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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-18
-
Monat
1890-11
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1890
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Erscheint täglich früh e»/, Uhr. Lriiuliin nu- Llpr-ttio» Iohannetgaffr 8. Sprrüillundkn drr Nrdactiou: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. -er skr die «i»fts«l,ende Nummer -esttm«ten Inserate an Wmhentaaen dt« S Uhr Nachmittags, «ukonn- nntz -esttagen früh dis,9 Uhr. Zn -rn Filialen für Jus.-Zlnnahme: Llt« klemm » Sortim. (Alfred Haha)» Universitätsscraße 1, Lauts Lösche» kathariuenstr. 14 pari, und KöniaSplatz 7, nur bis '..2 Uhr. npiigtr.Tagtlilal! Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr Slbonnem entSpreiS vierteljährlich »»/, Mk. tncl. Brinaerlohn 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzeln« Nummer 20 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Taqeblatt-Format aesalztf ohne Postbetörderung 60 Mi. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Ps. idrötzere Schriften laut uns. Preisoerzrichniß. Tabellarischer u. Zifferusatz nach höherm Tarif. ' Kulanten unter demSiedaction-strich die »aespalt. ZeileSOPt,vor den Familien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuumvrau'lo oder durch Post» nachnahme. 322. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die KirchenvorstandSwahl zu St. Petri betreffend. Nach unserer Bekanntmachung vom 18. October d. I. scheiden nach Ablauf der gesetzmäßigen Wahlperiode aus un serem Kirchenvorstande aus die Herren: Hofbaumeister Otto Bruckwald, AmtSgerichtSrath Wilhelm Kranichfeld, Privatmann Ara»; Leutbier Commcrzicnratb JnlinS Meitzner, Schuldirector Traugott Reimer, Kaufmann Ferdinand Bruno Telle und Baumeister Daniel Gottlob Vogel. Die auSschcidenden Herren sind inSgesamnit wieder wählbar. Die Wahl von 7 Mitgliedern in den Kirchenvorstand für die St. Petrigemeinde findet statt: Mittwoch, den I». November d. 2., von früh v Uhr bis Nachmittags S Uhr in dem nordöstlichen Beichtbaust der PeterSkirche (Eingang der höheren Schule für Mädchen gegenüber). Wahlberechtigt sind nur diejenigen Gemeindeglieder der PeterSkirchenparochie, welche zufolge unserer Bekanntmachung vom 18. Oktober c. sich zu dieser Wahl angemeldct haben und in die Wählerliste eingetragen worden sind. Wählbar sind alle stimmberechtigten Mitglieder der PeterSkirchen- gemeinde (nicht blos die in die Wahlliste Eingetragenen), welche daS 30. Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Die Abgabe des Stimmzettels für die Wahl von 7 Personen hat persönlich am LA. No vember in dem obengenannten Beichthanse der PeterSkirche zu erfolgen. Wir bitten herrlich und dringend, daß alle diejenigen Ge meindeglieder, welche sich in die Wahlliste haben rintragen lasten, von ihrem Wahlrechte am Wahltage Gebrauch machen wollen. Leipzig, den 8. November 1890. Der Ktrcheuvorstaud ru St. Petri. 0. Hartung, Pfarrer. 84. Jahrgang. Viebstahls-Lekanntmachmig. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein Portemonnaie, schwarzledern, mit gelbem Eeitenschlvß. che», enthaltend 197 Mart in 4 Reichsbanknoten 4 100 ^l, vier Doppelkronen und Silbermünze, sowie drei Zehntelloose der sSch. fischen LandeSlotterie Nr. 15729, 28553 und 76734, 3. und 4. Elaste, am 4. d. M. 2) ein kleines Pappkistchen mit einer alte» goldenen Damen- Ctzltnder-Uhr mit der Gravirung ,„4. rvencst?" und anhängender kurzer langgliedriger goldener Kette mit Patentring und Quaste, ein Paar (korallenohrringe und ein hellcarrirtes wollenes Arauenklcid, fast neu, mit braunem SeidenauSputz, am 11. d. M.; 3) ein kleiner goldener Siegelring mit lila Stein, 4 zour faßt, und ei» goldener Ring mit 5 Granaten, vom 9. bis II. d. 4) eine silberne EhltnVer-Ae«ontotr-llhr mit Sekunde und kranzartiger Verzierung sowie dem Monogramm „L. T." auf dem Deckel, im Juni d. I.; 5) ein Winternberzteher» fast neu, von grünlichem glatten Stoff, mit schwarzem Schoost- und gestreiftem Aermelsuttcr, einer Reihe schwarzen Steinnußknöpseu und Ledcrhenkel — letzterer der muthlich mit der Firma „lVa^oe^Illrchdsrgf"; 6) ein Wtnterüberzieher, fast neu, von dunkelbraunem Diagonal, mit braunem Sammetkragen, Lettchenhenkel, 2 Reihen braunen Cteinnustknöpfen und hellgelbem, wenig anfstUlig carrirtem Futter, am 13. d. M.; 7) ein Wtntcrübrr,»eher von bräunlichem, glattem Stoff mit roth.. braun- und schwarzcarrirtem Futter, Sammetkragen, 2 Reihen SteinnuhknSpfen und Stoffhenkel mit der Firma „llvinricd IVe^xnna, I-eip-ü^ »urprinzstrah«", ein Schlöffet-Et«t mlt Aufschrift, 2 Schlüssel enthaltend, am 13. d. M; 8) ein Winteröberzteher von blauem Stoff, mit Sammet, kragen, schwarzem baumwollenen Futter, übersponnenen Knöpfen und Stoffhenkel, am 13. d. M.; 9) ein Sommerüberzteher. olivfarbia, mit schwarzem halb seidenen Schoost, und roth-, gelb, und schwarzgestreiftem Aermel- sutter, einer Reih« übersponnenen knöpfen und Lederhenkel, am 13. d. M.; 10) S einzelne Fronen- »ud Knaben-Stiefeletten, am 10.d. M.; 11) eine fast neue grüne Gchlasdecke mtt schwarzen Streifen, 2 Pferdedecken mit blauen Streifen und Leinwandfutter mit der Firma „1. Scknoiäer L 6c>", rin brannlederner Etnsdönner Lodpelzügkl und eine Peitsche mit Ttroterstock, ,A." gez., vom 9. bi« 10. d. M. NachtS: 12) ein Kah mit so Pfund Margarine, gezeichnet L. 104' am 12. d. M.; 13) eine aroste viereckige StcherhettSlaterne, „T. Ll." gezeichnet, am 12. d. M; 14) s Stück vergoldete Vlttzabletter-Sdttzen und 6 Meter Kndier-Draht, vom 20. Oktober bis 7. d. M.; 15) ein kleiner Handwagen, vierrädrig, blau gestrichen, mit Kasten-Einsatz, am 12. d. M.; 16) ein zweirädriger grau gestrichener Picrwagen, sogenannter Schrotewagcn, auf Federn, mit 2 eichenen Langbäumrn und einer defekten Handhabe, am 4. d. M.; 17) ein Packet von grauem Papier, enthaltend 6 Stück See hund-, S Stück Sammet- und 8 Stuck Plüsch-Deckel zu Schulranzen, eine Halde Hant braune« kipslrder, ein Packet mit einem baumwollenen kinderkletd mit seidenem Au-putz und «V > einer weistwollrnen Kindrrmütze» in schwarzem Tuch verpackt, am 14 d. M.; 18) ein schwarzltderne« Portemonnaie mit welkem Schlöstchen, enthaltend 52 Mark >n 2 Doppelkronen, einer Krone und einem Zweimarkstück, »ine Vardter-Adonnementdtarte auf „Hermann luxe" und eine Visitenkarte auf „Otttliv ckacodi" lautend, 13. d. M.; 19) 4 Stück geräucherte Schinken, 19 Kilo Servelatwurst je k Kilo knack- und Lederwnrst, S Kilo Schweinsdauch 2 Kilo ÄtndStalg und S Kilo Pokelrippche», vom 14. bi« IS. d. M. Nachts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal.Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. November 1890 La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. am Aufruf ur die Gemeindepflege -er Lutherparochie. Der Kirchenvorstand der Lutherkirche hat im Einvcrständ» niß mit dem Parochialverein zu St. Tbomä beschlossen, nach dem Vorgänge der übrigen Kirchgemeinden in Leipzig auch in der ncugcbildeten Lutherparochie einen Verein für Gemeinde- Pflege zu begrünten, welcher das Werk helfender und pflegender stcbe an den armen erkrankten Gemeindegliedern mit Nath und That zu unterstützen bereit ist. Zwar haben auch jetzt noch, nachdem die Trennung der ?utherparockiic von dem übergroß geworbenen Kirchspiel zu St. Tbomä durch die Einweisung der Geistlichen wirklich vollzogen worden ist, arme Kranke unserer Gemcinte an den Wohlthaten deö ParochialvcrcinS der TbomaSkircke Anthcil, und die Gemeindeschwestern der Nachbargemeinke treiben bis heutigen Tages ihr gesegnetes Werk in vielen Häusern unserer Gemeinde; allein eS ist dringend zu wünschen, daß auch in diesem Punkte der Segen der Gemeindetheilung in Kraft tritt und daß unser Kirchspiel in den Stand gesetzt wird, die Gcuieindc- pflcge unter die Fürsorge eigener Gemeindeschwestern und eines eigenen PstegevcrbandcS zu stellen. Der zu begründende Verein besteht 1) au« beitragenden, 2) au- helfenden Mitgliedern. Zu den «rsteren gehört Jeder, der durch einmaligen Bei trag oder durch jährliche Beiträge oder durch Gewährung von Krankenkost an bestimmten Tagen sein Jnlcreffe für den Verein dethätigt. Zu den helfenden Mitgliedern geboren die Frauen und Jungfrauen, welche durch Nath und Thal die erlsorgerische Seile der Gemeindepflege zu unterstützen bereit md. Dieselben wählen an- ihrer Mitte eine Aorstehrrin und versammeln sich monatlich mit der Gemeindeschwester zu einer Berathung; die Geistlichen nehmen al« Beirätbe an der Sitzung Theil, während dem Pfarrer zugleich die Oberleitung d«S ganzen Parochialverein« zusteht. Soweit eS lhunlich ist, nehmen die einzelnen Mitglieder einen oder mehrere der Pflegebefohlenen in besondere Obhut, wobei selbstverständlich Fälle ansteckender Krankheiten ausgenommen sind. UebrigenS oll den einzelnen Mitgliedern in ihrer helfenden Thäligkeit völlig freie Bewegung bewahrt werden. Besonders wird noch bemerkt, daß Kranke ohne Rücksicht auf die Confessio» Pflege und Unterstützung finden sollen, und daß der Parochialverein in steter Berührung mit drr lädtischen Armenpflege bleiben wird. Zur Constituirung eine« Parochial-Verein« findet eine öffeutliche Geiueindeversenumluua Dteu-taa, de« 2S. November d. «de»D« 7 Uhr, in der Aula der Lhoinaosthule statt. Um zahlreiches Erscheinen bittet Leipzig, den 15. November 1890. Der Kirchenvorstand drr Lutherkirche. Han« von Seydewitz, Pfarrer. l)lut und Thränen und finanziell ruinut sin» der „Capitano Fracaffa" erinnert bar-m ^ ^luS Dem, Deutschland vor dreißig ^?bren gew^s s^ ^ wa« in dem letzten Menschcnalter