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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900612
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-12
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1890
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DWMVWWWWWWWW «PIG-lNl tckalUL Uhr. R<^>tUM »ß TsPssülo A^MUwBGass» 8. APVchß»»-r« ßrr Ars-rN«: »«MW« 10-12 Uhr. NachmtttW« L-r« Uhr. '""^LLLL^L MM"—- hr Nach«tt4l ' MI» »eft1«»e« kräh st«'/.»> Z, de» Flliile» für 2>s.-L««lch»r: vtt« Rle«» « Gartt«. (Alfred "«."AL " TimebllÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abornremerrt-prei- vierteljährlich 4»/, Mk. lucl. Brtnaerlohu ä Mk., durch dt» Post bezogen 6 Mk. Jid» einzeln« Nummer 20 Bl- Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Formal aesalzl ohne Postbesörderung 60 Mk. «tt Postbesörderung 70 Mk. Inserat« ssaespaltene Petitzeile 20 Pf. Grüher« Schriften laut uns. PrrtSverzeichnlß. Tabellarischer u. Zissernsatz auch HSHerm Tarif. Nerlamrn unter demRedaetionsstrtch dt« sarspalt. Zeile 50 Ps., vor denFamtlien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserat» sind stet« an die »rprdttl,« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.1 Zahlung praenumernvöo oder durch Post« Nachnahme. M. Donnerstag den 12. Juni 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lrkalmtmachuuz. D« Einlösung der am SV. dirfles Monat« fälliae» ZiuScoupon« und Scheine der Leipziger Stadtanleihen erfolgt verrit« vom 10. dieses Moaat« ab bei unserer Gtadtcaffe in den Stunden von S Uhr vor mittag« bis 1 Uhr Mittag«. Leipzig, den 9. Llni 1890. Der -lat- der Stadt Lei^zi^. vr. Georg i. ulzr. Lekanntmachuug, dt« t» de» de« Stadtdeztr-e »t»»erleibte» Vor« orte» »mter-edrachtea Ate-ktader betreffend. Arettaq, de» -0. J«»t ISS0, «»chMittas« » Uhr soll i« Ratsers»»l« der S«»tr»kh»tte die ärztlich« Uutersuchuaa aller* ^et fremde» — nicht »er»»a»dte» — Verfo»e» 1» de» der Stadt Leipzig «t»»erletdtea Vororte» gegen ein festgesetzte« Ziehgeld «ntergebrachtr», «och nicht schnlpfltchlktge» »»Gere-eltch e» Kt»der stattflodea. Die Ziehmütter, welch« in der Lag« sein müsse», über Name», Geburtsort und Alter der außerehelichen Eltern, sowie der Kinder selbst, bezüglich der Eltern auch über der«» Stand, Au«kunft zu geben, werden hierdnrch aufgefordert, jene Kinder am eingang-erwähnten Tage dem Zirhkioder- arzt« Herrn vr. msä. Taub« unter Vorzeigung de« Zieh- brz. Controlbuche- vorzustellen. v»e«tsch»ldigt«s Lntzeadletde« »erwirkt »«. nachsichtlich die Berechtig«»« »»«Halt»» »o» Zt-bkt»drr». Leipzig, den ». Juni lSVO. Der Vatd der Stadt Leipzig. Vr»e»«N«t. Hrutschel. Hsr Lekamümachnng. Die durch d«n Markthalleuba« bedingte« Pflasterarbeit«» in der Windmühlengalle und aus dem Roßplatz« sollen a» eine« Unternehmer ui Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unseres Tiefbau-Verwaltung, Ratbhau« 2 Stockwerk, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingesehen oder gegen Ent« richtung der Gebühren im Betrag« von SV welche eventuell in Briefmarke« «inzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterarbetten an »er Markthalle" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum lk. Juni 1890 Nachmittag« S Uhr einzureichrn. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote aozulehnen. Leipzig, den 7. Juni 1890. De- Math- der Stadt Leipzig Id. SOS». Stra-eaban-Deputatio». Gesucht wird der am 17. Februar 1842 zu Connewitz geborene Handarbeiter Karl August Kretzschmur weiter zur Fürsorge für ferne von ihm verlasse«« Familie anzuhalten ist. wir bitte», denselben im Betretuug-fall« mittelst Zwang-« paffe« auherzuweisea. Leipzig, am S. Juni 1890. Der -ka» der Stadt Lelpztg. (Ar»e»«A«t.) z. L. IV, 891/1400. Hrutschel. Dolge. Gesucht wird der am 5. Oktober 1849 zu vollmar-dorf geboren« Eiseudreher Friedrich G»sta» LSteaner, welcher zur Fürsorge für sei»« der öffentlichen Unterstützung anheim gefallene Famüie anzuhalteu ist. Leipzig, am 31. Mai 1890. Der Skat- der Stadt Leipzig. (Ar«e»a«t.) 4.U.III, 4956. Hrutschel. Wendt. Da« der Minna Srlma Neutsch»««» durch die Poltzrtver- waltuna zu Quersten am 18. Februar 1888 anSaefrrtiatr Dienst, bmh tß erstatteter AuzFge zufolge am 10. April o. st, hiestger Stobt verloren gegangen. Vir bitte», da« Buch tm Vuffindungtsall« an »n« abjnUesrrn. Leipzig, am s. Juni 1890. Da» V»ltieia»t der Ltavt Leipzig In Stellvertretung: V. 1«. vr. Schmid. Tr. GeffeMche Verdingung. Di« baulichen Herstellungen tm Garnisou-Lazorrth zu Leipzig, al« I. Maurerarbeiten, veranschlagt aus rund 1594 v. Anstreicherarbeite», « » - 2818 - HI. Steinsetzerarbeite», » « - 1274 - solle» in öffenilicher Ausschreibung verdungen werde». Verschlossen«, mit genau« Bezeichn«»- des Bekdiagungsgegen« stände« »ersth«»« Angebote sind portofrei bi« zum r». Aunt «. Benuttta«- 1» Uhr i» Geschäftszimmer des Unterzeichneten Lazarrths riuzurrtchr». zn welch« Zeit dir Eröffnung derselben stattsludr» wirb. Die Per« erlagen können ebendaselbst eingesetzt« und gegen Sr« 0,40 entnommen werde«, gssrtst 14 Tage, an 10. Juni 1890. «-»igttche- Larntsou-Sazaretb Sau-Areal, in nächster «äh, de» Vatzntzvs« und »er garttzwaldnu« Ich», «elest», h«t bckli, zu vertu,st, de, Gsedtreth »» g»e«stn». Ver Reichskanzler in der Militaircommisfion. Ä» der gegenwärtigen Session de« Reichstage« hat sich in Bezug auf d«e Commissiou-verhandlungen eine der früheren Praxi« entgegengesetzte entwickelt. Während in militairischcu OraauisalionSfragtn früher die Geheimhaltung der Mit- tHeilungen der Regierung dir Regel war, herrscht jetzt chrankenlose Oeffrntlichkeit. Die Presse könnte über Plrnar» xrhaodlungen kaum ausführlicher berichten, al« e« jetzt über äommisfion-drrathnngen geschieht, und dadurch wird dir eigentlich« Entscheidung auch in diese verlegt. Alle Parteien nehmen Stellung zu den Vorlagen, al« ob nicht nur eine beschränkte Anzahl von Abgeordneten an den Berathungen thril nähme, sondern als ob die Parteien vollzählig ver» ammelt wären. Die neue Praxi« hat viel für sich, die einander gegenübrrstehenden Meinungen haben durch die fort dauernde Berührung mit der Orffentlichkeit mehr Gelegenheit, ^ur Klärung zu kommen al« ohne dieselbe, aber auf der andern Seite tritt der Nachtheil hervor, daß die persönliche Meinung mehr von den vorhandenen Strömungen beeinflußt wird, al« da« sonst der Fall war. Der Krieg-Verwaltung kommt e« heute darauf an, nicht nur die Frage der Vermehrung der Artillerie »um AuStrage u bringen, sondern gleickleitig für die volle Durcksührung »er allgemeinen Wehrpflicht die Zustimmung