Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-22
-
Monat
1889-10
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1889
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SSSB üutzs'st e-llnflsgen Bedspgiingen wieder angesteHt wurde — al» Ceulro'.eur sür den Nulcneruck. * Z» den, Besuche Kaiser Alexander'» in Berlin w'.lv cer „Prlitlschen Correspontenz" au- Lunde» unler dem >6. d. eieschri-.de»: Berichte, l e mir guten Quell-n übkr di» Ergebn ffe des Zaren, besuchc« au) Berlin hierher aclangten, lassen überschwängliche Hoff nungen cdrnso ue-i-g wie pessimistische Aussaffun^ auskommcn. S>e stellen zweierlei klar: daß poüliich N^chk-Z vereinbart und pact-rt wurde, da aus diesem Gebiete auck mit keinerlei crmcreier An forderung oder auch nur Anregung an den Kaiser von Rußland herangetreten wurde, daß aber — und dieses zweite Moment wirb in den erwähnten Berliner Berichten mit besonderem Nachdruck betont — in dein pcnSnIiche» Verkehre deS Zaren mit dem deniichen Kaiser und dein keulfti'u Reichskanzler, nachdem die erste Eiskruste geschmolzen war, ollmälig ein warmer, stcundschasilichcr Ton zur Geltung gekommen, der früheren Begegnungen des Zaren Alexander III. mit dem deutschen Herrscher und deutschen Staats- münnern gegenüber als rin sehr erfreulicher Fortschritt be- zeichnet werden müsse. Das sei denn auch der wesentliche, >a einzige Ersola der jüngsten Entrevue, daß Kaiser Alexander auS seiner sonstigen Verschlossenheit herau-getreteu und sich persönlich mit seinem Nachbar - Souveraia aus den Fuß so intimer Vertrautheit gestellt habe, daß hiervon eine gewisse Rück- Wirkung auch aus die politischen Beziehungen beider Reich» zu er warten sei. Für den Moment bleibe allerdings Alle« beim Alte», und selbst Fürst BiSmarck, dessen Auseinandersetzungen vor dem Zaren wie begreiflich ouSschließead politischen Inhalts waren, soll sich daraus belch äakt haben, dem Herrscher Rußland« den durchaus srudlichea Lharakter der Politik de- deutschen Reiche« und seiner Verbündete» darziileqeu, odue aus irgend eine der uaheliegeuden coacreten Fragen einzugeb-n. Wa» die Stellung England« betrisst, wird >o deu der Regierung befreundeten Kreisen daran seftgehaltea, baß das Labinet Salikb-ry da« Land in Seiner Weise engogn t dabe, unv daß, so erfreulich auch die gelegentlich de-Besuchet des Kaiser- Wilhelm II. demonstrirle Freundschaft mit dem deutschen Reiche ilt, und so vssenkundtg d>c Sympathien der gesammten öffent- lieben Meinung in England den Friedens-Tendenzen der Tripel Allianz zuaewendei sind, die Vertbeidlgungötrüfte de« Lande- bisher in keine: Art für die Zukunst cngagirt worden sind. ES bat guten Eindruck gemacht, als >üngst ein Wort de- deutschen Kanzler« be> kann! wuroe, daß sei« dem Besuche de« Kaiser« Wilhelm ln Osborne der Friede Europas zuversickllicher als zuvor verbürgt sei; doch ist auch der Commenkar, de: diesem Kanzlerworte nachgeschickt worden und der dahin ging, daß diese Besserung der kilnalion nicht irgend einer neuen Vereinbarung oder dem Beitritte England- zur Tripel Allianz, souderu ausschließlich der bei dieser Gelegenheit demonftrirten imposanten Kraß der englischen BertheldigungSkriite zu danken sei. sehr nachdrücklich bemerkt worden. Mau kano g-wiß sein, baß, wenn in der nächsten Parlaments-Session »iu neugieriger Radikaler, wie e« schon so oft geschehen, interpellire» wird, ob die Regierung den Lontinental-Mächten gegenüber irgend tiae vertragsmäßige Ver pflichtung übernommen, die Regierung prompt wir bisher antworten Portugal dl« Ruh« zu bewahre» und den Verlache, repntliknuischee Elemente erfolgreich zu begegnen, welche eine «bensche Republik über die ganze Halbinsel hin erltrebieu. Der Komps mit den Ultramontanen zog sich durch die ganze Regierung de- König- hinduich Er botle 1862 zueist den Uiberlieleruvgen Portugal« seit den Tagen Pomboi« gemäß gegen Uebecgr ffe der Priester eiuschreiteu müsse», als er dann die Tochter Victor Emaiiuel'S, Maria Pia, geheiralh-t katte, kam eS zum er- neuien Hader. Prinz Amareu«, den sein k mglicher Vater nach Lissabon gesandt haue, um dort seine Stelle ol« Pathe bei dem jüngsten Enkel zu vertreten, niußte unv,rried>eler Sache abreisen, weil die portugiesischen Bischöie den exconimiinicirien König nick» ol« Palheu zulasten wollten D-e Enrykl-ca de- Papstes und d-n Syllabu» zu verkündige«, wurde 1864/65 de» Geistlichen von der Negierung in Poriugol untersagt, u-d zwanzig Jahre später cnveille sie dem Erzbischof von Goa und dem Bischvl von Guarda einen strengen Verweis, weil sie ohne königliche Genehmigung oie Cncyk.ic» „Lunravum xeuus" veröffentlicht Hallen. Auch de» Bei suchen der Ultrainonianrn, in Portugal sUr Don Carlo« Mannschaften zu werben, wurde im Einvernehmen mit dem ganzen Lande ihaikiösng begegnet, nicht minder den Bemübunqen, den aus Frankreich vcr- triebenen Jesuiten eine Zusluchl-siatle zu gewähre». Im engen Zusammenhang« mit dieser Haltung de- Königs stehen die von ihm durchgeiudrle« Verbesjerunge» de« BollSschu wesen«. Der obligaio- rische Elemeniarunterricht wurde zum Gesetz und die Lehrer wurden mittelst Gehaltserhöhungen aus eine höhere sociale Stufe gebracht. Den Lolonien ist unter König Ludwig besondere Beachlung gewahrt worden. 