gesw ^.t-e^von selbst, zukünftige Weg. den Italien einznschlagen bade, von f'^ kLLL ILK-K-LK Deutschland« verdanke, welches ,,„^or- aedabnt habe. Die Begeisterung, welche diese rieten wollte kein Ende nehmen und immer »Vierer er neuer,'en sich die Hochrufe auf Deutschland und auf Kaiser WL..» 1-b--1--»°»; nicht zugleich die Kehrseite ze,gI-". ES bctuN,e e - cm r den JrretentiSniiiS und die Fran- Lekannlmachuug. Wegen Einlegen« von Gleisen der Pferdeeisenbahn wird die Haupt«, Schmiede» und Möaernschc Ttraste im Stadtbezirk Leipzist-Gobli- aus deren Strecke vom Grundstück „Schillerschlößchen" bis zur Hohen Straße vom 18. diese» MoaatS ab bis auf Weitere- für alle« unbefugten Fährverkehr gesverrt. Leipzig, den 15. November 1890. Der Rath drr Stadt Leipzig. IX. 9565. I)r. Georgi. Wirthgcn. Bekanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Arnienamte sollen Donnerstag, deu 2V. November 1880, Vormittag» von tt Uhr au im hiesigen Stadthause verschiedene Mobilien, Betten, Wasche, Kleidung», stucke. Hau», und Kucheugeräthe re. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, am IS. November 1890. DaS Armenamt. Hentschel. LrtuS. Die Wahlbewegung in Italien. DaS öffentliche Leben Italiens siebt gegenwärtig voll ständig unter dem Einflüsse de« immer mächtiger hervor tretenden Streben«, den Dreibund gegen alle Widersacher zu vcrtheidigen. Ader gerade an- der Stärke dieser Bewegung ist die Gefahr zu entnehmen, vor welcher Italien noch vor Kurzem stand. Die Agitation gegen den Dreibund hatte unter Führung von Jrredentisten und Republikanern vom Schlage Jmbriani'S und Cavallotti'S einen Umfang angenommen, welcher zur thatkräftigsten Abwehr nötbigte.wenn daran« nicht schlimme Folgen entstehen sollten. Der Besuch Eaprivi'S in Mailand mag ursprünglich als reiner Höflichkeitsbesuch gemeint gewesen sein, aber er hat eine weit wichtigere Wirkung gehabt. Er hat die in Italien für Deutschland vorbandenen Sympathien an- ihrem Schlummer ausgrrüttelt und den Italienern wieder zum Bewußtsein gebracht, was sie Deutschland ver danken. Die irrcdcntistischen Schreier sind trotz aller An streiigunac», sich geltend zu machen und die Wahlen nach ihrem Willen zu lenken, ohne sichtlichen Erfolg, sie halten Monologe und die Zuhörer sind nicht bei der Sache, weil eS den Worten der Redner an innerer Wahrheit fehlt, weil sie nur ihre eigennützigen Zwecke verfolgen, statt den die Volksseele erfüllenden Empfindungen Ausdruck zu geben Die Bewegung ist nicht daS Ergcdniß eine« natürnchrn Bor gange«, sondern die Frucht von Aufreizungen. In dieser Beziebung war der Besuch Eaprivi'S in Mai land durchaus zeitgemäß; er bot allen Bestrebungen, welche zur Wiederherstellung de« gestörten politischen Glcichgewic' ' dienten, eine feste Grundlage, er richtete die Blicke n Deutschland, wo die gleichen Bedingungen für die gedeihliche Entwickelung drr Zukunst bestehen wie in Italien. DaS Bündniß zwischen Deutschland und Italien ist für beide Tbeile nur vortheilhaft, aber Italien hat da« größere In tereffe» dasselbe aufrecht zu erhallen, weil r« an Macht hinter Deutschland zurücksteht. Die der Regierung nahe siebende Presse in Italien zeigt denn auch