der öffentlichen Meinung zu gewinnen, damit die für diesen ^Zweck zu machenden späteren Verlagen nicht mehr auf Widerstand stoßen. Die Opposition hat diese Taktik damit beantwortet, daß sie die Forderungen der jährlichen Bewilligung der Präsenz und der Einführung der zweijährigen Dienstzeit als Compen- sationen der Bewilligung ausstellt und damit gleichfalls die -ragen, deren Lösung erst die Zukunft bringen kann, vorweg ur Entscheidung zu treiben sich bemüht. Die Krieg-Verwaltung ieht sich dadurch vor Schwierigkeiten gestellt, die sie in diesem Maße nicht erwartet hatte, und der Reich«kanzler hat sich gcnothigt gesehen, in der Commission Aufklärungen über die Vorgeschichte der Militairvorlage und ihrer noch bevorstehenden Ergänzungen »u geben, welche diedarübervrrbreiteten unrichtigen Vorstellungen veriibtigt haben. Man war geneigt,die militairischcn nkunflSplane auf Rechnung der gegenwärtig an der Spitze der egiernng stehenden Personen zu sctzrn. Da« war ein Jrrthum, welchen der Re>ck«kaozlrr in der Montaa-sitzung der M'litair- commisston al« solchen erwiesen hat. Die Vorlagen, welche gegenwärtig die Commission beschäftigen, einschließlich der Zukunft-plane haben bereit« dem Fürsten Bismarck Vorgelegen uud waren von ihm autgrheißrn, drvor sie der jetzige Reich»- kanskr übernommen hatte. Di« Lag« verwickr'l sich besonder« au« dem Grunde, weil die Zukunft-Pläne zu einer Zeit mitaetheilt worden sind, als man sich eben erst mit schwerem Herzen entschlossen batte, der Vermehrung der Artillerie zuzustimmen. Dieser That- fache giebt der Reichskanzler Ausdruck, wenn er sagt, daß er der weiteren Entwickeln-z der Verhandlungen nicht ohne Besorgniß gegenüberstrhe. Die ZukunftSplänc hätten sich im Geist der Bevölkerung zu Gestalten verdichtet, die der Wirk lichkeit nicht entsprechen. Urber die weiteren Zukunftspläne sei nur gesprochen worden, weil die Regierung auf keinen Fall unwahr sein wollte. Eine officielle Stellungnahme dazu habe noch nicht stattgefunden. Der Reichskanzler will den Ein druck, welchrn die ZukunftSplänc im Reiche gemacht haben, wieder verwischen; er entwirft ein Bild von den Stadien, welche diese Angelegenheit noch zu durchlaufen habe, bi« sie al« reif betrachtet werden könne; er stellt Conscrenze» der deutschen Finanzminister in Aussicht, damit eine Einigung über neue Steuern erzielt werde, und kommt schließlich daraus zurück, daß die Annahme der gegenwärtigen Vorlage keine Verpflichtung für die Annahme zukünftiger Vorlagen auf- erlrge. Nach dieser Einleitung rrtbeilte der Reichskanzler der Opposition den Rath, die Compensation-fragcn zu vertagen, da die Regierungen, von der Nothwcndigkeit gezwungen, doch noch mit neuen Forderungen an den Reichstag heranlreten müßten. Rach Erledigung der rein sachlichen Seite der Militair fragen machte der Reichskanzler eine ganz unvermittelte Wendung, welche ihn aus da- persönliche Gebiet fübrte. Er sprach von den Verhältnissen, welche da« Ausscheiden d«< Fürsten Bismarck a»S dem Reichsdienst zur Folge gehabt habe. Tausend Dinge, welche an sich dieselben geblieben wären, erschienen jetzt mit einem Fragezeichen, während sie unter seiner Amtsführung nur mit einem AuS rusunaSzeichen versehen waren; die einfachsten Geschäfte fielen heute noch recht schwer, weil