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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188907218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-07
- Tag 1889-07-21
-
Monat
1889-07
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1889
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«1» aoldele« Gewölk schwebt. hat Müller-Kurtzwrlly t, setuerrbeus, fein empsunden-n.wik auSqelührte'Weile geschilder». Bon derSammel- au-'lelluug E. Wutlke'scher Lachen ist noch ems der schönsten Biloer „aus dem kapuz-neiklittiec zu Vlmalsi" zneuckgebl'ebea. Illus der wembeichattelen. durchsonnten Pergola m l dem B.tck auf di« »mal» fitanilche Küste bilden d>e beiden brauneu Kapuziner e nca gutu Ruhepuuct für das Au»!«. Aus dem Ad Bock'ich-a Bilde „Bete und arbeite" ist, abgesehen von der trefflichen Janenraum-malerti, besonder- der Kops per bitenben Alien ein gelungene- «luck Menichencharakierlstik. Eduard Fischer ist wieder einmal durch zwei seiner sein gestiinmlen Stranblandschaslen an ruhinea blitzenden Leespiegela vertieien. Sein „Morgen am Strand" und seine „niärkiiche Landichait" werden beide gleich sehr aniprecheu. Auch L. Douzette'S Eigenart kann man wieder studiren und genießen an seiner „Mondnacht am See", dsch ist ter Maler auch einmal mit seinem INI gebc'mnißvolleu Schalten de- Waldinnern über Steine plätichernde» „Waldbach" wieder mal au- dem Bann seiner bei oller Wiederkehr doch slei« fesselnden „Mondnächte" herausgetreten. Da« Leben aus der Alm mt einem Anklanqe an da» Ealontiiolermoiiv behandelt P. Baumgarien mit seinem „Maler aus der Alm". Di« Lichtverlhcilmig im Inaenraum 'st vortrefflich. Ein neckischer Bauernjunge ist der von Fritz Sonderland. Durch eine Cervelanourft „in Versuchung" gcsiihrt. Wer weiß ob er nicht am Ende doch noch der „Beisuchung" unicrliegen wird. Die Sttlllebe» malerer hat mehrere recht annehmbare Früchte gezeitigt, so: H. Dupont'» „Heiken und Reseda", zum Theil in einein Kruge zum Straube vereinigt, zum Ilieil out einer »einernea Tischplatte liegend. R. Eddelbüttel'- „Stillleben", Blumen, Fächer, Marken, Cigaretten ia lieben-würdiger Unordnung durcheinander geworfen, wirkt hübsch becocativ. Auch H. Dupont'- „Rosen" zeuge» vo» großem Geschick in Anordnung und Behandlung de- Siosslichen. Diele sowie ein« reizende kleine „Herbstlandschast" von L.Th. Meyer. Basel, und zwei ansprechende Canalmolive aus „Beliebig" von R. v. Hagn umgebe» eine recht gelungene Eosiümstudie, «in« kleine schwarzäugige zigeunerische „Kartenlegerin" von E. Harder. An der Wand gegenüber ist al- neu zu erwLhue» ein Hochgedirg-bild von H. Ben necke, «i» Motiv aus dem vom Zamser Thal abzweigenden, gleischereisülllen „Schlage senthale", mit ungemein dusligen Fer»Wirkungen. Ein südliche Seeluft atdmende- B>ld ist das daneben definoliche „Bosilivo bei Neapel" von Ferd. König niit dem westlichen Ausblick über Küste und Meer nachdem in der Ferne ausleuchienden I.'chia hinüber. Darüber ein wunder» volles Secstück mit auglaublicy sicherer Behandlung de- wogenden, schäumende», sich ans Uler walzenden und zurück-chießrnden Wasser-, „Abend am Kattegat" von Fritz Fechncr. Beiläufig bemectl sei hierbei, daß bei einer neulichen Besprechung ein- Studien- kopseS von HanS Fechner, der Berichtelstaticc geschrieben Halle, di ser Maler könne „brav Menichen darstelle»", e.n Druckiehler aber daiau- die eigenlhüiiilich' Wendung serl g gebracht Halle, er könne „brave Menschen darstelien". E w hat möge heule »och sein «ine große Figurenstudie, Knustück von E. Daelen „Aus der Prvmenadi", eine zaiig, lcichiug'ge, lächelaoe, irgend einen ihr Folgenden durch W i.ken nul Blumeo nachlockende Dame in Wliß iiul rolh obgesülleriem Sonnenschirm, »er näcktlick dunklem Prome» uadcugcbüsch uilt lichten, davor Herumsiallerndei, Iagi-.lt rn. Aböls Wei-kt. Lunst-Verein. * Neu au-qestellt sind: eiae Serie der Publ ratlos der Ge» sell'chasl sür o roielsaliigende Kunst in Wien, ein Gemälde: „Wieder» seb'n" uou Lilickel stoch ii, .ikarl-ruhr und kille Marinorziatuette: „Echo" von H. Huttzsch in Dresden. Ausgestellt bleiben io gcndc Lelgeiuälde und Aquarellen: „Wiegeu- lied", Oelge > ülde von E Strecker in W en, „B.lbatn des General» seldmarjchulls «ürasri, Moltkc", Oelgemä.de von Franz von Lenbeich m Müuchei,. r ne Ze ch >u»g von Matthias Schmid rn Miinchen, eine Anznll vo» Aquirellen iioli-ngcher Künstler: „Der stiis," von L. Gambn, „Mono au-Beliebig ' von P. Sala, „Mädchen" von E Levorati, „Eouiponistiu" van E. Percgo, ein: Laudschast von Frauz Schrcycr in München, ocht Aquarellen von Giallina in Rvm, ein Aquarell „Gebirgs- lanaschasl" von Paul Mohn in Berlin, eine