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liz Mjp.ngrr Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgmchts und des Raths der Stadt Leipzig. M 138. Montag den 18. Mai. 1863. Bekanntmachung. Die zeither an die Herren Breitkopf L Härtel vermiethete Niederlage im Erdgeschosse des Gewandhauses nach dem Kupfergäßchen heraus soll von Michaelis d. I. ab anderweit gegen halbjährliche Kündigung an den Meist- ' bietenden vermiethet werden. Miethlvstige haben sich Dienstag den IS. Mai dies. I. Vormittags LI Uhr an RathSstelle einzufinden, ihre Gebote zu thun und darauf weiterer Beschlußfassung des RatheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Entschließung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die LicitationS- und Miethbedingungen können schon vor dem Termine an RathSstelle eingesehen werden. Leipzig den 28. April 1863. Des Raths der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. Me Laumwolle und ihre Surrogate. I sich "°ch''n-m Ersatzmiu-l umzus-h-n. Di- B-«mw°ll-rt-» aus ^ ^ I andern Ländern sind zu kurzfaserig, und wollte man sich zu emer Der Krieg zwischen dem Norden und dem Süden der Ver-1 Umänderung der Maschinen nicht sofort verstehen, da man, ganz einigten Staaten des nördlichen Amerika's greift in die industriellen I so wie heute, von Monat zu Monat auf eine baldige Beendigung Zustände Europa'- von Tage zu Tage tiefer ein. Nicht genug, I des mörderischen Krieges hoffte. Große Borräthe von baumwollnen daß der Absatz der europäischen Fabrikate stockt, weil reiche Abzugs-1 Halb - und Ganzfabrikaten drohten damals wiederum eine Pro quellen seit zwei Jahren fast vollständig verstopft sind; der un-1 ductionSkrise wie 1857 herbeizuführen, und betrachtete man in der ermüdlich thätigen Production wird durch das Versiegen ergiebiger I englischen Handelswelt den Ausfall in der Zufuhr der amerikanischen Bezugsquellen von Rohstoffen ein weit größerer Verlust beigebracht, I Baumwolle als ein zufälliges, aber ganz vortreffliches Mittel, der und ist eS besonders die Baumwolle, deren Mangel in den indu-! Ueberproduction einige Monate lang Einhalt zu thun. Allein mit striellen Kreisen am lebhaftesten empfunden wird. Die ArbeitS-1 der Zeit mußte man sich doch nach andern Bezugsquellen umfehen, einstellungen, welche in England und Frankreich seit Anfang dieses I und wenn auch die gesammte tropische Zone bis etwa 35* nördlich Jahres bedenkliche Dimensionen eingenommen haben, bedrohen nun- I und circa 2?o südlich vom Aequator Baumwolle zu erzeugen fähig mehr auch Deutschland, und gerade in den indnstriereichsten und! ist, so befriedigt wenigstens für den Augenblick weder Quantität deshalb bevölkertsten Districten sieht man dem Hereinbrechen des I noch Qualität der gelieferten Waare. So soll Ostindien jährlich Winters nicht ohne ernstliche Besorgnisse entgegen. »gegen 4 Mill. Ballen liefern können, von denen das ungeheure Vor dem amerikanischen Kriege wurden in jeder Woche durch-1 Reich mit mehr als 150 Mill. Einwohnern den größten Theil schnittlich 20000 Ballen Baumwolle K 400 Pfund nach England I selbst verbraucht, so daß 1859 nur 509695 Ballen nach England gebracht, von denen circa 8000 Ballen nach dem Continente ver-1 verschifft wurden. Allein Indien ist in dieser Beziehung von der sandt wurden, während die größere Hälfte von der englischen! englischen Regierung in der unverantwortlichsten Weise vernach- Baumwollenindustrie in Anspruch genommen wurde. Und sie kannllässizt worden, und fehlt es besonders an Verkehrsmitteln und sich sehen lasten, diese englische Baumwolleninduftrie. Im Jahre I bequemen Wegen, um das Rohproduct billig und in hinreichender 1860 verbrauchte sie mehr als 3 Mill. Ballen, fast 300 Mal soviel ! Menge bis an die Hafenplätze zu tranSportiren. Aegypten be- alS im Jahre 1760. In den 2400 Spinnereien und Webereien I theiligte sich jährlich mit etwa 100—150000 Ballen, Brasilien mit des Landes sind nach ungefähren Schätzungen 150 Mill. Thlr.! 130—140000, Westindien mit nur 10 — 20000 Ballen, und das angelegt, und berechnen sich die Leistungen der in diesen Branchen I eigentliche Afrika, an der Ostküste wie an der Westküste nur wenig thätigen Dampfmaschinen auf 120000 Pferdekräfte. Eine Arbeiter-»bekannt, hat dev Anbau der Baumwollstaude kaum erst begonnen, bevölkeruvg von nahezu 400000 Köpfen, darunter zwei Dritttheile I Der amerikanische Krieg wird bei all dem Unglück, das er über Frauen und Kinder, schaffen Jahr aus Jahr ein Baumwollenwaarev ! zwei Erdtheile verbreitet, wenigstens das Gute haben, daß Europa im Werthe von 550 Mlll. Thlr., von denen durchschnittlich für I sich für die Zukunft nicht ausschließlich auf den amerikanischen 350 Mill. Thlr. exportirt werden. Die Baumwollenindustrie der I Baumwollenmarkt verlassen und daß der Anbau eines so gesuchten übrigen Länder kann sich zwar mit der englischen nicht messen, ! Artikels auch in andern Ländern zur Entwicklung gebracht werden doch wird sie durch den Ausfall in der Zufuhr empfindlich genug I wird — für die nächsten Jahre dagegen kann von den andern berührt. So verbrauchte im Jahre 1858 Frankreich 444000 Ballen, I Ländern auf eine hinreichende Deckung des Ausfalls nicht gehofft Belgien 31000, Holland 58,000, Deutschland 112000, Spanien I werden. 104000, der ganze Continent außer England 1,038,000 Ballen! Unter solchen Umständen darf es nicht überraschen, wenn die amerikanischer Baumwolle und nur etwa 400000 Ballen von I nie rastende Speculation sich bereit- nach Surrogaten umzusehen andern Bezugsquellen. Daß da- amerikanische Rohproduct den I beginnt und wenn zugleich erwogen wird, ob unsere einheimischen Markt vor allen andern Ländern der heißen Zone beherrschte, war! Pflanzen nicht im Stande sein sollten, wenigstens einen Theil Ve rein bloßer Zufall. Obgleich die Baumwolle erst von Asien au- I Bedarfs zu decken. Möchte eS auch unmöglich sein, daß sich die »ach Amerika eingeführt worden ist, hat sie in der neuen Heimarh I kältere Zone hinsichtlich der Webstoffe ganz und gar von der sich selbst übertroffen; denn an Festigkeit, an Länge der Fasern I heißen Zone emancipirte, so leuchtet doch der große Vortheil ein, und an Schönheit der Farbe zeichnet sich der von den Nord-1 unsere Industrie nur bis zu einem gewissen Grade von den Zu amerika««» geliefnte Rohstoff vor allen andern Sorten aus. I ständen in überseeischen Ländern abhängig zu wissen. Andere Dazu kam noch, daß mit Hülfe der Sclavenarbeit der Preis jeder-!haben wohl auch hervorgehoben, wie «sprichlich eS sei, wenn die zeit sehr niedrig war, daß die Transportspesen sich weit billiger I ungeheuren Summen, welche für Baumwolle nach den Tropen berechneten und daß die amerikanische Baumwolle zu jeder Zeit! fließen, dem Inlande erhalten bleiben könnten, doch möchte darauf in binreichend« Menge auf dem Markte erschien, während die! nicht zu viel Werth gelegt werden, da jene Staaten dadurch be- Produetion in andern Ländern nicht selten großen Schwankungen! fähigt werden, für ihre Rohstoffe unsere rentabler» Ganzfabrikate au-aesetzt war. I einzutauscheu, und da Baumwollensurrogate nur dann zu empfehlen Die englische Industrie, welche in dieser Beziehung al- ton«! sein werden, wenn sie bei gleicher Brauchbarkeit in hinreichend« angehend betrachtet werden kann, beeilte sich nach dem Eintreten! Menge und zu demselben Preise wie die Baumwolle geliefert her Blockade in den Südhäfen der Bereinigten Staaten keine-weg-, I werde« kvnitze«.