1862 gewann Portugal durch de» Vertrag von Tieulsia von Lhina die Anerkennung de« Besitze« von Macao. Ja den letzten Jahren kamen vor allen die afrikanische» Besitzungen tu Frage, nachdem schon früher die Sclaverei -n ollen Theilen aus- gehobra war. Durch einen Vertrag mit England wurde 1883 der Hasen von Wliydah abgetreten, dagegen für Portugal sein Besi» an der Westküste Afrika« H-- zum 5. Grad »üblicher Breite gewahr, leistet. Siieitigkeitcn mit dem Sultan von Zanzibar um den Besitz gewisser Theile der Küste von Mozambique wurden zum glücklichen Ende geführt, indem Portugal die Bai von Tunai erhielt. Auch mit Deutschland und Frankreich gelangten Vrdandlunqe» über die Abgrenzung de« beiderseitigen Besitzständen zun, zufriedenstellenden Abschluß. Portugal- Einfluß an der Guineakuste wu-de noch ver mehrt durch den Sckntzvertrng mit Dabonic, u, welct cm es durch setzte, daß künftig ohne seine Erlaubn ß i»ü keinem rudern Staate bindende Abmachungen getroffen würden. Außerdem aber wurde ihm feierlich znge'agl. daß von jetzt ab den grausamen Menschen schlächtrreien ein Ziel ge-etzi W irde. An den Verhandlungen, welche zur Gründung de« Eoagostaate« führte,,, »ahm Poriugal ebenfalls Theil, um leine Interessensphäre sich zu sichern. König Ludwig war vor einem Jahre auch Gast unsere« Kaiser« in Berlin. Er wurde dainal« zum Ehes de« 3. Brande», burgischen Jajanlerie-RegimeniS Nr. 20 ernannt und verlieh dem Kaiser Wilhelm da« 4. portugiesische Reiler-Regiment. Man rübml sein liebeaSwürdige« Anslcete», durch welche- er Jeden, der ihm näher «rat, fesselte. Mit reichen Geiste«,oben beglückt, beherrschte König Ludwig meisterhaft d,e Sprache; vor einigen Jahren voll- -at. Redner entledigt» sich seiner Aufgabe in fast zweift-udige, j Red« tu durchs»« klarer, faßlicher wie fließender Weise zur wah-en Freude aller Zuböier. Redner stresste einleitend da« Verhalte, der verschiedene» Parteien dem so hochwtchligea Gesetze gegenüber — die Deutschsreisinnigcu slimmlen natürlich bi« aus Einen dagegen, ebenso die Socialdemokeaten, welchen letztere» die staatliche Fürsorge! für die Arbeiter a cht weit zeaug ging — und betonte, daß er im Bewußtsein, sich als Vertreter de« geiammiea Volke» za fühle», zur Wohlfahrt dir Arbeiter sit> süc das Gesetz ousqesvrocken Hab«, wenn I er auch manche Bestimmungen in anderer Weise gewünscht hätte; er Hobe sich aber mit seinen politischen Freunden gesagt, man dürfe da« Gute nicht von der Hand weilen, wenn da« Bessere nicht zu erreichen lei. (Reichsveesicherungsanstall rc.s Redner «rörlerie nun kt» Versicherung-Pflicht, die sich aus 11—12 Millionen Deuische er-! streck,» wird, »uL de AiiSnahines.ille hieipon. Ln der Hand einer zur Vertbcilunq gelangten Ausstellung eiläuterte derselbe Hieraus in aussütrlicher Weise die Lodnclassen, Lohnsätze, ErwerbSunsähigkeit, Beiträge. Invalidenrente. Altersrente re. Durch Einflechtung vee- ichikdener B-i-picle bei den einzelne» Puncken wußte Herr Geibe! voll- j stäiidige K arheit zu gcbe», wie er auch die medrsachen Verbesjerung«- Anlräge hervvrhvö, die von der naiionall b -rolen Partei eingebracht worden seien, so u. A. auch den. daß di- Wtuwc und Kinder eine« vor Genuß der Rente verstorbincn Versicherung-psftchiige» die ein- gezahlten Beitrüge desselben zurückerhasten. — Rauschender Beisoll folgte den Aussührungen des Redner«. Nach einer kurzen Pause! meldeten sich ewige Arbeiter zum Wort, um vcrsch ebene Anfragen zu stellen; die letzteren wurden von Herrn Geidel sofort in auf- klärender Weise tcanlwortet. Der Schuhniachergehilfe John peote- stirte gegen diese« Gesetz, welche« nur eia Almosen sei, dena wenn ein Arbeiter von der Rente nicht auskömmlich leben könnte, so sei dieselbe nur rin Almosen, wogegen sich die Arbeiter verwahre» müßten. Auch diesem Fragesteller wurde mebrsache Aufklärung zu l Thetl. — E ue ia der diesigen deuischsreisinnigen „Tagespost" schon vor Beginn der Versammlung über dtcselbe verbrochene Kritik, i» welcher