volle- Brr ständniß für dir wahre Sachlage. Die „Opinione" er klärt, daß Italien ohne den Dreibund rin Meer von deutschen Reichskanzler« rosenfrcuntl'ichkci't m Nß bringe»; b-kauptcte,, d.e Italiens »> dem Maße da« Feld, daß rc,cii Siege« dm TÜg'seL 'S-' de.annaben glaubte. Dahin war eS gekommen, daß schon ^^''lslucke zwischen dem GeneralstaatSsecretair ^ampolla unk t", - schafter Galimberli Wien gewechselt wurde' wci. den Zerfall de« Dreibundes zum Gegenstände Hatte» den Bund der katholischen Mächte betriebe» und Vielleicht hat Criöpi zu lange gezögert, bevor er gegen b>cse Umtriebe energisch vorging, aber das Banket >n Florenz vom 8. ^tvler bezeichnet de» AuSgangSpnnct einer Bcwcg»»g. wc>che d.e Wühlereien der sraatSscindl.chcn Pai-teien zu». ge bracht bat. EriSpi bat damals alle die Moincnte, welct c ür die Fortsetzung der bisherigen RcgiermigSpolitik sprechen, zeschickt zusammcngefaßt. und deshalb bat auch seine Rete ihre Wirkung nicht verfehlt. Emen Monat spater kam die Zusammenkunft mit Eaprivi, welche den Eindruck der Fle- rentiner Rede verstärkte und im ganzen Lande klarend »nd »eilend wirkte, so daß endlich wieder die Stimme der Ver nunft über die der Verführung und der Verblendung die Oberhand gewann. EriSpi ging bald daraus nach Palermo, um seme Wähler begrüßen und ihnen zu danke», daß sie idm ihr Vertrauen rwahrl hätten. Uebrrschwenglich, wie eö bst Italiener im erregten Zustande imuicr sind, hatte der Pratldent de- WahlcomilLS in Palermo EriSpi ein PlebiScit Palermos als Zustinnnung für seine Politik in Aussicht gestellt. EnSp. benutzte die ihm entaegengebrachte Begrüßung zu einer Huldigung für den König, für die Dynast,« Hnd für d.e Insel Sicilicn, und natürlich wurde die ohnehin gehobene Stimmung dadurch noch erregter, eS trat der Zustand ein, der an Raserei grenzt. . . Aber EriSpi hat damit da« Füllborn seiner Wahlagitation noch nicht geleert, er gedenkt heute in Turin, einer Einladimg folgend, eine Rede über die inneren Angelcgcnheiteil Italiens zu ballen, um alle die Besorgnisse zu zerstreuen, welche seine politischen Gegner in Bezug auf die wirtbschastlichc Wohl fahrt Italiens erweckt bade». Dieser bei allcii^Völlcrn sehr empfindliche Punct ist allerdings auch die schwache Seile Italiens, aber man darf nicht außer Acht lassen, daß sich die stnanzstlle Lage Italiens seil den letzten Jahrzehnten sehr gebessert hat und daß schon seit längerer Zeit Regelmäßigkeit in den italienischen Ereditverbältniffe» eingelrelcii ist. Daß die Stadt Rom sich in schwieriger finanzieller Lage befindet, ist nicht die Folge einer verkehrten Finanzpolitik, sondern eS sind hauptsächlich örtliche Gründe, welche diesen Nothstand verschuldet baden; daS WachSthnm der Hauptstadt des König reichS Italien bat »>it der finanzielle» LcistungSsäbigkeil seiner Bewohner nicht gleichen Schritt gehalten. DaS sind Schwierig keiten, die auch anderöwo bestände» haben und rum Tbcil noch bestehen, und sie werden in Rom ebenso überwunden werden, wenn auch unter ungünstigeren Bedingungen, weil die Schäden der Vergangenheit noch nickt geheilt sind und zu ihrer Heilung noch laiiacrer Zeit bedürfe» werden. Im Ganzen und Großen ist der Boden