürst und Vaterland bekehren möchten. Die Mitglieder des Jnvalidenvereins haben aber aus die Frage l„Hast Du mich lieb-"' ihr Alles, ihr Leben und ihre Gesundheit eingesetzt und sich für die Opfer, die sie gebracht, den Tank aller erworben. Die von weibgekleideten Jungfrauen getragene Fahne wurde sodann enthüllt und von Herrn von Criegern geweiht als ein Zeichen der Zusammengehörigkeit in der Pflege der Kameradschaft und in der Liebe zu Kaiser und Reich, Fürst und Vaterland. Das von dem Herrn Redner hieraus ausgebrachte Hoch aus Kaiser Wilhelm und König Albert fand die begeistertste Ausnahme. Es schloß sich hieran der gemeinsaine Gesang der Nationalhymne. Ueberaus reich waren die Geschenke, welche der neuen Fahne von allen Seiten zu Theil wurden. Zunächst war es die von Ihrer Majestät der Kaiserin Victoria August» dem Verein geschenkte überaus prächtige Fahnenschleise, die durch Herrn Divisionsprediger 1>r. von Criegern mit einer warm empsundenen Ansprache über reicht wurde, der sich ein aus die hohe Gescheitkgeberi» ausgebrachtes dreifaches Hoch anschloß das begeisterten Wiederholt fand. Da von Sr. Majestät König Albert dem Vereine zugedachte Fahnen, gescheit! folgt, wie ein Telegramm aus Dresden meldete, nach. Die Frauen der Vereinsmitglieder überreichten außer mehreren prächtigen Kissen ein schön gesticktes Fahnenbandelier und die Jungfrauen dergleichen Schärpen und emc Fahnenschleise. Es folgte hicrau die Uebergab« der von den Brudervereinen gespendeten Fahnennägel, wohl 65 an der Zahl. Da jeder der Ueberreicher eine längere oder kürzere Ansprache hielt, so nahm dieser Theil der Feier eine geraume Zeit in Anspruch, so das; die Aufmerksamkeit der Festtheilnehmer verloren ging und hierdurch die Weihe der Handlung wesentlich beeinträchtigt wurde. Jedenfalls wäre die letztere bet einer be schränkteren Einladung, welche man nur an die hiesigen Vereine und die der Vororte hätte richte» sollen, wie bei vielen von unS jchon beigewohnten Fahnenweihen, eine viel erhebendere gewesen. Nach Beendigung der Gcschenküberreichung dankte Herr Kirch heim tief ergriffen für die vielen Beweise der Anerkennung, der Liebe und Freundschatt. Der Gesangverein „Lyra" trug noch den Weih gesaug von Fr. Abt wirkungsvoll vor und mit dem gemeinschast lichen Gesänge des von Elisabeth Schmidt gedichteten FahnenliedeS. dessen Inhalt sichtlich von Eindruck war, endete die osficielle Feier, der sich ein Tanz in beiden Sälen anschlos> Bemerkt muss noch werde», das, die prächtig auSgeführte Fahne, die aus einer Seite die Germania des NicderwalddcnkmalS, aus der andern Seile den Namen des Vereins in kunstvoller Poltchrom- und Goldstickerei ausgesührt zeigt, aus der rühmlichsl bekannten Fahnen. Sttckerei-Manusactur des Herrn Ha »icke hcrvorgegangen ist und einige Tage in dem Schaufenster der Herren Conrad L Conü da - - - >yk , . Müller, PeterSstraße 41, ausgestellt sein wird. Gebrauch« der Bäder und dem Genuss« der heilkräftigen Seelust Stärkung ihrer Nerven und Erholung von ausreibender Berus», arbeit erhojseu. Ein Vorzug ThiessowS vor andern Badeorten besteht darin, daß es fast von allen Seiten vom Wasser um- spült und im Besitze von Badeeinrichtungen am Ost. und am West- lrande, sich fast steten Wellenschlages zu erfreuen hat, aanz un- ibhängig von der Windrichtung. Dl« Bäder haben durchweg andigen, steinsreien Strand. Schattige Spaziergang« sind vor- Händen. Das :18 m über dem Orte sich erhebende Thiessower öwt mit seiner Lootsenstation bietet einen selten schönen und um- affenden Rundblick über Land und Meer. Als Badeverwaller ungirt Herr Koos, der zuvorkommende Besitzer des Hotels Mönchgut, in dessen Händen auch die Verwaltung der Post, und Tclegraphenslation ruht. Derselbe ist zur Ertheilung jeder Aus- kunsl gern bereit. Zu erreichen ist Thiejsow in einem Tage durch den Tampscr „Anklam". Abfahrt von Greifswald täglich 2 Uhr 15 Mi». Nachmittags im Anschlüsse an den von Leipzig früh kurz nach 1 Uhr abgehenden Zug. Wagen oder Segelboot zur Abholung von Kleinhagen ist bei der Badeverwaltung brieflich zu bestellen. Denjenigen, welche Seekrankheit befürchten, ist die Benutzung des großen Dampfer» „Rügen", welcher jeden Sonnabend aus der Fahrt von Greifswald nach Stubbenkammer Thiessow anläust, zu empfehlen. Eine Abholung durch Wagen oder Boot erübrigt sich in diesem Falle. Tie Aufmerksamkeit