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6Sb5 Richtung nimmt. Der Glaube an unsere mißlichen Theater-»von Ungarn verglichen), sondem vielmehr weil e< sich einer da« verhältnisse kann wohl kaum stärker sein, als er im Allgemeinen! Volk-interesse stets im Auge behaltenden tüchtigen Regierung er- vorbanden ist, und wenn der Wunsch nach Aendemng sich überall I freute und deshalb die Lande der Ernestinischen Linie, wo zwar ausspricht, so ist eS um so bedenklicher, wenn die Ansicht tief! in religiösen Dingen mehr Freiheit und Humanität herrschte, in Wurzel geschlagen zu haben scheint, daß alle Uebelstände verschwin-! volkSwirthschaftlichen Dingen aber verkehite Theorien und eine den würden, wenn nur erst ein neues Theater an die Stelle deS! schlimmere Praxis sich eingenistet hatten, weit überragte. Das alten getreten sei. Und doch kann nichts täuschender als dieser I preiSwmdige Festhalten der Albertinischen Linie an dem damals Glaube sein Sollte bei der Einrichtung unseres neuen Kunst-1 fast überall mißachteten Grundsätze: „keine Münzverschlechterung" institutS nicht bessere Einsicht zu Rathe sitzen, so würde nichts als das Beispiel jenes VaterS nachqeahmt werden, der da glaubte seinen Taugenichts von Sohn gebessert zu haben, al- er ihm ein neues Gewand überwarf und ihn in glänzende — aber leider nicht bessere Gesellschaft führte. Damit blieb er für den Kenner immer nur der frühere Taugenichts. Möchte doch darum die An sei eine ungemeine Wohlthat für daS Land gewesen, und eS sei nur zu rühmen, daß die Albertiner, um eben dieses Festhalten durchzuführrn, sogar eine gänzliche Trennung von den Ernestinern in Münzsachen nicht gescheut hätten. Diese Trennung veranlaßte damals einen höchst merkwürdigen und lehrreichen Schriftenwechsel, welcher zur Charakterisirung der sicht immer mehr Platz greife«, daß der Bau eines neuen Hauses I volkSwirthschaftlichen Ansichten jener Periode die beste Handhabe allein unS kein besseres Theater geben wird, als wir jetzt haben, I bietet. Die Ernestiner kämpften für ihre Aulfassung der Münz wenn nicht zugleich die Mittel vorhanden sind die Leitung de--! frage mit den plattesten Sophismen und mit aller den letzteren selben so elnzurichten, daß künstlerische Anforderungen gestellt und I eigenthümlichen Unklarheit und Schwäche, und eS verdient als befriedigt werden könnten. Viele Städte in Deutschland haben I große Merkwürdigkeit hervorqehoben zu werden, daß ihre Schrift — in den letzten Decennien neue Theater gebaut; allein bis jetzt hat! 140 Jahre vor Colbert — bereits alle wesentliche Grundsätze und nicht verlauten wollen, daß durch diese kostbaren Bauten für die! Jrrthümer deS soviel später erst zur Geltung gekommenen Mercantil- Kunst Ersprießliches erstanden wäre. Berlin hat seine Schau-1 systems*) enthält. In demselben, vielleicht aber in noch höherem spielhäuser wahrhaft königlich auSgestattet und doch wollen Kenner! Grade merkwürdig ist cs, daß die Erwiederung der Alberliner — behaupten, daß in ihnen von Kunst wenig zu finden sei. Der! leider ist ihr Verfasser gänzlich unbekannt! — in vortrefflicher Glanz det neuen Dresdner Theaters läßt nicht die herrlichen! Darstellung eine Reibe richtiger und jetzt zweifellos anerkannter Genüsse vergessen, zu denen das Publicum in dem alten ver-! volksivirthschaftlicher Grundsätze aufstellt, welche ihren Autor den schwundenen Hause gerufm wurde, und man strebt vergebens I ersten englischen Nationalökonomen gleichstellen, die