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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900822
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-22
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1890
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1. KilM M kchM TllßkM M Amchtk Ul. 234, Ftkily in 22. A«W 18B. Hadschi Lehmann au- Lerlin. Bo» Prosefsor Heinrich Brugsch.Pascha. «achdmt vrrbole». lSchlnß.) Nachdem ich mich von der Echtheit der Urkunde überzeugt hatte, lreß Hadschi Lehmann den Orden und da- zusainmen- aefaltete Papier wieder in der Brieftasche verschwinden und setzte seine Erzählung in folgender Weise fort: ,E» mochten etwa vier Monate seit unserer Heimkehr vergangen sei«, al- wir uns Beide an einem Freitage, den die Türken als ihren Sonntag feiern, Hand in Hand zur Stadt hinan» begaben, um unS unter den Cypressen eine» Ariedhofe» zu laaern und über TieS und IcncS unterhaltende Gespräch« zu- ftchrrn Wie eS gewöhnlich der Fall zu sein pflegte, wov» «rr nicht- mehr zu reden fanden, wurden die Erinnerungen an die vollzogenen KriegSthatcn wieder ausgewärmt «»d di« Politik, so weit sic Achmed vertragen konnte, voü ineiner Seite au- mit einigen Worten leise berührt. „Denn Achmed» muffen Sie. Herr Doctor, wissen, war eia erklärter Feind aller politischen Fragen, da er behauptete, daß wir, er und ich, unmöglich erralhcn und wissen könnten, wa- die Anderen da oben dächten. Nach seiner Meinung Var der Sultan, al- Khalif, der eigentliche Beherrscher der ganzen Welt, der thun und lassen könne, was ihm beliebe, und wa- darüber hinauSgche, da- sei reine- KiSmct oder durch Gotte» Rathschluß im BorauS bestimmt, und kein Sohn Adam- könne sich demselben entziehen. Wozu also die .Pulutike" ? .Bei der Heimkehr aus der langen Straße zur inneren Stadt blieb mein Freund plötzlich stehen, legte die Hand auf meine Schulter und murmelte unverständliche Worte vor sich hi». Dann räuSperte er sich, nicht ohne eine gewisse Verlegenheit m seinen Mienen zu zeigen, und redete mich - also an: .Du warst mir bisher rin lieber Freund und Bruder, und wirst mir ein solcher, so es Allah gefällt, immerdar bleiben. E» ist die Zeit heranzenaht, die mich an dir Er füllung eine» heiligen Gelübde- erinnert. Die Pilger rüsten sich zu ihrer Wanderung nach Mekka, und ich muß niit ihnen 1>ch zu ttzrer Wanderung nach Mekka, und ich muß mit ihnen gehen, soll ander» ich meine Zukunft und da- Himmelreich nicht auf» Spiel setzen. Es liegen keine Ursachen vor, mich von der Verpflichtung zu befreien Und ich erfülle sie doppelt gern, wenn Du Dich bewegen läßt, mein Reisegefährte zn werden. Entschließe Dich, in die heilige Stadt in meiner Gesellschaft ernzuzcehen. Der Segen Gotte- wird Dir nicht fehlen und die größte Achtung aller Gläubigen Dein irdischer oh» sein ,9ch horchte aus und war augenblicklich unschlüssig, ihm eine bejahende Antwort zu erthcilcn. Nachdem er mir die Schönheiten der Reise zu Wasser und zu Lande, den feier liche» Empfang in der Hafenstadt Dschedda am Rotben Meere und die unbeschreiblichen Herrlichkeiten Mekka- und der Kaaba in den brennendsten Farben geschildert hatte, Über weg meine Reiselust und meine Freundschaft zum Achmed alle meine Bedenken. Kaum batten wir die Schwelle unserer gemeinschaftlichen Herberge betreten, als Achmed bereit- meine Einwilligung m der Tasche hatte. »Die Reise! war durchaus