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Erscheint tSqltck früh 6'/, Uhr. Kr-arlio» und LrprLition Jodannesgasse 8. Oprnhftundrn örr NrKction. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. t h> diiAlis^»» «>.-,»!»»»>« Oia-uicrwl« »«NI Sä d» Ne»»ct,«>. uilli rrrduaiut >»»«t«e »er sür bte nächftkolgenbe Nu»»" bestimmte» Aaser ate au W«cheuta»r« bis s Ubr Nachm,ilag«. a»E»«u- nutz Festtagen früh bis ft,S Uhr. 3« -r« Filiilen sor Ins.-^nnahmr Ltls Rlr««'» Gart>m. Universllätsstr. 1. Louis Lasche, Kotharinenftr. 28 pari. uui, König-Platz 7, nur bis '/,:r »hr. npMtr JugMalt Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels and Geschäftsverkehr. 36. Amtliche Bekanntmachungen. Velranntmachung. Bei dem hiesigen Siavlralhe ist eine mit 6000^! Gehall allsgrstattete StabtralhSslelle zur Erledigung gekommen; die selbe soll sofort anderweit besetzt werde». Die Anstellung dcS zu Wählende», welcher Jurist sein und zur Aanahme eine- selbslstänvigen NichteramteS, bez zur Au-Übung der RechlSanwallschasl besähigt sein mutz, erfolgt zunächst aus 6 Jahre nach Maßgabe von tz, 86 der revidirte» Slädteordnung. Geeignete Personen, welche gesonnen sind, sich um diese Stelle zu bewerbe», wollen ihre diessallsigen Gesuche bei dem unterrcichneteu Stadtverordneten - Collegium (Bureau: Kotharinenstraße Nr. l. 2 Tr.) bis spätestens den 2tt. Februar einreichen. Leipzig, den »0. Januar 1890. Die Stadtverordneten. 1)r. Schilt, Borsteher. Vrkianntmalliung. Der a« I. Februar d. I. fällige erfte Termin der Staatsgrundsteuer >u nach bei» Gesetze vom 9. September 1843, in Berbindung n»t der durch da- Gesetz vom 3. Juli >878 getroffenen Aeuderung nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichte». Die Steuerpflichtigen werden daher bierdurch aufgefordert, ihre Sleuerbeiiräge nebst der städtischen Grundsteuer, welche nach tz. 6 des Regulativs für die Gcmeindeaiilagen der Stadt Leipzig mit Sin» vom Tausend de» im Kataster eingestellten tstrnndwerthe» an demselben Tage fällig wird. Von genanntem Tage ab bi» spätesten» 14 Tage nach demsclbea zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen daS gesetzliche BeltreibungSversahren ein. Zahlstelle» sind: Für Alt-Leipzig die Grundsteuerhebestelle im Stadt bause, Erdgeschoß, Zimmer 59. Für Leipzig-Steudnitz, Lelpzig-Anger-Trotten- dors, Leipzig Thonberg und Leipzig Sten- rendnitz b>e ivtenerhedrslelleu in» Rathhaufe zu Reudnitz. Kür Leipzig Sellerhausen, Leipzig Volkmar»- dors, Leipzig-Steuschöncseld ii»v Leipzig Steustadt NN Rakbbause zu BolkmarSdors. Kür Leipzig Vutritzsch >>» dortigen Ralhbause und für Leipzig-Gohlis die Sleuerhebestclle im früheren Gcineiiideamle daselbst. Leipzig, de« 29. Januar 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgs Koch Vtkalmlmliümng. Die Leuchtkraft des städtische» Leuchtgases betrug in der Zeit vom 27. Januar bi» 2. Februar d. I. im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Drink und l5v Liter» stündlichem Consnm da» l8.4sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Ftammenböbe. Da« spccifiside Gewicht stellt sich im Mttel aus 0,46t. Leipzig, am 3. Februar 1890. De» Stath» Deputation zu den Gasanstalten. Gesucht wird der am 14. Januar 1852 geborene Handarbeiter Friedrich Gustav Zieger, genannt Pieler, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. ES wird ersucht, den Genannte» im Falle seines