Volltext Seite (XML)
bly Wamm haben denn die Landleute ein so scharfes Auqe in ihren eigenen Angelegenheiten? Haben sie doch seit dreißig Jahren eine viel bessere Stellung sich errungen; also wird der Gewerbtreibende wohl auch wissen was ihm frommt oder schadet. Die Abstimmungen in Gewerbevereinen sind durchaus nicht maßgebend. Man sehe die Mitgliederlisten und wie viel nach Ab zug der sogenannten Gewerbefreunde und concessionirten Geschäfts inhaber wirkliche Gewerbsmitglieder bleiben, von denen Letzteren wohl Einige, vielleicht momentan durch eine schöne Rede verleitet, für Gewerbefreiheit stimmten. Die vielgepriesenen Associationen sind verschiedenartig zu betrachten, wohlthätig wirkend als Vor schuß - und Unterstützung-Vereine, oder zu gemeinsamer Anschaffung von Rohmaterial rc., aber Genossenschaften zu gemeinsamer Arbeit werden nicht wohlthuend bestehen, denn eS wird dabei von Einem gewöhnlich eine Art Despotie ausgeüdt, und muß ein Arbeit-Haus- system eingeführt werden, wodurch erst recht der Einzelne seinm geistigen Werth verliert und zum gewöhnlichen Arbeiter wird. In der Sächs. Dorfzeitunq war der Beschluß der hohen zwei ten Kammer, daß mehrere Verkauf-locale zu halten nicht gestattet werden soll, bedauert und z. B eine Association von Tischlern angeführt, welche dann, außer ihrem Magazin in der Stadt, Aweiqmagazine in mehreren Vorstädten nickt anleqen dürften. Dies verräth eine große Unkenntniß de- Wesen- der Meubel- magazine, denn diese sind keine Brodverkäuft, bei denen der täg liche Verbrauch eine- jeden StadttheilS zu berechnen ist. Die Industrie ist auch ohne Gewerbefreiheit in unserem Vater lands nicht zurückgeblieben und würde sich noch mehr au-gebildet haben, wenn stets ein weniger sparsamer, aber mehr nationaler Smn in Sachsen geherrscht hätte. Man verlangt wohl in Dresden, was Paris, London oder Wien bietet, es fehlt aber an solchen Herrschaften, die so bezahlen können oder wollen, wie dort. Es kann auch in Deutschland wohl Einigkeit herrschen, ohne durch Einführung unbeschränkter Gewerbefreiheit und eine- No madenleben-, durch ungezügelte Freizügigkeit den Boden lockern zu helfen, worin der Same jetziger italienischer Zustände irgend einmal leichter Wurzel fasse. Mehreres widerlegt und einen Theil unserer Ansichten und Erfahrungen ausgesprochen zu haben, ist der Zweck dieser Dar stellung. Unser Wunsch'ist nur, daß wir verstanden und unsere Erfahrungen, Proteste und Petitionen an wohlweiser gesetzgebender Stelle auch beachtet werden. Mehrere Handwerker, welche glauben, im Sinne Vieler geschrieben zu haben. Musikalische Soiree von Salvatore Marchesi. Da man hier so selten italienische Musik, und noch seltener sie in wirklicher Vollkommenheit hört, so sahen wir der von Hrn. Marchesi am 12. d. M. im Saale des Gewandhause- gege benen Soiree mit Freuden entgegm und versprachen uns einm wirklichen Genuß von derselben, denn Herr Marchesi war un schön von früher her als ein Meister der Gesangskunst, als ein hervorragender Interpret der Musik seine- Vaterlandes bekannt. Wir täuschten uns, wa- seine eigenen Leistungen betrifft, darin nicht. Nachdem er mit einer prachtvollen Arie au- Händels Oper..Ezio" bewiesen hatte, daß er auch klassische Musik zu singen versteht, zeigte er in den Duetten au- den Opern „Barbier von Sevilla", „die Italienerin in Algier" und „der Bürgermeister von Saardam" (letztere von Donizetti), ferner in Rossini'- „Tarantella" (aus „Ivo Soiräe» musioule»"), wie eigentlich italie nische Musik gesungen werden muß Herr Marchesi hat eine mächtige Baßstimme von herrlichem natürlichen Wohlklang, der durch eine leider gegenwärtig so selten zu findende Ausbildung zu höchster Geltung kommt. BewundernSwerth sind bei der Kraft und Fülle seines StimmorganS die Leichtigkeit der Ansprache, die brillante Coloratur, die Meisterschaft im leicht hingeworfenen 6»nto pLrlanäo. Sein Gesang war übrigens durchglüht von südländi schem Feuer, wie dabei auch namentlich die unnachahmliche feine Komik der Rossinischen Musik zu brillanter Geltung kam. Daß der Sänger, besonder- in den Duetten, oft die theatralische Action markirte, dürfen wir ihm nicht zum Vorwurf machen, wenn es als hier ungewohnt dem Publicum auch etwa- aufzu fallen schien. Diese Art von Musik reißt unwillkürlich dazu hin, und wir möchten behaupten, sie lasse sich in ruhiger und gemesse ner Stellung de- Sänger- gar nicht mit so großem Leben und Feuer vortragen. Bei den Duetten ward der Concertgeber von Herrn und Fräu lein Braun au- Wien unterstützt, außerdem trugen diese noch Lieder von Schumann und Schubert vor. Herr Braun ist ein Tenorist mit mäßigen Stimmmitteln, wie wir hörten Dilettant, und als solcher leistete