nicht so wunderschön, als sie mein guter Freund beschrieben hatte. Die Pilger gingen Stamoul auS auf einem österreichischen Lloyddampser bedda, doch lagen sie wie Bücklinge eng nebeneinander auf Deck und boten wenig für die allgemeine Unterhaltung. In allen Zupgrn de» Morgenlandes redete man, in den Stunden de- Gebete» standen die Compagnien der Gläubiger hinter einander aufmarschirt, um ihren HokuSpoknS zu treiben, in der dazwischen liegenden Zeit hörten sie den Vorlesern frommer Bücher zu oder rauchten aus ihren kurzen Pfeifen, daß die Funken stoben und eS selbst dem Kapilain de- Dampfer» zuletzt zu bunt ward. Al» wir auf dem Rothen Meere schwammen, wurde die zu st Hitze siedend, und ich dankte meinem Schöpfer, daß nach einer Reihe von zwei langen Wochen die Anker in dem Hasen von Dschedda fielen, wo eS erst nach stundenlangem Warten und Unterhandlungen mit den einheimischen Behörden dem Pilgervolke gestattet ward, den alten Klapperkasten zu verlassen. .Ich Will Sie nicht durch eine Schilderung unserer Land reise, gemeinschaftlich mit anderen Pilgern, ermüden. Ich sah nicht» al» eine traurige Wüstenei und die Verpflegung und die Unterkunft in den armseligen Nestern unterwegs war gegen theure» Geld fürchterlich schlecht. .Je näher der Stadt, je mehr wuchs die Aufregung unter de» Pilgern. Man brüllte und heulte wie wahnsinnig, schlug sich auf die Brust, daß cs krachte, und stimmte einen Sing sang an, der mir noch heute in den Ohren gellt. Auf der vorletzten Station, etwa noch eine Tagereise von der Stadt entfernt, ging da» Scheren der Kopf- und Barthaare loS und wir wechselten die bisher getragenen Kleider gegen einen neuen langen LandwandSsack, der uns das Aussehen von wandelnden Gespenstern in Lcichcnhemden gab. Denn auch wir Beide, Achmed und ich, mußten dem Beispiele der übrigen Pilger folgen. Wir krochen also in das lange Hemd und wandelten mit den übrigen Genossen in die Stadt hinein. .Meine Freundschaft zu meinem Gefährten hatte mich ein Opfer bringen lassen, dessen Größe ich in meiner Dummheit unterschätzt hatte. Die Schwierigkeiten wurden mir erst recht klar, al» ich den Boden von Mekka betreten hatte und aenöthigt war, meine Gedanken, Worte und Handlungen den Vorschnften der muhammedanischcn Religion anzupassen. Als Soldat de» Sultan wußte ich meinen Schießprügel besser als jeder O-manli zu handhaben, aber als gläubiger Muham medaner mich zu benehmen, das überstieg meine Fassungskraft und ich wäre lieber gleich noch einmal in den Krieg ge r°ge" .Freilich hatte mir Achmed den freundschaftlichen Rath gegeben, stet- an seiner Seite zu bleiben und jede seiner Be wegungen nachzumachcn, aber oft geschah eS, daß die Masse der Pilger unS auseinander riß und mich von meinem Vor turner trennte. Da war jedesmal guter Rath thcucr, und da ich auf die arabischen Anreden der Tempelpricstcr und Diener keme Antwort zu geben wußte und nicht einmal daS arabisch Vaterunser hersagcn konnte, so fing man an, mich mit mi^ trauischg» Augen anzusehen und in mir einen Christen zu arg wöhn«» sAH fühlte mich beobachtet und verlor die nöthigc Sicherheit,. «ei» Benehmen den Gebräuchen in der Stadt und in dem Tempel von Mekka anzupassen. »Io der Kaaba, deren Inneres ich in Begleitung mei.n, Freunde» betreten hatte, kam die Sache schließlich zum Durch brach. Meine Späher hatten c» richtig dahin gekrackt, in mir den christlichen Europäer