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2218 deren Einfluß für die Entwickelung der neueren deutschen Kunst eine höchst bedeutsamer geblieben ist. Bendemann und Hübner wurden 1838 an die Kunstakademie nach Dresden berufen, und dort entstanden Bendemann« leider nur wenig gekannte Wandmalereien dech Thronsaalt- und des Ball- und Concert-Saale- im k. Schlosse, welche erst in neuester Zeit zum Theil durch vorzügliche Nachbildungen weitere Verbrei tung gefunden haben. ES sind die- die mit aufgestellten .Wand gemälde de- Ball- und Concett-Saale-, radirt von H. Bürkner" (Dre-dener Kunstverein-- Gabe) und .die Gesetzgeber und Könige im Thronsaale, gestochen von H. Goldfriedrich" (Dresden, Ver lag von Rud. Kuntze). Ein andauernde- Augenübel hinderte Bendemann in den letzten Jahren am ergiebigen Schaffen. In Dresden malte er nur ein historische- Bild: „Nausikaa mit ihren Gefährtinnm, von OdysseuS begleitet" (im Besitz der Königin Witwe von Preußen); von den kleineren Arbeiten sind besonder- interrssant eine Reihe von Portrait-: E. Rietschel, I. Hübner, C. Peschel, Rob. Schumann u. A., die in Kohle au-geführt und zum Theil durch Photographie vervielfältigt wurden. — Augen blicklich ist Bendemann wieder al- Direktor der Akademie in Düsseldorf, Hübner ist in Dre-den al- Vorstand eine- Atelier- thätiq. Auch von den anderen oben erwähnten Künstlern der älteren Düsseldorfer Schule sind mehrere auswärtigen Berufungen gefolgt, oder wenigsten- nicht mehr in der früheren Weise productiv thätig. Die ausgestellten Blätter, in welchen natürlich nur eine un vollkommene Übersicht über die Werke der Schule gegeben werden kann, finden zum Theil eine Ergänzung in der Gruppe 52 der historischen Kupferstichsammlung unsere- Museum-. Ein höchst seltenes Jubiläum feierte diese Messe der Tuchfabrikant Senator I. G. Wolf «vn. aus Kirchberg. Derselbe bezog seit Michaelismesse 1801 ununter brochen persönlich und zwar in einem und demselben Locale (kleine Feuerkugel) unsere Messen, und entwickelte bi- heutigen Tages, im Besitze von Gesundheit, die größte Thätigkeit. Von Seiten unsre- Magistrate-, der erst nach Wolf- Abreise Kenntniß davon erhielt, ist demselben ein Beglückwünschungsschreiben behändigt worden. — Möge dieser rüstige Greis seine ihm lieb gewordene Thätigkeit noch lange fortsetzen! Ein Srtes 6. Dawisons an Notiert Heller. Wie weit ein Schauspieler sich vergessen kann, der freilich von sich selbst sagt, sein Name werde, wie er von Gott erhoffe, nach seinem Tode unter den „Besseren der Gchauspielerkunst mit Ehren genannt werden", zeigt nachstehend mitgetheilter Brief B. Da- wisons an Robert Heller in Hamburg, welcher ihn zu tadeln gewagt hatte. D. Red. Hamburg, 15. April 61. Nachdem ich gestern mein Gast spiel im Stadttheater beschlossen, gestatte ich mir, einige Worte de- Abschiedes an Sie zu richten. Der Erfolg, den ich errang, war, bedenkt man, daß das Publicum nicht mehr gewohnt ist, dort ernste Darstellungen zu sehen, ein sehr großer. Der Besuch steigerte sich und gestern schloß ich unter