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3201 K. leistete selbst als Pianist recht Tüchtiges; war er eS doch auch, der im Anfänge der dreißiger Jahre Chopin zuerst in Deutsch land einführte und zwar in einem hiesigen GewandhauSeoncerte, wo er dessen Variationen (0p. 2.) vortrug. So viel steht fest, wäre K. eine praktischere Natur gewesen, er würde sich eine auch äußerlich glänzende Stellung errungen haben. Anstatt dessen hinterläßt er eine zahlreiche Familie in nichts weniger als günsti gen Verhältnissen. Seine Hauptverdlenste aber beruhen in feinen musikalisch-päda gogischen Schriften, welche theilweise selbst in außereuropäischen Ländern Übersicht und zahlreich aufgelegt worden sind. Wir nennen von jenen: „Materialien für daS mechanische Clavierspiel", „Weg weiser", „Methodischer Leitfaden für Clavierlehrer" und vor Allem, als die beste seiner Arbeiten, die in zwei Lheilen erschienene „Ausführliche Claviermethode". Die logische Ordnung und Folge der Stücke, so daß der Schüler nie etwa- unter die Hände be kömmt, was sein Fassungsvermögen und feine Kraft überschreitet, so wie die konsequente Fortführung dieser Art, der Uebergang von den nothwendigsten, aufs zweckmäßigste gewählten Etüden zu den nützlichen Jwnstücken in jeder UuterrichtSperiode, dann das Verknüpfen des Technischen mit dem Theoretischen und die ganz besondere Berücksichtigung der Vortrags und seiner Nuancirungenrc. charakterisiren den Unterricht diese- Mannes. Sein letzte- Werk, „Führer auf dem Felde der ClavierunterrichtS-Literatur", konnte ihm noch auf dem Sterbebette ausgehändigt werden. Rudolf Günther. Lommunatgarden - Lommandanten -Wahl betr. (Eingesandt.) In Nr. 315 des „Leipziger Journals" (Morgenblatt) ist die Wahl des Herrn Oberlieutenants a. D. Wehrhan in einer nicht zu billigenden Weise beurtheilt worden. Einsender erlaubt sich diese Wahl von einem unparteiischen Standpunkte auS zu be leuchten. Der Rath der Stadt Leipzig hatte zur Besetzung der Commandantenstelle der Eomnmnalgarde drei Candidaten in Vor schlag gebracht; an erster Stelle stand der Herr Hauptmann Frei herr von Kochtitzkp, an zweiter der Herr Oberlieutenant Wehrhan und an dritter der Herr Hauptmann der 7. Compagnie der Leip ziger Communalgarde, Ed. Sander. Privatim war unter den Wählern die Vereinigung dahin gegangen, daß einem Offizier des Militairs die Führung der Communalgarde übertragen werden möchte; darnach konnte eS sich nur um die beiden erstgenannten Herren handeln. Herr Hauptmann Frhr. v. Kochtitzkp hat nun von dm 87 anwesenden Wählern 40 Stimmen, der Herr Oder- lirntenant Wehrhan aber 47 Stimmen erhalten; Letzterer ist daher mit absoluter Stimmenmehrheit zum Commandanten gewählt wor den. DaS Resultat dieser Wahl ist aber ein gewiß nach allen Seiten hi» zufriedenstellendes: denn einmal konnte man erwarten, daß der Rath der Stadt Leipzig nur Ehrenmänner vorschlagen würbe; sodann ist der Herr Hauptmann Frhr. v. Kochtitzkp durchaus nicht verletzt, da demselben doch nur 4 Stimmen an der abso luten Stimmenmehrheit abgingen und er sonach als ein sehr würdiger Candidat erkannt worden ist; endlich sind aber auch die Wähler gerechtfertigt, da sie, nach der Abstimmung selbst zu ur- theilen, von der Würdigkeit Beider überzeugt