für regierungS freundliche Wahlen jetzt in Italien wobl bereitet; der Zug der öffentlichen Meinung ist dem Dreibund günstig, die irredcnlistischen Bestrebungen wagen sich nickt mehr an die Oberfläche und ebensowenig hört man noch von einer starken Agitation der Franzosenfreunde. Natürlich wird eS auch an oppositionellen Wahlen nicht fehlen, aber die Gestimmt ftimniung ist so, wie cs EriSpi und daS mit Italien ver bündele Deutschland wünschen. * Leipzig, 18. November. * Wie nun auch die „Post" bestätigt, ist dem Staats minister Freiherr» LuciuS von Ballhause» die nach ffesucbtc Dienstentlassung in einem sehr gnädigen Handschreiben Sr. Majestät ertbeilt worden unter Verleihung des Sterns und Kreuzes der Großeomthure de« Hohcnzollcrnschcn HauS ordenS. Gleichzeitig ist die Ernennung deS Regierungs- Präsidenten v. Heyden in Frankfurt a O. znm Staats niinister »nd Minister für Landwirtbschast, Domaincn und Forsten erfolgt. Herr Staatsminister Frbr. v. Lucius verab schiedetc sich bereit« von den Beamten des Ministeriums und der UnterstaatSsccretair Iw. v. Marcard führt bis zun, Ei» tritt de« neuen Minister« die Geschäfte. ^ ' * Im Bereich der preußischen Monarchie sind 137 Post- amter erster Classr pensionirten, mit EwilversorgnngS schein versehenen Os sie, eren zur Besetzung in der Bo r- steherstelle Vorbehalten, und zwar haben diese Ofsicictc vor ihrer Ernennung n„„ Postdircctor eine geeignete Vor brreitungSzeit mit anschließendem Examen und scvnerwcit in der neuen AnitSstellung ein Probrdienstjahr abzuleiste». Von sind vorgesehen: 3 Stelle» für Stals E affe"'d8 ^ und Rittmeister erster ^ für Hanptleutr und Rittmeister zweiter Die Gittas"Seeondc Lieutenant«. Die Gehaltssätze sind abgestuft: 3 zu 4200 30 7 zu 3600 .6, 68 zu 3400 .1! und 24 ,u"naS^nnd"^ ""^Vcn'wurf. betonend dauerst, vreuk.sch,» welcher sich trin diesbezüglichen prcutzttchtn Gesetze von, Jahre 185, anschließt- serner zu 380» M ei» z. AU«»-«. BkiwaIIungss««ia,rr, „n Stsryrntwurs. dtlrkff.nd kic Cr- ricktung neuer Schulgemeinden und betreffend Regelung der Küstcrsrage. Ter Etat der Staatskasse für 1890/91 schließt mit einem PluS von 36 463 -ck ab. * J„ dem dieser Tage erschienenen BerwaltungSberichte an den Bezirkstag für Lothringen werden nähere Angaben aemachl über die lothringischen Archivalicn, welche Ärckivdircclor Iw. Wolfram in Ebeltcnbam (England) im Aufträge der LandeSverwaltung aufgckaust hat. Es befinden ick darunter nickt weniger al« 3000 Einzelurkundei, vom 12. bi« 16. Jabrbnnrcrl, n a. Bullen der Päpste Gregor IX., Alexander IV , Bonifa; VHI, Johann XXIII., ferner Ürktinden der Metzer Bistböse Konrad. Burckard, Tbcoderick, Jakob rc. und der lothringische» Herzoge Friedrich und RenS, außerdem ein Armorial de« lothringischen Atel«, Eartulare, ZinSrollcn und Staklrcchnnngcii. Eine genaue Sichtung der Archivalicn, deren Bestand die vorstehende Uebersicht in keiner Weise er schöpft, ist bisher nickt möglich gewesen. Cie würde durch die Anstellung einer Hilfskraft wesentlich gefördert werde». Auch für geeignetere und größere Räumlichkeiten wird über kurz und lang Sorge getragen werden, da nach den Angaben deS VerwaltungSherichtS die FcuerSgesahr