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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901014
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-10
- Tag 1890-10-14
-
Monat
1890-10
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1890
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Gr scheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrv-'dition Iohanne«gas!e 8. Aprrchltnnörn drr Redortion: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. «I> tie NtiSgab» rtnqet»ad>kr Himnilcr,»«« «»ch« ftch t>« lttkdicnon »ich» »ertuoruit. Annahme der für die nächstsoigentz« Rtimmer bestimmten Inserate an Wochentagen bt« 3 Uhr Nachmtttan«. an Lann- unv Frfttagcn srützbt»' ,1) Uhr. In den Filialen für Ins.-^nnahme: Ltta Alrmm » Lortim. Mlsrcb Haha), Untversitätssttaße 1, LoutS Lösche, Aatharinenstt. 14 part. und Königsplatz 7, nur dt« ' ,8 Uhr. rimiger Tagcliialt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4>/, Mk. tncl. Bringeriahn 5 Mk., durch di« Post bezog«» 6 Mk. JrL« «tnz«l»» Nummer Lll M. Belegereinplar 10 Pf. Gebübren für Extrabetlag Inserate Kqeipaltene Petitzeile SO M. Gröber« Schriften laut »af. PrrtsverzetchntK. Tabellarisch«», gtssrrnsatz »ach höhrrmLarst. Reklamen »nt« dem Rrdacttousstrtch bt» «gafpult, grtlr SO Bf., vor de» F a m t dl« 6g«spalten« tz> . Inserat« stad strt« an dt« Erpel senden. — Rabatt wird nicht S^gebem, Zahlung praavmneraoäo oder durch Post» »achuahme. 287. Dienstag den 14. October 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen DonnerStnq, den Ist. October d. I., Vormittags vo» U Uhr au, in» Ltavthause aUhter, eine Partie Betten, Wäsche, Kleidungsstücke, Möbel, HauS- und Küchengeräts)« rc. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, am 10. October 1890. Das Armena«t. ä N. 446.Hentschel. Artu«. Bekanntmachung. Wir haben in den Orten Eutritzsch, Gohli«, Reudnitz und VolkmarSdorf Filialen der "ArbritSnachweisungSanstalt errichtet, in denen ArbeilSbestellungen angenommen und Arbeit suchenden, soweit möglich, Arbeiten übertragen werden sollen. In Eutritzsch befindet sich diese Expedition im Ralhhause, 1. Etage, Zimmer des dort stationirteu RathSdiencr«; in GobliS: im Gemeindeamte, 1. Etage, Anmeldrzimmer; in Reudnitz: im Rathhause, l. Etage, Anmeldezimmer; und in Volkmarsdorf: im Armenhause, Schulstraße l, Wohnung de« ArmenhauS- verwalter«. Wir richte» nun an dir Einwohner der einverleibten Orte da« Ersuche», diese Einrichtung auSgiebia zu benutzen und hiermit beizutragen, die Gewährung von Almosen überflüssig zu machen. Leipzig, den K. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. Hentschel. N. Bekanntmachung. Bel un» soll alsbald rin Ttadtcassirer mit 1500^1 Jahre«, geholt augestellt werden. Derselbe muß 1000 -6 Eaution stell««. Bewerber um dies« zunächst nicht pension-berechtigte Stelle wollen sich unter Beifügung von Zeugiußabschriften und Äbeu-lauf schien- uigst und längsten« bt« 18. October. melden. Etseuberg, 4. October 1890. Der LtaZtrath. Elsaß. England und Italien. Die Unterhandlungen wegen Abgrenzung der englisch- italienischen Interessensphäre in Nordwestafrika sind abgebrochen worden, weil der englische Unterhändler Baring, nachdem schon vollkommene« Einvcrsländniß zu herrschen schien, die Forderung stellte, Italien solle sich verpflichten, fall« eS Kaffala be setzen wolle, diesen Platz den Egyptcrn zurückzuaeben, wenn sie den Sudan besetzten. Diese Forderung