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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188906298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890629
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-06
- Tag 1889-06-29
-
Monat
1889-06
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1889
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Erscheint täglich früh «V, Uhr. Xeöatti« und TrpetMo J»han,e«aoste 8. Sprrchß,»-«» der Barmtttag» ll>—1> Uhr. Nachmittag« b—3 Uhr. gM tkMa-«»« «tttmi»»»«», ßch »t N»«L»»iE mriimüch Aunatz«, »er für »te uächftsak,«»»« N»««er beft1«»te« Inserate an »achent«,e» bt» 3 Atzr Nachmitta,«. an La««» na» Aefttaaenfrütz bis'/,» Uhr. 3n dr» Filialen für Ins.-Anuah»e: Ott» Kle»». UnlversitLtSstraße 1. Laut« Lösche, Kathartnenstr. 32 pari, und K«»tg«platz7, nur bt« '/,S Utr. riWMIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- nud Geschäftsverkehr. IlGVNNOWONtGPVOÜO vierteljährlich 4V, Mk. tack, Vrtngerlohn b VN., dnrch dte Vast bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer »0 Pf. GabshrruHlrExtrabetlaa», (in Iaa»blMch«r»at arsalst) OtzuePostdesSrdernng 8Ö M. «U PaßbesSrdernug 70 VN. Inserate «gespaltene Petitzekle SO Pf. Größere vchriste, laM mq. PrttSverzeichaiß. lade lla rischer u. Ztssernsa» »ach hshrr» Daris. Reelvnen mtter de» «,»ae»i„«»rtch dt» «a^palt. Zette b0PI,v»r de» S«»itt»»»»chrichte» dt« «gespaltene Zrüe 40 Ls. Iuleratr sind stet« a» die EppePMa, »o je,de». — Rabatt »ird »ich« gegebe». Zahlung praaunwanmäo »der darch Posi. »ach »ahme. ^-180. Somra^end den 29. Juni 1889. 83. Jahrgang. Jur gefälligen Veachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute au in Empfang genommen werden können. Lxpvdltlov de8 LivIMser ^LxvdlLttos. Jur gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SO. Juni, Bormittags nur bis >,S Mr geöffnet. Expedition des I^eipLlxer l'Lxebintte«. Amtliche Bekanntmachungen. Die Landstur«« u»d AuSurusteruaaSscheine der im lausenden Iabre in Letpzig-Ttadt gemusterten militair- pflichtigen Mannschaften sind beute eingegangen und liege» auf unserem Quartier-Amte. Stabthau» 2. Mage, Zimmer Nr. 107. zum Abkolen bereit, waS hierdurch zur Kenntniß der Betbeiligtrn gebracht wird. Leipzig, am 26. Iuui l88S. Der Rath der Stadt Leipzig »ckXM. 6230. vr. Georgi. Lamprecht. Allsschreibung, Reubau der Eentrat Markthalle betreffend. Die Ausführung der Grd- und Maurerarbeiten am Neubau der Central-Markthalle soll vergeben werden. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können bei unserer Hochbauverwaltung, RathhauS, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Erlegung von S entnommm. bez. die Zeichnungen daselbst ringesehen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lrntral-Markthalle, Grd- «. Maurerarbeiten" bi« zum 13. Juli er., Nachmittag« 5 Uhr an oben bezeich- nrter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern und die etwaige Theilung der Arbeiten oder di» Ablehnung sümmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 24. Juni 1889. I». 4243. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ruling. Vekarnitmaltsung. Versteigerung einer Anzahl Ratht» Mestbuden betreffend. In dem Grundstück deö Herrn Zimmermrister Hand- »erck, Garolinenstratze Skr. 2T hier, sollen DteuStag, den 2. Juli diese» Jahre», von Vormittag» I« Uhr ab eine Anzahl RathSbudeu, weiche bisher während der Messe aus dem Markte mlt zur Ausstellung gelangten, öffentlich versteigert werden. Wir machen die Herren Budenverleiher und sonstige Interessenten darauf aufmerksam, und bemerke», daß sich diese Buden auch zur Verwendung bei Bauten, al« Lagerräume, für Gärtner u. f. w. zweckmäßig verwenden lassen. Die versteigerung«bedingiingen werden bei Eröffnung de« Termin« bekannt gegeben werden. Leipzig, den 24. Juni 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2924 vr. Georgi. Henuig Wir bringen hierdurch wiederholt i» Erinnerung, daß de« von uns mit Auftrag versehenen und legitimirten Ver- meffung«personale da« Betreten der Grundstücke zum Zwecke der Vermessung der hiesige» Stadtflur und deren Umgebung »"»tigerllch zu gestatten und auf verlangen über dir Klur- und Privatgrenzen jede erforderliche Au-kunst zu «rtheilen ist. In Grundstücken mit verbauten Grenzen, namentlich in den älteren Stadttheilen, sind Messungen durch die Parterre räume hindurch zur Bestimmung der Grenzen vielfach nicht zu umgehen; e« darf daher unserem vermessung<p«rsonale in solchen Fällen auch der Zutritt zu diesen Räumen nicht ver weigert werden. Zugleich Verordner» wir, daß da« eigenmächtige Wegnehmco und Beschädigen der auSgesteckte» Signal«, Absperrpsäble und dergl., sofern nicht eine härtere Strafe, in-desondere die der LH. 363, 304 de« Strafgesetzbuch«, verwirkt »st. mit Geld strafe bi< zu 69^ oder Haststrafe bi« zu 14 Tagen geahndet werde» wird. Leipzig, am 26 Juni >889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 301».vr. Georgi Rul.ng. Vekauiltmachu«-. Die am 1. Juli d. I. fällige» London« »»serer Obligationen «erde, a» der Lasse de« Herrn «eg. Werth«»er, Mark» 13. tztiegl tzr»« H»f. Tr. 0, T, »» den gewöhnlichen Geschäft«-»«»» i, de» vormittag« stund«, »,« vnefallto-e au eirgelöft . Lechpg. da» 11. g»,t 1889. HerMar»«» »aSLaeitttfche» »eit« Im Auschluß an unser Regulativ dom 1L. Januar 1884, da« Kahafahre« aus den im Bezirke der königlichen Amt»- Hauptmannschaft und der Stadt Leipzig befindlichen Gewässern »etrefsend, verfügen wir hiermit, daß der oberhalb de» «e«ea Wehre» a« sog. Brühl fliehend« Lhetl der Pleifl« «trht befahren »erbe» darf, sobald an diesen» Wehre «ehr al» L Schütze gezogen ist. Die vermiether von Kähnen, denen beim Ziehen von mehr al« 1 Schützen möglichst sofort Nachricht zugehen wird, ind streng gehalten, während der Dauer de« fraglichen Zu- iande» Kähne zn» Fahre» ans der gedachte« Fluh« Irecke nicht adzugeben. Zuwiderhandelnde haben, soweit nicht schärfere Straf bestimmungen Anwendung leiden, Geldstrafe bi« zu 60 oder Hast bi« zu l4 Tagen zu gewärligen. >. den 22. Juni 1889. e Königliche A«t»hanpt«aanschaft. vr. Platz mann. Der Rath und da» Polizei««» daselbfl. retschnri IX. 488S. vr. Georgi. ider. Hennig. Vekanntmachmls. die s«,e«. Reserve-Droschke» brtr. Die Revision und polizetlitb« Abstempelung der zum Droschkea- dicust zu verwendenden sogen. Reservewagen soll tu der Leu »«« rr. di» «tt »1. Juli». z. vorgeuommeu werden. Die Besitzer derartiger Wagen wechea daher hiermit ausgrsordert, letztere während de« gedachten Zeitraumes Vvrmtttags vv» 9 di« tl Uhr vor dem Polizrihau« am Roschmarkt vorzusahreu. Wem, bezüglich dirier Reservewageu auch nicht die gewöhnlichen Aaspräche wie bei de» regelrecht im Betriebe befindliche» Droschke» gemacht werden, o müssen doch a»ch diese Wag«, mit »»Versehrte» reinlichen Ans chlägen versehe» sein und sich in gut lockirtrm Zustande befinden. Nach dem 1. August d. I. sind andere Reserven,-gen, al- die mit vorschrifl-mäßigem neuen Stempel versehenen, im Droschken- betriebe nicht weiter zu verwenden und haben diejenigen Droschke,- besitzer, welche dieser Bestimmung zuwiderhandeln, außer der so fortigen Außerbetriebsetzung der betr. Geschirr» ihre Bestrafung mit Geld bi« zu 30 ^l, event. Hast zu gewärtigen. Leipzig, am 3ü. Juni 1889. La» Pattzetamt der Gtgdt Sechzt«. v. L. 3344. Bretschueider. Vrlimümchmg. Bei der am 91. Jaaaar d. I. notariell vorgenommenen neun zelmten Au-loosung der planmäßig »ur Rückzahlung bestimmte» Ob- ligattoueo uuserer Anleihe vom Jahre 1870 sind 1) von den »proceuttge« vdltAattane« dt« Nummer» 43. 