eine so große ist, daß die ans dein Speicher ausgcstapellen, allerdings inindcr- werlbigc» Archivalien in Brand gcratbcn würden, wenn nur ci» Funke aus der Nachbarschaft durch den Wind hinüber- gelragcn würde. * Ter von dem Wolsfschen Telegrapben-Burcau avisirte Artikel der „Rowojc Wrenija" über die Thronrede deS Kaisers Wilhelm lautet wörtlich: „Tie politische Wintersaison 18!tO t>I hat entschieden unter den allerireundlichsien Anzeichen begonncii. Das Verlrauen in die Festig- keit des eiiropäische» Friedena ivird allseitig von de» haupliachüchslen Leiter» der internationalen Politik der Weslmächlc ausgesprochen. Auf die Gnildhall-Nede de« MargniS Salisbury folgte atSbald die Thronrede, »ist welcher Kaiser A-ilhelin II. die Sitzungen beS preußi» scheu Landtage« erSstnete. Posiliv, ohne irgend welche Verschwei gungen oder Umschweise, verkündet der junge deutsche Kaiser die Erhaltung des Frieden» ouch für die Zukunft, und gewiß wird Nie- mand finden, daß der kaiserliche Redner zu viel aus sich »iinint, wen» er mit einer solche» Voraussagung austritt. Man kann, ohne einen Jrrthuin zu befürchten, behaupten, daß unter de» jetzigen intcr- nationalen Verhältnissen der aufrichtige Wunsch des deustchen Mo», archen, keinen bewaffnete» Kampf in Europa auskominen zu lasse», eine vollkommen zuverlässige Garantie des fortdauernde» Friedens ist. „Weshalb wir eS nicht für möglich hatten, an der Aufrichtigkeit dieses Wunsches zu zweifeln, habe» wir in der letzten Zeit schon zu oft gesagt, al« das; wir noch einmal daraus zurückkommen müßten. Tie tniernationalen Bezietumgen haben sich so gestaltet, daß ohne den Wunsch oder wenigsicns das stillschweigende Einvcrständniß der Berliner Regierung ei» europäischer Krieg nicht ausbrechen kann, da da« einzige Cabinet, welche« den Krieg unvermeidlich machen könnte, nämlich da« Wiener, sich unzweifelhaft unter dem Einflüsse Berlins befindet und de» Absichten Withelin'S II. nicht entgegen- bandeln wird. Die« giebt der gestrigen Thronrede des deutschen Kaisers eine besonders große Bedeutung, namentlich wenn man in Betracht zieht, daß gleichzeitig mit der Nachricht über den Inhalt dieser Thronrede das hochosßciöse Berliner Wölfische Telegraphen- Bureau es für nothwendig dielt, kategorisch die Oterüchle von einer neue» Ziisanimcnkiinst der Kaiser Wilhelm II. und Franz Joses zu denienlire». „BeiiierkenSwerth sind auch die Motive, aus welche der deutsche Monarch sei» Vertrauen aus die Festigkeit de« europäischen Friedens gründet. In seiner Rede hat er direct erklärt, daß die freundschast- liche» Beziehungen TeutschtandS zu allen Mächten sich in« Lause de« gegenwärtigen Jahre« noch mehr befestigt haben. Tie Schluß- folgern»,; aus einer solchen Erklärung ist vollkommen klar. Wilhelm II. erkennt an, daß er aus seine» kürzlichen Entrevuen niit anderen Monarchen die Ueberzeugung gewonnen hat, daß eS an jedem Anlaß zum Kriegt schlt. Wenn sich in Beziehung z» Ruß- land dieses Vertrauen auf die ganz ansrichlige »nzwcifelhasle Friedensliebe unserer Regierung gründet, welche allerdings davon abtiängt, daß unsere nationalen Interessen und die staatliche Würde unseres Vaterlandes nicht verletzt werden, so