unserer Leser soll hierdurch auf den Ort Krakow in Mecklenburg - Schwerin als reizenden Sommer- ausenthaltsort während der Ferien hingelenkt werden. Krakow, Station der Eisenbahn Gustrow-Nensladt a. D., ist von Berlin in 6, von Hamburg in 4, von Leipzig und Dresden in 8 Stunden bequem zu erreichen. Die Stadt von 2000 Einwohnern ist an den Usern des durch seinen Fischreichthum bekannten Krakower Sees gelegen. Prachtvolle Tannen- und Buchen-Waldungen in nächster Nähe der Stadt und unmittelbar am See, nehme» die Spazier- gänger in ihren schattigen Wandelgängen aus. Liebhaber von Jagd und Fischsang finden die beste Gelegenheit, ihren Vergnügungen »achzugchen, da die Gegend ebenso reich an Wild, als der See an Fischen ist. Gemeinsaine Ausflüge zu Wasser und zu Land, Kegel- Partien, gesellige Zusammenkünfte werden zur Unterhaltung der be- uchenden Freniden arrangirt und bilden angenehme Abwechslung in dem Programm der Vergnügungen. Gute, billige Hotels und bürgerliche Pensionen öjsncn den Gästen ihre wirtylichen Räume, Küche und Keller vermögen den höchstgeslellten Ansprüchen mit Leichtigkeit zu genügen, wahrend die Preise deratig gestellt sind, daß elbst der in bescheidenen Verhältnissen Lebende der Großstadt sich und seiner Familie das Vergnügen und die Erholung eines Ferien Aufenthaltes in Krakow ohne besonderen Kostenaufwand ge- währen kann. «gr auch sind, leiden zuweilen doch an einem Fehler, sie bringen nicht die Beschreibung einzelner Touren, sonder» ganrer Gegenden. Diesem Umstand ist durch Einführung von Stängels Reisesührer in losen Blättern, nach Theililrecken geordnet »um Zusammenstellen, welcher im Selbstverlage des Verfassers in Frankenberg i. S. erschienen ist, abgeholsen. Die einzelnen Blätter ä 5 ^ werden, nach Art der comvinirten RundrcisevillctS, d«r Reihenfolge der Reise nach zusammengclegt, mit einem Umschlag versehen und mit Klainmern gehestet, abgegeben. Stange's Reisesührer bringt auch alle Karten und Stadtpläne, welche dem Reisenden nöthig oder erwünscht sind Durch jede Buchhandlung, wie auch durch den Verleger selbst kann der Reisesührer in losen Blättern bezogen werden. » >» » s Annabrrg. Die von allen Seiten jetzt in da» an Natur chönhciten so reiche Erzgebirge führenden Eisenbahnen locken den Wanderer und Ausflügler immer mehr in unser herrliches Berg land und machen wir besonders aus die mit überaus lohnende» Partien zu verbindenden Eisenbahnlinien Chemnitz - Annabcrg (Zschopauthal) mit den Zweigbahnen Schönseld-Geyer, Wilischthai- EhrensriederSdors (Greisensteine) und die neue Eisenbähntour Anna- berg-Schwarzcnberg (Miltivcidabrücke) mit den Zweigbahnen Schlettau- Crvttendors und Riltersgrün aufmerksam. Sehr zu rathen ist dabei ein Ausflug nach dem seit vorigen Sommer mit einem stattlichen Unterkunft-Haus gekrönten höchsten Berg Sachsens, dem Fichtelberg. AIS zuverlässigen Führer können wir bei diesen Ausflügen, wie überhaupt für S ganze sächsisch böhmische Erzgebirge den bereits in 6. Auflage erschienenen Herlkt'schrit Wegweiser (Verlag von H. Graser, An nab erg) empfehlen. Derselbe bietet neben einer vorzüglichen und eingehenden Beschreibung des Erzgebirges Touren in Hülle und Fülle und als Beilagen eine Höhenkarte, eine gute Uebersichlskarte des bekannten Topographen Mittelbach (die auch avart zu haben ist) und eine von dem leider in den Alpen verunglückten Obi Lader und Sommerfrischen. s-Sommerfrische Rothenthal. Rothenthal liegt eine knappe Wegstunde von der Bahnstation Olbernhau im Erzgebirge, direct an der böhmischen Grenze und zieht sich in tiefem reizenden Thal« an dem Natzjchungsbach, Nebenflüßchen der Flöha, hin, ist von drei Seiten mit einem stundenlangen herrlichen Laub- und Nadelwald umgeben, in welchem es nicht an interessanten Spaziergängen und mannigfachen Abwechselungen mangelt. Hier sieht man steile Felsen, tiese Schluchten und zahlreiche vom Wasser getriebene Industricwerke der Spielwaarenbranche. Von den zahlreichen Spaziergängen und Atissichtspuncten sind besonders nennenSwerth der «ophienstein, Stößerseisen Pilz und der aus böhmischer Seite gelegene Steinl mit seiner herrlichen Fernsicht »ach dem Böhmerland. Die gesunde Waldlust ist besonders Lungenleidenden zu empfehlen. Biele Ein- ivohner Rothenthal» sind aus «ommersrischler eingerichtet und nament lich bietet der Winkler'sche Gasthos saubere