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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188906092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-06
- Tag 1889-06-09
-
Monat
1889-06
-
Jahr
1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1889
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«rsch,l»t tä-Nch früh 6'/, Uhr. Aetatti« LkPediti« Johannesgaff» 8. SPrechftouden der Urdacti»»: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« k>—S Uhr. gn» «e»«6»>itlre M«p»ictt»e, twmcr >«««»», »er für »«, «r»ftkvl,e»«e >«»»rr »eM»«tr« Jnlrrgte «» »ochrntnge« dt» » Uhr -lach»»«»,«. ,, Tonn und Festtagen früh ht«'/,» Uhr. I» trn /iliairn str 3,s.-Lull«tz»e: v»r« »Ir««. UniverfililSstraße 1. La««» Lisch», Kathortnenstr. 23 par«. und Köatgtplatz 7. nnr k>i> ' .3 «Ihr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschiiftSverkehr. Abounchmentspreis vierteljährlich 4>/, Mi. tnrl. Brlagerlohn s >kk^ darch dt, bezog» 6 vkk Ird, el,»el»e «tnmmrr NU Ps. v»l«ge«mplar 10 Vs. Grhthr»» für Sxtrnbetlag«, (i» Tnqedlatt.tzorrnat gesolzti aha« Voftdesörbernng 60 vtt. «tt V,ftb»sörd«ru», 70 Vit. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Ps. Gr« her» Schrtstr» laut „s. Vrrtsdrrjrtchuih. Tabrllartscher ».Ztffer^satz »ach hoher« Tarts. Urrlmnen uutrr de« «edaetionsftrich dir «gespalt. 8»il«b0V^»or denSamili,»Nachricht,» hi» Sgespalte», geile 40 Dl. Julerat« stud »et« a» dt, «ttrdttta, »» snrde». — Rabatt »ird »icht g»g»b«». Zahlung prnnnrunarnuäo oder durch Poff- »achaahwr. 180. Tonntag dm 9. Juni 1889 83. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Montag, den IQ. Juni, Bormittags nur bis I2S Uhr geöffnet. LxpeüMon ü«8 ^vlprlxer 'rnxedlLtteg. > dt« N-vtfion Bekanntmachung. früh krüh Uhr: Uhr: Amtliche Bekanntmachungen. Memtmich»«-. Am 1. Pfingsttage d,1 Jahre» 1539 isi durch v Martin Luther di« Resormation in Leipzig einaeführt worden. Die 350jährige Wiederkedr diese« Taae« wird durch eine Nefvr «eattotia-Judelfeter in unsrer Sladt festlich begangen werden, zu welcher wir. unter Bekanntmachung der nach stehenden Festorbnung. alle evangelisch-lutherischen Einwohner der Sladt hiermit emladen. Aestord»»«g für dt« JSOjLhriae Jubelfeier d«r Etasührnng d«r St«for»«tto» ta Leipzig. I. «»» To»«ab«»d »or Pstogste» tS. 2»«t). Abend« 8 Uhr: Vorseirr »n der Alverthalle de« Krystall- palaste« mit Gesäligen und Ansprachen der Herren Direktor vr. Wustmann, Proseflor 0. Zahn und Pastor v. Hölscher. Der Zutritt steht Jedem frei. Einlaß 7»/, Uhr. Für die Mitglieder der Civil» und Militairbehördea, der Umveisität, der städtischen Eollegien und Kirchenvorstände und deren Angehörige wird eine Anzahl von Plätzen reservirt werden. U. «» I Pstugsttag« (». 2»»t). Einläuten de« Pfinostseste«. Blaken de« Choral« .Ein' fest« Burg' von dem Thurme der Thomalkirch«. Früh 7 Uhr: Feier am Resormation«»Denkmal vor da Iohanniskirche. Gesang de« Matthäi- und Peteri-Kirchenchor«. Ansprache de« Herrn Pastor v Nietschel. Gemeinsamer Gesang de« Liede« .Ein' seste Burg ist unser Gott". Bekränzung de« Denkmal« während de« Ge« sauge«. vorm. « bi« S Uhr: Festqeläut der Kirchen. Borm. 8t/, Uhr: Versammlung der am Festzoge Theilnehmen, ! den aus vem Rathhanse. ^ Borm. 9 Uhr: Yestgotte-dteust in allen evaugelisch-luthe- rischen Kirchen. Gleichzeitig Wiedereröffnung und Et«- »rthuug der Ttzo«a«kirch». Der Festzug bewegt sich dom Marktplatze au« in die Tboma-kirche. Ordnaag de« Festzug«<: 1) Musikrorp«. 