doch um einen durch neuen Putz und Flitter diese innern Schäden zu verdecken. I bedeutenden Zeitraum später als er gelebt und ihre Lehren ganz Und wer vergißt nicht bei all dem Erhebenden, waS alltäglich ge-! unabhängig von ihm erfunden und ausgestellt haben, boten wird, daS elende Aussehen und all die Unbequemlichkeit des I Auch die sonstigen Ansichten des Verfassers über die Stellung BurgtheaterS in Wien. Nicht daS HauS allein macht es alsd ! der Obrigkeit zum Volke sind so freimüthig, daß ihre Wieder möglich ein besseres Theater herzustellen; es ist im Gegentheil fast! holung vor nur wenigen Jahrzehnten noch, als stark nach demo- alS sicher anzunehmen, daß die wahrscheinliche größere Einnahme,! kratischer Ketzerei riechend, nicht ohne Gefahr gewesen wäre und die erzielt werden könne, allein dazu verwandt werden wird, wozu! sie enthalten einen förmlichen Protest gegen den Geist des RegaliS- sie anderwärts dient, nämlich zu Tand und unnützem Putz, wenn! muS. Die Schrift hebt ferner al- das vornehmste und sicherste nicht bei Zeiten dem vorgebeugt werden kann. Freilich darf nicht! Zeichen deS Wohlstandes, dessen sich das albertinische Sachsen verborgen bleiben, daß eine Provinzialstadt wie Leipzig in ihren I damals erfreute, die Zunahme der Bauten, die Vermehrung der daS Theater angehenden Wünschen bescheidener auftreten sollte als! Bevölkerung, das Steigen der Güterpreise und den dadurch ge setzt. Alle- vorzüglich oder nur gut haben zu wollen, dazu ist I förderten Flor von Handwerk und Landwirthschaft hervor; sie rühmt Leipzig trotz seinem Reichthum nicht reich genug. Die Bestrr-! ferner die gute Münzverwaltung, deren Nutzen sich darin zeige, düngen, eine gute Oper zu haben, werden in der Ausführung! daß die sächs. Münze viel außer Landes gehe, was immer ein immer nur in kleinem Maßstabe erfüllt werden können. Ja wir I gutes Symptom sei, so lange nur nicht unmäßiger Verbrauch stehen nicht an zu behaupten, daß Leipzig gar nicht im Stande I (Verschwendung) zu Grunde liege, und ste hebt al« schlagenden ist, eine wirklich gute eigene große Oper zu erhalten, und daß es! Beweis für die Vortheile einer soliden Münze die Thatsache her wahrscheinlich dienlicher wäre, wenn eS sich mit den zeitweiligen! vor, daß die märkischen Händler ihre Fische in Sachsen wohlfeiler Vorstellungen der Opern-Trrrppe eines großen Theaters begnügte.! verkaufen, als sie dieselben zu Hause einkaufen (so bedeutend war Für choreographische Leistungen ist hier kein Ort, und man sollte I der Unterschied zwischen der schlechten brandenburgischen und der sie ruhig in thrm jetzigen Grenzen halten. Mit aller Energie! guten sächs. Münze!). sollte aber darauf hingewirkt werden, daß dasjenige, was dauernd! Wenn auch nicht klar ausgesprochen, hat der Verfasser jener gut, ja vielleicht vorzüglich hergestellt werden kann, auch herge-1 Schrift doch wenigstens geahnt, was die großen englischen Na- stellt werde, und daS ist: ein gutes Schauspiel. I tionalökonomen 200 Jahr« später erst lehrten: den bedeutungS- Unsrr Wunsch ist der allgemeine: daß sich nämlich bei der! vollen Unterschied zwischen Capital und Geld, die in der wirk- wahrschetnlich nöthig «erdenden Actienzeichnung für den Bau deS! lichen Productivität der Capitalien liegende Berechtigung des Theaters unsere reichen Mitbürger stark betheiligen möchten. Be sonders scheint eS uns aber wünschenswerth, daß sich darunter Capital-Zinses (für welche z. B. Luther in seiner schroffen Ein seitigkeit