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und Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W ZK. Dienstag den 19. Februar. 1861. Bekanntmachung, die Lieferung von scharfem Flußsand betreffend. Für den ErwiitcrunaSbau der hiesigen Ga»anst.ilt sind circa 4N06 Kubik. Ellen scharfer Flußsand erforderlich, welche Lieferung an de» Mindestsordernden vergeben werden soll. Lieferungsluftige werden daher aufgefordert, ihre Offerten bis spätestens Mittwoch de« »O dieses Monats an uns abzugeben. Die Lieferung hat frei bis auf den Bauplatz zu geschehen, sofort zu beginnen und in spätestens vier Worden ru vollenden. Leipzig, den 16 Februar MI. Des Raths der Stadt Leipzig Deputation zur Gasanstalt. Bekanntmachung. Das Haus Schulgaffe Nr. S soll von Ostern d. I. ab gegen einvierteljährliche Kündigung an den Meistbietenden vermiethet werden. Miethlustige haben Dienstag den LS. dieses Monats Vormittags LL Uhr an Rathsstelle zu erscheinen, ihre G'ebote zu thun und darauf weiterer Entschließung des RacheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Beschlußfassung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die ricitationS- und Miethbedingungen so wie ein Verzeichniß der Miethräume nebst Inventarium können schon vor dem Termine an Rachsstelle eingesehen werden. Leipzig den 7. Februar 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. , Berger. Cerutti. Holzayction. Donnerstag den IL. Februar werden auf dem Gehau des Connewitzer Reviers an der Pegauer Straße von S Uhr Vormittags an folgende Nutzklötzer, alS: 55 eichene, 19 buchene, 21 erlene, 3 ahorne, 9 rüsterne, 1 eschener und 2 Kirschbämne, ferner von L Uhr Nachmittags an 28 buchene, 3 ahorne, 60 eichene, 7 rüsterne, 29 erlene. aSpene und 3 lindene Scheitklaftern gegen entsprechende Anzahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, den 13. Februar 1861. Das Naths Forstdeputation. Ein ungarischer Professor Uber Leipzig. — v. Im vorigen Herbst machte Professor Karl Jul. Schröer in Preßburg, ein früherer Zögling unserer Hochschule*), ^namentlich Schüler unseres verehrten Pros. Wachsmuth, mit dem er zu eben genannter Zeit in Nürnberg zusammentraf und dort einige genußreiche Stunden verlebtes, der durch eine ganze Reihe von sprachwissenschaftlichen und literatur- so wie culturgeschicht- lichen Schriften und unter den Auspicien der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien herausgegebenen Abhandlungen der Ge lehrtenwelt bekannt ist**), eine Ferienreise nach Süddeutschland über Leipzig. Seine Reiseeindrücke erschienen bald nachher in der damaligen deutschen k. k. amtlichen Landeszeitung für Ungarn, der von vr. Otto v. Müller redrgi'rten „Pest-Ofner Zeitung" in Druck. Wir geben daraus mit einiaen Kürzungen den ersten, Leipzig dm 6. Septbr. 1860 datirten Reisebrief. Um 7 Uhr Abends bestieg ich am 4. l. M in Wien die Eisen bahn und trat um 6 Uhr Abends am 5. l. M. in Leipzig im Hotel de Baviere ab. ^ Die Gasthofprellereien in Wien, die dem Reisenden diese schöne Stadt noch ganz verleiden werden, stimmten mich unmuthig, tue *) Im Personalverzeichniß von 1843/44 Wintersemester wird er als Studiosus der Theologie aus Preßburg aufgeführt. **) Schon 18üS erschien eine „Geschichte der deutschen Literatur" als Lehr- und Lesebuch für Schule und Haus aus seiner Feder. Später gab er einen nicht unwicktigen „Beitrag zur deutschen Mythologie und Sitten- künde aus dem Volksleben der Deutschen in Ungarn als Aufmunterung zu größer« Sammlunaen in den deutschen Gegenden Ungarns" heraus. Auch rin Bändchen „Gedichte" erschien. Dann kam „Ein Bruchstück des Gedichtes Luarin oder der kleine Rosengarten". Vor zwei Jahren endlich druckte die k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien seine Beiträge zu einem Wörterbuche der deutschen Mundarten des ungarischen BerglandeS, zu welchen er noch einen Nachttag lieferte. Bei dem Schillerjnbiläum veröffentlichte er ein „Festspiel zur Schillrrfeier 1859". Agioverhältnisse — das Silber war eben auf 131 i/r gestiegen — machten mich traurig, und ich faßte, um die Ungerechtigkeit meines Schicksals so viel an mir ist auszugleichen, den mannhaften Ent schluß, auf der Eisenbahn einen Platz dritter Elasse zu nehmen. Dies ist hier in Leipzig nichts Besonderes, alle Welt fährt einmal dritter blasse, aber in Wien!!! — Was für Nationen da mit mir in einem und demselben Pferche eingebarkt wurden, in welch haderigen Kleidern, mit welchen Ge rüchen — Das zu beschreiben, fei mir erlassen. Auf jeder Station wollte ich umsatteln auf die zweite Elasse, aber es war keine Zeit. Ich mußte aushalten, da half nun Nichts — die ganze Nacht hindurch. Mein durch eigne Schuld herbeigerufenes Schicksal hatte mich einmal beim Zipfel und riß mich nun unaufhaltsam mit fort. Die Rohheit und Grobheit all des Volkes unter ein ander — ich spreche von meinen Reisegenossen — war mir vollends fürchterlich. In Lundenbucg erfreuten mich die Kinderstimmen, die da in so reinem, wohlklingenden Deutsch (wie man eS in Oesterreich nicht hört) riefen: „Frisch Wasser! Frisch Wasser!" oder „Schinken, Zwieback, Wasser!" oder „Cigarren! Zünder!" Die wurden von meinen Reisegefährten nun herbeigerufen, absichtlich als der Wagen sich schon bewegte, dann nur so zum Spaße, als sie herbeieilten, mit Spott und Gelächter wieder fortgeschickt; zuletzt wurde ein herbeigerufenes Kind gar seiner Flasche beraubt, natürlich ohne Entschädigung, und als das arme Ding nun flehend neben dem Wagen einherlief, erscholl ein grausames, cyklopisches Gelächter! Darauf stimmte man nun Schnaderhüpfeln an, die mich be lustigten trotz der Zoten, die mitunterliefen, und wir kamen nach Brünn — „Dreiundzwanziq Minuten Aufenthalt!" — Aweiund- zwanzig Minuten lang schrien hier die Reisenden um Speise und Trank, worauf immer wie in Shakespeare'- Heinrich IV. „ Gleich, Herr, gleich!" von den Kellnern erwiedert wurde. Durch diesen Umstand hingehalten, fand ich im Gedränge und der Finsterniß der Nacht nicht einmal da- Bureau, um meine Karte umzutauschen.