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ss 3264 Der Rath möge ferner! 20) die Straßen - Gasflammen fernerhin Nur nach ihren wirk lichen Produktionskosten und den sonst darauf lastenden Spesen in Budgets und Rechnungen aufführen lassen; 21) den Preis de- von Privattonsumenten bezogenen Gase- mög lichst billig stellen; 22) völlig freie Concurrenz für die Herstellung von PrivatgaS- Einrichtungen innerhalb der Häuser — selbstverständlich unter Controle der Anstalt — zulassen; 23) der mißbräuchlichen Genehmigung de- Verkauf- von Gas flammen Seiten der bisherigen Inhaber abhelfen und da- GaS an die Privattonsumenten — da- sogen. „SommergaS" ausgenommen — nur nach der Reihmfolg« der Anmeldungen vergeben lassen; 24) die Lieferung der Kohlen bis in die Anstalt durch Aus schreibung einer Concurrenz an den Mindestfordernden ver geben und 25) in Erwägung ziehen, ob die Ga-anstalt nicht durch die ihr nächst gelegene Eisenbahn mit der Verbindungsbahn mittelst Anlage eine- eigenen Schienenstrange- in Verbin dung gesetzt werden könne; endlich 26) die Aufnahmen in die Freischule beschränken und die mit freiem oder billigerem Unterricht zu versehenden Kinder, welche in dem jetzigen Frelschulgebäude keinen Platz finden, in die Bürgerschule aufnehmen. Auf Antrag de- Herrn Häckel beschloß man sämmtliche An träge zu erneuern und den Rath um deren beschleunigte Erledigung anzugehen. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete 1. die Wahl eine- StadtrathS auf Zeit. ES waren dabei 52 stimmberechtigte Mitglieder anwesend; ebensoviele Stimmzettel gingen ein. Sie ergaben für Herrn St.-V. vr. mvä. Elotar Müller 50 Stimmen, - - Ed. SimonS 1 - - - Otto Wigand .... 1 - Herr vr. woä Elotar Müller war sonach gewählt. (Fortsetzung folgt.) Uede -es Abgeordneten Nr. Gegner bei dem Braudcaffengesetz. Wenn der Abg. vr. Krause soeben die Frage an unS richtete: wer hätte die eingeäscherten Städte wieder aus der Asche heraus- heben sollen, wenn unsere Landesbrandcasse nicht existirte? so ant worte ich ihm mit emer Frage, die ich jetzt an den geehrten Redner richte: wer hat die eingeäscherten Städte anderer Staaten, wo kein Monopol, kein Privilegium, keine AwangSuuterstützungs- anstalt existirt, wieder auS der Asche emporgehoben? Der Herr von Schönberg hat vorhin ganz mit Recht darauf hingewiesen, daß es von jeher eine Hauptklage war, daß die Besitzer besser und solid gebauter Häuser ebensoviel Brandcassenbeiträge zahlen müssen, als die Besitzer der le'.cht und schlecht gebauten Häuser. Diese Klagen, so gerecht sie waren, sie fanden bei der StaatSregierung kein willige- Ohr, weil diese an dem falschen Princip festhielt, daß eine FeuerversicherungSanstalt zugleich «ine Unterstützungsanstalt sein müsse. Gegen dieses Princip läßt sich viel einwenden und als Gegner diese- Princip- würde ich viel Zeit beanspruchen, wollte ich die Gründe genau erörtern. Vor allen fehlen die be rechtigten Motive, den Besitzern besserer, solider gebauter Häuser eine Unterstützung aufzubürden. Die unsolide schlechte Bauart der Gebäude kann doch kein Kriterium für die Unterstützungs bedürftigkeit sein. Wir finden in Sachsen Gegenden, wo die reichsten Gutsbesitzer noch unter Schindel- und Strohdächern wohnen. Daher kann es kommen, daß ein armer Städter mit seinem Häuschen unter Ziegeldach, der Noth hat, um auS den Renten de- Häuschen- Steuern, Abgaben und Hypothekenzinsen zu erschwingen, einen wohlhabenden Bauer, der sich ganz wohl- behaglich unter dem Stroh- und Schindeldach- befindet, unter stützen muß. Diese- Princip ist nicht gerecht und verstößt gegen den Grundsatz: gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Am schlimmsten kommen bei diesem Princip die großen Städte, namentlich Leipzig, da- ich vertrete, Dresden u. s. w. weg. Die enormen Feuer versicherungsbeiträge dieser Städte sind für die Bürger eine wahre Steuerlast. Ob der jetzige Gesetzentwurf vollständige Abhülfe schafft, muß ich bezweifeln, wenn eS vielleicht auch etwa- besser wird. Wenn die Regierung dem längst todtgesagten Brandcassen- institut wieder neue- Leben einhauchen will, so trage ich für die fernere Lebensfähigkeit gerechte- Bedenken. Ich will deshalb der Regierung keine Vorwürfe machen; sie hat mit dem neuen Gesetz entwurf den Boden betreten, welchen die früheren Beschlüsse der Kammern ihr geebnet und gebahnt haben. Sehr viel Wünsche bleiben zum Besserwerden übrig. Vor Allem müßte man die Häuser mit leichtem Dach zu höheren Beiträgen heranziehen. Man hätte von dem Grundsatz abgehen sollen, Jede» zu zwinaen, zu dem vollen Larwerth zu versichern, wa- die Freiheit der Lt- wegung stört und gegen alle staat-ökonomischen Principe» verstößt. Durch die Erhöhung der Versicherungssumme feuerfester Gebäude mehr Beiträge »u erstreben, gesteht die Regierung ein, daß die eine Elasse der Staatsbürger gegen die andere bedrückt ist. Ganz unnatürlich ist ferner die Bestimmung der neuen Bei träge durch eine äußerst künstliche Berechnung-weise, durch die unendliche Classification, die in ein Labyrinth führen wird, auS welchem man sich schwierig wieder herausfinden wird. Ferner tadele ich schon jetzt, daß man die an und für sich schon be schränkte Selbstständigkeit der Privatanstalten antastet und diese mit neue« Steuern, mit lästiger Stempel-Bevormundung u. s. w. belastet- WaS soll denn mit unfern segensreich wirkenden Privat- anstalten werdm, wenn andere Staaten unserem kleinen Staate mit seinm drückenden Maßregeln gegenüber Repressalien ge- brauchen? Bei der speciellen Debatte behalte ich mir vor, auf alle die bedrückenden Uebelstände de- Gesetzentwurf- und die Wünsche vieler P/titionen zurückzukommen und habe nur auf die- Alle- bei der allgemeinen Debatte im Allgemeinen Hin weisen wollen. Leipziger Lunflverein. Au den noch bi- Mittwoch ausgestellt bleibenden Werken Leipziger Künstler sind nachträglich hinzugekommen: „Ger mania auf der Wacht am Rhein-, nach L. Clasen- Oelgemälde lithographirt von O. Merseburger, und „Portrait der verstor benen Fürstin Reuß-, lithographirt von Demselben; ein Studien kopf von Otto Erdmann in Düsseldorf; zwei Oelskizzen: „der auferstandene Christus-, vier Studienköpfe nach der Natur und zwei Aquarellzeichnungen von Rob. Krauße; zwei architektonische Aquarellen von Ed. Gerhardt in München, ferner zwei land schaftliche Cartonzeichnungen in Kohle von Aug. Reinhardt ln Lofchwitz. Die Ausstellung zählt jetzt 25 Oelgemälde und Skizzen, vier CartonS, 61 Aquarell- und Gouache-Malereien, 42 Zeichnungen, 27 Kupfer- und Stahlstiche, Lithographien und Holzschnitte. Die geehrten Herren Künstler und Besitzer von Kunstwerken, welche durch ihr daukenSwcrtheS Entgegenkommen die Vereinigung dieser Ausstellung in so umfassender Weise ermöglichten, werden ergebenst ersucht, die eingesandten Kunstwerke nächsten Freitag und Sonnabend in den Stunden von 10 — 4 Uhr wieder in Em pfang nehmen zu wollen. Stadttheater. Eine Darstellerin von großem Ruf, Frau Marie Kierschn er vom königl. preuß Hoftheater, begann am 28 Juni ein — wie wir wünschen wollen — längere- Gastspiel auf unserer Bühne. WaS man von der Schönheit ihrer äußeren Erscheinung gehört hatte, fanden wir in vollem Maße bestätigt, denn die Natur hat sie in dieser Beziehung verschwenderisch bedacht, und da wir ein mal von Aeußerlichkeiten sprechen, dürfen wir auch ihrer, den feinsten Geschmack beweisenden, reizenden Toilette nicht vergessen. Wir am allerwenigsten unterschätzen dergleichen äußere Vorzüge liebenswürdiger und geistreicher Damen; bei einer Künstlerin er halten sie für unS jedoch erst ihren vollen Werth, wenn Talent und gewissenhafte Erfüllung der Pflicht gram den schönen Beruf ihnen adäquat sind. Da- ist nun bei Frau Kierschner der Fall, deren ganzes Wesen durch innere geistige Regsamkeit sich zu höchster Anmuth steigert. In ihrer Darstellung der Mathilde in dem Schauspiel von Roderich Benedix fanden wir neben elegantester Tournure eine geistreiche Auseinandersetzung de- Cha rakter-, eine feine Nuancirung und eine schöne, wahre Empfindung. Oft, und vorzugsweise in dm gesteigerten Momenten gab die Darstellerin selbst in dieser oft gespielten und nach allen Selten hin auSgebeuteten Rolle Neue- und Originelle-. Ein noch Höhere- Interesse hatte für unS Frau Kierschner- Leistung in dem allerliebsten Dramolet „Mit der Feder- von Sigismund Schlesinger. Sie gab ein bl- in da- Kleinste mit größter Feinheit auSgeführteS, höchst pikante- Genrebild, sie erschien hier als da- Urbild einer schönen und geistreichen Frau auS der großen Welt. — Nicht unerwähnt darf bleiben, daß in letzterem Stücke die gastirende Darstellerin von Herrn Hanisch vortrefflich unterstützt ward. Nicht in allen Lheilen hat uns jedoch diesmal die Auf führung de- Schauspiel- „Mathilde" befriedigt. Hr. Schwing gab den Maler Arnau als Gast, wenn wir aber nicht gewußt hätten, daß dieser Arnau ein Künstler sein soll, würden wir eS schwerlich auS Herrn Schwing- Darstellung erfahren habm, die unS ziemlich trocken und schwunglos erschien. Hr. Schwing kann Bessere- leisten, wie auö seinen ersten hiesigen Gastrollen erhellte, wenn er sich beim Spiel mehr der augenblicklichen Ein gebung hlngiebt und die Absicht, seine Sache recht schön machen zu wollen, nicht durchblickm läßt. Auch seine äußere Erscheinung war der eine-Künstler- nicht entsprechend. Ein solcher hat mehr zu thun, als sich um die Kupfer in dem neuesten Modejournal zu kümmern, er wird noch weniger al- armer Zeichenlehrer sich »u äoruior ß-üt kleide« können, wenn er natürlich auch in an-