Reihe von k>6 Feuer« und Tuschz ichnunge» von Kunz Mever >n München, eine Folge vo» zehn Blättern „Vom Tode , com» pourl und radirt van Max Klinger au- Leipzig, z. Z. in Rom „Gute Worte" von Ottmar Brioschi in Wie», eine Landichast vo» Friedrich Preller in Dresden, ein Aquarell „Wissower Klinken aus Rügen" von Hermann Heubner in L-ipjig. die Ori ginale zu der im Berlage von C. F Amclnng in Leipzig erichieiieucn Prachiau-gobe vo» Tbeodoc Sivrin - „Immenser" von Edmund kanold in Karlsruhe und W Haiema»» in Karl ruhe, „Jagd gäste" von Franz Haust lcr in München, 3l Buntdrucke. d:e hei»,en Ställen in Jerusalem und Beihlei em darstellend, nach Agnarellen von Carl Werner in Leipzig, „Hnnigekehii vom Jahrmaekl" von Christian .iklauS in München, ein Oelgemälde „Weibl cheS Bildn'ß" und ein Aquarell van Aböls Menzel >» Beilm, ein Oel gemälde von Franz Schreycr in München „Ruinen in der lüinischen llamvagiia" und zwei Gemälde vo» Ehr. klüpsel in Köln „Am Feilst»,l" und „Landschisl", eine Su»e der Hauptwerke in der Nnlionalgalerir zu Laudon in piioto irapbi'chen Reproducliancn, an plastischen Wirken: eine Bronzestainelte „Pihche" von Arthur Bolkniann ,i Nom, eine Poriraiibüste und ein Parlrailmedaillo» von Adols Dvnndors »i Stuttgart. Musik. - 2cm allldeinischcn Hrsangverein Arion. Freiheit, Krast u»S Lirbrk unsre- Leben- raschem Flügklslilage Dumps rauschend klingt er wie ein Ton der Klage, Der bange w-berliallt in stcrkersnacht: Der Weilen Schönheit ist zum Leb-in erstanden, Wir alle schmachten nur in e»te» Binden, Da- schwache Lebe» zwingt des Tobe- Macht I — Die Segnsucht ringt uiiS dieser Nacht nach Klarheit: O blicke aus. es giebt »och eine Wahrheit! Ilcich wie die s rbeiivolle Glut der Sause, Beseligend wie Lenze- milde Wonne Umstrahlt »ii- lichi der Freiheit Wundcrbild. Ja iberm Reiche giebt r- keine Schranke, Und schön rst, sessello- wie der Ge' nke Da- L bcn, da- au- ihrem Borne quillt. Und nicht als Schein nur will sic Dich umschweben: Eie nimmt dich aus, nur mußt Tu sie — erstrebe» l In tbre Arme sinkt kein matter Schwärmer, Nie sab ihr Licht der prahlerische Lärmer: Sie will des Glauben- wunderthät'g' Krast. Und »riiost Da dieses H inmelsgut Dein Eigen, Daun wird der S hnsucht bange Frage schim igen. Tu jühlii das G.ück, das u»S der Friede schoss!; Und zaubersarbig wie der R genbogen Ist in dein Herz — die Liebe ungezogen. -I selig, wer der Liebe Born ergründet, Die Erv' und Himmel, Golt und Menschen bindet, Da- Weltenecich velk.äri zum PaiadieS; Bor deren Blick das Sonnenlicht entschwebte. Und Tempel stürzte» uns tie Erde bebie. Als sie de» Hinimel uns sich össne» hi,ß! Tie Freiheit, die de- Glauben- krast gehöre», Bleibt i» der Liebe ewig uaverloren. Fiur euch, die diese Wahrheit ihr empfunden. Di« ihr der wahren Menschheit J e! gesunde». Euch preiset glücklich noch d,S Dichter- Mund. Ihr lebtet, uns ihr lbiet nicht vergeben-, WaS ihr erkämvft al- Früchie eures Streben-, Ein herrlich Beiipiel wird'- den Enkel» kund. Sie müssen euch de- Sieger- Palmen geben: Ihr werdet, wie ihr lebtet, ewig lebenI Hermann Weise. Leipzig, LV. Juli. pk. Der Abschiedsabend de« Schwedischen Sänger-OuartettS Halle am Freitag eine zabl» reiche Zuhörerschaft »n „Schlostkeller" versammelt, welche sowohl an den Nummern de- Programm-, al- auch a» den zahlreichen »gaben sich ersreule. Nachdem ich bereit- drei Mol in diesem lalle zu Gunsten der skandinavischen Sänger da- Wort ergriffen habe, kann ich mich heute daraus beschränken, mitzutheile», dass di« Herren auch an dem letzte» Abende ihren guten R»s wahrten und ihre Lieder mit demselben künstlerische» Ernst vorlrug n, al« oälte e-, sich die bereits feststehende Nncikennung eist zu erobern. D e Sauger reisen vo» hier aus nach Eisenach. Hoffentlich kehren sie spater wieder einmal nach Leipzig zurück. Nach einem geflügelte» Amte au- „Prezio'a" 'oll man zwar nicht zweimal dadin kommen, wo man einmal gui ausgenommen wnrde: da- Schwedische Sängei- QuarleU daes versichert sein, tast es bei einem wiederholte» Bcluch »»serer Stadt die gleich günstige Ausnahme find«» wird. Kürzlich veranstaltet« t, Zeitz der dsrttg« Zweigberei, vo» allgemeinen Richard » Wagner »Verein im Saale de« „Preubischea Hose«" ein« musikalische Abenduaterholtuag. Derselben lag der dortigen Localkritik zufolge ein reichhaltige» Programm zu Grunde, ia dem neben Wagner auch Schumann, Rubiostetn, Schar, wenka, Abt a. I A, vertreten waren. Neben dir Loncert» sängeri» Fräulein Margarethe David an» Leipzig, welche über eiae» namentlich in der Höh« überaus an iprecheaden Sopran und ein entzückende» Pia», der» fügt, trat Herr Baumeister Heinrich Hohn« daselbst ia