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Die Gesammtstärke der Feuerwehr besteht in: L80 fest augestellten Mannschaften (incl. Laterneuwärter, dienstfteie Nachtwächter rc., die sämmtlich Feuerwehr- dienst zu leisten haben), 100 Mann freiwillige Rettung- - Compagnie, graue Blouse mit rothe» Abzeichen, 180 Mann freiwillige Turnerfeuerwehr, blaue Blouse mit rotheu Abzeichen, 190 Mann Zubringer-Mannschaft mit 3 Spritzen (Zubringer) 60 , Arbeiter-Compagnie » 1 , 450 » Reserve »12 » Außerdem für Landfeuer 2 , rs s* 8 1160 Mauu mit 30 Spritzen. Sämmtliche Compagnien außer der Zubringer-Compagnie und Reserve find mit der nöchigen Anzahl sonstiger Geräthe (Requisiteu- Wageu, Leitern re. re.) versehen. Die fest angestellten Mannschaften und die RettungS-Compaguie und Turnerfeuerwehr beziehen die acht Feuerwachen. Jede Wache ist im Durchschnitt mit 15 Mann besetzt, so daß also am Tage 60 und bei Nacht, falls e- nöthig ist, 130 Mann sofort auS- rücken können. Die ausgerückte Mannschaft verstärkt sich in der Regel durch solche Kameraden, die in der Nähe des BraudorteS wohuen, oder die Mannschaft haben auSrücken sehen, so daß bei einem Feuer am Tage, welches durch den Telegraphen avifirt worden ist, 100 Mann mit 4 — 6 Spritzen und den nöthigen anderen GerLthen in sehr kurzer Zeit beisammen find, und diese Kräfte haben bei verschiedenen Gelegenheiten hingereicht, größere Brände, in deren Folge früher gestürmt worden wäre, zu löschen. Die Centralstation des Telegraphen befindet sich unterm RathhauS, da- Wachlocal der freiwilligen Compagnien (RettungS-Compaguie und Turnerfeuerwehr) in der Georgenhalle (Brühl). Die Wachlocalitäten find sämmtlich gut und praktisch einge richtet, und es kostet deren Einrichtung circa 5500 Thaler. Än jeder Wache befindet sich ein Telegraph, dessen Handhabung der Wacheommandant zu besorgen hat. Bei erfolgter Feuermeldung rücken die Mannschaften entweder sofort au-, oder halten sich dazu bereit, je nachdem die Ordre lautet. Ebenso giebt jede Wache, wenn sie durch Personen alarmirt wird, ihre Meldung per Tele graphen an die Centralstation ab. Im Fall die vorhandenen Kräfte das Feuer nicht zu dämpfen vermögen, dann erst wird auf ausdrückliche Ordre, welche an die Thürmer ebenfalls per Telegraphen abgeht, gestürmt, und eS hat sich darauf jeder Feuerwehrmann schleunigst auf dem Sammel puncte oder auf der Brandstelle einzufinden. Zur Legung des Telegraphen find ca. 8000 Ellen »Kabel ^ erforderlich gewesen. Dasselbe befindet sich, in Thonkästen ver wahrt, circa 2 Ellen unter der Erde, und eS betragen die Kosten für die ganze Einrichtung circa 7000 Thlr. Von einer sehr wichtigen Einrichtung, der Wasserleitung nämlich, sind wir nicht im Stande jetzt schon ausführliche Mittheilungen zu geben. ES sei nur darüber Folgendes erwähnt. Auf dem Thon berge, dem höchsten Puncte der Stadt, befinden sich die großen, sehr sorgfältig und solid gearbeiteten Bassins, in welche das Master millüst Dampfmaschinen aus der circa »/» Stunde davon entfernt fließenden Quelle, welche übrigens ziemlich nahe der Pleiße liegt, gepumpt wird. Mittelst eiserner Röhren wird das Master nach der Stadt geleitet, und es ist die Lage der Bassins so hoch, daß durch den natürlichen Fall da- Master bis