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4tS8 Verschiedenes. ) Leipzig, 7. Juli. Der junge Mann, welcher stch vorgestern Abend die Unvorsichtigkeit in Cajeri'S Garten zu Schulde» kommen ließ und von dem e- hieß, daß er ein Conservatorist sei, gehört, wie wir an kompetenter Stelle erfahren, dem hiesigen Conservatorium nicht an. — Auf der Frankfurter Straße wurde gestern Abend ein kleiner Knabe von einem Hunde in die Schulter gebissen; man brachte den Hund zur Beobachtung auf die Kavillerei. ** Leipzig, 8. Juli. Wie uns aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, findet morgen (Sonntag den 9. Iulr) einProbe- Exercitium der Reudnitzer Turner-Feuerwehr statt, zu welchem Einladungen an die betreffenden Behörden erlaffen worden sein sollen. Nach der Uebung vereinigt sich die Compagnie im kleinen Kuchengarten zu einem MittagSeffev, nach dessen Beendigung ein Ausflug nach Zweinaundorf stattfinden soll. — -s— Am letzten Dienstage ging es „im Helm draußen- — ich setze voraus, daß jeder Leipziger weiß, wag der Helm und wo er ist — gar lebhaft zu. Jung und Alt, Männlich und Weiblich wogte da m buntem Gemisch durcheinander, Freude, das sah man allenthalben, war die Losung des Tages. DaS sang und jubelte, das sprang und trudelte, daß alle Hypochonder das Feld räumten. Wahrhaftig, die Schüler des Modernen Gesammtgymna- siumS sind ein munteres Völkchen! ES war Schulfest. Nun ja, sie hatten dazu, wie bisher immer — unbeschrieen! —, einen glück lichen Tag. Aber der animus hängt nicht bloS vom Wetter ab. Hier ist frisches, freies Leben, dem kein beengender Zwang die Adern unterbindet. Die Leutchen dünkten sich was Rechtes, wie sie, Musik voran, Gewehr im Arm, vor der zuschauenden Menge vorüberzogea. Papa und Mama waren ja auch da, Brüder und Schwestern, ganz große und ganz kleine, theilten ihre Freude: also munter! Sie stnv's gewesen, und mit ihnen alle Die, welche dankbare Erinnerung an die Anstalt und ihre Lehrer veranlaßte das Fest mitzubegehen. Jst'S mcht ein gutes Zeichen lür den Geist der Schule, wenn das Band, welches Lehrende und Lernende um schlingt, weit über die Grenzen des Schülerlebens hinaus geknüpft bleibt? So schien eS hier zu sein. Wurde doch auch des ver ehrten Gründers der Anstalt liebend gedacht. Kurz und gut, der Eindruck, den ich von jenem Feste mitgenommen, ist ein sehr gün stig«, «nd ich denke, er wird Lei alle« De»«, welche a»ch draußen warm, gleich günstig sein. Der Tag, zugleich Geburtstag unsnes Gellert, hatte mtt ein« sinnigen Feier am Denkmale desselben begonnm, wo d« treffliche Leit« der Anstalt, Herr vr. Zille, warme Worte zum Gedächtniß des edlm Mannes sprach ; er schloß mit dem unvermeidlichen Wirbeln und Kreiseln, zu welche« junge Leute sich gezogen fühlen, sobald die Musik ihn« in dre Glied« fährt. Frohes Wiedersehen 1866! Dresden, 6. Juli. Se. Majestät dn König und Ihre königlich« Hoheiten d« Kronprinz und Prinz Georg habe» heute die im Aufträge des Festausschusses für das erste deutsche Säugerbundesfest durch dessen Vorsitzenden überbrachte Ein ladung zu dem Feste in huldvollster Weise mtgegen zu nehmen geruht. Bon Sr. Majestät und Sr. königl. Hoheit Prinz Georg ist Allerhöchst- und Höchstderen Gegenwart bei dem Feste in sichere Aussicht gestellt worden, wogegen Se. königl. Hoheit d« Kronprinz in den wohlwollendsten Aeußerungea sein Bebau«» kuudgab, durch eine früher beschlossene Reise an der Theilnahme behindert zu sein. — Infolge eines von dem Stadtv. Schmidt früh« gestellten Antrag schlägt d« Stadtrath vor, anstatt „Armenschulen" zu sagen „Ge meindeschulen", auch den Begriff „höhne Bürgerschulen" in Wegfall zu bringen. Nach ein« längern Debatte trat das Colle gium dem ftadträthlichen Beschlüsse bei. (Dr. I.) — In Marseille hat sich nach einem dortigen Blatte eine schlimme Arbeitseinstellung gebildet. Sechstausend junge Leute haben auf dem großen Terrain Belle-de-Mai, außerhalb d« Stadt, eine Zusammenkunft gehabt und sich Hand in Hand