zu entdecken und mein nächste» Schicksal war damit entschieden. .Man stieß mich unter Gebrüll der versammelten Menge ur Kaaba hinaus, ein Hagel von Stockhieben, Knüffen und süssen siel aus mich Acrmsten nieder, von Tausenden wüthrn- der Menschen umgeben, wurde ich die Hauptstraße entlang gezerrt, um nach dem Hause des Echerif» geschleppt zu werden, welcher zu den wirklichen Nachkommen des Pro- rbelcn gehört und .in Mekka die Rolle des Papstes in Rom spielt. Achmed war nicht im Stande gewesen, sich durch die tosende Menge Bahn zu brechen, um mir zu Hilfe zu kommen, und seine bald drohenden, bald begütigenden Worte verhallten ungchört bei dem Geheul der erbosten Menschen masse. Er war machtlos, mich zu retten. Meine Gebeine zitterten, meine Brust keuchte, und ich empfand die Qualen eines Verbrecher», den ein rachsüchtige» Volk den Händen einer Richter entrissen hat, um selber die Todesstrafe an ihm zu vollziehen und sich an seiner Scelcnangst in letzter Stunde zu weiden. „Ich wurde vor den Scherif geführt, der in einem großen aale aus dem Kopfende eines schönen Teppichs kauerte und von seinen geistlichen Herren umgeben waren. Mehrere Rollen beschriebener Papiere, einige Bücher und ein Schreib eug befanden sich neben ihm auf dem Boden. Der an- türmenden Menge war der Zutritt in den Raum gewehrt worden und nur zwei Diener, welche mich an den Armen krampfhaft festbieltcn, batten die Erlaubniß erhalten, dem Scherif, einem würdig auSsehcndcn Greise, naben zu dürfe». „DaS peinliche Verhör nahm sofort seinen Anfang. Zum Glück war der Scherif der türkischen Sprache vollkommen mächtig, so daß ich in der Lage war, ihn zu verstehen uud von ihm verstanden zu werden. Ich beantwortete die Fragen, welche der Reibe nach meinen Namen, meine Religion, mein Vaterland, meine Lebensstellung und die Veranlassung zu meiner unglückseligen Reise nach Mekka betrafen, mit un geschminkter Wahrheit und betheuerte mein aufrichtiges Be dauern, mich durch meinen Freund Achmed zu einer Reise verleitet haben zu lassen, deren üble Folgen ich leider nicht hätte voraussehen können. Im silcbrizen fügte ich mit kläglichster Miene hinzu, wäre ich mir bewußt, in dem Tempel der Kaaba nichts getban zu haben, waS auch nur im Min desten eine so grobe Mißhandlung, wie sie mir zu Thcil ge worden wäre, verdieut hätte. „Mein Freund Achmed, der eigentliche Urheber meiner olgenschwercn Pilgerfahrt nach Mekka, sollte nun als Zeuge herbeigcbolt werden, um meine Aussagen zu bestätigen oder zu widerlegen. Um mein Schicksal tief bekümmert, hatte er ich durch die harrende Menge gedrängt und befand sich bereit» in der Näbe der nur durch einen Vorhang abge gesperrten Thür. Als sein Name aufgerusen wurde, war er mit einem Satze im Zimmer, verbeugte sich vor dem Scherif nnd begann nach kurzem Nachdenken seine Rede, die ihn voll tändig rechtfertigte und mich aus der großen Pein mit einem Schlage herauSzog. „Bei Gott, dem Erhabenen und Allwissenden, und bei dem Abgesandten Gottes, über welchem der Friede sei, bc zeuge ich, daß dieser Mann, mein Freund und Bruder zu Wasser und zu Lande, im Frieden wie im Kriege, un schuldig an Allem ist, WaS ihm von Euch zur Last gelegt worden ist und eine unverdiente schmähliche Behandlung zu gezogen bat. „Denn auch von christlichen Eltern geboren und im christ lichen Glauben auserzogcn, ist dieser Franke ein besserer MuSlim als die Mehrzahl