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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890912
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-12
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1889
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«»2 «agharifirnid«» V»n«t«d,r»alrr», und der Misch« Schuap«- zur Au«n luswanderung und Landwucherrr trntzdem immer mrhr,ur gedrängt. . Die Lischöfe und der Papst. * <K liegt j«t der Wortlaut de« Schreiben«, welche« die vor einigen Wochen in Fulda versammelten preußi schen Bischöfe an den Papst gerichtet haben, unv die Erwiderung desselben vor. Die Bischöfe verdammten nach den Üblichen allgemeinen Klagen Über die Verderbtheit der Seit, die Errichtung de« Giordano Bruno-Denkmal« in den heftigsten Worten wie folgt: Wenn nun aber da« sichtbare Haupt der Kirche Unwürdlge« leidet, wenn e« durch Verleumdungen und veschimpfnugr» gereizt wird, wenn es durch schlaue, wenn e« dnrch grausige Ränke d«. kämpf», wen» r< durch öffentlich«, schändliche Snszüqe verhöhnt wird? Lat sich daua etwa den einzelnen »lieber» der Kirche, vor Allem aber den Bischösen, welch« durch die Band« kindlicher Liebe und ihre Stellung m>t dem höchsten Oberprrester verbunden find, nicht auch jeue gräßliche Beschimpsung milgethrtl«, welche noch vor weuigeu Monate» dem Papst zngesügt wurde? E« ist entsetzlich, zu sagen, daß ruchlose Mensche», dem römische» Papst« und der Kirche lehr feindlich gesinnt, bi« zu dem »rode vou Küduheit, ja von Raserei und Wahnsinn gegaugcn sind, daß sie in den, Leotrum de« katholischen Blanden« selbst, in der Stadt, welche di« Lehrerin oller Anderen ist. welche, durch da« „Blut der beide» Apostrlsürsten und unzähliger Märtyrer geheiligt ist", und in welcher Christa« den Wohnsitz seiue« Stalldalter« -asgeschlage, hat, einem inchlosen Apostaten, einem gottlosen Philosophen, einem äußerst schlüpsrigen Schriftsteller mit großem Pomp und »och größerer Betheiliqunq ei» abscheuliche« Denkmal errichtet haben. Die Lehren de« Pantheismus, mit dem Gifte de« Materialismu« versetz«, ein Leben voller Schaub- thaten, ein wütheuder Haß gegen dt« katholisch« Kirche uad den römischen Papst, die Schamlosigkeit uad die Verleumdungssucht, welche auch Italiea nicht verschonte, kurz alle« Schändliche, das dem Apostaten zur Schande und zur Schmach hatte ge- reichen sollen, siad unter ungerechter Verkehrung der Thalsachen ihm al« Verdienst und Ehrentitel augerechnet worden. Und damit Niemandem verborgen bleibe, woraus dieser Frevel Hinziele, haben die Freunde oud Gönner eine« solchen Denkmal« offen de- kuodet, daß sie durch diese Feier eiae neue R-ligiou einleiten wollten, in welcher de- unsterbliche» Gotte« Herrschaft verachtet und der menschlichen Vernunft göttliche Ehre erwiesen würde. Diese aus solche Weise inaugurirt« gotte-schänderische Verehrung aber sacht, was da« vergangene Jahrhundert bezeugt, die sündhafte Lust au, Alle« zu wagen; sie vernichtet di« Grundlagen de« Rechte« und der Sittlichkeit und bedroht so nicht allein die Luche mit den größten Gefahren, sondern treibt auch die menschlich« Gesellschaft selbst eiaem schmählichen Untergänge entgegen. ^ Wie e« scheint, sollte der Papst durch die Stärke dieser Sprache dafür enlschäbigt werden, daß der Wunsch nach der Wieverberstellung seiner weltlichen Macht, aus dessen Bekun dung eS ihm jetzt doch am meisten ankommt, kaum aogeteutet wurde; in dieser Beziehung begnügten die preußischen Bischöfe sich — anerken»e»Swerther Weise — mit folgenden Worten: Denn sobald man nicht mehr mit heimlichen Nachstellungen und versteckte» Mitteln, sondern mit offener Stirn, offener Gewaitthälig- keit Christum und seine Braut verfolgt, wird jeder katlio iiche Mann, der diesr« Namen« würdig ist, sowohl größeren Muih in der Wahrung der Recht« der Kirche bewähre», al« auch vermehrte Stand- Hastigkeit in der Forderung der Freiheit de« römischen Bischos«. Diese Enimüths,steil der Bischöfe und Gläubigen der ganzen katholischen Erde i» der Wahrung der Vorrechte de« irdischen Statthalter« Christi, jener mit den, obersten Hirteu in innigster Uebereinstimmung befind- liche Wille der Gläubigen, diese sestgcgründete, in den vergangenen Jahrhunderten kaum jemal« gesehene Eintracht werden, heiliger Vater, Deine Sorgen und Kümmernisse beseitige», und zu großem Drösle werden dem Herzen de- Vater« die Liebe und Ergebenheit Einer Kinder gereichen. Weniger kann man in der That kaum sagen; die« scheint auch im Vatikan gefühlt worden zu sein, denn der Papst bemüht sich in seinem Antwortschreiben, die zurückhal