den Vordergrund de« Interesses, dessen Bariton neben aller Maekigkeit doch nicht eine- gewissen Schmelze« entbehrt. Der Bortrag der berühmten Ballade „Archibalo Dougla»" von Löwe, war «ine sehr verdienstvolle Leistung, die dem Vortragenden mit Recht lebhaften Beitoll «intrug. Zu schönster Wirkung gelangten die beiden Stimmen in dem Duett „St ll wie die Nacht" von Götze, einer Lompositwii, di« ihren Erfolg schon in sich selbst trägt. Herr Musiklehrer Otto Keller accompagnirte diöcret und sicher und erwie« sich in einige» Solovoeträgea al- ein irichiiger Clavtervirluose. Auch der gemischte Thor wird voa der Kritik lobend hervorgehobeu. FI» Bre-lau ist dieser läge die frühere haanöversche Hos» sängrrin Auguste Gcistbardt, die vor ungefähr dreißig Jahren am Hojtheater zu Hannover eia sehr geochteieS Mitglied war. ge storben. Da- Kind eine« armen Schuster- ia Ratibor, wurde sie von dem dortigen Musikdirektor Langer, der ihre Stimme enldrckt lalle, anSgebildet und, nachdem sie schon al- zehnjährige- Kind in Concerten ersolzreich milgewirkt hatte, weiter sür die Bühne vor- bereiiet. Al- Musikdirektor Langer da- Unglück hotte zu erblinden und erwerbsunsähig zu werden, Hot ihn die dankbare Schülerin bi- zu seinem Lebensende unterstützt. pk. Ein vergessener Operncompoalst. vor 100 Jahren, am 21. Juli 1789, w irte zu Tobrezon in Böhmen Josef Maria Wolfram geboren, den man zwar al» einen Dilettanten in der Musik bezeichnen kann, der ober, infolge eifrigen Studium-, sehr beocktenSw rtht Werke, insbesondere aus dem Gebiete der Oper, ge» schassen und seiner Zeit schöne Erfolge damit erzielt Hot. Wo'fram widmete sich in Prag der RechtSw sienschast, war jedoch der Musik, in welcher er schon al- Kind Unterricht empfing, so sehr ergeben, laß er sich in Prag und Wien in der Harmonielehre und tm Elovier- sp el weiter au-bildete. Dadurch kam er in di« erfreuliche Laze. e ilt Eltern, die durch mancherlei Unqlück-lälle ihr onlehnliche- V rinög-n verloren, unterstützen zu können, denn er erthcil:e in Wien Clavier» und Gesangunterricht; wesentliche Unterstützung empfing er durch Mosch, le-, der ihn durch Empsehluiigen i» den vornehmsten Familien einsührte. Im Jakre 1824 wurde Wolirem Bürgermeister in Tepliv; in dieser Stellung starb er am 30 S Plember 1830. Er schrieb folgende Overn: „Der Bergmönch", „Der Diamant", „Prinz Lieschen", „HerkulcS", „Schloß Evedra", „Der Normann ia Siciliea", „Mtlekind", „Blpino-" oder „Die bezauberte Rose", „Maja und Alired". Die letztgenannte Oper wurde im Jahre 1826, unler Leckung de» Componist n. in Dre-den zur Ausführung gebrach, und halte eine» Io großen Erfolg, daß man m t Wo iram ernstlich wegen Anstellung al- Nachfolger de- verstorbencn C M. von Weber unterbondelte; die verband» lungen zerschlugen sich, da Reiisigcr die Cavellmeisteistelle erhielt. Wolsran, schrieb aiisteedem ein R quiem. eine Mess», Bivlinquartette, El, vieeionaleo, v erstimmige ond einstimmig« Lieder, von denen namentlich die scebiikbea Vo.k-lieder seiner Zeit eine sehr freundliche Ausnabmc fand.-». Lon de» Wolfram'schen Obern geäugten auch aus d in Leipziger Theater einige zur Ausführung: „Alpina", oder „Die bezauberte Ro'e" (13, März 1827), „Prinz L:e-cken" <21. Februar 1830) und „Ter Be amönch" (18, Drcember 1830). Die Theater» z»iiel vom Jade« 1827 steh n mir nicht zur Beifügung, ich weiß also nicht, ob Alpino Aeklang gesunden har, demzusolge wiederholt gegeben worden ist. Dagegen liegen mir die Theaterzettel vom Jahre 1830 vor, au- denen ersichtlich ist, daß „Prinz Lieschen" nur e »mal auigesübrt wurde; der „Bcrgiiiönch" d gegirrte einer sehr 'reundlich n Ausnahme, denn ec erlebte >m December 1830 e n- Wiederholung und g'langte im ersten Halbjahr 1831 noch S Mal zur Auisührung. Die Oper, die bei Hcsmrister in Druck erschien, war übrigen- durch vorzügliche Krücke besetzt: Mal». Frauchelti» Walzel, die Herren Hammer meist r, Pögnre re„ ob e» sich nicht lohnen würde, in dem Tbeaterarchiv die Partitur obzustäubea und die Wiederbelebung der Gestalten au- längst vergangenen Tagen zu erwägen?! Literatur. Beim Rattenfänger im Zauberberge. Märcheadichtung von Frida Schanz, für Sopran, Mezzo-Sopran oder Alt-Solo und e n», zwei- und dreistimmigen weiblichen Ehor mit verbindender Dcclamätion und Pianosorirbcgleitunq componirt von C, Alte »böser op. b9, Verlag von Gebrüder Hug, Leipzig und Zürich. Elavierau-zug b Der alten schönen Mär vom „Raliensänger" hat die gefeierte Dichterin Frida Schanz einen befriedigenden VluSklang verliehen, invem sie unS m hochpoetischer und phaniasievoller Wege von dem Leben der von dem Rattenfänger au-grsühiten Kmder drunten in. Zauberberge