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«540 r- mag. Ist st« «S aber für die weit größere Menge der Zöglinge, für welche gleichwohl dieselben Regeln bestehen? Der gebildete Mittelstand, die Intelligenz ist keineswegs immer wohlhabend, sondern lebt hie und da ziemlich knapp; manche Familie, die, ohne Vermögen, auf das Einkommen angewiesen ist, welches das Amt des HauSvatrrS trägt, erschwingt die Ausbildung ihrer Töchter im Institute nur mit großen Opfern und sieht sich schmerzlich in ihren Erwartungen betrogen, wenn diese statt geistiger Ausbildung nur stark entwickelte Eitelkeit nach Hause bringen. Die Gleich stellung der Stände, wie sie faktisch in den meisten Mädchen instituten besteht, stößt außerhalb derselben auf zu arge Wider sprüche, als daß nicht auch der demokratische Familienvater ent schieden dagegen protestiere. Hand in Hand mit der sorgfältigen Pflege der Eitelkeit geht da-'ängstliche Bemühen, die äußeren Formen der Zöglinge mög lichst zu vervollkommnen und ihnen jenen feinen, aalglatten Ton der höheren Gesellschaft beizubringen, welcher auS dem freien selb ständigen Individuum eine untrennbare Partikel der „bevorrech teten" Kreise schafft, in denen alle von der breiten Straße der Gewöhnlichkeit abweichende unabhängige Ansichten und Aeußerun- gen Anstoß erregen. Gilt dies geistige Nivellement selbst für Männer, so ist eS um so strengere Regel für junge Mädchen, welche keine Meinung, kein Gefühl kund geben, über keinen An laß in Bewegung gerathen sollen, um fein zu sein. Am weitesten haben eS in dieser Eigenschaft die Engländerinnen gebracht, und darum findet sich auch in der englischen Sprache daS klassische Wort zur Bezeichnung solcher Damen, welche deS fei nen ToneS vollkommen mächtig sind. 8bc is gilt als das höchste Lob eines Mädchens, wodurch sie als mustergültiges, nachahmenSwertheS Ideal hingestellt wird, und heißt in getreuer Übersetzung: Sie ist unausstehlich. Wer wahrhaft Isä/Ilke ge bildete Engländerinnen mit ihrer unerschütterlichen Gelassenheit, ihrer steinernen Ruhe bet den mächtigsten Anlässen zu GemüthS- bewegungen kennen lernte und beobachtete, wird uns gewiß bei pflichten. Die deutschen Mädcheninstitute nun streben ebenfalls dahin, ihre Schülerinnen möglichst Inä/Iiks zu machen, das In nere dem Aeußeren, der tobten Form unterzuordnen und letztere bis in die kleinsten Nuancen zu cultiviren. Die Lösung dieser Aufgabe würde den gravitätischen Vorsteherinnen bei dem im Ver gleiche zur Engländerin viel rascheren Wesen und lebhafteren Ge fühle unserer deutschen Mädchen fast unmöglich werden, wenn sie nicht so systematisch dabei verführen. Anstand und guter Ton werden den Mädchen auf eben so diktatorische und summarische Weise gelehrt, wie etwa jungen Soldaten die ersten Handgriffe mit der Muskete. Wir kennen ein kleines süddeutsches Institut, in dessen Lehrplan wöchentlich zwei Mal eine sogenannte „An- standsstunde" vorkommt. Da sich die Leser ohne Commentar schwerlich eine deutliche Vorstellung machen könnten, wollen wir eine kurze Erklärung nach eigener unmittelbarer Anschauung geben, da wir bei einem Besuche jenes Institutes Augenzeuge deS Un glaublichen waren. — Die Schülerinnen wurden an einem Ende des größten Zimmers im Hause in Reihe und Glied aufgestellt, die „Anstandslehrerin" trat ihnen mit ernster Miene gegenüber, setzte sich räuspernd in Positur und executirte sofort Verbeugungen aller Sorten, welche die Mädchenschaar in corpore nachmachen mußte. Dann wandelte sie mit gehobenem Kleide die Reihe der Schülerinnen entlang, um als Muster zierlichen Ganges bei kothi- qer Straße zu dienen, und demonstrirte dabei die regelrechte Ueber- schreitung einer Pfütze, was die Mädchen einzeln zu copiren hat ten. Hierauf folgte eine Instruction über Lachen und Weinen nach den Regeln deS guten ToneS; wie