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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-29
-
Monat
1889-10
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1889
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Erscheint täglich stütz SV. Uhr. Reteüieu »«tz Erpsdüi»» Johanoctzasje 8. APrrchKunSrn der Nröarlion. Vor«niaa« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. GM MsNISm^ «»»mlrnm» «acht ßch M, «mäL» »ich, »«nahm» her sür die nüchßs«l,e«»e Nummer bestimmte» Iuserute a» «acheuta,eu hi« » Uhr Nachm«»»,,«, au Sam». ,u» Festta,«ufr»» hi«'/,» Uhr. 2» ör» ^ttielru für Zus.-Lnnatzmr. Ott« Klemm. Universtttttstraß« 1. Lauts Loi»e. «athartmuftr. «3 Part. un» K«,lg«pla» 7. uur bi« '/,» Uhr. npMer.Tageblatt Anzeiger. Lrgan sör Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. PlWonnOWOntOPeeiG vierteljährlich 4»/, NN. iacl. Vriaqerloh» L Mk^ barch di» V»ß behage» 6 Vit. Jede »i»»»l»e «ammer »> HI Bele^remplar 10 Hs. »ebahre, für Extr,beließ,, li, r-aebloti.F-rm-t gesgltt» ahur Poftbel«rbern», 99 NU. mit Postbesörderuug 70 Mt. Lnlerntr -gespaltene Petit-eil« »v »r«here vchnsrei »aa» uns. WreGvnzP» Ladellarticher ». Zlffernsatz »ach hbherm tarli. Ueetenen »ater de» Neh«rll»»«Nrlch die «heihalt. geile «OVi. »ar de» 8amttl„»,chltch»»» dt« Sgesvaltr»» keile <0 M. Jaieratr stad Net« a, di« GrhehUt«, » irade». — NabaU mird »ich» «egede». 8ahlu»g praauamaramlo »der d»rch Pag- Nachnahme. 302. Dienstag den 29. Octo-er 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. I Arktische Sparcaffe beleiht LDerthpapiere unter günstige» Bedingungen. Leipzig, den 25. Oclobcr 1889. Die Spareaffen-Deputation. Ziehkinder bttreffend! Areitag, de» I. Atoveimder L88K, Uka«h«ittags vo« 8 Uhr ad t« Katsers»ale der Eeatralhalle. Dir Vorstellung erstreckt sich aus alle bei fremde» — »tcht verwandte« — Personen in der Stadt Leipzig aeanr ein festgesetzte« Ziehgeld untergebrachlen «och nicht schulpflichtigen Kinder, und werden die Ziedmülter. welche aus Ersorver» Auskunft über Naiven, Stand, GebnrlS- ort. Aller und sonstige Familienverhältniffe der außerehelichen Eltern de« betreffenden Kinde« zu geben in der Lage fein müsse», hierdurch ausgesordert. die Kinder gedachter Art am obengenannten Tage im bezrichneten Locale dem Herrn Ziedftnderarzte u«ter Borzetguag de- Zieh» de zieheatltch Lontrolbuche» vorzustrUea. Uueutschuldigte Drrabsäumuag der Dor- stellu»g de» AtudeS verwirkt die Berechtigung zum Halte» vo« Ziehkindern. Leipzig, am 25. Oclober I88S- Der Rath der Stadt Leipzig. ^Ärrnenamt.Z L. L. 142. Ludwig-Wolf. Wenbt. Veckreistg-verkauf. Vom städtischeu Forstreviere B»rgaue können in diesem Herbst ca 1SVV Buud Fichten - Deökreifig, L Bund 25 bezöge» werden. Anmeldungen sind an Herrn Rrvierfvrster Di ehe in Forsthau« Burgaue bei Leutzsch zu richte». Leipzig, am 25. Oclober 1589. De» Rath- Forst« Deputation. Vtebkahls-Vekallnlmachllns. GeVeblev wurven iau» Iller ernaiieter »meiae: 1) < Stück v' schtiehraher Giseubahn-PriorltitS-vbli,»- lione» 4 SOV^l, Nr. 0Ü8.S32 und 028,210, mit Talon» und «eue« llouponSbogen, seit Ansang Juli d. I.: 2) 2 starke kieserne Psestcn, 7 bi« 8 Meter laag, am 14. d. M.. S) ein Paar saft neue kalblederne Stiefel« mit Doppelsohleu. StiftadlLhe» und mit grünem kchasleder gesütter», eine schwarze Hose mit blau- und weißgesireislem Kattuasutter im Bund, eine Uteiherhstrfte mit schwarzen ond