berichirt und unS die mit ewiger Jugend begabte Schoar der Kleinen niit Gnonun und Zwergen bei Spiel und Tnnz schauen tönt. Alle habil» gar bald d'e Heimath und da- Ellernbau- vergessen, nur eins, de- armen Hirten Kind, trägt ein altes Ringlein nm Finger und w,rd voa ewiger Lchniiicht gequält. ES verläßt beimlich den Zaubcrberg und kehrt in die Stadt zurück; aber eine Zeit von hnnd rt Jahren hat jede Spur, an der seine Erinnerungen hcisien, verwischt, Alle« erscheint ihm öde. kalt und fremd, und enttäuscht klopft e- von Neuem an da- Felsenlhor de» Berge« und bittet dcu Raltensängcr um Einlaß. Tic Pioitrn hatten sich erschlossen Ei» Arm umfing sie, traut und weich, So trug, umringt van den Genossen, Tcr Spikliuaiin sie ins Zauberreich. Durchaus einfach, aber äußerst innig und von reizender Detail- malerei wie die Mülchcndichlmiq ist auch die Musik. Die vierzehn Nummern füllenden Chöre und Soli sind fast alle ini VolkSione gehalten, anmuthig und melodisch, und die Beglückung, durch welche d e Componist mit den ciniachste» Mitteln de» Inhalt der Dichtung schari und durchsich ig zu charalterisire» versteht, bewegt sich in der engen Harmonie und wird dadurch auch sür weniger grüble Spieler ubersichllich und lricht ouSsüirbar. Wir empfehlen die genannte Novität namentlich Borsleberii und Vorsteherinnen von Lehrerinnen - Seminarie», höheren Töchterschulen und Mädchen» pcusiouatcn zur Anlsuhrung. Franz Woeuig. Vas rwanMiihrige Stiftungsfest des akademischen Turnvereins „Hormannia". * Leipzig, 20. Juli. Eiientlich hat di« „Normannia" ihr zwanzigste- Lebenäsahr schon um eia ganzes L ni'slce über» ichrilte», allein der Iudeltag, den sie heute angesichts de-c » Irenens,» und ersriichenden Sommer- begeht, wird nicht minder l bendigei von ihr» vielmehr noch gehobener begangen werden, a S dies zur Winter-zeck der Fall gewesen wäre. Der eiste B rsiich, an der Leipziger Univeisi ät dem Turne» eine Heinistätte zu schassen, ging vou der „Normannia" an- Begeisterte Airhäii .ee d,r Turnsachc riesen am ö. December 1868 den gedachten akademischen Turnverein ins Leben; sie sürderten, woblbewi ßi des Segens, den da- goldene Wort ..älrirn »ana in corpore ^uo" zu ipenden beruien ist, mit Eiser da-Wei k und laben sich darin von gleich- strelcnden Eominilitonen gesolgt. welche da- Begonnene weiiersührten und des Verein- Ausgaben Mi» Lust und Liebe iücdera halsen. Mit Stolz blickt denn auch die „Noriiianuia" ans die von ,hr zurückae» legten zwei Jahrzehnte zurück, denn »n ihren Reihen ist di selae lleb'rz'UgUiig, birs lbe Begeisterung sür den Werth küiperlicher Nebeligen wie sie bei ihrer Schöpfung vorbaudrn war, bi- aus de» der»,gen Tag lebendig geblieben, wen» auch die öuß,re Form dc- verein- in d rser Zeit mehrjachen Wandlungen unterworsen grweien ist. Die zuerst «nqeiiommene grüne Mütze wuide im Laule der Jahre mit einer reihen verlauicht, zugleich wandelte sich 188l der bis dahin weniger eng geichlosseiie Verein in eine stutentiiche ver dindung um, mit eigene» Wass n und den Farben rotd, weist, giün Nicht da» Strebe» nach ariderem Prunk war der Grund diesei Umwandlung, sondern allein der feste Glaube, daß man in der neuen Gestalt tue die Verbreitung, sür die Anerkennung d,S Durne»- im sludenliichen Leben besserr- werde leisten können. D cier Glaube war kein falscher, denn dec akademische Turnverein „Normannia" zahlt deute zu den angesehensten Lorvorotione» der Leipziger Uni versität, eb'nio wobt wegen der Treue, mit der er «nciiiwegt für die Turniache «ingetrelen. al- auch wegen der Schncidigkeit. Mit der er stet- alle Bcrpslrchlungca einer schlagende» Eorpvratwu nach» gekommen ist. Angesichts einer solchen erfreulichen Erscheinung gestaltete sich deun auch da- lür drei Tage onqejetzle Jubelfest der „Normannia" schon zu seinem Beginn zu einem akademischen Freudenact von de» sondekrr B deuiunq Alte und junge Normannen waren herbei» geeilt, um an demselben theilzunebmen und in fröhlicher Geselligkeit den Adichnckt zweier ehrenvoller Jahrzehnte ter Normannia mir» sejer» zu Velsen. Der erste L-g, FreU-g, t«U de» alte» Herr«», t» einer in H. Kretzschmar'- «rsta»ra>t (Kramerslraße), dem Local« »er Ror- niannia, abgehalieneu Zus-mmenkuasi, er galt dem «ultansch vo» Erinnerungen «ad der Anknüpfung neuer Bekanntschaften. Voa den dem Larleiverband akademischer Turavereia« aus trmscheu Hoch- schule« an eböeeudeu 20 Vereine» waren bereit« am Soauabead lrüh die Vereine Ederuskia (Göltinqea), Borulsia (Berlin), Soxo» Thuriugia und Landalia (Halle), Baltia (Rostock), Philipptaa (Mae- bürg), Suevia (Bre«lau), Marcomanuio (Freidurg), Muaichia (München) uod Alsatia (Srraßburg) vertrete»; «ine