2) Die Geistlichen (Bibel, Agende und heilig« Gesäß« tragend). Festlich gekleidete Schulmädchen. Baumeister nnd Bausübrer. Der Thoma«kirchenvorstand. Der Präsident de« evangelisch» lutherischen Laude«- consistorium» »wischen dem Oberbürgermeister und dem Superintendenten. 7) Di« Mitglieder der Civil- und Militairbehvrden, der Universität, de« Osficiercorp», die Schul-Rectoren und Direktoren u. f. w. 8) Die Mitglieder der Kirchenvorstände. 9) Die Meister der Baugewerkr. Die Ausfahrt von» Tbo«a«kirchhof »ach -er! Lchulstratz« wird vom Lv. lfdn. Mt«, ab wegen Pilasternrdeiken aus die Dauer derselben sür allen Fährver kehr gesperrt. Leipzig, de» 7. Juni 1889 Der Nath der Stadt Leipzig. IX 4648. vr. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung, der Wahllisten für dir Landtags- »ahlen betreffend. Die Landtagl-Wahllisten. welche nach der Bestimmung in 8. 24 de« Wahlgesetze» vom S. December 1868 im Monat Juni eine« jeden Jahre« einer Revision zu untcrwersen. in Viesern Jahre aber nach Anordnung de« Königlichen Ministerium« de« Innern ne» aulzusleÜen sind, liegen vom st«, di« 22 nnd Söl. di« st7. diese« Monat» in, Stadthanse, Obstnrarkt S, H. Stock, 3in,«er tvS, an jedem Tage von Bo, mittag« 8—1 Uhr und Nachmittag« 3—6 Uhr zur Einsicht für die Betheiligte» au». Den Anträgen aus Ausnahme in die Wahlliste oder Streichung solcher Personen, denen da» Wahlrecht nach den Bestimmungen in den tztz. 1. 2 und 18 de« angezogenrn Ge setze« nicht zusteht, sind die Nachweise der Slimmderechti- gung. dez ebunz«weise de« Mangel« versrlben deizusügen. Hierbei machen wir noch besonder» daraus ausmerksam, daß die Liste der Stimmberechliglen in dem II. und lll. Wahl kreise der Stadt Leipzig, m welchen in diesem Jahre Wahlen stattzufinben habe», vor dem später erst noch zu bestimmenden Wahltermine nochmal« stehen Tage zur Einsicht «ahme «««gelegt wird. Ucder die Einturilung der Wahlkreise, intbesondere den Anschluß der Sladlberrrke Reudnitz und Anger-Crottendorf an einen der jetzt bestehenden « Leipziger Wahl-Kreise wird später noch besondere Bekanntmachung ertasten werden Leipzig, an, 7. Juni 1889. Der Nath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Clauß. Bekanntmachung. Die Einlösung der am S«. diese« Monat« fälligen Zinscoupon» und Scheine der Leipziger Stadtanleihen erfolgt bereit« vom I«. diese« Monat« ab bei unserer Slavlcaste in de» Stunden von 9—12 Uhr vormittag» und 2—4 Uhr Nachmittag». Leipzig, den 6. Juni 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. C. L vr. Georgi. «Schulze. Zur Theilnahme am Festzuge werde« Civil- und Militair-Behürden. der städtift die Mitglied«, der städtischen Eollegien, der Universität, der Geistlichkeit, der Kirchenvorstände, sowie die Rectoren und Direktoren sämmtlicher Schulen und die Meister der beim Thoma»kirchbou betheiligten Gewerks mit dem Er> suchen einaelaven, im Fall ihrer Belheiligung sich rechtzsilig mit einer zur Theilnahme am Zuge berechtigenden „Aest-Aartr'' versehen zu wollen. Die unentgetlliche Au«gade der Festkarten an die Vor genannten ersolak in der Super,ateudentur. ThomaS- ktrchhof Nr. 2A, von Mittwoch, de» ö. 2u»l, an bi» Freitag, den 7. 