Aller, welche die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen haben. „Nach den Satzungen unserer Religion ist e» die erste und höchste Aufgabe dcS Gläubigen, für den Islam ^zu kämpfen. Sein Tod in der Schlacht erhebt ihu zum Mär tyrer und öffnet ihm die Pforte des Paradiese». Alle guten Werke in dieser irdischen Welt verschwinden vor dem Ber dienste deS Kämpfers für den Glauben und Allah, der Barm herzige und Allerbarmer, läßt einen solchen vor alle» Ucbriacn die Freuden des HimniclS genießen. „Und dieser Franke, so fuhr er wieder in einer gewisse» Erregung fort, welcher hier vor Euch steht und welchen Ihr wie einen gefangenen Bösewicht behandelt, gehört zu den besten Streitern für den Islam. Tenn als der Khalis in Stambnl die Gläubigen zu den Fahnen rief, folgte auch mein Freund und Bruder dem Aufrufe und zog gemein schaftlich mit mir in den heiligen Krieg gegen den MoSkow Er gehört somit dem Islam au, wenn er auch de» Namen eines Christen trägt, und seine Pilgerfahrt nach Mekka ist daher nur die Erfüllung einer zweiten heiligen Pflicht ge Wesen, die daS Gesetz deS Propheten jedem Gläubige» auf erlegt hat. „Verurthcilt ihn, wenn ihr könnt, aber erwägt, daß Gott allwissend ist und die Wahrheit von der Lüge unterscheidet, daß er barmherzig gegen Den ist, welcher ihn bekennt, und daß seine Strafe Denjenigen trifft, welcher den Unschuldigen verfolgt und den Armen bedrückt. „Möge eS Eurer Heiligkeit gefallen, ein gerechtes Urtbcil über meinen Freund zu fällen, den ich, Euer Knecht, allein zur Pilgerfahrt nach dieser Stadt ermuntert habe. Die Folgen dieser Rede waren von wunderbarer Wir kung. Der Scherif, welcher sie mit gespanntester Aufmerksam kcit angehört hatte, blieb nacb ihrem Schluffe in Nachdenken versunken und heftete seinen Blick auf den Boden. Nachdem eS fchicn, als wäre er mit sich ins Reine ge kommen, richtete er seine Augen aus mich und gab mir einen Wink, an seine Person näher heran zu treten Meine beiden Hüter verabschiedete er durch eine gnädige Handbewegung zur Thür hinaus. Darauf richtete er folgende Worte an mich: „Nachdem dieser rechtgläubige Zeuge für dich eingetrcten ist und UnS von deinem vergangenen Leben und deinem that- sächlichen Glaubcnscifer für die Vcrtheidigung des Islams Kenntniß gegeben hat, sehen Wir dich als einen wahrhaftigen Muslim an und befehlen hiermit ausdrücklich, daß dir die Thorc dcS Eingangs zu den heiligen Stätten fortan geöffnet sein werden. Wir erkennen dich als einen Pilger an nnd verleiben dir den Namen und die Würde eine- Hadschi. Wir beklagen, daß ein böse» Mißverständniß dich mit Schimp und Schanden beladen hat und Wir bitten dich, Unsere Ent schuldigung dafür anzunchmcn. Ziehe, mein Sohn, deinen Weg in Frieden!" „Ich verbeugte mich und grüßte den Scherif und die übrige Gesellschaft auf da» Höflichste nach türkischer Weise, um mich rücklings nach der Thüre zu begeben und den AuSzang aus dem Hause zu suchen. „Da zog eS wie ein freundliche- Lächeln über da» gefurchte Gesicht deS Alten und er winkte mir zu bleiben. „Verrieb noch einen Augenblick, mein Sohn, um einen guten Natk für dein ganze» Leben mit aus den Weg zu nehmen. Allahs Abgesandter, über welchem der Friede sei ruft ihn auch dir durch Meinen Mund zu. „Soll e» dir in der Welt Wohlergehen, so hüte dich, deine innersten Gedanken zu offenbaren, von dem Orte, an welchem sich dein Gold befindet, zu reden