Zimmer, sreundliche Bedienung, gute Kost und srische Getränke. Seiner Billigkeit wegen ist genannte Sommersrische allen Denen zu empfehlen, welche» daran gelegen ist, einen Summ, raufenthalt zu finden, der nicht mit so großer Opser» verbünde», dabei trotz geringer Ausgaben Gelegenheit ge boten ist, eine der romantisch schönsten Gegenden unseres Erzgebirges kennen zu lernen. f Bad Elster. Obgleich die Saison in unserem Badeorte erst am 15. Mai beginnt, sind doch schon Badegäste «ingetrossen, nicht allein aus der Nahe, sondern auch aus lerne» Landen. Unter letztere» befindet sich eine aus acht Personen bestehende russische Familie, die bis zum vorigen Herbst in Paris lebte, dann nach Nizza ging, und nachdem sie dort die Wintermonate »uaebracht, direct über München und Eger zum Badegebrauch in Elster an gekommen ist. Ueberhaupt erlreut sich unser vaterländisches Heilbad »nies so weit verbreiteten RuseS, daß man hier in allen Zungen sprechen hört. 's Auma. DaS hiesige Bad ist geöffnet, und ladet der Bade Ausschuß Leidende und Sommerfrischler zum Besuche unserer lieb lichen FrühlingSIandschast und prächtigen Nadelwaldungen ein. Ter Besuch des noch »ungcn Bades ist stetig gewachsen: er betrug 18811 227 Personen, darunler eine stattliche Anzahl Besucher aus Leipzig 26er sich de» Aufenthalt in einem Luftkurorte mit »atürlich-einsachcn Verhältnis'«,, gewähren kann oder muß, dem empfehle» wir, einen Versuch mit Auma zu machen. Zu jeder gewünschten Auskunst ist der Bade-Ausschuß gern bereit. s Bibra. Ein zwar bescheidenes, aber nichtsdestoweniger heil krustiges Bad ist das unfern der llnslriitdabn, in einem engen Berg kessel aniiiuthig gelegene Bibra. Ter Brunne» wurde bereits 1680 gefaßt und kam bald in blühende Aufnahme, die spater durch Feuers- drünst» leider wesentlich beeinträchtigt wurde. Bald aber erhob sich das Bad zu neuem Ansehen. Der -stahlöruniicn wird zum Baden und zum Trinken benutzt. Er leistet gute Dienste bei 'Nervenschwäche und Rheumatismus. -f Tbiessow aus Mönchgut. Da- kleine Seebad Thiessow vereint vermöge seiner Lage an der südlichste» Spitze der von der Insel Rügen sich weit in Vas Meer hinaus erstreckenden Halbinsel Mvnchgut hinsichtlich seiner Wirksamkeit alle Vorzüge eines guten Seebades. Die Biederkeit und Zuvorlomnieuhcit seiner aus Lovtscn und Fiichcrn bestehenden Bewohner, die Sauberkeit und zweckmäßige Einrichtung des „Hotels Mönchgut" und der zahlreichen Privat- loohnnngeii. die bescheidenen Preisverhallnijse und die wohilhueude ring',,,» herrschende Rübe lassen dieses eigenartige Stückchen Erde zun. Au,enthalte iur alle Die,eiligen ganz besonders geeignet erscheinest welche mit verhallmßmäßig geringe« Mitteln ausgerüstet, von dem legen«« Bootshaus« bemannt, »nd dt« Fahrt. "'s zum Reuen W«hre, dem Anfangs, ück Prix gezeichnete Oriciitirungstafel vom Fichlelberge den Bewohnern dcS Niederlande- unser schönes berlehrer — So sei denn Stück Erde schon für die Psingstiage empfohlen. Tie Verpflegung ist in säst allen kleineren Orten eine gute, in den größeren Slädten meistens eine ausgezeichnete. >» » In dem soeben erschienenen neuen Führer va» Kusstetn, Kiendergklamm und Umgebung mit 1 Hauvtkarte, 2 Special karten und 20 Illustrationen, München 1890, mit seiner gemuth volle», ethnographische» Skizze: „Land und Leute" weicht der Ver sasscr, Herr Dccan I>r. Hoersarther, vorthcilhast von dem meist trockenen, schabloiicninaßigen To» der Reisebücher ab. Ter „Führer" ist mit Wärme und Begeisterung geschrieben. Der kurze geschieht liche Theil ist, aus festem historischen Grunde von Rudolf Simvel bearbeitet, für Jedermann höchst interessant. Das Verzeichn!« der überaus abwechjelungsreiche» Tonren und Ausflüge bietet nicht nur einen vollkommen verlässigen Wegweiser, sondern auch unausgesetzt die unterhaltendste detaillirte Beschreibung dcS ganzen Gesichtskreises Tie treffliche Führerkarte von Anton Smwei, die vielen Illustra tionen, »ach vorzüglichen Photographien von Anton Karg, die insiruclive Darstellung der geologischen Formationen im Bezirke Kufstein von dem Professor Julius Gremblich, sowie eine Uebersicht der bedeutendsten Alpenflora des KaisergcdirgeS werden jedem Leser eine willkommene Beigabe sein. Der Bergführer- und Lohnkutscher Tarif soll dem praktischen Bedürfnis» dienen. DaS Büchlein wird den Besuchern „KusstetnS und seiner Umgebung" viel