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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188911065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-06
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1889
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wer >e«au mit aur läseru der Bor- kt -hlt «Mtut. t S3. I » iS. er en- > -45 »k -42 S» -50 >» -1b »l -22 tge iquet» reisen. «uten werden geführt. tue» I.h. »ratze. -Ecke. liet. I. Seit lft «Attische» »» »,»en- rn. Feasterbrrd. n Scheiben, putzt werden , praktischen ihabung des «ein. « aus drn len Staaten. re»tze»«N. et: er«ftratzr. tratze. enstr. ? 31«. Erste Mage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 83. Jahrgang. Mittwoch den 6. November 1889. Der gummirlr Feldwebel. Soldaten-Humoreske von Han» vo» Lrützschlor. N-»»r»a »»r*»«» (Schloß) Lange blickte der Feldwebel dem rakrilenden Vorgesetzten durch da» weilgeöfsneke Casernenthor nach, bi» Letzterer um «ine entfernt gelegene Straßenecke verschwunden war. D>e Unterredung hatte den guten SLöpke mächtig er» Griffen. .Wenn un» das LooS treffen sollte!' murmett» er Vor sich hin, in seine Casernrnmohnung tretend; .wenn un» da» Los» treffen sollte!' dachte er bei seinem einfachen Mittags mahl, beim Antreten der Compagnie znm NachmittagSbienst, beim Beaufsichtigen der abendtiche» Puy- und Ftickflunbe. »Wenn un» da» LooS treffen solltel' Diese Frage drängte sich ibm immer wieder aus, sic beschäftigte ihn auch jetzt noch am späten Abend, da er beim Scheine der Petroleumlampe die kleinen Strasbiicher der Compagnie durchsab. Konnte denn gar nicht» geschehe», diese schaurige Mdg» lichkeit zu bannen. diese» fürchterliche »Wenn' au» der Welt zu schaffen? Ungeduldig warf er die Fever weg und durch- stamvsle mit laut tönenden Tritte» da» Zimmer, während der Qual», seiner Pfeife den bescheidenen Raum immer dichter mit würffg VuslenScn Wolke» erfüllte. Die Gewohnheit des Major», bei solche» uur selten vor kommenden dienstlichen Aurloosungen durch einen der Feld, webrl da« Loo» ziehen zu lassen, war Schöpke bekannt; auch daß bei der morgigen die alte Methode mit den langen und einem kurzen Papierstceisen angewandt werden würvr, bc« zwerselte er nicht, zumal ja der Hauplmann selbst von einer solchen gesprochen Halle. O. wenn er, Schöpke, nur ziehen dürste! er würde schon nicht den verhänqnißvollen kurzen Streifen wählen, denn er hatte bislang bei ollen Lotterien Glück gehabt! Halte er doch erst kürzlich wieder in vrr königlich preußischen eine Summe von sechzehn — die Unter- osficlere mnnkellen sogar von zwanzig — Mark gewonnen! Ader wie. wenn er die vier Papierstreisen in die Hände ge- drückt erhielte, wenn er ziehe» taffen müßte und dann, nachdem di« anvereu drei Feldwebel gewählt, den kurzen St reisen in der Hand behielte, welcher ihn. den Hauptmann und die ganze neunte Compagnie in gewöhnliche Musketiere verwandeln sollte! Diese» Unglück, dieie Schmach, wie er vermeinte, wollte er nicht ertragen. Aber wa» war dagegen zu Ihun? „Schöpke, alter Esel', sprach er plötzlich zu sich, seine» Laus unterbrechend, .willst wohl gar da« Glück sorschiren. ihm naLbelsco, eine» Betrug verüben? Schämst Du Dich