weißen Varste», letztere ein „8" darstellend, in den letzlrn 3 Wochen; 4) ein Fiige-H«bel, zwei Doppel-Hobel. ein Fuchsschwanz, vier Hobel-Ktseu und zwei Ztehkliugen, inuerhalb der letzten vier- zehu Tage; 5) ein Mann«-Jackrt. getragen, blau- und brauncarrlrt. Vov dnnAem Stoff mit einer Neide KnSpse, eive Wtnterhose, ueu, von dunklem starken glatten Stoff, ein Paar Stteselu» geiragen, lang, schäsiig, neu besetzt. mit Ablatz-Lisea, vom 11. di« 12. d. M.; -) ei» Geldiaschchen, schwarzlederu. mit ivetzem Schloß, darin 4» ^ in einer Dovvelkrone, einer Sroae. sowie Silbermünze, ein kleine« ToupOii-Buch mit der Vezeichanag: „Slestauratiou Timpe", am 18. d. M; 7) ein v«rtem«»uate, schwarzlederu, mit <»» Mart in einer Relchebauknoie 4 100 Mark, sowie div. Gold- und Silbermünzen, außerdem S Mart, io einem Thaler vom Jahre 1814, einem preuß. KrSnin>g«thaIer und einem daher. 2>Marksiück mit Bildoiß Känig Otto'«, am 14. d. M.; 8) 2 Messtua-Ttzürdrücker, ei»er i» Form eine« Pferde«, vom 14 bi« 15. d. M.; S! 19 Wart io Silber- «ob Nlckelmstu»«. el» Arbrtt»buch, ein Oerh,nh«h«ch »ob 2 WohuungSscheiue, aus Ernst Georg «chnster Ia»tend, vom 14. bi« 15. d. M; 10) ei»r weiße Bettdecke. 10 weiße Handtücher, ü." gez.. 9 weiße Kuttuuhembe«, 6 weißr Kt»hrrtze»he«. 6 welb« Kinder» Litzche», 2 weiße Schürze«, ein weiße« Wickeldett, einige weiße gehitelie Dkch-, Saptz»- und E,««,den»Leckeu, 2 weiß- und roihcarrirt, vettüderzuge, V, Dutzend T»scheulücher. ^l, 0.' gez., '/»Dutzend Taschentücher, blaugesireilt. u,d ein weiße« Tisch tuch, am 17. d R.; 11) ein» Kafteu-Karr«, »temlich neu, „T. S." gez., »om 17. bi« 19. d. M.; 12) et, herdK-Uedertzteher. ziemlich la»g, von dnnkelarauem, geriestem Kammgarnstoff, schwarz gefüttert, mit verdeckter Batterie, überfvonueae» SaSolen u»d Stoffhenkrl. am 20. d. M. Abend«: 18) eine goldene Ankrr»Kr««ut»ir»llHr mit S«o»d«. gerieftem Nand, Rückseite mit Wappen und kranzariigcr Berztermig nebst aa- HLagnwer Nickeltette, am 21. d. M.; 14) ein Negenkchir», fast neu, mit lchwarze« Gloria bezug, gelbem Rehrstab mit Krücke und gelber Glocke, am 28. d. M. 1b) rtur k»rz, golden, Gltedertette mit verschlvngrae» »ledern, am 28. tz. M t 18) ein» silbenn >r»O»t,ir»I»li«her-«hr mit Goldrand. Serund« rmd der Nummer 22.794, nebst ovhSogeoder laaggliedriger Nickel kette, am 14 d. M.; 1?) »in Geldtischche« mit weißem Schlbßche». enthaltend -8 M«rk 1, 9 Dovvelkrone», einer Krone, sowie div. Silber- münz«, vom 28 bi« 27. M.; 18) ein Stuterüderzieher vo» glattem, olivfarbigem Stoff mit Sammetkragen. 2 Reihen überfponaenen Knüpfen, schwarzem Lchooß- nab gestreiftemAermelfutter und Ketichrnhrnkel. am 28.d.M.; 19) eine silbern« Ttz1iuher«Nr«,ut«tr»Utzr mit doppeltem Goldrand. Sekunde, Rückseite mti blmnenaritger Gravirung und wahpeuübttlichem Schildchen, am 26. d. M.; 20) »tu» kleine silberne drfecte LhIiNderuhr, ,h»e Secuade, Rückseite mii kranzartiger Verzierung, am l7. d. M.; 21) rta Handwagr», vierrädrig, blauqestrichen, mlt Kosten- -»statz, daraus 2 Kiste», ge». ^9" und,349", enthaltend - Gchock Ktsr, 8 leere Kisten. 