137, 188. 3) von den 4'/,pr«ke»tt,en vbltGarlaue« dir N»m- mero 334, 433, 441, 479 gezogen worden. Diese Obligationen werden vom l. Juli d. I. ab an der Lass, de« Herrn «lex. Wrrttzauer hier, Markt Nr. 13. Stieglitzen« Hof. Tr. 0. l., zahlbar, an welche» Tage deren Verzinsung austzürt. Die in trübere» Au«loos«ng,n gezogenen Obligationen sind bi« aus dte Nummern 164ä und ITOck eingelöst worbe». Leipzig, de» 83» Januar 1884. Dervvrftaud »er Israelitischen RrligtonSgemetndc zuLelpzig. Die Gruppirung der Valkanstaaten. E« wird in der Regel al« feststehende Thatsache angesehen, daß der Hauptzweck eine» Kriege«, welcher vo» Rußland aus der Balkaiihaldiiisel entzündet wird, die Besitznahme vo» Konstantinopel ist, und daß in diesem Kriege sich aus der eine,, Seite Rußland mit Montenegro «nd Griechenland, auf der anderen Seite, abgesehen von europäischen Großmächten, die Türken mil Rumänien, Bulgarien und vermuthlich auch Serbien feindlich gegenüberstehea werden. Die Gruppirung der Balkanstaaten in dem Kriege der Zukunft hat eine actuelle Bedeutung erhalten durch die neulichen rumänischen Kammer. Verhandlungen, in welchen Cataraiu erklärte, daß Rumänien in einem etwaigen Kriege neutral bleiben werde, diese Frage ist ferner aus die politische Tagesordnung gebracht worbe» durch den Thronwechsel in Serbien und durch den Trinkspruch de« Kaiser« Alexander aus den Fürste» Nikita von Montenegro, sie gewinnt endlich an Interesse für die Gegenwart durch die im Gange befindlich« Delegation«session in Wien. Rußland« Streben ist dahin gerichtet, die gesammten kleinen Balkanstaaten zu sich hinüber zu ziehen, um der Türkei gegenüber freie Hand zu erhalten, daher die Umtriebe in Rumänien und Serbien und die VcrrusSerklärung Bulgarien«, so lange es von einem Fürsten regiert wird, welcher die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Bulgarien« al« die Voraussetzung seiner Stellung betrachtet. Den, Namen nach sind alle Balkansiaaten unabhängig mit An«, nähme von Bulgarien, welche« zur Türkei im Vasallen- verhältniß steht, obwohl diese« verhältniß wesentlich theore tischer Natur ist. Im letzten russisch-türkische« Kriege war da« ganz ander«. Damal« wurde der Hauptkrieg de« Jahre« 1877 durch eine Uction Serbien« gegen die Türkei etngrleitet, und Rußland wurde noch al« der Befreier der christlichen Bewohner der Balkanhalhinsel von der Türkenherrsckast an gesehen. Da« nächste Ziel de« Kriege» war die Lo«>e>ßung Bulgarien« von der Türkei und dann dte Verdrängung dieser selbst au- Europa. Diese Ziele sind bekanntlich nur zum lleinsten Theile erreicht worden, Bulgarien hat seine Un abhängigkeit voa der Türkei mit der Maßgabe gewonnen, daß c« au« einer türkischen Provinz zum Vasallenstaat der Türkei gemacht wurde, eigentlich aber in Abdänglgkeit von Rußland gerieth. Fürst Alexander war kein souverainer Fürst, sondern dem Namen nach türkischer Vasall und thatsächOch Statthalter Bulgarien« im Dienste Rußland«. So hat wenigstens Rußland da« verhältniß von Anfang an aus- gefaßt. und al« e» sich dann herausstellte, daß die Bulgaren sich mit er solchen Roll« nicht begnügen, sondern unab hängig i > wollten, da trat da» Zerwürsniß zwischen Ruß land und Bulgarien ein. und der R>ß