nicht? Fünfzehn Jahre redlich und tadello» geführt — und nun einen Betrug? Pfui!" Weiter durchmaß er stampfend die Stube. Wieder blieb er stehen. .Aber Wäre denn der Betrug gar so verächtlich? Cr käme ja nicht einmal Dir allein zu gute! Reitest Du doch durch denselben Deinen Hauptmann, zelm Unterossiclere und huulcrl — nein sechsunviieunzig Füsilieren ihre Füsilierebrel' Der Gedanke, da» Glück durch List zu .sorschiren', ließ ihm keine Ruhe. Er sann und sann — endlich ries er triumphirenden Angesicht»: „Ich Hab'», ich Hab'»! so muß r< gehen!" vom nahen Rathhau-thnrme schlug die Mitlernacht; also schon brach der Tag der Entscheidung an. Mit dem Ge danken an seinen „frommen" Betrug legte sich Schöpke zu Bett; aber lange konnte er den ersehnten Schlummer nicht ".»den, so erregt war er, und at» er endlich laut schnarchend K a Morvhcu» Armen lag, wälzle er sich noch unruhig au frtoem Lager hm und her, den» furchtbare Träume, Träume von geraden Degen, von weißgetünchtem Lederzeug martertcn fein Gehirn. » * » Denn Feldwebel Schöpke einmal eine» Entschluß gefaßt hatte» dann verharrte er unerschüiterlich aus demselben, mochte kommen, wa» wolle. So erhob sich denn unser Held am Morgen mit dem festen Vorsatz, seinem Hauptmann. den zehn Unterossiciere» und fechSundneunzig Füsilieren der Com pagnie zu Nutze den geplanten Betrug auSzuliben, und zu diesem Behuse traf er kalte» Blute» seine Vorbereitungen, kurz bevor er sich zum Befehlsempfang Mittag» >/»12 Uhr aus den Casernenhos begab. >l» der Adjutant an die vier Feldwebel die Befehle aus- ^theilt halte, gab er Srstcrcn zum Schluß die Weisung, den errn Major zu erwarten, derselbe habe ihnen noch etwa» zu sagen. »Aha, jetzt geht'» lo»!' dachte Schöpke, indem er vor sichtig mit der linken Hand in die Hintere rechte Rocktasche fuhr, sich, wie eö schien, von dem Vorhandensein «ine» dort verborgenen Gegenstände» zu überzeugen. Dann begab er sich, unbeachtet von seinen Kameraden, in einen entlegenen Winkel de» EasernrnhoseS. zog au» der besagten Tasche einen Handschuh und vertauschte denselben mit dem b>» jetzt au der linken Hand befindlichen, letzteren in die Tasche senkend Daraus trat er mit der unschuldigsten Miene von der Wett m drn Kreis keiner Kameraden zurück. >l« aber jetzt der Herr Major, gefolgt vom Adjutanten und den vier Compagnicches», den Hof betrat, ward unserem Schöpke doch etwa» blümerant zu Muthe. .Wird', so sagte er sich, »die List gelingen?' Nachdem der Balaillon-commandeur die vier Feldwebel zu sich gerufen, thcilte er diesen und den um ihn versammelten Osficierrn i» feierliche» Ton« den un» bereit» bekannten weck der Zusamuienberusung mit. Dann zog er ein eituuqsblatt hervor und riß au» deinsetben vier schmale apierstreisen — drei lange und einen kürzeren — heran«, bedeutsam hinzusügenb: »Ich werde durch die Feldwebel die gewichtige Entscheidung derbeisühren lassen; wer nach er« olgtem Ziehen da» kürzeste Leo» in der Hand behält, kessen Compagnie wird dem neuen Regiment al» achte zuertheilt werden." Bonge» Bewegen der Umstehenden begleiteten diese Worte; besonder» Hauptmann Schrvarzhold'» Ausregung wuch» zu- ehenb», während sich da» Antlitz seine» Feldwebel« zu