Betreffen» un» znzusühren. Leipzig, am 28. Januar 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) tl. L. IVa. 67. Ludwig-Wolf. Rch Kram-, Nok- und victiiliarkt zu LiebcrtA0l!.witz Mittwoch, de» IS. Februar I8SV. Abgaben werden Nicht erhaben. Der «emeinberath. Dv-k. Mittwoch den 5. Februar 1890. Abonnemerrtsprei» vierteljährlich 4»/, Mk iocl. Bnngerlohn 5 Mk^ durch die Post bezöge» 6 Ml. Jede einzelne Nummer SO Pf Belegexemplar 10 Ps. Sebühreu sür Ex trabril«»,, (in Tageblatl-Formot gestüztl ohne Poftdeförderuag 60 Mk. Mit Postdefördermig 70 Mk. Iulerair 6 gespaltene Petitzelle SS Pf. «r«stere Schriften laut uns. Prnsvrrzmch^ß. Tabellarischer u. ZissernsatzHSHer« Torts. Lttiamrn anter dem Nedac«ion«strich di« «steipalt. Zeile üOPs. vor den Famili»n»>chr,cht e» dit «gespaltene stell» 40 Ps. Jaierate sind stet» an die Wppebttioa zu ienden. — Rabatt wir» nicht gegeben stadlung peneoumersaxio oder durch Post- »achnahme. 84. Jahrgang. al» bi« dahin die Wirksamkeit de» neuen französischen Wehr- gesetze», welche« den jenseitigen HeereSdrfland weit über den nnserigen hjuau« steigert, eine ganz oder nahezu vollendete geworden sein wird. Aber neben dieser äußeren Gesabr bedroht un« auch eine nicht weniger ernste innere: eine Partei, die, wie sie gar »licht leugnet, eS aus de» völligen Umsturz der ganzen bestehende,i Staat«- und Gesellschaftsordnung abgesehen bat. Mil allen Mitteln der Aufreizung und der Verhetzung sucht ie namentlich die arbeitenden Elaste» an sich zu locken, indem re ihnen einen Zustand des Wohlbefinden- in ihrem ZuknnstS- laatc vorspiegelt, von dem dock jeder halbwegs Verständige er kennen muß, daß er eine bloße Täuschung ist, und indem sie Alle- bervorsucht, um die Arbeiter mit ihrer gegenwärtigen Lage unzufrieden zu mache». In diese,» letzteren Bestreben wird sic nur zu wirksam unterstützt durch eine andere Partei, deren Hauptgeschäft eS ebensalts seit lange schon ist, Unzufriedenheit i» allen Kreisen der Bevölkerung zu erregen. Die Verbündeten Regierungen baden e« sich seit lange, in Ausführung der von unser»! unvergeßlicheii Kaiser Wilhelm I. auSgegangrnen Volks- und menschensreundlichen Ideen, angelegen ein laste», die Lage der arbeitenden Elasten zu verbessern, ievor den traurigen Folgen der ErwerbSunsähigkcit bei IliigliickS- ällen, bei c»ntretender Krankheit oder im höheren Atter »ach Möglichkeit sicherzrrslellcn. Die Mehrheit de« letzten Reichstag- hat sie dabei getreulich unterstützt, während jene beide» Par teien, die sich so sehr de» Schein der Ardcitersreundlichkeit geben, gegen alle dergleichen Bestrebungen sich theitS kühl, lhtil« geradezu ablehnend Verhalten haben. Gleichzeitig baben aber die Regierungen sür nötbig bc- u»be», zur wirksamen Bekämpfung der nicht nachlastenden Ausschreitungen der socialdemokrutischen Agitatoren, wozu die gewöhnlichen Mittel nicht ausreichen. daS schon wieder» tiolt vom Reichstag (unter Zustimmung auch eines TbeilS ker jetzigen Deulschsreiftnnigeii), aber nur ans eine bestimmte Zeitdauer genehmigte Socialistengesetz zu einem dauernden zu machen. Dem haben sich alle jene Parteien im Reichs tage. welche zusammen vor 1887 dessen Mehrheit bilvcle» aus da- Heftigste wiverfetzt. und eS ist kein Zweifel, daß, wenn eS diesen gelänge, durch die neuen Wahlen wiederum in die Mehrheit zu kommen, jede Hesjining aus die Verlängerung des SocialistengesetzeS ausgeschlossen, somit die ReichS- regierung