wuide unheilbar, al« am >8 September 1883 die Vereinigung Bulgarien« mit Ostrumel, u vollzogen wurde, und zwar nicht unter Führung Rußlands, sondern nach dem eigene» Entschluß des Volkes, al» dessen Vollstrecker Fürst Alexander austrat. Rußland «hob Widerspruch aegen dieke Veränderung des bestehende» Zustandes aus der Balkanhalbinsel und traf An stalt«, Bulgarien «,t« russisch, Gchutzherrschaft zu teilen. Zu de« End« wurde General Kaulbar» dorthin gesandt, und dir russische Regierung betrachtete es al« selbst» verständlich, daß sich da« bulgarische Volk der russischen Knute unterwerfen würde. Bekanntlich geschah da« nudt. vielmehr gaben die Bulgaren so beachtruSwerth« Beweise von UiiabhänqigkeitSsinn und Freiheitsdrang unter den zu- timmenveu Kundgebuogeu von Oesterreich-Ungarn» Italien und England, während Deutschland und Frankreich eine neutrale Haltung beobachteten, daß Rußland e« nicht wagte, semeu Willen im Widerspruch mit drei Großmächten durch- jusetzen. Daran« hat sich dann allmätig der heutige Zu- tand entwickelt, in weichem ein vom bulgarischen Volke gewählter Fürst unter Duldung Europa«, aber ohne die Be tätigung -er Garautiemächte in Bulgarien herrscht, weiche der Berliner Friede vorschreibt. Rußlands Hoffnungen sind daraus gerichtet, daß in Dul- arieu em Zustand eintreten werde, welcher da« Einschreiten suropa« zur Unterdrückung von Anarchie und deren Folgen »ötdig macht, die Hoffnungen sind aber bisher unerfüllt ge blieben, und ebenso wenig haben Rumänien uud Serbien den russischen Wünschen entsprochen. In beiden Staaten liegen die Verhältnisse so. daß die Agitationen der russischen Se»d» linge zwar nicht ersotglo« geblieben sind, aber ihre vclle Wirkung erst dann äußern würden, wenn e« gelänge» lie Mehrdeit der Bevölkerung aus ihre Seile zu ziehen. Tatz die« nicht geschehe, liegt vor Allem im Interesse Oesterreich- Ingarn« und der Türkei, und deshalb hat die österreichisch- ungarische Regierung ihre» ganzen Einfluß aufgeboten, um einen Umschwung im russischen Sinne in Rumänien und in Serbien zu verhindern. Diese Bemühungen scheinen erfolg reich zu sein, wenn sie auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. E» waren Gerüchte verbreitet über den versuch Rußland«, eine Uebcreinkunsl für den Kriegsfall mit Serbien zu schließen, ja e« war sogar davon die Rede, daß Rußland der Türkei ein Bündniß angeboren habe. Da« erst genannte Gerücht hat sich trotz wiederholter Ableugnung von serbischer Seile hartnäckig behauptet, während die Nachricht von dem dead- sichtigten Bündniß Rußland« mit der Türkei nur vorüber gehend ausgetaucht und dann wieder verschwunden ist. Die russische Regierung hat sich der ganzen Bewegung gegenüber, welche seit den Veränderungen aus der Balkaiihalhinscl, der Thronentsagung König Milan'« und dem Ministerwechsel n> Rumänien entstanden ist, so zurückhaltend gezeigt, sie Hai nicht einmal aus die Ansprache de« Kaiser« Franz Joseph uud aus die Erklärungen d-S Graten Kalnokv durch ihre Organe eine Antwort erlheilt, daß diese Schweigsamkeit und scheinbare Theilnahmlosigkeit besondere Gründe yabcn muß, die dar Licht der Ocffentlichkeit nicht vertragen. Die Türkei hat getreu ihrer seit langer Zeit befolgten Politik der Enthaltsamkeit keinen Schritt gelhan. welcher die Neigung aodeulet, irgendwie sclbsithätig >n den Gang der Entwickelung aus der Balkanhalbinset e>nzugre>sen. Sie hat die Vereinigung Bulgarien« mit Ostrumelien stillschweigend geduldet, indem sie aus die Ernennung eine« General- gouveroeur« dieser ehemals türkischen Provinz verzichtet Hai und die Wiederaushebung