eine,» leichten Schmunzeln derzog. Also di» hier halten die Maß nahmen des Major» Schöpke'» Hoffnungen entsprochen! Letzterer sollte augenscheirrlich weiter vom Glücke begünstigt lverten! Schöpfe", setzte der Major sei»« Ansprache fort. .Sie lnd der älteste Feldwebel de« Bataillon»; in Ihr« bewährten Hände lege ich daher vertrauen-voll diese Loose. Gehen Sic damit in jene Ecke und legen Sie die vier Streifen, uogesrhr» von m>». rn eine Hanv, so daß die Enden hrrvorrogra! Dann soll die wichtige Entscheidung erfolgen!' Scköxke lhat, wie ihm geheißen. Welch' eine Fülle von Gedanken in den nächsten wenigen Sekunden sein Gehirn kurchwiilzle. wer wollte da» zu schildern sich unterfangen! Weiße Koppel, gerade Degen, da» Bewußtsein der beabsich tigten Unredlichkeit, Bertrauen-bruch. Entdeckung. Unter suchung. Verbör. Kriegsgericht, Degradation. KestungSgesänginß. ewige Schande, da» Alle» tanzte i» wildem Reigen i» seinem armseligen Hirnjchädel durcheinander, so daß der geplagte Sünder innerlich wünschte: .O. wär' e» doch erst zu Enkel" Mit dein Rucken gegen dir in der Milte de» Hose« erwartungsvoll harrende Gruppe gekehrt, ordnete Schöpke die Papierstieisen in rer linken Hand so, daß zu oberst der eine lange, unter diesem der kurze und ganz unten di« beiten anderen langen Streife» zu liegen kamen. Worin aber, so höre ich den Leser fragen, bestand die vielbesprochene List de« schlauen Feldwebel»? Nu», ich will'» verrathen! Schöpke, ter sich im geselligen Kreise, bei Compagniesesten »nd sonstigen Gelegenheiten gern al« geschickter Kartenkünstler bewundern ließ, halte, wie wohl schon Mancher, rie Beob achtung gemacht, daß der Uneingeweihte beim Ziehen von zu erratöenden Karlen willig und ohne Arg diejenige wählt, welch« ihm vom Künstler recht bequem und haiidlich hm» gehalten, v. h. in die Hände gespielt wird, ja, daß der Laie oft wieder die schon berührte Karte Io»läßt und dafür eine andere zieht, weil der Künstler die erstdezeichnele nicht weageben will und sie zu dem Lnd« festhält. Aus dieser Erfahrung also süßte Cchöpke's Plan. Ten kurze» Sirciscn ließ er deinzusolge ein wenig Uber die anderen her- vorlugen, zugleich Mil der feste» Absicht, denselben bei der leisesten Berührung durch einen der anderen Feldwebel sosort loszulasscn. Damit ihm aber ein langer Streifen mit Be stimmtheit verbleibe, hatte er zum Ueberffuß den link.» Hank schuh an kcr Innenseite ke» obere» Da»i»englievc» vorsorglich in»! Gummi nrabicnm bestriche» und dieses Finaeralied preßte er jetzt mit krainpsbastcr Gewalt auf ten zu ooerst liegeneeii Streifen. Zur äußersten Vorsicht — zugleich gegen da» Ent« brcklwerven — versah er den letztgenannte» am unteren, ver borgenen Ende noch schnell mit einem kaum merklichrn Quer riß. damit da» Papier bei allzu kräftigem Ziehen vollend» durchreiße» und da« abgerissene, möglichst kurzbemessene Stück dem Wählenden noch immer zum Verderben gereichen könne. In wenigen Augenblicken war da» schon vorbereitete und sorgfältig eingeübte Arrangement getroffen, und voll Bei, tränen aus die Unsehtdarkcrt seiner Berechnung betrat unser Held den Plan. Der feierliche Act nahm seinen Anfang. Der zuerst wählend« Feldwebel zog schnurstracks, ohne