2 leere große Vastsicke und ein Stück E8üMt>AlMue. am 26. d. M. Etwaige Wahrnehmnnge» über de» Verblieb »er »ßnhlene» Genen stünde wer über den Dhüter sind «grsänmt bet »nserrr Ernnttmi-Ndtbea»»« »nr «nteiq» »a bring»». Lettztzla. am 28. Ottober 1889. Ta» Paltzeiawk »«r »1«»» Lrihzi,. vreischaelbee. D. Bar einigen Tagen wurde einem hiesige» Droschkenkutscher palt eine« Sftttnarkstück« ein 20-M«rkftück zur Beendigung de« Neubaue« de« der hiesigen Schwimmanstall«»Actiengesellschast gehörigen Frauenbad»« wird von jevt ob der »oa dar Schraherbrücke au» Uber die sog. Heubrücke auch deu Sehrebergärtr« führende Weg für den unbefugte» Verkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Oktober 1889. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Herwig. Die Leparalionsbkstrebringrn m Oesterreich. Die qegenwürtige Session der österreichische» Landtage svrdert Erscheinungen zu Tage» welche da« Ergebniß einer seit 22 Jahren verfolgten Politik sind, die jedoch auch in deu ibatsächlicheu Verhältnissen ihre theilweise Begründung sinder». DaS Strebe» aller in Oesierreich-Ungarn wohaenben Völker schaften ist seit Ausrichtung de« Duali»mu« darauf gerichtet, ein Sonderdasein zu führen, ihre eigene Sprache in jever Lebenslage, sei sie öffentlich oder privat, zur Geltung zu bringe», und die Regierung nur al« die Stelle zu betrachten, welche die Ausgabe hat, die nationalen Wünsche in jeder Be ziehung zu befriedigen. Daß die Regierung den Anspruch erhebt, allen Völkern der Monarchie eine gemeinsame Armee sprache vor,uschreiben, erachten die slawischen Völkerschaften al» einen Eingriff in ihre Rechte, die Ezechen würden aber kaum elwaS vagcgen einzuwenven finden, wenn ihre Sprache Armeesprache gewählt würde. Der lächerliche Streit. )er jetzt vo» Ungar» au» entbrannt ist, wegen de« zwischen den Bezeichnungen kaiserlich königlich ciiizusüzenven Wörlchen» und" hat auch eive sehr ernste Seite, denn er ist eingegeben zu» « wnche tu Kehl«», ae«»ben, Ast» »ubekeoitt» verlaftlräger , kan» den th» »»stehende. Betrag gegw ^tz-riz« Legitimation und Zahlung der raistoudeue» Koste» a nowezeichoeter Amttstelle ln Lmpsong uehwe». Leipzig am 26. Oktober 1869. . ^ K-- G-ltzei««t 9er »tutzt Leist»«». Vll. »Ü0A Vretschuelber. «l. von der Eifersucht der transleithanischen Rcich-Häifle gegen di« cirleilhanische. und eS ist ein wahre« Wunder, daß die ungarischen Reaimenter nicht ihre eigene Natioualfahne be anspruchen, ein Theil der Opposition verlangt sie ohnehin, wie der Antrag beweist, den LanvrSverthridigung«l»inistrr Fejcr- vary », den Anklagezustaud zu versetzen. )er redseligste und eifrigste Verfechter der staatsrechtlichen Lo«trcnnung Böhmen« aus dem Gesammtverband« Oester reich«. Gregr. hat einen eigenthümlichen Weg ringefchlagen, um diesen Zweck zu erreichen. Er schließt au» der Thal» lache, daß sich brr DualiSmn» nicht bewährt habe, auf die Nothwenvigkeit, den TriaiiSmu« aa seine Stelle zu setzen. Man sollte meinen, daß di« Rückkehr zur staatlichen Einheit der allein richtiqe Weg wäre, um einen solchen Grundfehler der staoilichen Organisation wieder gut zu machen. Herr Grrgr bat aber seine eigene Art, die staatlichen Verhältnisse zu benrtheilen, ihm ist besonder« da» Deulschthu», ein Dorn im Auge, und damit diese« da« erforderliche Gegengewicht erhalte, fordert er die Ernkuerung de« Königreich« Böhmen und die Wiederherstellung feiner früheren Siechte. Dir Be gründung Vieser Forderung ist so unbegreiflich, daß man vergeblich nach einer andern Erklärung dafür sucht, al« sie der Deutschenhaß gewährt. Äregr sagt wörtlich: „Die Ber- fassung-gesetzk haben DaS nicht erfüllt, war sie versprochen, sie haben da- Reich in zwei Theile zerrissen": da« ist zweisrlto« richtig, deu» seil