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764 abgeschlossene Gesammtausgabe mit ausführlichen Einleitungen und Anmerkungen, die sich außer ihrem sonstigen Gehalte durch ein gefällige- und fließende- Latein, worin Stallbaum Meister war, auszeichnen. Seine Verdienste um die kritische Textgestaltung anderer Classiker, wie zuletzt de- Horaz, können wir hier weiter nicht verfolgen: aber darauf weisen wir noch besonder- hin, daß er in den zahlreichen, meist durch seine amtliche Stellung gebotenen Abhandlungen und Reden einen reichen Schatz allseitigen Wissens entfaltete, indem er darin bald streng wissenschaftliche, bald päda gogische, bald allgemeine Fragen der Zeit mit gleicher Gewandtheit und Eleganz behandelte. Diese geistige Spannung und THLtigkeit blieb nicht ohne den wohlthätigsten Einfluß auf StallbaumS Wirksamkeit als Lehrer und kam der Schule selbst wieder in reichem Maaße zu gute, denn er verstand eS so recht, das Pfund der gewonnenen Kennt nisse den jugendlichen Gemüthern zum wahren Nutzen und From men mitzutheilen. Nicht blos klar und faßlich, sondern weckend und anregend zugleich war sein Vortrag, bei aller Gründlichkeit ohne peinliches und kleinliche- Kleben am Bedeutungslosen, ganz geeignet, für den Gegenstand zu erwärmen und zu begeistern, so daß selbst die Schlaffheit und Mittelmäßigkeit der Kräfte Ein zelner sich allmälig emporrichtete, da- Verworrene und Trübe sich aufklärte, während die von Natur Befähigteren schnell weiter drangen. Ganz besonders aber wurde seine Tüchtigkeit erprobt, als ihm vor länger als 25 Jahren die oberste Leitung der Anstalt anvertraut wurde, und zwar unter schwierigen Verhältnissen und gesteigerten Ansprüchen. Bekanntlich hatten die Gymnasien un sere- Vaterlandes und so auch die Thomasschule schon seit 1830 mannichfache Veränderungen und Erweiterungen in den verschie denen Lehrgegenständen, wie der Mathematik, Geschichte und Geo graphie, der deutschen und französischen Sprache erfahren ünd der damalige Rector, Prof. Rost, hatte diese Umgestaltung geschickt eingeleitet und weiter ausgeführt, wobei ihm Stallbaum rathend und helfend zur Seite stand. Doch waren letzterem selbst, als nachherigem Rector, weit schwerere Kämpfe Vorbehalten. Denn bei den späteren staatlichen, zum Theil tief eingreifenden Verände rungen suchte man bei dem allgemeinen Streben nach Neuerungen und Verbesserungen auch die Grundlage der klassischen Bildung zu schmälern, ja als nicht mehr zeitgemäß fast in Zweifel zu stellen, ohne daß man statt de- angeblich Veralteten und Ver schmähten etwas Besseres zu bieten vermochte. Da wußte Stall baum, der durchaus kein Feind de- wahren Fortschritte- war, unter weiser und kräftiger Unterstützung der hohen Vorgesetzten und namentlich auch de- damaligen Ephorus vr. Großmann das Bestehende und Bewährte zu retten, und hatte schon vorher in einer besondern Schrift: „Da- Griechische und Lateinische in unsern Gymnasien und dessen wissenschaftliche Bedeutung für die Gegenwart" seine Ansichten in dieser Beziehung auseinandergesetzt, deren Richtigkeit durch die Erfahrung später ihre vollste Bestätigung gefunden hat. Das wirkte, da- schuf Stallbaum nicht blos für die Schule und unsere Stadt, sondern im Dienste der Menschheit überhaupt. Und fragen wir nach den Eigenschaften, die ihn als Vor gesetzten der Anstalt besonders seinen Amtsgenossen und allen denen, die ihn näher kannten, so lieb und werth machten: nun diese sind von dem ihm zunächst stehenden College» am Grabe, bei der darauffolgenden Todtenfeier und in einem öffentlichen Nachrufe mit tiefgefühltem und treffendem Ausdrucke dargestellt worden. Nur mit Einem Worte können wir hier seine echte Humanität, seine große Bescheidenheit und Milde, zur rechten Zeit aber auch den rechten Ernst und die rechte Strenge, seine wahrhaft musterhafte Pünktlichkeit und Genauigkeit in allen amt lichen Pflichten erwähnen: aber auf Eines sei uns erlaubt nach drücklich hinzuweisen, auf den friedfertigen und einträchtigen Sinn, der sich in der engern Verbindung mit seinen Amtsgenossen so schön nach allen Seiten hin kundgab, deren Lehrgang er im vollen Vertrauen auf die Gewissenhaftigkeit und Einsicht des Ein zelnen nie störend beeinflußte. Und darin eben lag der eigentliche Kern gesegneter Wirksamkeit, die Wurzel wahrer Berufsfreudigkeit für Alle. Diese und andere herrliche Eigenschaften aber wurden getragen und gehoben von den rechten Trägern, von einem tiefen sittlich-religiösen