Vergnügen und manchen Nutzen schassen. Sport. * Leipzig, 12. Mai. Der Leipziger Ruderclub „Saxonia" beging gestern Vormittag unter zahlreicher Betheiliauug die osficielle Eröffnung der Ruderjaison, das sogenannt« „Anrudern". Es war ein lebhaftes Treiben, das sich hierbei am gestrigen Morgen bei den beiden der „Saxonia" gehörenden, an der städtischen Schwimmanstalt gelegenen Bootshäusern entwickelte. Mit der größten Sorgfalt wurdcn die Fahrzeuge nach ihrer inonatelangen Wintcrruhc heraus gebracht und de» Finthen der Elster übergeben. Eine stattliche Flottille von zehn Fahrzeugen, unter denen alle Gattungen, einsitzige SkissS und Grönländer, Zweier und'Vierer Rennboote bis zu den größeren Gesell schastsbooten vertreten waren, wurde bemannt und hinaus ging es in der Richtung nach Plagwitz mit dem Endziel „Schleußiger Park' aus der Wasserstraße, zwischen blühenden und duftenden Bäumen und Strauchern, zwischen herrlichen Park- und Garlcnanlagcn und Wiesen. Unter abwechselnde» Wcttsahren der Rennbote wurde Schleuß»», erreicht und hier in dem Park, in welchem die Capelle des königl. sächs. Cciradinier-RegimentS unter Leitung des Herr» LtabStromvelcr Lorbeer conccrtirte, eine längere Rast gehalten Nach ebenso belebter Rück- wie Hinfahrt langte die Flottille gegen 12 Uhr wieder bei den Booisbäiliern wohlbehalten an. Ter zweite Theil der Feier des „Anrudcrns" wird ain nächsten Freitag in Form eines Commerses in der Centralhalle abgehallcn werden. * Leipzig, 12. Mal. Bei prächtigstem Weiter hielt gestern der Gauverbandckl, Leipzig, des Deutschen Radsahrerbundcs seine erste diccjahrige Gaufabrt über Wurzen nach Grimma ad. An derselben bethciligteii sich über hundert Räder. In der so freundlich gelegenen Muldensladl G ri nima, die auch sonst gestern wieder von zahlreichen Fremde», namentlich Leipzigern, besucht war, hat sich vor Kurzem ein Radsahrerverein gebildet. Derselbe empfing in Vvgcl's Restaurant die Sportgenossen mit Musik und geleitete sie nach dem romantisch ain linken Ufer der Muide gelegenen Schützenhause. Hier fand im Saale in den ersten Nachinitlags- slundcn das gemeinschaftliche Mittagsmahl statt. Noch Beendigung desselben untcrnadmen die Radfahrer eine Eorsosadrt durch die vielfach geschmückten Straßen Grimma- und setzten dann die Fahrt bis zum Kloster Nimbschen fort. Hier fand die Gausahrt ihren Abschluß. * Leipzig, 12. Mai. Der Leipziger Ruder-Verein hielt am gestrigen Nachmittag die übliche Frühlings - Eorsofahr „Das Anrudern" ab, welches den osficielle» Beginn des RudernS bezeichnet, wahrend die Fahrten schon ihren Anfang nehmen, sobald die Flüsse nur vom Eise befreit sind. Das herrliche, last schon etwas zu heiße Wetter begünstigte sie Fahrten aufs Beste. Nach- iniuag gegen 4 Uhr wurden die zur Dhetlaahine bestimmten Boote dc« Leipziger Rndri^kereins vor dessen an d«r Heiligen Brjsck« ge» die sich vom Hochzeit». S Fluthcanal», und zurück dt- zum BootShanse erstreckte, nahm ihren Anfang. Nachdem sich an diese Fahrt verschiedene Vergnügungsfahrten der enistweilcn beim Bootshaus« zurückgebliebenen Angehörigen der Ruderer anaeschloffea batten, trieb da« gegen Abend auffteigend« Gewitter Alle, welche bisher aus dem Vootsplatz« und in schattiger Walbecke gesessen hatten, in dc>S BootShau«, wo man bald nach den Klängen des Piano« im BereinSzimmer tanzte, während ein Mit. lieb durch einig« humoristisch« Gejangtvorträge die herrschend« röhlichkeit noch vermehrte. * Ter 10 Mat Ist der GründungStag der nunmehr fest 1885 bestehenden Leipziger Tattersall - Gesellschaft, ivelche aus die sich mit jedem Jahr steigernden Erfolge mit Befriedigung zurück- blicken und mit in jeder Beziehung gesicherter Zuverpcht aus da« ernere Gedeihen und Wachsen dieses zeitgemäßen und sür alle Sport- kreise wichtigen Institutes in die Zukunft blicken kann. Die Leitung diese« UnlernchmenS befindet sich in sicherer Hand, da« Vertraue» »ur Sach« wächst in beständiger Weise, denn die Ueberzeugung, daß )ie Benutzung dieser BermitlelungSanstalt bei Ein- und Verkäufen von Pserden, Wagen, Geschirren u. s. w. sür jeden Privatmann nur von 'Vortheil und rothjam ist, bricht sich immer mehr Bahn. Obgleich man ja fast täglich einen lebhaften Verkehr in den Räumen des Leipziger Tattersalls zu beobachten Gelegenheit hat, so zeichnete sich der heutige Stistnngstag doch insofern ganz besonders aus, daß