Einsübrung de« DualiSmu» ist da« Deutschihum Schritt sür Schrill au«Ungarn verdrängt worden, und r« machen sich jetzt dort nationale Bestrebungen breit, die jever der- nünsligen Grundlage entbehren und die schlimmsten Gefahren sür die Zukunft in sich schließe». Der Kampf um da« neue Wehrgesetz, welcher trotz der Annahme de« Gesetze» noch immer sorlwirkl und in der leidenschaftlichen Opposition eine» Thrile« de» ungarischen ReichrlageS gegen TiSja Ausdruck findet, ist ein haubgreiflicher Bewei« dafür, daß die durch die Gesetze von 1867 i» Ungarn begründeten Zustände keineswegs als fest und dauerhaft gelten können, sondern daß ter Kampf in dieser oder jener Form so lange fortgesetzt werden wird, Ki eme neue bessere Gestalt de» Ausgleichs gefunden ist. welche die Rückkehr zu normalen staatlichen Zuständen aabahnt. Woher rühren die fortwährend in der Steigerung begriffenen Ansprüche der Ezechen? Ihr Ursprung weist auf den Dualismus zurück. Sie sagen: Wa» den Magyaren recht, ist un« billig, wir wollen auch unfern historischen König. unsere besondere Regierung haben mit glerchbcrechtigter Sprache. Wa« hat Trantleithaiiien vor Böhmen voran«? Wir können mit demselben Recht auf unsere historische Entwickelung ver weisen und un« dagegen verwahren, daß man un« al« Material für Eentralisalioiwbestrebungen betrachtet. Der Duaii-mu« war besonder« deshalb für Oesterreich so vrrhLngnißvoll, weil er die Nationalitätenfrage aus die politische Tages ordnung gesetzt hat. Jetzt kamen die Nationalitäten von allen Seiten aus die Regierung eingestürmt und verlangten die Wiederherstellung ihrer angeblichen historischen Rechte. Den Ezechen folgten die Slowenen, in Ungarn traten die Kroaten aus, dann kamen die italienischen Jrrebeatisten. und jetzt sind dir Tiroler bereit« so weit, daß sie eine» besoaderen Lanvtag sür Wälsch-Tirol verlangen. E« ist eine sehr veachtenSwerth« Erfahrung in dem Nationalilätenkampfe in Oesterreich-Ungarn, daß den Ver fechtern de« Nationalismus der Blick für da» Ganze voll ständig verloren gegangen ist. Au« dem ganzen Kampfe erhebt sich niemal« eine Stimme für ein starke« einheitliche« Gesammtvaterland, jede Nation will nur ihre Sonderrechte gellend machen und veklagt sich darüber, daß die Deutsche» doch immer noch die Hauptrolle iw Staate spielen. Man beneidet die Deutschen darum, daß ihre Sprache die StaatS- und die Armeesprache ist und findet, daß ihnen dadurch ein viel zu werthvolle« Vorrecht vor den Übrigen Nationen ein geräumt ist. Diese einzige Thalsache genügt, um die Ver derblichkeit der versvhvung«pollUk in ihrem ganzen Umfangt zu zeigen. E» war sicherlich «in bedenklicher und ent scheidender Schritt, welcher zur I«sr>chtung de« Dua liSmu» führt», aber angenommen, er wäre nicht zu vermeiden gewesen, so mußt» er wenigsten« de» Kbschl» der separatistischen Politik in Oesterreich-Ungarn bilden. Je gefährlicher sich da» neue Princip in Ungarn selbst erwie«. desto mehr mußt« man io Oesterreich daraus bedacht sein, die Bewegung nicht uach EiSleitbanien hinübergrrifen zu lassen Ein in sich fest gegliederte» Oesterreich halt« hinreichende A jiedungSkraft nach Ungarn, um dem Uebersprudel» de» Maqyarenthum« Schranken zu setzen, während «i» von der »rsryenden Wirkung der Nationalitätenpolitik ergriffene» Oesterreich sich genvihigt sieht. Ungarn immer neu« Zuge ständnisie zu machen. Die Berhaudluugeu