2uni. Abend« 7 Uhr. Für die am Festzug Theilnehmenden werden Plätze ,m Schiff der Lhoma«k>rchr reservirt werden, ebenso sür alle diejenigen Temeindeqlieder. welche durch Sttftmngen oder Geschenke zum Bau oder Schmuck der Thoma«tirche bei- getragen haben. Den Letzteren werden Frstkarte» zugesandt werbrn, welch« ihnen Zutritt zu den von 8>/, Uhr an bi« 9 Ubr offenqelasienen reservirten Plätzen gewähren, gleichviel ob sie am Festzuge theilnebme» oder nicht. Für die Aranen der Mitglieder der Civil- und Militair- behörten und der städtischen Eollegien werden besondere Einlaßkarten, doch nur in beschränkter Zahl. au»grgeden werden, welche gleichsall« bi» Freitag Aden» in der Super- iutenventur ab;uholen sind un» zum Zutritt aus die Nord- Empore von 8>/, an bi« 9 Ubr berechtigen. Die Plätze in, übrigen Tbeil de« Schiff« und aus der Südempore stehen Allen offen. Doch werden auch sür dies« Plätze, ihrer Zabl entsprechend, Karten d « Freitag Abend« 7 Uhr ir der Tboma»kirche»-Expedilion. Sd»>»a«> kirehhof LS. zur Vertilgung stehen, ivelche znin Eintritt in die A»rchr von 8>/, Uhr an bi» 9 Uhr berechtigen Nach Eintritt de« Arft,«ge« in di« Tboma«kirche erlüsche» alle besonderen Beitchilguiigen der Karteninhaber und di« »ichtbesetzlen Plätze stehen Jeder««»» offen. Leipzig, am 3. Juni 1889. Die Lirche«'Jnsprc1i«n. Der Superintendent. Der Nath der Stndt. o. Pank. Or. Georgi. Hentschel. vcrmiethung. Äm städtische« HauSgrundstück Thomasgägchea Nr. S sollen vom I. October d. 2 an aeae« «tn- dalbführliche Kündigung 1) da» link« vom Hauseuigange befindliche Verkauf» gewölbr, 2) die au« S Stube«, S Kammern, 2 Alkoven und einer Küche bestellende 2. Etage nebst Bode» tammer und Aelleradlheiiiing. 3) die au» öl Stuben, 2 Kammern, L Alkoven und einer Küche bestehende öl. Etage nebst 2 Boden kümmern und Kelleradlbeilung, Mittwoch, de« küd. 2unt ds« 2r«., Vormittag« LL Uhr, einzeln in der vorstehend angeiebene» Reibensolge aus dem Rathhause, > Etage, Zimmer Nr. 13, im BersteigerungSwege anderweil vermtrthrt werben. Ebendaselbst auf vem großen Borsaale liegen die Der steigerungS- und VermielhungSbebingungen nebst dem 3nven tarium der Miethodjecie schon vor dem Termine zur Ein sichtnahme au». Leipzig, den 27. Mai 1889. Der Nath der Stadt Leipzig !I». 3499. Or. Georgi. Krumbiegel. Die aus da» Winterhalbjahr 1889/90 sür da« König!. Amt» gericht hier zu lielernden ca. 4bOO itir. gute schlackensreie Pechsiückkokle. ca. 1000 Ltr. böhmische Bcouukohle, beste Qualität, ca. 3000 li^ Petroleum ^ sind unter deu bei der uulerje>chnele» Laffenstelle eiuzusehenden Be dingungen zu vergeben. Angebots sind b » zum SO Juni d. I. schrisiiich anher einzu reichen. Auttvahl unter den Offerten bleibt vorbebalien. Leipztz, dea ?. Juui 1889 Hanvtspartelcaffenverwaltuna «k« Köuigi AmiSgrricht« «asrldft Polz-Auction. I« ll«t»erfftiit«h»1ie bei Lieberiwolkivid sollen Mtttwuch, den 2« -uni diese» Jahre«, vou Lorniittag« 10 Uhr an, 291 eichene Klötze von 10—7l cm Ttutte u. 2—10 m Länge, 9 roihbuch-ne Klö»e von 23—äl cm Stärke u. 2—ü w - und N eichene Derbstanqen von 10—1ö cm Stäike u. ö—10 m Längt auktion-weise verkausi werden. Kansiustiae werben ersucht, zu der angegebenen Zeit ans dem Kahlschlage am Störmthaler Wege der Uuiversttäie-Waldung sieb einzusind ». Tie grorviikten An- »ahl»««ru sin» sasart »ach Sem Zuschläge zu dewirke». Lewzig, am b. Iua> 1889. Un>uersi«äi»-«tn«amt. ltlebbo rdt. Vie Lchnldientrkklle und können die