große Anzahl von alten Herren aller Facultäiea ließ die Ziffer der Jubilirruden rasch über da« Hundert steige». Da« Stiftung-fest leitete et» Schauturae» aus dem Laruvlatze de- königlichen Gymnasium-, der Stätte, aus welcher die „Nor» mannta" regelmäßig zu wirke» pflegt, am Soaaabeud vormittag '/,10 Uhr ein. Gleich voa voruhereta mag hierzu bemerkt werde», daß die hier vorgesührlea Uebungen den wackeru Eifer rechtfertigten und de» stäiizlea, mit dem die „Normannia" dal Turnen pflegt. ES wurde Tüchtiges geleistet und RühmenSwerihe- erreicht al« Lohn sür eiae gewissenhafte und ernste Vorbereitung. Zu Beginn de- Schauturnen», dem auch Herr Director vr. Lion seiar Anwesenheit verlieb, gelangten Haolelübuugeu (Stoß und Hieb) zur Vorführung: ihnen schloß sich eia R>egeniornen vou 3 Riegen mit einmaligem Wechsel der Gerüche an (DovvelboH und Reck, Reck und Briren. Barreu und Doppelleiler), woraus eiae Musterriege im Ktuleaschwingea ihre Leistung-sädigkeit erprobte. Sodann füg!« sich geordnetes Kürturnen (Pjcrd und Kasten zusammengestellt) an; den Schluß bildete Schulfechrea (6 Paare mit Schläger», 1 Paar kävrl» kontra seehtern.) Es entrollte sich in alle» Theken de- Schauturnen», dessen tllch» tige Leitung Herr Turnlehrer Ihme in dir Hand genommen hatte, ein wohlgelungenes Bild von turaerischer Gewandtheit, trefflicher Körperhaltung und eindruck-voller schöaer Entwickelung der vor» liegenden Ausgabe». E ue dankbar« Entschädigung für diese Mühen de- vormittag- bildete der Frühschoppen im Roseothal, ia ktaischy'- Schweizer. Häuschen, wo »ach stattgehabiem redlichen gymnastischen Ringen, nach dem „Pealathlou" Ruhe uad Gruuß da» sröhlichere „Prosit" wiakte. Ueber die vettere» Festlichkeiten sei später berichtet. — Vas 14. Stiftungsfest des Vereins „Äkademia". Weuu mau bedenkt, daß der Künstler, anderen Sterblichen gegen über gehalten, seinem Temperament und seiner Beanlagung nach so ziemlich immer in einer Art gehobener Stimmung schwebt und nickt einmal wie die Märchenkönige die Krone Abends aus den Nacht tisch legt, sonder» sie wahrscheinlich mit zu Bett nimmt und mit ihr träumt, so kann man leicht begreifen, wa- bei ihm „Feststimmunq" und gar erst ..StistungssenstiMmung" besagen will. Was aber sckon vom Künstler im Allgemeinen gilt, da» gilt im Besonderen noch weit mehr von der feurigen Jugend, von dem «ünstlernachwuchs. Tie letzie und ungemein günstige Gelegenheit, die Wahrheit dieser Behauptungen wieder einmal aus ihre Echiheit zu prüfe», bot da- am Freilag, deu 19 Juli, Abend-, im Saale de- „Bereu,- sür Bolkswohl" aus der Löhrstraß? gefeierte 14 Stistungssest de- Verein- „Akademia ", des utjelligea Kcru- und Krystallisation-puacte- für die Schüler unserer Leipziger Kunstakademie. Die schmucke akademische Jugend mit ihren kleidiamen Kunstlerbaret- und zahlreich« geladene Gäste, tarunier vor Allem Leiter und Lehrer der Austa-t, füllten de» Saal. Em Kranz von Damen schäme von der Galerie dein maleriichen Woaen de- DeeibenS der Festgenossen zu. Besonder- geeignet, die Festsiimmung zu erhöhen, war auch der schöne neue, in seinen auiprecheaden verqältnissen und seiner anmuthendea Aus stattung schon früher einmal hier eingehend besprochene Saal. Eine Mit witzigen Dichiungea und allerhand Künstlergeistessunken reich ge lullte „kiieivzeitung" verkündete als erster Hauvltbkil der Feier eine theatralisch-Aissührungoui derzuinSaalegehörigen GeiellichuliSbühne. Wa- die „Akademia" aus diesem Gebiete leistet, hat sie schon öfier be währt, und die diesmaligen Leistungen ließen die Erwartungen in keiner Weite zu Schanden werden, Ausgesührt wurde eia vou frischestem Humor gewürzter, an drolligen Eüisällea, Lagen und Verwickelungen reicher und von gutem Becliäiidaiß dec Bühneusoiderungea zeugender ein- actigcr Schwank „Künstlerlebcn" von Wilh. Lauge, einem offenbar auch aus diesem Gebiet von den Musen reich begünstigten Kunst- jünger. Eine junge Dame..Adelheid", Nichte eiae- tyraaniichen CommissiouSraihe-, das heiße Ziel der Wünsche zweier gegenüoer wohnender junger Künstler, giebt Veranlassung zu Verwickelung,n der allcrschlimmiteu Art, die aber aus di« allergemülhtichste Art vou der Well aus der Well geschafft werden. Ta- Spiel der «uustjünger war zündend; sie hatten ih « Ausgabe aus« Schneidig»« ersaßt. D e „Ad-lheid" wurde übrigen- nicht etwa durch einen im Fallet sprechenden Akademiker, ivndern wirklich durch eine junge Dame, die begabte Schwester eine- Akademikers, gespielt, und zwar vor- ircffiich gespielt. Tosender Be,sali lohnte die Bemühuogea de- Dichter-, der Spieler und der Aaordncr des Ganzen. Nach dem Festspiele entwickelte sich ein regelrechter