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SL5S durchaus günstigen Eindruck; sie bewies sich durch gediegene Har. monik und ebenmäßige Form als das Werk eine- Musiker- von bester Kunstgesinnung und gründlicher Durchbildung; ihre Motive sind kräftig und leicht einqänglich, entsprechen daher vollkommen dem Zwecke eimr Fest-Ouvertüre. Ebenso geschickt gemacht und ihrer Bestimmung angemessen erschien oie melodramatische Be handlung des letzten TheilS dr- Prolog-. Dieser selbst war eigens für die Feier d>S Tag- in fließender Sprache und entsprechender Form verfaßt und ward in sehr verständiger Auseinandersetzung und schwungvoll von Fräulein Remosani gesprochen. — Dem Goetheschen Schauspiel unmittelbar vorauf ging vie Ouvertüre zu Gluck'6 Oper „Iphigenie" (mit dem Moz arischen Schluß). Die Aufführung der „Iphigenie auf Tauris" hat unS in ihrer Totalität sehr befriedigt. Die Vorstellung war mit künstlerischem Sinn vorbereitet und daher eine durchaus würdige. Die Dar stellerin der Iphigenie, Fräulein Lemcke, hatte mit dieser Rolle einen sehr schweren Stand, da hier vor wenig Monaten eine der ersten dramatischen Künstlerinnen Deutschlands die Rolle in hoher Vollendung gegeben hat. Fräulein Lemcke führte jedoch ihre Aufgabe sehr anerkennenswerth durch. Noch größere Wirkung würde aber die Leistung bei einem kräftigeren und entschiedeneren dramatischen Ausdruck gehabt haben. Die allzu große Weichheit, die wir hier wie bereits bei anderen Darstellungen des Fräulein Lemcke im großen Drama fanden, hatte zum Oefteren eine gewisse, dem Ganzen nachtheilige Monotonie zur Folge. Einzelne der vielen bedeutsamen Momente zeigten jedoch einen höheren Aufschwung; vor Allem gilt das vom Schluß des zweiten ActS. Sehr anzu- erkennende Vorzüge der Darstellung waren die durchgehend- edle Plastik und ausdrucksvolle Mimik. Die würdige und kraftvolle Darstellung de-Herrn Stürmer als Thoas, die sehr verständige Wiedergabe der Rolle des Arkas durch Herrn Kühns und der Orest des Herrn Hanisch sind von der früheren Aufführung des Werks bekannt. Was letztere Leistung betrifft, so erschien sie uns diesmal in noch vortheil- hafterem Lichte als früher. Es zeigte sich bei gesteigerter Kraft des Ausdrucks noch mehr Innerlichkeit und besonder- ein noch höherer Grad von künstlerischer Ruhe und Ebenmaß in dem Ganzen. — Die Rolle de- Pylades gab diesmal Herr C. Kühn. Der Darsteller löste seine schwere Aufgabe mit richtigem Ver- ständniß und gab die Rolle unbeschadet der hier so sehr noth- wendigen jugendlichen Lebendigkeit in maßvoller Haltung. Auch für diese Festvorstellung hatte die Theaterdirection eine Anzahl von Freikarten an die Unterofficiere und Soldaten hiesiger Garnison vertheilen lassen. F. Gleich. Die Leier des Geburtstags Sr. Majestät. In dem Hotel zur Stadt Hamburg battrn sich nächst dem Ofsiciercorps der Garnison in besonderen Lokalitäten sowohl eine größere Anzahl von Mitgliedern de- königl. Appellation-gerichte-, der königl. KreiSdirection und des königl. Bezirksgerichtes, als auch das akademische Eorps Misnia zu festlichen Mittagsmahlen vereinigt. Im Arresthause des königl. Bezirksgerichtes wurden die an diesem Tage detinirten Personen, 108 an der Zahl, von dem Arresthausinspector Damm mit Kartoffelklößen, je nach Alter und Geschlecht vier bi- fünf Stück auf die Portion, regalirt. — 1- Leipzig, am 12. Decev.ber. An dem hiesigen Nlcolai- gymnasium wurde der Geburtstag Sr. Majestät heute durch drei Gesänge: „Allein Gott in der Höh" rc., „Salvum lae regem" und „ das Sachsenlied" und durch Deklamation vier poetischer Produkte der Schüler, durch eine deutsche Festrede de- Rectors Prof. Nodbe über die Berechtigung der Sachsen, sich de- Lebens unter einem solchen König zu freuen, und durch Vertheilung von Prämien, Freistellen und Stipendien gefeiert. Auch kam hierzu eine Anzahl von Büchern, die zur Vervielfältigung der Freude Herr Buchhändler Brandstetter in patriotischer Weise gewidmet hatte. Au dem Feste hatte der Rector mit einem Programm und lateinischen Festgedicht eingrladen. Der Christliche Liinglingsverein in Leipzig. Ueber den vor mehreren Monaten hier ins Leben gerufenen Christlichen JüngltngSverein sind zeither die verschieden sten, mehr oder weniger gut begründeten Urtbeile im Privatgespräch gefällt worden. ES wird nicht ohne Interesse sein, nunmehr auch eine Stimme aus der Mitte jenes Vereins selbst zu vernehmen, welche sich im „Pilger au- Sachsen" so eben hat hören lassen; wir entnehmen deshalb dem ausführlicheren Berichte diese- Blatte- den nachfolgenden Au-zua. Der „ Christliche JünglingSvereln" wurde am 21. Juli d. I. förmlich gestiftet Am Abend diese- Lage- versammelte sich eine ziemliche Anzahl von Mitgliedern der „Gemeinde" in einem Saale de- Hotel de Prusse, obgleich