läßt die groß eränderung erkennen, welche die englische Politik in Afrika im Laufe der letzten Jahre erfahren hat. Dasselbe England, welches nach der Besetzung Egypten« im Jahre 1882 laut den Sudan preisgab und sich vor dem Drängen der Mahditen immer weiter nach Norden zurückzog, legt heute Werth darauf, sich für den Fall der Wiederbesrtzung de« Sudan« Kassala zu sickern, e« bestätigt also damit die Richtig keit der Annahme, daß c« von der neu gewonnenen OperationS- basi« an der Ostküste Afrikas und im Besitze de« nördlichen und östlichen Ufers de« Victoria-Nyanzasee« die Wieder besetzung de« Sudan« von Süden her plant. Bor einigen Jahren war bekanntlich ein Uebereinkommen zwischen England und Italien dahin getroffen worden, daß, während General Wolseley von Norden her Gordon in Khartum entsetzte, Italien von Massauah au- nach Kassala Vordringen und diesen Play ebenfalls von den Gefahren befreien sollte, welche ihm die Mahditen bereiteten. Der Tod Gor don'-, welcher mit dem Verlust Khartum« zusammenfiel, machte die Ausführung diese« Zusammenwirken« unmöglich und die Lage blieb im Sudan dieselbe, bi« Deutschland in Ost afrika Besitzungen erwarb, welche den Neid der Engländer erregten und sie zu erneuten Krastanstrengungen anspornte, um sich die Verbindung vom Caplande nach den Quellen de« Nil« freiznbalten. Dieser Zweck ist zwar nicht erreicht worden, weil da« deutsch-englische Abkommen vom l. Juli wenigstens in dieser Beziehung die Rechnung der Engländer durchkreuzte, aber England ist zum Bewußtsein des Werthc« gekommen, welchen der Sudan für den Besitzer Egypten« hat, und des halb vrrsäunit England jetzt nicht« mehr, wa« ihm für die Zukunft als Besitzer de« Sudan« von Borthcil sein könnte. Italien bat umgekehrt da« Streben, sich den Besitz KassalaS als Schutzherr AclbiopienS zu sichern, damit cS für weitere Ausdehnung nach Westen freie Hand bekomme, und natürlich kann cS der englischen Zumuthung nicht zustimmen, Kassala nur auf Zeit unv unter der Bedingung der Rückgabe an Egypten zu besetzen, falls es diesem Staate einmal einsallen sollte, den Sudan wieder in Besitz zu nehmen. Ganz seltsam erscheint der Standpuncl, welchen der „Siöcle", «in der französiscken Regierung nahe stehendes Blatt, in dieser An gelegenheit einnimmi/ Der „Stöcke" meint, daß die Ver handlungen über die Zukunft KassalaS eine Verschwörung zum Zweck der Beraubung und Verstümmelung Egypten« darstcllen, dessen Bertbeidigung England und dessen Unter stützung Italien feierlich übernommen habe. E« sei Zeit, daß Europa die mit den Rechten de« Khedive Schachernden zur Scham zurückrufc. Wir braucken wobl kaum hinzuzufügen, pl 3 „ .... England nicht die entfernteste Absicht hegt, den Besitz EgyptenS wieder aufzugeben. Wenn e« noch eine« Be weise« für die Richtigkeit dieser Auffassung bedürfe, so wäre er durch da« Verlangen Englands geführt, daß Italien Kassala an Egypten rurückgcben solle, fall- diese- daraus Anspruch erbebe. England hat die Intervention Frankreichs in dieser Angelegenheit uni so weniger zu fürchten, al» eS an Frankreich durch da- jüngste Abkommen mit dieser Macht ein sehr hohes Schweigegeld gezahlt hat, und e« ist auch kaum glaublich, daß die Nachricht, welche Frankreich die Ab ficht zu interveniren zuschreibt, fall- England Kaffala preis- gegeben hätte, eine tyatsächliche Grundlage hat. Frankreich we,ß sehr wohl, daß England seine eigenen Interessen stet« auf« Beste