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3014 (10), im GerichtSamtSbezirke Leipzig 1. (8), in den VenchtSämtS- bezirken Döbeln, Rochlitz und Wurzen (je 7), in den Gerichtsamts bezirken Oschatz und Burgstädt (je L) u. s. f.; ganz frei blieb nur der Gerichtsamtsbezirk Rötha. Der Jahreszeit nach kamen die meisten Selbstmorde in den Monaten October (20), Juli (19), Mai, August (je 18), Septem ber (13), Juni (12), Januar (11), März (10) u. f. f. vor. Die Gesammtzahl der Selbstmorde vertheilt sich mit 69 auf die Städte und 86 auf die Dörfer des hiesigen Regierungsbezirks. 8. Gesammtzahl der Unglücks fälle 173 (158 männliche und 15 weibliche Personen). Die meisten Unglücksfälle ereigneten sich in Leipzig (24), im Gerichtsamtsbezirke Wurzen (16), in den Gerichtsamtsbezirken Borna und Grimma (je 11), im Gerichtsamlsbeztrke Leipzig II. (10), in den Gerichjsamtsbezirken Burgstädt und Roßwein (je 9), im GerichtSamtSbeztrke Döbeln (8), im Gerichtsamtsbezirke Leisnig (7), in den Gerichtsamtsbezirken Brandts, Oschatz, Pegau und Zwenkau (je 6) u. s. f.; der Jahreszeit nach m den Monaten Juli (26), April (23), August (20), Juni (17), Mai (16), Octo ber (14) und die wenigsten in den Monaten November und De- cember (je 7). — Im Uebrigen vertheilen sich die Unglücksfälle mit 68 auf die Städte und 105 auf die Dörfer. (S. W.) (Nach einer im Dr. I. enthaltenen Zusammenstellung sind im Laufe des vergangenen Jahres im Regierungsbezirke Dresden 187 Selbstmorde (144 männlicher und 43 weiblicher Personen) zur Anzeige gekommen. Die Gesammtzahl der Selbstmorde ver theilt sich mit 89 auf die Städte und mit 98 auf die Dörfer des Dresdner Regierungsbezirks.) Zellers plastisches Diorama. Wenn wir nochmals auf Zellers plastisches Diorama (vor der 2. Bürgerschule, dem Theater gegenüber) aufmerksam machen, ge schieht es nicht blos, weil ein so vorzügliches Kunstwerk, wie dieses ist, nicht oft genug empfohlen werden kann, damit der Genuß, den eS gewährt, recht Vielen zu Theil werde, sondern vorzüglich auch, weil jetzt Herr Zeller seiner Rundsicht vom Rigi-Kulm auch die vom Faulhorn (auf die Berner Alpen) hinzugefügt hat, wir aber zugleich auch nochmals versuchen wollen, dem Publicum einen klaren Einblick in die eigenthümliche Art und Weise dieses Diorama's zu geben, indem es immer noch gar Viele mit einem gewöhnlichen Panorama verwechseln. Zellers Kunstwerk ist näm lich kein eigentliches Rundgemälde, auch kein optisches Panorama, das durch Vergrößerungsgläser gesehen wird, vielmehr ein nach Art der Dioramen von Gropius u. A. aufgestelltes und beleuch tetes Cyclorama mit einem plastischen Vordergründe. Der Künstler führte die glückliche Idee aus, Diorama, Cyclorama und Relief- tableau mit einander zu vereinigen, und umging dadurch nicht nur die Uebelstände eines Rundgemäldes und optischen Panora- ma's, sondern gewann auch einen größeren, mit bequemen Sitzen versehenen Raum für die Zuschauer und erzielte, was die Haupt sache ist, einen so vorzüglichen Effect, wie ein gewöhnliches Pano rama nie zu gewähren vermag. Jndeß nänuich hier alle diese reizenden und erhabenen Naturbilder langsam vor den Augen des im Dunkeln sitzenden Beschauers gleichsam vorüberschweben, wäh rend sich der plastische Vordergrund (das alte und neue Rigi- Gasthaus u. s. w.) langsam sertwärts bewegt, gewährt dies den Eindruck, als ob man sich selbst auf dem angenommenen Standpuncte des Rigi rund herumdrehte und so nach jeder Richtung hin die herrliche