de- seit dem 18. September 188b bestehenden Verhältnisse» auch nach dem Regierungsantritt des Prinzen Ferdinand nicht gefordert hak. Die Türkei hat »ur u, einem Puncte gezeigt, daß sie den Ereignissen mit Auf merksamkeit solat, und da» ist geschehen durch die fort schreitende Verbesserung der türkische» Heer>«e>nrichtunge,i in organisatorischer Beziehung, wie aus dem Gebiete der Be waffnung. Als die Dinge vor vier Jahren den Anschein gewannen, daß eine ernste Wendung eintreten werde, ver sammelte die Türkei eine Achtung gebietende HcereSmacht an ihren Grenzen. Dadurch ist wahrscheinlich jeder voreilige Schritt Rußland« verhindert worden, »nv die österreichisch- ungarische Politik hat dadurch eine werthvollr Unterstützung erhalten. Gegenwärtig sind die Verhältnisse nicht so zu- gespitzt. daß die Türkei zu gleichen vorsichKmaßregeln ge nvtbigt wäre, aber jedensall« ist sie heute noch besser au ernste Ereignisse vorbereitet al« damals, und auch darin be steht eine Friebeu«bürgschaft, deren Werth nicht zu unter- schätzen ist. * Leipzig, 2S. Juni. * Anfang Juli beginnen im ReichSamt de« Innern, wie in den anderen Reichsämtern, die Beurlaubungen der Mitglieder, vo» den StaatSsecretaire» und Direktoren bi« zu den Vortragenden Riithen, und die Arbeiten ruhen daher im Weiteren. Auch über die Ausführung der Invalidität«- und Allersversichrrvng, welche am S. Juni die Genchmigung de« Bunde«rath« erhielt, ist irgend ein Beschluß nicht gefaßt Auch für die nächste, wohl etwa« früher al« die letzten Jahre einzuberufende Session de» Reichslag« ist ein Entwurf zur Arbeiter-Versicherung schon vorbereitet. Bereit» vor zwei Jahren machten sich einige hervortretende Mängel in der Kranken-Lcrsicherung fühlbar, man ging an die Au«, arbeitung einer Novelle. Dieselbe wurde bereit« in der Thron- rede vom 22. November 1888 angekündigt; sie gelangte aber au« Rücksicht auf die Erledigung der Invalidität«, und Aller«. Versicherung wedrr an den Bunde-ralh. noch an den Reichs tag. In der nächsten Session wird sie aber bestimmt zur Be- ratbnng gelaoaen. doch wäre e» möglich, daß der Enlwur in Folg« von Beschlüssen zur Alterr-Versicherung noch einige Abänderungen erfährt. * Mit dem 1. Oktober erlischt zum ersten Male da« Mandat der nichtständigen Mitglieder de« Reich«- Berstcherung«-Aml». da die Äahlperiode derselbe» nach dem Gesetze über die Unfallversicherung eine vierjährige ist und 188L die erste Wahl erfolgte. Abgesehen von den nichtständigei, vier Mitgliedern de« Amis aus dem Bunde« ralh müsse» die Grnossenschaft»-Vvrs>ä»de und die vertrete, der versicherten Arbeiter demnächst je zwei neue M-tglieker au- ihrer Mitte wählen. Für jeke« durch die Genosse,ischasl«- vorstände. sowie durch die Vertreter der Arbeiter gewählte Mitglied sind außerdem rin erster und ein zweiter SteUver- Ireter zu wähle». Da« Rrich«verstcherung«antt. unter dessen Leitung d e Wahln, erfolgen, hat schon vor einiger Zeit an Vir betreffenden Stellen ein Schreiben gerichtet, worin zu Vorbereitungen für di« Wahlen veranlaßt wirb. Die Wahl, zetlel mit d«m Namen der Tandibaten müssen b>» zum 1. September an da» Amt ringereicht werden. Innerhalb der Genossenschaften unterliegen dies, Wahlen bereit« Er- örteruagen und Erwägungen, lieber da« ven Wahlkvrpern für die Neuwahl nichtständige, Mitglieder de« Amt» nach dem Unfallversicherung«»!