es al« „nationalliberale Mache" bezeichnet I wurde, daß der Vorstand in versandten Einladunq-briesen „e- den Herren G-werbetreikenden nahe gelegt, oder wie e« wörtlich in diesen gedruckirn Büchern heißt. „anheim" gestellt werde, ihren Ar- beiter» zu eiiivirble», den heutigen Bortrag de« Herrn ReichstaaS- ab -eorduei-n Gcibel über die Alters- und Invalidenversicherung mit aiijiihöieu", wurde einfach durch Borlesen zur Kenntnis; der Bcriaiiimlurg gebracht und t»e Unduldsamkeit de- d eu ts ch e n Fr ei- jinns m.t eilige» kräftigen Worten unter dem Bestall der Ber-§ sauinilung von, Vorsitzenden gekennzeichnet. Unter dankbarer An erkennung sowohl sür de,, klaren Vortrag sowie für die schätzbare Ihäligkeil schloß die Beisaninilung mit e-nem Hoch aus den Re-chslogSabzeordnctcn Paul Geibel. wird, daß für da» Land keta dem Parlamente »icht bekaaule« I endete er seine mustergiltigr Uebersetzun'g Shakespeare'» t» da« Por-1 Monat» die Reise nach Shanghai sorlzus.-tzeir. stzftem and »i« Raschaffunz de, »«S-ez^chael «rpr«4t»> Deslingbouse-Bremse macht mit Rstckstchk auf di« Roste» »»r geringe Fortschritte. Denn der Grundsatz aase«« fromme», aber unfähigen Eisenbahnminister« Bandenpeereboom lautet: .Biel Geld einnehmen, aber beileibe teiaes autgebrn." Bleibt dieser schöne Grundsatz noch lange in Geltung, so wird eine Eisenbahnsahrt in Belgien bald zu deu kühnsten Wagnissen gehören. Kopenhagen, 1». Oktober. Die ver»ögeruag der Abreise der russischen Kaiserin hat pier einig« Ausseben erregt. Dieselbe hatte bereit- am Montag Abend von ihren Eltern Abschied genommen und sich aus die .Der- sdawa" begeben, um am Dien-tag früh abzureisen. Man war daher sehr überrascht, zu rrsahren, daß die Zarin sich Dienttag Vormittag zum Feste nach dem nahe gelegenen Schlosse Amalienborq begeben habe, um mit ihren Elter» zu früh stücken. Montag Nacht war nämlich ein Adjutant de« Zaren, General Kutusow, hier angekommen und hatte der Zariu Depeschen Uberbracht, in denen ihr mitgetheilt werden sein soll, der Zar wolle sie in Danzig treffen und sie könne daher noch einen Tag ln Kopenhagen bleiben. Damit war der Auf schub erklärt. Al< da- dänische König-Paar gestern, wie vor her sestaesetzt war, sich auf dem .Danebrog" einschisfte, um die Reise nach Athen anzutreten, begleitete die Zarin ihr« Eitern nach dem Hasen uub begab sich dann nach der .Der« shawa", wo sie a»ch die vorige Nackt zugebracht hat, um hrnte Morgen früh endlich nach Danzig abzufahrrn. — Peter-burg, 17. Oktober. Bekanntlich sind in ganz Rußland nicht nur die Gymnasiasten, souderu auch die Studenten der Universitäten zur Tragung von Uniformen derpslichtet. Jetzt geht man ia dieser Beziehung nun einen Schritt weiter, indem man beabsichtigt, die Angehörigen der verschiedenen Facultäten durch Einführung besonderer Achselklappen auf den Uniformen von einander äußerlich zu unterscheldcn. So sollen die Mediziner weiße, die -uristen grüne Achselklappen tragen u. s. w. Da- Projekt liegt bereits dein Unterrichts-Minister vor. ^ — Bukarest, 20. October. Der Minister de» Aenßeren» Lahovary, ist wieder hier eiugetrossen. Prinzessin Miliha von Montenegro erhielt anläßlich ihrer Vermählung mit dem Herzog Georg von Leuchlenberg vom Zaren eine Million Rubel al- Braut geschenk. Die neu vermählte Herzogin spendete nun da ganze Brautgeschenk für die durch HungerSnoth arg heim- - Berlin. 20. Oclober. S. M. Kanonenboot ..Slti«", I ^»ten Bewohner Montenegro- und ist ^ diesem Behuf« Eommandant Cap,tain-L>eul-na»t Ascher, ist am IS. Oetober 2«"» halbe Million Rubel b« emer Wiener Bank zur in Nagasaki eiugetrossen und beabsichtigt am 23. desselben I Auszahlung angrwlescn worden. vermischtes. Engagement irgend einer Macht gegenüber bestehe. * Da- serbische .Amtsblatt" veröffentlicht einen Uka», dem zu Folge die Minister in Di-ponivilität Mijatowitsch, Pantrlttsch, Eudowilsch, Kujundzitsch, Rakitsch unv George witsch pensioairt werden. Ein fernerer Uka« rractivirt mehrere in Di-ponibilität befindliche Stab-- unv Ober-Osficiere. Die serbischen Honorar-Eonsulate in Berlin, Dre-den, Frank furt a. M-, Gleiwitz, Hamburg, Leipzig und Stuttgart werden aufgehoben; die bisherigen Honorar-Consuln haben Au- zetchaungen erhalten. * Obwohl die türkische Regierung Anstrengungen macht, den Au-bruch der Cholera tn Bagdad und Umgebung zu verheimlichen und die Krankheit al- unbedeutend darzu- stellen, so gelangen doch einzelne Nachrichten nach Beyrut, welch« geradezu alarmirend sind. Leider ist e« nicht leicht möglich, sesizustellcn, wie viel an diesen Nachrichten wahr und wie viel übertrieben ist. E» wäre