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LSLO . ^ Herrn vr. Heine zügemutket worden find, erscheint jedem unpar teiischen Passanten diese- Weqe- rein undegrelflick. Denn ist es die Auf-abe -,r Gemeinde, Wege, welche zur Erleichterung des Verkehr- nothwendkg, für die Erholung de- Bürger- vorzugs weise geeignet find, aus ihren Mitteln herzustellen oder mindestens, wenn ein einzelner Bürger solche Wege geschaffen und da- Be, dürfniß, das Wohlthättge derselben nachgewiesen hat, sie aus ihren Mitteln zu erhallen und zu vervollkommnen, so ist es kaum zu begreifen, daß der Schöpfer jene- Wege- bis heute noch mo natlich 33»/, Thlr. für die Wache bezahlen muß, welche dm am Tage von Tausenden von Menschen begangenen Weg am nur zu frühen Abend verschließt. Die Gemeinde-Vertretung will jetzt diese Schuld tilgen und die Bürgerschaft wird ihr dafür dankbar sein, denn sie bat ein wesentliche- Interesse daran, daß der Bürger, der Große- und Gutes für sie schafft, in seinem Streben unterstützt und nicht be hindert werde. Leider kennt die hiesige Bürgerschaft die Vortheile, welche die Pläne und die vielen Arbeiten de- vr. Heine für die Stadt Leipzig im Auge haben, zu wenig. Diese Vortheile sind aber so groß, ihre Bnechnung ist so klar, ihr Nachweis so leicht, ihre Erlangung so einfach, daß Jeder, welcher nur sehen will, sie fassen und sich dafür interessiren wird. Einen schönen Beweis davon lieferte die jüngst hier statt- gehabte Versammlung de- VolkSwirthschaftlichen Vereins für Mitteldeutschland- welche den letzten Abend ihrer Vereinigung zur Besichtigung und Kenntnißnahme der Heine'schen Anlagen und Pläne verwendete und diesen allen eine so allgemeine Anerkennung zollte, wie sie mit der geringen Unterstützung, welche dieselben fetten- der hiesigen Gemeinde-V rtretung finden, wenig harmonirk. Die bei Gelegenheit dieser Versammlung unS gestattete Ein sicht in diese Heme'schen Pläne werden wir unS zum Anstoß dienen lassen, von jetzt ab die Oeffemlichkeit nach und nach und durch einzelne Aufsätze von den Unternehmungen de- vr. Heine, soweit möglich, zu unterrichten, um zu deren Durchführung im Interesse Leipzig- und seiner Umgebungen, gleichwie im Interesse des voikswirthschaftlichen Fortschrittes überhaupt, nach unseren Kräften beizutragen. Heute hat unser Aufsatz nur den Zweck, für die bevorstehende Berathunq über den obengedachten Gegenstand die geehrte Ge meinde-V.rtretung darauf aufmerksam zu machen, daß eS nicht genügt, dem vr. Heine die Kosten für jene Thorwache adzu- nehmen, sondern daß oie Einrichtung selbst, wonach dieser unent behrlich gewordene Stadteingang jeden Abend bei Dunkelwerden ganz verschlossen wird, ein großer, nicht haltbarer Uebelftand ist, auf' dessen Beseitigung möglichst Bedacht genommen werden muß. D e Entfernung von Plagwitz nach der Stadtgrenze beträgt über den fraglichen Weg etwa 15 Minuten, über die Lindenauer Straße daS Doppelte und mehr, ein Unterschied, welcher in allen dringenden, namentlich in Krankheitsfällen, von der größten Be deutung ist und wie die baldige Verwandlung de- bloßen Fuß. wegeS in einen Fahrweg, so noch dringender die Beseitigung der nächtlichen Sperre diese- Stadleinganges erheischt. VefsentUche Gerichtssitzung. Am 10. d. M. gelangte unter Vorsitz de- Herrn Appellations- rathe- vr. Wilhelm» eine Anklage wider Gustav Bernhard Voll rath Benecke