sich zu besinnen, den untersten Streifen; der zweite Wähler, welcher in schlauer Erkenntniß dem allzu ausfällig vor« gestreckten — kurzen — Streifen nicht traute, griff Mit rascher Bewegung nach dem obersten Loose. Himmel, wa» war da»! Der Streifen gab nach und glitt vor; offenbar war da» Gummi arabicum noch zu flüssig! Mit aller Gewalt Preßte Schöpke de» breiten Daumen aus da» unschuldige Papier. Der Wähler, vorher so schlau, ließ sich nun wirklich verblüffen; aber leider griff er auch jetzt nicht da» kurze Loo», sonkern den anderen lanxwn Streifen. Nun mußte sich die Sach« entscheiden; jetzt hieß e» ernst lich: „Füsilier oder Mu«ketierl" Schöpke zitterte vor Aufregung am ganzen Leibe, so daß ihm der Major ermunternd zuries: „Na, beruhige» Sie sich nur. Feldwebel!" Da heiterte sich die düster umwölkte Stirn Le» also Ge tröstete» auf: Sei» College Schulz, der letzte Wähler, er griff mit schneller Entschlossenheit den kurzen Streifen. Ader siehe da. tausendfältiger Schrecken! Wie lose auck Schöpke da» bedentnngSvolle Papier kein Kameraden entgegen- dielt, e» wollte der bergende» Hanv nicht entweiche». In Folge de» vorher geschilderten Vergleitcn» de» oberste» Loosr» halte sich das am Daumen besindlich« Gummi arabicum dem kurzen Streifen mitgethcilt, so daß er. noch dazu unter dem Einfluß de» eigentlich dem obersten Loose geltenden FmgerdruckeS, uiirrschlillerlich fest am Handschuh klebte Mt« Schulz nun kräftig gezogen, so wäre da« ominöse kurze Papier wohl doch srei geworden; aber leider sollte sich Schöpke'» Berechnung zu seinem eigenen Verderben weiterhin al- untrüglich erweisen, denn auch Feldwebel Schulz ließ sich verblüffe», rasch da» audere Loos wählend. u»d, von Gummi äst srei. „an» der Hülle blank und eben schälte" sich der letzte lange Streifen. Sck öpke stand vernichtet. Da» Sprichwort: „Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!" hatte sich bei seinem Tbun glänzend bewährt, ebenso glänzend, wie sein schlaue» Calcul. Die Feldwebel mußten die Loose vorweisrn. Ach, da war keine lange Prüfung vvnnölhen l Ein Kind mußte e» aus den ersten Blick erkennen, daß Schöpke den kurzen Streifen in Händen hattel Die „Neunte", die trefflichste aller Füsiliercompagnirn. war für ewige Zeiten zu einer ..gewöhnlichen" MuSkelier- compagnie gestempelt du>ch die Schuld ihre» eigenen Feld webel«. An diesem aber sollte sich noch die Wahrheit eine« andere» Sprichwort«» erfüllen, de» Worte» nämlich: „Wer den Schaken hat. braucht für den Spott nicht zu sorgen!" In der Verwirrung — oder sagen wir richtiger! — Be schämung, dir sich d«» armen Feldwebel» ob seiner nur allzu ut gelungenen List bemächtigte, strich er sich, wie da» so seine -ewohnhett, mit der Linken hastig inehrmal» durch ten mar tialischen Slabelbart. Da bemerkte er zu seinem Schrecken, wie sich die Blicke der ganzen Versammlung verwundert aus ihn richtete»! Unter feiner Nase flatterte lustig im Winde ein weißer Schimmer: Da» vermaledeite kurze Loo». noch mit Gummi arabicum behaftet, war dem Uebellhäler am Schnurr- dar>e klebe» geblieben. Schnell wollte der schwer heimgesuchte Soldat da» Papier w eder au» seinem Antlitz entferne»; aber dadurch machte er