nach dessen Erlösche», also noch in diesem Jabre, jeder genügenden Waste gegen die Umsturzpläne der Socialdemokratie beraubt wäre, während, wenn wieder, wie 1887, die verbundenen Ordnung-Parteien siegen, eine Verein barung über diese« Gesetz und eine AnSgleicl »ng de, Meinun,,«. Verschiedenheit, weiche teste» Zustandekommen bei dem eben geschlossenen Reichstage verhinderte, mit Sicherheit zu er- warten steht. T»eS, Wähler, ist die Lage, in der sich Deutschland be finden wird, je nachdem die bevorstehenden Neuwaklen auS> fallen. Enlwcbcr abermaliger Sieg der OrbnungSparteien und dann, aller Voraussicht nach. wieder ein c>» iverth- vollen Ergebnisse» sowvbl sür die Sicherheit de- Re>ch- al» sür die innere Wohlfahrt, insbesondere sür das Wohl der arbeitende» Elasten srucblbarer Reichstag, ei» kräftige» und einträchtiges Zusammenwirken vo» Regierung und Reichstag, — oder aber e>» Sieg der frühere» Mehrheit unter Führung der Herren Eugen Richter, Bebel, Windthorst. van» aber ohne allen Zweiscl nur noch grbßere Uneinigkeit zwischen Reichstag und Regierungen, geben,,»ter Fortgang der Gesetzgebung, vor Allem gänzlicher Stillstand brr sür die Arbeiter so wobttbätigen socialpolittschcn Gesetzgebung, endlich Schwächung Deutschlands nach außen durch eben jene Uneinigkeit zwischen der Neichsgewalt und den Vertretern der Nation! In Eure Hand. Wähler, ist e« gegeben, welche- von jenen Beide» eintreten soll! Nur glaubt nicht, mit dem bloßen Wunsche, daß JcneS geschehe und Dieses nicht geschehe, sei eS gelhan! Nein, als Männer, als Staatsbürger, als Patrioten müßt Ihr Euch rühren, müßt handeln, müßt Alle« daran setzen, daß da- Gefürchtete nicht eintretr, müßt Mann sür Mann am Wahltage, den 20. Februar, an der Wahlurne erscheinen und Eure Stimmen einmüthig abqebrn skr die Landidaten der Ordnung-Parteien! Lin Worl an unsere Wähler. L. AlS wir vor drei Jahren an die Wahlurne traten, geschah e- nach Auslösung eines Reichstag-, weicher der ReickSregie- rang die von den höchsten politische,, und m,lika,rischen Autoritäten für »othwendig erklärten Einrichtungen für die gefährdete Sicherheit de- Reichs verweigert hatte. Unsere Gegner spotteten damals: die angebliche Gefahr sei eine bloS vorgespiegelte gewesen, und nannten unfern Wahlsieg ein Angstprovüct. Seitdem haben die Acten deS Boutcnrqer'schen Prvcesse« »ur zu klar erwiesen, wie dringend die Gefahr, wie nahe dieser kecke Abenteurer daran war, Deutschland mit Kneq zu überziehe». Die Versuchung dazu sür ihn hatte nicht am wenigsten darin gelegen, paß er sab, wie der damalige deutsche Reichstag die Regierung aus Schritt und Tritt btkänipste. ihr seine Unterstützung verweigerte. Die innere Uneinigkeit Trulschlandt schien ihm einen leichten Sieg der französischen Vasten zu verspreche». Derselbe Zustond und damit dieselbe Gefahr ve» außen würde wiederkehren. wen» eben dir Mehrheit in den Reichstag mied« »inträl,, wolctie damals dessen Auslösung vrrontatzie un» die erst durch die Wahlen von 1887 einer anderen, reich», und regierungssrrundticheren Mehrheit wich. Im Lause der sünjjähngen Periode, aus ivetcke der neue Reichstag gewählt w,ri>. im Jahre 1894, erlischt da von dem letzten RrichStag 1887 genehmigte Septennat: würde die Mehrheit, die es 1886 verwarf, eS dann annehinen? Schwerlich! Also dann ein neuer Bruch zwischen Regierung und Reich-lag, ein neue« Schauspiel innerer Uneinigkeit. dein