wahrnimmt, also hat e« keine Veranlassung, zum Schutze de« Khedive einzutreten, so lange England Egypten besetzt hält. Wenn Frankreich dem Khedive seine guten Dienste zur Verfügung stellen wollte, dann hätte e« dazu im Jahre 1882 die beste Gelegenheit gehabt. Damals konnte e« egen die Action England« in Egypten Einspruch erheben und ätte sie durch diesen Einspruch auch wahrscheinlich verhindert, 'tatt dessen dampfte die vor Alexandria liegende französische Zlottr ab und ließ England in Egypten freie Hand. Englands Politik ,n Afrika war stet- darauf gerichtet, die Herrschaft über diesen Erdthril zu erringen, aber e« lagen keine Gründe vor, diese Politik mit Nachdruck zur Geltung zu bringen, so lange keine Wettbewerber um diese Herrschaft auftraten. Die Lage änderte sich, al« Deutsch- and tn Afrika Colonien erwarb und dadurch bei Eng land dir Besorgniß erweckte, daß eS seine Zwecke in Afrika nicht erreichen werde, wenn eS nicht klug und schnell zu Werke ginge. Nun, in dieser Beziehung bleibt nickt« zu wünschen übrig; England hat seine afrikanischen Be sitzungen in den letzten Jahren in sehr beträchtlichem Maße au-gedehnt und in einer seinen Zwecken dienlichen Weise geo graphisch abaearenzt, wie e« nur irgend möglich war. Davon wissen Deutschland und Portugal zu berichten. Da« Opfer, welches England Italien durch den nur bedinguugßweise zu übernehmenden Besitz KassalaS angesonnen hat, war nicht allzu groß, und e« zeugt von der dominirendrn Stelluaa Eng land« m Afrika, daß e« um dieser Bagatelle willen dir Unter handlungen mit Italien abgebrochen hat. Italien bedauert den Zwist, glaubt aber, daß die Beziehungen zwischen Eng land und Italien dadurch keine Acnderung erleiden werden. Italien hat aber durchaus richtig gehandelt, indem e« seinen Standpunkt in der Kassala betreffenden Angelegenheit nicht aufaegeben bat. Kassala war ihm von England schon vor Jahren zur Besitznahme angeboten, und wenn von diesem Anerbieten kein Gebrauch gemacht worden ist, so lag die- nicht an einer nachträglichen Meinungsänderung der beiden Contrahenten, sondern an der Ungunst der Verhältnisse. zwischen England und Italien beruht lediglich auf der Gleich artigkeit der beiderseitigen Interesse» im Mittelmeer, beide Mächte arbeiten der Uebrrmacht Frankreich- in diesem Meere entgegen, und je fähiger sich Italien erweist, drr französischen Seemacht dir Spitze zu bieten, um so wertbvoller erscheint Italien« Freundschaft für England. Am liebsten ist e« Eng land, wenn der Ruf seiner Flotte hinreicht, um seine Wider sacher in Schranken zu halten, die eintretenden Streitfälle können die Bundesgenossen auSfechtrn: England glaubt schon genug gethan zu haben, wenn eS mit Worten für den Bunde«, genossen eintntt. In dieser Beziehung ist der Verlauf der bulgarischen Angelegenheit sehr lehrreich. Wie eifrig ermuthigtc England den Fürsten Alexander m seinem Bor- eben als Einiger Nord- und Südbulgariens und in seinem Widerstande gegen Rußland: als eS aber darauf ankam, die Anfänge zum endgiltigen Abschluß zu bringen, da verbielt sich England zuwartend und überließ schließlich Bulgarien seinem Schicksal, ohne auch nur eine Hand zu rühren. Der Grund seiner Handlungsweise war die Furcht vor Rußland in Asien. Durch solche Erfahrungen kann aber da- Vertrauen auf die Freundschaftsdienste Englands nicht befestigt werden. England hat seit Beendigung de« Krimkrieges jeden Rest von Princcpicn- Politik aufgegeben, eS