waren. Die Wahl selbst ist daher eine vollständig zufriedenstellende zu nennen und im vorliegenden Falle würde daher selbst bei der Majorität von nur 1 Stimme der Gewählte die Wahl unbedenklich haben annehmen können. Die persönliche Vorstellung des Herrn Ober, lieutenant Wehrhan findet Einsender ganz angemessen, da es doch jedenfalls für die Wähler wünschenSwerth erscheinen mußte, den zur Wahl Vorgeschlagenen auch persönlich kennen zu lernen. Ob statt des Hochs, welches dem Herrn Oberlieutenant Wehr han bei der Gewehrvisitation des 4. Bataillon- der Communal garde gebracht worden ist, nicht eine einfache persönliche Vorstellung des Letzteren genügt haben würde, mag dabingestellt sein; jeden falls kann aber den Herrn Oberlieutenant Wehrhan deswegen ein Vorwurf nicht treffen! Möchte die- daS letzte Wort in dieser Sache sein, da durch weitere öffentliche Besprechungen nur eine gegenseitige Gereiztheit entstehen würde, die für das Communalgarden-Institut gewiß nicht ersprießlich sein kann. Gefsentttche »erichlssttzung. Als sich am 20. Februar d. I. Abends nach 7 Uhr der Hausmann eine- auf der Lindenstraße gelegenen Hauses in dem daselbst parterre befindlichen Comptoir seines Principals, des Inhaber- einer Cigarrenfabrik aufhrelt, um darin noch etwas zu besorgen, obschon die Geschäftszeit vorüber und der von der Haus- stur aus ins Comptoir führende Eingang bereit- verschlossen war, hörte er, daß wiederholt Versuche gemacht wurden, die Thür zu diesem Eingang mittelst Schlüssels von außen zu öffnen. Er verfugt» sich durch einen zweiten Eingang heraus in die Haus siere u»d fand, daß zwei Mannspersonen vor der Thür des erst gedachten Eingangs da standen. Bei seinem Anblick ergriffen die beiden Männer nach verschiedenen Richtungen bin die Flucht, der eine lief nach der KönigSstraße und hier in den Hof eine- Hause-, wo er sich aber zu seinem Malheur in eine Wäfchkßne verstrickte und von dem ihm nacheilenden Hausmann an der Fortsetzung seiner Flucht verhindert wurde. Unterwegs hatte er ebenso wie letzterer wiederholt den Ruf „Halt auf" ertönen lassen, um. dem Publicum glauben zu machen, daß er ein Verfolger und nicht der Verfolgte fei, obschon er die- bei der Hauptverhandlung im Wider spruch mit seinm polizeilichen Geständnissen nicht Wort haben wollte. In dem Ergriffenen erkannte man den Cigarreumacher Fried, rich Eduard Kund aus Neusellerhaufen, und die am 2b. d. M. unter Vorsitz des Herrn Gerichtsrath Wichmann abgehalten« Hauptverhandlung hatte Kunden wegen Diebstahlsversuch auf die Anklagebank geführt. Obschon der Angeklagte Kund nicht in Abrede zu stellen vermochte, daß er zu jener Zeit sich im gedachten Hause aufgehalten habe, so läugnete er doch beharrlich den ihm beigemesseum Diebstahlsversuch. Er sei, behauptete er, an jenem Abend von Neusellerhaufen herein in. die Stadt gegangen, um Jemanden auf der Ulrichsgass« aufzusuchen. Auf der KönigSstraße sei ihm eingefallen, daß er keine Cigarren bei sich habe; er habe sich daher von einem Bekannten, der in jener Cigarrenfabrik gearbeitet habe, einige geben lassen woken, gleichviel von eigmen oder von solchen, die derselbe erst feinem Principal habe entwenden müssen. Die Fabrik sei jedoch bereit- geschlossen gewesen, er habe im Hofe sich