lcmernben AnSland gegeben, eine neue Verlockung sllr dieses, uo- aozuirerfea, eure u» so stärkere und für mr» gefährlichere. Herr v. puttkamer und die Socialdemokratie. Der frühere Minister deS Inneren v. Puttkamer hat am 3t. Januar in Siolp eine Wahlrede gehalten, au» welcher der größere Tbeit der Presse nur die beiden Be merkungen hervorgehobe». daß die Naiionalliberaten ihrer Natur' „ach nicht geneigt seien, sich sür entschiedene Be schlüsse zu begeistern, und daß im Falle der Ablehnung de» Soc>allstcnges--tz<s wahrscheinlich der große Belagerungs zustand an d,e Stelle de- kleinen und dir Kanonen an die deS tz. 28 würden treten müssen. UnS erscheint weil becicbtcnSwerther, waS Herr v. Puttkamer über da» Berhältniß der Freisinnigen >zu de« Socialdemokraten und Uber da« Wesen der letzteren gesagt hat. Hcrr v. Puttkamir sagt: „Der Freisinn nur noch der Lehn«trSgrr der Socialtemokrali«, ich glaube, wir werden noch die Zeit erleben, wo er at» rechter Flügel der focial- demvkralischen Partei erscheint." Damit ist der Nagel aus den Kbps getroffen. Als Parte! haben die Freisinnigen ihr« Bedeutung eingebüßt, im Volke baben sie de» Böden ver loren, uni» deshalb haben sie in der letzte» ReichStagSseksio» sich vollständig in den Dienst der Sociatdemokralir gestellt. Ihr Wahlausrus wimmelt von Forderungen, welche in erster L»ne den Socialdemokraten zu Gute kommen, wie Beseiti gung deS SocialistengesetzeS. Sicherung der CvalitionSsreiheil unter völliger Gleichberechtigung beider Theile, reichSgesetzliche Regelung de- Verein»- und Versammlung-rechl«, ausreichend, Aibkilerschutzgesetzgedung. E.kay der ZwangSversicherung der Arbeiter durch sreie Organisationen. Alle diese Fordrruage» sowie die der Abschaffung de» graenwärtizzen Steuer- und Wirtblchaslsstzst-m« würden ebensogut ikre Stelle >m soe,al demokratischen Programm finden wnnen und sind wesrnl- l'ch darauf berechnet» die BundrSgenvssensLast der Social demokrattü im Kampfe gegen die Ordnung-Parteien zu gewinneu. Die Gefahr dieser Bunde«qe»osteii>chast liegt aber wesentlich darin, daß die Freisinnig»» da- Mittelqtied bilden, durch welches die große Menge der nicht soeiaiistisch czrfinnten Besitzlosen aller Gattungen in da» soeialdeinokratisibe Lager hinübergetrieken werden soll. So weil denken di« Allerwenigste», daß ste sich klar machen. >va« geschehen würde, wenn die socialisilschen Bestrebungen da« Uebrrgewicht erhielten, sie trösten sich «st von Gedarrten, daß wir so »eit noch nicht sind und woht auch nicht kommen werden und habe» »ur da« eine Ziel vor Auge», ihre mate rielle Lage zu verbessern. Aus westen Koste» da« geschieht, gilt der Mebrzabt gleich, wenn sie „ur ihren Zweck "reich!. Und darum sind die freisinnigen Agitationen so gefährlich, weil sie diesen Bestrebungen Vorschub leisten, weil sie die Zahl der Verblendeten und Verführten vermehren, um wenigstens auf diese Weise eine Rolle spiele» zu können. Bo» der Socialdemokratie sagt Hcrr v Puttkamer: .Sie ist zunächst eine vaterlaiidSlos- Partei, welche an der J»ter- »ationatilät zu Grunde gehen wird, denn unser wird sch nicht so weit erniedrigen, sich selbst auszugeben. Weilcre Programmpuncke sind die Republik, die Abschaffung des Elgen- ibnms und der Atbei-»,uS. DieSociatdemokraten verfolgen zwar jetzt eine mehr friedliche Taklik, aber nur, um die Bürger nicht allzu sehr zu ängstigen." DaS ist eine sehr beachtenswertbe Seile dcS Wesens der Socialbeniokratie, daß sie nichl aufrichtig ist. AlS Grundsatz bat bei ibren Vertreter» vo» jeder gegolten, daß sie ihre Ziele nölhigensaU« mit Gewalt zu erreichen suche» .