da« Uebet nur »och givßer, de»», ach, nu» blieb gar die ganze linke Hand, welche die BesreiungSversnche anstellte, in Folge de» halb trocken gewordene», zähe» Klebe- stofstS am Bart« hasten I Vergebe,»» zupste und zerrte Schöpke, vergeben« unterzog er sich den heftigsten Schmerze,, — Hand und Papier blieben ihm unter der 'Nase lieben, und «» war e,n G ück für den hart geprüften Mann, daß der Major unter ten, verhaltenen Gelächter der Uebrizeu — die solgen- schwerc Bersamnilttng aushob. Erst »> seiner Wohnung konnte der BedauernSwerlhe unter Zuh llcnahmc warmen Wasser» die Spuren der unheilvollsten Blamage in seine». Erdenwallen beseitige». Ob ter Major, ob die anderen Ossiciere aus Grund de» lächerliche» N.chipielcS der Vertoosung hinter Schöpk-'S Be trug gekommen sind, wir wissen c» nicht, immerhin ist solche» anzunehinen; eine Vernehmung und Bestrafung de» lies Ge deniüthigten erfolgte jedenfalls nicht. Der Herr Major ließ sich zu feiner schonenven Haltung Schöpke gegenüber wohl durch die Rücksicht auf den braven Soidalcn bestimme», der nur au- unverfälschter Hingabe an die ihm heilige Füsilier sachc sich zu dem ersten und einzig«» Fehltritt in seiner langen Dienstzeit hatte verleiten lasse»! So viel aber steht fest: Unter den Soldaten und Unter ossicieren de» Bataillon«, unter de» Bürgern de» kleinen Städtchen» wurde Schöpke'» Geheimniß ruchbar; die» that sich unter Anderem tc»tlich knnd »r dem Spitznamen, den ein Witzbold dem anfangs Nesgebeugte» Manne verlieb, in dem Spitznamen: „Der gummirte Feldwebel." » . >» Ein Jahr ist seit jenem denkwürdigen Tage der Di« „Neunte" hat schon vor mehreren Monaten ihre lung ln eine „gewöhnliche" Muekrtiercompagnie vollzogen und befindet sich ganz wohl dabei. Selbst unser guter aller Schöpke hat sich, wie auch Hauplmann Schwarzhold, in das Unverineibliche gesunde». Beide haben sich auSgksvbitt mit ihren geraden Degen und sich an den Anblick de« iveißgr tünchten Lederreuge» gewöhnt, denn an wa» gewöhnt sich nicht der Mensch, und wäre er der eingefleischteste Füsilier von der Welt! Ost denkt Schöpke bei sich: „Es ist doch gut, daß ich meine Drohung von „nicht mehr Schöpke heiße» wollen" nie zu Ende gesprochen habe!" Nur eine» kränkt unseren Helden ties: Der vertrackte Spitzname bat di» Reile in eie neue Garnison mitgemacht, und oft muß der neue Mu-ketierseldivebel bei seinen Gänge» durch die Stadt bemerken, wie sich die ihm Begegnenden bei seinem Anblick heimlich etwa» zuslüstern. Da»» wird Schöpke jeve«mal purpurroth. Weiß er doch, daß der Gegenstand de« qebeimiiißvollen Zwiegespräche» kcm anderer ist al» — der gummirte Feldwebel l Ernemimigen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Der Oberamtsrichter a. D. Ih-ophül Forker in Gohlis bei Le pztq, welcher brretls vor s« nein im Jahre 1856 erklügle» Eintritt in ken Slaaisdienst da- Amt eme» Notar« bekleidet hat, ist aus sein Ansuchen zur Ausübung de» Noiariois ln dem Umfange, in welchem dt« vor dem Jiikiatltrrten der Notartatsordnung vom 3. Juni 1853 iinmairicullrte» Noiare nach ß 90 dieses Gesetzes noch gegenwärtig da» Notariat anSuben dürfen, wieder »»gelassen worden Deport»««!» der Finanz,». Lei der Poftverwaltuag sind