man in der Fröhlichkeit den Mund nicht zu weit öffnen und kein schallendes Gelächter hören lassen, im Schmerze die GesichtSmuSkeln nicht zu heftig bewegen und das Taschentuch mit Anstand an die Augen halten solle. Ueber diesen, wie man zugeben muß schwierigsten Theil ihres Vortrages schlüpfte die Lehrerin indessen etwas schnell hin weg und wandte sich wieder zu mehr körperlichen Vorschriften, wie daS Gpringm über einen Graben, das Uebersteigen eines Zau nes u. s. w, welche mit großer Lebendigkeit und allgemeinem Ju bel auSgeführt wurden, aber den großen Nachtheil mit sich brach ten, daß sich die Mädchen später, so oft sie an irgend ein Hinder niß auf ihrem Wege stießen, regelmäßig erst besannen, wie sie es nach den Vorschriften deS Institutes überschreiten sollten. Die würdige Leiterin der Stunde jedoch fand dies sehr angemessen und producirte schließlich einige — nach ihrer Meinung — besonders graziöse Stellungen zu Nutz und Frommen der kichernden Zög linge — ein lebendes Bild der seltensten aber erheiterndsten Art. Die »Fliegenden Blätter" brachten einst über diese AnstandSlec- tionen einen trefflich illustrieren Aufsatz; alle Welt lachte darüber und Niemand ahnte, daß Alles, was man für gut erfundenm Witz hielt, reine Wahrheit war. — Es wird nun wohl nicht viele Institute geben, in denen man diese Sache bis zur äußersten Spitze treibt, in allen aber herrscht das Bestreben, die jugendliche Lebendigkeit in die spanischen Stiefeln der Durchschnittsform ein- zuschnüren. Dabei geht jene natürliche Grazie der Bewegun gen, welche nur wenigen jungen Mädchen versagt ist, meist gänz- - M» lich verloren und schlägt entweder in erkünstelte gezierte Manieren oder in linkisches unbeholfenes Benehmen um, welches letztere um so unangenehmer berührt, da jede reizende ursprüngliche Schüch ternheit im Institute grundsätzlich au-gerottet wird. Die Gefahr, bei »allen formalen Exercitien in gutem Tone ihn dennoch nicht zu lernen, ist für die Mädchen um so größer, als sie in ihren Instituten, welche zuweilen auch fast einsam liegen, von der Ge sellschaft getrennt, vom Weltverkehr abgeschieden sind und erst nach erfolgtem Austritte Gelegenheit haben, die grauen Theorien ve- PensionatS auf daS wirkliche Leben zu übertragen. In den von religiösen Orden geleiteten Instituten nimmt man, nicht vertraut mit dem feinen Tone und wenig von seinem Nutzen überzeugt, selbstverständlich gar keine Rücksicht auf diese Gefahr; desto besser aber erkennen sie die weltlichen Jnstitutsvor- steherinnen und suchen ihr auf allerlei Weise vorzubeugen. Nur Wenige treffen daS Richtige und trachten zwischen ihren Zög lingen und gebildeten Familien einen für die jungen Schutzbefoh. lenen in jeder Weise vortheilhaften Verkehr anzuknüpfen, welcher den Widerspruch der starren JnstitutSdogmen mit den flüssigen, leicht beweglichen Elementen der modernen Gesellschaft am bellen auszugleichen und zu hebe« vermag. Manche Vorsteherin aber, welche entweder damit etwa- recht Kluge- auSzuhecken glaubt oder in ihrer Jugend selbst zu großen Werth auf männlichen Umgang legte, sucht ein kleineres Uebel durch ein größere- zu heilen und verfällt auf die kühne Idee, ihr Institut an bestimmten Tagen männlichen, am liebsten jugendlichen Besuchern zu öffnen, damit die Mädchen frühzeitig ein ungezwungene-, gewandte- Benehmen gegen die Herren der Schöpfung lernten. Die BesuchSlieenz wird manchmal — nicht gar zu häufig — auf die Verwandten und Freunde der Familien eingeschränkt, dmen die einzelnen Mädchen angehören, und dadurch glaubt man allen nachtheiligen Folgen dies - allerdings für beide Theile angenehmen Umgänge- so voll ständig vorgebeugt zu haben, als ob die jungen Herren Stroh männer und die Mädchen GypSfignren wären. Um sich die Ge fahr diese- Verkehrs für letztere lebhaft zu vergegenwärtigen, muß