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und Jüdin." Diese Oper muß für Leipzig schon deshalb von Interesse sei«, weil sie — Textbuch und Musik — hier entstanden ist und auf der hiesigen Bühne in ausgezeichneter Besetzung und mit so außerordentlichem Erfolg zum ersten Male gegeben wurde, daß sie bald al< ein glänzende- Phänomen von der gesammten deutschen Kunstwelt angestaunt wurde, wie überhaupt Marsch- ner- große Künstlerlaufbahn in Leipzig ihren Anfang ndhm. Hat Leipzig nun auch gerade keine Ursache, darauf stolz zu sein, daß da- Libretto von »Templer und Jüdin" in seinen Mauern geschrieben worden, so doch um so mehr auf den Componisten, der hier seine erste höhere Kunstbildung sich errang (Schicht war sein Lehrer) und auf dessen herrliche-, für alle Zeiten Werth be haltende- Kunstwerk. Mit größtem Wohlgefallen haben wir un-7auch bei dieser Auf führung dem Reiz und der Macht dieser prachtvollen Musik mit ihrer urwüchsigen Kraft, ihrem außerordentlichen melodischen Reich thum, ihrer eckten und wahren Romantik und gesundem Humor hinge geben. Die Musik dieser Oper gehört zu den schönsten Apotheosen des Ritterthum-, und spricht sich in ihr vollständig der Geist der Zeiten der Kreuzzüge auS; wenige Opern qiebt e-, in denen eine so hoch poetische markige Gestalt, wie eS Bois Gmlbert ist, im Vorder gründe steht. Der gute Eindruck der Musik ward in keiner Weise durch die diesmalige Aufführung beeinträchtigt. Müssen wir wiederholt Herrn Bertram- Leistung als Boi- Guilbert im Gesänge wie im Spiel als eine vortreffliche bezeichnen, so verdient auch die Gesangsleistung de- Fräulein Nachtigall als Rebecca Anerkennung; wir bemerkten überdem die-mal in hochgesteigerten Momenten eine etwa- größere Lebendigkeit im Spiel de- Fräulein Nachtigal, al- wir e- von dieser Sängerin gewohnt.sind. — Herr Bernard sang die schöne Partie de- Jvanhoe; der tüchtige Säuger war ganz besonder- glücklich di-ponirt und brachte daher die Hauptnummern seiner Rolle — besonder- die Tenorpartie in dem Duett mit Rebecca und die berühmte Hymne im dritten Act — in jeder Beziehung trefflich zur Geltung. — Herrn Lück's Leistung als Bruder Tuw war im Spiel eine sehr. drastische; mit dem Dorttag der beiden höchst originellen Licker bewährte er sich abermals als technisch gut gebildeter, stimmbegabter und sehr verständiger Sänger. — Herr Bach mann ist in der Rolle de- Narren Wamba nicht so recht in seinem Element, wenn er sich auch alle Mühe gab, um seiner nicht leichten Aufgabe gerecht zu werden. — Die wenig dankbare Partie de- Großmeisters führte Herr Wallen- reiter brav durch, ebenso wie Herr Gitt, dem diesmal die sehr gelungene Episode des schwarzen Ritter- zugetheilt war, seine Auf gabe recht wacker löste. — In der kleinen, aber wichtigen Tenor partie de-Maurice deBracy hörten wir einen neuengagirten Sänger, Herrn Mitteregger, dessen frische und klangvolle Stimmmittel um so mehr zu guten Hoffnungen für den Sänger berechtigen, als dieser auch eine anerkennenSwerthe Sicherheit und Correctheit beim Gesänge zeigte. — Da- Orchester und das Chorpersonal thaten vollkommen ihre Schuldigkeit. Am zweiten Ostertage ging in neuer Besetzung das seit mehreren Jahren hier nicht gegebene französische Effectstück „Ke an oder Leidenschaft und Genie" von Alex. Dumas (deutsch von Louis Schneider) in Scene. Mit der Hauptrolle, die Herr Hanisch gab, wird ein geschickter Darsteller stet- einen ihm günstigen, wenn natürlich auch nur vorübergehenden Eindruck erzielen. Da- Stück ward auch in den übrigen neben der Titelpartie sehr zu rücktretenden Rollen recht brav durchgeführt'; besondere Erwähnung gebührt noch als den Vertretern pikanter Episoden Herrn Cschaschke al- Salomon und Fräulein Heller als Pistol. F. Gleich. Lunst-Ausstellung von Del Vecchio. . i. >' Da- kunstsinnige Publicum Leipzig- hat schon oft den Be weis geliefert, daß e- nur einer Anregung bedürfe, um sich für da- Edle und Schöne zu begeistern. Die Ausstellung bei Del Vecchio ist jetzt vorzüglich durch eine reizend gedachte und gemalte „Ideale Landschaft von Professor Carl Hummel in Weimar" geschmückt, mit dem Werke eine- Künstler-, der bekanntlich auch im Museum vortheilhaft ver- ' treten ist. Al- Staffage dieser idealen Landschaft hat er einen Stoff an der Mythologie gewählt: HylaS, ein junger Gefährte und Lieb ling de- Hercules, hat sich auf dem Argonautenzuge vom Schiffe an- Ufer begeben und wird von Nymphen, die durch seine einnehmende Schönheit gereizt sind, in da- Wasser gezogen. — Der Charakter