«» zu aewlhrende Stimmrecht hat der BuodXrath a« 4. Apnl Beschluß gefaßt. * Au« Kiel wirb gemeldet: ,S«. Majestät der Kaiser trifft am Montag, Morgen« 8 Uhr, hier eia; officielle, Empfang findet nicht statt. An Bord G. M- Pacht ^ohenzolleru" wird der Kaiser der Segelregatta der arme und um 5 Uhr Nachmittag« der vertheilung der Preise beiwohnen und alSdann die Reise nach Norwegen antreten. S. M Aviso .Greis' wird behus« der Post- Verbindung die kaiserliche Pacht begleiten.' * Ueber den Besuch de« Zareu gehen »uauSoesetzt die widersprechendsten M-liheilungen durch du Presse. E« schreibt einerseit» die „Kölnische Zeitung": Da» kann man sich doch ohne große« Nachdenken auch a» un- emqrwribtkn Ttkllra sagen, bah der Zar nie dem drntschen Koller einrn sörmliche» Gegenbesuch anderswo machen »trd al« t» seiner Residenz, ebenso wie er den Besuch de« denische» Kaiser« tn seiner Residenz erwartet und empiangen hat. Wa« würde der Zar gesagt baden, wen» er im vori ie» Jahre vam »«Nischen Kaiser eine» Brief des Jnbalt» eihilien hüite, Kaiser Wilbelm möchte gern aus seiner Fahrt nach Slockbolm den Zaren begrüßen und bitte ihn deshalb, nach Libau zu kommen und dort seinen Besuch eotgegenznuehmeo. Genau dieselbe Zuinnihung ticktet man na« sehr zu Unrecht dem Zaren an. der jetzt aus seiner Fadrt nach Fred«u«burg beabsichtige» oll, Kiel anzulausen und do lhi» den Kaiser z» bitte». Di« Viälter, die sich soriivähreud Mit solchen Zareureisen zu beschüstige» für Zweckdienlich Hallen, müßie» sich doch darübar klar sein, dag solch« Besuche regierender Her, scher nie am Hose «inseitig sestaesetzt, son dern von Eabmei zu Eobinet berhandelt werden. Lin Gegenbesuch de« Zaren i» aber, w e unzweiieldast sesisteht, am preaßischeu Hose bisher nicht einmal ongeküubig! worden. Andererseits schreibt die „Post": Gegenüber anderwetigen Zeiiung-nachrichteu k»nnen wir mit- thellen, daß in ben vorläufige,, Absichten, resp. Plänen über «ine Begegnung Sr. Majestät de- deuischen Kaiser« mit Gr. Majesiät dem Kaiser Alexander keinerlei Aeuderung getrosten ist. Selbst- velstänblich wird in Hoskre-sen über Zeit und Ort de« Zusammen- Westens der beiden Monarchen Äedennnch beobachtet. Beide Blätter unterhalten Beziehungen zuiu Auswärtigen Amte. Nach dem einen Blatte ist der Besuch de« Zaren »och nicht angekündigt, nach tem anderen müßle man glaube», Ort und Zeit des Besuche« sei von den Höfen bereit« vereinbart. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fährt in ihren Auseinandersetzungen mit ver Schweiz fort. Sie schreibt: Liner der wichiigsten Beschwerdepuucte Deutschland gegen - die Schweiz liegt V. in der offenen Porleinahme der lchweizerischm Polizeibehörden und Beamten für die fremden Soctalrevolutwnaire. Unter den schweizei sichen Lanionolbeamien befinden sich zahl reiche Anhänger der rcvolutionairen Socialtemokratie. Eiark vertreten ist diese Rtchinnq unter den dortigen Polizei- beamte». In dem hinsichtlich der Be»iehungen zu Deutschland «icktigen Lanion Zürich befindet sich die Leitung der Pol-zei in de» Händen eine« ausgeiprochenenSocia-deniokraten. Dieser, der Bolizechauvimonn Fisch«, , tritt bei jeder Gelegenheit oste» jur seine Gesinnung«. geuosien ein. Er lieferte »» Frubiahr 1888 den sorial- denioiralischen Abgeordneten Singer und Bebel da« Material zu ihren Anglisten aui die Regierung drS deulschen Reiche«. Ob- wohl dasselbe zumeist aus Grund unwahrer Angaben der beldei- l>-,ten Svcialrevo utivna re zusamniengestellt war, zu dem osten, kundigen Zweck, aus die preußiscke Regierung und die ihr unterstellien Organe de» Borwurj der Provocl-ilo» zu laden. Io wird e« doch vo» der gesammle» locialievoluitonatren und freisinnigen Presse noch heule dazu benutzt, dir deutsche Polizei anzugretse» und zu verleumden. Auch der Schweizer Bunde-rath nimmt keinen Anstand, sich bei seinen öffentlichen