de» böhmisch«, und tyroler Landtage« indsürdaSLerständnißderNationalitätenpolitik außerordentlich lehrreich, sie zeigen, wohin eia EtaatSwesen schließlich geräih, welche« de« feste«, uach allen Seiten wirtenden Mittelpuuele« entbehrt. Die Aufwerfung der böhmischen SlaalSrechtSsragr, wie da« verlangen de« Tiroler Landtage« nach einem beson deren Landtag» sür Wälschtirol sind Uebergriffe in eine Sphäre, welche der Zuständigkeit der Landtage entzogen ist. Uebrr staatsrechtliche Fragen hat nur die Gesammtregierung unter Mitwirkung der Volksvertretung zu entscheide», den Landtagen sind ganz bestimmte Grenzen sür ihre l^bätigkeit gezogen. Uder nachdem der böhmische Land tag gesehen hat, daß er nur zu fordern braucht, um aus <-«Währung rechnen zu können, so haben sich auch andere ändr»vertretungea aus denselben Stanvpunct gestellt, und e« steht noch keineswegs fest, ob nicht auch diese neue Bewegung mit einem Siege der ungebervigen Landtage enden wirb. )a« Ministerium Taaffe hat in den zehn Jahren seiner Wirk- amkrit nun bereit« so viele Mißerfolge mit seiner Bersvhnung»- pvlitik erlebt, daß man meinen sollte, e« müßte endlich den Muth Verloren haben, aus dem bi«herigea Wege sortzusahren, aber da« Ministerium saugt seine Kras« au« der gegeowärligen Spannung, welche ganz Europa ergriffen hat. und au« der Schwierigkeit, den langen Weg eine« Jahrzehnt« wieder zurückzumachen. E« ist gewiß sehr schwer in einer Zeit, in »eich« der lkaiionalitatSgevanke mehr und mehr erstarkt, «in au« so vielen verschiedenen Nationalitäten bestehende« StaatSwese» wie Oesterreich-Unoara ru centralisiren, aber di« wichtigste Angelegenheit, die Armeesrage, hat bisher immer an» dem lkationaiitätenstreit auSgesondert werven müssen. Diese That- ach« allein genügt vollständig, um die Verkebrtheit der Natio nalitätenpolitik zu erweisen. Ein einheitliche« Oesterreich ist aus die Dauer nur unter Führung Deutschösterreich« aufrecht zu erhalten, da« ist so klar, daß kein BersöhnungSrifer daran etwa« zu Ludern vermag. * Borchardt). kirchliche Versorgung der Deutschen im amerika berathrn werden. Gegründet wurd« di« Diaspora« Eonferenz im Jahre 1882 von kl deutlcheu evangelischen Geistlichen, di« längere Zeit in deutschen Gemeinde« de« Ln«» lande« thätig gewesen waren, zu dem Zwecke, da« Band wischen dem Mutterland« und den deutsch »evaugrlischrn Alauben«genoflen im Au«lanve zu befestigen, di« Keautmß der Arbeit der evangelischen Kirche im Ausland« zu verbreiten und Theilnahme für dies« Arbeiten zu gewinnen. E,u Bild von der Thätigkeit der Diaspora-Eoosermz giebt da« jede« Leipzig, 29. Oktober. * Wie man der „Politischen Eorrespouden," au« Rom meldet, werben Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und Kaiserin Lngusta Viktoria auch aus der Rückreise au« Konstantinopel den Weg über Italien nehmen. Nach den di«her,gen Dispositionen wir» da« Aaisrrpaar am 11. November in Venedig eiatrefsea und sich von vort nach Monza begeben, wo ein zweitägiger Aufenthalt in Aussicht genommen ist. Am 12. November soll eine große Jagd im Schloßpark von Monza statistnden, während sür den nächstfolgenden Tag ei» AuSsiug aus dem Eomo-Se« geplant ist. » Wik berichteten vor Kurzem, daß Fürst Vi-marck zunächst noch nicht nach Verli» znrückzukehren beabsichtige. Wie der „Schlesischen Zeitung" geschrieben wird, soll ter Kanzler die Absicht haben, in diesem Jahre Friebrich-rud überdaupt nicht