da« Gewicht seiner Person nicht mehr in die Waagschale falle. Der Reichskanzler schloß .Lasse« wir noch «in Jahr in« Land gehen, dann werde icb wenn e« sein muß, mit aller KampfeSsreudigkeit die Gegen sähe hier aufnehmen. Heute dagegen stehe ich noch den, Kamp beklommen gegenüber." Ob rS dem Reichskanzler gelungen ist, die .Ansätze ani Schiff-boden der Borlage", wie er sich au-drückte, zu ver wischen, muß dahin gestellt bleiben, nachdem Windthorst seine Stellung zur Sache dahin erklärt hat, daß er »war gesonnen sei, die Forderungen für die Vermehrung der Artillerie sofort zu bewilligen, daß er sich aber sein Votum über die ganze Vorlage Vorbehalte, da er diese nicht von den Zukunft-planen ko-lösen könne. Diesen gegenüber müffe eine feste Stellung eingenommen werden, da man sonst leicht den finanziellen Rum d«S Bolle» herbeiführen könne. Wir hatten sogleich beim Bekanntwerden der Mitthei lungea de» Kriegsministers v Berdy über die ZukunftSpläne der Militairverwaltung die Empfindung, daß diese Angelegen heit besser einer späteren Zeit Vorbehalten geblieben Ware Der Krieg-minister wie der Reichskanzler haben wiederholt darauf hingewiesen, daß dir Annahme der Artillerievorlage in keiner Weise für spätere Vorlagen binde. Wenn die An gelegenheit eine solcke ist, welche mit den ZukunftSplänen nicht m Zusammenbang stebt, dann konnte man diese Pläne auch vorläufig außer Betracht lassen. Jetzt sind die CompensationSforderungen in einer Weise zur Bedingung der Bewilligung gemacht worden, wie da« bi- vor wenigen Wochen nicht geschehen war. Es ist zwar dir Möglichkeit auch heute noch nicht ausgeschlossen, daß die CenirumSpartei die Bewilligung der Artillerie-Vorlage an keine Bedingung knüpft, aber man darf nicht außer Acht lasten, daß durch da« Scheitern der Cperrgelder-Borlage im preußischen Landtage der Gegensatz zwischen dem Centrum und der Regierung wieder verschärft worden ist. Ter .RcichS- und Staats-Anzeiger" hat sich zwar bemüht, den ungünstigen Eindruck der Ablehnung der Sperrgeldrrvorlage abzuschwächen, aber der Zweikampf zwischen Stöcker und dem Centrum hat Ditterkciten erzeugt, die nicht so leicht überwunden werden. lLiudthorst hat derartige Lagen stets »um vortbril seiner Kartei auSgenutzt, er wird die alte bewahrte Praxi« auch in diesem Falle nicht aufgcben. Die Militairvorlage ist gegen wärtig m einem kritischen Stadium, hoffeutlich wird cS ge lingen, sie dennoch Lver alle Schwierigkeiten zum Siege zu 'ühren. . Leipzig, 12. Juni. * Die vereinigten Ausschüsse de- Bun d cSrathS für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rech nungswesen hielten am Dienstag eine Sitzung. * Die auswärtigen Mitglieder der Commission zur Berathuna einer deutschen Militair-Slrasproccß- ordnung sind wieder von Berlin abgerrist, nachdem die Berathungen der Commission vorläufig abgebrochen sind. Schon die unverhältaißmäßig kurze Dauer der Verhandlung läßt vrrmuthrn, daß der Gegenstand derselben nicht cm voll» tandiger Entwurf der Strafproceßordnung gewesen sein kann. Dem .Hamburgischen Correspondent" wird in Bestäti gung dieser Annahme geschrieben: Wir erfahren aus guter Quelle, daß r« sich bei den Berathungen der Commission nur um die Bersländtaung über die houplsaid- lichsten Grundlagen einer deutschen