wieder abgeholi an der hiesigen kaidolilchen vürgerschule ist besetzt Zeugnisi« der Bewerber bei dem lluitrzelchneie» werden Lew»,», de» S. Juni 1889. I. Lödmann. D> ector. Bram-, Boß- unk viehmarkt M riekerl»o1kmh Mtttwach, hrn 2«. Juat 188p. Adgadcn werde» nicht Ter Gememdrrattz ThL rrhaheu. Ber Trinkspruch -es Baisers Alexander. Al» wir un» an dieser Stelle zum ersten Male mit dem Hoch beschäftigten, welche« Kaiser Alexander aus den Fürsten von Montenegro ausgebrachl hat. lag lediglich die Thatsache selbst und di« Mittheilung derselben durch den russischen „Regierung«a»zeiger" vor. Seitdem hat die Presse aller Länder die Worte de« Kaiser« auf ihre» Sinn untersucht, und da« Ergedniß dieser Untersuchung ist überwiegend dahin au-gefallea, daß der Trinkspruch ernst zu nehmen und daß ihm eine gewisse politische Tragweite zu,»erkennen ist. Daß Vir panslawistische Presse sich in diesem Sinne äußern würde, war zu erwarten: dadurch wird keine Entscheidung brrbei- gesührt, dagegen fällt e« in« Gewicht, daß von den Organen oer russischen Regierung kein versuch gemacht worden ist, die Wirkung der durch den „Reg>erung«anzeiger" veröffentlichten Worte abzuschwächen, sondern daß der Erörterung brr Frage, welche Bedeutung der Trinkspruch bat. ungehinderter Laus grlasse» worbrn ist. Unter diesen Umständen kann e« nicht brsrsmden, baß man auch in Deutschland ansängt, den kaiser lichen Worten eine ernstere Bedeutung ,u,verkennen, und daß sich Stimmen erbeben, welche al< der Widerhall der in Ruß land selbst herrschenden Meinung anzu>eh«a sind, in dem Sinne einer vom Kaiser beabsichtigten ernsten und nachhaltigen Wirkung seiner Worte. Besonder« bemerkt worben ist «in St. Petersburger Tele- ramm der .Kölnischen Zeitung", in welchem e« beißt: „Man «trachtet den Trinkspruch al» ein politische» Ereigniß ersten Range», al» eine Etappe aus der sich langsam onßabnenden, schließlich gewaltsam endenden politischen Entwickelung, vorangefchickt ist diesen Worten noch «in anderer Satz, der vielleicht noch größere Beachtung verdient. ,.3>n ganzen panslawistische» Lager herrscht Heller Jubel, weil man jetzt überzeugt ist. daß der Zar in seinem Innersten die Ideen de» Paii'laiviSmu- lheill und, wenn die gelegene Zeit kommt, sie au«sübren wird. E» ist den Panslawisten jetzt klar, daß der Zar a» der Aufrichtigkeit der deutschen Politik zweifelt, und die dein PanslawiSmu» mißliebige» Folgen jene» Gespräch» mit BiSmaick >m Jahre 1887 sind jetzt beseitigt." Der Begriff de» PanslawiSmu» ist schwer zu definiren, er fällt unter den Goethe'schen Au-spruch: Wo Begriff fehle«, da stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein. Pa» slamismu» bedeutet eigentlich die Sammlung aller D>awen unter der Herrschaft Rußland« zur Ausrichtung eine» Welt reiche» > n Gegensatz zum Pangermanismu». der aber erst noch i: S Let^n zu iusen wäre, da die Bölkerstümme germanischer Abkunsl ein solche» Streben bisher nicht bekundet haben. Man war biSber g-neigt. den PanslawiSmu» al» eine Aus artung dr« russischen Wesen«, al» »ine Verirrung der russischen Politik zu betrachten, welche dem Kaiser Alexander fremd war und mit seinen Gedanken und Empfindungen nicht» ge mein hatte. Sein Beihältniß zu Kalkow, gewisse Kundgebungen in Moskau und Sebastopol wurden als Zugeständnisse wie eine mächtige Strömung ausgesaßt, aber nicht al- Zeichen der