die Einladungen dazu nicht öffentlich erlassen, sondern nur von Mund zu Mund gegangen waren. Nach einem einleitenden Ge. sänge hielt Herr vr. Ahlfeld eine Ansprache, in welcher er her- vorhob, daß Etwa- gethan werden müsse, um dem Verderben, welches in unseren Tagen besonder- die Jünglinge drohend um gebe, einen Damm entqegenzusetzen. Man sorge jetzt so viel für verwahrloste Kinder, für Alte und Kranke, man müsse sich auch der Jünglinge annehmen. Darauf richtete Herr Pianofortefabri kant Schumann einige Worte an die anwesenden jungen Leute, und nach dem Schlußgesang begab sich der jüngere Theil der Versammlung mit mehreren Mitgliedern deS Comite (welche- aus 14 Männern evangelisch-lutherischen Bekenntnisse- besteht) nach dem Vereinslocale, lanae Straße Nr. 31, wo sich 14 Jünglinge zum Eintritt in den Verein Unterzeichneten. Von diesem Locale entwirft dann der Berichterstatter des „Pilger-" folgende Schil derung: „Wir haben die ganze erste Etage de- oben erwähnten Hauses inne, bestehend aus vier freundlichen Zimmern, deren schöne und praktische Einrichtung wir der Thätlgkeit unseres Cas- sirers, des Herrn Kaufmann Manqelsdorf, und der Opferwillig- keit vieler Freunde des Reiches Gottes zu danken haben. In einem dieser Zimmer befindet sich eine kleine Bibliothek, welche fortwährend im Wachsen begriffen ist, nebst einer Anzahl kirch licher und politischer Zeitschriften, worunter natürlich der liebe „Pilger" nicht fehlt. Ein anderes Zimmer ist für die gewöhn lichen Zusammenkünfte und noch ein anderes, mit großen Wand karten geziert, für den Unterricht bestimmt. In dem geräumigsten Zimmer aber steht ein Pianino und daneben ein Katheder, über welchem ein schöner großer Stahlstich, das Bild de- HErrn Christi, angebracht ist. In diesem traulichen Raume verstrich unS schon manche herrliche Stunde. Uns ist auch das Heil b«, schieden, das Maria sich erlas, als sie dort in sel'gem Frieden still zu Jesu Füßen saß. Ja, die Glieder des Leipziger Jüng- llngsvereinS haben viel zu danken." — Zum Schluß fordert der Berichterstatter dringend zu Stiftung ähnlicher Vereine aller Orten auf, damit die jungen Menschen die Winterabende in brüderlicher Gemeinschaft mit nützlichen Beschäftigungen auSfüllen oder dem Worte des Herrn lauschen, und im Sommer kleine Ausflüge machen, und, den Herrn in der Mitte, muntern Schrittes durch die Wälder und Fluren ziehen können, etwa singend: Wie bin ich doch so herzlich froh, daß mein Schatz ist das A und O. — * * Zur Tageschrontk. Leipzig, den 13. Dec. Während gestern Mittag in der Speiseanftalt Essen an die Armen vertheilt wurde, siel eine be reit- bejahrte Frau, Namens Holläuffer, welche sich zur Empfang nahme ihrer Portion eingefunden hatte, plötzlich von Krämpfen befallen um, und mußte, da die Krämpfe in ein förmliche- De lirium ausarteten, mittelst SirchkorbeS in da- GeorgenhauS ge bracht werden. Dort ist dieselbe heute früh 4 Uhr in Folge hin zugetretenen wiederhclten Schlagflusses gestorben. Nachdem in dm letztverflossenen Tagen wiederholt Einbrüche in hiesige Geschäft-locale versucht, jedoch vereitelt worden waren, ist in der Nacht von vorgestern zu gestern aus einem im Brühle gelegenen Geschäftslocale eine Summe von circa 400 Thlr. mit telst Einbrüche- entwendet worden. -i- Verschiedenes. Als Beitrag zur Beurtheilung des MilchconsumS in unserer Stadt mag die Notiz hier Aufnahme finden, daß täglich 192 Milch- Verkäufer mit ihrer Waare nach Leipzig kommen und zwar 2/, mit Handwagen, V» mit Pferdegeschirr. (L. Nachr.) Eine eigene Art, falsche Banknoten anzubringen, soll — wie die „Brieflichen Mittheilungen" erzählen — in Wien vor einigen Tagen vorgekommen sein. Ein sehr elegant gekleideter Herr schlug, anscheinend zufällig, bei einem Kaufmannsgewölbe «ine wirthvolle GlaStafel ein. Der Besitzer nöthigte ihn, in da- Local zu treten und begehrte 40 fl. Schadenersatz. Nach längerer Debatte ent schloß sich der Beschädiger zur Bezahlung, gab eine Banknote von 100 fl. hin und entfernte sich sodann noch scheltend mit den herausgegebenen 60 fl. Später bemerkte der Kaufmann, daß die Banknote falsch sei und er außer der GlaStafel noch baare 6V fl. verloren hatte. Au- KecSkemet (Ungarn) wird folgender fürchterlicher Raubmord gemeldet: Auf der bei KecSkemet gelegenen Jakaber Pußta wohnte L. mit seiner Familie. Am 19. November Nacht- wurde er von 4 Räubern überfallen, sammt seiner Gattin und seinen 3 Kindern gebunden und auSgeraubt. Nachdem die Räu ber sich entfernt hatten, machte L. sich loS und rief den Räubern Drohworie nach, worauf dieselben zurückkehrten und zuerst den sich vertheidigenden L. niederschlugen, dann der Frau und den 3 Kindern vorerst den HalS abschnitten und ihnen dann mit der Axt einige Hiebe versetzten. Die Ermordeten wurden am 2V.