Volltext Seite (XML)
r 44 . . käme, so daß den drohenden Gefahren nicht schon i« Voraus entgeaengearbeitet werden könnte, z. B daß mit dem jetzt drohen» den Kriege ein plötzlicher Sclavevaufstand vor der Baumwollen- ernte ausbräche und mit D-rwüstung derselde« endete, — was sollte dann vor Allem aus England werden? Alabama, Florida, Georgia, Mississippi, Südcarolina, die hauptsächlichsten Baum- rvollstaaten, hatten nach dem letzten Census von 1850 1,565,570 Weiße und 1.458,689 Eclaven und freie Farbige, also 50*/« Scla ven! Das Gelingen eine« solchen Aufstandes müßte also um so verheerender wirken, als an einen Ersatz der Arbeitskräfte durch Weiße auf lange Zeit hin auS den verschiedensten Gründen gar nicht zu denken wäre. Würden Englands Fabriken für eine nur kurze Dauer gezwungen sein, auf halbe Zeit arbeiten zu lasten — schwerlich lebt Jemand, der an eine solche Katastrophe mit kaltem Blute denkt. Fassen wir nur einen Wintermonat mit aller Rauh heit nordischen ChnftnachtwetterS ins Auge, erinnern wir uns, da- eine nur kurze Unterbrechung bei einem minder ausgedehnten Industriezweige unter dem Drucke der Winterstreug« Englands Hauptstadt in ein Armenhaus und ihre Behörden in ein großes Au-hülf-comiie umgewandelt hat; beschränken wir uns darauf, an Coventry mit seiner Arm und Reich zusammen kaum 40,000 Seelen betragenden Bevölkerung zu erinnern. Diese Stadt ist plötzlich ungemein durch den jüngsten Stillstand der Bandfabrikation heruntergekommen. Die Mlldthätigkeit eines ganzen Königreiches vermochte trotz des reichlichen Zuströmen- der Spenden die Dar benden eben kaum vom Hungertode zu retten bi- da- Frühjahr und ein Umschwung der Mode ihnen neue Hülfsquellen des Er werbe- aufschloß. Halten wir unS diese- Beispiel gegenwärtig — und der.k.n wir an einen Stillstand der englischen Baumwollen- I-.dustrie! Statt über einigen Tausenden, schweben Elend und Verzweiflung über 4 Millionen Menschen! WaS werden da die Spenden der Wohlthätigkeit, Subscriptionen, Vereine, Armen steuer und alle Anstrengung der Sicherheilsbehörde leisten? Woher sollte die Hülfe kommen? Während so viele fleißige Hände feiern, so viele Unglückliche darben, so große Summen auf ihre Rettung angelegt werden müssen, geht ein unendlich größeres Capital für den Wohlstand der Nation verloren! — Denken wir an einen Ausfall von einem Drittel in Englands Handel, wird nicht eine Panik von kaum erlebter Schwere und Ausdehnung seine unzer trennliche Begleiterin sein? Drei Vienheile des früheren Baumwollenbezuges Englands würden in Gefahr schweben, ein Drittel seines Handels auf dem Spiele stehen und der Erwerb des sechsten Theiles seiner Be völkerung zu versinken drohen! Wenn die Baumwollenprodunion der amerikanischen Sclaven- staaten zu Grunde ginge, schwebte ein Handel von 40 Millionen Pf. St. für England in Gefahr. Gleich wie für England, würde man sich auch für Deutsch land und Frankreich die Katastrophe nicht furchtbar genug denken können. Es zählte da- Jahr 1858 durch Ausbau mehrerer neuer auf Aktien gegründeter Unternehmen in Preußen . . . . . . 354.300 Spindeln, - Sachsen . . . 604.500 O . Bayern . . . . 549,000 S - Würtemberg . . . . . 135.000 r , Hannover . . . 60.000 » . Baden ... . . . 222,000 » - Oldenburq . . . . . 40,000 O - , anderen Staaten . . . 60,000 B zusammen . . . . 2,024,800 Spindeln. Vorzüglich giebt die Einfuhr ein klares Bild von dem. be deutenden Umfange unserer zollvereinsländischen Baumwollen- Jndustrie. Rohe Baumwolle l.32l,884 Baumwollengarne, ungemischt od. gemischt: 1) ungebleicht, eia- u. zweidräht. Watten Außerdem aus Oesterreich . . . 