Ukbereinslimmuiig. Trotzdem blieb die Thalsache bestehen, daß die panslawistische Pieffe ihre Führerrolle in Rußland be- haupicte und daß die Regierungopresse nur hin und wieder einen Dämpfer aus ihr gar zu vordringliche« Verhalten aus letzte. Wir wollen zum Beweise dessen nur an einen Artikel de« „Russischen Invaliden" erinnern, in welchem die russischen Rüstungen al» Hirngespinst behandelt und Behauptungen über Truppenbewegnngen auf deutscher und österreichischer Geile ausgestellt wurde», die mit der Wirklichkeit in unlö» barem Widerspruch standen. Heute ist man in Rußland über di« wahre» Gedanken und Empfindungen de» Kaiser» Alexander besser unterrichtet ober ma» glaubt e» wenigsten» zu sein: die Scheidewand, welche politische Rücksichten zwischen dem Kaiser und de» Panslawisten ausgerichtel batten, ist geiallen, Kaiser Alexander ist selbst Panslawist. So wenigsten» haben die Panslawisten den Trink spruch de» Zaren aus den Fürsten von Montenegro gedeutet. Da» Telegramm der »Kölnischen Zeitung" hat i»,wischen »och eine Ergänzung durch einen St. Petersburger Brief der Wiener »Politischen Corresponven,- erbalten. Dieser Brief nennt de» Trink'pruch «i» Programin und stützt sich dabei aus den Charakter Kaiser Alexander'», der kein Mann der Worie, sondern ei» Mann der Tbal sei, dessen Gedanke» erst langsam Ausdruck durch Worte sändo». Er habe durch den Trink spruch sagen wollen, daß er Jeden nach seinem wahre» Wertb zu schätze» wisse und daß er sich im kritischen Augenblicke nur aut Diejenigen zu stütze» beabsichtige, aus die er un begrenzte» Vertrauen setzen könne. Der Kaiser balle Viesen kritischen Wendepunkt jetzt gekommen und wolle de»halb die ruffensrcundlichen Kreise der Balkanvölker ermulhigen. die Gegner dieser Bestrebungen unter denselben aber warnen. D eler Inbalt des Briese» ist unter einem große» Dorischwall verborge», der nicht zu seine» Gunsten spricht, und es wäre wirklich eine ganz neue Art. noch dazu sür einen Mann der That, wie Kaiser Alexander in dem Briese bezeichnet wird, seinem Ihatendrange durch einen Trinkspriich aus den kleinen machtlosen Fürst von Montenegro Ausdruck zu geben. Wir balle» trotz de» Telegramm« der „Kölnischen Zeitung" und deS St. Petersburger Briese» der „Politischen Eorre spondenz" an unserer bereit» vor acht Tagen an dieser Stelle geänßerlcn Meinung fest, daß der Trinlspruch Kaiser Alexan der'» auf den Füiste» von Montenegro der AuSfluß einer tiefen Verstimmung ist, welche durch die gesammtr Sachlage >m Geniülhe de» Kaiser- erzeugt ist und seit seinem Regie- ruiig-anirill besteht. D>e Panslawisten möge» glauben, daß Kai>er Alexander der Ihrige ist, sie mögen sich auch der HoffnungWimgeben. daß da« Mißtrauen de« Kaiser» gegen die beutiche Politik, weich'» vor zwei Iabren Vorhände» war. wieder Kraft gewonnen hat; di« Richtigkeit dieser Meinung ist damit nicht bewiesen. ES liegen viele Anzeichen vor. welche darthun, daß Kaiser Alexander bestrebt ist, e- mit Niemanden zu verrerb»n, daß er die Zweilheilnug in Panslawisten und Nationalrulien sich »ur gefallen läßt, um gelegentlich Vie Einen gegen die Anderen autlspielen zu können. An de» Ueberlieserungen be« HauleS Romanow hält Kaiser Alexander mit derselben Zähigkeit fest wie seine Lorsahren. aber er hat kein Actio»» Programm, welche« er systematisch zur Aursübruiig zu dringe« entschlossen ist. An den