de- Süden- ist in großen Zügen, nicht allein in der Vegetation, sondern auch im Ton der Farbe vortrefflich aus gesprochen. Durch gewissenhafte Ausführung aller einzelnen Theile, durch harmonische Färbung, durch Schönheit der Linie und der Form, wa- Alle- nur bet gründlichem Studium und Kenntnlß der Natur erreicht wird, erlangt dieses Werk schon das allgemeine Interesse de- Beschauer-» — und welchen Werth ver leiht ihm noch feine tief pottische Auffassung und Stimmung! Ein andere- größere- Bild, von Jame- Mars-all in Weimar gemalt, ist der engere Senat der Universität Jena bei der 300 jährigen Jubelfeier. E- schließt sich in technischer Be ziehung der belgischen Schule an und bekundet, daß der noch junge talentvolle Maler seine Studien in Holland gemacht hat. Berühmte geistvolle Persönlichkeiten sind hier frisch und lebensvoll charakterisier, die Köpfe, von großer Wahrheit und frappanter Ähnlichkeit, breit und kräftig behandelt, und da- ganze Bild von tiefer saftiger Farbe. Da- Gemälde ist im Besitz der kunstlie benden Großherzogin von Weimar. Wir machen da- Publicum darauf aufmerksam, da e- leider nur noch einige Tage ausge stellt ist. Leipziger Lunstverein. Auf einen Tag wird heute im Verein-locale ein so eben voll endete-, für Krakau bestimmte- Oelgemälde, „Die heilige Hedwig" von Paul Thumann hier, ausgestellt sein. Der Künstler, bis vor Kurzem Schüler von Prof. Julius Hübner in Dresden, hatte bereits vor zwei Jahren denselben Gegenstand als Altarbild für eine Kirche in Breslau (die heil. Hedwig ist die Schutzpatronin von Schlesien) in großem Maßstabe auSgeführt und fand damit auf der Dresdner Ausstellung ungetheilten Beifall. Theater - Penstonsfonds - Senesiz bete. Die geehrten Theaterfreunde werden gewiß nicht verfehlen, der heutigen, zum Besten des hier bestehenden Theater-Pensions- fonds stattfindenden Vorstellung der Maria Stuart unsers un sterblichen Schillers ihre Theilnahme in Berücksichtigung des so edeln Zwecke- durch Besuch derselben kund zu geben, da besonders darin ein hier so gern gesehener und mit Recht beliebter Gast, Fräulein Fanny Janauscheck von Frankfurt a/M., in der Titelrolle auftritt, deren Leistung ja mit Zuversicht einen höchst genußreichen Abend verspricht. L. Umsatz bei der Sparkasse und dem Leihhause im Monat März 1861. ES wurden bei der Sparkasse 25,447 Thlr. 26Ngr. 9 Pf. einbezahlt und 33,425 - 3 - 1 - zurückgezogen, überhaupt aber 1898 Bücher expedirt, worunter 160 neue und 113 erloschene. DaS Leihhaus hat auf 8882 Pfänder 28,938 Thlr. — Ngr. ausgeliehen und für eingelöste 6489 Pfänder 21,299 Thlr. — Ngr. zurückempfangen. Versammlung der voikswtrthschaftiichen Gesellschaft für die sächsischen Lande. Der Ausschuß der volkswirthschaftlichen Gesellschaft für die sächsischen Lande hat u. A. an den Unterzeichneten die Nachricht gelangen lassen, daß die nächste Vierteljahrs-Versammlung der Gesellschaft in Leipzig abgehalten werden soll. Es werden auf da- Programm die unser Sachsen und Leipzig zunächst berühren den volkswirthschaftlichen Aeitfragen zu setzen sein und zur Bera-- thung desselben einige bisher schon für volkswirthschaftliche Inter essen wirkende Männer zu einem Local-Comite zusammentreten. Der unläugbare Erfolg, den die ersten Versammlungen der Gesellschaft zu Dresden namentlich in der Gewerbefreiheits-Frage und deren Entscheidung gehabt haben, documentirt die Nothwendig- keit und nützliche Wirksamkeit der Gesellschaft und ihrer periodi schen Versammlungen. Der gleichzeitigen Aufforderung des Ausschusses, über die Ge- werbefraqe Vorträge vor den hiesigen Gewerbetreibenden zu halten, wird sich einerseits durch das hiesige Tageblatt, als das verbrei tetste Lokalblatt, in einer Reihe schriftlicher Aufsätze, theils in mündlichem Vvrtrage bei den Versammlungen selbst Nachkommen lassen. Von Seiten de- hiesigen Handelsstande-, des kaufmännischen Vereins, der polytechnischen Gesellschaft, de- gewerblichen Bildungs- Verein-, sowie unser- Handwerkerstandes läßt sich eine rege Theil nahme erwarten, zu der das zu bildende Local-Comue unter näherer Angabe der Zeit, des Locale- und Programms später noch besonder- einladen wird. Zugleich wird den obengenannten Interessenten vom Comite voraussichtlich gewahrt bleiben, ihrerseits die Initiative bezüglich de- Programms zu ergreifen und Anträge rinzureichen. Zu eventuell gewünschter Auskunftsertheilung für allgemeinere Anfragen erklärt sich gleichzeitig bereit Leipzig, am 31. März 1861. Reckt-anwalt Jul. Frühauf, Markt Nr. 8, L. Etage.