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3093 den Universität. Wir lasen folgenden Anschlag am »Schwarzen Brete wir mit großer Freude auch hier mittheilen: »Mit wahrem Vergnügen mache ich da- Resultat der Preis bewerbung um das am 31. Decemder vorigen Jahres ausgeschrie bene Kliensche ConstitutionS-Stipendium bekannt. Aur Beantwortung der Preisfrage sind fünf Abhandlungen eingeliefert und von einer dazu niedergesetzten Professoren-Commission sowohl auS rein juristischem und rein philosophischem wie auS staatS- wirthschaftlichem Gesichtspunkte sorgfältig geprüft worden. Den Preis hat diese Commission einstimmig der Abhandlung mit dem Motto: Aon oportoro Hus eivils ealumiünri, neguv vorder oerptLri, >«ä tju» rnonte yuiä äieervtur, euümerävorlero zuerkannt, als deren Verfasser sich bei Oeffnung deS Zettels Herr stuä. Hur. Ernst Rudolph Vierling auS Alttau zeigte. Aber auch die anderen vier Arbeiten verdienen alle- Lob und sind ein er freulicher Beweis nicht allein ernsten Fleißes, sondern auch selbst ständigen Nachdenkens. Ich mache deshalb die Namen der Verfasser 1) Herr stuä. Hur. Julius Theodor Hähnel au- Radeburg, 2) Herr stuä. Hur. Rudolph Friedrich Müller auS Seubtendorf, 3) Herr stuä. Hur. et com. Oscar Becker au- Odessa, 4) Herr stuä. Hur. Edmund Joseph auS Leipzig, hierdurch bekannt, ihnen selbst zur Ehre, den übrigen Commili- tonen zur Nacheiferung. Leipzig, den 15. Juni 1861. Der Rector der Universität." Stadttheater. Als die Oper »Hernani" von Verdi vor etwa drei Jahren hier zum ersten Male gegeben ward, hatte sie einen entschieden günstigen Erfolg, trotzdem man hier im Allgemeinen für italieni sche Musik, und insbesondere für die des Maestro Verdi, nicht sehr eingenommen ist. Ohne dem Werke selbst zu nahe zu tre ten — das neben mancherlei Trivialitäten nicht wenig musikalisch Schönes enthält und dem bei den anerkannten Vorzügen der ita lienischen Musik auch namentlich ein hoher Grad von dramatischer Wirksamkeit nicht abzusprechen ist — kann man doch ein gutes Theil jenes Erfolg- auf Rechnung der damaligen sehr guten Darstellung setzen. Bei der Aufführung de- »Hernani" am 16. Juni waren zwei der Hauptpartien in denselben Händen wie früher, und wir müssen diesen beiden Sängern — Herrn und Frau Bertram — auch diesmal wieder den ersten Preis zuerkennen. Frau Bertram — gegenwärtig noch Gast unserer Bühne — hat als Sängerin und Darstellerin Alle- für die schöne und dankbare Partie der Donna Elvira, namentlich aber kommen ihr hier natürliche Leidenschaft und Wärme de- musikalischen Vortrags und ihr ganz entschiedenes DarstellungStalent zu statten. Dabei war ihre Gesangsleistung mit größter Sorgfalt ausgearbeitet und äußerst correct und sicher. Das Stimmmaterial der Sängerin konnte umsomehr zur Geltung kommen, als Frau Bertram nicht mehr als nöthig mit demselben herausging. Auch diese mit dem Vortrage der großen Scene und Arie gipfelnde Leistung im Allgemeinen betrachtet, spricht für die bedeutenden Fortschritte, welche die reich begabte Sängerin als solche wie als Darstellerin gethan. Der große Erfolg, den Frau Bertram ungeachtet eine-, nur mäßig besetzten Hause- errang, war demnach ein in jeder Beziehung wohl verdienter. Eine nicht minder hervorragmde Leistung ist Herrn Bertram- Carl V., da bei ihr ein schöner verständnißvoller Gesang mit einer dem Charakter angemessenen edlen und überhaupt durchaus tüch tigen Darstellung 'sich vereinte Die reichste Gelegenheit, sich großen Erfolg zu erringen, wird dem Sänger dieser Partie in den musikalisch schönen und dramatisch höchst wirkungsvollen Scenen de- dritten ActS der Oper geboten. Herr Bertram wußte diese Scenen vortrefflich wtederzugeben und somit den Erfolg de- in der Form eine- großen Finale- gehaltenen dritten All zu sichern. — Herr Bernard sang diesmal den Hernani; auch ihm ist volle Anerkennung zu zollen, da bei günstigster Disposition de- Sänger- der musikalische Theil der Partie, und besonder- die große Arie zu Anfänge der Oper zu bester Geltung kam. — Mit gewohnter Eyrrectheit und Sicherheit im Gesänge und mit einem sehr anständigen Spiel führte Herr Wallenrekter die Partie de- S»lva durch. — Die neu einstudirte Oper ging in einem sehr frischen und vollkommen in einander greifenden Ensemble, so daß also auch in diesem höchst wesentlichen Punkte die Auf führung eine besonders gelungene zu nennm ist. In der Vorstellung vom 17. Juni lernten wir ein sehr nette- älteres französische- Lustspiel kennen: »Alte Sünden" von MeleSville und