außer einigen Paaren Wagenpferden auch der hochelegante Vollblut - Araber - Schimmelhengst „Favory", welcher vor Kurzem seiner ausfallenden Schönheit wegen von un- serem rühmlichst bekannten Thiermaler Lrutemaun ausgenommen wurde, zu hohem Preise nach Hamburg verkauft, und ebenso der eit wenigen Tagen auS Züchterhand eingelieserte schneidige Bierrrzug (Schimmel und Rappen übers Kreuz gespannt) englisch-ofipreußischer Abstammung einen Käufer fand und Nachmittag unter sicherer Escorte zur Bahnvcrladung gebracht wurde, um an dem neuen Be- timmugsorte das Renomms« der Leipziger Tattersall-Gesellschaft noch inchr zu begründen. — Wir wollen nicht unerwähnt laßen, daß in diesem Monat außer der am 3. Mai avgehaltcnen Auclion, welche mit 65 Nummern (darunter 57 Pferde) auSgestatlet war, noch zwei Auctionen (am 17. und 31. Mai) stattfindcn. * Rennen zu Tharlottenburg am 10. Mai. — Molflach, rennen. Preis 1500 Distanz 1400 m. (4 Unterschriften.) Rittmeister Suermondl'S 6jähriger Fuchs-Wallach „Marcel" 1., Lieutenant Schlegel's 6 jähriger FuchS-Wallach „Dunkelmann" 2., Herrn I. Saloschin's 3 jähriger schwarzer Hengst „Banns" 3. — Jungsernslachrennen. Preis 1000 Distanz 1400 m. 7 Unterschriften.) Major von Tresckow's arabische braune Stute .Skittlcs" 1., Major von Zansen-Lslens 4 jähriger brauner Wallach .Pilot" 2., Lieutenant von Schmiedens arabische braune Stute .Signor Post" 3. — Westend-Hürdcn-Rennen. Preis 1500 Distanz 3000 m. (6 Unterschriften.) Capilain Jods 4 jähriger brauner Hengst „Exrrato" 1., Herrn Albcrt's 5 jährige Fuchs-Srule „Roth, haut" 2., Lieutenant v. Waidows 4 jährige schwarze Stute „Madame Favart" 3. — Ktlbarry-Jagd-'Renncn. Ehrenpreis und 1000 Mark Distanz 3000 m. (14 Unterschriften.) Major v. Tresckow's arabischer brauner Wallach „Scholar" 1.. Rittmeister v. Schmidt- Pauli s 6jähriger brauner Wallach „Panther" 2., Lieutenant Gras Götzens arabische braune Stuft« „Gina" 3. — GroßesBerliner Hürden.Rennen. Preis 5000 ./i Distanz 2500 ,». (16 Unter schriften.) Rittmeister Suermondt's 5 jähriger Fuchs-Hengst „Rauf bold" I.. Capital» Ios's 6jähriger Fuchs-Hengst r> au« Herrn O. Sviekermana's 4 jährige Fuchs-Stute „Venus" 3. — Spreethal-Jagd-Nennen. Preis 1800 .St Distanz 3000 m. (15 Unterschriften.) Lieutenant Graf Hallwyi'S arabischer Fuchs- Hengst „Androkles" 1., Herrn H. Suermondt's arabischer Fuchs- Wallach „ArainiS" 2., Capitain Joe'S arabischer Fuchs-Wallach „Westgate" 3. — St. Mack Jagd-Rennen. Preis 1500 Distanz 3500 m. Rittmeister v. Köller's 6 jährige schwarze Stute „Wegda" 1., Lieutenant Gras Westphaien's 4 lähriaer brauner Hengst „Bacchus" 2., Freiherr» v. Schrader's arabische braune Stute ..Missie" 3. Rennen zu Kempton.Park am 10. Mai. Kempton-Park Great-Jubilee-Stakes von 3000 D. Handicap. 50 L Einsatz, 30 L Reugeld, und 10 2 wenn erklärt. Distanz 1600 m. Dem zweiten Pferde 200 L, dem dritten Pferde 100 L aus den Einsätzen und Reugeldern (56 Unterschriften). Sir I. T. Mackenzie'S brauner Hengst „The Imp", von Robert tde Tevil a. d. Martqr, 3 jährig, 38'4 lc^, 1. Capitain L. M. Jones' brauner Hengst „Teophilus , -tjährig, 53 üy-, 2. Baron Hirjch'S brauner Hengst „VaSistas 4jährig, 52 ÜA, 3. Siebzehn Pferde gelaufen. --- Berlin, 11. Mai. Die Fortbewegung auf dem Bycicle fällt, wie der Strafsenat des Kammergerichts gestern an- läßlich eine- concreten Falles ausgesührt hat, nicht unter den Be griff des Reitens, sondern unter den des Fahrens. Ein Velo- cipedist, h. zu Hanau, war nämlich im November 1889 entgcger einer dortigen Polizeivcrordnung außerhalb deS Fahrwegs durch den dortigen Eisenbahnviaduct gefahren und deswegen in zwei In stanzen zu einer Geldstrafe verurtheilt worden, wobei sein Einwand, daß er als Reiter betrachtet werden müsse, und daß das Reiten durch den betreffenden Viadact unter allen Umständen gestattet sei, keine Berücksichtigung gesunden hatte. Er legte hiergegen Revision mit dem Hinweise ein, daß gerade für Hessen Nassau uno in weiterer Folge Rheinland-Westsalen, wo in Folge der vielen Jndustnebczirke und der nothigen schnellen Verbindung zwischen einzelnen Etablisse ments das Velociped ganz besonders in Ausnahme gekommen sei, die Beschränkung der Benutzung dieses Vehikel- eine ganz besondere Bedeutung habe. Jin vorliegenden Fall handle es »ich unzweifel haft um einen „Ritt" aus dem „Stahlroß", und der Bolksmund, der den Kern einer Sache oft weit richtiger erfasse, als der Jurist, habe dem Bicycle denn auch sofort jenen ihm zukommenden Namen gegeben. Das Kammcrgericht wies indeß die Revision zurück, indem es in der Annahme des Borderrichters, daß H. aus einem vcrbolencn Wege gefahren sei, keinen Rechtsirrthum zu finden vermochte. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. II. Straft»»»»er. * Leipzig, 11. Mai. 1. Am Abend des 20. Februar batte sich eine zahlreiche Menge im „Gasthos zum schwarzen Roß" in Ltebertwoikwitz einge»unden, um dort das Resultat der am selben Tage stattgchabten Reichstag-wähl zu erfahren. Ter Schutzmann U. war angewiesen worden, aus die Ausrcchtcrhaltui.g der Ordnung zu sehen. Als er die Gaststube betrat, fielen bereit« verschiedene Sticheleien, die aus ihn gemünzt waren. Ais ein gewisser St. aus Wachau verschiedene spöttische Bemerkungen fallen ließ »vurde er von U. zur Rede gesetzt. Hierbei drängte sich nun der Anklage zufolge der Rohproductenhändler Friedrich August Kühn aus Crostewitz hinzu und hinderte den Schutzmann an der Namens skststeUung des St. Aus mehrfache Aussordcrnng des Schutzmannes wich Kühn nicht zurück, er wurde daher von U. zurückgcichoben Daraus schien dieser aber nur gewartet zu haben, denn er ries sofort seinen Genossen zu: „So, jetzt habt Jhr'S gcjehn, der hat mich ge stoßen." Etwa ". Stunden später kam N. wieder in da« „Schwarze Roß". Die Anwesenden waren, da mittlerweile die Zahl zu groß geworden, nach dem Saal gegangen. AIS 11. denselben betrat, soll sich Kühn wieder durch Schimpfe» und Schreie» bemerkbar gemacht habe». Ta er keine Ruhr hielt, kündigte ihm U. die Arretur an Nach Anzeige des Schutzmanns soll sich nun Kühn tdätlich widersetzt haben, wobei ihn die Anwesenden dadurch unterstützten, daß sie U. umzingelten. Der Schutzmann behauptet, er sei dann von dem Handarbeiter Einil Wols aus Crostewitz von Kühn losgeriffen worden. Nun habe er Wois arretirt, diescr sei ober durch den Handarbeiter Gustav Louis Hempel aus Liebertwolkwip, der ihn (den Schutzmann) mchrsach vor die Brust stieß, befreit worden Während de» Tumult« sielen verschiedentlich« Aeußerungen, den Schutz mann hinauszuwersen, auch wurde derselbe mit Lchimpsrcden belegt, namentlich soll sich nach Anzeige U.'S der Maurer Paul Richard Hartwig aus Wachau sehr unzweideutig ausgedrückt haben. Die Vorgesetzte Behörde U.'S, der Gemeindevorstand zu Liebertwolkwitz batte Strafantrag wegen Beleidigung gestellt und es hatten sich Kühn, Wolf, Hempel und vartwig am gestrigen Tage vor dem königl Landgericht zu verantworten. Aus Grund der eingehenden Beweis- ausnahme verurtheilt« der GerichtShos Kühn wegen der gegen 11 gethanen Aeußcriing: „Sie haben hier nichts zu befehlen", welch« durch da« Vorgeben Kühn'» gegen U. erst recht beleidigend wurde, »u 30 4l Geldstrafe, cv. 10 Tage Gesängniß, Heinpel wegen Beleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 2 Mona ten Gesängniß, Wois und Hartwig wurden vollständig frei gesprochen. Aus den llrtbcilsgrünven sei Folgendes Hervorge boben: dte vollständige Wahrheit ist nicht zu erinittcln gewesen Fest steht, daß e» im Schwarzen Roß sowohl in der Gaststube wie aus dein Tanzsaal zu tumultnarischen Scencn gekommen ist und man den Schutzmann U wörtlich und thätlich beleidigt hat. Allein ohne dem Schutzmann den Vorwurf unwahrer Angaben zu mache», ist nicht völlig a»»geschlossen, daß er von Anderen auSgestvhene Brlei, dignngen anch den Angeklagte, zuschveibt. D« Gerichtshof hat daher geglaubt, eia« Verurthetlung nur bezüglich derjenigen Puucie «rsoloen zu lassen, in welchen die Angaben des Schutzinaan« durch die Hkugcnau-saaen unterstützt werden. Das Urtheil betonte aber ausdrücklich, daß der dringende Verdacht bestehen bleibt, daß die Angeklagten di, ihnen zur Lost gelegten Strasttiale» begangen haben, ihre theilwetse bez. vollständige Freisprechung sei nur ans Mangel an genügendem Beweismaterialersolgt. II. Dre zwanzigjährige Auswärtrrin Anna Marie Hosmaun ! Delitzsch entwendete am II. April ihrer Logisivirthin Sp. einen Regenschirm sür 1 Sie zog daraus zu einer Frau L, mußte aber bald wieder die Wohnung verlassen, da sie nicht bezahlen konnte. Einen Korb mit Wäsche und Kleidern ließ sie al« Pfand ür die schuldig gebliebenen 4,50 zuruck. Am 18. April borg», ie von der 'Nachbarin der E. einen Schlüssel, der