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wird, » uns n. Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 12. Montag dm 11. Februar. 1861. lldon. Basiert. wirre. onprinz ltolvgnr. »um. OreSden. ünchn.H. lifie. . Baviere. I »ürnberp. i.r,en. garni. laviere. r. aum. Rusfie. unr wirre. :1 garni Arthur !nd von isers von >n Karl rtteö. ; 6er-- §l'sabesn- Loos» dt» ; Au^s- r l42.50; iff. 4V'/«. U S7.9L; Oesterreich, »dil. 7(iü. L^berschlej. eo 72 bt< uar 49'/,, ». Februar üböl. loco höher. — > ^ Geld, Bekanntmachung. Ein in dem L. Gestock des alten FreischulgebäudeS, Schulgaffe Nr. R4, befindliches großes Helles Zimmer nebst Vorraum, welches zeither als Atelier benutzt worden ist und zu einem solchen oder als ArbeitSlocal sich besonders eignet, soll sofort gegen einvierteljährliche Kündigung an den Meistbietenden vermiethet werden. Miethlustige werden veranlaßt, Donnerstag den L4 dieses Monats Vormittags LL Uhr an RathSstelle zu erscheinen, ihre Gebote zu thun und daraus weiterer Beschlußfassung des RarheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Entschließung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die LicitationS- und Miethbedingungen können schon vor dem Termine an RathSstelle eingesehen werden. Leipzig den 4. Februar 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. ' Cerutti. Festtagt lnfnahne. Leipziger Photographien. x. Es war im Aelternrathe der Familien L. und Ypsilon — Firma Ypsilon »eru Witwe seelige Söhne L Comp. — eine seit langen Jahren beschlossene Sache, daß Binchen L. und Traugott Ypsilon mit einander durch da- Leben wallen sollten, damit, wie man in Leipzig sagt, das Vermögen beisammen bleibe. Das ist doch gewiß sehr praktisch. Man fragt den Teufel darnach, ob die Charaktere der Kinder der Firma passend zuqeschnitten sind, das Vermögen paßt zusammen und die Couponscheere schneidet im Laufe der Zeit die Charaktere passend, und Liebe? Thun Sie mir den Gefallen und reden Sie mir nicht von Liede! ES ist eine alte Geschichte, die ewkg neu bleibt, daß Liebe, wenn vorhanden, in der Gewohn heit untergeht und, wenn nicht vorhanden, in der Gewohnheit zum Vorschein kommt. Und wenn nun auch nach einem sieben jährigen Kriege der Ehefrieden immer noch wackelig bleibt und die Charaktere so widerhaarig sind, daß man. auf einen dreißig jährigen Krieg sicher rechnen kann, daS ist noch keine schlimme Sache. Dann separirt man sich und sein Vermögen, oder man sepakirt sich auch nicht', Er lebt auf dem linken, Sie auf dem rechter^ Flügel und daS Vermögen lebt parterre im Geschäft. Nur das Vermögen Zusammenhalten! Nur so spielt man die erste Geige! Wenn aber ein Papa hundertundzwanzigtausend Thaler und acht Töchter sein nennt, da- ist eine schlimme Sache. Hier reichen zwölf Zügel nicht au-, das Vermögen zusammenzuhalten und über ein Kleine- spielt der Mann nicht mehr die erste Geige, der kann nicht praktisch denken, weil acht Töchter noch schwieriger zusammenzuhalten sind; sein Vermögen muß sich endlich doch zer splittern und sein Name geht in die Lüfte. Die Firma Ypsilon »sn. Witwe seelige Söhne L Comp, hatte nur zwei Kinder, Traugott und Sabine, die vor ihrer Geburt schon mit einander verlobt wurden und sich bis zu ihrer Consirmation Mann und Frau nannten, auch von aller Welt so genannt wurden. Sonntag wurden sie confirmirt und Montelg nannteri sie sich Sie, nahmen mit Anstand von einander Abschied und reisten nach L. und Y., Er in ein Institut für Alles, Sie in ein Institut für höhere Töchter. Beinahe wäre nun der Liebllngsplan der Firma Ypsilon »«n. Witwe seelige Söhne L Comp, an zwei Jugendlieben — anders kann ich nicht sagen, denn man kann eine, zwei, auch drei Jugend lieben gehabt haben — gescheitert, denn Binchen und Traugott- chen hatten in L. und Y. bald Gelegenheit, je