jubelndem Beifall bei übervollem Hause. — Ihre Angriffe gegen mich, von denen ich nur den Othello-Aufsatz gelesen, vermochten mir also weder materiell noch künstlerisch zu schaden, wohl aber haben sie viel dazu beigetragen, Sie in der Meinung der Besseren noch um ein Bedeutendes herabzusetzen. Seit einer Reihe von Jahren benutzen Sie jede Gelegenheit, an mir Ihre Bosheit auszulassen. Sie thun die- auf eine klein liche und hämische Weise und auch vor der Lüge schrecken Sie nicht zurück. Man sagt, Sie wollten auf diese Weise Ihren Freund Laube rächen, dessen Galoppin Sie sein sollen. — Ist da- wahr — noch zaudere ich, Ihnen die- Motiv unterzulegen, — so werden Sie sich schwerlich den Beifall Ihre- Meister- erwerben. Längst schon hat Laube aufgehört, Böse- von mir zu sprechen und ich selbst halte seit Jahren denselben objektiven Standpunkt ein; wir sind eben anständige Feinde. Jndeß, e- macht Jhnm Spaß über mich herzufallen — gut. Wenn Sie Ihre Angriffe nur klüger einrichten wollte«. Cynisch und plump wie sie sind, verfehlen sie ihr Ziel und täuschen den Blödesten nicht. Ihr Artikel über Othello z. B. ist nicht nur durch und durch geistlos, nein, er ist geradezu-ungeschickt und — albern. Und mögen Ihnen Shakespeare- Manen verzeihen, wa- Sie von einem seiner größten Meisterwerke faseln! Ich gestehe, selten noch sah ich die Ignoranz mit dieser Selbstgefälligkeit und Anmaßung sich breit machen. — Wollte ich Ihnen öffentlich antworten, ich könnte Sie sehr lächerlich machen. Aber seit dm 24 Jahrm, die ich beim Theater bin, habe ich noch niemals einem Recensenten, wäre er noch so ungerecht gegen mich gewesen, geantwortet und auch Jhnm, mein Herr, will ich diese Ehre nicht anthu«. Ich räche «ich auf meine Weise. Al- ich im Jahre 1852 in Wien zum ersten Male „Richard III." spielte, schrieb ein Herr R tz, ein erbärmlicher Wicht, in der dortigen Presse ungefähr: „Wir habm schon viel Schlechte- gesehen, aber etwa- so Nicht-würdige- wie dieser Richard ist un- noch nicht vorgekommen." Die- Uttheil ließ ich ruhig abdrucken und Sie finden e- in meiner Biographie in Brockhau-' „Unsere Zeit", I. Bd. 1. Heft Vielleicht erweise ich einmal auch Ihren Stylübungm diese Ehre. Jedenfalls werden sie sich pikant aut- nehmm und eine- Tage-, wmn wir Beide todt sind, wenn mein Name, wie ich e- von Gott erhoffe, vielleicht unter den Besseren der Schauspielkunst mit Ehren genannt wird, und der I beige noch höchsten- unter den alten Rechnungen de- Lötol äs Lelmäew zu finden sein wird — wird vielleicht ein oder der andere Kunst, Historiker Ihre „Urtheile" über meine Darstellungen lächelnd als Curiosum erwähnen. Ich bitta Sie also, mein Guter, fortzufahren auf diesem Wege, nur gebe ich Ihnen, wie gesagt, den wohlgemeinten Rath, wenn Sie mir wirklich schaden wollen, e- klüger und vorsichtiger anzu fangen. — A. B. wenn Sie eine Vorstellung „beurtheilen" wollen, gehen Sie nicht nach dem 3. Act fort, wie im „Othello", oder kommen Sie nicht erst zum 3., wie im „Richard". Ich weiß, e- ist schwer, sich von einem guten