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Anzeiger. AmtSblM des König!. Bezttlsgench!« »ud des Rath» der Stadt Leipzig. M 182. Montag den 1. Juli. I8«I. TaaeSbefchl an die Eomnnmalgarde zu Leipzig, ^ den BE Juni L8«L Aus Keirerallarrn rücken vom 1. Juli d. I. Mittags 12 Uhr an das I. und LV. Bataillon zum Aeuerdtenst au- und zwar besetzt das IV. Bataillon die Brandstätte- das I. stellt sich in der Nähe derselben als Reserve auf. Das II. und III. Bataillon treten als zweite Reserve erst dann in Dienst, wenn nach dem AuSrücken der beiden erst- genannten, im Feuerdienst stehenden Bataillone Appell geschlagen werden sollte. In Bezug auf die EScadron und sonst verbleibt eS bei den bisherigen Anordnungen. DaS Commando der Gommrrnalgarde. von Zenker, Vice-Kommandant. Dir Ausstellung von Werken Leipziger Künstler im Lunstveretnslocale. (Verspätet.) Der Kunstverein gab uns Gelegenheit, in einer „Ausstellung von Werken Leipziger Künstler" eine Uebersicht zu gewinnen über Kunstleistungen unserer Stadt, wie sie sonst bei der natür lichen Zersplitterung der Kunstwerke in Privatsammlungen und dm Mappen der Künstler selbst nur schwer zu gewinnen ist. Die nachfolgenden Bemerkungen, die sich uns bei einer aufmerk samen Betrachtung der Ausstellung ergaben, möchten dazu dienen, die Aufmerksamkeit unseres PublicumS noch mehr al- eS bisher der Fall gewesen, auf eine Erscheinung zu richten, die für Jedm, der ein Herz hat für da- geistige Lebm Leipzig-, de- Interessanten und Belehrenden so Viele- bietet. — Wmden wir zunächst unseren Blick auf die dem historischen Gebiet angehörigen Erzeugnisse, so ist eS vor Allen Ein Kind unserer Stadt, da- unS mit gerechtem Stolze erfüllt: Julius Schnorr von CarolSfeld. Wir dürfen eS als eine beson der- glückliche Fügung bezeichnen, daß gerade au- der Jugend periode diese- Meister- (geb. 1794) sich einige Blätter zusammen gefunden haben, welche im Verein mit der in der Lützschenaer Gallerie befindlichen Aquarellzeichnung (Johanne- der Täufer) und dem heil. RochuS auf unserem Museum unS ein höchst in teressante- Bild der jugendlichen Entwickelung de- genialen Künst ler- geben. Wir sehen ihn innerhalb zweier Jahre (die ange führten Werke gehören tn-gesammt in die Jahre 1816 und 1817, welche unser Landsmann in Wim zubrachte, von wo er noch im Herbst 1817 nach Rom ging) von einem unfreien und die eigene Individualität beeinträchtigenden Anschluß an ältere Kunstweisen Deutschland- und Italien- völlig selbstständig zu einer durch und durch freien Beherrschung und Ausgestaltung seiner Eigenihüm- ltchkrit gelangen. , Ehristu- «it ftinen Jüngern, die Aehren au-raufen ", ist wohl da- früheste unter den bezeichneten Werken. Während hier schon in einigen Köpfm, z. B. dem de- Johanne-, in den feinen Gewandmotiven und in der schön erfundenen Land schaft da- Vermögen de- Meister- gleichsam durchbricht, tritt dasselbe schon klarer in de« Blatte der Lützschenaer Gallerte her vor, an de« besonder- die Landschaft von wunderbarer Schönheit ist, in voller Entwickelung und Ungetrübtheit aber zeigt e- sich denn doch erst in dem ausgestellten Bilde: „Besuch der Familie Johanni- bei der Jesu." Der sinnige und zarte Au-druck der Köpfe, der Reiz in den Gewändern und Bewegungen, die wahr haft klassische Behandlung der unbelebten Natur und der Archi tekt«, die Durchbildung de- Ganzen bi- in- feinste Detail ohne alle Kleinlichkeit: da- sind Vorzüge, wie sie in dem heil. Rochu- auf unsere« Museum und in späteren Werken de- Meister- kaum aesteigert erscheinen. Eine sitzende Mädchenfigur au- derselben Zeit ist neben der künstlerischen Bortrefflichkeit noch dadurch in teressant, daß