man die mächtigen Faktoren bedenken, welche alle auf Einen Punkt hinwirken. Der Druck und Zwang deS Institute-, wel cher jede lebhafte Regung niederzukämpfen sucht und die heftigste Reaktion erzeugt, die heimliche Lektüre von Romanen, welche die Phantasie entzünden und nicht selten zugleich demoralisiren, der lockende Reiz eine- verstohlenen, von Hindernissen aller Art um drohten Verhältnisses, wie man eS in den Büchern gelesen, dazu die erwachenden Bedürfnisse (wir wollen schonend nur sagen de- HerzenS) — was kann im Umgänge mit jungen Männern An dere- daraus entstehen als zahlreiche Liebschaften? — Gut für die Aeltern, wenn diese platonisch bleiben; leider aber ist dazu nie viel Aussicht vorhanden, und manche- kaum aufgeblühte Mädchen kam im Institute, wo man eS sicher geborgen glaubte, zu Falle. An den Mädchenpensionaten der Großstädte ist die- der wundeste Fleck und der triftigste Grund, warum man die Töchter nach guter deutscher Sitte lieber zu Hause erziehen lassen sollte. In üppigen und verdorbenen Residenzen wirken nicht nur falsche pä dagogische Anschauungen, sondern noch mehr Raffinement und Schlechtigkeit auf den moralischen Zustand eine- Mädcheninstitut ein, welcher im Gegensätze zu den mehr lächerlichen Uebelständen der in ländlicher Umgebung oder kleinen Städten befindlichen oft ein wahrhaft trauriger ist und nicht mehr dem Humoristen, sondern nur dem strengen Satiriker im Geiste Juvenal'S und Persius' Stoff bieten würde. Th. Der Sazarverein und seine Weihnacht-- Ausstellung. Die Mitglieder des BazarvereinS haben eS durch ihre Vereini gung ermöglicht, den Besuchern eine so reiche Auswahl der ver schiedenartigsten WeihnachtSartikel darzubieten, daß sie den größten Theil deS Bedarf- an Chrlstgeschenken auS demselbm entnehmen können, dadurch an Zeit und Mühe ersparen und sich zugleich auf daS Angenehmste unterhalten sehen; denn in der letzteren Be ziehung hat der Bazarverein das Mögliche geleistet. So finden wir z. B. in der Vorhalle einen Schießstand, der bei seiner guten Einrichtung und seinen vortrefflichen Bolzenbüchsen gewiß von Schießlustigen fleißig benutzt wird. Dicht dabei fällt uns eine große elegante Spieluhr auf, welche Herr B. Mohrstedt ausge stellt hat und deren Flötenwerk alle Stunden fünf Minuten lang beliebte Musikstücke spielt, und zwar in reinen und vollen Tönen. Daneben führt eine Thür zu einem Gtereoskopencabinet. Wer diese- sehen will, zahlt zwar noch ein besondere- Entree von 5 Ngr. (Kinder die Hälfte), dafür hat man aber zugleich Anspruch auf eine Prämie, indem »an auS einem großen Glückskasten ein Briefchen zieht, gegen welche- man die in demselben genannte Prämie eintauscht. Der Werth der letzteren übersteigt den de- EiuttittSgeldes oft mehrfach, ja sogar um mehr als da- Dreißig- fache; z. B. Wanduhren, die fünf und mehr Thaler werth sind. Schon in den ersten Tagen haben Biele ihr Glück versucht. Der Besitzer deS StereoskopencabinetS, Herr RatzkofSky, stellt zu gleich sprechende Papageien und muntere Aeffchen auS. Im Zim mer daneben hat Herr G. Burkhardt einen kleinen Thiergarten «'richtet, Häschen erblicken dem Me, »Puh di, Schauste! decorirt, die Jug« hübsch d großer E TranSpai derger riechender Ohr sollt Musikdir lich finde l.mds E National g.raumrg seiner H Abenduw r.ichische, ristischer und Kü und zwa Ihürmer Leipziger Doch und reich ^nächst Hr. Fer Kaffeebr« und viel« vor Alle, bauer, ei einer der hat Herl gestellt, ! und zwa würden, geschmaä gerätbe, für Kin! s'ortbervec seine län Buchbin Pvrtemo die sich nächste mit sein allein eii »en zu Eoldater dann R Puppens kur; All gesorgt t tteter u. >die fein« in; den .ine seh > hübschen sind gar hübschen Kleiderh Sd. R« führung bouquett Lkristba b e in g die bübs Krause Ballons tz Sti Ampeln and Fen »an hü ielll eir auS, die linder > Antiker