mchr zu verlassen uno erst zum Geburtstag« de« Kaiser» wieder nach Berlin zu kommen. * Interessant ist daS Verhallen der Fortschritt- Presse der Freytag'schenSchristgrgcnüber. So leistet sich da» bekannte Richler'sche Reptil, die „Freisinnige Zeitung" folgendes Uriheil: Gustav Freytag hak. wie man ia parlamentarische» Kreisen versichert, in den letztkn Jahren wenig oder gar keine persönlichen Leiiehung-u zu Sailer Friedrich gehabt. Man will daher wissen, dntz gewisse adlällige Betrachtungen, welche er au« dieser Zeit über Kaller Friedrich und seine Gem-Hlin onftellt und die im Wider- iprnch stehe» »a leine» eigenen Angabe» ant derjenigen Zeit, in welcher er selbst noch mit Kaiser Friedrich tn Beziehung stand (!) lediglich beiiiislnßt sind von jkuem Elrkel außerhalb Preußen«, der die vrivaten Geldinierellra seine« Patrou«(?) dnrch dlekatserinFrtedrich verletzt glaubt. Ander» schreibt die „Bossische Zeitung": Selten ist ein» polllisch« Schrift so sehnlich erwartet, so elsrig gelesen, so verlchtedenariig beurtdri» worden al» die Erinaerou«»- blittrr Gustav Freytag'« über Kaiser Friedrich. Wir haben au« dieser Broschüre einige Bruchstücke mllgeiheili, ober ihren Inhalt auch nicht annähernd erschöpft. Ohne nnler eigene« Urtheil gelange» za geben, haben wir der zahlreichen werihvolle» «us- NLriingen gedacht, welch« der Dichter über deu Heimgegangenen Herrscher giebt; wir haben bevaaert. daß sich manche« herbe, vielleicht nur aus unverbürgten Gerüchten beruhende Urtheil in die Darstellung de« Versass re eingesch ichen hoi Aber darum sind wir weit eui- lerut, in die medr ach geäußerte Ansicht eiuzustimme», al« Hab« Gustav Freylag au» Liebedienerei gegen die Leb,«den einem Dodtea Unrecht ihn« wollen. Urber rin« solche «ufsassnng ist der Dichter erhaden; ihr widerspricht auch der Inhalt der Schrift so dand greiflich, daß un» die Eu'ftedung diese« Verdachte« uuvtksiändl>ch ist. Offeadar hnt Gustav Freytag lediglich geschrieben, wa« er al« Wahrheit rmpsnndrn hat, und so berechiigt und aothwendig r« ist. seine Darstellung einer Nachprülnng und Berichtigung zu unter, werlen, s» wenig ist «< gestattet, sein« Beweggründe in ein zwriseldafte« L'cht »» stellen. Im Äegenthell. wir kSnnen die Schrift, wiewohl sie mancher schönen Vorstellung über Kaller Friedrich ent« aegtuiritt, nicht angelegentlich genug der allgemeinen Beachtung und Beherzigung empfehlen, weil sie. well einlernt vo« jedweder Lob hudelei für die Machthaber, eine so stolze Manne«iprache sükri, wie man sie heul« nicht läufig hört, und d u Großen so viele herbe Wahrheiten vorhült, wie li« wenig Dichter deute zu verlaulboren den Mnih finde». Dir F-ftstellnnq der Zurückhaliung, welche Fürst BiSmorck der Kalleridee gegenüber beobachtet«, wird dem Kanzler schwerlich willkommen sein. Die Mlirheilungea über Rogaenbach, Sir Robert Klarier, Großherzogia Alice werdra an einflußreichen Stellen nur Unbehagen errege», von «iudrtngllchfter Kratt aber und der Gegensatz »» allem Vyzantin>«n>u« sind dir «»«sassungea de« Dichter« »der die Lächerlichkeit einer Einrichluag wie der de« Iobannlterordrn« »nd der Anmaßungen de« Adel«, über die «e- sadrr» einer übermäßigen Repräsentation und äußere» Pracht de« Katseithuw», über die Reden, welche Fürsten nach sremden »nt würsea halten, über den Schaden, den die Reiche durch die Fiigiam- keit und Unteiwüiflgkeir der Parteien leiden, über