gelobt, nicht ans Heirathen zu denken, bis sich die jungen Damm zu andnen Gewohnheiten in Kleidung und Lebensweise bekehrt hätten. Die feiernden Junggesellen vnlangen Abschaffung d« rauschenden ruinirenden Toiletten und des kostspieligen Müßig ganges und wollen nicht eher heirathen, bis die Damm zu ein fachen ursprünglichen Sitten in Kleidung und häuslich« Thäügkeit zurückgekehrt sind. — In Brest ist, von Neuyork kommend, daS Packetboot „La- fayette" eingetroffen, welches auf offener See 44 Schiffbrüchige von dem amerikanischen Schiff „William Nelson" ausgenommen hat. Letzteres, mit 480 Personen am Bord, ist durch eine FeuerS- brunst zerstört worden. Pom 1. bis 7. Juli 1865 find in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 1. Juli. Marie Minna SiAer, 3 Monate 15 Tage alt, Bürgers und Restaurateurs Tochter, in der Sternwartenstraße. Friederike Emilie MattheS, 21 Jahre alt, Dienstmädchen aus RegiS, im JacobShoSpitale. Anna Lina Schmidt, 3 Jahre 9 Monate alt, Maschinenheizers d« königl. sächs. westl. StaatS-Eisenbahn Tochter, in dn Elisenstraße. Ein unehel. Mädchen, 10 Monate alt, in d« Gerberstraße. Sonntag den 2. Juli. Friedrich Wilhelm Franz Haase, 39 Jahre 7 Monate alt, Markthelfer, in dn Zimmerstraße. (Ist von Keufchberg zur Beerdigung aus hiesigen Friedhof gebracht worden.) Marie Louise Kröber, 8'/, Wochen alt, RathSdienerS Tochter, im Goldhahngäßchen. Bertha Mmna Teichmann, 9 Monate alt, Böttchers Tochter, in der UnivnsitätSstraße. Ein unehel. Mädchen, 1 Jahr 9 Monate alt, in der Weststraße. Montag den 3. Juli. Henry Stadelmair, 48 Jahre alt, Geschäftsführer, in der Schützenstraße. Franz Wilhelm Georg Schröder, 68 Jahre alt, Bürger und vormal. Buchbindermeister, im St. JohanniS-Stifte. Johanne Marie Rosine ZeiSler, 84 Jahre alt, Musikers Witwe, penf. Lehrerin dn I. Bürgerschule, in dn Poststraße. Johann Gottlob Schiefer, 50 Jahre alt, Zimmergeselle in Lindenau, im JacobShoSpitale. Johanne Rosine Prautzsch, 59 Jahre 2 Monate alt, FloßholzaufläderS Ehefrau, am Königsplatze. Ein Mädchen, 13 Tage alt, Friedrich Kriegbaum'S, Kaufmanns Tochter, in der Weststraße. Ein todtgeb. Mädchen, Friedrich Ernst Bachmann'S, Schuhmach«- Tochter, in d« Burgstraße. Ein unehel. Knabe, 7 Tage alt, in der Wiudmühlenaaffe. Dienstag den 4. Juli. Wilhelm August Ernst Busch, 82 Jahre alt, Privatmann, in der Schützenstraße. Marie Charlotte Rüdiger, 25 Jahr« 3 Monate alt, Handarbeiterin aus Berlin, in der CrdmannSstraße. Johann Ferdinand Lehmann, 45 Jahre 4 Monate alt, Wachstucharbeiter und Nachtwächter, im JacobShoSpitale. Ein todtgeb. Mädchen, Johann Carl Böttiger'S, MaurnS Tochter, in der Querstraße. Mittwoch den 5. Juli. Ernestine Henriette Auguste Stockinger, 54 Jahre alt, MeubleSpolirerS Ehefrau, in der Etisenstraße. Johanne Sophie Graf, 70 Jahre 9 Monate alt, WebnS in Frankenberg Ehefrau, in dn kurzen Straße. Johann Friedrich Köhler, 74 Jahre 6 Monate alt, Chauffeewärter und königl. sächs. Veteran, in den Thonbergftraßenhäusnn. Donnerstag dev 6. Juli. Marie Emma Wilhelmine Herrmann, 12 Wochen alt, Kaufmanns Tochter, in dn Reudnitzer Straße. August Hermann Häschke, 18 Wochen alt, BürgnS und Schuhmachers Sohn, in der langen Straße. Ei» Knabe, 8 Tage alt. Friedrich Theodor Bach'S, PapparbeitnS Sohn, am Grimma'schen Steinwege. Wilhelm Max Eugen Siegling, 4 Jahre 1 Monat 15 Tage alt, Tischlers der königl. sächs. westl. StaatS-Eisenbahn Sohn, vor dem Windmühlenthore. Ei» unehel. Mädchen, 15 Stunden alt, in d« Entbindungsschule. Freitag den 7. Juli. Christian Wilhelm Thomas, 42 Jahre alt, Arbeit« dn Magdeburg-Leipzig« Eisenbahn, am Ranstädtn Steinwege. Hulda Franzi-ka Klemm, 4 Wochen alt, Lohnkellner- Tochter, in dn PeterSstraße. Ein unehel. Knabe, 8 Wochen alt, in d« Ulrichsgaffe. 4 au- d« Stadt, 22 aus dn Vorstadt, 1 aus dem St. Johannis-Stifte, 1 aus d« Entbindung-schule, 3 aus dem JacobShoSpitale; zusammen 31. Do« L. bis 7. Juli sind geboren - 17 Knaben, 32 Mädchen, 4S Kind«; worunter 2 todtgeb. Mädchen.