Gefühle, von der wahren Gottesfurcht, die auch in dem Schüler ein gleiches Gefühl der Aufrichtigkeit gegen Gott und Menschen weckte und nährte. Llngedrucktes aus Beethovens Nachlaß. — Ein Bibliothekar der königl. Bibliothek zu Berlin bereichert soeben die Beethoven-Literatur.durch Herausgabe eines nachgelassenen Werke- von Ludwig van Beethoven. E- sind Volkslieder für eine und mehrere Singstimmen mit Violine, Violoncello und Pianoforte und werden hier nach der seit 1846 im Besitz der königl. Bibliothek zu Berlin befindlichen Handschrift Beethovens zum ersten Male vollständig herausgegeben. Soeben erschien das erste Heft, und eS wird verheißen, daß die mit diesem Hefte begonnene Veröffentlichung dieser Reliquien Beethoven- durch bald folgende andere fortgesetzt werde« soll. Franz Espagne sagt in der un- vorliegenden Vorrede über da- dieser Veröffentlichung zum Grunde liegende Originalmanuscript Beethoven-, welche- Prof. Schindler vor vierzehn Jahren an die betreffende Bibliothek abgetreten hat: „ES enthält diese Hand schrift im Ganzen 70 Melodien verschiedener Nationen ...., von denen einige in den bei Schlesinger erschienenen „25 schottischen Liedern, 0x>. 108", andere in der (jetzt vergriffenen, überhaupt auch wenig nach Deutschland gedrungenen) Sammlung englischer, schottischer und irischer Volkslieder von G. Thomson in Edinburg veröffentlicht, die übrigen bis jetzt noch ungedruckt sind." Die Thomson'sche Sammlung ist zudem incorrect und voll willkürlicher Aenderungen. „Deshalb wurde längst eine correcte und vollstän dige Ausgabe dieser Bearbeitungen, die Beethoven mit so vielem Eifer übernommen hatte, gewünscht. (Die bis jetzt dem Heraus geber bekannten belaufen sich auf 157.) Daß dieses nicht früher schon geschehen, namentlich in Bezug auf die bisher ungedruckten Lieder, beruht hauptsächlich in dem Umstande, daß in der Hand schrift de- Componisten überall der Text fehlt. Wenn die Er mittelung desselben zu einzelnen sehr bekannten Melodien . . . . keine Schwierigkeit bot, so war diese um so größer bei den alt irischen und altschottischen Melodien, am größten bei den von Beethoven als „deutsch^ „französisch", „spanisch" und „portu giesisch" bezeichneten. Au vielen altirischen Melodien ist der ursprüngliche Text überhaupt verloren gegangen; ebenso zu einer Anzahl schottischer; ähnlich nun wie Thomas Moore 124 irischen Melodien neue Gedichte unteraelegt hat, so hat auch Thomson zu zahlreichen Volksweisen von VurnS, William Smyth, Walter Scott, Joanna Baillie, Thom. Campbell u. A. neue Texte an fertigen lassen. Letztere habe« zum Theil Beethoven bei der Bearbeitung Vorgelegen, zum Theil jedoch nicht...." Der Herausgeber hat nun versucht, so sehr als möglich den ursprüng lichen Text au- ältern, meist im vorigen Jahrhundert gedruckten Sammlungen schottischer, irischer rc. Dolksmelodien wieder auf zufinden und zu Ehren zu bringen. Beistand bei der Lösung der schwierigen Aufgabe dieser Publi kation leistete ihm unter Andern Prof. Otto Jahn in Bonn, der Espagne eine von Betthoven sorgfältig corrigirte Abschrift von 40 Liedern überließ. Königlich sächsische General-Consuln, Consnlu und Handelt-Agenten. (Nach dem Staatshandbuche von 1860.) Oesterreich. > Fiume mit den Häfen Buccari und Porte Re: Paul Scarpa, Consul. Triest: Johann Wilhelm Ritter v. Sartorio, Präsident de- Handelsstandes und Kammerrath, Consul. Wien: Christian Heinrich Ritter v. Coith, Großhändler und Bankdirector, Consul. Venedig: vaeat. Preußen. Stettin: Theodor Schreyer, Consul. Cöln. Albert Oppenheim, Consul. Hannover. Harburg: Franz Hessenmüller, Consul. Lübeck: Johannes Pfeifer, Consul. Bremen: Heinrich Leupold, Consul. Hamburg: Christian Eduard Frege, Consul. Belgien. Antwerpen: Joh. Andreas Friedr. Hartrodt, Consul. Brüssel: Ernst Heinrich Brugmann, Consul. Frankreich. Bayonne: Henry Poydenot, Consul. Bordeaux: Theophile Albrecht, Consul. Havre: Carl Ludwig Pusinelli, Consul. Pari-: Thomas Albrecht, Consul. Griechenland. Athen: (werden interimistisch besorgt von dem königl. schwedi schen Geschäftsträger und General-Consul v. Heydenstamm.) Großbritannien. Liverpool: Carl Stöß, Consul. London: General-Consul vr. Patrick Mac Chombaich de Col- quhoun, k. s. Hofrath. Jonische Insel«. Corfu: Friedrich Gysi, Consul. Sardinien. Genua: Heinr. Floren- Lüling, Consul. Sieilie«. Messina: Wilhelm Falkenburg, Consul. Neapel: Carl Just, General-Handel--Agent, fürstl. reuß. gehs Finanzrath; Joseph Morelli, Vice-Consul.