Dersicherungen de» Kaiser», daß er den Frieden aufrecht erhalle» will, hegen wir keinen Zweisel, aber wir vertrauen dieser Versicherung nicht so un bedingt, daß sie nicht eine« Tage» duech die Umstände außer Kraft geletzl werde» könnte. Kaiser Alexander bat manchen Bewei« davon gegeben, daß er mit eiserner Festigkeit aus dem eiumal gefaßten Entschluß beharrt. Wir haben da« gesehen an der Unvrrsvhnlichkeit, welch« er dem Fürsten Alexander egenüber zeigte, an seiner Weigerung, einen Machthaber in ulqarien al» Fürsten zu bestätigen, der nicht seine Macht Rußland verdankt; e« hat sich der gleich« Vorgang wiederholt bei den Wirren m Serbien, bei welchen er sür die Königin Natalie und den Metropoliten Michael gegen König Milan Partei ergriff. Kaiser Alexander hat andererseits Züge von Herzensgüle kundgegeben, welche ihm zur Ehre gereichen, wie die Begnadigung der an dem Eisenbahnunalück von Borki Schuldigen. Nach alledem scheint der Trinkspruch de« Kaiser« aus den Fürsten von Montenegro in seiner Bedeutung weit überschätzt zu werden, der Friede aus der Balkauhalb»ns«l ist dadurch nicht bedroht. « Leipzig, S. Juni. * Da« kaiserl. Reichs-Gesundheitsamt bot bereit« seit etwa zwei Iahrer dehuf» Vorbereitung der Arbeiten der ständigen RrichS-Pharmakopöe-Eommission durch besondere Hilfsarbeiter eine Zusammenstellung aller seit dem Erlaß der rb»rw»1ropo«i üsrwaoic» sä. U. (l882) gemachten Aenkeruiig», und Ergänzung-Vorschriften zu diesem gesetzlichen Arzneibucde ansertigen lassen. Nachdem diese Arbeil so weit gefördert und die erste Sichtung de» umfangreichen Material» so weit gediehen ist. daß an dir Entscheidung der Frage hrran- grtreten werden kann, ob lediglich Nacdlräge zu der gegen wärtig in Geltung stehenden Pharmakopv« herauSzegeben oder eine neue Ausgabe derselben vorbereilct werden soll, ist zunächst aus den l2. d M. ein« Sudcommission der deutschen ReichS- Pharmakopöe-Eonimission nach Berlin zu einer Sitzung be rufen worden. Dieser Unterrommilsio» gehören Vorzug«- weise einige hervorragende Universitätslehrer und Mitglieder de« Avothekerstande« nn. unter ihnen der Vorsitzende de« Deutschen Apolheker-Berein-, Senator vr. Brunnengräder in Rostock, und Medirinal-Asiessor vr Schacht in Berlin. Bei der Fülle von Entdeckungeu, welche in den letzten Jahren Anspruch aus Bereicherung de« Arzeneisckatze« gemacht baden, bürste man sich wobl sür eine neue Ausgabe der Pharmakopöe entscheiden. Wünschenswerth würbe es aber sein, wenn, wie seiten« de« Herr» Reich-kaiizler- schon vor längerer Zeit angeregt worden ist, künftig in kürzeren Zwischenräumen Nachträge herausgegeden werden könnten. Daß ein solche» Bebürsmß vortregt, beweist die Thäligkeit der von dem Deutschen Apotbeker-Verein eingesetzter, Pkarmakopöe-Eom- mission, deren rcgelmäßig veröffentlichte Arbeiten vielfach al» Grundlage iür di« ReichScommissron benutzt werden, aber per osficielle» Geltung so lange ermangeln müssen, al» sie nicht amtlich anerkannt sind. * Die nächste Sitzung der Reich»-Rhein-Unter« suchungSconr Mission ist von vem Vorsitzende» Reichs- commiffar, UnIerstaatSsecretair im Ministerium für Lanft: wirthschast v. Marcard, auf den l7. d. M und die folgenden Tage nach Lorch am Rbein einberufe». ES wird gehofft, die Geschäfte der Commission, welche unter dem Vorsitz te« be- zeichueten Re>ch»co»iiiiissar» au« technischen und