tenden Werte der Bischöfe etwa« zu retouchiren; er sagt »ach dem Ausdruck seine« Danke«: We»,i in dieser traurigen Lage e» sür Un» einen Trost giebt. dann komint er an« der wuaderdarrn Uebereinstimmung, womit Ihr unv die übrigen Bischöfe und die Gläubigen der ganzen Welt jene freche Kundgebung einer rasenden Gottlosigkeit veruitheilt und ver dämmt habt. Da Ihr außerdem in Euerem Schreiben die be- deuluttgsvollen Worte (k) hinzugesügt habt, durch welche Jbr stets Unsere Rechie und Unsere Freiheiten vertheidigt, n»d auch die Hilft Euerer Gebcte in dieser harten Lage Un« versprochen habt io si d Wir Euch nicht nur sür Euere Dienstleistungen, sondern auch sür Euer« Verdienste zu Dank verpflichtet. XVI. Generalversammlung des deutschen und österreichischen Alpen-Vereins. ii. 8. Bozen, 9. September. Lin Weckrus durch ein Mnsikcorp« leileie de» 2. Festtag e>» und e>ne ansehnliche Zahl von Veieins genossen v-reinigie sich in dem allehrwürdige» Merkantiliaale zur heutigen Hanptv rsamiiilnng, der ersten unter dem Vorsitz des Cenlralvrüiiocnte» Ritter von Adamek au« Wien. Au« dem vom Gencralircrilair »achte» üblichen Begrüßungen durch Vertreter derR, gierung. der pol tische»Behördrn uuddie 2iadivert>e »»g oorgetrageneu JahieSberichl war zu entnehmen, daß die Anzahl der Seciionen aus 175 aiigewachien und Ende August d. I. die Milglieberzahl 32 586 bet ug. 118 Hütte», taru» er 36 bewlrlhichaitete, sind errichtet, 1889 bereits 8 davon »eu eröffnet, umfängliche Herstellungen wurden bewirkt, auch Sectio» Leipzig belheiligte sich daran durch den Wegbau von Betole zur Madroubütle. dir Zeitschrift soll auch >m künftigen Jabr schöne Karlinbcisage erhalle», wovon Entivüift vorgctegt wurde», die Mittbeilungen sollen größeren Umsaug er halten. die Casftnverhältuisse sind günstige, da 1888 eine Ernbrigung von über lO üOtt./i erzielt wurde Zu dem H uplgegenstand der DagrSordnnng, die Vorlage des Centralazr^ichiiss-S einer neuen Hütten« und Wegebauordnuug hatten 8 der größere» Secticuen» darunter Leipzig, eine» Antrag aus Ukbergang zur Dageso dnung eingebracht, motivirt dadurch, daß die > r^elegte Ausarbeitung wohl eine reiflich erwogene sei, von den e lionen aber -unietst nicht genügend vorberalhe» werden kannte und d e bezweckte Regelung der Eigenihumssrage eine so schwierige wäre, daß Vertagung aus nächstes Jahr ongezeiqt erscheine Von den vertretenen 12k Sektionen mit 1743 Stimmen gaben 1037 Stimmen da§ Eiaverftändniß zu dem Antrag ab. Da« Hau« aus dem Sonneubiick bei Gaste,», errichtet unter dem srüheren Centralpräsivium und bestimmt zur Anstellung metro, alogischer Be obachtuiig erhält den Namen »Zittelhau«" al« Ehrung drr Wirksam teil des bisherigen Lentralpräsidenten Prosessors lft. von Zttlcl i» München. Von den eiugegangenen 59 Gesuchen um Unterstützung von Hutten- und Wegebauten konnten nur wenige Berücksichtigung fiuden, da au« der dafür disponiblen Quote von 35 500 .st schon gegen 15 600^! bei frühere» Versammlungen vorweg bewilligt waren nud über 85 000 erbeten wurden al» Beiträge au- den Gtiammleiu- nahnien. die zwar gegen 165 000 budgelirt sind, doch auch die über 93 000 ^ betragenden Ausgabe» sür Zeitschriften und Mit thtllungen zo decken haben. Ein« einstündige Pause der über 5 Stunden andauernden Ver Handlungen hatte die Sektion Bozen sür ein Fi ühstück in den unteren Räumen de« Merkantilhouse« (SitznngshauS der Handelskammer) best mint und Erftlichuiigeu aller Art, darunter natürlich reinlich iür>»roler Wetn und da- prächtigste Oost in große» Mengen bereit« stillen lassen, wo« mit bestem Danke aageuoimnen wurde. Reben Verliaudlungen weniger wichtiger Art bildete den Schluß die B« stiiiiiiiung, daß im nächste» Jahre in Mainz die 17. General Versammlung abgehaltea werden soll. Nach Beendigung der Verhandlungen vereinigte ein Festmahl dir grüßte Anzahl der Dhetlnehmer und naturgemäß bildete die Vereiniguug der Alpenverehrrr io de» zwei so engverbundenen Kaiser reichen den Bruadgedouke» sür viele zumeist vorireffliche Tasel. aiisprachen. Auf dein IohanneSplatz. um da« zur Zeit noch verhüllte Denk mol Walther'« von der Bogelweid« Hern», gestaltete sich die Adend- versaiumlung an einem schönen Sonimerabend zu einem von den Aewobuera Bozen« zahlreichst sreqnentiite» Volksfest, und die An wefticheit des Erzherzog« Heinrich nebst Fam lie erhökle die Fes» frende, die nur zum Leidwesen B eker IN einen Abschied nach einige» gemeinsam verlebten schönen Lagen »»«klingen mußte und die gi ößie Zahl vcraulaßte, nicht zu lauge die R»ck>teut>c auizuickieben. da aller meist in die prächtige Umgegend