umgesehen, hier auch ein natürliches Bedürfniß befriedigt; als er wieder durch die Hausflur habe gehen wolle», sei der Hausmann dazu gekommen und weil er gefürchtet habe, wegen Befriedigung seine- Bedürfnisses «zur Rechenschaft gezogen und mit 25 Gr. bestraft zu werden, habe er die Flucht ergriffen, zugleich aber habe er bemerkt, daß ein Dritter vor chm her ausgerissen sei. Der Aussage de- Hausmanns, daß er und jener Dritte ruhig vor der Thür zum Comptoir da gestanden, widersprach Kund. ES wußte sich jedoch derselbe mit seinem ganzen Vorgeben über den Zweck feiner Anwesenheit in jenem Hause und über den Grund seiner Flucht um so weniger Glauben zu verschaffen < als er sich nicht nm vielfach kn Widerspruch mit den Zeugenaussagen befand, sondrm auch bei seiner Festnehmung den Vorwurf des beabsichtigten Diebstahl- ganz ruhig hingenommen hatte, ohne sich dagegen m wehren und insbesondere den angeblichen Grund seiner Flucht irgendwie zu erwähnen. Der Gerichtshof hat da- Schuldig wider ihn ausgesprochen und auf eine Gefängnißftrafe von 2 Monaten erkannt'. Glück licher war der zweite Flüchtling gewesen, mit dem Kunde jeden falls gemeinschaftlich den Diebstahl auszuführen verabredet hatte. Auf der Thar war dieser nicht ergriffen worden und obschon sich der Verdacht gegen eine bestimmte Person als den damaligen Begleiter und Helfershelfer Kundes gerichtet hatte, so war dieser Verdacht doch nicht zu einer Stärke erhoben worden, um diese Person gleichfalls in Anklagezustand zu versehen. Die k. Staat-, anwaltfchaft war durch Herrn StaatSanwalt Löwe, die Derthei- digung durch Herrn Adv. Schilling vertreten. Zur Tageschrontk. Leipzig, den 25. Juni. Gestern Mittag hat sich der Soldat W. in einem Arreftlocale der hiesigen Garnison, wo er wegen eines Dienstvergehen- inhaftirt war, mittelst eine- Bajo netts erstochen. Verschiedenes Die Theilnahme an dem deutschen Turnerfeste za Gotha und dem mit diesem verbundenen deutschen Schützünftst: zeigt sich in der erfreulichsten Weise durch ganz Deutschland. An dem SchUyen- ta^e soll über Schützenanqelegenheiten im AllgemAnrn, insbe sondere aber über gleichmäßige Constilunun^ der Schützen», reine, über Einführung eines gleichmäßigen K lrdeis, über die Grn..vung eines deutschen Schützendundcs, die Einführung w.cd.rk'tuender deutscher Schützenfeste, üdev die Bildung von V^re.new Zur Unter weisung der Jugend in Handhaoung der Schußwaffen.viahandelt werden. Die drsfallsigen Vorlagen können erst spater oeröffentliü t werde». — Was daS Schüyenf.st anlan^r, so sind tue Ebrchigabcn schon reichlich g/fiosse«. Der regierrmde Herzog wr^ioer »inen großen silbernen Humpen, Prinz Albst, Prlnz-Gemahl van Eag- la«d, einen silbernen Pokal und eine Wpstworch-Birckise cowpül mit Etui, die Stadt Gotha einen schwrren sildeeneu Prkll. Dw Frauen Gotha s habe» einen goldenen Chronometer für 130 Th.ler und zwei große Pokale geliefert. Außerdem sind Büchse» aller Art auS Gotha, Zella (3), Mehlis, Lübeck, Braunschwei^ avye- »eldes, dann Teschings, Kapsekgewchr,, Pistolen, Becher, Ubren, Kurzwaaren (sogar in vollständiger Collpctien), Teppich,, Dskm, Perspective, Biwer, Büsten^ Bücher, Schreinerarbeiten, Geldspenden von 1 bi- 50 Thaler, Stickereien in großer Auswahl u. s. w. WW>