daher von Nutzen, weun tugteflsche. Vergeblich dattea die Aerzte versucht, sein L'tdeu in seinem Fortschreiteu aufzuhalteu. auch die Kunst de- aus Wien be- roseaeu Dermatologen Isidor Neumann konnte keine Rettung brtugea. Von Lintra au» war beim Bcgiua seiner Krankheit der König »och EaScaeS am Atlouiilchcu M>er gebracht worden, und dort Hot er Sonnabend kurz vor Mittag den letzten Atbemzug aethan. Die Trauer de- portug «suchen Volke- um diesen, seinem segenS- reichen Wirken leider so früh enlrissenen Monarchen wird in dcn weitesten Kreisen gelheilt werden, denn Liebe und Verehrung hat der Verewigte überall zu wecken gewußt, wo seine mit so vielen auSif- zeichneten Eigenschaften geschmuckie Persönlichkeit dem öffentlichen Leben näher geirrten war. Jin deutschen gleiche aber wird schon die aufrichtige innige Freundschaft, welche den entschlafenen Monarchen seit Jahren mit unserem Kaiserbause verbuadru hat, sein Andenken treu und in Ehre» bewahren lassen. Durch den Tod de» König« Ludw g von Portugal ist auch dal fürstliche Hau- Hohenzvllern in Trauer versetzt. Zudem Dahingeschiedenen beweint die Fürstin Antonie den letzten ihrer Brüder, den Bruder, den sie besonders berzlich liebte. Ein harte« Schicksal schwebt über der portugiesischen König-samilie. Am I lö. November 1853 starb die Königs» Maria II. bä Gloria insolge hohen Pforte und de,, Berichlm ihrer Lonsularagenten Geburt ihres zwölften Kinde«, alle au« ihrer glücklichen Ehe zufrieden stoben und gemeinschaslltch eine Commission «ach I ^ ihrem zweiten Gemahl Ferdinand von Sachsen-Coburg-Goiha d»-m Krankheil-bcrde sendeten, um die ungeschminkte Wahrheit I (Loharv). der aber nicht ibronberechtigt. sondcrn nur Titularkönig zu erfahren. Die geringen Kosten einer solchen Commission I war. Der ül können bei der Wichtigkeit de-Gegenstände- unmöglich in die Waagschale fallen. Daß die Gesundheit-Verhältnisse in Svrien keine günstigen sind und daß die Möglichkeit der Einscylep pung dieser Geißel eine größere denn je ist. beweist die AuS> dehnung, welche da» syrische Sumpssieber (von den Eingeborenen Abu-Rikäb genannt) in dem verflossenen Sommer genommen hat und dir aus eine größere Em psänglichkeit der Bevölkerung für Krankheiten schließen läßt. Diese» Sumpssieber ist allerdings keine mörderische Krankheit, allein wer davon befallen ist. fühlt sich sehr un wohl und verliert alle Lebensfreude. Während diese Krank-. , , heit, deren Charakter wissenschaftlich noch gar nicht festgestellt nämlich seine Sch,veswr und tercn Gemahl, den damalige» L «q -r» x--lm,- -----Lsur schränkte, bat sie sich diesen S>ommer b,S nach Smyrna und Port-Said erstreckt; einzelne Fälle davon sind auch in Kon stantinopel und Alexandria vorgekommen. Die Krankheit älteste Sohn Pedro V. vermählie sich 1858 mit der bei de» Düsseldorfern b-- H ute noch unvergeßlichen schönen und herzensgute» Prinzessin Stephanie von Hohenzoller», die ihm aber ichoa nach 13 Monaten entrissen wurde. Am II. Ncvcmber 1861 folgt« der König der heißgci ebten Gemahlin. In erichreckender Weise hauste der Tod in der König-samilie. I» dem Zeitraum voa 7 Woche» starben König Pedro und seine Brüder Johann und Ferdinand. Bis ans de» bcuiigen Tag hat sich der Argwohn er halten, daß Gift den Armen deu allzu frühen Tod brachte. Auch der dritte Bruder, August, wurde sterbenskrank, und nirm-ilS über- waud der Prinz vollständig die Folgm der tückschen Krankheit. Die jetzige Fürstin von Hohenzvllern reileie -hrem Bruder Ludw-g, dem »un gestorbenen König, gewissermaßen daS Leben. Derselbe scheint eine contagiöse zu sein, wa» durch den Umstand be kräftigt wird, daß in Familien, wo dieselbe einbricht, meist alle Familicnglieder davon befallen werden. In Beyrut waren im Lause der letzten sechs heißen Monate an 12 bi- 15 000 Menschen an dem Aöii-Rikäb erkankt, und so allgemein war die Furcht vor diesem üsumpsfieber, daß bei der letzten An wesenheit der französischen Mittelmeer-Flotte der Admiral derselben sch veranlaßt sah, keinen einzige» Mann an- Land zu lasten, der nicht Lurch DiensteS-Berrichtungen unumgäng- lich dazu genölhigt war. und den Auftrag gab, möglichst schnell an Bord zurückzukehren. Nach solchen Erscheinungen dürste eS kaum zweifelhaft sein, daß ein Einbruch der Cholera aus dem Landweg, wie im Jahre 1875, möglich ist unv daher die größte Wachsamkeit nökhig macht. * Der durch die Verabschiedung de- Consul» vr. Grise- bach erledigte Posten eine» Be ruf» consul- sür die Dominikanische Republik und die Republik Haiti zu Port au Prince wird demnächst wieder besetzt werden. Wie eS heißt, wäre sür Viesen Posten der