von Bozen Ausflüge zu früher Morienstunde beabsichtig» waren »der di« vorgerückte Jahreszeit auch viele Ihkiluehmer w edier nach der Heimat- kiel. Eiue ausehi,liche Zahl, dar,,«« auch »ul« Mitglied« d« Serti», MM, »ach de« herrlich», Lies« nn» tr,t dt« »sch««l». thal »a. um tu d« s» schö» Grnsletthe, hätte, ei», d« »eaesteu Schöpfung»» »uler« Sectio», also -rwtffermaße» „s hetnulchem Grund u»d Bode», eine läaaere Zeit, beziehentlich rt»e Rächt zu verwalt» uud da« herrliche Doloantgebiet zu durch, waudrrn. Allseitig «schall beim Abschied der «us: „Aus «ledersehe, t» Mai,»." Vom Allgemeinen Deutschen Frauen-Verein. * Da« Programm zur lb. Generalversammlung de« genannten Verein« vom 28.—30. September d. I«. in ssrsurt ist nun erschienen uad wollen wir hier darum aus dasselbe aufmerksam machen, «eil der Ort der Versammlung diesmal Leipzig so nahe ist. daß bereit« auch manche Nicht- Mitglieder früher die Absicht aussprachen, dieselbe zu be uchen. In unserer an Versammlungen, Festen und Reisen o überreichen Zeit, die dennoch, wenigsten- ia unserem fleißige» Geschästlftben keine Störung hervorbringt, sondern nur alle Kräfte um so mehr in Anspruch nimmt, ist e« angebracht, an bevorstehende Versammlungen wieder zu erinnern, damit ihr Besuch sich bequem einsügen loste. Wir empfehlen also im Laufe da« Sonnabend (28. Sep tember) nach Erfurt zu kommen, weun auch erst am Abend. )ie erste Zusammenkunft soll da ganz einfach 7 Ubr im ^>otel zum .Römischen Kaiser" stattfinden. Man will ich nur versammeln zu gegenseitiger Begrüßung und geselligem Beisammensein. Sonntag, den 29 September, früh 9 Uhr, wirb, ebensall« im .Römischen Kaiser", unter Leitung der Vorsitzenden, Frau Louise Otto-Peter«, die General versammlung eröffnet, an welcher nur Mitglieder unv Delegirte anderer Bereine theilzunehmen haben: Rechen- 'chast-bericht über die Verein-Vorgänge und Leistungen seit der letzten Versammlung vor zwei Jahren in Aug-burg, Cassenberichl und andere Berei»«angelege»heiten. — Nach miltag» 3 Uhr. Sonntag und Montag, finden die öffentlichen Versammlungen und Vorträge in der gütig bewilligte» Aula der allen Realschule statt. Alle, Männer wie Frauen, welche ich sür die Frauentage interessiren, sind wie früher dazu, auch ohne sprcielle Einladung willkommen. Ebenso ist es ihnen nicht nur gestattet, sondern wird sogar gewünscht, daß sie sich mit an den Debatten, welche sich a» die Vorträge knüpfen werde», belheiligen. Diese selbst sollen wie folgt lattsinden: Sonntag:.!. Vortrag: Zur Eröffnung de« Frauen tage« vo» Frl. Auguste Schmidl-Lerpzig. 2. Die Arbeit al« Wicht, Recht und Ehre der Fraue» von Frl. Lina Laiiger- nniiß.Friedrichroda. 3. Die Stütze der HauSsrau von Frau 'ros. Weber-Tübingen. 4. Die socialen Pflichte» der Lehrerin, insbesondere der Dolksschullehrerinnen von Fräulein edwig Dan-Leipzig. Montag: 1. Vorlrag: Die ethische Bedeutung der Frauenfrage von Frl. Helene Langc-Beriin. 2. Die Höhe von Berufsbildung der Flauen von Frau vr. Goldschmidl. Dazwischen stehen noch Berichte der verschiedenen Zweigvrreine in anderen Städten auf der Tagesordnung, ebenso von einzelnen Mitgliedern über betreffende Gründungen, z. B Frau Bergdirector Bnffe- Ersurt: Frauen-Asyle. Frau Schuldirektor Cauer- Berlin: Gartenbanschule sür Frauen u. A. — Frau Schageler- Lette-Berliu. die Vorsitzende deS Lette-BereinS daselbsi, ist zwar verhindert, selbst zu erscheinen, doch Werve» ibn zwei Delegirte vertreten. — Montag Morgen ist die Fort- setzung der Generalversammlung nur sür Mitglieder und Drlrgirte zur Erledigung verschiedener Anträge und Wahl de« Vorstandes wie des Ortes der nächsten Zusammenkunft. Abend- 8 llbr will man ebenfalls im .Römischen Kaiser" »och in gemüthlicher Geselligkeit ohne Festmahl und Eere- moniell daS letzte Zusammensein genießen. Da viele der Tbeilnehmerinuen in erwähntem Hotel wohnen werden, so empfiehlt eS sich, daselbst dir-ct oder de, Frau Bergdirector Busse-Ersurt, Krämpserstraße 42, womßg lich acht Tage vorher sich anzumeldrn und Zimmer zn bestellen. Versammlung -er Larbiere und Friseure. * Leipzig, 11. September. Gestern Abend hielt die Gehilfe» ichast der Barbier« und Friseur-Innung von Leipzig und Umgegend im Saale „Zur Flora" eine Versammlung ab. zu nelcher nach der verlesenen Präsenzliste 83 College., erschienen waren. An. wesend waren anßerdein der Jnnung-obermcistec Herr Rüger und eine Anzahl der Innung ang-höriger Arbeitgeber. Nachdem der Altgeselle Herr Kunze die E-ichienenen begrüßt und den anwese» den Meistern sür ihre Belheiligung gedankt hatte, eriolgte da« Ver lese» der