und daS Ziel deines Wege» zu vcrratbcn Wahre vor der Welt den äußeren Schein, denn sie will betrogen sein, und da« Gelingen wird dir zur Seite stehen. Sonst wird eS Dir allenthalben wie in Mekka ergehen! Und nun lebe wohl! „Nach dieser Rede des greisen Scherif gaben die an wesenden Priester ihren Beifall durch laute- Gemurmel zu erkennen und eS schien mir, als seien sie mit dem Urtheil de- weisen Salomo von Mekka in vollstem Maße einver- tanden. Mir war eS, als sei ein Stein von meinem Herzen gefallen und ich dankte im Stillen Gott für die Erlösung aus der schweren Noth. Acbmed stürzte aus mich zu, um armte und küßte mich unter den Zeichen und Worten der höchsten Freude und deklazte, mir gegen seine besten Ab ichtcn eine so schlimme Stunde bereitet zu baden. „Allah ei Lob und Preis, daß die Sache zum Heile ausgefallen ist", ügte er dem AuSdrucke seiner zärtlichsten Liebkosung hinzu, aber damit ist eS nicht abgetdan, denn der Allerbarmer wird dir auch die ausgestantcnen Leiden im Jenseits ver gelten. Denn sich für den Islam geschlagen zu haben und dafür noch durch den Islam geschlagen worden zu sein, das läßt Allad nickt »nbclohnt. „Die Nachricht von dem unerwarteten AnSgang meines VerbörS hatte ganz Mekka in Bewegung gesetzt und wie im Handumdrehen meine bittersten Feinte in ergebene Freunde uingcwandklt. Man küßte und umarmte mick aus offener Straße, ich durste unbehelligt nicht nur die heiligen Orte be uche», obgleich ich eS Vorzug, die» nur in Begleitung meines Freunde« Achmed zu tbun, sondern die Priester und Diener und alles Volk machten mir Platz, als sei ich über Nacht ein großer Scheich geworden. „Der Scherif batte Wort gehalten. Er ließ mir mit einen Grüßen durch einen Sendootcu ein Ehrenkleid und Geschenke an Geld und hübsche» Sachen überreiche», und al» wir Mekka verließen, empfing ich die schriftliche Beglaubigung meines wohlerworbenen Ehrentitels als Hadschi mit dem NamcnSsicgel der Heiligkeit dcö ScherifS." Herr Lckmann öffnete noch einmal seine Brieftasche, um eine sorgfältig zusamnicngclcgtc, mit arabischen Schristzügen bedeckte urkunde auS einer Papierbülse bervorznzieben Ein Zettel mit der Uebersetzung ihres Inhalt» in deutscher Sprache von der Hand irgend eine- Gelehrten bildete die aufklärendc Ergänzung deS merkwürdige» Schriftstücke-. Ich siel auS einem Erstaunen in daS andere, denn der alternde Tischlcrgescllc erschien mir wie eine lebendige Merk würdigkeit seltenster Art. Die einfach schlickten Worte, in welche er seine Erzählung gekleidet batte, und die ruhige Darstellung seines AbcnteucrS, welche» Andern Stoff zu einem dicke» Bucke geliefert haben würde, gab den Beweis, welch geringen Werth er in seiner Bescheidenheit der ganzen Be gebenheit beilegte. „Hadschi Lehmann, Sie haben Größere- erlebt, als Sie vielleicht selber glauben dürften, und ich freue mich daraus, stbrc Bekanntschaft in Zukunft fortsctzcn zu können." Mit kiesen Worten reichte ich ibm die Hand, um ihm meinen Dank auf daS Wärmste zu bezeugen. „Bitte sehr, Herr Doctor", erwiderte er fast verlegen und packte sein Handwerkszeug zusammen, um sich zu verab schieden. „Sollten Sie wieder einmal meiner bedürfen, so stcbe ick Ihnen gern zu Diensten, und damit empfehle ich mich Ihnen." „Lebt wohl, Hadschi Lehmann auS Berlin! Salam aleikum!" Sachsen. b Dresden, 20. August. Heute Vormittag fand in DrcSden-Ncustadt die Glockenweihc der