eine Bekanntschaft zu machen, die in je eine Jugendliebe ansartete. „Da- Ding war schon sehr böse!" sagte dir Welt später in Leipzig, aber e« machte sich noch. Traugotts Jugendliebe war eine verteufelt verwickelte Geschichte, aber die Jugendliebe Binchens verteufelt einfach. Ein armer hübscher Candidat, der im vierten Stockwerke desselben Hauses wohnte, bombardirte da- jungfräulich knospende Binchen mit Oden und Hymnen so lange, bi« sie sich entschloß, den ersten brief stellerischen Versuch zu wage« und ihrem theologischen Anbeter mitzutheilen, daß er hoffnungslos liebe, indem, wenn auch nicht ihr Herz, so doch ihre Person bereits vergeben sei. Seine Verse seien aber sehr hübsch und werde sie die kleine Sammlung als eine liebe, wenn auch wehmüthige Erinnerung bewahren. Damit war aber der Theolog und Dichter nicht zufrieden. Er versetzte Binchen in Belagerungszustand, folgte ihr ins'Theater, in die Kirche, auf Spaziergänge, legte sich auf der Treppe in permanenten Hinterhalt und machte das Institut, die höheren Töchter und die unterm Treppen so unsicher, baß mit seiner Exmission verfahren werden mußte Ganz richtig war die Geschichte nicht, denn Bin- chenS Kopfkissen war am andern Morgen nach der Exmission noch thränenfeucht. Der arme gute Candidat duldete und schwieg; jedenfalls suchte und fand er seinen Trost in Klopsiock, der seine heißgeliebte Fanny auch nicht erringen konnte. Der junge Ypsilon machte in der Residenz L. ganz andere dumme Streiche, die die ganze Energie der Firma Ypsilon »vn. Witwe seelige Söhne L Comp, erforderten, um den festgefahrenen Jüngling lvszueisen. Traugott botanisirte gern im Walde und auf den Bergen der Umgegend, und da bekanntlich hinter den Bergen auch Leute wohnm, lernte er eine- Tages eine Land pomeranze kennen, die in sein botanisches Fach schlug und die er am liebsten in seiner Botanisirtrommel mitgenommen hätte. Anfang- war sie bitter, nämlich die Pomeranze, und hart und herbe, da aber das junge Ypsilon von Stund an nur Ein Ziel kannte, nämlich Blasewitz, und nur Ein Studium, die Botanik, wmde sie nach und nach weich und sie fing an, den Stadtmenschen lieb zu gewinnen. Mosel, so der Mutter Freude, so der Stolz des Dorfes war, konnte allerdings als eine Blasewitzer Merkwürdigkeit angesehen werden und, wie Hölty sagt, „taumelten JünglingSblicke voll Feuer nach dem Reiz des lieben Mädchens hin", aber Keiner als ihr vielgetrruer Traugott rührte jemals ihren Sinn, weil er reicher Leute Kind zu sein schien. Aber die fabelhafte Leidenschaft TraugottS, nur in Blafewih zu botanisiren, erregte endlich das Mißtrauen seiner Mitschüler und es fand sich bald ein junger Verräther, der die Blasewitzer Pflanze dem Institutsdirektor beim rechten Namen nannte So ereignete eS sich denn zur Erntezeit, daß an einem schwülen Nachmittag Traugott und Rosa hinter hohen Garben saßen; Sie aß mit vollem Munde, Er sprach vom ew'gen Bunde, und sie wollten sich eben verloben, als plötzlich Banquo'S Geist in der Gestalt des Herrn Direktors hinter den yohen Garben vottrat und eine schauerliche Ansprache an Daphnis und Chloe hielt. Wie aber so manche Rede im parlamentarischen Leben geredet wird, ohne der Rede werth zu sein, so machte auch diese Directorialrrde aus Daphnis Ypsilon keinen Eindruck und er schwor' bei seiner Botanisirtrommel, daß Rosel oder Keine auf ewig die Seine, urld als der Direktor nun sah, daß sich das junge Leipzig nicht wiederfinden wollte, telegraphier er und andern Lag« erschien Mittelst Schnellzug die Firma Ypsilon »«n. Witwe seelige Söhne L Comp, auf dem Schauplatze de« Verbrechen« und fand die Vvrpor» äolioli im Walde, al« sie sich eben wieder verloben wollten. Und nun sprach die Firma zu Jl d in Blas ihn, halb fandet hin unb ward jhm und halb zog sie lasewitz nicht mehr gesehn.