„»sie. jetzt halten eS aber die Führer sür angezeigt. die Gewalt an- ihrem Programm zu streichen und die allniäliqe Entwickelung de- socialislischen Staate- auS dem bestehenden als eine reine Zectsragc hinzuslellen I» llebcreiiistimmuiig damit haben sic aus dem Pariser Socialisteiicongreß d,S Jahres >889 den Arbcitkrscdutz und den NormalenbcitStag al» Haupt- programnipunct ausgestellt, aber schließlich baben pe doch daS Zugestäiidniß »ickit zurückzuhasten vermocht, daß sie eventuell auch zu energischere» Maßregeln greisen müßten, wenn der gesetzliche Weg nicht auSreiche. AlS eine solche Maßregel ist auch die für den Mai in Aussicht griiommcn.- allgemeine AibeitScinstcllung auzuschen. die i» dieser Gestalt kau», noch al- Ausfluß, sonder» »ur als Mißbrauch des CoatitionsrecblS ansgesaßt werden kann. Die geplante Aibclt«einstellu»g hat den Zweck, die Macht ter Social- demokratie zum allgemeine» Bewußtsein z» bringe», gleichsam Heerschau zu halte» über di« Socialisten Europa-, DaS in ei,, gefährliche- Erperinient und gehört offenbar nicht in daS sriedtichc Programm der Socialdemokratie. Hcrr v Puttkamer nennt den Anarchismus den Sties- bruder der Socialdemokratie, er gebt so weit, ihrer Erklärung zu glaube», daß sie mit dem A»a>chi-i»u- mchtS gemein habe, hält diese Auslassung aber Ihalsächtich sür »nrichlig. Der Anarchismus enlnnckele sich mit NalurnotlnvenV gkeit cmS der Socialdeniokratie wie die Frucht a»S dem Samenkorn, den» die Verwirklichung der socialdemokralische» Lehren führe un- jchAar zur Anarchie. Nun ist aber auch die Stellung der Soc atdemokratie zum Anarchismus keine-weg« feindlich. Hat koch der Abgeorduete Singer in einer der Ictzten RnchStagS- sitzuiigen den Anarchismus sür eine berechtigte Richtung erklärt und die Fraae aiisgcworsrn, ob de»» Nicht auch ein Anarchist ein edler Mensch sei» könne. Herr v. Putlkamer frischte i» seiner Rede auch die Erinnerung an die Ebicagoer Braudmvrdcr ans, um deren Schonung bekanntlich die Sociat- demokraten gebeten habe». AuS der gesaminte» Haltung und Ausführung der Social demokraten geht inst Gewißheit hervor, daß sie die öffentliche Meinung durch sch-inbare Mäßigung sür sich gewinnen wollen. Sit werde» aber unselrlbar a»S ihrer Ziiriufhaltiiiig hercmS- trelen, sobald sie die Aufhebung de- Soc alistengesetz S er reicht haben. Wir hoffe», daß dieser Zeitpunkt nicht eher eintreten wird, alö bis dic Beweaung ihren gefährlichen Charakter verloren bat und i» gesetzliche Bahne» aelestet ist. Hcrr v. Pultkanier hegt in dieser Beziehung sekr ernste Besorg nisse, sein Slanrpunct der Socialdemokratie gegenüber ist bekanntlich ziemlich sckross. er bat während seiner zehn jährigen Thätigkcit als Minister vielfach Gelegenheit gehabt, die Vertreter dieser Partei näher keimen zu lernen, er hat deshalb auch ei» Reckst, sich aus seine Erfahrung zu berufe». Eine Angelegenheit bat der Redner unberührt gelassen, welche eigentlich nahe genug lag, und daS ist der Elberictver Proceß. Da- Ergebnis; diese- Processe- ist zwar äußerlich hinter den gehegte» Erwartungen zurückgeblieben, aber eS baben sich durch die Verhandlungen AnhaltSpuncte in ge nügendem Maße ergeben, welche e» in hob-ni Grade wahr