am Großcnhainer Platze neuerbanten St Pctrikirche unter überaus zahl reicher Betheclignng der Parcchiancn statt. Auf der Leipziger Straße wurden die in der hiesigen Glockengießerei von C Alb. Bierling gegossenen drei Glocke» in seitlichem Auf zuge eingeholt nnd nach harmonischer Begrüßung mit dem Ekorgcsangc: „Gott grüße euch", begleitet von weiß gekleideten Fcstjnngfrauen, durch die festlich geschmückte» Straßen der Neustadt nach dem Kircbplatze übergesührt. Hier hatte sich eine weitere Anzahl Festthcilnebmer, darunter der EphornS Herr Consistorialrath I>r. tkeol. DibcliuS, sowie die Ver treter der städtischen Behörden versammelt. Nach dem allge meine» Gesänge des Liedes: „Ehrncr Mund lder Glocken, künde!" hielt Herr Pastor Ine. I)r. Albert unter Anknüpfung an die Inschristen der drei Glocken: l) „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohl gefallen"; 2) „Christus ist die Auferstehung und das Leben, wer an ihn glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe"; 3) „ES sei denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen" — die Weibe- rede, in welcher er zugleich Gelegenheit nahm, nächst Gott auch alle» Denen zu danken, die durch wcrkthäticp Liebe die Beschaffung des Geläutes ermöglichten. Unter Lei tung des Herrn Cantor Meisel gelangte sodann vom vcr stärkten Kirchcnchor die Rinck'sche Motette: „Preis und An bclung sei unserm Gott" zur Aufführung, an welche sich Gebet und Segen, sowie der Schlußchor: „Nun schwebt, ihr Glocken, aus" anschloß. Da» Aufziehen der Glocken ging glatt von statten. Dieselben haben ein Gesammtgewickt von tio Contnern und stimmen in DvK-ciur Heute Nachmittag 5 Uhr wurden die Glocken zum ersten Male geläutet. Möge ihr Geläute stets ein FriedcnSgruß sein! — Unter Ausschluß der Oeffentlichkcit verhandelte die von Herrn LandgerichtSdirector Seifert präsidirte 3. Ferienstraf kammer in Dresden gegen den Antiquariatsbuchhändler Carl August Theodor Wien bolz und den Buchdrucker Friedrich Paul K lu gc wegen Vergehen gegen die 88- l30 und 131 dcS Rcichsstrafgcsetzbuchcs und Uebcrtrctung geg die 88 6, 19 Abs 2 und 20 dcS RcichSpreßgesetzeS. Ai den in öffentlicher Sitzung bekannt gegebenen UrtheilSgründen geht hervor, daß der Angeklagte Wicnholz ein Gedicht betitelt „DaS Sclavenjoch", von dem Mitangeklagten Kluge in einer Anzahl von 2000 Eremplaren durch Druck vervielfältigen ließ. Diese Druckschrift ist bereits im Jahre 1818 in verschiedenen revolutionairen Blättern veröffentlicht und etwa 200 Exemplare sind neuer dings von Wienholz verkauft bez. verbreitet worden. Der Inhalt de« Schriftwerke» ist geeignet, den öffentlichen Frieden zu gefährden, die Arbciterbcvölkerung gegen den Adel, die Geistlichkeit und die Organe der Regierung au zuhetzen und damit die monarchische StaatSvcrsassung ver ächtlich zu machen. Den zweiten Vnnct der Anklage betreffend, ergab sich, daß auf den Druckschriften weder der Name dcS Herausgeber», noch deS Druckers ersichtlich war. Der Gericht» bof belegte Wienholz auf Grund der erwähnten gesetzlichen Bestimmungen mit 0 Monaten Gefängniß und 1 Woche Haft, Kluge mit 4 Monaten Gefängniß und Haststrase in derselben Dauer Außerdem wurde auf Vernichtung der noch vor handenen Druckschriften, sowie der zur Herstellung derselben dienenden Platten und Formen erkannt. * AuS der oberen Sächs.