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780 erfahrungen der Kinder liegen und also dieselben den Stoff müh- l Durch ein einzige- vernünftige- Wort werden viele unvernünf- sam zusammen suchen müssen; oder wenn sie da- Talent, die I tige Worte und viele Mißhelligkeiten erspart. Allein alle unsere Kraft eine- Schüler- übersteigen. Da- Letztere kann sehr leicht! Schulaufgaben, wie zweckmäßig sie auch fein mögen, haben noch eintreten, da doch die Aufgaben nicht dem Einzelnen, sondern einer I einen Mangel an sich; sie fesseln da- Kind zu sehr -« den Tisch ganzen Classe gegebm werden. Aber zu schwere Aufgaben sind! und an den Buchstaben, sie geben ihm zu wenig Gelegenheit, noch gefährlicher als zu große. Sie schrecken da- Kind ab; sie I handelnd aufzutreten, selbstständig zu arbeiten, zu schaffen und zu machen es mißmuthig, lehren eS an der Feder kauen und schließ-1 forschen, sie bringen es zu wenig mit der frischen Natur in Ver- lich zu Betrügereien seine Zuflucht nehmen. Dieser Bruch des I bindung und machen es zum Bücherwurm. DaS ist keine Phrase, MutheS und des Vertrauens zu sich selbst, diese Anbahnung der I sondern nackte Wahrheit. Vor Kurzem fragte ich ein Kind: wie List und Trägheit kann zuletzt ein sittlicher Abgrund für daS Kind I lange hast Du Schule? Von früh 8-12 Uhr und Nachmittags werden und ift's schon öfters geworden. Endlich können die Auf-1 von 2—5 Uhr, war die Antwort. Was machst Du dann? fragte gaben auch ihrem Stoffe nach kalt und todt sein. Ein nicht minder I ich. Dann mache ich bis um 7 Uhr die Schularbeiten, um 7 Uhr großer Uebelftand. Wenn die Aufgabe keinen Reiz hat, wo soll I habe ich Elavierstunde, dann essen wir, und gehen zu Bette. Nun da die Lust zu arbeiten Herkommen. Der kindliche Geist ist ein I frage ich , ist daS eine Act ein Kind zu behandeln, dessen körper- Brunnen, aber nur mit dem Hebel der Freude kann man ihn I liche Triebe alle noch Entwickelung und Steigerung verlangen? recht zum Fließen bringen. Daher kann man von ähnlichen Auf-1 Wird nicht auf diese Weise dem Kinde der schöne und behagliche gaben, wie die folgenden sind, nicht erwarten, daß sie vom Kinde! Genuß des Lebens ganz verkümmert; und wenn mm später das mit Eifer und Interesse gelöst werden. „WaS eine Blume der I Leben Körperkraft, Thatkraft und Lebensmuth verlangt, können andern erzählt?" „Der Frühling ein Schreibmeister", „Ueber die I dann die Wissensbrocken im Kinde da- ersetzen, was ihm ihre Zufriedenheit", „Das Lob des Fleißes", „Gedanken bei einem! Erwerbung an Frische und Gesundheit geraubt hat? Warum Veilchen", „eine Erzählung über die Verträglichkeit zu erfinden" I halten die Frauen der Jetztzeit so wenig aus, warum giebt es so u. s. w. DaS sind todt geborne Aufgaben, denn sie verlangen I viele angekränkelte, die sich mir der Erziehung der Ihrigen nicht theilS poetische Anschauungen, die daS Kind gar nicht hat, we-1 befassen können und das schöne, heiliae Werk in bezahlte und ge- nigstenS nicht die Mehrzahl der Kinder; sie stellen Dinge auf, die I miethete Hände legen müssen ? Die Lehrer, Privatlehrer, Sprach- daS Gemüth des Kindes nicht ergreifen, wie z. B. solch allge-1 lehrer, Bonnen rc. mögen darauf antworten, die daS Mädchen am meine Begriffe von Zufriedenheit, Verträglichkeit rc.; sie werden I Lernseil von früh bis spät gegängelt und seinem Körper das ent- daher auch mit Widerwillen oder mechanisch und gleichgültig I zogen haben, was für ihn das Nöthigfte war. Zur Bekräftigung gemacht. ! meines schwachen Worte- möge ein Wort von dem alten pädago- Für die Verminderung dieser Uebelstände sorgen nun unsere I gischen Weisen Rousseau hier stehen: „Was soll man zu