scheinlich mache», daß die geletzwidrige Organisation der Socialdemokratie in irgend einer Weise wirklich besteht. Dies, Orqanisoiion würde d e Gefahren, mit welchen die Social Veniokralie die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung bedroht, um cm Erhebliches vermehren und die Wachsamkeit der Sicherbest-behörde» erhöben. Daß viele Bersübrte und Idealisten unter den Socialdemo kratcn zu sind,» sind, w>« Prinz Eaiolath aiinimmt, wollen wir nicht i» Abr>he stellen, aber dadurch vermindert sich die Gefahr nicht, welche die Bewegung in sich schließt. Dieser Gesabr gegenüber mllffen die staalSerhaltenden Parteien cininülhia zusammenstebe», und wir dürseu es mit Genug- thuung sagen, daß da« Bewußtsein dieser Nothwencjgkeil auch dem größte» Theile der Eonservalivcn und Nntioiial- liberalen beiwohnt. Auch die Rede des H,rr„ v. Puttkamer in Slvlp ist ei» Beweis für diese Thcstsache. Wir stehen nicht auf demselben Bode» mit Herr» v. Puttkamer, aber darin stimmen wlr ih», unbedingt bei. daß da» Eartcl. gleich, viel ob Fehler gemacht worden sind, oder nicht, znm Heile de- Deutsche» Reiches und zur Wahrung seiner Zukunft ausrechterhalteu werden muß. Be, un- in Sachsen 'herrscht glücklicherweise in Vieser Beziehung volle Neber-mstimmuiig und wir dürfen deshalb den bevorstehenden Wahlen Mil rer Hoffnung und mit der Zuversicht entgegensehcn, daß wir den Eartel-Bssitzuand den Soeiatdemokrateu gegenüber wahren werden. » Ltipziq, 5. Fkbrnor. * Wir mau der .Pmilischen Eorrespoiiren," au-Peter- burg meldet, gilt eS nunmehr i» kort gea unlcriicbteie» Kreisen als s.s,«,»«„». daß Kaiser Wilhelm tl. »«» rui fischen Her re»manövern im Sommer diese- Jahres beiwohnen wird. * Die bereit- i» telegraphischer Kürze erwähnte osstclöse ^"6iass"üst oer .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung cen Wechsel ii» p eußüche» Minislerium für Handel unv Gewerbe beirr,jmd. hat folgenden Wortlaut: Au de» Wechsel >m Ministerium sür Handel und werte ki üplen die Blätter melsach Tonjeeiurea u»t Aerniutimugea welche pd,r «rundlaqe eiubehrrn. Die W-ibrheü ,Ü. daß Fürs, Bl-marck seit Jahr uad Tag das Vetü iu b liebobi hu. seinen «irk-ng-kret« ei„p,>chrL»ke„. Um diesem veoüittiiiste Rachnupg zu tragen, hat er »uimchv versucht, die MSgiichkcil zu gewinnen, ln den Lolovlalsachr» »»iamnmrtUch vertreten »u werden, weil der». Um- sang i» den letzlr» Jahren «der da« urzprüiiizlichk Programm hinaus ge,sagen ist. Line solch« verttetnag »chch« ad« »,, dnrch die l>erstellung enieS nach den Äcuadsätzen de« Stellvertretung-- gesetzt- selbstständigen Lalonialamtes zu erlangen sein und ist also heule »och nicht erreichbar. Um so nthrr mußte den. Fürste» der (üedankc treten, die Entbindung von dem Posten einer Ministers sür Ha»del und Gewerbe nachzusuche«, nachdem die Aus gaben desselben durch die Streikbewegungen de« vortgea Sommers und durch die sich »n deren Behandlung knüpsrnden Frag«, einen Umfang erreicht haben, bei welchem der Fürst nicht glavbte, dieser Beliürde ferner, wir ln-her im Nebenamt« vorsteheu z» köuuen. Fürst BiSinarck l«t daher sofort am Tage setuer Rückkehr hierher l»e, der ersten Audienz Se. Majestät den Kaiser gebeten, de» KreiS einer Tbätigkett durch -Bederdesipung de» HandelSmiutsterlumS „iit einem selbstständigen Ohes rinziilchninke» und sür diese« Amt in Uedereinstnnmniig mit dem Staai-miuifterium de» Freiherr» Verlepich emp'odlen. Die Motive tief.