2) ungebleicht, drei- u. mehrdräht., gezwirnt Außerdem au- Oesterreich . . . Baumwollne, desgl. aus Baumwolle usid Leinen gefertigte Zeuge und Strumpf- waaren, Spitzen u. s. w Außerdem aus Oesterreich . . . Und was speciell unser kleines betriebsames Sachsen anlangt, so führte ihm im Jahre 1859 allein die Leipzig-Magdeburger Bahn nicht weniger als 132,037 Centner Um Werthe von circa 2,640,000 Tbalern zu. Der officielle Werth der nach Frankreich eingeführten Baum wolle betrug im Jahre 1857 129 Mill. Fr., in 1858 139 Mill Fr., t« Jahre 1859 143 Mill. Fr. - Alle diese Aahlenverhältnisse lassen eine« tieferen Einblick in die bereits ins Ungeheure gewachsene Ausdehnung der Baumwollen- Industrie thun und auf die Millionen Hände schließen, deren Een t n e r. 1859. 1858. 1,32l,884 1,109,770 456,699 577,544 1,783 891 4,123 4,016 576 494 10,476 10,820 194 157 Brsderwerb von der Baumwolle abhängr Dieb« Millionen Hände hängen von ihr indiwct im Kohlend«» «nd den zahlreichen ihr zuarbeitenden Gewerben ab. Wenn wir an eine größere Störung des Baumwolwnmarklee für jetzt nicht, höchstens an eine« MiuderauSfall der nutzsten Ernte glauben, so müssen die vorstehende« Notizen hinlänglich dargethan haben, daß die Baumwolle heutzutage geradezu jede Hauswirthschaft, jeden Einzelnen berührt, wie sie i» Großen di, Politik zweier großen Nationen bestimmt; daß eine Vernichtung schon einer einzigen Baumwollenernte Amerikas einen furchtbaren Rückschlag auf di« alte Welt. und unsere socialen Verhältnisse üben würde. Universität. — n. In dem am 3V. v. M. abgelaufenea Decaaatsjahrr der philosophischen Facultät (Decaa: Prof. vr. Heinrich Durrke» sind creirt worden 3 Ehrendoktoren — Stadtrath Earl Lamp». Prof. Georg MetteniuS, moü. und Prof. Heinrich Ähren- — und vierzig andere Doctoren, deren „enrrioul» eil»^ in dem soeben ausgegedenen RenuntiationS - Programme abge druckt sind. Von diesen 40 Promovirten sind 16 nicht auf unserer Uni versität inscridirt gewesen, 15 gehören dem Lehrerstande an, neun sind examinirte Candidaten des Predigtamt- u. f. w. DaS Decanat ist von Prof. Wuttke auf Prof. W. Hank.! übergegangen. Set dem hiesigen Poihei-Ämte sind während des Monats April 180 Verhaftungen vorqekommen, und zwar sind wegen Diebstahl 39 Betrug 5 Unterschlagung 8 Zechprellerei 4 fleischlicher Vergehe» 4 Ercrß 9 Trunkenheit 26 Betteln 11 Arbeit-- und Herbergslosigkeit .... 25 Vagabondirm 16 nächtlichen Herumtreiben 6 verbotswidriger Rückkehr 9 unterlassener Meldung in den Thoren 5 Einschleichen in bewohnte Gebäude zur Nachtzeit 2 verbotenen Besuch- von Schenkwirthschaften 2 Ausliegen 1 Entlaufen l und Ungehorsam gegen polizeiliche Anord nungen 7 Personen verhaftet worden. Außerdem sind wegen Contraventioaen gegen die Meldung-Vor schriften 28 Fälschung von Legitimationen .... 4 nächtlichen Gästesetzens 1 Führung heimlicher Waffen .... 2 Kartenschlagens 1 ungebührlichen Fahrens 1 und unbefugte» Hausirens^ 3 Strafen zu erkennen gewesen. Endlich sind 8s Diebstähle zur Anzeige gebracht worden und 6 Selbstmord« vorgekvmmen. SesangsaufsUhrung des Ltedeischen Vereins. Am 12. d. M. hatte der Riedelsche Verein in der Thomas kirche eine Aufführung veranstaltet, welche insofern ei» ganz be sonderes Interesse in Anspruch nehme» mußte, als in derselben nur kirchliche Gesangswerk« »och lebender und zum Tbeil nur wenig bekannter Lonsetzer zu Gehör gebracht wurde«. Das Be streben des Vereins, neben den Tonschöpftrngen älterer Meist« auch Weske noch lebender Componisten dem Publicum zu ver. Mitteln, um so das eigenthümliche Gepräge kirchlicher Tonkunst in den verschiedene» Stadien geschichtlicher Entwickelung zur Anschauung zu bringe», verdient jedenfalls die lebhafteste Aner kennung und liefert eine» neuen Beweis für die gediegene, künst lerisch umsichtige Leitung des geehrten Vereins. Die Aufführung M-ffnete eine 8 stimmige Motette für zwei