Gegend beschaute. Alles stellt sich aber dem Auge um so täuschender, naturwahrer dar, als die Beleuchtung, wie bei den Dioramen von Gropius, eine wechselnde ist, und wir die Landschaft in allen Lichtwand lungen vom frühen Morgen bis zum späten Abend erblicken, mit alle den wunderbaren Farbenspielen und Lichteffecten, die das Auge mit so unwiderstehlicher Gewalt fesseln. Der Rigi gewährt übrigens vermöge seiner Lage bekanntlich eine bezaubernd schöne Aussicht nach dem größten Theile der maje stätischen Alpenkette. Aber auch daS Faulhorn, das sich südlich vom Brienzer See 8260 Fuß erhebt, bietet eine nicht minder lohnende Aussicht und zwar nach dem größten Theile von neun Schweizer Cantonen. Da nun diese beiden Standpuncte eine so herrliche Aussicht über den größten Theil der Berner Alpen mit allen ihren erhabenen und reizenden Naturschönheiten ge währen, so ist eS sehr erfreulich, daß der Künstler gerade diese beiden Standpuncte bei Aufnahme seines Diorama's wählte. Wem nun noch nie das Glück zu Theil wurde, die Schweiz selbst zu besuchen, der wird plötzlich durch Zeller'S Diorama wie mü einem Zauberschlage dahingeführt und gewiß wird in ihm die Sehnsucht wach, dies Alles, waS hier in naturtreuem Bilde das Auge schon so sehr entzückt und auf Geist und Herz einen so gewaltigen Eindruck macht, nun auch in Wirklichkeit sehen zu können. Wer aber so glücklich war, den Rigi und das Faulhorn wirklich zu besteigen, in dem werden sich durch dies Diorama alle die schönen Bilder der Erinnerung, die sich an jene unvergeßlichen Augenblicke knüpfen, wieder neu belebe», jeden Punct, an den sich diese oder jene Erinnerung knüpft, wieder aufsuchen und hoch wird es ihn erfreuen, wenn er ihn findet. Hoffentlich wirb Herr Zeller auch nach der Messe noch hier bleiben; doch möchten wir rathen, den so reich lohnenden Besuch nicht zu lange aufzuschieben, damit es nicht zu spät wird. Rch. Orffenüiche Gerichtssitzungen. Leipzig, 2. Mai. Einem sauberen Freundschaftsstückchen wurde heute gerichtswegen der wohlverdiente Lohn zuerkannt. Zwei auswärtige Buchbindergehülfen hatten nach einander bei einem hie sigen Mnster Beschäftigung erhalten und, obschon ihre Charaktere, wie sich später ergab, grundverschieden waren, bald sich näher an einander angeschloffen. Der ältere von ihnen, ein flotter unver drossener Arbeiter, hatte, unnütze Ausgaben scheuend, seine Erspar nisse zusammengehalten, um sie zu ferner späteren Etablirung zu verwenden ; der andere, weniger arbeitslustig als dem Vergnügen zugethan, war stets in Geldverlegenheit. Letzterer, Karl Friedrich Leopold Kniese aus Sondershausen, 26 Jahre alt, wandte sich da her an seinen Freund wegen eines kleinen Darlehns, welche- ihm dieser auch sofort mit der größten Bereitwilligkeit gewährte. Allein bald waren die Gelder wieder verthan und die Verlegenheit von Neuem da. Um diese nicht einzugestehen, gab er dem Freunde gegenüber vor, eine dem Ersteren näher stehende dritte Person be finde sich in drückender Lage, zu deren Hebung er leider keine Mittel besitze. Der Freund versprach zu helfen und gab dem Freunde die angeblich zu dem gedachten Zwecke benöthigte Summe. Die dritte, aus Discretion nicht genannte Person war aber Niemand anders als der angebliche Vermittler. Die Opfer- Willigkeit des Freundes veranlaßte Kniesen zu weiterer Ausbeute, die, unter den verschiedensten Vorwänden erlangt, im Laufe des Jahres 1864 die Gesammtsumme von 84 Thlr. 12 Ngr. erreichte. DaS unbegrenzte