« Wechsel- sind also sehr einfache und natür liche. Das Siaal-iiilnisterini» hat die Frage einer Erweiterung deS Wirkungskreiirs des M-werb ininistcnnms bei Seiner Majestät be reu- angeregt, u»o auch abgesehen hiervon sind die Ausgaben dleies Ministerium- in Folge der die Zelt bewegenden Fragen ueuerding- m dem Maße angewachicn, daß ihre Lösung nicht mehr >m Neben amt«. sondern nur durch eine selbststäudige und von andere« Ge schallen nicht beanspruchte Arbeitskrast erjolgen kann; lediglich deshalb dir Berulling eine« besondere» Ministers sür Haudrl uud Gewerbe bei dem Kaiser beantragt worden. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erhält olgrnbeS Schreiben: „Hochgeebrter Herr Redactcur! Gestatte» Sie mir. das, ich Ihne» anbei die Summe von Ein tausend Mark übersende alo Vetteag zu den Kosten der Betrei- d»ng von Cartcl-Wnhle» sür de» neuen lünsiädkigen Reich-iag. W r Deutsche im Auslände sind ja fast alle reichsireu und gut kaljertich. und gern bekunden wir diese Gesinnung dmch Beraustat- lung patriot:scher Feste, begeistcrten Empiang unserer Krieg-i-tnste rc. Mi w ll nun scheine», daß wir diese Gesinnung nicht blo« bekunden, ioadein »och cnv: „ichr betliaiigcn könnten, i»dem wir sür die Festigung und Kmjiigung de- Reiche- aus eigene» Mutet» bei- st ueiii. Nainenilich „ikiiie ich, sollte» dcc Denlichrn ln solchen Landern sich so selbst besteueru, in denen, wie ia China, sie an die Landesregierung keine oder mir ganz unerhebliche Abgaben entrichten. Schwärmen wir nicht blo- sür das Reich, sür unseren Kaiser und uuserin groß'» Staatsmann, sondern handeln wir auch! Wir Deullche ,m Auslände empfinden ja lebhaft, welchen Werth ein machtigrS. starkes, geachtetes R uch sür jeden Einzelnen hat, und wir wissen, ivelchen Bortheil die Erhaltung des Frieden» sür unser Geschäft bedeutet, »un wohl, Hellen wir rliiiial unsere, Staatalenker», ioweu wir eS vermöge», und überlaste» wir nicht in träger Bequem« lichkelt den Wühler» im Reich die ganze Last! Erkennen wir doch auch in der Ferne noch bclonders klar und deullich, wie vorzügUch die Angelegenheiten des Reich- geleitet werden. Wer beispielsweise die Franzosen naher kennt, der w >ß. daß ihr« Freundschaft nicht durch die Abtrelunq von Provinzen, sondern nur dadurch zu erlangen wäre, daß wir wieder io klein und ohnmächtig wcrden wie vordem. Ger da« nicht will, der muß auch die stark- Rüstung wollen, die Deulschland tragt, und dar, nicht schwächlich nach Mitteln suchen, Sie Fci dschnft der Franzosen zu milder». Bleiben wir stark, so wird nach Jahrzehnten schließlich auch eine ehrliche Anslöhnung rrjolgen. Ich meine, lange genug haben wir Deutsche im Auslande, der Meiirh-it »ach. die Hände i» den Schoost gelegt und uns lediglich sraii gefallen lassen, waS un- matern ll und geistig durch da- Reich ru Theo wurde. Wenn wir aber linieren Kaiser und seine Rüthe a» der Arbeit sehen und wir »der ihre Srio ,>' jubeln, so muß sich doch der Wunsch einstelle», selbst ein wenig Hand mit onzulegen. Und da wir c- aiiders kaum zu thun vermöge» io wollen wlr eben unsere Hand« in unsere Taschen stecken und ficnvillig und freudig vo» d-i» Uiiserr» eine» kleinen Theil rechtzeitig hingeben, damit o che Männer gewählt wert » welche die Regierung kräftig unter« stiitze». Vaterland-lirbe und eigener Bortheil weisen un- hier den- sc.be» Weg. Genediilige» Sie, hochgeehrter Herr