LommerS, in dessen Liedern, Salainandern, R d»n und Trinkjplüchen besonder- anch da- eine hocherhcbcnde Gefühl überall zum Au-druck kam, daß hier da- Berhältii ß der Studirenden zu ihren Lehrern und beson der- zu ihrem hochverdienten Director Hofrath Ür. Nieper ein wahrhaft ideale-, herzergebendes ist und daß hierbei vollkommen volle Gegenseitigkeit herrscht. Möge da» noch lange, lange jo bleiben. Dcu Akademikern kan» es uur zum Segen gereichen. ' «doli Wetlke. Lader und Sommerfrischen. * Die Zeit der Ferien und somit der größeren Reisen ist ge- kommen, und tausenderlei Ziele sind es, welche sicd die Reitend,n gewählt haben. Biele und Solche, denen e- ihre Mittel erlauben, gehen ia- Ausland, die Miisten aber Hallen sich innerhalb der Grenzen de- Reiches »der ober de» engeren Vaterlandes aas, und zwar mit Recht. Welch' eine r,iche Fülle vou reizende» Flecken Erde vat Sachsen auizuweisen, uud al- deren vornehmster gilt un» bestritten die Sächiische Schweiz. Wer in dem einen oder anderen Orte Pasta savt, um einmal aus Wochen biiiaii- Auge und Herz zu erquicken, den Körper zu kräftigen, dun bietet sich dort die beste Gelegenheit, und vor Allem wird der Geldbeutel nickt durch kostspielige Reite» sehr in Anspruch genommen. Wie schön weilt sich's an den ver schiedenen Orten an der Elbe, vorzugsweise in dem freund! chen Wehlen, da- die Pforte zu all den Naturichönheiten der Sächsischen Schweiz bildet. Dabei werden dort sür den längeren Aufenthalt mäßige, »bei weile sogar billige Preise gefordert, wie z. B. in dem kü» tzel'schen Restaurant zum „Dampsichiss", am Landung«, platze der Elbtampser gelegen, da» mit einem schattigen Vorgarten verj hen ist und eine» weilen Blick ans te» Elbstrom und in die Berge gewähr». Der Fremde ist hier wohl aufgehoben, findet srcund- licke Zimmer und gute Bedienung vor und kanu täglich die lohnendsten Parlieu unternehmen. — Salzbrunn. Die neueste Lurliste verzeichnet 2837 Lur- gäsle nebst 2011 Passanten und Touristen, zusammen 4848 Personr«. Unser kurvet Hot demnach in den letzten Wochen einen ganz rapiden Fouichriit gemacht, und zwar derart, tast wir die entspreckent« Ziffer de- BorjahreS bereits weit überschritten Halen. Die austerordeuilich« Gantt de- Wetters gestattet ouster ten maanigsachea Ausflügen in die Nabe und ln die Feene, — unler denen in diesem Sommer die Besteigung de» durch sei» geotzarttqes Panorama schnell berühmt gewordenen Hochwalde- den ersten Platz behauptet» — namentlich die bei den üurgöfte» ousterordentlich beliebten Abendconcerte im Freien, Illumination der sämnulichea Lnranlagen und die prächtigen Feuerwerke. Da« unter der Direktion de- Herrn L Thoina« stehend? Breslauer Lustspiel-Ensemble giebt seit Pfiagstea fünfmal ia der Woche lehr gut besuch,« Vorstellungen, die durch Gastspiel» berühmter Künstler noch eine besondere Anziehungskraft erhalten. Di« ia idrein schönsten sammerlich.-a Schmuck prangenden Prome nade» haben einen eigenen Re z durch die Anlegung e ne« sehr hübschen Wasserfall« gesunden, der uimeullich bei de» wunderbar schöne» Jllumiuaitonen da- st te Entzücken der Lurgäste bildet. Ent- 'pieckend dein zahlreichen Besuck erweitert sich auch der Wirkung-» kreis der Eulan ialten; der Verbrauch an Kuhm lcb, Molken. Kefir und Eielinaeumilch ,st zur Z»it eia ganz enormer uad steigt von Tag zu Tag. Buch der Lenandt de- Oberbrunnen-, der übrigea« da» ganze Jahr hindurch stalifiadrt, wächst beständig. Lommertheater Felfenkeller. * Schon zuin zweiten Male ging über die Bieter de< so trefflich qelettelea Drcßler'jchra Theater« da« Lolk-ichouipicl „Johann Faust". ES war ein gewagte« Unternehmen, ein Stück wieder auszusühren, da» schon weit über ei» Jahrhundert von den deutschen öüi neu verschwunden ist. aber da« Ergeonist ist e n io befriedigendes, daß wir Herrn Director Dreßler dazu braiückwünsthea können. Der eigentliche Veranlasser der Auisührung ist e>n hiesiger Studios»-, welcher sich mit der Ncubearbeitung ohne Zweifel eia Verdienst er» worben hat. Da» Stück ist dakjeulge dom Augsburger Puppentheater; der Prolog, sowie die a^ust» (ml Iidickaw) Sceuen sind mit Geschick au» rtuigr, oudere» „Urssuflen" (lllmre, Geißeldrrcht'Iche, Straß- turger) ergänzt »der durch einig, ,e,e vätz« selbst -«schaffe, wnrd«^ Sowohl durch letztere, wie auch durch einig« textliche Aendernuge, hat nun, uad da- war ja auch unbedingt nothwendig, dieser »euek« „Faustbearbeiter" da- Stück modern ist et. Wie viele Aaklänge finden wir hier au Goeihe't Faust, dieser Meuschhetitiragäbie, wir sehe» sie hier gleichsam in ihrer Kindheit-gestalt vor not, i, ihrer ursprünglichsten Form, die erst Goethe in oll ihre» uuermcß. lichea