ernannt worden: Lndwiq Otto Krauß, zeither Postcasfirec, als Posidirccior in Döbeln; Oscar kh-vdor Bierth. zeither Postsecrelair, als Oberpostsecretair »n B jirkc der kaiserk. Oberpostd lectio» z» Lest'üg; Earl Friedrich Teilet Becker, zeiilier Postassist.ut, »IS Llerposlaffisten» »m Bezirke der kaiserl. Oberpostdirccliva zn Leipzig. Die Königsgruft in Lissabon. ' Erst seit dem Jahre 1855 besitz! Lissabon eine eigeniliche Königsgrust, die von dem damals regierenden Könige Dom Fernand», ll. gegründet wurde, der auch die Leichname ter ich»» vorher verstorbenen Könige aus dem Haus, Braganza, die rüher in verschiedenen Kirchen bestallet winden, dahin üdersühre» leß. St. Vincent, wo sich die letzle Ruhest,>kie der königliche» Zamitir von Portugal befindet, ist eine gioße, alierlhümliche Kirche, der sich früher et» Mönchskloster anichloß. Hcule ist eS der Sitz des Pntriarchen von Lissabon und ist darin ein Knabcucollegium. das vo» Geistlichen geleitet wird Bei Gründung der Königsgrust wurde das einstige Rctectoriuni, daS 60 m lang und 10 m breit war, der Lauge nach in drr Mille obgeiheilt und die eine Halite zur Heiüellnng der Grutt veilvenael. Heule ist diese jedoch deren« augesüllt und dürste »> kürzester Zeit di« damals errichl'te Abtheilung w eder weggenommc» und die andere Hälfte ebenfalls zur königlichen Grus! euigerlchiet werden, wodurch dteie um da- Doppelte vergröbert wird. Ein große« Ddor aus gelbem basiliannchen Holze ickließt die Gruft gegen die Galerie, die parallel mit bei Küche laust, ab. Nachdem mau dasselbe vassirt, beir»! inan «inen dunklen Varraum. an welchem man zur Rechien zwei in die Mauer eingesugte Mannrr- lasein bemerkt. Dort ruhen zwei laviere Soldaten, die -erzöge von Eaidanha und Deiccira, die noch »» lode d.e Eh'eawaib, b, ihren Gebietern übeinoiiiine» zu l abe» ich men. Zur Linken schläft die Heizogin von Tercetra de» lctzien Schlummer. Nun öffnet sich ein givßes Aillerlhor, duich welche- man in die königliche Grust gelangt. Es ist ein hohes düsteres Gewölbe, i» welche- nur spärlich da» lageslichi sälli Zu de den Seiten zieht sich eine Art Balcon aus schwarzem und weißem Marmor hin, der 120 Eeniimeier hoch und 1'/, M ler br,il ist. Aus dieser Estrade sieden nedeneinauder die verschiedenen Särge, lheits werlhvolle tünstleriiche Arbeit zeigend, theils mir schweren Sammet« oder Damastdecke» vkihüllt. Fast aus allen liege» noch Kränze» oft verwelkt und zerstöit, die inan jedoch aus Pietät inch! jortiiiiiimt. Am oberen Ende der Grust erhebt sich >n der Mitte ein kleiner Altar au« Marmor, mit einem Lrucisix geschmückt. Bor demselben findet sich ein vergolde:cr Betichemel. Tein Aliar gegenüber an, livt ren Ende, dort, wo die Brust wieder geössiiet wird, um vergröbert zn werden, so baff dieser P ay dann den Mittelpunkt derselben bilden wird, ist ein schönes inai- morne« Denkmal errichtet, daS die sicidliche» llebereeste des Königs Dom Ioao iV. deckt. In der königlichen Grust ruhte» bis heute 46 Mitglieder des Hauses Braganza. König Dom Lu z I. ist der 47. seines Geschlechts, der t» bl« G>ust seiner Ahnen hinabsteigt. Bon den oben erwähnten 46 Särgen sind zwei mit Gtasdeckelu verletzen, jo daß man die darin besinn chm Leichname b.'lrachlcii kann. Es sind dies der im Jahre 1-8.'