Volltext Seite (XML)
Berichte Uber Len Waarenverkehr der gegenwärtigen Messe. Seide«., Baumwoll- und gemischte Waareu. Die Messe in Seidenwaaren ist als eine gute Mittelmesse zu bezeichnen. Der Verkehr hat sich meist auf den Zollverein be schränkt und dieser ziemlich genügend gekauft. Eine Störung der Engros - Einkäufe wurde für die östliche Kundschaft durch die Warschauer Wirren herbeiqeführt. Die von dort eintreffenden Weisungen an die hier beschäftigten Einkäufer fistirten daS Ge schäft und dürfte dasselbe kaum wieder flott werden. In anderen Branchen hofft man zwar immer noch auf das Eintreffen von Polen. Es, wüh sich diese Erwartung indessen kaum erfüllen. Besonders Pflicht waren gemischte Stoffe, die sogenanntm Pc- pleenS und Grenadin-. In neuen Dessins ist das „ Detache" vorherrschend, „abgesetzt", (Blumen rc. rc.) wie der deutsche Fabrikant sagt. Das Exportgeschäft liegt schon länger darnieder, bereits die Handelsberichte au- dem Januar und Februar klagten darüber. Es ist nach Lage des gegenwärtigen transatlantischen Marktes eine Besserung für die Saison, die für Amerika ziemlich vorbei ist, nicht wohl zu erwarten. DaS Geschäft in Bändern war ein unbefriedigendes. Was Baumwollenwaaren anlangt, so waren in gedruckten Kattunen ziemlich starke Lager vertreten. Um solche zu lüften, mußten sich Fabrikanten Herbellassen, zum großen Theil zu ge drückten Preisen loszuschlagen. Schon während des Frühjahrs stellten sich die Preise billig, jetzt, wo das Reisegeschäft für die Saison ziemlich vorüber ist, sind sie noch mehr herabgegangen. Man vermißt für den Artikel besonders die Polen. Die Kattuntücher gingen befriedigend. Die Fabrikanten werden gegenwärtig bei der großen Ausdeh nung deS Reisegeschäft- so viel besucht, daß die Käufer eigentlich schon nicht mehr mit dem wirklichen Bedarf zur Messe kommen und größere Posten nur zu Parliepreisen an den Mann zu brin gen sind. Die beste Auswahl für Detailisten in gedruckten Callico's bieten in der Regel die Zwischenhändler, welche das Vorzüglichste der verschiedenen Fabrikanten zu Markte bringen, so daß man bei ihnen sich am besten assortiren kann. Für die Detailisten ist dies ein namhafter Vortheil. In JacconnetS unk Mousselines ist von deutschem Fabrikat im Ganzen wenig am Platze und werden feinere Sache« in franzö sischer Waare, und wo es sich um Billigkeit handelt, in eng lischer Waare gekauft. Was die gemischten, sogenannten Glaucha- und Meeraner Artikel betrifft, so sind sowohl carrirte als detachirte Sachen („in abgesehten Effecten") theils von den Fabrikanten, theils von den Engros-Lagern viel entnommen worden. Die Fabrikanten waren bis zur Messe stark mit Aufträgen beschäftigt und brachten zum größten Theil keine vollständig assortirten Lager mit. In den gewöhnlichen sogenannten Stapelartikeln, die theilweise in sehr geringer Waare zur Messe gekracht werden, waren große Lager vorhanden und mußten sich Fabrikanten zu gedrückten Preisen zu verkaufen entschließen. Thibet ging nicht befriedigend. Die Waare ist mehr Herbst artikel (reines Kammgarn) und eignet sich überhaupt nicht zur Crinolinenmode, hat also nicht mehr die Gunst der Damen. In gedruckten halbwollenen Ripps hat ein ziemlicher Umsatz stattgefunden. Er wurde diesmal auch von Gera geführt, welches sonst nur ganz wollene Waare bringt. Dritte Hauptprüfung im Conservatorium der Musik. Das Instrumental r Solospiel nahm bei der dritten Hauptprü fung fast ausschließlich die gegebene Zeit in Anspruch; doch wurde diesmal neben verschiedenen Pianoforte- und Violin- Leistungen auch eine solche für Violoncell ausgefühtt. Außerdem gab es zwei Lieder-Vorträge und ein Unisono-Spiel in großem Maßstabe. Von allen diesmaligen Leistungen — nicht allein von denen auf dem Pianoforte — ist die des Fräulein Natalie Schil ling au- Leipzig in dem zweiten uno dritten Satze des LwoU- Concerts von Chopin als die befriedigendste zu nennen. Das Spiel der jungen Dame documentirt einen höheren Beruf zur Kunst und berechtigt somit zu den besten Hoffnungen für eine schöne künstlerische Zukunft. Bei schönem kräftigem Anschlag, bet überhaupt wohl ausgebildeter Technik und sehr anerkenncns- werther Sicherheit und Conectheit fanden wir hier auch einen verständnißvollen gut empfundenen Vortrag, wie namentlich auch eine feine sorgfältige Nuancirung der Einzrlnheiten. Mit mäßigerem Tone, di- auf Wenige- correct und sicher spielte Fräul. Bertha Schwalbe aus Lichtenstein die Serenade Und Rondo giojoso von Mendelssohn. Dieses Conccrtstück verlangt jedsch einen geistig sehr belebten und pikanten Vortrag, und nach dieser Seite hin ließ das Spiel der jungen Da»e noch zu wünschen übrig. — Fräulein Fanny Bach aus Meiningen spielte das Concertstück von E. M. v. Weber. Diese Aufgabe scheint bis jetzt noch