administra tiven Commissaren der Rbeinuscrstaaien und de« Reich«- lande« besteht, aus Vieser Tagung so viel fördern zu können, daß sie in einer nach Fertigstellung der im Auftrag der Com mission bearbeiteten hydrographischen Beschreibung de» Rhein» anzuberaumenden Schlußsitzung sich werde» znin Ab schluß bringen lasten. Der Tagung wird eine Sitzung der Subconimission zur Prüfung einer Reib« hessischer Beschwerden unmittelbar vorangeheu. Diese Subconimission tritt in Worms zusammen. * Der .Reichs- und Slaat?-A»reiger" veröffentlicht ein« Bekanntmachung de» Ministers sür Handel und Gewerbe über die Zusammensetzung mehrerer zum Zweck der Durchführung der Unsall» Versicherung iu Preußen errichteten Schiedsgerichte. * In einige» Tagen wird der im Aufträge der natio nal liberalen Partei herausgegebene alljährliche Ge setz geb ungSberichl über die jüngst verflossene Session de« Reichstag- erscheinen. Besonders eingehend sind darin daS Invalivilätsgesetz und die Novelle zum Geuossenschafls- gesetz bedandelt. * Für der, Aufenthalt de« Schah» von Persien am Berliner Hose ist, wie schon kurz erwähnt. Folgendes in Aussicht genommen: „Dcr bvhe Gast Er. Majestät deS Korser» trifft am ersten Feiertage Abends, von Allerhöchst- demselben empjangen. hier ein. Da» Diner sinSct »nt Ge folge und Ehrendienst >,» Schlosse Bellevue stall; nach dem selben wird der Schab den hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen seine» Besuch abstalten. Am zweiten Feiertage wird der Schah sich nach Schloß FriedrichSkron be» qebktt, um Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin seine Auswarlung zu machen. Nach dem Gottesdienst, welchem der Schah von seinen Gemächer» aus anivohneu wird, bezieht sich derselbe mit den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach Pot-da»i, woselbst im Stadtschloß die Frühstückstasel slaltstnvet. Um 3 Uhr sähit der hohe Gast mit Ihren Majestäten und de» Allerhöchste» Herrschaften von der Älienicker Brücke au» per Dampier »ach Cborloltenburg. Ta» Diner sinket eu rstrailo im Schlosse zu Bellevue statt. Für de» Abend ist der Besuch der Oper in Aussicht ge nommen. An, dritten Feiertag sinket große» Artillerie Exercire» in Tegel, daraus Galatasel von >70 Gedecken mit Pagenbedieiiung im Weißen Saale statt. Am Abend wird al» Galavorstelluiig da» Ballet .Der Seeräuber" gegeben. Die Abreise de» Schah» von Persien erfolgt vorauSsichllich am 12. V. M. « » » * Wie der in Pest erscheinende .Nemzet" erfährt, würde der Bbg. Graf Geza Teleki nach rem Schlüsse der Session zum Minister dr» Innern ernannt werten. * Unter alle» deutschen VolkSschullehrern habe» wohl die rm Siebendürger Sachsen lande da» geringste Ein kommen. Iiii Hermannstävter Bezirke baben von 6t Lehrern l2 über 3S0 Fi. 7 300-350 Fl.. 17 250—300 Fl., 8 200 bi« 250 Fl.. 7 >50—200 Fl.. 5 >00—150 Fl. und 5 unter >00 Fl. Besoldung In der gesammlen sächsisch evangelisch,,r Landeskirche beziehen 21 Lehrer weniacr al» lOO Fl. Gehalt. >36 zwischen lOO—200 Fl., 204 ,wisch » 200—300 Fl.. 1l6 zwilchen 300—400 Fl., 10 zwischen 400—500 Fl., 5 zwischen »00—600 Fl.. 3 zwischen 600—700 Fl.. 2 mehr al« 700 Fl. Wenn man »»» auch in Siebenbürgen mit dem Gulden eben so wert, ja vielleicht noch weiter kommt al« in Dculsch- laad »rt dem Thaler, so ist doch klar au« obigen Ziffern
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