Kuudgebuugen aus die verdächtige» Ermittelungen de« socialoeinokralischen Pouzeihauptmaun- zu siützen und dieselben gegen die deutsche Regierung zu verwerthen. Nei en Fischer suncuoniri in Zürich em eben so bekannler Tocial- revolulionair, nämlich der Adjunct Lang, weicher in allen wichtigen östeniiiche» Beriaiiimlungen der dortigen PaUeii»»glitder -l« Redner ausiritt und sich bemüht, den Haß gegen die denische Regierung, den angeblichen Hon der Reoclion und Tyrannei, zu vermedren. In dem neuesten Belckiwerdesall ist es wiederum eia de» Goeial- demokraten ve-wandler G-siw nng-gcnosse, der B-zirkrhauptmann m Rheinselben, gewesen, welcher im «rreln mit dem socioldemokratischen Gioßraih Sdul-ichlager und dem Schneider Lutz den deulschen Polizei- bcamien aut Schweize-gebiet tu eine Falle lock,« und zehn Doge gefangen hielt. Die deulschen Socialdeniokraten in der Schweiz gaben e« verstanden, aus die doriigen Lautonalregierungen «ine» groß-n Einfluß zu gewinnen, und ihre Schweizer Genossen sind in der Lage, unter M ßbrauch ihrer amilichen Stellung, die deutschen Regierungen z» bekämplen, die socloldemokraiische Propaganda zu lörbern und ihre aus den Uninilrz der bestehende» Staat-- und Gesellsckasi»ordnung in den Nachbacsiaate» genchleten Bestrebungen von dem »cuiralc» Boden der Eidgenossenschaft au« zu verwirklichen. ' Nachdem der Geheime OberregierungSrath Gamp den ihm bezüglich bc« Ruhrkohlenrevier» zu Thcil geworbene» Auftrag erledigt, hal sich derselbe nach dem schlesischen Kohlenrevier behus« Anstellung der gleichen Studien be geben. Bei ver groß n Vcrschievenheil sowohl der Betrieb«. Verhältnisse, al« der socialen und wicthschasllichen Lage der Arbeiterbevölkerung im Osten und W strn werben diese Er- hibungen c»ic wichtige, vielleicht selbst nolhwendigk Ergänzung de« im Ruhrkohlenrevier« gesammelten Material« lieser» uns eine um so größere Gewähr hietr», daß au« dem Austrage nutzbringende piaklische Ergebnisse erwachsen. Auch nur die Richtung andeuten zu wollen, in welcher solche zu erwarten sein würde», wäre verfehlt. * Die .Germania" bestätigt, daß die Eandtdatenliste de« DomcnpitelS von Münster für die Wieder» besetzung de« bischöflichen Stuhles von der Re gierung zurückgewicsen wurde, oder daß wenigsten« die Zu rückweisung sicher zu erwarten ist. Die Liste wird wohl vanach gewesen sein. E« ist bezeichnend, daß da« ultra- montane Blatt mit einer hochgradigen Erregung io der Divcese Münster, ja >m ganze» katholischen Volk droht, welche sich ohne beruhigende Thalsachen nicht wieder beschwichtigen werbe. * Der schon vor längerer Zeit angekündigte Rücktritt de« Regierungs-Präsidenten v- Rosen in ArnSberg von seinem Posten ist Thatsache geworden. Herrn v. Rosen ist die »achgesuchlc Dienstentlassung bewilligt und der Ober- RegierungSraih Winzer in Mmden z» seinem Nachfolger ernannt worden. RegierungSprästveiil v. Rosen hat sein di«, berige« Ami seit l886 bekleidet, nachdem er bi» dahin Ober- Regierungörath in Schleswig gewesen war Er entstammt einer schle«,vig-holst mischen Familie, deren Mitglieder vielfach im dänische» StaaXeienste gestanden haben. Auch der Re- a-erunqSprästoent v. Rosen war bi« zur Einverleibung Schleswig-Holstein« in dänischen Diensten uud auch nach seinem Ueberlrttt in den preußischen Staatsdienst bi« zu seiner Ernennung z»m Präsidenten nur in seiner Heimatb«- provinz thälig gewesen. Er trat in ArnSberg an di« Slell« de« Regierungspräsidenten Lt«>nmai,n, welcher in Fat«« der Ernennuug de« Herrn ». Bötticher »u« Staatsseerrlalr 19>tz
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