in die höchsten Stock werke der mitunter sehr hohen Häuser steigt. Die Länge der in allen Straßen gelegten Röhren beträgt neun Meilen und die Herstellungskosten der ganzen Wasserleitung werden sich auf circa 800.000 Thlr. beziffern. Außerdem besitzen viele Ortschaften in Leipzig- Umgegend frei willige Feuerwehren, deren Gesammtstärke wohl 500 Mann be tragen mag. (Aus dm Mittheilungen über den 6. Feuerwehrtag.) Königin in der That so imponireud, wie Schiller es wollte, er schien. Wir erinnern z. B. an die letzten Verse der Scene zwi schen den beiden Herrscherinnen. Im Ganzen rathen wir der be gabten Künstlerin, künftig — wie sollen wir sagen? — noch mehr auS vollem Holze zu schneiden; die Mittel, eine echt« Maria Stuart zu sein, besitzt sie, nur muß sie durchweg in großem Sinn verfahren, wenn sie die Rolle in sich gestaltet. Frl. Lemcke als Elisabeth hat uns wohl befriedigt. Schärfe der Auffassung, Energie im Tone des Vortrags waren überall za merken, nur durfte, unbeschadet des Nachdrucks, der auf das Em- zelne gelegt werden soll, ein rascheres Redetempo anzuschlagen sein. Ueberhaupt ging die ganze Scene der Königinnen nebst dem eng sich daranschließenden leidenschaftlichen Auftritt MortimerS viel zu langsam und zu ängstlich bemessen vorüber. eS wurden sogar Pausen zwischen den Wechselreden fühlbar. Unserer Ansicht nach muß diese Scene schnell wie ein Grwiltersturm am Hörer vorbei brause»; hat sie doch im Stück die gleiche Aufgabe wie jener in der Natur. Das Unwetter zog sich bis dahin immer gefahrdrohen der zusammen, nun bricht eS loS und reinigt die Luft; die Katharsis im Innern Maria Stuarts tritt ein, die tragische Buße und Ver söhnung vollzieht sich. Als Mortimer war Herr Herzfeld dieSmalS bester, als frü her, wmn auch au so manchen Stellen noch eine künstlerische Felle auzulegen ist. Nicht eben geschmackvoll fanden wir sein Costüm und ein Versehen gegen den vorgeschriebenen Text beging er inso fern, als er in der betreffenden Scene des 2. ActeS sich zum War ten anschickte, noch ehe Elisabeth es ihm befohlen. Die Darstellerin der letzteren hatte Geistesgegenwart genug, unter diesen Umständen die Stelle: »Sir Mortimer — ein Wort" anders, als sie es sonst gethan haben würde, zu sprechen. Die Herren Hanisch als Lei- cester, Stürmer als ShrewSbury, DeutschingeralS Burleigh, so wie Frau Günther-Bachmann als Hanna und Herr Saalbach als Melvil find bekannt und oft schon besprochen; nm möchten wir Ersterem zu bedenken geben, ob es statthaft sei, die Decoration des Hosenbandordens auch auf der Jagd zu tragen, so wie in diesem Iagdeostüm dann auch noch den ganzen folgen den Act im Schlöffe zu erscheinen? Erven wahrhaft prächtigen Anblick gewährte sein Leicester im 2. Aufzug. Neu besetzt waren noch ein paar kleinere Rollen: als Paulet war Herr Deetz voll kommen an seinem Platz und auch Herr Link als Davison be friedigte. vr. Emil Kneschke. Stadttheater. In »Maria Stuart" (am 30. October) waren die zwei weiblichen Hauptrollen neu besetzt. Frl. Link als Titelheldin bot immerhin schon recht AnerkennenSwertheS, wenn sie auch noch nicht durchgängig die ganze Höhe der großartigen Aufgabe erklommen hatte. Einigermaßen verwundert haben wir uns allerdings darüber, daß die Darstellerin, welche