-Böbm.Schweiz, 20 August. ?er Fremdenverkehr, welcher am Sonntag und Montag so tark war. daß er zu Konigktein, Schandau und Herrnskrelschen mit Umgegend sogar noch de» des Psingstsesics übertras, Kat eit Dienstag merklich nachgelassen Die alte Beobachtung, daß nach dem 17. und 18. August hiersclbst das Zurückgcbcn dcS Sommervcrkehrs beginnt, ist somit wiederum bestätigt worden und dürfte sonach in etwa 14 Tagen die diesjährige Saison in der Hauptsache als beendet anznscbe» sein. — In HerrnSkretscben gestaltete sich der Nachtsrcmdcnvcrkebr am Sonntag nnd Montag so lebhaft, daß einige Fremde unter freiem Himmel campircn mußten. Da cs zu Herrn« kreischen bestimmt bekannt ist, daß in dem benachbarten, 1.8 Minuten entfernten Schmilka und in den gegenüberliegenden Elbbäusern zu Schöna jederzeit Nachtlogis zu bekommen sind, bat diese Rücksichtslosigkeit allgemein Unwillen erregt. Mehr ach waren Fremde schon genötdigt, mit dem sogenannten 'heaterzug RachlS 1 Uhr 5 Minuten noch nach Bodenbach zu fahren, um ein Unterkommen zu finden. Treuen, 19. August. DaS diesige Wüblblatt verlangt äufigerc Tanzgelegenheit für die jungen Leute; alle vier Wochen einmal sei viel zuwenig, denn die Neger tanzten ogar allnächtlich und in manchen Orten Spaniens sei all abendlich jeder Hofraum ein Ballsaal!! Glaubt den» der Man», der diese« wunderliche Zeug geschrieben hat, daß hier in Treuen eS Jemand verwehrt sei, allabendlich in seinem Hofraume wie ein Neger zu tanzen, oder so, wie nian in Spanien tanzt, wenn eS ibn darnach gelüstet? Wenn alle hiesigen sogenannten Freisinnigen Abend« in ihren Hofräumcn panische Tänze aufsübre» wollen, so wird das eine viel bessere Beschäftigung sür sie sein, als so ungereimtes Zeug, wie daS eben Bczeichnete, drucke» zu lassen oder gar zu lesen. Da- Beste aber kommt am Schluffe dcS Artikel«. Da werden unsere „Vornehmen", wenn sie gegen die Tanzver znügungen sind, aufgefordert, dem Volke Bessere« dafür z» mieten: Die „Vornehmen" sollen lieber großartige Bürger casinoS mit Säulenhallen und Kunstwerken, wie die alten Griechen und Römer, bauen, sollen Säle, Bibliotheken und Gärten anlcaen und darin sür gute Musik und für gute dramatische Aufführungen sorgen. Natürlich muß Alles umsonst geboten und von den „Vornehmen" de« Orte« bestritten werden! Dann würden auch viel weniger Vcr brechen begangen werde»! — Man kann aus diesen A» ükrnngcn zweierlei ersehen: erstens, daß auch bei uns die )itzr einen bedenklich hohen Grad erreicht hat, und zweitens, daß unsere Wühlblättcr au» Mangel an eigener Leistlings äbigkeit Dinge zu drucken gcnöthigt sind, die, aus unsere Verhältnisse angewandt, zum blühenden Unsinn werden und nur zur Erheiterung de« Leser» dienen können. (Vogtl. Anz.) -sPlauen, 20 August. Vor einiger Zeit ist einem Restaurateur auS der im ersten Stockwerk gelegenen verschlossenen Wohnung ru einer Zeit, zu welcher in dem im Parterre gelegenen Restaurant viel Verkehr war, eine eiserne Cassettc mit ungefähr 700 „L Inkalt gestohlen worden. Die Erörte rungen, welche die Polizei in dieser Diebstaklssachc angestcllt hatte, blieben ohne Erfolg. Vor einigen Tagen ist der Mübl zraben abgeschlagen worden, unk c« ist nun bente in dem elben, und zwar bei der Fabrik der Firma Gebrüder Wolfs, die erbrochene Cassette gefunden Worte». Nunmehr dürste vielleicht bald Licht in da» Dunkel kommen, welche« seither den Diebstahl umhüllte. * Hohenstein, 19 August. Das „Hohenstciner Tage blatt" begleitet