Präsenzliste und de« Protokolls der am 23 August d. I. abgehaltenen Versammlung. Sodann wurde da« Anlwortichr-ibe» der Innung aus ei» Gesuch der Gehilfenschaft um Beikürzung der Arbeitszeit an den Sonntagen verlese» DaS Gesuch war dahin gerichtet, daß der Geschäft sschluß des Sonntags »n Sommer um 7, im Winter um 8 Uhr Abends statlfinde» möge. Die Innung ist insofern den Wünschen der Gehilfen entgegen gekommen, als sie sich bereit erklärt hat, i>» So,»iner den G>srbäf «schl»ß um 7 Ubr einzusühren. dagegen hat sie sich nicht einschlußen können, die Arbeitszeit in, Winter zu verkürze» und zwar aus geschäftliche» Gründen, die Herr Obermeister Rüger eingehend erörterte und mit denen die Versammlung sich einveistanden erklärte. Herr Schulz berichtete hieraus al« Delegirter über die Ver handlungen de« am 26 und 27. v M. ,n Hannover abgehilienen Eongresses der Barbiere und Fr,teure Deulichlands. Aus seinen Miitheilungen ging hervor, daß der Cangreß nur schwach besucht war und nur wenige Städte Deutschlands aus dem- selben vertreten waren. Die Verhandlungen betrasen haupt sächlich den Siatiiien - Eniwurs für den zu gründendrn Verband der deutschen Barbiere, Friseure und Perrückenmacher. Der Berichterstatter ira» mil Wärme sür den Anschluß der Leipziger College» o» diese» Verband ein. Als Gegner des Anschlusses au de» Verband trat Herr Naumann ans, der zugleich beionte, daß die Innungsveihäliiiiffe i» Sachsen und beionderS in Le pzig ganz vorzügliche seien, so daß die Gehilfen besser in ihrem JMereffe hanvelie». wenn sie gemeinsam mit den Meistern ihre Angelegen- heften regelte», als sich mii denselben durch Beitritt zum Verbände auf den Kriegsfuß stellten. Diese Erklärung trug dein Redner rin chm au« der Versammlung zugerusencs „Psuil" ein. Die angeregte Giünbung eines aus Meistern und Gehilfe» be< stehenden Schiedsgericht' winde, nachdem Herr Obermeister Rüger aus daS segensreiche Wirken des hiesigen Gewerbeichiedsgeiichts ver wiese», sallrn gelassen Zu», Schlüsse warnte der Letztgenannte »och die Gehilfen vor der Gründung von Unternehmungen, die später sür die Gründer, wenn sie selbstständig geworden, schwer schädigend wirken würde», und betonte, daß in keiner anderen Branche Arbeiter und Arbeitgeber so aus einander angewiesen seien wie bei de» Barbieren und Friseure», und daß deshalb ein Handinhandgehen sür beide Therle das Vvriheilhasleste sei. Gleichzeitig »adelte aber > uch Herr Rüger die Meister, die den berechtigten Forderung-» der Gehilten nicht »achko,»inen und die besonder» die Geschäftszeit nngebühilich lang ausbchnen. Nachdem die G hilft», d-r Aufforderung de- Vorsitzenden nach, kommend, den anwesenden Meister» für ihr Ericheme» durch Erheben von de» Sitz ii ihren Donk auSgedrückl hatten, ersolgte gegen 12 Uhr der Schluß der Sitzung. blöden und Stoffileuheiten. * Bus der nenesten Nummer der im Verlag von Ernst Heit mann in Leipzig, unter Redaktion von Georg Reinhard er cheinenden .Wochenschrift sür Spinnerei und Web rei" theilt uns die Redaction folgenden Auszug ihre- neuesten Modenberichtes mit: Flanellftoff« finae» Io ausgedehnte Anwendung zu den verschieoenften Zwecken der Mode, daß wir mit ihnen heute al- mit einem Factoe zu rechnen haben, der namentlich tu der Früdjahrsiaiion eingehender Besprechung bedari Wir rechnen zu den Flanellstoffen nicht nur jene halbwollenen Gewebe, die man sür gewöhnlich unter dem Namen .Flanell" versteht, sondern auch jene auS Kammgarn hergestellie« edeviotarltqen besseren Gewebe, bi« im Sprachgebrauch ebenialls als Fiauellkleiderstoffe bezeichne« w rden und sich im letzten Hochsommer besonder- bei unserer Dam-nw-lt großer Gunst zu erfreuen Hallen. Auch >n Pari« wurden letztere Stofse in diesem Sommer viel von den Damen getragen und i» den modernen Se-bädern waren auch die Herien mit Anzügen au« diesen modernen st »gestreifte» weißen Flanellstoffen bekleide». Daß unirr solchen Umständen Flnnellstaffe sich künftig zunehmenden Lonsum« zu erfreue» haben, scheint sicher zu lein Zu unterscheide» sind halbwollene und reinwollen» Flanelle, sawl« bedruckte nnd gewebt« Muster. Der grVßer» Enns»« finde» t» der tznldwnllene» dedrnckren Maare statt, »ährend t, den bessere, reimonllene, Qualitäten der Bedarf erst t» der Entwicklung begriffen ist, derselbe aber im nächste. Früh- ahe au« oben angesükrten Gründen Erörterung erfahren dürste. Für Dcucknillster sind ans hellsardigem Grunde die bekannten Streifen, muster mit Arabeskeuzetchniiageei, Sterne», Würsel-, Ankermustern rr. chvn typisch geworden, doch halten wir diese« Geschmack nunmehr ür