da« verschlossene Zimmer der E. schloß, und holt« eigenmächlig ihre als Psand zurück- elassenen Sachen ab. Dabei entwendete sie auch eia Paar der cechter der E. gehörige Stiefeletten im Werth« von 6 Nu» micthete sie sich bei Frau B ein, dort wurde sie aber am 19. April verhaftet. Die Tochter der B. vermißte einen wollenen Roch 9 Werth, der in einem im Zimmer der Hofmann befindlichen Schrank gehängt hatte. Der Rock fand sich später unter der Bettdecke ver- leckt vor. Nur den letzterwähnten Diebstahl leugnete die Hoftnaan, im Uedrigea war sie vollkommen geständig. Sie habe, gab sie zu ihrer Entichuldiguog an, seit ihrer Entlassung aus dem Gesängniß, am 15. Februar, keine Arbeit gehabt und »et in Noth gewesen. Unter Annahme mildernder Umstände wurde sie zu 7 Monaten Gesängniß wegen Rücksallsdiebstahls verurtheilt. III. DaS am 5. Juli 1876 geborene Schulmädchen Selma Lina Lindner aus Hohadorf, zuletzt in Lausigk, ist beschuldigt und ge- tändig, in Reichersdors vor Weihnachten der Frau D. aus der offenen Ladencasse einen Silberthaler und ein Zwanzigpsennigsrück »«stöhlen zu hoben. Am II. März stieg ste vom Hose aus, nach- >em sie eine Scheibe zertrümmert und dann «inen Fensterflügel aufgewirbelt hatte, in die Wohnung der D. in deren Abwesenheit ein, ging noch der Ladencaffe, um zu stehlen, fand aber nichts darin vor. Der erste Diebstahl wurde bald entdeckt und hat die D. den Thaler ersetzt bekommen. Tie Lindner legte unter Thränen ein reumüthiges Bckenntniß ab. Sie habe nach dem Tode ihrer Mutier nr ihre beiden jüngeren Geschwister sorgen müssen, der Vater war krank und konnte nichts verdienen. Um die Schulden beim Bäcker zu bezahlen, Hab« sie die Diebstähle begangen. Der Gerichtshof erkannte wegen des einfachen Diebstahls auf einen Berweis, wegen de« versuchten schweren Diebstahls auf 3 Tage Gesängniß. IV. Die Näherin Emilie Auguste Hiller aus Kohren ist vom hiesigen Landgericht am 30. Juli v. I. zu 2 Jahren Zucht- Haus wegen Rücksallsdiebstahls verurtheilt worden. Im Zuchlhause gestand sie nun freiwillig einen weiteren Diebstahl ein. Am I.Jult vorigen Jahres sei sie aus dem Wege von Borna nach Geithain durch Niedersrankenhain gekommen. Durch die offenstehend« Haus- thüre sei sie in ein an der Straße gelegene« Haus gegangen, dessen Bewohner abwesend waren, und habe auS einer links von der Treppe liegenden Bodenkammer einen Geldbetrag gesloklen. Alle Angaben limine» mit einem bei den Eheleuten A. in 'Niedersrankenhain zu ener Zeit verübten Diebstahl überein, nur behauptete Frau A. aus )as Bestimmteste, die Hausihüre verschlossen zu haben. Da »wei Fenslerscheiben der Parterrewohnung von außen cinaeschlagen find, ein Mittel, welches die Hiller auch früher angewendet hat, so schenkte man bezüglich des Ossenslchens der Hausthüre der Hiller keinen Glauben und verurtheiile sie wegen schweren Diebstahls im Rückfall zu einer Zusatzstraie von 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus. V. Ter Handarbeiter Johann Friedrich August Kaiser aus Söllichau bei Düben stahl am 14. April von einem Meßstand« des Lohgerbers K. im Hose der Rittcrstraße Nr. 16 eine gegerbte Rindshaut, um sich ein Schurzfell daraus machen zu lassen. Ein Arbeiter hatte es aber gesehen und inachte einen Schutzmann aus den Dieb ausnierksam. Kaiser wurde verfolgt und verhaftet, ihm auch die Rindsbaut, die einen Werft» von 28 ^ hatte, abgenommen. Der GerichtShos ließ gegen den Angeklagten, der am 15. März erst aus der Strafanstalt entlassen wurde, noch einmal Milde walten, kündigte ihin aber an, daß er beim nächsten Male sicherlich mit thaus bestraft würde. Wegen Rücksallsdiebstahls örhielt Kaiser 10 Monate Gesängniß und 3 Jahre Ehrverlust zuerkannt. Der GerichtShos bestand auS den Herren LandgerichtSdirector Bartsch (Präs.', Landqerichtsräthen Bielitz, von EU«lein, Assessoren llr. Leißncr und l)r. Lobe. Die Anklage führt« Herr Staats- anwalt l)r. Dürbig Als Vertheidiger erschien zu 1. für Kühn Herr Rechtsanwalt Gustav Hosmann, zu lll. Herr Rechtsanwalt Krug, zu IV. Herr Rechtsanwalt Erdmann. III. Ltraftammer. I. Die Malersehesrau Bertha Emma Lux von hier ist des Ver gehens gegen 8- 180 dcs R.