Militoirstrasproceßordnung gehandelt hat und daß diese Verständigung in durchaus de« riedigender Weise erzielt ist. Bor Allem beinerkenslverth ist e», >aß das attpreußtsche System des geheimen schriftlichen Bersahrens beseiligt und durch da« der Civilproceßordnung anaepobte System des mündlichen Verfahrens ersetzt werden soll. Auch die Aburthctlung mtlitairischer Vergehen und Verbrechen durch «ul doo eingesetzte Gcrichie kommt in Wegsall. Di« künftigen Militairgerichte sollen aber nicht nach dem Borbildr der Seschworenengerlchte, sondern nach Analogie der Schöffengerichte gebildet werden. Wenn auch ohne Zweifel noch mancherlei Streitfragen übrig bleiben, so kann man doch anneb',p.n, daß durch die vorläufigen Beschlüsse der Com mission die Reform des Militairstrafprocessr« endlich in Fluß koinmen wird. Auf Gr -o jener Beschlüsse soll zunächst der Entwurf einer Miliiolrftraspro,ebordnuitg ausgearbritet werden, zu dessen Durch- berathung die C- mmission in diesem Herbst in Berlin wieder zu- ammentrete» wird. , , . * von den zwei Anhängern der Colonialpolitik, welche die deutschfreisinniae Partei bisher im Reichs tag besaß, den Abgg. Goldschmidt und Siemen-, hat der Erster« bereit« seine reumüthige Umkehr erNärt. Er fürchtet, die colonialpolitischen Unternehmungen in Ostafrika könnten eine unübersehbare Ausdehnung annchmen, zur Ueber- nahme de« ganzen Besitze« auf da« Reich führen »nd Kosten verursachen, die er bei der aegeuwärtigen Finanzlage verantwoeten könne. Wie Jemand den Maßregeln Unterwerfung de» Lande« bi« dahin zustimmen kann, wo sie gerade anfänat, gesichert zu sein und r« sich nnr noch darum handelt, die Früchte der bisherigen Anstrengungen zu pflücken, dann aber plötzlich seine weitere Mitwirkung verweigert, kann man nur mit deulschsrrisinniaer Conseguenz und Logik be greifen. vielleicht steht bicS lOpfer des JntcllecteS auch im Ziisainmenhang mit der allgemeinen Unlcrwrrfnna unter dir -uchtel de- Herrn Richter. — Ueber die Krisis in der parlamentarischen Fraktion der Fortschrittspartei liegt heute folgendes Bulletin vom Dienstag vor: DaS Centralcomitö der deutschfretstnniaen Partei trat heute Abend unter dem Vorsitz des Frhrn. v. Staufsenberg aber mals zusammen. Tie versöhnliche Stimmung hatte seit gestern noch eine Steigerung erfahren, so daß die Sitzung kaum eine Stund« dauerte. Einstimmig wurde auf Antrag des Abg. I)r. Baum« bach beschlossen: „Die Mitglieder dcS Dreizehner-AuSschusie« ver« suchen, eine anderweitig« Constituirung vorzunchmen und hierbei unter BorauSsetzung der Wiederwahl Birchow's und Bam« bcrger'S zum Vorsitzenden bezw. Stellvertreter desselben und der Wiederwahl der bisherigen sieben Mitglieder des engeren Ausschusses die Wahl Richter'« zum Vorsitzenden und Schrader'S zum Stell vertreter herbei»»führen. Ter Vorsitzende und der Stellverireter desselben sin Dreizehner- und im Siebcner-AuSschuß sind jeweilig b« ugt, den betreffenden Ausschuß zu berufen. Sie führen in den S tzungen de- betreffenden Ausschusses abwechselnd den Vorsitz." * Bom l. Juli ab erscheint im Verlag von A Winser und unter der Redaction von Julius Schmalbach in Berlin ein billige-, volkStbllmlich geschriebenes Wochenblatt „Deutscher Bürger- und Baucrnfreund", das den Interessen de« bürgerlichen Mittelstandes in Stadt