Nachtisch zu trennen, aber bedenken Sie, daß die Leute im Parterre Sie kennm und daß bei solchem Gebühren auch der Einfältigste gleich weiß, was er von Ihnen zu halten hat. — Noch muß ich Jhnm gestehen, daß ich diesen Brief einem Freunde gegeben und daß ich viel von dessen Indiskretion fürchte, so daß es mich gar nicht wundern sollte, wmn in diesem Augenblicke vielleicht schon Hunderte von Abschriften in Hamburg circulirten. Leben Sie wohl, Herr Doctor; meine Hochachtung kann ich Ihnen leider nicht au-drückm. B. Dawifon. Verschiedenes. München geht einer neuen „Bierkrisis" entgegen. Mit 1. Mai soll nämlich der Sommertarif und damit eine Preiserhöhung von 7 auf 9 Kreuzer per Maß in- Leben treten. Ein solcher Preis wurde in München noch nicht erlebt. Um der schon jetzt laut werdenden Mißstimmung vorzubeugen, einigten sich die Brauer zu der Concession, daß sie auf den Schenkpreis von 2 Pfennigen per Maß verzichten wollen, jedoch unter der Bedingung, daß der Magistrat ein gleiches Opfer bringe und den Localaufschlag von 2 Pfennigen per Maß Nachlasse, so daß die Maß Sommerbier nicht 9, sondern nur 8 Kreuzer kosten würde. Der Magistrat hat jedoch in öffentlicher Sitzung am 14. d. dm Antrag der Brauer einstimmig abgelehnt. Im Theater Dejazet zu Paris macht jetzt schon eine Parodie des Tannhäuser von Clairville außerordentliches Glück. 835. Am umengesetzten Lage bei der Leipziger Prodrreterr-Börse in Platz« wie in Termin - Geschaffen (durch „looo", auf der Stelle, und „p.", d. h. pro, zu späterer Lieferung, angedeutet), bezüglich ») de< Oele- für 1 Zoll-Eentner, d) des Getreide- und der Oelsaaterr für 1 Dresdner Scheffel (daneben auch für 1 Preuß. WiSpelj, o) de- Gpiritu- für 122'/, Dresdner Kannen oder 1'/, Eimer 2'/, Kannen (— IVO Preuß. Quart) vorgekommene Angebot--, Verkaufs, und Begehr-.Preise (mit „Bf.", Briefe, „bz.", bezahlt und „Gd.", Geld bezeichnet) nach Thalern au-geworfen. Rüböl looo: IN/, Bf. und bz.; p. April, Mai, ingleichen p. Mai, Juni 1N/««^ Bf.; x. Septbr., Oct. 12»/, Bf. Leinöl looo: IN/, «j- Bf. ' Mohnöl looo: 17*/, Bf. Weizen, 168 8, braun, looo: nach Qualität 6 bi- 6'/, Bf. und bez. (nach Q. 72 bi- 76 Bf. und bz.j Roggen, 158 Ä, looo: überhaupt, nach Q. 32-/,, bi- 4»/, q- Bf., 3?/, bis 4</, bz.; altmärk. Waare 4»/„ Bf. und bez. (überhaupt, nach Qual. 47'/, bi- 49*/, Brf., 46*/, bis 49t/, bez ; altmärkische Waare, 48*/» «fl Brf. u. bez.; p. Mai, Juni 49 Bf.; x. Juni, Juli 49»/, «ßl Bf.j Gerste, 138 8, looo: nach Q. 3»/», bi- 3»/i, Brf., 3V, bi- 3'/,, bez. (nach Qual. 37 bi- 43 Brf., 38 bi- 43 bez.) Hafer, 98 8, looo: 2»/i, Bf., nach Qual. I*»/,« —2»/i» bj. (25 Bf., n. Q 23»/, —25 bz.j Erbsen, 178 8, looo: überhaupt nach Qual. 4»/, bi- 4»/, afl Bf. (überh. nach Qual. 52 bi- 56 Bf.j Wicken, 178 8, looo: 3»/, Bf., 4 bz. (46 Bf., 48 «ck bz.j Mai-, 168 8, looo: 3»/« «P Bf. (46 Bf.j Spiritus, looo: 19»/, Brf., 18»/, bz. und Geld; x. Mai 19»/, Bf., 19 Gd.; p. Juni 19»/, oifl Gd.; p. Juni, Juli 19^/, Gd.; p. August 20»/, Geld. Leipzig, am 27. April 1861. A. Eretsch»»»«, Secr.