-Str -Gej -B angeklaqt. Die Bcrhand- ung wurde unter Ausschluß der Lcsfentlichkeit geführt. Der Ge- richthos vcrurtheilte die Angeklagte wegen Kuppelei zu 2 Wochen Gesängniß. II. Die Handarbeiter Carl Ernst Sänger auS Reckwitz, zuletzt in Zühda wohnhaft, und Carl Leberecht Poll eh aus Sitzenroda, zuletzt in Trebse», sind beschuldigt, im Oktober vorigen Jahres ans einem dem Rittergut Trebsen gehörigen, aus Rolhersdorfer Flur stehenden Kartosfelseimen, Ersterer ca. '/„ Letzterer ca. '/« Schcffcl Kartoffeln gestohlen zu haben, uin sie zu verzehren, bez. zu verkousen. Pollcy soll außerdem allein von einem Neubau aus dem Vorwerk RolherS- dors ein 3 in langes Stück Holz im Werlhe von 1 .äi gestohlen haben. Tie Angeklagten, Schwiegervater und Schwiegersohn, behaupten aller dings, die Kartoffeln Kälten in, Straßengraben gelegen und wären bloß zeriahre» worden, wenn sich ihrer nicht Jemand erkannt hätte. Sie hätte» sich also sür berechtigt gehalten, sie zu nehmen. Nur ist cs dabei merkwürdig, daß sic den Einbruch der Nacht abwartcten. Bei Gelegenheit der wegen des Kartoffeldiebstahls voraenommene» Haussuchung wurde auch bei Pollcy das erwähnte Stuck Holz aus dem Boden, unter Stroh versteckt, vorgefundcn. Pollcy behauptet, er habe es mitgenommen, um die Eßstube im Drescherhause des Ritterguts Trebse» zu Heizen. Nun war das fürs Erste nicht Sache Pollcy s, zum Andern sollte dazu anderes Material genommen werden und endlich hätte er cs in dein Falle nicht zu verstecken brauchen. Sänger, welcher einmal im Jahre 188? wegen Diebstahls vorbestraft ist, wird zu 3 Tagen, Pollcy, der bereits 5 Mal wegen EigenthumsvergehenS bestraft wurde, zu 4 Monaten Gefängnis» verurtheilt, sowie zu I Jahr Verlust der bürgerliche» Ehrenrechte. III. Ter noch unbestrafte Tischlergehilfe Johann Carl Friedrich Mandler aus Gehoscn, zuletzt in Gohlis wohnhaft, war vom Jahre 1880 beim Schloffernieister B., Inhaber einer Jalousie- und Bausabrik in Reudnitz, beschäftigt. Er hatte seinen Prinzipal, der durch Bauten vielfach cibgehalte» war, zu vertreten und war ihm anch die Inkassovollmacht übertragen worden. Er ist nun beschuldigt, seit Anfang des Jahres 1888 eine Reihe von Unredlichkeiten be gangen zu baden, insofern er in 9 Fällen einaenommene Gelder in Gesammlkühe von etwa 450 --i nicht abgeliesert, sondern sür sich vcnvendet babe. In einem Falle ist Mandler geständig, er will laS Geld zur Miethe gebraucht haben. In den übrigen Fällen bekennt er sich jedoch nichtschnldig und schiebt die Schuld aus mangelhafte Buchführung Seitens der von B. damit betrauten Personen, de», des Letzteren selbst. Unter Freisprechung in einem Falle wurde Mandler wegen Unterschlagung zu 7 Monaten Gesängniß und 1 Jahr Ehrverlust verurtheilt. IV. Wegen Hehlerei hatte sich der Handarbeiter Gustav Julius Ernst Reinhardt aus Gohlis zu verantworten. Reinhardt s zehn- jähriger Sohn Robert hatte aus einer unverschlossenen Ladencasse der Landsleischerhalle am Plauen'schen Play dem Fieijchermeisler Lt. aus Taucha einen Hundertmarkschein und drei Toppeikronen ge- stöhlen. Er batte den Diebstahl in Gemeinschaft mit dem Scintt- knaben W. ausgesührt. Am selben Tage — ain 1. März — kam nun der Robert Reinhardt zu seinem Vater in eine Destillation in der Gerbcrstraße und gab ihm von dein gestohlenen Gelbe 120 -ät. Obwohl nun der ältere Reinhardt wußte, auf welche Weise sein Sohn dieses Geld erworben hatte, nahm er es dennoch an und ver wendete es in seinem Nutzen. Er will angeblich ans Noth gehandell haben. Der Gerichtshof erachtete im vorliegenden Falle Hehlerei für nicht gegeben, da das Geld insofern nicht auf strafbare Weise erworben ist, als die beiden Schulknaben noch strasunmündig sind, verurtheilte aber den bereits fünf Mal vorbestraften Reinhardt wegen Unterschlagung zu 4 Monaten Gesängniß. Der GerichtShos bestand auS den Herren LandgerichtSdirector Sieber. Landgerichlsrath Barth, Prot. I>r. Binding, Landgerichts- rätben Lconhardt III. und I. Tie Anklage führte Herr «laals- anwalt vr. Dürbig. Nachtrag. * Leipzig. 12. Mai. Ihre Hoheit Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg kam gesteru Voriiiftlag ll> Uhr 33 Minuten von Ailenburg zurück, fuhr mittelst Droschke nach dem Dresdner Bahnhose und von da weiter nach Dre-den. * Leipzig. 12. Mai. Die hohe Temperatur am gestrige» Sonntag hak in vielen hegenden bedeutende Gewitter, die mit starken elektrischen Entladungen verbunden waren, rur Folge gehabt. Während wir in Leipzig und seiner nächsten n u Ä d n s> h n d » e
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)