abgelhan. »S werde, künftig ander« Druckmuster, uud zwar abaeietzr« und zusammenhängende VIrimeninnsler, die dem modernen Geschmack wehr al« die erwähnten Streiseuzeichnunaen enllprechen. zur Geltung gelangen; dankbare Vorlagen bilden kleine Blütven- und BlLlternttifter aus Hellem Grnnd«. Doch der hochmoderne Geschmack wird noch in andere» Zelihnungen zum Au-druck kommen: Große Tulpenmiifter, «kazienblätter, Klalschrosen, Mohn- blumen, Georginen und ähnliche Vorwürfe werden in Druck aus Flanell ausgrsührt Psftiumenblauer Flanell zeigt groß« Dulpen- muster in Helioliopsarbe; Pelargoniumrosa-Grund ist mit grünen Akazienblältern bedruckt. Das Pelargoniumrola ist eia frisches. ianfteS Roth, über d>s sich bald eia weißer, bald ein blaßl laer R'sirr zu ziehen scheint. Man findet diese eigenthümliche Döiiung in de» Blumenblättern der Pelargonie, und daher der Name. Wenn auch d eie großen Blumenmuster d>m deutschen Gesckimncke nicht ganz entsprechen dürften, so werden sie doch sür de» Export brvorzugt werden. Bei uns dürften sich die kleinen Etreudlume» und Blätter bester einsahreu Im vorigen Jahre stellte man den Grund säst stets einsarbig, weiß oder bunt, her, wogegen er jetzt erst im Flainiitt-geschmack bediiickl wird, bevor aus ihm bnnlsardige Vliimensiräuße oder auch große Erbsen,»uster angebracht werden. Die oben eiwähnten, aus Kammgarn hergestellien reinwollenen cheviotartige,, Flanellstvffe werden in Weiß (Elfenbeinsarbe), in Creme unv Pistazieugrün hcrgestellt und zeigen als Muster seine Streife» oder ober durch seine Stressen gebildet« große Carrcaux. In diesen speciellen Geweben sind bunte Dessins nicht beliebt, da der Stoff an sich so elegant ist, daß er der Effeclwirkiinq vollständig entbehren k>nn Weiß« Lostüme sind ja stets von hervorragender Eleganz, dieselbe» bedürf-n kaum der Unterstützung durch andere Wirkungen, die wohl bei Moustklinestoffen, nicht aber bei den etwas ichwere» und barten Saiiimgarnstoffen angebracht sind. Tie Pistazien- grüne» Flaiicllstosse mit eingewebten weißen Fliedrrziveigen sind allerdings hochelegant, doch werden sie nicht so viel get-ms» werden, wie die einsachen gestreiften und rarrirten Flanellstoffe — ein couser- vativrr Geschmack, dem unsere Damen »reu bleiben. (Die eingehenden Beschreibungen der Sioff»k»hki»en, welche lediglich sür den Textil- sabrikanlen Jnteresse haben, sind in den vorstehenden M>ttheili>agcn übergangen, und verweisen wir Interessenten aus die obengenannte Zeilschrisi selbst.) *— lieber die Lage de« Berliner Loasection«.Ge. schästs enihäll die „Wochenschrift sür Spinnerei und Weberei" von Ernst Heitmann in Leipzig wieder einen sehr auS'ührlichen Bericht, aus den wir die Fachkreise aufmerksam machen. In jenem Bericht heißt e«: Die vor 8 Tagen gemeldete lebhafte GeschästS- tbSftqkeit bat bi« jetzt ia keiner Weise nachqelasten. Buch die letzte Woche brachte unseren ConsectionSqelchäitea wieder zahlieiche Ein- käufer. Ueber den jetzigen Geschäftsgang spricht man sich daher auch überall befriedigt au«, doch besser als im Vorjahre ist beileibe dennoch nickt. Während des Monats Seplember wird vorroussichilich noch volle Beschäftigung vorhanden sein darüber hinaus hängt die Ent wickelung de« Geschäftes von der W »terung ab. Die Nachfrage ver einigt sich aus lose Iaqnets aus ChevioldoubleS, CorlscrcwS, Eski- »ivs, Seidenplüich- »nd Motelassestoffen, ans kurze Dolmans aus Maielostä« und ramagirten Dovbles; auch w-rden lange Dolmans und russische Räder aus Seidenplüich-. Malelassö-, gestriisten und ramagiite» Double.Stoffen, sowie ferner woliirte kurze und lange Dolmans, russische Räber und Rotunden, sowie wattirte Tuchräder iiaik verlangt. Lebhafter als erwartet wurde entwickelt sich das Ge schäft i» Regenmänteln, die wenig vorrälhig sind, aber besonders i» Valetotsorm, mit Blonseneinsätzen aus einfarbigem Cheviot- und Tuchstoffen, sowie in Form russischer Räder mit langen Griechen- ärmeln, au« ramagirten CkeviolS, viel verlangt werden. Bus Eng land kommen zwar Nachbestellungen, doch nicht im erhofften U»>- sanq». Die immer noch nicht beendeten Streike- schaden dem Ge- schäite lehr, besonders können in Folge beste» überieeüch« Ordres in London nicht zum Versandt geblacht weiden. Neue Lolleciionen in kurzen und langen Dolmans au« ramagirten uud Lorkscrew- stosten, mit Treffen- »nd Pelzbesätzen gingen noch London. Aus den Bereinigten Staaten lausen last gar keine Nachbestellungen ein. Die Stofsbranche hat ebenfalls gut zu Ihn». Prompte Nach frage herrscht nach Ckeoiotdoubles, Eoikscrews, Riiiiagäeouble« uad Streisendoubles. Sämmtliche