da« Kaiser» ceremoniel und viele andere Dma«. Der Dichter lüg« seinem Küch lein «in tm Jahre 1871 veräffenilichle« Zwiegespräch über die Kaiserkrane bei. >u welche,» e« beiß,; . . . . E« fordert sich jede Zeit den Man», Da« Volk selbst z>«ht sich die Fürsten, ob gut. ob arg, heran . Den» Eelavensia, der Diener macht Fürstennackea steif, Geschmeidig Fügen de« Botte« brschmerl ch den Kraaenreik . . . Iß da» die Sprache eine« vyzonliuer«? Rein, der Dichter ha» keine Parteischrift geichrieben: er mag verletzen düben wie drüben Aber ob er immer manchen Nimbu«. den d,e Liebe de- Volke« um Kaiser Friedrich gewade» ha», «»baimderzig und, w-e wir meinen bisweilen auch ungerecht zerst-rt: seine Schrift soll offenbar eia Weckens sür da« drutich« Volk lein, und dieser Ruf verdient, gehört uud beherzigt z, »erde», aus deu Höhen der Macht wie in den riefen de« volle«. * Dir diesjährige Versammlung der Diaspora-Eon serens wird am 18. und 14 November m Frankfurt a/M abgehalten werden. Folgende vorträgrsind angemribet: „Die evangelisch« Kirche in Rußland" (Eonsistorialrath 1). Dallon); Im Anschluß an letztere» Bortrog soll utschea im westlichste» Rord- von 0r. Vorkbardt; „Die evangelische Kirche in Jerusalem und P . ihre LiebeSarbeiten" von Pros. vr. Reiuicke; „Die deutsche «r evangelische Kirche in Südamerika" von vr Ü)orchardt; „Die deutsche evangelisch-lutherische Kirche in Südafrika" v»n N ssionldirector Wangemann: „Die deutsche evaagelrschc Kirche in Rumänien" von Pfarrer Rode: „Die deutsche evangelische Kirche in der Süosee, besonder« aus de» Hawaiischeu Inseln" u. s. f. Auch die Berichte über die einzelnen deutsch- evangelischen Gemeinden in Brasilien, im Eaplaude, in Trans vaal und Natal, in EhUe, in Li»- und Tran«kaukasien, aus der Halbinsel Krim u. f. w. sind von Hohr« Interesse. Mit glieder der Diaspora»Eonferenz können alle Diejenigen werden, welche a» der Fürsorge sür di» kirchlich« Pfleg« der evangelischen Deutsche« im Ausland« mitzuwirk« bereit find und sich zu einem Jahresbeitrag von mindesten« 1 8» ^ verpflichten. Anmeldungen nimmt k. vr. Borchardt in Ummenvorf im Regierungsbezirk Magdeburg entgegen. * Da«Präsidium de« «ürttembergischeuKriez »un de« erläßt eineu Aufruf aa die Vereine »ud Mitglieder de« Bunde«, in welchem um Beiträge zu dem Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyfshäuser gebeten wird. Di« norvdeutschen Kameraden haben bereit« 800 000 u» zusammeu- edracht. Um jedoch ein Denkmal aus dem Kyfshäuser her- lellea zu können, da« der nach Hunderttausendea sich bemessenven Anzahl der deutschen Krieger würdig ist, bedarf e« noch den vorläufig angestelltea Berechnung«» mindeste«» der doppelten Summe. * Am Sonntag um »/,l2 Uhr wurd« der Landtag für da« Fürsteuthum Reuß jüngerer Linie in Gera durch den Herrn Staatlmin,ster Excelleuz »oa Beulwitz mit einer kurzen Ansprache eröffnet, von de« neuuzehn Vor lagen seien der Entwurf de« Etat» für di« Fiuauzperiod« l890—-92. der Nachtrag zum SkaalSdertrage über d»e Zu- 'ammeniegung der Bezirk« mehrerer Landgericht« zu aeuiem- amen SchwurgerichlSdezirken, da« Gesetz über di« Erhebung der Elasten- und classistcirlra Einkommensteuer, da« Gesetz Uder die Aushebung de« Sportelzuschlag« uad der Voran« chlag über den jährlichen verwaltungSauswand der. Lande«- parcassen aus die Finanzpcriobe 1890—92 erwähnt. Für Schulbauten wird der Landtag um Gewährung von lO OOO i»r Wurzbach, 5000 sür Langenbrra. 