bi-herige Rcichs- commistar in Damaraland vr. Goering in Aussicht genommen. König Ludwig von Portugal. * König Ludwig war der dritte Herrscher au» dem Hause Coburg, ter die portugiesische Krone getragen bat. Mit ihm verliert taS Land einen Regenlen, der un.biässig mii Ralh und Thal sür da» Wokl Poiliwni tliälig war, und wenn seine Bemülmngen njchl immer mit E: ol z brlolint waren, so ließ ihn das doch nicht abstclicn von rastioier Arbeit. Zwar war er keine Natur, die mit eiseiner Willenskraft ciagegiisfcn halte in den Ging der Geschicke; da« von langen,, dichtem Spitzbart umrahmle Gcsichl trug mehr de» Ausdruck uillcr Zurück;e',ogenl:eit in sich selbst. Nie bol er sich durch lockende Träume und Hoffnungen von den, Ziele oblcnken lasten, sein Volk vor All m matrr-cll z.i h-brn, die F-nanzkrast des Staates selbst unter Verzicht aus p rsönliche Vortkieile zn kräftige» und zur Ge- snndnna zu tührrn. Al - 1869 an ihn die Frage heranirat. ob er die spanische Krone annebmen wolle, gab er. so fuhrt die „Köin-sche Zeitung" ans, im rollen Vc-ständn-ß der Unmöqlichkeil, eine Ver einigung der beiden N ich- au; ter pyrenaiichrn Haldmiel herbeizu- führen, ohnePorlogal bc. abzudrttcken zum An!>äugsel2vanienS.die turze Antwort, er sn a 'Portugiese geboren und wolle als solcher sterbe». D-e wirthi'chasilichr Hebung seine- Landes war ibm die Aufgabe seine» Lebens. Turl, Vc.besftrlw.g der Verkehrswege, durch Eisen- bobnen. durch Rlichisfting de- PaszwangcS, dann durch b-e An nahme de- Met-nmaße-. durch AuSstellunpn suchte er dieses Ziel z» erre-chrn. Seine P.ä-e wurden oft g-störl durch die Partei- kämpfe, derer Poftugal durch den vi- l'ache» Mißbrauch seiner Ver kostung aiiSgcictzt ist. In der Nach! d « 19. Mai 1879 mnßie der König es eriibrn. daß der nlunundiirbzigjahrige Feidinarschall und KriegSniinfti r Herzog von Saldanha mit sechs Bataillonen in seinen Palast eiudran; und ihn zwang, das biSberige Ministeriuni zu entlasten. Und wabrsthcinl ch lonrde Lee Handstreich nur aus- geführt, uni deni reria u d ir» saldanha die Staatscasse in die Hand zu geben. Enftische Blätter bemerkte» damals mit vollem Recht, daß die lateinische Rast:, wohin man blicke, lieber mit Gewalt ein politisches Zi l z» erreichen mch-. ..iS durch rui.i '.e und gesetzliche Arbeit. Doch gelang eS drin >ion-> wahrend der Bürgerkriege in ^Spanien unler Ilabella, der N pobli« wie d n spateien «Siugr,,. lür Listabon am 12. September 1861 nach Dcuischland begleitet und entging somit dem Schicksal seiner Brüder. Ohne jedwede Aussicht aus den Thron gehabt zu haben, kehrte er als König von Porlugal yrück. Am 5. Februar 1881 starb die einzige Schwester der lürstin, die Prinzessin Marie, Gemahl-n des Prinzen Georg von Sachsen, und am 17. Deeember 1885 folgte dieser der Vater, König Ferdinand. Erst im September d. I. verlor die Fürstin ihren Bruder August, Herzog von Colmbra, und nun ward ihr auch der letzte ihrer sieben Geschwister (die andern Kuder der Königin Maria starben srüh) entrissen. Selbst seit mehreren Jahren leidend, wird die Fürstin von d m neuen schweren Verlust hart getrosten werden. Auch in dcn Palästen und Schlössern der Großen leuchtet nicht immer nur Sonnenschein. Socialpolitisches. * Vor einiger Zeit »heilten wir mit, daß die Versammlung der Tischler-Lentral-Krankencasse beschlossen habe, diese Tasse ia eineZuschußcasfe umznwandel». Diele der Z itichrisl „Die Krankencasse" entnomniene Mitilieilung ist eine irrige. E« hat wohl ei-e Versammlung stattgcfunden, doch n>cbt zur Umwandlung jener Lasse, sondern behufs Gründung der „Zuschußcasse", welche denn auch »bat- sächlich in- Leben geirrten ist, um hauptsächlich denjenigen Mit gliedern, welche in Folge des vom Senat z» Hamburg vom 1. October ab sestgeievten höheren TurchschnitlSlohnes gewöhnlicher Tagearbe ter höhere Beiträge zu leisten haben, in der Tischlercasse die höheren Leistungen aber von demselben nicht aufgebracht werden können in Folge zu niederer Lvhnvcibältn-sse. eine G legcnhei» znm Ersatz für daS unfreiwillig auszugebende Mitglied-recht zu bieten. Ferner ist die M ttheilung der „Rraufencasie" unricht-g, daß die Generalversammlung, welche in Berlin statigesundcn, beichloss-u habe, wenn die in Aussicht sichende Novelle zuni Krank,nvcrsichcrungs- geietz da- Lebe» d,n ft eien eingeschriebene,i Eissen unerträglich machen würde» eine GeneralsersamnilunA zu licruscn >n>t der Dircetwn, die Casse in enie Zuschugenss iiir alle Arbeiter Deutschlands umzn- wandcln. Ein derartiger Beschluß ist nicht gefaßt, wie auch ei» daraus abzielender Antrag nicht vorgeiegrn hat. Vielleicht gehl diese Aus sassung aus einem Antrag hervor, welcher der Geiieialveifaiiimlung vor lag und welcher laulrte „daß. sobald die in Aus»»! stehende Novelle z»m Kiankrn. undHilsscastkiigesetz die ersteLesung des Reichstags pa-sirt labe", eine Generalversammlung Zwecks Abänderung des Slaiuis einzn- berusen lei. D-e Besitzung Vieser Generalverjammiung soll!