einer Schulen so gut sie können. Sie geben eben nicht zu viel auf, I Erziehung sagen, die so barbarisch ist, daß sie die Gegenwart einer damit das Kind nicht verkümmere, und die Aeltern müssen dies lungewissen Zukunft ganz zum Opfer bringt, die ein Kind mit allen anerkennen und dem Lehrer deswegen nicht grollen. Unsere Schu-! möglichen Ketten belastet, und welche eS unglücklich macht, um in len suchen ferner dem Kinde seine Arbeit zu erleichtern durch Be-1 der Weite ihm, ich weiß nicht was für ein sogenanntes Glück zu- sprechungen, die bi- in- Einzelne gehen, und lassen erst dann die I zudereiten, von dem die Wahrscheinlichkeit ist, daß eS ihm nicht Arbeit fertigen, wenn sie überzeugt find, daß die Kinder, die ganz I werde zu Theil werden. Nehme ich auch an, daß diese Erziehung schwachen natürlich abgerechnet, wenig Fehler oder gar keine I in sich selbst richtig wäre, so könnte man dennoch ohne Entrüstung machen werden. Nur selten verrennt sich ein von der Universität I nicht mit an sehen, wie diese armen Unglücklichen in ein ihnen un- erst abgegangener Theolog in Aufgaben, die dem Entwickelung-, I erträgliches Joch gezwungen werden, und zu fortwährenden Arbeiten gang de- Kinde- fern liegen und das Maß seiner Kräfte über-1 verurtheilt sind wie die Galeerenverbrecher, ohne die Gewißheit zu steigen. Er wird dann freilich, wie ein bekannter Pädagog Leip-1 haben, daß so viele Bemühungen ihnen je werden Nutzen bringen zig- sagt, zum blutdürstigen Wüthrich, weil er mit seinen zu I können; wie die Jahre der Munterkeit vergehen unter Thränen, schweren Aufgaben ziemlich rothe Hefte erringt. Die Schule der I unter Bestrafungen, unter Androhungen in der Sklaverei. Wer heutigen Zeit sucht auch lebendige Stoffe auf und thut Manches, I mag wissen, wie viel Kinder als Opfer der überschäumenden WeiS- um den rechten Ehrtrieb, den rechten Eifer zu nähren. Bald I heit ihre-Vater-oder Lehrers sterben? Menschen, seid menschlich! werden die Arbeiten vorgelesen; bald wird nach denselben eine I Diese- ist eure erste Verpflichtung. Seid eS für jede Lage, für Versetzung vorgenommen, wie eS am hiesigen Gesammtgymnasium I jedes Alter, für Alle-, wa- dm Menschen angeht. Liebet die Kind ist; bald werden die besten in ein besonderes Buch eingetragen, I heit, begünstigt ihre Spiele, ihre Vergnügungen, ihren liebens- oder zum Examen vorgelegt. Ich habe auch Schulen gekannt, I würdigen Instinkt. Wer unter euch hat wohl nicht zuweilen da- wo man Prämien aussetzte für die besten Arbeiten; doch führt I Alter beneidet, wo das Lachen beständig auf den Lippen schwebt die- Alle- leicht zu Ehrgeiz und Habsucht, überhaupt zu niedriger I und die Seele immerdar in Frieden lebt. Warum wollt ihr diesen Denkweise. Der beste Hebel für die Lust muß immer daS In-1 unschuldigen Kleinen die Freuden rauben, die so kurz sind und so ter-sse bleiben, welche- vom Stoffe selbst auSgeht. Und nicht! schnell dahinfliegen, und ein so kostbares Gm, von welchem sie gar ganz unrecht hat Stoy, wenn er in seiner Schrift: , Vaterhaus I keinen Mißbrauch machen können. Ihr Väter, kennt ihr den und Muttersprache" sagt: „Für da- wahre, unreflectirte, unab-1 Zeitpunkt, wo der Tod eure Kinder erwartet? Bereitet euch keine sichtliche Interesse gilt der herrliche Spruch: „Die Jugend soll I Reue vor dadurch, daß ihr ihnen die Paar Augenblicke raubt, die haben als hätte sie nicht!" Wen künftiger Gewinn, wen der I ihnen die Natur gegeben hat. Lasset sie, sobald sie das Ver- höhere Platz zu Aufmerksamkeit, Fleiß, Thätigkeit treibt, der ist I gnügen des Daseins genießm können, dasselbe auch wirklich ge- durch die Schuld seiner angeblich erziehenden Lehrer — in