Genres sind vorhanden, »nd e« werden dasür ködere Preise gezablt als vor einigen Wochen; dennoch sind diese so knapp, daß die Fabrikanten sich genöidigt sehe», nur noch wkn g arbeiten zn l sten. Wenn sich, was wahischeinlich, ii» Oktober noch große, Bedarf Herausstellen sollte, winden wir aller Voraus sicht »ach Mangel a» Waare z» gewärtigen hab-n. Wollene Mate- l'ssS?, matter Fond mit glänz-iiden Blume», und ganzseidene Qualitäten mit Vclourblnmen bleiben sehr gefragt, ebenso gehen seidene Seolikmpiüsche noch gut ab. Halbseidene Futter« flösse erhalten sich in vorzüglicher Nachftage. In Regen- mänlelstosfen b-stekt noch starke Nachfrage nach einfarbigen (blauen) und ramagirten ChcvioiS; auch einiarlnge Tuche werden noch viel verlangt. D e Hauvlverkousszctt sür Rcgenmäntelstvffe ist jedoch nunmehr vorüber. Für das Fiühjakr w»d im Allgemeinen noch wenig getbnn. W r Iheiltrn bereiiS mit, daß in Siapelqualitäten verschiedene große OrdreS placirl worden seien Stark anigeuomnie» wurde hier ei» neuer S>aubmäittelariikel. e>n Seide imitireudes Ge- w>be, welches wegen seiner Billigkeit !en Mvhairstossen Couciirrenz mache» dürfte. In sonstigen Nouveantss ist aber noch sehr wenig am Platze. — Die Dricotbranche besitz! nur noch theil- weise gute Ordre«. Nur einzelne von den anwesenden Kun- de» bevc»z»g«e Brtiiebe habe» noch gut zu tkun, während in den andere» das Geschäft sehr nachläß». Tie Reise» ortre« sind essectuirt; neue Ezvoriordres von Belang liegen nicht vor. In England ist das Geschäft noch ruhig. Diese mäßige Be- schäitigung weicht recht sehr von der vorjährigen ab, wo die um diese Zeit vorliegenden Ordrr« kaum rechtzeitig kffectuirt werden konnten. Man kaust Taillen aus einfarbige» und ieieg rippten (Minerva-) Stoffen in den bekannte» Fayoirs mit gesältrien Brust- theilen. geiältele» und weilen Aermeln mit hohe» Slnlp'ii, mit langem Rrver«, mit Westeneinsätz-n, mit Jabots aus seidenen und Crnpe de Chine. Stoffen, mit Husarenverichaürung, Tressenbesätzrn »nd mit Galons und Appl cationen garnirt. Der Siossinarkt z« gl keine besondere Belebung. Täglich wird zwar Waare zur soiortigeii Lieferung bestellt, doch sind die verlangte» Quantitäten nicht so »msanqreich. um bessere Preise zum Durch!»uch zu bringe». M>» ist zufrieden, wen» »ia» mit de» Preisen einigermaßen auskvinmt LieserungSausträge sür die nächste Saison sind noch nicht zu erhalten. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Verwaltung der indirecteu Staatsabgaben wurde» ernannt: der St uerreceptor M usch zun« Einnehmer bei de», Uniersleueranrik Sivllberg; der Sieukiausjeher Strobel zum Ein nehmer bei dem Uniersteiieromte Nenialza; der Grenzausieher HrlaS zum Assiilenlrn bei de», Nebenzollamle I Bad nbach; der Hanptamls- dicner Ka rnohl zum Steuerrereplor in H>rte»stcin; die Oberg>enz- auischer Gebauer und Schcrzer zu Oiersteu ranssehern; der Lteueraufteher Beyer und der Grenz ussehei Ballerstcdt zn Obcr- grenzaussehern; der Grenzanfseher Dohle znm S euereusseher; die HauptaiiitSacressisten Henke und Fischer, S adtgeiidarm Raust, Plombcur Schäler, die Secondelieiilenant« Bech und Boi«, der Feldwebel Kölbel, der Wachtmeister Salzman», der Biceseldw-bel Köhler, der Vicewachiineistcr Berger und der Student We.chert zu Grenzausscher». Dem Haüptamtsaisistenten Patzig ist der Dilel und Rang eine« Oberconiroleur« verliehen worden v erwisch teL ^»Berlin, 10 September. („Norddeutsche Allgemeine Zeitung".) Unter der Anklage der fahrlässigen Körperverletzung stand heute der Naturarzt Emil Hermann Liebegott Canitz vor der zweiten Strafkammer des Landgericht- l. Den Vorsitz führte LandgerichiSratd Kannenberg, die öffentlche AnklaqebehörSe war durch Staatsanwalt J ick, d e Vertheidigunq durch R-chi«anwa t vr. Stein vertreten. Als Sachoerständtgc waren die Aerzte Herren Geh. Medicinalrath vr Wolfs, G-h Sanitätsralh Vr. Hahn, Vr. Srller. vr. Holz »nd Vr. Hugo «chultze vorgelodcn Im Aumst vorigen Iahrr« empfand ein Herr Gericke nach einem längeren Spaziergang, den er unternommen, im linken Oberschenkel heftige Schmerzen. Da dieselbe» mehr und medr zunahinen. so beschloß der Leidende, de» Rath de« Angeklagten zu erbitte». Canitz glaubte, daß nie Schmerzen ans Rheuma»«,»»« ziirückjuftihre» seien, »nd verordnet« heiße Umichläge, sowie die Anw-ndnng von mit warmem Wasser angesüllten Krnlen. Val» nach Einleitung dieser Behandlung veränderte sich »ec Zustand de« Kranken in beiorgnmerregender Weise. E« irnt Fieber ei» und die Kräfte schwanden deraetia, »aß Fra« Gerick» de» Angeklagte» trlefiich nachmal« «m Rat» b«>. Vieser