und Land gewidmet sein soll. DaS Programm des neuen Unternehmen- stimmt im Wesentlichen mit den Grundsätzen der national liberalen Partei überein. Unfern Parteigenossen im ganzen Reich sei da- Blatt, da- durch die Gemeinverständlichkeit der Darstellung und den billigen Preis sich zur Verbreitung in den weitesten Kreisen eignet und dir verderblichen Wirkungen rabicaler Hetzblätter erfolgreich zu bekämpfen verspricht ausS Angelegentlichste empfohlen. . * . * Ueber die Art und Weise, wie die ungarischen Blätter die Kalnokh'schen Ausführungen aufnehmen, giebt folgende Meldung Aufschluß: * Pest, 10. Juni. Mit großer Befriedigung besprechen alle Blätter die gestrigen Ausführungen Kalnoky'S, vorzüglich die Stelle über di, Beziehungen zu Deutschland. Der osfinüsr „Pester Lloyd" sagt hierüber: „klug sormulirt und sachlich bedeutend sind die Sätze, in welchen der Minister den Rücktritt Bismarck s besprach und dann dein neuen Sanzler gerecht wird, zugleich die kraftvolle Persönlichkeit de« deutschen Kaiser- als feste Stütze des Bündnisses in Heller Beleuchtung erscheinen läßt. Der ganze Schwarm pessimistischer Lombinationen über die Folgen de» KanzlerwcchselS wird da mit einem Male gründlich niedergeschlagen. Die Allianzen haben sich nur noch mehr geklärt, vertieft und gestärkt. Tie persönlichen Bllrgfchasten. welche für die ungetrübte Fortdauer der intimen Verhältnisses in der Individualität selbst de< gewaltigsten und größten Staatsmannes gegeben sind, können sich nicht entfernt messen mit den Garantien, welche der Souveratn selbst darbietet, der mit keiner fremden Einsicht und keinem superioren Willen sich abznfinden hat. Nur mit der leb- hastesten Genugthuung kann dies« Irrklirung Kalnoky'S ausgenommen werden, und wie sie als der erste kompetente Tommentar zum deut schen Kanzlerwechsel nsichelnt, wird sie auch ihre klärende Wirkung in Europa nicht verfehlen: unter ihrem Eindruck werden wohl manche keck emporgeschossene Hoffnungen' der Gegner o,S Dreibünde» ver- welken. Für Oesterreich-llngarn aber eröffnet sich eine noch weitere «reundliche Persperiive. Unter dem wirthschaftlichen System Bi», marcks mußten die politischen und di, wirthschaslliche» Beziehungen der verbündeten Reiche streng auseinander gehalten werden. Wollte man die politisch« Jr.timiiät vor Trübungen bewahren, so mußte man aus unserer Sette die Forderungen de« gesunde» wirlhschast ltchen Verkehr« gewaltsam unterdrücken. Wenn aber jetzt Gra Kolnoky die Hoffnung ausdrück», daß es möglich sein werde, mit dein deutschen Nachbar in handelspolitischer Beziehung ein Berhäll- niß herzustellen, welches den Intentienen und Wiinichen der Bevöl- Irrung besser entspricht, so klingt dos wie eine verheißungsvolle Botschaft, und man datt vielleicht glauben, daß der gegenwärtig« unnatürliche Zwang falle» u-ird und da« politische Bündntß nich länger durch d«a stillen ökonomischen Krieg trouisirt werde» soll." Alle Blätter sprechen sich in ähnlichem Sinne wie der ,^Lloyd'^ au« und hoffen aus eine Besserung der wirthschasllichen Beziehungen zu Deutschland. * Der BudgrtauSschuß der österreichischen Dele- .ation verhandelte da« Marinrbudget und nahm da«- .elbe unverändert an. Der Marinecommandant Admiral von Sterneck erklärte im Lause der Verhandlungen, es würden j