einen I nießen; macht, daß, zu welcher Stunde Gott sie auch rufm möge, Zustand unchriftlicher Rohheit versetzt. Die Folgen bleiben nicht I sie nicht sterben ohne das Leben auch wirklich gekostet zu haben." auS. Die unrichtige Spannung läßt nach, sobald der Reiz weg-1 Mag man diese Worte für den Ausspruch eine- Weisen oder eines fällt; Früchte solcher Art sind jene matten, egoistischen, blasirten I pädagogischen Narren halten, eine heilsame Lehre geben sie jeder Naturen." Daß diese- scharfe Wort nicht zur Wahrheit werde, I Schule, jeder Familie, nämlich die: durch Ueberhäufung von Bücher- wird die Schule gewiß bei Versetzungen sehr vorsichtig sein I arbeiten nicht den Geist und die Fröhlichkeit der Kinder zu morden, müssen. I AuS diesem Grunde schlage ich vor, dem Kinde so viel als möglich Trotz aller Vorsicht, trotz aller Vorbereitungen, welche diel Aufgaben zu geben, die dasselbe zum Handeln, zum Forschen an- Schule trifft, wird es aber immer noch Vorkommen, daß eine I leiten und Bewegung in der freien Natur oder auch im Zimmer Arbeit für einen einzigen Schüler zu groß oder zu schwer oder I veranlassen. auch zu leicht ist. Die Schule muß die Arbeiten geben, wie sie I Solche Aufgaben hat Stoy in seiner Schrift: Vaterhaus und der Unterricht-gang verlangt, und muß sich bei Classen von 6V I Muttersprache, mitgetheilt, und ich kann mir nicht versagen, einige Schülern nach der Mehrzahl richten. Jedem einzelnen Schüler I davon Herzusehen, sie werden am besten zeigen, waS ich will, ganz nach seiner Individualität die Arbeiten aufzugeben, das ist! „Nimm zur Zeit des Sommerhalbjahres ausgekochtes Wasser und weder ganz rathsam noch ausführbar. In allen solchen Fällen Imache folgende drei Versuche damit: ») setze einen Theil davon in muß das Haus nachhelfen und da- Kind, welche- zu schnell mit! einer offenen Schale den Sonnenstrahlen und der äußern Luft seiner Aufgabe fertig ist, weiter beschäftigen. Es giebt ja tausend lau-! d) desgleichen in einem enghalsigen, aber offenen Glase; Gelegenheiten für ein Kind sich fortzubilden, mag eS nun ein I «) desgleichen aber in einem luftdicht verschlossenen Glase! Beobachte Buch zur Hand nehmen, oder sich im Schreiben und Zeichnen I lange und erkläre dann was du gesehen hast! — Sammele Samen üben, oder sonst eine Kunst treiben. Sind dem Kinde die Auf-1 von Weiden, Ulmen, Erlen, Birken , Eichen, Ahorn, Fichten, gaben zu schwer, weil seine Fassungskraft schwach ist, «eil es I Kiefern und mache Flugversuche damit! — Verschaffe dir einige nicht im Stande war, dem Gange in der Schule zu folgen, oder! Larven de- Mehlkäfer- (Mehlwurm), thue sie in ein Glas, worin weil es flatterhaft und zerstreut war, dann ist e- der Aeltern I etwa- Mehl ist (oder auch Getreidekörner) und beobachte! — heiligste Pflicht, den Lehrer davon in Kennmiß zu setzen. Wohl I Beobachte den Flug verschiedener Vögel! rc." Solche Aufgaben kennt er seine Kranken in der Regel selbst, aber nicht immer I haben vor den gewöhnlichen Schulaufgaben viel voraus; ersten- kann er wissen, wie viel ein Kind Zeit hat müssen aufwenden I verschaffen sie dem Kinde Gelegenheit, seinen Körper zum Theil bei der Lösung seiner Aufgabe, mit welchem Geiste eS dieselbe I im Freien zu stärken, dann machen sie den Geist durch- eigene vollbracht, ob eS Hülfe gebraucht hat oder nicht. Und doch muß I Handeln lebendig und selbstständig, und endlich verschaffen sie dem er die- Alles wissen, wenn er dem Kinde gerecht werden, wenn I Kinde in angenehmer Weise eine Menge Kenntnisse und befördern fr mit ganzer Kraft es unterstützen und ihm nachhelfen will. I seine Rrdefertigkeit in gar schöner Weise. Freilich springt es in - /