uns bisher stets durch eine gewisse Kühnheit der Austastung und durch Schwung der Leidenschaft interessirte, als Mana Stuart gerade, wo Beides so sehr am Platz, häufig wenigstens eine Kleinmüthigkeit und Duldung zur Schau trog, welche den Intentionen des Dichters nicht gerecht zu werden vermag. Stellen, wie die: »Ihr seid nicht dieser Königin uuter- than", »O Gott, mir ist ganz anders zu Muth" u. s. w., dürfen nicht in so sentimentalem, traurig resignirendem Tone gesprochen werden, sondern mit dem Ausdruck überströmenden Freiheitsdurstes und glühenden HaffeS. Frl. Link war hier und da nicht dämonisch genug, ihr Spiel hatte zu kleine Formen und Züge ; jedoch nicht überall, denn eiuige Momente waren vorhanden, wo da- Bild der Verschiedenes. )) Leipzig, 31. October. Gestern Nachmittag wurde «in 13jähriger Knabe von seiner eignen Mutter als unverbesserlicher Taugenichts der Polizei zur Bestrafung überliefert. Wiederholt wegen Entlaufen- und Herumtreibens bestraft und vor Kurzem erst der Haft entlasten, batte der leichtsinnige Knabe die erlangte Freiheit sofort wieder mißbraucht, einen ihm anvertrauten kleinen Geldbetrag für sich verwendet und sodann der mütterlichen Woh nung von Neuem den Rücken gekehrt, um sich ein anderes Quartier unter einer Brücke in Lindenau einzurichten. Nachdem er trotz der Kälte mehrere Nächte in diesem traurigen Asyl zugebracht, hatte man ihn gestern bei einem seiner Streifzüge in die Stadt aufge- griffe». Er dürfte nunmehr bei seinem unbesiegbaren Hang zum Vagabondiren der Unterbringung im Pestalozziststt entgegensehen. Dresden, 30. October. Gestern in der Mittagsstunde zwi schen 11 und 12 Uhr ist in das hier in der Schesselgaste Nr. 21 parterre gelegene Kleidermagazin des Herrn Kaufmanns Franz Robert Feßler eine unbekannte Mannsperson eingetreten und hat einen Rock und West« zu kaufen begehrt. Während nun der Ver käufer beschäftigt gewesen, da- Verlangte zur Anprobe auSmsuchen, hat der Unbekannte dem Erster« mit der geballten Faust an die rechte Seite de- Kopfe- einen so heftigen Schlag beigebracht, daß derselbe besinnungslos zusammengesunken und gestern Nachmittag 5 Uhr im Stadtkrankenhause an Gehirnerschütterung und innerer Verblutung verschieden ist. Der Mörder ist nach der That an dern BerkaufSladeu unter Zurücklassung seines dort vorher abge legten Rockes und Hute- entsprungen. Feßler ist vor seinem Ver scheiden noch eine Stunde bei voller Besinnung geblieben und hat in Bezug auf den Vorfall die näheren Angaben selbst machen können. Die königliche Polizei-Direction hat zu Entdeckung des Mörder- eine Belohnung von 50 Thlr. au-gesetzt. Auch ist der Thäter heute Nachmittag in der Person eines Maschinenarbeit»- durch die königliche Polizei-Direction ermittelt und in Haft ge nommen worden. (Dr. I.) Wilsdruff, 28. Octobrr. Gestern Mittag kamen die auf dem Rittergut« Neukirche'N dienenden Knechte Merker aus Roth- schönberg und Thimmig au- Hirschfeld mit einander in Streit. Hierbei warf der Erster« den Letzter» zu Boden und brachte ihm mit einem Messer am Kopfe und an der Hand gefährliche Stiche bei, alsbald darauf aber schnitt er sich selbst die Kehle durch und starb. Merker ist 21 Jahr, Thimmig 16 Jahr alt. TS ist Hoff nung aus T.'S Wiedergenesung vorhanden.