zieht in allen Dingen nur seine Interessen zu Rathe, und deshalb müssen die anderen Mächte Gleiche« mit Gleichem vergelten. * Leipzig, 14. Oktober. * Gegenüber den neuerdings an die Person de« Chef« de« GcncralstabcS der Armee und an andere hohe Generäle geknüpften Gerüchten ist die „Kölnische Zeitung" in der Lage, auf Grund sorgfältig angrstellter Ermittelungen zu versichern, daß dieselben völlig au- der Luft gegriffen sind, daß ins besondere der Chef de« Generalstabes der Armee bei Gelegenheit der Kaisermanöver weder mit dem General von LeSzczynski, noch mit irgend einem anderen commandiren- dcn General Meinungsverschiedenheiten gehabt hat, geschweige denn, daß aus solchen ernste Differenzen entstanden sein könnten. Jeder, der die Verhältnisse auch nur oberflächlich kennt, weiß, daß bei den Manövern die Möglichkeit zu solchen Differenzen kaum vorlag, da die Kritiken am Schluß der ein zelnen Manöver von dem Kaiser persönlich abgehalten sind. Gras Waldersee hat nur an denjenigen Tagen die Kritik gegeben, an denen der Kaiser selbst ein Commando geführt hat, und die Thatsache, daß solche Kritiken gehalten werden, spricht genügend für sich und zum Ruhme beider Theilr, besten, der sich der Kritik freiwillig unterwirft, und dessen, der sie furchtlos und unabhängig, nach Recht und Billigkeit abgehalten hat. Ebenso unbegründet sind die Gerüchte, welche den Chef de« Generalstabe« der Armee .n irgendwelche Beziehungen zu dem Rücktritt de« Krieg-minister« v. Berdy du Berns,« bringen. * Wie au« St. Petersburg geschrieben wird, werden schon jetzt au verschiedenen Orten Rußland« Vorbereitungen für die Feier der in den October 1891 fallenden silbernen Hochzeit de« russischen Kaiserpaare« getroffen. E« steht außer Zweifel, daß diese Feier ,m ganzen russischen Reiche auf da« Festlichste begangen werden wird. * Die „Nowojr Wremia" vom 10. October schreibt Die Frage wegen der sibirischen Eisenbahn ist, wie man HSrt, rntschieven und zwar in einem für die sibirische Bahn günsti- >en Sinne. Man sagt auch, daß der Bau durch unmittelbare Ber- iigung der Krone und unverzüglich au-geführt werden. Wir stehen o am Borabend einer neuen Eroberung Sibirien«, um e« mit dem allgemein russischen Leben und der Livilisation zu verbinden. Wir denken, daß diese« Ereianiß in seinen Folgen für unser Baterland nicht weniger wichtig sei» wird, al« die erste Unter- Wertung Sibirien« vor dreihundert Jahren. Im Laufe dieser dreihundert Jahre hatte Russland kaum bedeutend« directe Bortheile von dem Besitz« Sibirien«, welche« vor Allem al« Platz für da« Exil benutzt wurde. Durch die Anlage der sibirischen Eisenbahn wird, abgesehen vou den strategischen Bortheilen, tn Sibirien et» wette« und reiche« Gebiet eröffnet werden, welche« eine groß« commerztell-indosttielle Bedeutung hat. Durch den Schienenweg mit dem Großen Occan verbunden, steht Rußland Antlitz gegen Antlitz der neuen Welt gegenüber, und wer weiß — ob diese» Eretguiß atcht einer engere» Brrrtnignug Rußlaud« mit on kurz 'undeS- deren Regelung nicht in der Aufgabe eine« eidgenössischen Lomnr liegt, anderseit« aber ist Herr Künzli vollkommen überzeugt, di« Wiedereinsetzung der am 11. September gestürzteu Regt« den Bereinigten Staaten dienen wird. „Große Ereignisse sind immer mit großen Resultaten schwanger." Unmittelbar an diese« Entrestlet schließt die genannte große russische Zeitung, welche jetzt mit Hochdruck für die russische Expansiv-Politik