die Meldung von der Wahl dcS Herr» Or. Ebeling zum Bürgermeister von Meerane mit folgender Bemerkung: „So viel u»ö bekannt geworden, ge denkt Herr Ebeling sein neues Amt am 1. Rovember 18'.n» anzulreten. Wir und ein guter Thcil der Bürgerschaft bedauern den Fortgang unsere- StadloberbanplcS ansricktig, da die Leitung unserer städtischen Angelegenheiten seit seiner Amtirung in so fester und sicherer Hand liegt, die wir vor dem leider viele Iakrc vermißt baden. Gerade da» Sonst mit den. Jetzt verglichen, bot sich uns gegenwärtig ei» erfreu licher Ausblick in die Zukunft, besonder« da der Herr Bürger meister mindestens bis Ende 1892 unserer Stadt gesickert schien. Um so schmerzlicher berührt uns der frühe Abgang und daS Scheiden unsere« Bürgermeisters wird jeder Bürger bedauern, der kennen gelernt bat, wie wohltbuend eS ist, nach vielen Jahren der Zerfahrenheit unserer städtischen Verhält nisse wieder einen zielbewussten Leiter an der Spitze dcö StadtwesenS zu wissen." * Rochlitz, 20.August. Beim Blumenpslücken siel gestern Abend in der Näke der Renncrt'sckcn Schloßaue die zehn- jährige Martha Wüstemann in die Mulde. Der zufällig »i der Nähe weilende Herr RcgiernngSasscssor v. Hi» üb er eilte auf daS Hilsegeschrei sofort hinzu, sprang nnverwcilt in daS gerade an dieser Stelle tiefe Wasser und rettete glücklich daS bereit» bewußtlose Kind. Die angestclltcn Wiederbelebungs versuche hatten Erfolg, so daß die herbeigcrufcnc, ans das Tiefste erschreckte Mutter ihr Kind nach Verlaus einer Stunde wieder lebend nach Hause schaffen konnte. — Beim Baden in der Zschopan ertrank am Montag Mittag in Waldhcim ein 21 Jahre alter Stnklbauer- ehilse auS Hartha, welcher über die den Badeplatz sür Nichtschwimmer bezeichnenden Pfähle hinausgegangen war. Er versank plötzlim, che ihm die nöthigc Hilfe gebracht werden konnte. * Rötha, 20. August. In Bezug aus da» bereits ge meldete Schadenfeuer sei noch erwähnt, daß der Schneider Böttcher, welcher eS unternahm, eine noch frei berum- lausende Kuh in einem Gehöft einzufangen, auf schreckliche Weise verstümmelt wurde Der Vorfall spielte sich auf folgende Art ab: Böttcher suchte die Kuh mit einer Schaufel abzuwebrcn, versah aber den richtigen Augenblick, und diese stieß ihm ein Horn durch die Flechsen über dem Knie, und zwar so unglücklich, daß er thatsächlich ausgcspicßt war nnd nicht wieder lo« konnte. Nunmehr rannte da» wilde Tbicr dnrch einen dichten Sckwarzdornzaun nnd siel nieder, wobei es erst gelang, Böttcher zu befreien nnd die Kuh zu fesseln. Neben dieser Verletzung erlitt der Unglückiche, wahrscheinlich durch einen Fußtrict, noch einen Beinbruch. Leider wird Böttcher ohne alle Entschädigung bleiben, da er weder Vcr anlasiung noch Auftrag zum Einsangcn de» TbicrcS hatte. Beim Wegräumen des Inventars in der Wohnstube wurde übrigen« noch ein Gelds»nd gemacht Hinter einem alten Schranke entdeckte inan ein Kästchen, gefüllt mit Thalern und alten Achtgroschenstücken. falinen um! flaggen in prima rsin^voll. k^axxsnZloffsn. l.-nxe 8.-" m 4.<"> m 4.0« in 5.0« m Kreit« 100 ein 100 ein 150 «in 150 «m klLKken, «omplet fertig K«8t«U1 mit Huerntüd, kolinur Ml«1 <jU118t«I1 8tü«L 7.50 - - A.— - - 18— - - 16.— Salinen, ««mplot fertl« mit ksttel un6 N1n««ii TUM ^Ukili886U »retto» onel Vr4b»»«i» t«, VvrliLNnIm,. 8tül'k 5.50 - - 7.— -10.— - -12.50
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