5000 für Zwötzen, 400 sür Saaldors und 200 ^6 sür WernSbors ersucht. Mit «iarm dreimaligen Hoch aus den regierenden Fürsten schloß der Alterspräsident die Sitzung. » » « Da« Gerücht, Priu, Ferdiuaud »on Eoburg habe sich mit der Tochter de« Herzog» von Alengon verlobt, scheint sich zu bewahrheiten. E« wird der .Nationalzeilung" gemeldet: „Wien, 26. Oktober. Bon kingeweihler Seite wird mir bestätigt, daß die Verlobung de« Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin von Atenyon statt- esundea Hab«. Nach einer mehrstündige» Eonferenz de« irinzru Ferdinand mit Herrn Natschewitjch wurde die Ein berufung der Sobrauje ausgeschobeo. Der Prinz dürfte am Montag uach Sofia zurllcktrhren." « Wie au« Lettin je gemeldet wird, ist di« erste Partie der nach Serbien au-wanderndeu Montenegriner, etwa 500 Individuen, nach ihrem neuen Vaterland« abge gangen. Dieselbe ist in sehr knapper Weise mit Leben-Mitteln für 15 Tage versehen worden. Der Fürst von Montenegro ließ durch eine» Serdar unter di« Au«wanderavrn kletne Geldbeträge vrrtheilen. Eine zweite, numerisch stärkere Ab theilung dürste sich Ende de« Monat« in Bewegung setzen. Laut amtlicher Mittheiluug de« serbischen Minister« de« Aus wärtigen, General» Gruic, werdea die zur Versitzung brr Negierung stehenden Ländereien im Toplitzer Kreis« deu Ein wanderern überlassen «erd»», deren Marschroute au« diesem Grunde zunächst über All-Serbien besftmwt wurde. * Da« letzte liberale Ministerium in Belgien hatte ein Schulgesetz vurcharbracht. nach welchem ia jeder Gemeinde eine öffentliche conscssionriose Schule eingerichtet werden mußte. Als die Klerikalen im Jahre 1884 wieder an» Ruder ge langten. änderten sie das Schulgesetz dah« ab, daß «ater gewissen Bedingungen sogenannte „freie", «eist von aeistlichen Gc»osse»sch«stea geleitet« Schulen a» Stell« der öffentlichen treten konnten. Nach einer kürzlich ausgestellte« Berechnung haben aus Grund diese« Gesetze« 247 Gemeiudea ihr« öffent lichen Schulen aufgehoben. * Au« Japan wird gemeldet, daß da« Ministerium Okuma seine Demissioa gegebe» hat. jedensall« in Folge de« Widerstande«, welchen dasselbe in Betreff »er Handels verträge mit den Vereinigten Staaten, Deutschland und Ruß land gesunden hat. Di» Opposition, welch« sich ,u« Eonser- validen und Radikalen zusammensrtzt, hält e« für gefährlich, Ausländern ko« Recht der Enverbung von Grundbesitz zu gewähre», und sie betrachtet e« al» eiuen Schimpf, de« an dem obersten japanischen Appellatioa«gericht«hof für solche Sachen, in denen Aulltindrr erscheinen, ans di« Zeit von 12 Jahren nach dem Inkrafttreten der vertrüge vier au«, ländische Richter angestellt werden sollen. Dir Erregung über dies« Punele. dir sich besonder« in der Press« kundaab. war schon vor 8 Wochen e»»e ungeheure. Ja ihrem Bestreben, di» Hauplschreier zu unterdrücken, batte die Regierung in Tokio allein über sieben Zeitungen dir Suspension verhängt. Dazu kam noch eine ganze Reibe im Land« erscheinender Zeilungen. welch« dasselbe Schicksal betraf. Da» aesährlichste Element sind di« Soshi. eine Art jugendliche» Proletariat, d e sich bereit« zu den abraleuerlichften Schritten haben ver leiten lassen. So beschlossen sie kürzlich, durch «ine Deputa tion allen auswärtigen Gesandten ei», Eingabe zu über- reiche», worin si, gewarnt »mtzeu. die Hiet^gi i, ih«.
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