gar kein Verständniß hatte, während seine heftigsten eine solche Anzahl wirklich vornehmer Menschen befinden möchte,! Gegner, z. B. Eck und Hogstraten, viel richtigere nationalökono die im Stande wären ihrer Stimme ein solches Gewicht zu geben, I mische Ansichten über diesen Punct besaßen) und mehrere- Andere. damit Leipzig nicht nur ein gutes Theaterhaus, sondern in Wirklichkeit rin gutes Theater bekäme. D Sthuna -er königl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Den Schluß de« VortragS, welcher allerseits mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgt wurde, bildete die bestimmte Erklärung, daß Deutschland im ReformatlonSzeitalter allen übrigen Ländern in volkswirthschaftlicher Beziehung überlegen gewesen sei. Den zweiten Bortrag hielt der derzeitige Rector MagnificuS, Prof. vr. Hankel, über die Absorption der Lichtstrahlen durch verschiedene chemische Substanzen; nach ihm sprachen Professor vr. Overbeck über zwei römische Statuen, welche bisher nicht Leipzig, 13. Decbr. Die gestern zur Feier deS GeburtStagS I richtig gedeutet worden, und vr. v. Gutschmid über die genetische Sr. Maj. unser-Königs abgehaltene öffentliche Sitzung der königl. I Verbindung deS persischen Mithras-Mythus mit dem christlichen Gesellschaft der Wissenschaften war eine höchst interessante. Zu-! vom Ritter St. Georg. Da sich der Inhalt dieser Vorträge einem nächst trug Hofrath Roscher einen Lheil seiner Abhandlung über! Referate an dieser Stelle von selbst entzieht, so begnügen wir ur.S die volkSwirthschaftlichen Ansichten der ReformationSzeit vor, — I mit der allgemeinen Andeutung, daß allen ohne Ausnahme mit eine Arbeit, die, abgesehen von ihrer wissenschaftlichen Bedeutung I lebhaftestem Interesse gefolgt wurde. ,« noch «an, b.s°nd.r. Wicht,»».!, st» uns.. S-chs.n , sM. b^m.lich d« N-ich.bu». g°», oder doch vorzugsweise in dem innerhalb der LandeSgrenzen befindlichen Borrache an edlen Metallen bestehen und die ganze Bolkswirthschasts- politik auf Erhaltung und Vermehrung dieses Borraths gerichtet sein. Noch heute spielt die abgeschmackte Ansicht von dem Segen des „im Lande bleibenden Geldes" in gewissen Kreisen eine Rolle. hat. Ausgehend von dem durch die Geschichte leider in nur allzu trauriger Wahrheit bestätigten Satze, daß im Allgemeinen die Eulkur der ReformationSzeit eine höhere Stufe eingenommen hatte, als da- ganze 17. und ein großer Theil deS 18. Jahrhundert- von sich rühmm konnte, charakterisiere er zunächst die Zeit Luthers als die der Unterschätzung de- Eigennutzes, al« die Trägerin einer Rich tung, derm theologische Einseitigkeit die hohe wirthschaftliche Be deutung de- berechtigten Eigennutzes gänzlich verkannte und — in, beachtknSwerthrm Gegensätze zu de« Geiste unserer Gegenwart! — I VraouyruLLr. da- „Gewissen* stet- in den Vordergrund stellte. ! In sehr würdiger Art ward im Theater der 12. December, Erzeigte sodann, daß in der ReformationSzeit Sachsen da-1 der Geburtstag Sr. Majestät des Königs, gefeiert. Bel wirthschastllch hervorragendste Land in Deutschland gewesen, nicht I festlich erleuchtetem Hause kam Goethe'« „Jphigenia auf weil eS besonders gewerbtreibend gewesen wäre (die moderne In-1 Tauris" zur Aufführung. Die Vorstellung «öffneten eine Feft- dustrie war unbekannt, Produkten auSfuhr fast gar nicht vorhan-l Ouvertüre von A. F. RicciuS und «in Prolog mit Musik von dm, der Ackerbau Sachsens wurde von Zeitgenossen mit dem z demselben Componisten. Die Ouvertüre machte aus un- einen