Redakteur, den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung. Im Deceiiibrr 1889. Ein Deutscher in China." * Der .Oderschlesische Anzeiger" in Oppeln will wissen, daß der dortige Re>zicr»ngspräflöe»t v. Biller zum Obcr- präsidentc» der Rhcinprovinz a» Stelle de» Herrn v. Berlepsch best mmt sei. * Die am Sonntag in Köln stattgehabtc Versamm lung der rheinische» Centrum Sparlei war von m-hrere» Tausend Emwodnern und Fremden besucht. Gtadt- ratd Roeckeratb verlangte in seiner Rede die Rückkehr der Orden, auch der Jesuiten. Dem Eartel warf er vor, daß dast-lbe »ur die Interessen de» reichen Bürger lhumS und der Großgrundbesitzer vertrete. Lebhaft griff der Redner die deulige Eolomalpotitik an und sprach de» Wunsch an», daß man im äußerste» Falle lieber Freisinnige und Social- demokraten, alS Canditalcn der Earlelparleien wählen solle. Rechtsanwalt Tnuiborn gedachte der Gefahren der Social- dcmokratie, deren pessimistischer Zua Dank der visiciöseii Presse und Dank dem Svcialisl-ngesetze erstarke. Adg. W'nttdorst erklärte die fünfjährige LegiSlalurperiod« sür eine Schmälerung der Volk-rechte. Der jetzige stille Eullurkamps sei schlimmer al» der frühere Schließlich verlangte der Redner Reform der Schule. * Au- Gera uürv «nö unterm 3. Februar geschrieben: Heute Morgen um lO Uhr ciöss-etr derPräst»ent Fürbeinger die erste Sitzung de- Landtages ln. Reust jüngere Linie iiu neue» Jahre. Am Miiiisterlftche waren SlaatSminister l)r. von Beulivitz. Geh Staaltrmh Dr. Bollert und Stoat-rath l)r. Eng-lhardt erschiene». Die Vorlage um Unterstützung der Ge meinde Langrnberg zn Sck»ilhai!,'bauzwecken wird dem FitlanzauS- iidiih überwiesen. Der Antrag de- Abgeordneten Neujchel, den Htaal-ziischust zum Lchnlhiw-mnbnil zu Lothra von 1200 aus l!M .« zu erdöhen. fand Zustimmung. Eine lange D,batte iüdrlc die Negiernugsdvrlagc üvcr Erbauung einer Eisenbahn linie von Lchönberg über Tanna ndch Hirschberg durch die llänigl Sächsische Eisendahnvrrwaliung herbei. Der 35 lcm lange Schienenweg ist so angelegt, daß »ur Dachsen und R »tz längere Lmle davon berührt werden. Da- Ministerium ist der Ansicht uud Ueberz-ugung. daß eme Eisenbabu-Delbindung normaler Spur unter ünsti.eren Bedlniungkn al- den gegenwärtig von der königlich 'stchsislieii R gieruug angibotenrn nicht zu erreichen ist und daß das dadurch für da- Land de! lugte Opler uichi außer Verhäliniß stevt zu. dem. wr- für andere L indc-llierle z» E senbadn^w ck n v-livilligt worden ist. Die meiste» Redner ivrach n für die Boilage nud gaben n»e cinzeliien Bedeuke» Au-Ür»ck. Di« betreffende Angele geadert wird dem F nanzausschust ü ernne en und ist »,» dc.w llen zu be schleunigen, weil der ächsiiche Lauotaq Nicht mehr lange versammelt sein wled und, wenn dteielde n chi währ, nd der qegenivartig » Seision a vriu l werden kan», eine m hrjahrige Veizögeruiig bedingt wird. Der Anirag der Adg»or"neien Frü», Lober u»o Or. Jäger aus Bor« leaung e>nes Kostenamchlags über dcn llmdau eines Thrrles der l>ay«risch-n Straße wu de angenomme«. * Sechs Personen wurden i» Sofia als Mitschuldige deS Ma>orS Panitza wegen ausreizender Reden gegen den Prinzen Ferdinand und die Regierung verhaftet. Die Unter suchung wird fortgesetzt. * Wie schon gestern kurz erwähnt, kommt die .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" «ms di« Broschüre de« Otzsrsten v. St»ss«l zu sprechen. Da« »sfintzse Bi«t1 schreibt»