arbeitet und dabei offenbar von einflußreicher Seite unterstützt wird, einen Leitartikel: „Die Vereinigten Staaten und Europa", welcher damit beginnt, daß an dem Tage der Unterzeichnung der Mac Kinlcy-Bill der Befehl zum Bau von drei Panzerschiffen 1. Elaste durch da- amerikanische Marinciiiinisterium ergangen sei, und daraus die ausschweifendsten Hoffnungen einer aggressiven Politik Amerika- gegen Europa — in der Zu kunft — baut. * Eine Meldung au« Sofia erwähnt einen bemerken«- werthen Artikel der officiösen „Swoboda", in welchem die beständigen Angriffe der russischen Presse gegen Bulgarien dem Grolle Rußland« darüber zngeschricben werden, daß r« seine Position im Fürstenthume verloren habe und e« al« ausgeschlossen bezeichnet, daß die Russen wieder jene schönen Zeiten erleben werden, wo ihre Officicre überreichliche Be zahlungen erhielten, um Verschwörungen gegen da- bulgarische Staatsoberhaupt anzctteln zu können, wo ihre Generäle über die Ministerien de« Kriege« und de« Innern verfügten und die Bürger zwangen, dem Zaren ohne Wissen de« Fürsten täglich Tankdepeschen zu senden, wo verschiedene Persönlich keiten, wie Kaulbar« und Kalobkow, das Land bereisen unv die Anarchie predigen konnten. Welche Verhältnisse auch ein- treten mögen, eine verhänAnißvolle Epoche dieser Art werde in Bulgarien niemal- wiederkehren. Wenn sich Rußland über die Annäherung zwischen Bulgarien und Oesterreich- Ungarn beklage, so müsse constatirt werden, daß die Bulgaren Niemandem den Vorzug geben, vielmehr mit allen Jenen sympathisier» und gute Beziehungen unterhalten, wrlchr sie in ihrem Kampfe um die Selbstständigkeit unterstützen. Wenn Oesterreich-Ungarn an Terrain gewinnt, während Rußland solche« verliert, so sei nur Rußland und da« Vorgehen der Diplomatie von St. Petersburg Schuld daran. So lange Rußland diese Bahn verfolgen wird, habe e« von den Bulgaren nicht« zu erwarten. * Der schweizerische Bunde-rath hat, wie erwähnt, folgende neue Anweisungeu an deu commiffar Künzli erlassen: „Herr Oberst Künzli, eidgenössischer Tommisiar im Lrssin, hat tn der Bunve-rathssitzung vom 8. October Morgen« über die politische Lage dieses Tan ton« mündlichen Bericht erstattet, wie sich dieselbe au« drr Abstimmung vom b. October eraiebt, welch« zu Gunsten der liberale» Partei cmtgesallen ist. Für den guten Gang der cuutoaalen Verwaltung scheint eS ihm sehr wünjchen-wrrth, daß sobald al« möglich eine regelrechte Regierung di« Leitung drr Ge schäfte wieder übernehmen, da« Budget für da« nächst« Jahr vor- beretten und sich mit anderen gichtigen Angelegenheiten befassen könne, Eommissar« daß Regierung nur dann ohne'Gefahr für den Frieden im Lande stattfinden kann, wenn man dir eidgenössische Besatzung im Tessin aufrecht erhält und zugleich die nöthigen Vorsichtsmaßregeln ergreift, um neuen Ursachen zu Beunruhigung und Wirren vorzubcugen. Mau müßte vor Allem verhindern, daß Berwaltungsmaßregeln, welche al« Re- prefsalien gegen die liberale Partei bettachtet werden könnten, die Lage erschweren und die Gereiztheit der Gemüther vermehren. ES müßte ebenfalls dafür gesorgt fein, daß die Mehrheit des Volke- dazu käme, ihre Rechte gehörig auszuüben, wa» nicht der Fall wäre, wenn di« Wahlen in den Bersasiungsrath stattfinden müßten auf Grundlage der gegenwärtigen Broßralhswahtkrrise. Da die Zahlen der Abstimmung vom 5. Oktober noch bestritten werden, so hat der Bundesrach im Einklang mit seiner Erklärung