u Ende des Jahre« 1890 und zu Anfang de« JakrrS t89l drei JricgSschiffe außerhalb de« Mittelländischen Meere« segeln ind eine größere EScadre werde demnächst die Häsen de» Mittelländischen Meere-, Frankreichs, England-, Hollands »nd Dänemarks berühren und bi« Kiel gehen. Im Jnlande werde eine größere TorpedobvotSssottillc dehus« Instruction de- Personal« im Dienst gehalten. Größere Leistungen eien inil Rücksicht aus dir zu Gebote stehende» Mittel unlbunlich. (Wiederholt) * Der LcrreSauSschuß der ungarischen Delegation hat da- HeereSvudget im Allgemeinen angenommen. * Bei den belgischen Ersatzwahlen zur Deputirtrn- kammer am Dienstag verloren die Liberalen ihren einzigen Sitz in Gent. Dir grsammte klerikale Liste in Gent wurde im ersten Wahlgangr mit einer Majorität von 500 Stimmen wiedergewählt. In Brrvier« verloren die Klerikalen eine» Sitz In SoianieS, Tournai und Lüttich wurden die fiberalr», in Alost, Audenardr, Waremme und Hassclt die iklerikalen wiedergewählt. In MonS wurde die Liste der liberalen mit einer Mehrheit von 700 Stimmen wicder- gewählt. In Charleroi siegten ebenfalls die Liberalen und verloren die Katholiken zwei Sitze. Im Ganzen haben die liberalen drei Sitze gewonnen und einen verloren. In Thni» sind zwei Stichwahlen zwischen Katholiken und liberalen nöthig. * In der französischen Deputirtenkammer legte, wie wir wiederholen, der Minister de- Auswärtigen Rwot auf eine Anfrage Pichen'« die Gründe sowie die Bedingungen, unter denen Frankreich der eghptischen Conversion zugkstimml hätte, dar. Ribot verlas eine über diesen Gegenstand an die egyptische Regierung gerichtete Note unk erklärte, die rngliscke Occupalion in Egypten sei nur vorübergehend und er zweifle nicht daran, daß die englische Regierung ihrem versprechen der Räumung Nachkomme., werde. Ribot schloß, Frankreich wünsche mit England in den herzlichsten Beziehungen zn leben, aber rS könne nicht ohne Widerspruch »»lassen, daß ich England in Egypten frflsetze Die französische Regierung affe keine Gelegenheit vorübrrgehen, ohne von Neuem darauf MÜckrukommen. (Beifalls * Die französische Deputirtenkammer hat ohne Debatte den Zoll auf auswärtige Melasse, sowie ferner da- Gesetz über die Erhaltung der bedeutendsten Monumente der Ans tellung auf dem MarSfeld angenommen. * Ein Redacteur de« .Daily Telegraph" berichtet von einen» Besuch, den er in ffriedrichSrub gemach». Fürst Bismarck habe über russische Politik gesprochen „nd die strengste Bekämpfung der Nihilisten befürwortet; er ver- nrtheiltc die jetzige übermäßige Einmischung dcS Staates zu Gunsten der Arbeiter, dieselbe reize nur die Arbeiter auf, ohne die Unzufriedenheit zu beseitigen; er lobte Caprivi, der ein tüchtiger Soldat von hervorragender Einsicht und aus gedehnte», Wissen, besonders aber durchaus ein Gentleman und srei von persönlichem Ehrgeiz, überhaupt ein Lr«t clm>8 man sei. * Im Laufe der Debatte im englischen Oberbause über den Bericht der Schweiß syst em-Comit-S erklärte Lord Ramsay, England habe allen Grund, mit den Ergeb nissen der Berliner Conserenz zufrieden zu sein. ES sei be friedigend, zu finden, daß England durch seine Fabrik- und Wcrkstättengesetzc in der Sorge um die Arbeiter Führer der civilisirten Welt gewesen sei. Wenn England versuchen würde, die