aus Soldin zur Verhandlung. Der Angeklagte hatte zweimal bei einem hiesigen Conditor als Gehülfe in Dien sten gestanden, das letziemal vom 19. November 1859 bis zum 29. Juli 1500, an welchem Tage er von seinem Dienftherrn entlassen worden war. Da Benecke seine Entlassung dem Ein flüsse eines ihm vermeintlich übelgesinnten EomrmS seine- gewe senen Principal- zuschried, der, wie er behauptete, ihn nicht nur mehrfach beleidigt, sondern auch beim Principal verkleinert habe, und da er ferner gegen letzteren selbst noch Ansprüche wegen nicht vollständig gewährten Gehalt- zu haben vermeinte, so schrieb er zunächst im Monat August vor. I. einen Brief an seinen vor maligen Principal, worin nicht nur mehrfache ehrenrührige Be schuldigungen gegen jenen Commis, sondern auch ehrenverletzende Aeußerungrn gegen den Principal selbst enthalten waren. Außer dem enthielt aber der Brief auch noch die Erklärung Benecke'-, daß er seinen Princ pal dadurch zu dem zu bewegen beabsichtige, wozu die Gesetze denselben zwängen, und endlich unter Erwäh nung s.ineS angeblichen Anspruch-, wegen dessen bereit- gericht liche Schritte emgeleitet seien, .die Androhung, daß, wenn sein Principal ihm nicht Genugthuung gebe, er die im Briefe behaup teten Verhältnisse veröffentlichen, ihn auch wegen eine- Ver brechens (MajestälSbeleidigung) denunciren werde. Wegen feines angeblichen Gehalt-anspruch- hatte Benecke den vormaligen Principal auch wirklich verklagt, dieser aber hatte den erhobenen Anspruch durch Leistung eines Eide- adgelehnt. Benecke schrieb darauf einen zweiten Brief, worin er seinem Principal vorwarf, falsch g,schworen zu haben, und ihm meldete, daß er noch einen Versuch zur Gme und Ausgleichung machen wolle, denselben zugl^ch aber aufforderte, ihm seine TeidkorderuvA zu gewähren und für Vea Fall, daß er ihn bi- zu einem bestimmten Termin nicht zufrieden stellen würde, mit einer Denunciatioa wegen Meineides drohte, Diese Denunciativn ß» wie die wegen angeblicher Majestät-, beleidigung war von Benecke auch wirklich gestellt worden, all,in d«e in beiden Fällen S iten der k. Staatsanwaltschaft angrst.llnn Erörterungen hatten die Grundlosigkeit der von Benecke erhobenen Anklagen ergeben. Benecke suchte indeß auch bei der abgehaltenen Hauptverhandlung den Beweis dafür zu liefern, obschon auch hier ihm derselbe mißlang. WäS dm Brief anlangt, worin Benecke von seinem Principal bei Erwähnung seine- Anspruchs Genugthuung verlangt hatte, so wollte er damit weiter nicht- bezweckt haben al< seine Recht fertigung den übrigen Arbeitern gegenüber, weil er auf blamöse Weise fortgeschickt worden sei. Die Entlassung de- Commis wollte er zwar nicht beabsichtigt, jedoch, wie er selbst einräumte, in Folge der dem Principal über ihn gemachten Mitteilungen wenigsten- erwartet haben. Ferner den Principal zur Zahlung seiner GehaltSforderung geneigt zu machen fei nicht feine Absicht gewesen; er sei vielmehr der wohlbegründeten Ueberzeugung ge wesen, daß sein Principal falsch geschworen habe, daß derselbe wohl selbst davon sich überzeugt halte und weil seine Forderung eine gerechte sei, sich bestimmt finden würde, ihm deshalb gerecht zu werden. Wider dm Commis hatte Benecke sich außerdem noch mündlich gegen die Ehefrau seine- Principal- verleumderische Aeußerungm zu Schulden gebracht. Der Gerichtshof sprach wegen Nöthigung, Verleumdung und Beleidiguna eine Gefängniß- strafe in der Dauer von 4 Monaten und 3 Wochen gegen ihn aus. Die k. Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staatsanwalt Löwe, die Verthndigung durch Herrn Advocat Edmund Schmidt vertreten. Verschiedenes London, 3. Juni. Blondin, der große Seiltänzer aus Amerika, producirte sich vorgestern zum ersten Male im Krystall- palaste, und der Erfolg war ein ungeheurer, d. h. die Bewunderung über die Sicherheit Blendin'S auf dem schwanken Seile, und dal peinliche Gefühl, daß er im nächsten Augenblick zuverläßlich den Hals brechen werde, waren gleich groß und unaussprechlich. Die Schaubühne, nämlich das Seil, war 350 Fuß lang und die Länge des MitteltranseptS hindurch, etwa 150 Fuß über dem Boden, gespannt. Trotz Winden und Schrauben und angehängten Gewichtm betrug dessen Neigung gegen die Mitte immer noch 12 Fuß, im Uebrigen erklärte der Künstler, daß da- Podium nicht- zu wünschen übrig lasse. Statt de- Niagara hatte er ein Menschengewühl zu seinen Füßen und an 10,000 Neugierige hielten die Gallerten besitzt, von wo au- man da- Schauspiel recht genießen konnte. Eröffnet wurde die Production mit „6oä »ave tke Hueeu" („Ooä »Lve Ibis ölouckra" wäre paffender ge wesen), und gleich darauf erschien der Wundermann auf de« Seile, im obligaten Seiltänzercostüm mit einem Straußenfederbartt auf dem Haupte. Weiler kein Einkreiden der Fußsohlen oder des Seile- wie bei gewöhnlichen Seiltänzern. Eine Balancierstange von 30 Fuß Länge und gegen 4V Pfund Schwere in der Hand, so machte er sich ohne viel Brimborium auf den Weg. Ansangt langsam, allmälig schneller bi- rur Mitte, endlich im raschen Tempo eines Menschen, der die Post nicht versäumen will und gute Lunten im Leibe hat. Denselben Spaziergang machte er hierauf rücklings, und war er müde, schlug er natürlich ein paar mal Burzelbäume auf dem Seile, vor- oder rückwärts, je nach Bedürfnis. Gelegentlich legte er sich auf den Rücken, oder stellte sich auf da- rechte oder linke Bein, oder auf den Kopf, oder n glitt auch absichtlich mit einem Fuße vom Seile ab, damit et jedem möglichst grausig um- Herz werde. Dann folgten Pro- ductionen höherer Art, als da sind comblnirte Burzelbäume und waghalsige Stellungen, und endlich zum Schluß ein Spaziergang über- Seil mit verbundenen Augen und mit einem Sack über dem Kopf obendrein, der ihm bis an die Kniee reichte. Wohl demerkt: vor- und rückwärt-, stellenweise rasch laufend und in dir Mitte Burzelbäume schlagend. Ende gut, allrS gut, es passirtt kein Unglück, auch sah seine Frau mit seinen Kindern dem ge fährlichen Spiele so gemüthlich zu, al- hätte der Vater auf der terr» Lrm» Flöte geblasen. Demnächst will er noch weit ge fährlichere Tänze auffübrrn. Den Direktoren de- Krystallpalastet har er in freundlicher Weise angeboren, sie auf dem Buckel über't Setl zu tragen oder ln einem Schiedkarren hinüber zu befördern, was rmstweilen dankbar abgelehnt wurde. Doch werden sich mir der Zeit Liebhaber solcher Expeditionen finden, davor braucht ihm in England nicht bange zu sein. Da- Institut der Omnibut-Linien ist in Pari- jetzt so ent wickelt, daß z. D. durchschnittlich hundert Omnibu- in jeder Tag,-stunde die Voistadt Honoei passiren. Auch ist gegenwätti- dir Bildung von , Omnibu--Dampfer »Linien*, dis von eine« Ende der Stadt bi- zum andern mit bestimmten Anlegepunct» fahren, in vollem Tange.