ervnte schriftlich dt» darrst« >«>ede,e» Vorschrift«». M« erst wandte sich Frau Gertcke au etue» wiffeuschaltlich gebildeten Arzt, Herr» vr. Keller. Dieser toud den Leideudeu tu einem höchst bedeukuchea Zustande, dem ein« mit Eiterung verbundene Enlzünduag de« Zellgewebe« zu Grand« lag. Ein zweiter Arzt, Herr v». Holz, bestätigte da- Gutachten vr. Keller'« uad saud an dem erkrankten Bein Brandblasen vor, die offenbar durch di« Aawenduag drr heißen K'uken entstanden waren. Er rteth zu einer Operation, die Geh. Snnitätsratb vr. Eugen Haha mit so gutem Erfolge vor. oahm, daß Herr Gericke jetzt wieder vollkomme» hergeftellt ist. Liaitz behauviete im heutige» Termin, daß dl« vou ihm gegebene» Vorschriften vou Seilen der Frau Gertcke oder an derer Personea nicht pünktlich befolgt worden seien. E» Hab« er verordne», die mit warmem Wasser aefülltru Kruke» au de» Uuter- und nicht an den erkrankten Oberschenkel zu legen. Die Herren vvr. Keller, Holz und Geh. Saaitälscath vr. Hohn erklärten, daß die ärztliche Wissenschaft eia Versaht«», wie e« der Augcklagte bei Rheumat>»i»u« angewkudet Hobe, gar nicht kenne, aber auch bet der Krankheit, die hier ia Betracht komme, sei die Behnudlun» cku« ganz verfehlte gewesen. Herr vr. mock. Hugo Schultz« gub sich dem Gerichtshof al« Anhänger de« Naturheilversahren« zn erkeuuen und erklärte, der Angeklagle habe bei der Behandln»« de« Herrn Gericke vollständig correct gehandelt; Herr Geheimer Medicinalrath vr. Wolfs, drr sich tadelnd gegen da« Natur- heilvrrfabreu tm Allgemeine» woudte, sührte au«, daß der Ange klagte einen große, Mangel an Wisse» uad Aufmerksamkeit knud- gegeben habe. Staatsanwalt Jesch erachtete dea A,geklagte» der fahrlässigen Körperverletzung für schuldig uud beantragte eiue Geldstrafe von 300^1 Rechtsanwalt Stein suchte darzulegeu, daß die Natnrheilkund« nicht vom wiffeu'chastlichea Staadpunct« zn beurtheilen sei. Dieselbe sei dadurch vom Staate auerkanut Waiden, daß ihr derselbe eia Krankenhau- «oncessiouirt Hab«, welche« unter der Leitung des Angeklarteu und de« vr. mock. Liepelt stehe. Der Gerichtshof rrblickie die Fahrlässigkeit de« Angeklagte» dar,», daß derselbe sich oicht persönlich davon überzeugt hätte, ob die vou ihm verordnet«» Mittel richtig ongriveudet würden. Die Straft wurde dem Anträge de« Gtaoi«anwalte« gemäß aus 300 ^l, für welche im Unoermögeursoll für je 5 et» Tag Gesäuguiß zu setzea ist, srft- gesetzt. — Bre«lau, 10. September. Der Professor vr. Bol» tolini,Specialarzt sür Ohren- uud Krhlkopsleidcn, ist gestorben. ---Stockholm. 10. September. Der Eabinet-secretair im Auswärtigen Amt, v. Bildt, ist zum Gesandten iu Rom ernannt. — Antwerpen, 9. September. Wer heute Morgen aakam. konnte sich einen Augenblick luog vorstellea, er komme etwa zu eiaer Feierlichkeit, wie Sutwerpeo deren so viele gelegentlich der Ausstellung erlebte. Die gelammte Bevölkerung war auf dru Bei neu in Festtag-kleideru. vo» answärl« brachten übermal« zahlreiche Sonderzüge eine» ganzen Schwall von Neugierigen, die sich geröuichvoll tu da« Gewühl mengten. Bald aber konnte Jeder, welcher da« rührige Anlwerpeuec Wesen kennt» sich vom Ernst der Stimmung überzeugen, uud vou dem Umftaud«, daß die Großen das L>id der Kleine» treuesten« mltempiaude». Und di« Besucher vo» auswärts, voruehinlich die von Viüffel, dt« sonst nicht gut aus die Antwerpener zu sprechen sind, spendeten «isr g den Sammlern, die zum Besten der dürftigen Hinterbliebenen umgingen. Um 3 Uhr fand die Todtenfeier im Sluyvenbergspital statt. In den uiiilieqenden Stadtvierteln trug rast jedes Hau- al« Drauer- jeich n die Nationolsahne ans Halbmast. Die Menge ans dem Bürgersteig ließ in ruhigem Ernst die Wage» der Behörden durch. J»i Spttal, einem Prachtbau in Ziegelsteinen mit einer niustergiltige» inneen Einrichtung, waren bereu« lange vor der aogesagten Stunde die Angehörigen der Dohmgerasftei, versammelt, einige im Trauer- staat. andere im schlichten Sounlagcrock, die Dürftigsten t» Arbeits. Neidern. Sie harrten tn der Kirche des Beginne« der Liturgte; die Ausregung der letzten Tage hatte ihre Empfindungen gelähmt. Erst als das Orgelspiel die Feier eiuleitcte, schluchzten einige, bald daraus alle. Nach der kuchlichen Feier halten wir den peinlichen Anblick, die uiibtstrichenea Särge, aus deren Deckel di« Namen der Opfer mit Kreide ungeschrieben waren, a»S den schwarz ausgeschlageuen Dodtenkammero heraustrogen und aus die 24 Leichenwagen heben zu jeden, meist zwei Särqe ans einen Wagen. Der Drauerzug begann, schlicht uud ernst. Bürgermeister and Stadtratb hielten daraus, denselben