er recht Brave-, besonder- in dem Duett au- „Barbier von Sevilla", das wir überhaupt al- die schönste Gesangsleistung de- Abend- bezeichnen möchten. We niger genügte uns sein Dortrag de- Wanderliedes von Schumann. Fräulein Braun'- Leistungen gehen nicht über den gewöhnlichen Dilettantismus hinaus. Die Stimmmittel dieser Sängerin find sehr klein, noch kleiner aber ist ihre Gesangstechnik und der Grad von Verständnis beim Dorttage. Da der Violoncellist Herr David off verhindert war, die Zusage der Mitwirkung bei dieser Soiree zu erfüllen, so hatte die treffliche Pianistin Fräul. Jngeborq Starck sich bereit finden lassen, die Instrumental-Soli der Aufführung zu übernehmen. Sie spielte mit großem wohlverdientem Erfolg „Chromatische Phantasie und Fuge" von I. G. Bach, ein Notturno von John Field und die Walzer - Caprice nach Schubert von Liszt. F. Gleich. Vas Dieh'sche Schlachtbttd. Bei dem Interesse, welches gerade für unsere Stadt der Gegenstand de- großen Dietz'schen Oelgemäldes „Vor den Thoren Leipzig- am IS. Oktober" in Anspruch nimmt, und welche- durck den zahlreichen Besuch seiner Ausstellung sich kundgiebt, dürfte es nicht überflüssig sein, einige Bemerkungen de- Künstlers über die Auffassung seiner Darstellung mitzutbeilen. Von allen Seiten wird nämlich beim ersten Anblick des Bil des die allerdings nur für Leipziger störende Wahrnehmung ge macht, daß die Lokalität de- brennenden Dorfe-, wie de- Schlacht feldes und der Flucht de- französischen Heere- nicht richtig sei. Einem Briefe de- Herrn F. Dieh entnehmen wir hierüber die nachstehenden Zeilen. „Den Borwurf der Inkorrektheit der Landschaft u. s. w. habe ich in Leipzig vorauSgesehen, jedoch nicht von der Erheblichkeit erachtet, die, wie Sie schreiben, dorten daraus gemacht wird. Von Klein-Aschocher und besonders von Plagwitz aus sieht sich die Gegend meines Wissen- so an, wie sie auf dem Bilde erscheint. Man sucht in der Regel die Schlacht von Leipzig im Osten der Stadt, während ganz erhebliche Theile derselben im Westen und Süden stattfanden. Am 16. Oktober schlugen sich die Oefterreicher unter Giulay aufs Blutigste bei Zschocher und Lindenau und am 18. gleichfalls. WaS von Verwundeten, Tobte» und Trümmern auf meinem Bilde ist, rührt vom 18. Ok tober her. Die brennenden Häuser, sowie der Vordergrund liegen allerdings etwa- zu hoch, wenn man sich an das wirkliche Terrain streng halten will. Nehmen Sie mir aber diese Dispositionen, wo und wie kann ich erzählen, was ich erzählen wollte? Es steht allemal fatal, wenn man die Dichter und Künstler examinirt — die Landkarte in der Hand. Da- Publicum thut die- freilich immer, und — wir werden das Publicum nicht ändern. UebrigenS ist mein Entwurf zu dieser Auffassung der Befreiungsschlacht älteren Datum-. Seit etwa 15 Jahren suche ich nach einem Ausdruck der ewig feststehenden Thatsache, daß Deutschland Gott auf den Knien gedankt hat, al- es den großen Napoleon abgeschüttelt. Mein arme- Bild soll solches in- Gedächtniß rufen. Die Dinge stehen bei uns heute ähnlich." Vielleicht hat, auf Grund de- hier Mitgerheilten, einer der manchen noch unter un- lebenden Augenzeugen de- großen Rück zug- die Güte, eine thatsächliche Erläuterung der von Dietz ge wählten Momente zu geben und sich über die Richtigkeit des darin Dargestellten au-zusprechen. Universität. —ve. Unserer Universität steht ein Verlust bevor: unser Philolog und Archäolog vr. phil. Conrad Bursian, außerordentlicher Professor der Philosophie, hat dieser Tage^inen ehrenvollen Ruf an die Universität Tübingen erhalten und sicherem Vernehmen nach auch bereit- angenommen. Seine Uebersiedelung nach der würtembergischen Universität würde nach derselben Quelle schon zu Ostern d. I. stattfinden, vr. Bursian gehört unserer Hoch schule als Docent seit Mitte 1856 an. Die hiesige außerordent liche Professur erhielt er vor zwei Jahren. Er ist Mitglied mehrerer ausgezeichneten gelehrten Akademien, unter Andern der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig Was man aus Leipzig schreibt. Leipzig, 10. Februar. In verflossener Nacht mußten zwei Studenten wegm Störung der nächtlichen Ruhe auf die Polizei gebracht werden. Die- gab, wie gewöhnlich, Veranlassung zu einem Auflaufe von Menschen vor dem Polizeigebäude, die sich trotz wiederholter Aufforderung von Seiten der Polizei nicht zer streuen wollten. Mit Anerkennung ist nun zu berichten, daß der Wachcommandant der Communalgardenwache, Herr Zugführer Kaufmann Bang, mit seinen eben im Abtreten begriffmen Wach mannschaften den vor dem Polizeigebäude liegenden Naschmarkt mit eben so viel Humanität al- Entschiedenheit säuberte und da durch dem Gesetze der Ordnung die nöthige Geltung verschaffte.