an di« Bunde». Versammlung vom 29. September abzuwarten beschlossen, bi- da- AbstimmungSresultat festgestellt sei, um Entscheidungen zu treffen mit Bezug auf den Bericht seines EommissarS. Mit Telegramm vom 10. October Abends hat Herr Künzlt folgend« Zahle» über- mittelt, welche sich an« der Prüfung der Abslimmungsprotokolle sowie au« der Zählung der Stimmzettel und au« der Regultrung der infolge der Abstimmung aufgeworfenen Fragen ergeben: 1. Frage: Absolut« Mehrheit — 11878; Ja 11899. Nein 11810. S. Frage: Absolute Mehrheit — 11845; Ja 11845, Nein 11732. In seiner Sitzung vom 11. October hat der Bunde-rath beschlossen, die bewaffnete Occupatio« aufrecht zu erhalten und seinem Tom- missar folgende neue Weisungen zu ertheilen: 1) Der Commisiar ist eingeladen, der Regierung des EantonS Tessin die Leitung der cantonalrn Angelegenheiten zurückzngeben, indem er sich jedoch in allgemeiner Form alle dieienigen Entscheidungen vor- behält, welche der BundeSrach, nach Maßgabe der Artikel 5 und 102, Ziffer 3, 10 und II der Bundesversassiing, zum Zweck der Aufrecht erhaltung von Ruhe und Ordnung tm Lanton für nöthia erachten wird. Für einstweilen erhält er folgende besondere Weisungen. 2) Der Eommissar bleibt mit der Regelung aller derjenigen Fragen beauftragt, welche auf die Abstimmung vom 5. October Bezug haben, er leitet die infolge dieser Abstimmung nöthig gewordenen Wahlen in den Bersassungsrath, sowie die eidgenössische Abstimmung und die Wahlen vom 86. October. 3) Wenn ver Eommissar glaubt, daß von drr Regierung beabsichtigte oder getroffene polizeiliche oder andere Maßregeln leicht die Ordnung und die Ruhe de- Landes — Artikel 10L, Ziffer 10 der Bundesverkasiung — gefährden könnten, so legt er sein Veto ein und erstattet sofort Bericht an den Bundes- rath. Bis dieser letztere entschieden hat, bleibt die Ausführung der fraglichen Maßregeln sistirt. 4) Der Eommissar giebt der Tessiner Regierung bet der Uebergabe der Leitung der Geschäfte, welche spätesten« bis zum 14. d. M. stattzufinden hat, von diesen Weisungen Kenntniß und läßt über jene Uebergabe ein Protokoll aufnehmen. Uebcrdies hat der BundeSrach tm Hinblick darauf, daß bei der in Bern am 27. September zur Erzielung einer Verstänbigung ab- gehaltenen Lonfrrenz die Vertreter der konservativen Partei erklärt baden, daß sie zu einer Verständigung wieder eingesetzt sei, beschlossen, eine Lonferenz von Vertretern beider Parteien auf Donnerstag, deu 16. d- M., Morgens 9 Uhr, nach Bern etnzuberufen. Die Abgeordneten de» BundesrathS bei dieser Lonferenz sind zu der Erklärung beauftragt, daß, wenn gegen alle Erwartung da« Bersöhnung-werk nicht zu Stande kommen Bundetversammlung binnen " um dir laut Art. S liegenden Maßnahmen. de» trskinischen Volke«'seinen richtigen An«druck finden kann in den verschiedenen Phasen, welch« die Revisionsfrage infolge der Ab stimmung vom 5. October durchzumachen hat. Die vom Bundesrath rtngeladenen Vertreter drr beiden Parteien sind folgende. Bon conservativer Seite: Respini, Präsident de« Staat«rath«; Dazzoni, Ilte, die Nationalrath; Th. Bonzanigo,Nationalrach: Ballt,Ständerach^Polar, 4y: - ' Nationolrath; Soldati, Ständerach; Advocat Lolontario. Gindaco von Locarno, Advocat M. Manaiti, Lugano. Bon liberaler Seite: de Stoppani, Nationolrath; Advocat <k Lensi, Advocat F. Ru«, coat in Bellinzoaa; Eons. Pedroli tu Giubia«co; vr. A. Pioda tn Locarno; Bernateoai, Natioualrath; Advocat