« so sein, wie bei einer ordentlichen Geneialver-aminlung. Der An tragsteller wollte, wie er auch motwirle, die Abänderung des Statuts nach dem neu-n Gesetz von der vollen Zahl von Abgeordneten, welche zu einer ordenil-chrn Generalvrrsaimnlu-'g gehören, vorarnonimen wissen, wahr nd zu einer aus; rcrdenlftch-n Aeneralversaninilunq nur die häisie der Abgeordneten zu bern-en ist. Aber auch dicirr Antrag ist abgelrbnt »-d dafür das Statut derart geändert, daß dem Antragsteller inioser» Rert nung getragen ist, als e-ne Äenera!vel» sammlung, welche tiescinirhneideiide Nendcriingcn in Folge Geictze anderuugen vorzunchme» hat, in voller Besetzung zu berufen ist. LEise nach, 19 Oclober. Tie heulc Abend im Tivoli abgeballene erste diesjährige Wiutriveisarnmlung trs »olionalliberalen Reich-Vereins war üußeist zabirc-ch b-lucht. als Gäste »abm daran eine größere An;ahl A.ic-icr Theil. Nach er'olgtcr Be grnßung der Erschiin-nin durch den Voisitzenden Nr. Wedeinann wies derselbe aus die B dcniung d - 18 Oclober hin, des Freuden tage-, an welchem das deutsche Volk die verhaßte Fremdherrschalt abgrjchültelt und an welchem der große Dulder Kaiser Fr-edr-ch geboren, denen Gc-achl- ii; w-r in dankbare: Eiiiiiiciung feiern. Hieraus erhielt der Reichstag'ab-itvrdu.t- Paul Geibel das Wort zn einem Vorlraae nie: da» Jnvaliditalü- und Alter Versicherungs-Gesetz, an welchem derselbe ja >» den 44 Ürm missioi-Ssitzung-n des NeichSIageS so überou» lhätig rnilgearbeitct — Nordhausen, 17. October. Ein Wucherer aller- schlimmster Sorte, der hiesige Mühlcnbaumcister und Mühlen- besiyer Karl Ludwig, wurde nach zehnjährigem ungestraftem Thun und Tre bm heule von der hiesigen Strafkammer zu 1 Jahr Gesängniß. 2000 Geldbuße und i» die Koste» ver- urlheilt, auch sofort in Hast genommen. Ludwig pflegte kleinere» Mülle,n. die in Nolh waren, mit hypolhckarischen Darlehen unler die Arme zu greifen, sie alSdann, iml An drohung der Capitaiknndigung, zu allerhand Erweiterungen und Vcrbcsi runacn der Mühle zu best Minen und sich dabei oft bi» 100 Proc. und mehr Gewinn zu verschaffen. Er saugte wie ein Vampyr am Kleinmüllergewerbe unserer ganzen Gegend, daS nun erleichlcrt aufathinen darf. Greiz, 20. October. In einer sehr zahlreich besuchten Versammlung de» Allgemeinen BUrgervereinS sprach gestern Abend der ReichStagSabgeortnele für Neuß 8. L. Herr Hof buchdruckereibcsitzer Otto Henning. Es war kein Rechen schastsberickt, waS derselbe seinen Hörern vortrug, sondern eine interessante zwanglose Darstellung der Einrichtungen de» Reichstags, er lheille Vieles >n:t. wa» Manchem unbekannt war, u. A. wie schwer eS einem Neuling wird, im Reichstag, und zuerst in den Commissionen derselben zur Geltung zu kommen, wenn man die Absicht bat, thälig an de» Geschäfte» Theil zu nehmen Durch rastlose Thätigkeit war eS Herr» Henning gelungen, bei der Bcralhung verschiedener Gesetze, am meisten brr der de» J-valibilälsgesetzeS in den Vorder grund zu treten. ES war die Folge, daß er, waS nicht v eleu Abgeordneten bescbieden ist. mit den hervorragendsten Mit gliedern deS BundesralhS und Reichstags und den leitenden Personen deS Reicks in sehr nahe persönliche Berührung kam. So gab er eine Schilderung eines Frühsckoppens beim NeichS kanzler, bei welchem ihm die Freude wurde, mit demselben an einem Tische zu sitzen unv sich von der geistigen Frische de» Fürsten BiSmarck und seiner Leutseligkeit zu überzeugen. Im Lause seines hochinteressanten Vortrags rechtfertigte Herr Henning sein Verhalten bei dem Zustand.koinmcn der in der letzten ReichStagSperiode berathenen und angenommenen Gesetze und gab rin Bild von der kolossalen Arbeit, welche B- tie BundeSratkScoinmissare und CominissionSmitglieder bei Beratbung des JnvaliditälSgesetzeS zu bewältigen Hallen. Der Vorsitzende deS Vereins sprach die Hosjnung auS, daß auch bei der nächste» stattfinbenden Re-chStagSwabl Herr Henning auS ter Wahl hcrvorgehen möge. Herrn Henning sind auS Anlaß seiner Verurtheilung zahlreiche lheilnehmrnle Zuschriften von NcichslcigSabgeordiiclen zngegangon. Sigma ringen, 20. October. Der Erbprinz von Hohenzvllern kegiebt sich heute mit dem Hof marschall von Arnim und dem Kammerjunker von Umbracht zur Beisetzung deS Königö Tom LuiS nach Lis sabon. Hirschberg i. Schl. Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther von Holstein ist auS Steiermark wieder nach Primkenau zurückgekehrt. Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold wird Ansang dieser Woche aus dem Schlöffe erwartet. ---> Hirschberg i. Schl., 20. October. Auf der Strecke Fel lhammer-F riebt and lösten sich gestern zwei mit Steinen beladene Wagen von einem ArbeitSzuge, liefen durch die Station Friedland hindurch, lO Kilometer weit, bi- zur österreichischen Station Halbstadt und zertrümmerten hier süns österreichische Wagen. P.-isonen wurden nicht verletzt. — Richard Fleischer, der Herausgeber der .Deutschen Revue", verlegte seinen Wohnsitz von Dresden nach Wiesbaden, nachdem er die tas'lbst ansässige Wittwe deS Schriftstellers Reicks grasen Ad et mann v. Adel mannSselven, geborne läoguenlle. gchcirathet hat. -- Brüssel, 17. October. Die Eisenbahnunsälle mehren sich in Belgien in geradezu erschreckender Weise. Es vergeht kaum ein Tag, ohne daß mau von einem Zusammenstoß oder einer Entgleisung aus den Lin cn der belgischen Staalsbahne» hört. Der gestrige Tag hat (wie schon erwähnt) wieder ein Eifc» badn n» gluck von leider erheblicher Ausdehnung gebracht. Ter Paris-Biüffeler P-rsonenzug. welcher täglich gegen 12 Uhr M klag« >m Brüsseler Südbahnhof einsährt, fuhr diesmal mit großer Geschwindigkeit in den Bahnhof ein und könnt.' »ichl zur rechten Zeit zum Stehen gebracht werden. Der Zug. welch-r eine Re he von Bankier« und Industriellen an die Brüsseler Melatt- und Getreidebörse beförderte, war mit Reisenden vollgejülll. Er stieß mit großer Gewalt gegen die Pfosten, w-lclie die Loeomolive aus- ballen, wodurch ein furchtbarer Sloß erfolgte. Mehrere Reisende, welche sich bereits aus den Trittbrettern zum Ab springen bereit befanden, wurden mehrere Meter weil weg- aeschleudert, nahezu alle Fensterscheibe» zertrümmert und alle Wagen mebr oder minder beschädigt. Saiumtliche in den Wagen befindliche Reisende erlitten mehr oder »linder cihcbliche Ver letzungen. H-ervon sind 23 ernstlich, mehrere sogar, wie der Bankier Fiart ai:S WaSmcS, geiährlicb verwundet, linier den Schwerverwundetcn befinden sich drei Schaffner. Glück sicher Weise waren sofort Aerzte zur Hand, welche alle Ber wandelen verbanden Als Ursache dieses Herren Eisenbahn Unglücks w-rd das Fehle» einer geeigiielcn Bremse angegeben. Ti: belgische» Eiicnbalmcn haben rock daS veraltclc Bremsen» Literatur. Sin neuer Roman von Gottschast. Dir Tochter Rübezahl'». Roman in sechs Bücher» von Rudolf voa Gottschall. BreSlau, S. Schottliudrr. Wohl kein zweiter der Romane Goüschall'S dürste et» so allge- meines Interesse erw-cken, wie der u»S heute zur Besprechung vor liegende. Er ist so rech« aus dem lnnersien Leben de« deutschen Volke« Hera»» cnisianden, au« seinen biitersteuKäiiipien, seiner tiesstenSchmach, da es der Fremdherrschaft eines Napoleon erlag, und wird es darum auch bis in» innerste Mark treffen. Er regt aufZ Neue an da» Deh» gesühl sür diese Liftlere Vergangenheit, er stählt die Widerstandskraft, da er kündet, wa« de« Besiegle» wartet, und bringt zu erhebender Empfindung da« stolze Bewußtiein, au« tiefstem Fall« sich zu »ett- rogender Höhe emporgeschwung-n zu haben. Solch ein Buch weudet sich nicht nur an diesen oder j-nrn größeren oder kleinere« Leserkret-, e« spricht zur ganzen Nation; da- Jniereffe daran wird nicht dnrch em anderes Werk abgeiöst — e« überdauert deu Tag. überdauert di« Generation, wie da«, woraus sein Inhalt busirt, uoauS.öschltch i» die Gesch-chte de- Volke» einaegrabcn ist. Durch die eminente Gestaltungskraft Gottschall'- gelauaea di« hier- aus bezüglichen Schilderungen zu wahrhaft plastischer Wirkung. Dt« mannigfachen Ursachen, welche drm uvaulhalisam hereinbrechrnden Berhängniß gewissermaßen noch die Wege ebnete», rücksichtsloseste Energie aus der einen Leite, aui der anderen Unfähigkeit, Mtßver- kennen der tbasiächlichen Verhältnisse, „bei den Preußen Alle» zu spät, bei len Franzosen Alles rechtzeilig", — alles die« ist, wen» anch i» gedrungener Kürze, aus überzeugende Weise bloßgelegt und gewährt einen Ueberblick über die Se-ammllage, wie er llarcr und — lehr- re-cher kaum gedacht w rden kann. L>e Schilderung deS Zusammen stöße« der feindlichen Heere bei Jena, wa« vielem vorayglug, was ihm folgte, ist wadrhcst bewnndern-werth in seiner eingehende» An- schaulichkeit an-gesührt. Tie Panik der uagluckftcheir Bewohner von Städten und Flecken, über weiche die siege-t-unkenen Horde» sich er gossen. mit eben so satten Farben dargestellt, wie daS gelegentlich« Lusbl-tz n sloizen