bi« zum Kirchhof zu geleiten, während dem Herkommen gemäß der Vertreter de« Kö iigS und der Gouverneur sich noch der kirchlichen eier, der sie. wie jene, im Chor beigewohnt batte», entfernte», .inter dru Leichenwagen bewegte sich die lauge Reihe der Wage», in dentll auch die Angehörigen der Verstorbenen Platz genommen hatte», aus dem ganze» langen Weg« vom Nordende »ach dem Südeude der großen Stadt dahin durch die Menge, welche mit ichnierzlicher Dheilnahmt dem ungewohmen Trauerspiel zusah. Aus dem Kirchhof stellten Bürgermeister und Stadtrolh sich an die Spitze, hinter ihnen schritten in stummem Schmerz dre Trauern den. Diese b ldeten daun zwei Reihen, welch« Bürgermeister de Wart durchichrilt. Der verdiente und beliebte Stadtvater, selbst von Lranlhtil gebeugt, hielt diesmal keine der ergreisendcn Leichenrede», deren überzeugter Ton schon so manchem Ap>ch>ed aus immer die Weihe gegeben. Denn zum letzten Male bei ähnlicher Gelegenheit traf ihn ein Schlagfluß mitten in der Rede. Aber die ihn kenne», sahen ihm den tiefen Schmerz an, und ich bemerkie manchen Antwerpener Herrn, der, stark von Gemüth. rine Thränr in, Auge zerdrückte. De Wael drückte den Traueinde» die Hand »nd sie verstanden ihn. Nun verließe» zuerst die Bekärden, dann die Trauernden den lauge» Graben, weichec die Reste der unglück lichen Opser auftiehmen sollte. Die Geistlichkeit erichieu, hielt die Todtengebete, und unter dem Wehklagen der Anwesenden, die ihre Augen aus die Kreideveimeik« aus den Särgen geiichiet hatten, ge schah das Begiäbu ß. I» seiner Schlichtheit war dasselbe ungemein ergreift»». Und doch, cs fehlte das deutsche Groblied. denn aller lateinischer Sang der Welt kann de« einsachen Manne- Trauer nicht au-drücken. Literatur. Bei Beginn der langen Abende, da Jeder nach gutem, unterhaltendem Lesestoff sich umschaut, machen wir wiedelholt auimerksam aus die Salon-Ausgabe der „Deütschen Rumaiibibtinttzek" (Stutt gart, Deutsche BerlagS-Anstalt). Es wird nicht mit Unrecht darüber gellagt, daß die Hast der Production ans belletristischem Gebi-I Verflachung und Becsumvsung zur Folge haben müsse, die „Deutsch- Romaubiblioihel" hat indeß bisher noch immer verstanden, i» seiner und gefälliger Auswahl Gediegenheit mil Abwechslung uud Neuheit zu verbinden. Die letzten acht Bände brachten außer dem Schluß de« Aussehen erregenden Werke« vo» Gregor Saniarow: „Im Bann der Jrredenta", da« eine Fülle wichtigen, bi-der nur Wenige» bekannte» Materials zur neuesten Geschichte enthält, vier große Roman«: „Anonym" von L Hotdhrii», „Unter deutjchrn Palme»" von Lbriftian Benkard, „Die Lbauvmiste»" von Eugen v. Jagow uud „Im Regiment" vo» H. v. Osten. Sie alle sind spannend, geistvoll und origivell; besonderes Interesse aber werde» „Unter drui che» Palmen" uud „Die Chauvinisten" erregen Benkard giebt nach eigener Anschauung ei» farbiges und sesselndes Bild der neuen deutschen Eolonie Kamerun und de«Ve>kchrs der weißen und farbigen Bevölkerung miteinander; Jagow, drr bekanntlich in Pari« lebt, deckt die unsauberen Quellen des DrUischenhaffe« in Frankreich auf und charakterisirt unter finqirten Name» die Haupthetzer. H. v. Osten schrldett das Ossicierslebeu in einer kleine» Garnison mit allen seinen Licht- und Schattenseite». So wird der Leser nicht nur unterhalten, sondern auch belehrt und gewinnt sür einen bi«her unerhörr billigen Prei« (pro Halbband nur 40 ^j) eine Zierde für seinen Bücherschrank. ** (Eingesandt.) Di« orthopädische Universität«-Poliklinik hier im Paulinum ist wohl eine der besuchtesten. Mittwoch« und Sonnabends von ll Uhr an geöffnet, sind etwa 100 ver» krümmte Kinder in ziemlich engen, Raume versammelt, um specisische Heilgymnastik zu treiben und zugleich atS Lehr» gegenständ sür die nnwcscnden Meviciner zu dienen. Leider ist diese Poliklimk, wie dem Schreiber Diese- mitgelbrilt wurde, mit zu wenig Mitteln auSgestattet. so daß ein großer Theil der Patienten, die »och eine Maschine oder rin andere« Hilfsmittel zur Besserung ihre« Leiden« noth- wendig Kälten, ohne dasselbe ouSkommen müssen. Sollten sich nun abgelegte Maschinen ober Bandagen im Besitze früherer Patienten befinde», so bittet ein Bater eine« solchen Patienten recht dringend, diese nicht mehr in Beniitzung befindlichen und vielleicht aus dem Boden der früheren Befitzer liegende» Gegenstände doch an die genannte Poliklinik ab» liefen, zu wollen, damit sie wieder für ankere arme Gebrechliche verwendet werden könne». 8. fett 1878. Mäiftne Preise, nüusl. veduinunnen. Fernspr. 682.
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