Arbeit-zeit der Männer, Frauen »nd Kinder noci, mehr zu beschränken, so dürfte eS unbewusit den Handel von den englischen Ufern treiben. In der Einstellung der früh zeitigen Ehen und in der besseren Erziehung seien die Mittel zur Hilfe zu suchen. Durch heroische Mittel werde das LooS der Arbeiter nicht gebessert. Falls taS Parlament burci, Ausdehnung der bestehenden Gesetze das LooS der Arbeiter bessern könne, so werden dieselben nicht lange darauf zu warten haben. Der Kronprinz von Italien in Deutschland. * Potsdam, 10. Juni. Im Laufe des Nachmittags machte Sc. küntgl. Hoheit der Kronprinz von Italien, begleitet von dein »um Ehrendienst commandirlen Generai-Licutenant Edler von der Planitz, Commandeur der Gorde-Cavallerie-Tivision, eine Aussalirt in die Umgebung der Stadt. Zunächst begab S«. köntgl. Hobelt sich »ach der Friedenskirche, um am Sarkophage weiland Sr. Majestät des Kaisers Friedrich III. ei» aus einem Rosenstrauß auswachsendes Palme».Arrangement nieder»»legen, das auf grün-weiß-roll-er Schleiß- die von einer goldenen Krone überragte Widmung trug: „Der Prinz von Neapel — 10. Juni 1890." Bon der Friedenskirche fuhr der Kronprinz Victor Emannel durch die königlichen Gärten nach den. Neuen Palais und inachle dann — nach verschiedenen Besuchen bei den Mitgliedern deS könig. licken HaujeS »nd anderen fürstlichen Personen — eine Fahrt nach Schloß BabelSberg, das sr besichtigte; von dort ging« weiter nach Glienicke und beim Marmor-Palat» vorbei -um Stadrschloß zurück. * Potsdam, 10. Juni Heule Abend 7'/, Uhr fand zu Ehren de« Kronprinzen von Italien Galatafel von 150 Gedecken im Marmoriaaie de« Neuen PalaiS statt, an welcher außer Sr. Majestät dem Kaiser theilnahmen: Der Kronprii» von Italien, Prinz und Prinzessin Heinrich, Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Nnpprecht von Bayern, Herzog Ernst Günther und Prinzessin Adelheid von Schleswig-Holstein, Prinz Friedrich Karl von Hessen, Prinz und Prinzessin Johann All-recht von Mecklenburg^chweri», dir Erbprinzessin von Meiningen und Prinz Albert von Sachsen- Altenburg, ferner die in Berlin und Potsdam garnisonlrendcn Prinzen fürstlicher Häuser nebst Gemahlinnen, die landstissige» Fürsten, die obersten Hofchargen Oberst.Kämmerer Gras z» Stolberg-Wernigerode, Oberst-Schenk Fürst Hatzseld-Trachenber, und Lberst-Triichseß Fürst Radolin, sämmtliche Ctaatsininisler und die Generalität, dann der italienische Botschafter/Gras de Lounay und die Mitglieder der italienischen Botschaft, has Gcsalge des Kronprinzen von Italien, sowie die zun» Ehrendienst befohlene» Lsficler». Unter Borantrttt der o bersten tzofchargech führte der Kronprinz von Italien die Prinzessin Heinrich, Spi Majestät der Kaiser die Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Rnppfecht von Baven, die Erbprinzesnn von Meiningen, Prin» Heinckdie Herzogin Johann All-recht von Mecklenburg zur Tafel, an weicher rechts von Sr. Majestät hem Kaiser der Kronprinz von Italien, die Prin- »essin Friedrich Leopold, Prinz Heinrich, Herzogin Ic-ann Albrcckt von Mecklenburg, Herzog Ernst Günther von Schl» swig-Holfte-i und andere hohe Herrschaften Platz nahmen. Zur LliIen Sr. Ma- jestät de< Kaisers saßen Prinzessin Heinrich, Prinz Rupprecht
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