über die Kräfte der übrigens talentirten Pianistin zu gehen. Anerkennen wir auch gern ihren schönen Ton, eine ganz beachtenswerthe und für minder große Werke auch ausreichende Technik, so vermißten wir bei diesem Vortrage doch noch die nothwendige Sicherheit und künstlerische Ruhe. Obgleich zu Verständniß und geistiger Durchdringung eines bedeutenden Musikwerks befähigt, vermochte jedoch bei den genannten Mängeln die Vortragende diese ihr nicht abzusprechende Begabung nur in einigen Einzelnheiten zur Geltung zu bringen. Von den beiden Violinisten, die an diesem Abend auftraten, errang Herr Adolph Wünsch aus Leipzig (erster Satz von Gpohrs neuntem Concert) den nachhaltigsten Erfolg. Es war dieser ein wohlverdienter, denn es zeigte sich in dem Vortrag ein zwar nicht großer, aber dafür sehr anmuthiger Ton, anerkennens- werthe Reinheit (bis auf ein unwesentlichere- Versehen) und Sicher heit, wie überhaupt eine gewisse Solidität der Spielart, gutes Verständniß und Wärme. Dem jungen Violinisten kam eS sehr zu statten, daß er früher schon zu verschiedenen Malen öffentlich gespielt hat. — Das Spiel des Hm. Lavery v. Makomaski aus Siemon in Ostpreußen (erster Satz des vmoll-Concert- von David) ward durch große Befangenheit sehr beeinträchtigt. Der Umstand, daß er die Aufführung zu eröffnen hatte, mag wesent lich dazu deigetragen haben. Die Leistung war demnach von mäßigem Werth, namentlich vermißten wir im Technischen Rein heit und Sicherheit. Der Ton veS Violinisten entbehrt der Aus giebigkeit nicht, ebensowenig scheint eS dem Kunstjünger an der Fähigkeit zu verständnißvollem Vorträge zu fehlen, wenn auch diese Eigenschaften diesmal in Folge der Befangenheit nicht genugsam hcrvortreten konnten. — Eine sehr anerkennenSwerthe Leistung war die des Violoncellisten Herrn Emil Hegar au- Basel (zweiter und dritter Satz eines Concertino von C. David off) Rein heit der Intonation, sehr schöne technische Fertigkeit, verständiger und geschmackvoller Vortrag zeichneten da- Spiel de- Hrn. Hegar rühmlich aus. Die Lied-Vorträge des Fräulein Minna Giesinger au- Leipzig („Suleika" und „Reiselied" von Mendelssohn) wurden sehr freundlich ausgenommen. Die junge Sängerin ist bereit in der ersten diesjährigen Hauptprüfung am Conservatorium aus getreten. Wir hörten sie diesmal zum ersten Male. Ihre Stimm mittel sind ausreichend und von ansprechendem Timber, ihre Ge sangsbildung eine solide und bereits sehr beachten-werthe, wenn auch noch nicht ganz fertige. Ganz besonder- hat jedoch Fräulein Giesinger sich einer klareren Textaussprache zu befleißigen. Einige mehr oder minder bemerkbare Schwebungen in der Into nation dürften auf Rechnung der Befangenheit zu setzen sein. Nach geistiger Seite hin fehlte es dem Vortrage der Lieder noch an der bei diesen Compositioncn ganz besonders erforderlichen Wärme und Empfindung. Am Schlüsse der Aufführung ward die Menuett und Etüde für Violine aus F. David- interessantem Werke „bunte Reihe" von sechszehn Schülern des Conservatorium- (unter diesen ein junge- Mädchen, Fräulein Franziska Friese aus Elbing) in vortrefflich einstudirtem unisono vorgetragen. Die Pianoforte- Begleitung dieses Stücks spielten auf zwei Instrumenten die noch sehr jungen Schülerinnen Fräulein Ottilie Friese aus Elbing und Fräulein Doris Böhme aus Dresden. F. Gleich. Stadttheater. In der Vorstellung von Mozarts „Zauberflöte" am 21. d. M. waren die Partien de- Tamino und Sarastro in den Händen von Gästen. Erstere gab Herr Ackermann vom Stadt theater zu Frankfurt a. M. Bei vortheilhafter Persönlichkeit besitzt dieser Sänger eine kräftige, von Natur wohlklingende Mezzo-Tenor- stimme, die trotz eines nicht recht kunstgemäßen Tonansatzes den* noch stet- zur Geltung kam, sobald sie nicht forcirt wurde, wie das allerdings öfter geschah, besonders in den dem Gänger schwerer werdenden höheren Tönen. Auch bezüglich reiner Intonation ließ die Leistung zuweilen zu wünschen übrig. Anzuerkennen ist da gegen de- Gaste- verständnißvoller Vortrag in den großen recita- tivischen Scenen de- ersten Acts. Uebrigens ist Hr. Ackermann auf den Bretern zu Hause, wie seine Sicherheit im musikalischen Theil der Rolle, sein Spiel und die Durchführung des Dialog- bewiesen. Herr Schilke vom herzoglichen Hoftheater zu Dessau sang den Sarastro. Der, wie es scheint, noch am Anfänge seiner Laufbahn stehende Sänger gewann zuvörderst sich die Gunst de- Publicum- durch den Reiz seiner schönen Stimmmittel. Sein Organ hat den echten tiefen Baßrimber und ist, besonders nach der Tiefe zu, von beträchtlichem Umfange, wie das tiefe 6 bewies, das der Sänger im ersten Finale anbrachte. Weniger ausgiebijj und wohlklingend sind bei dieser Stimme die Töne über dem einae« strichenen 6, doch ist nicht zu bezweifeln, daß auch Liese de« BasWn