wir in ihr die spätere, noch jetzt an seiner Seite lebende Gattin de- Künstler- vor un- habm, deren Portrait auch auf de« heMgen Rochu- angebracht ist. Au- späterer -eit find »och zwei Blätter da, .Jacod und Laban" (y und eine „Fin dung MosiS" da- erstere au-gezeichnet durch Lebendigkeit der Be. wegungen bet nw skizzenhaher Behandlung, da- andere in der Ausführung ziemlich abweichend von anderen Werken de- Künst ler-, indem e- seine sonstige Freiheit und Sicherheit der Behand lung vermissen läßt. Ein bedauerliche- Versehen in der Anord nung müssen wir e- nennen, daß man bei der Aufstellung die Werke diese- und anderer Meister (des. Jäger-) ohne ersichtlichen Grund auseinander gerissen hat. Don dem Bruder de- Meister-, dem früh verstorbenen Lud wig Schnorr, zeigt die Ausstellung drei Eompositionen: „Ab schied Maria'- vor der Flucht nach Aegypten", welche- noch sehr an die Weise de- vorigen Jahrhundert- erinnert, „Mephisto und Faust", woran besonder- Faust wenig gelungen ist, und „Chri stus al- Knabe im Tempel", eine lebendige Composition mit manchem hübschen Motiv, besonder- in dm Köpfen der Juden, die hauptsächlich in dem herbeietlenden Aekternpaare merkwürdig an Näke erinnert. An I. Schnorr schließen wir seinen Schüler und Freund G. Jäger, den verehrten Direktor unserer Akademie, an. Auch bei ihm sind wir mit besonderer Freude mehreren Arbeiten au- seiner früheren Zeit begegnet, au- der wir leider hier so gar selten Gelegenheit gefunden etwa- zu sehen. Und dock sind gerade die Arbeiten au- dieser Zeit von vorzüglichem Interesse. Der frühsten Periode, d. i. der ersten Zeit seine- Aufenthalte- in München (etwa um das Jahr 1830) gehören folgende Blätter an: „Der reuige PetruS", an dem besonder- der tief empfundene Kopf, da- Auge der Verzweiflung, au- dem gewaltsam die ManneSthräne der Reue hervorbricht, von ergreifender Wirkung ist; „Hiob mit seinen Freunden", woran un- im Gegensatz zu dem neulich aus gestellten Muhrfchm Bilde besonder- die feine, treue Charafteristik de- Hiob angesprochen hat, ohne daß darum die Köpfe der Freunde von minderer Wirkung wärm; „Familienbtld", wmn wir nicht irren de- Künstler- Aektern in rührend inniger und feiner Auf fassung darstellend. Währmd diese Werke durch eine bi- an Härte streifende Strenge der Zeichnung au-gezeichnet sind, so sehen wir den Meister zu voller Freiheit durchgebildet in drei ftie-artigen Eompositionen an- Karl- de- Großen Leben, die an Leben und Frische der Erfindung und An-führung derartigen Werken kchnorr- kaum nachstehen. Don besonderer Wirkung ist da letzte der au-gestelltm Blätter: „Begräbniß Mosi-", welche- nicht veiffehlm wird, auf jedm Beschauer einen bedeutenden und tiefen Eindruck zu machen. Leider müssen wir mit dm bisher besprochenen Werken die Reihe der wahrhaft und in jeder Beziehung bedeutendm histori schen Erscheinungen al- abgeschlossen betrachten. In Betreff der Erfindung zeichnet sich unter dm Uebrigm H. Leutemann vortheilhaft au-, dessen „Begräbniß Christi" eine originelle und bedeutende Composition ist; auch sein „Bachanal" ist ansprechend und lebendig erfunden; nur find beide, besonder- da- letztere, so wenig sorgfältig gezeichnet und durchgebildet ln den Formen, daß der Eindruck de- Ganzen wesentlich beeinträchtigt wird. Weniger angesprochm hat un- feine „Diana mit Nymphen" und „Her cules bet Omphale"; auf seine Thierstücke kommen wir unten zu redm. — Vor den meisten anderen zeichnet sich aiß liebenswürdig und gemüthvoll erfunden der Canon von Kraußi!: „die Jahre-, zelte«", aus, wenngleich auch hier da- sparsame Detail nicht «it voller Empfindung und Lieb» gezeichnet ist. Interessant ist ein»