Dumanoir, deutsch von K. F. Hiller. Wie das oft bei dergleichen Kleinigkeiten der Fall, concentrirt sich auch bei diesem Lustspiel da- Interesse auf die Hauptfigur. E- ist dieselbe ein früherer Koryphäe de- Ballet- der Pariser großen Oper, der, um auf seinen goldenen Lorbeeren zu ruhen, sich in da- Privatleben zurückgezogen, sich in der Provinz angekauft hat und in seinem Wohnort Maire und Kirchenvorstehrr geworden ist. Die Consticte, in welche Herr Girard durch seine frühere und seine dermalige Stellung geräth, find von den Verfassern sehr geschickt auSgebeutet. Aur Wiedergabe dieser pikanten Rolle gehört jedoch ein Darsteller, der bei großem komischen Talent auch Meister in feiner Charakteristik ist Ein solcher ist Herr Butterweck. Wa- dieser mit vollstem Rechte hoch zu schätzende Gast in der Rolle de- Herrn Girard gab, trug den Stempel echter Küustler- schaft — es war eine virtuose Leistung, die sich ebenso durch frischen Humor als durch Feinheit der Charakteristik und elegante Haltung auSzeichnete. — Bei Gelegenheit von Herrn Butterwecks Gastspiel kam an demselben Abende da- hier seit langer Zeit nicht gegebene Lustspiel »Endlich hat er eS doch gut gemacht" von Albini zur Darstellung. Die Hauptfigur diese- Stückes, der pensionirte Fleischsteuer-Cassenschreiber Mengler, ist eine von allen Komikern gern gespielte Paraderolle. Mit frischer Komik und selbst bei den possenhaften Späßen dieser Rolle da- rechte Maß haltend, daher höchst ergötzlich gab der Gast die da- ganze Stück tragende lächer liche Figur wieder. — In dem kleinen französischen Lustspiel sind die übrigen Per sonen außer dem Bedienten Hilarion (der von Herrn Lück sehr drastisch gegeben ward) wenig hervortretend. Von den in Al- bini'S Lustspiel beschäftigten Darstellern brachten Herr Stür mer, Frau Bachmann, Herr Kühn-, Frau Eicke und Herr Saalbach die neben der de- Mengler dankbareren Rollen besten- zur Geltung. F. Gleich. Leipziger Lunstverein. Durch ein bedauerliche- Versehen sind in der neulichen Ankün digung der gegenwärtig stattfindenden Ausstellung von Origin al- arbeiten Leipziger Künstler einige Namen weggeblieben. ES sind, außer von den dort Genannten, noch ausgestellt: Weibliches Portrait" und »Cardinal im Studirzimmer", Kreide- und Steinzeichnungen von A Schieferdecker; »Löwenköpfe", Kreidezeichnung von F. Gieß mann (^), und zwei landschaft liche Aquarellen von E. A. Kirchner (lebt in München). UeberdieS ist der Vorname von Ferdinand Schiertz i,r- thümlich mit Wilhelm angegeben. Wollmarkt. Bei dem am 14. und 15. Juni hier abgehaltenen Wollmarkt wurden eingebracht 6787 Ctr. 39 Pfd., davon verkauft 6034 Ctr-, unverkauft gingen zurück oder wurden deponirt 753 Ctr. (D. A. Atg). Mineralwasser. Es verdient öffentliche Anerkennung, daß Herr Bonorand in seinem Etablissement im Rosenthal eine Trinkanstalt für künst liche und natürliche Mineralwasser eröffnet hat. Es werden daselbst alle Sorten, sogar die heißen als Karlsbader Sprudel verabreicht, ebenso Molken u. s. w. Die herrlichen Spaziergänge im Rosenthal bilden unstreitig eine sehr angenehme Seite diese- neuen Unternehmens, welche- hierdurch auf da- wärmste der Unterstützung de- Publicum- empfohlen wird. Gefsentliche Gerichtssitzung. Der Handarbeiter Johann August Heinicker von hier, welcher in der am 18. dS. MtS. unter Vorsitz de- Herrn GerichtSrath Starke adgehaltenen Hauptverhandlung als Angeklagter erschien, war beschuldigt, auS dem verschlossen gewesenen ExpeditionSzimmcr eine- im Bau begriffenen Hause- auf der Thalstraße eine Jacke entwendet und zur Ausführung diese- Diebstahl- sich nach Aer« brechen einer Fensterscheibe und Aufwirdeln de- Fensters durch Einsteigen Eingang in jene- Aimmer verschafft zu haben. Heinicker, welcher den Besitz der Jacke nicht abläugnen konnte, wollte jedoch dieselbe nicht au- jenem verschlossen gewesenen Aim mer, sondern au- einem offen gewesenen Behältnisse in jenem Hause an sich genommen haben, letztere- sollte auch nicht in die bischer Absicht, sondern bloS um die Jacke als Decke über einen Topf mit Farbe zu benutzen, geschehen sein; daß er sie später selbst angezogen hatte, entschuldigte er durch da- Regenweiter und behauptete beharrlich, er habe dieselbe wieder an ihren Ort zurück- brinaen wollen. Sein Anführm erschien indeß nach Lage der Sache für gänz lich unglaubhaft und da Helnicker bereit- dreimal wegen Eigen, thum-vergehen Strafen, darunter Arbeit-Hau-, verbüßt hatte, so konnte er trotzdem, daß die Jacke nur 2 --l taxirt und nicht ge-