Diesen erschöpfen sollte. E- ist unnöthig, hier aus di« «i». «tuen Stelle» h nzuweisea, der ousmerksame Zuhörer wird sie selbst eicht genug erkennen. Wa« die einzelnen Scene» aulaugt, so habt» wlr »»« gelreut, daß mau an ihnen nicht« geändert hat, sonder» si, vollkomme, s, bot. wie sie uni tm Texte überliefert worden sind, «tusoch voll-» tbümlich»derb, und doch nicht uuschöa. Freilich bet einer späleie, Bearbeitung würd« mau eveat. auch aus ein wettere- Publicum Rücksicht zu nehmen haben. Einige unschöne Pose» hat «an ja >, der zweiten Vorstellung schon glücklich vermieden. Bezüglich der Aufführuagea ielbst ist zu sagen, daß vor Allem Herr Fiori alt Faust sein Veste» die beiden Male geboten Hot. Auch die andern Hauptrollen sind in ihrer Wiedergabe al< Lurchaul gelungen zn bezeichne», der Han- Wurst de« Herrn Kraußnick, der Mephisto de- Herrn Dreßler und der Wagner de« Herr, Hoffman, de», in der zweiten Aufführung de- Herr» Morawec. In beiden Vorstellungen eraieie auch die Helena Geaeeiae (Fräulein Hartmann), »ine sehr anmulhige Erscheinung, stürmischen Beifall. Jedeusoll« können wie Allen, dir sich auch nur einigermaßen sür unsere olle Literatur tttteressireu, deu Besuch diese« Stücke« dringe-d aaratheu. ' stl». Gerichtsverhandlungen. Istnt-ltche« La»st«ertcht. Ferien-Straskammer * Leipzig, 20. Juli. I. Die gege» de» Dleustkuecht Ernst Theodor Göpsert au- St. Michael erhobene Anklage betraf dal in §. 176, 3 de- R »Str.G«s.-B. angegebene verbrechen und wurde in nichtöffentlicher Sitzung verhaudelt. Da- Gericht nahm wildernde Umstände an und veruriheilte demgemäß de» Angeklagte» >» 1V Mo naten Gefängnißstraie. II. Dem Bäcker August Schmelzer nn« Zäp«> »nrd« zur Last gelegt, sich gegenüber dem diesigen Kaufmann H. insofern eine» Betrug- schuldig gemacht zu haben, als er dem Letzteren eta Pserd und einen Wagen sür den Pr«» voa bOO und außerdem aadere« Inventar sür 180 zum Kauf ougeboten, obwohl er Pferd und Wagen bereil- im November vorigen Jahre- an bi« Firma S. i, Anger verlaust und übergeben, welche Dhatsachea er geflissentlich verschwiege» hatte. Nach der Sachdarstellung, welch« der Aagekiagie gab, und nach dem Ergebnisse der Beweisauiuahme soh indessen dal Gericht die Handlung-weise des Aageklagten nickt al- Betrug, joadcr» nur als Unterschlagung au uud verurtheille de»selbeu zu «Monate» Gesängniststrase. Der Ge ichl-Hos bestand au« de» Herren Laadaertcht-dtrector Bollert (Präsid.), Laudgerichl-räthen Adam und Dr. Fleischer, Assessoren t)r. PSIchma»» uud Staffel; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner. Ferien-Ltraskammer S. Am 21. April d. I. wurde au der Ecke der Ebauffee- »nd Kohl- aartenstraste in Leipzig-Reudn tz da- dreijährige Kind de« dortigen Di chlerS K. von einem Rollwagen überfahren und erlitt dadurch glücklicherweise keiue besonder« gefährlichen Verletzungen soadern nur gefahrlos verlaufene Quetschungen. Die Schuld, diesen Unfall herbei- gesührt zu haben, wurde dem Führer jene- Rollwagen-, dem D evstknecht Julius Albert O-kar Seidel au- Görzig zur Last gelegt, tasoseru, at er durch -lusterachklossung der idm als Geschirrsührer ganz besonder« obliegenden Sorgfalt die Verletzung de- Kinde« sohrlässtaer Weise berbeigeführt und gleichzeitig die Bestimmungen de- ß 3?, 3 de- Leipziger Strastenpolizec-Regulativ- zuwidergehandrlt hatte. Da« Ergebniß der Beweisaufnahme gestaltttc sich indessen sür den An geklagten günstig, da ihm eine strafbare Verschuldung nicht genügend iiackgewiesen werden konnte. Au- diesem Grund« beschloß da- Ee- ijcht die Freisprechung Leide!'S voa derjserhobeaea Anklage der fahrlässigen «öperverlcyung. Der Berich -hoi bestand au- den Herren LandaerichtS-RLihea Bielitz, vou Elterl-in, Gruber, vr. Feanze und vr Paul; die Aa- klage führte Herr StaatSanwoltschasts-Affeffor vr. Groß. Ferien-Strafkammer v. Herr vr. H. wohnte im Hauie de- Kaufmann- B. hier zur Mieihe und Halle sich eiae« Tage« beim Hau«wirth über de» schlecht-» Zustand der ia seine,n Logi« befindlichen Oeseu beschwert, denn letz- irre rauchten, wa« bekanntlich wenig Angenehme- hat. B. sandle einen Oienscper zu vr. H , damit dem Uedetstand« obgeholseu werde, buch aut irgendwelchem Grunde konnte die- nicht sogleich geschehe», und al- es vr. H. zu lange dauerte, setzte er die LohisahrtSpoiizei von dem Zustand der betreffenden Oesen in Kenntnis. D>ese gab nun dem Hauswirth auf, bei Vermeidung von Strafe tie schadhaften Oesen sofort repanren zu lassen. Tag vr^H. die Wohlsahrt-polizei ihm ans de» Hals g-sch ckt halt', ärgerte B. gewaltig und er gab schliestlich seinem Rechtsanwalt Herrn F. den Auftrag, an vr. H. einen aus diese Sache