Borella in Mendrisio; Advocat Pl. Volla tu Oltvoue; Advocat Latataneo in Faido; Ad vocat Gabuzzt in Bellinzona." * Dorr Mitthrilung de« Londoner Berichterstatter« der „Aorkshire Post" zufolge sollen dir Iren, welche sich an den ersten fenischen Bewegungen betheiligten und dafür zu lebenslänglichem Zuchtbau- vrrurtheilt worden sind, bei Wiedereröffnung de« Parlament« bedingungsweise in Freiheit gesetzt werden. * Au« dem letzten Rechenschaftsbericht ber russischen Mission in Japan ist zu ersehen, daß dort 21ä Kirchen- gemeinden mit 17 025 russisch-orthodoxen Christen, 24 Priestern und 43 Missionaren vorhanden sind. Die Ge- sammtzabl der Kirchen beträgt 159. Im Laufe de« lest«« Jahre« sind 1752 Japaner zur russischen Kirche bekehrt. Für den Unterhalt der Priester und Missionare wurden im Laufe de« Jahre« 3190 Den An —-3,10-6) und für die Er haltung der Kirchengebaude und Localerforderniff« 4320 Ken dargcbracht. Für den Unterhalt der Priester Ware» 1273 Um au«gesetzl. * Da« neue japanische Gesetz über da« Ver sammlung«- und BereinSrecht hat viel Staub anf- übcrhaupt darf an einer Versammlung Theil nehmen. Ver sammlungen dürfen nicht abgehalten werden, wenn di« Möglichkeit von Rubcstörungen vorhanden ist: ferner nicht, während da« Parlament tagt, und wenn der Zweck der Ver sammlung ist, einen Angeklagten zu schützen. Die Polizei darf jede Versammlung auflösen, wenn sie gegen da« Gesetz verstößt. Die Veranstalter werden mit 50 bi« 500 Franc« und Gefängniß von 11 Tagen bi« 6 Monaten bestraft. Zu jeder Versammlung muß die polizeiliche Erlaubniß eingeholt und deren Zweck erklärt werden; jeder Versammlung wohnt ein RegierungSbeamtrr bei. Da« politische Verein-recht ist nach dem neuen Gesetz noch strenger al« da- alte. Sächsische Provinzialsynode. k. Merseburg, 11. October. Die Provinzial-Syuob« der Provinz Sachsen, zu der die Deputtrten auf heut« Vor mittag 10 Uhr in den hiesigen Schloßaarten-Pavillon etngelade» waren, wurde 10*/« Uhr mit dem gemeinschaftlichen Gesang: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen" und einem Gebet de- Super- intrndenten Holtzheuer, da- sich an das Schriftwort Röm. E. 11, 38—86 anschloß, eröffnet. Der Präses Graf von der Schulen« barg-Angern gab zunächst dem Bedauern der Versammlung Ausdruck, daß der frühere Präsident von Wedel! nicht mehr au dieser Stelle stehe, und thetlte mit, daß nun al- Lberkirchenrath der Lons.-Präsident Tinsen zum Eommissar ernannt sei. Der Ausruf der Synodalen ergab di« Beschlußfähigkeit der Synode. Es folgt« der Bericht über dt« Legitimation der Synodal-Mitglieder. Be anstandet wurde die Wahl der Deputieren und Stellvertreter der Beztrkssynode Langensalza, Oberdorla, Tennstedt, Weißens«« und deren Prüfung einer Lommtssion vo» 7 Mitgliedern überwiese». Die Synodaleu legten nuu das vorgeschriedene Gelödniß ab: „Ich gelobe vor Gott, daß ich meine Obliegenheiten al« Mitglied der Synode sorgfältig und treu, dem Worte Gotte« und den Ordnungen der evangelischen Landeskirche gemäß erfüllen und darnach trachten will, daß die Kirche in allen Stücken wachse an dem, der das Haupt ist, Christus" und zwar durch dir Wort«: „ich gelob« vor Gott" und Handschlag. Bebus» Vorbereitung der Wahl de- EynodalvorstandeS Word« die Synode auf 1 Stunde vertagt; die so erhoffte Einigung in Wahl per Acclamation wurde jedoch nicht erreicht. Ter Antrag de« 129 Stimmen, davon erhielten Gras von Wartensleben 94, Super, intendcnt Pfeiffer 31, Gras Hohenthal 2 Stimmen; 2 Stimmen waren ungiltig. Graf von Warten«lrben ist somit gewählt und nimmt den Platz de» Vorsitzenden ein mit herzlichem Dank für das ihm geschenkte Vertrauen und mit der Bitte um Unterstützun in seinem Amte. Zum 1. geistlichen Beisitzer wurde gewählt dur Zuruf Superintendent Grabe-Grönningen (consesfionell), zum 2. geistlichen Beisitzer Consistorialrath Renner-Wernigcrode fpos.