MutheS, überlegen:! Sillr-eS-irl zu packender Wir- kung gelangt. Besonders hervorheben möchten wir hierbei noch die Schilderung der G-sahr, welcher Goethe sogar beim Eindringen des Feinde« aas- gesetzi war. Belrunkene Soldaten stürmten die Treppe hinaus, stürzten in da- Zimmer Goethe's und drangen nii» Kren Waffen aus ihn ein. Doch das Aergste blieb verhütetet; da» „Geschöpft', ttLe de- Dichter« G l-ebic von den vornehmen Damen genannt wurde, sein „HanSschatz", w-e er sie selber nannte, Christiane Bulpiu«, hatte, wenn e< galt, da« Herz aus dem rechten Flecke; sie wars sich zwischen die Wachende» und den Dichter, und während jene betroffen zögerten, tönte ihr H-ljerus durch da« Hau-, woraus Rettung herbeinahte. — Es war ein sehr glücklicher Gedanke de- Autor-, diese Episode in den Rahmen seine) Werkes mft ouizuncbmen. Sie dürste nicht überall bekannt sei", wie ebensowenig die auch an dieser St-lle erwähnte Tyatsache, daß Goethe sich durch da« brutale Benehmen, welchem seine „HavS- hälterin" von Seilen der rohen Soldateska ou-gesetzt war. denn ave die Schutzbiiefe. welche der „ausgezeichnete Gelehrte", „der in jeder Hinsicht hochzuitätzendeMann", von den höchsten Osficlere» det Kaiser- erhielt, galten doch nur seiner Person, nicht seinem „Gesinde" — veranlaßt fühlte, sich in oller Sl lle in der Sacr-stei der Hoskirche mit Christ ane Bulpiu» «rauen zu lasten. Wie gejagt, die Einfügung dieser Evisoden in das Ganze, wie noch einiger anderer bemerktu«- werther historischer Einzelheiten ist von glücklichster Wirknng. Aui solchem, geschichtlich hochbedeiitsamen Hintergrund« »uu spielt sich die s sscliid ausgearbeilcte Handlung ab, welche mit jenem «uq verknüpft ist. Die Hauplträger derselben sind eckte Kinder ihrer Zeit und individualisiren die verschiedenen geistigen Strömungen der letzteren in au«gezeichneter Weise. Am charakteristischsten darunter erscheint wohl der jugendliche Dichter, der in dem mondbegläuzte» Zauber reich der Romantik umhettrrt und mit seinem Suchen »ach der Ver ehrerin m-i der blauen Blume äußerst komisch w-rkt — und ferner der alle „Rosenkreuzer", der, dem mystischen Zuge seiner Seele folgend, sich mit dem N-mbu- de« Rübezahl umkleidet, um au- dem Ver borgenen heraus einen sördernde» Einfluß auf seine wettere Umgebung zu gewinnen und seine materielle» Wohlthaten auszuüben. In die Hei»,all, zuiückgekehrt, nachdem d-e Stürme der sranzSsischea Revo- üit-on an seinem LebenSdonm gerüttelt und ihn bis zur Wurzel er schüttert, lebt er in stiller Beschaulichkeit dahin, geistig erhöbe» über die Kleinlichkeit de» Dasein», reich beglückt durch seine ia Schön- heit des Leibe- und der Seele erblühende Tochter, bi« auch aus ih» die KriegSsurie eindrrngt und ihn vernichtet. General Vaudamme verkörpert vier ihre Geißel in furchtbarer Weise, und hat mit dieser Figur der Autor ein wahre« Me sterstück geschaffen in ber Nachbildung d s Einen unter den vielen „Vertretern der brutalen Gewalt, di« Napoleon aus den Thron gesetzt." ES scheint kaum denkbar, daß dieser Machthaber so sinnlos gewüthet haben solle gegen dle Be siegten, selbst gegen einen der Gebildetsten, g-istig Hervorragendste» unter ihnen, und doch gleicht diese« grausige Bild der Wirklichkeit, wie c« lei dem sorgfältigen Quellenstudium deS Auwi« nicht oader» zu erwarten ist. Die „Tochter Rübezahl'»" entspricht in ihrer Tbarakter»elchnu"g durchaus dem Ideal, wie es uuserin Autor wohl mehrsach vorschwebte.; ein heldenhaft kühne» Weib, da» selbst zur toribringeade» Waffe greis«, wenn es Ehre und Liebe zu vertheidiqcn gilt und mit flammen der, trotziger Energie dem Widersacher Rede steht. Ihr duichau« ebenbürtig an Festigkeit de« Willen- and idealer Sinnesart ist der Held geschildert, der sich die Geliebte zu erringen weiß trotz alle» W-deritrebcn« der Verhältnisse und sich wie sie ebenso energisch dem schmählichen Druck? der Fremdherrschaft entzieht. Er bildet einen wirkungsvollen Gegensatz z» dem verschwommenen „Romantiker" und dem „preußischen Junker", der bei oller „Schuei- digkeit" doch auch wieder d e Dinge an sich berankoinmea läßt und sich ihnen unteeordnel, statt ihnen mannhaft enegegenzulreien. Auch der Titelhelsin stehen einige scharf contrastirend« Frauen- ersche-nnnqen gegenüber in dem naiven Julchen, der intriganten F-anzöi'in. uud d-r seilen, angeblichen Ereolin, der Geliebte» Jerome't, welckc sie svlirß ich als ihre eigene Mutier eikennt. Dies: kurzen Anseulringen mögen genügen, drm Leser zu be- we-'en, daß der F guienreicktkunr eine bekeukende Anzahl interessanten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)