bezüglichen Brief zu richten. Herr Reckte- anwalt F. that die- und zwar schrieb er, daß er e« von vr. H. nickt bcgreüiich finde, gleich zur Polizei zu laufen, wen» er sich zur besseren GesellichcslSclaije rechne u. s. w. Da- wurmte nun wieder vr H„ so daß er den Rechtsanwalt vor den Friedensrichter lade» ließ. Hier stellte H. die Bedingung, F. möge erklären, daß er nicht die Absicht gehabt. H, durch «ine» Biies zu beleidigen. F. lehnle jedoch m>t dem Bemerken ab, daß er n cht revociren werde weil dec Brief einiach keiue Beleidigung enthalte. Jetzt richlete vr. H. an Rechl-anwalt F. einen geharnischten Brief, der allerdings in Form und Inhalt gleich beleidigend war. vr. H. hatte seine Me nung darin sehr deutlich au-aedrückt »nd Rechl-anwalt F.'s Beruj-kennl- ujsse re. angegr ffen. Am Schlüsse seine- Schreiben« brauchte er aber ungefähr folgend» Wendung: „Ter Achtung, die ich nicht besitze, kau» ich auch nicht Au-druck geben und zeichne daher pp. vr. H." Nun dieie Beleidigung war gerade schwer genug und sie «eng dem Be leidiger auch eine ent-prechend hohe Strafe ein. deun da» hiesige königliche Schöffengericht verurtheille ihn zu 120 Geldstrafe. Ve. H. hatte Berufung gegen diese- Eikenntaiß eingelegt, doch erzielte ec damit keinen besseren Eeiolg. denn die Berusnnq-kammer de- diesigen königlichen Landgerichis bestätigte da- Erkenntlich I. Jniianj. verwais vr. H 's Rechismittel uud veruriheilte ih» auch zur Tragung der Kosten U. Justanz. Die Handarbeiter Franz Hugo Kunath au» Oschotz. Hermann Fürchtegott Pabich au- Conneimtz, Friedrich Franz Löhne »nd Aeols Friedrich Dähne au- Großgörschen waren der ae.ährlichn Körperverletzung und versuchten Nöldiguug ongeklogt. Sämmtüche Angeklagte sina verheiraihct und theils vorbestraft wegen Körper» Verletzung, UnsuzS re. Die Angeklagten beschäftigen sich mit Sleine» treiben und wie die« üblich ist. bilden eine Anzahl Steinetreiber eine iogeaunn!« Eolonne, die von Bau zu Bau geht und Steine treibt. Ter Colonnensührer accordirt vorher mit beul Bausührer über te» Preis ter Arbeit und dann beginnt die Eolonne ihre Thäiigk ii. So war em 22. Juni 1887 Kunath mit seiner Eolonne nach dem W'scheu Neubau in Goblis gezogen, um dort die Arbeit zu de» ginnen; doch al- der Trupp aus jenem Bau anlangte, orbeil te dort schon eine Eteineirciber-Lolonoe. Kunath setzte sich nun zunächst mit dem Polier in» Eiavernebmcn, uud während die Beiden eiirig di-pulirten, trat der Führer L. der schon arbeitenden Eolonne hinzu und seng, wa- e« gäbe: „Mach, daß Tu sortkowmst, hast hier gar nischt neiuzureden!" war kunath'» 'Antwort uns uomiitelbar daiaa kiiupste er noch iolgende Warnung: „Wenn Ihr hier Steine «reib», dan» kommen wir morgen 30 Mann hoch wieder und bauen Euch k»e Knochen im Leibe caputl" Eh« K. noch die!« liebentwü dige Lffeite recht begriffen halte, erhielt er voa seinem Kollegen schon einige derbe Ohrseigen. K. wich zurück, und während dessen bekam einer vo» sitier Eolonne, der S'eineireiber L, voa kunalh'- Ge nessen Franz Dähne und Pabsch P-ugel. Dähne gab C. mehrere Ohrseigen und soll denselben, wie vie Anklage behauptet, auch mit bei» Fuße an den Unterleib gestoßen haben Kunalh bestritt vor Gericht, den S. geohrseigt z^ haben. Betr'fss des Nöihigung-verluch- muß bemerkt werden, baß die K.'iche Eolonne aus dem W.'schca Neubau ruhig sortgeardeitet und sich durch kunath» Drohungen nicht hat einschüchtera reip. bestimmen lassen, die Arbeit niedkizulegea. De-Halb erfolgte auch in diesem Puncie eer Anklage Freisprechung. Weiter fiel nun dem Kunalh, Irirdrich Dähne und Pabsch zur Last, am Abend de- 4. Srvtember 1887 in der Gesellichasi-ball« zu Lindenau de« Nadler R. köroerlich mißhandelt zu haben. Kunalh war im Local leibst schon vorher in t R. zusammengerathen, und al- R. ihm beim Nachhauiegehea im Hau-flur begegnete, ries Kunalh: „Macht, daß Ihr heim kommt, Jbr Stromerl" Jetzt trat R. au den Beleidiger heran nab oni- wortete erregt: „Wa-, Stromer? Wir sind keine Stromer, Du....I" kunalh fackelte jedoch nicht lange uad ein Faustlchlag in R - Gesicht beendete seine Rede. Hiernach sollen auch Dähne und Pabsch de, R. noch mit FanstlchlLqen auf den Kops und in« Gesicht tractirt haben, indeß stellt» Pabsch die« entschieden in Abrede, ebenso wir er bet dem ersterwähnten Vorfall nicht betheiligt g weien sein will. DLdne leugnete nicht. dem R. „ein Paar abgegeben" zu habe», doch auch in diesem Falle e klärte Kunath sich für nichtschuldig. Er behaupt-le, daß zwei seiner Loli ege,, die i» der Verhandlung al« Zeuge» au- wesrud »arr», R. durchgepcitgrlt -ättr» und du» autgeriffr» wäre».
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