-unirt, durch Zuruf), zum 3. geistlichen Beisitzer Superintendent Pseiffer-Lracau lpos.-unirt, Zettelwahl. Zu weltlichen Beisitzern wurden gewählt, sämmtlich durch Zuruf: Oberbürgermeister Boettlcher«Magdeburg (Mtttrlpartei), Graf von Hohenthal-Dölkau (pos-unirt), OverstaatSanwalt Hecker- Naumburg (Mtttrlpartei). Zu Stellvertretern wurden gewählt die Synodalen Holtzheuer, Eiseler, Jahr (Ariern), Graf von Hagen, Landrach von Richter, Freiherr von Ende. Folgendes Telegramm wurde an Se. Majestät den Kaiser ab- gesandt: ,,Ew. Majestät, dem erlauchten Schirmherrn unserer evan gelischen Landeskirche, gestattet sich die Sächsische Provinztal-Synode ihre unterchäntgstr Huldigung darzubringen und knüpft daran die Versicherung, an den großen Aufgaben, die der Kirche des Evan geliums in dieser Zeit gestellt sind, thatkräftig Mitarbeiten zu wollen. TaS Präsidium der Sächsischen Provinzial^unode." Folgende Commissionen wurden gebildet: Bersaffungs^Lommi sion 21 Syn.), Lollecten-Lommission (17 Syn), Finanz-Commi lon 7 Syn.), Gesangbuchs.Commission (15 Syn.), Zielicten-Comini ion Syn.), Lommission bett. Regelung der Gnadenzeit bet P arr- stellen (15 Syn.), Lommission sür innere Mission (16 Syn.). Um 3'/, Uhr wurde die 1. Sitzung geschlossen mit Gebet des Syn. Holtzheuer. Die nächste Sitzung findet Montag 11 Uhr statt. Morgen wird im Dom ein Synodalgottesdienst gehalten, bei welchem Sup. Fabcr-Magdeburg die Predigt hält. An Vorlagen sind bisher Angegangen: Vorlage des Ev. Ober Sterbe- und Gnadenzeit bei Pfarrstellen, Borlage d«S königl. Eon- sistortum- und de- Prov.-Synodal-BorstandeS. bett. dte Gesangbuchs- trage, ferner nur die auf der rmeritirten gerichteten besonders nennen. An der Synode nehmen Theil: 120 von den Bezirkssynoden gewählte, 20 von Sr. Majestät ernannte Abge- ordnete und von drr theologischen Facultät in Halle deputirt der Professor v. Hering. DaS Zahlenverhältniß der einzelnen Frac- ttonen ist ungefähr: rv. Mtttelpartet 50, positiv« Union 66, con- fessionelle Partei 20. Achtzehnter Deutscher Protestantentag. ii. Gotha, 9. October. Heute Morgen begannen, nachdem die auswärtigen Festtheilnehmer des Morgen- da- Gothaer Lrrmatortum in Augenschein genommen, die weiteren Verhandlungen. Der Bor- sitzende, KammergerichtsrathSchröder, legte zunächst einen Antrag de- ständigen BureauS des Berein» in Berlin vor, dahingebend, den 8. 6 des Bereinsstatuts umzuäudern, daß die Mitgliederzahl be ständigen Ausschusses von 7 aus 11 erhöht werde, daß ferner nicht nur wie bisher 15, sondern sämmtliche größeren Zwrigvrrein« zur ofsiciellen Theilnahme an der Generalversammlung berechtigt seien. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Prediger Roh de«Hamburg spricht unter lebh der Versammlung rin Da>' Berlin auS. Borsitzender Kammergerichtsrath Schröder dankt für diese« Vertrauensvotum. Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten, wo »t« tankeSvotum sür da« ständige Bureau in Haftern Beifall
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