Vertrauen des Freundes sollte aber bald in noch höherem Maße in Anspruch genommen und getäuscht werden. Kniese, dem das Arbeiten mit der Zeit zur Last geworden war, fand es angenehmer, ohne alle Anstrengung auf Kosten Anderer zu leben. Cr kündigte seinem Meister, angeblich wegen körperlichen Leidens, zu dessen Beseitigung ihm der Arzt mehr Bewegung an- gerathen hatte, in Wahrheit aber, um seine Schwindeleien, deren Opfer der Freund werden sollte, desto ungescheuter und unbemerkt fortsetzen zu können. Schon lange Zeit vorher hatte er dem Freunde, der offen ge standen eine maßlose Leichtgläubigkeit (die dieser freilich mtt dem beschönigenden Namen „Vertrauen" zu bezeichnen beliebte) ver- rathen hatte, vorgespiegelt, er, Kniese, besitze ein Vermögen von mindestens 3000 »L, welches bei einem Seifensiedermeister seiner Vaterstadt sicher angelegt sei, und später zu dieser Fabel noch die andere gefügt, er habe auch eine vermögende Braut. Aus dem beständigen Umgänge mit dem Freunde war ihm bald klar geworden, daß auch dieser, der gleichfalls ein Liebesverhältniß unterhielt, sich nach einer selbstständigen Stellung und nach einem eigenen Heerd sehnte. Diesen Wunsch des Freundes benutzte Kniese auf die unverschämteste Weise. Er spiegelte ihm vor, er sei wegen der Uebernahme eines auf der Petersstraße belegenen Victualien- geschäfts mit dessen Besitzer in Unterhandlung getreten und stehe der Kaufabschluß bereits nahe bevor. Dabn ließ er geflissentlich die Aussicht auf einen spätern Eintritt des Freundes m das ge dachte Geschäft Durchblicken, um der Unterstützung deS Freundes desto sicherer zu sein. Gleichzeitig sprach er von Geldangelegenheiten wegen der erforderlichen Abschlagszahlung auf das Geschäft und bat schließlich den Freund um seinen materiellen Beistand. Da nun der letztere aber keine Zahlungsmittel mehr besaß, wurde mit seiner Bewilligung der Vater des Freundes brieflich unter Mit theilung von der fraglichen Geschäftsübernahme um seine Unter stützung angegangen. In den Briefen, deren mehrere in kurzen Zwischenräumen an des Freundes Vater gelangten, nannte Kniese, der Schreiber derselben, seinen Freund „Compagnon" und „Ge- schäftscollegen" und bat zugleich in dessen Namen um bald zu- rückzurahlende Darlehne bis zu 200 fl., sprach davon, daß daS Geschäft, in welchem des Darleihers Sohn die Buchführung über nommen, sehr flott gehe, daß sie beide, Kniese und sein Freund, von Morgens 7 bis Abends 11 Uhr im Geschäft stünden, daß man zwar auch in Leipzig Geld bekommen könne, man dies aber um deßwillen gern vermieden sähe, weil dadurch der Credit junger Anfänger empfindlich geschlagen würde u. dergl. m. Dabei wurde stets an raS „gütige Vaterherz" appellirt, das dann auch schwach genug war, in dem Glauben an die Wahrheit der brieflichen Mit- theilung die erbetenen Darlehne zu übersenden. Als dem Freund nun aber die Zeit bis zu seinem definitiven Eintritt in das Geschäft zu lang wurde, drängte er, nachdem zu vor seine Geliebte auf Kniese's Anrathen ihre Stellung aufaegeben hatte, Kniesen zur ernstlichen Regulirung der fraglichen Geschäfts- Übernahme; allein dieser hatte immer neue Ausreden bei der Hand, mit welchen eS ihm gelang, den Freund wieder zu vertrösten. Kniese verreiste auf einige Tage, gab dann vor, in Hamburg und Bremen gewesen zu sein, wo er seinen Vormund, dn mit seinem, Kniese'S, Vermögen habe „durchbrennen" wollen, noch rechtzeitig festgenommen habe, das Veld liege nunmehr.bei seiner Heimaths«