müssen von Seiten Oesterreich-Ungarns die Motive unumgänglich etwas andere sein und in Verbindung mit der neue» Stimmung der österreichisch, ungarische» Negierung stehen, welche die Reife des Großfürstcn- ThronsvlgcrS durch Wie» möglich geniactn hat. „Man kann nicht umhin, anziicrkenne», daß daS Verdienst einer solchen beruhigende» Wendung der stnternationalen Verhältnisse — das persönliche Verdienst des jungen Kaisers ist. Taß er in dem gegenwärtigen Augenblick als der einzige und unbeschränkte Leiter der auswärtigen Polilik TeutschtandS erscheint — wird schon von Niemandem mehr bestritten. Ter Ton der dentschen Presse — die ossiclösen Zeitungen nicht ausgeschlossen, welche sich die schlechten Gewohnheiten der „Bi micirct'fchen Aera" noch nicht ganz abgcwöhnt haben — bezeugt hinreichend, daß Wilhelm II. i» den Fragen der internationalen Politik ausschließlich nach seinem persönlichen An triebe, srei von jedem äußeren Einfluß handelt. Tie auswärtige Politik Berlin« bat ausgebört, Besürchtungen hervorzurnsen, welche sie »och unlängst hcrvvrries, lediglich deshalb, weil der junge deutsche Kaiser dies will. Wir schwanken nicht, mit derselben Ursache auch die gegenwärtige resignirte Handlungsweise Oesterreich - Ungarns zu erklären. Indem er sich an sein srüdlicheS Programm hält, erweist Wilhelm II. Europa einen Tienst, der überall nach Verdienst ge- würdigt werden wird. Unsererseits Ilm» wir dies vollkommen aus- richtig und hatten es nicht sür nüthtg, aus die letzten Motive der jetzigen Friedensliebe des kaiserlichen Autor« der Thronrede ein- zugchen." * Zwischen Kaiser Alerandcr und Kaiser Franz Joses hat, wie die in russischen Dingen wohlinformirtc „All' gemeine Reichs Eorrespondenz" meldet, ein Depeschen- Wechsel stattgcfundeii, in welche»» der erster« dem Kaiser von Oesterreich in herzlichsten Worten seinen Tank sür die überaus warme Aufnahme des Thronfolgers anSspricht. In maß gebenden diplomatische» Kreisen tritt die Ucherzcugung hervor, daß der Empfang des Thronfolger« in Wie» und sein Aufent halt daselbst nur gute Früchte trage» können. * Am I. Januar 189l tritt in Finland an die Stelle de« gänzlich veralteten Strafgesetzbuches, welches u A. noch die Folter zuläßt, ein neues, nach den besten europäischen Mustern bearbeitetes Strafgesetzbuch in Kraft. Körperliche und sonstige c»lehrc»de Strafen werden vollständig abgc- schafft; die ToteSstrase ist nur für ganz besonders schwere Verbrechen Vorbehalten. Die Hauptstrascn bestehen in der Entziehung der persönlichen Freiheit für kürzere oder längere Zeit. * Wie voraiiSzuscbcn war, hat der Empfang der bulgarische» Synoden bei dem Prinzen Ferdinand »nd der bei diesem Anlässe stattgcbadtc Austausch freundlicher Versicherungen, sowie die »»leugbare Thatsache, daß in Bulgarien der Friede zwischen der Kirche und der Regierung vollständig bergeslellt sei, in den russischen Kreisen einen tiefen Eindruck gemacht Dieser spiegelt sich nun auch in den Aeiißernngen rnssischer Blatter ab. »nd ganz besonders die „Petersburger Wiekoniosii" sind eS, die nicht umhin können, aus die Bedeutung der Thatsache zu verweisen, daß in
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