- veisivrbcue König Dom Fernando ll., dessen Gesichlszüge noch k iuin verundc,! Uno und der zerstörenden Macht dcö Todes bisher widerstand n habe», und das m Jahr« 1887 kuiz nach drr Geburt g«storb, ne Töchierlein des da- maligen K,onviinzen. nunmebiiien Königs Dom Carlos und seiner eitanchlen Gemahlin Donna Amelie. Di- keine Jnfanlin ist eb:ii> fall» »och unverändert und macht den Eindruck einer reizenden, oll, i- .iebsten Puppe, ' Inn»««» der Brust stellen zwei hohe Kntasilke, der eine trögt den Sarg des König« Tom Pedro lV.. lndeckt mit der kaiserlichen und königlichen «>one. Biele kostbare Kränze mit werlhvolle,, Schleifen und echten Gotdsranten d cken diesen Sarg; nichtsdesto- weniger fällt auch ein d ich idenerer aus Jliimergrün ins Auge, der aus we ß m Band mit Goldsransen salgende Inschrift »engt: Oa veterauv« «tu lioer.-ule »o Itei iotüaäo (Die Veteranen dce Freiheit dem Könige-Soldat.) Dom Pedro IV., der im Jahre I8!4 au» dem Lebe» schied, behält diesen Ehrenplatz ianutte» der Gruft für iinniklwahrcude Zeilen. Der zweite K.tta'alk ist stets lür de» Saig des zusts! vcrstor. denen regierende» König« bestimmt. Bis j tzt halte der >,n Jahre 1861 v:rslorl»„e Kü, ig Dom Pedro V. dielen Ehrenplatz tn»e, nun muß er ihn se nein Bruder Dom Lni» I. läumen. Bevor in Lissabon ein Prinz u, die Brust seiner Bäler gelangt, spielt sich eine e geiithstmllch: Eerenionie ab. Der königliche Sarg wird nänil ch dreimal aus verschiedenen, eigens hierzu errichteten Katafalken >ued,rgelassen. um die kirch. l chen Segnungen zu empiange» Der erste besüitct sich am Ein gänge zur Kirche und heißt: «c» üa älitorienrüia. Tie „ällzoricoreli»" ist eine Vereinigung, der von altersbcr fel gendes Privilegtlim zucrkannt war, bissen sie sich natürlich nicht c»:- ichtagen will. Wenn der Leichenzug am Fuße der Kirche anlangt, nimmt die „hlraerlooräür" den königlichen Sarg in Empfang »nd geleitet ihn zur ersten wo de, leibe wähl erd der Taurr der kirchliche» Eeremonie in ihr Eigeitthum übergeht. Nach Beendigung der Ge bete zieht sich die „älii-riooräi»" zmück, woraus der Sarg von de» Municipaideamien und vss »llichen siunclionaircn zur zweiten „ecu ' gebracht wird Zur drill,» geichieht die« vou den Ministern. Die „Zlisoricorüla" ab.r laßt ihre holen, d. h Kalasa'k. Born lue und Bahrtuch verbleiben deren Eiaenlhuin, sie mimu! jedoch nur die beiden erste,en i» Empfang, während sie den W,rih des Bahrtuches daarem Beide erhält. Gewöhnlich nehmen alle diese Eeremonien zwei bi» drei Stunden in Anipriich, bi« der köniibche Sarg seine btzte Ruhestätte findet. Die Köniqsgrust in Lissabon ist dem Brfuch des Publicum« nickt zugänglich gemacht, ledoch kann man dieselbe ans lperlcllcs Ansuchen besichtigen. Dev bekannte Ausverkauf von sedvarLe» unä kardiZen Sotävvsto beginnt morgen Donnerstag, den V. November. Es befindet sich darunter ein grStzerer spofterr »vk«sai'r«i' AviniiLlsnDvi» 5ei0sn»1oNo, Meter zu Mk 3.20 und Mk 3 30, sowie ßanbigv i»vin»«i0»nv 1>ivoNnes, früherer Preis Mk. 6.80, jetziger Preis Mk. 4 — per Meter. Hoflieferant.
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