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4--S der auch au Palm«-Arle» reichen Gärtnerei von Hart» und Mosenchin, welche durch ihre vorzüglich« Culture» sich au-zeichaet. Zugleich verdient daselbst die rrestge Palme L.ivütovi» «r-irLlis, durch «ren Luttick Derjenige erst eine vollständige Vorstellung von Palmen empfängt, welcher die Tropenländer nicht besucht hat, i sehen zu werden; desgleichen die herrliche Vieiori» regia mit ihr RiesenblLttern, welche in Bälde ihre prachtvollen Blüthen über den Spiegel de- WaffervassinS erheben wird. Geffeutlichr Gerichtssitzung. Leipzig, 17. Juli. An unsere aestrige vorläufige Notiz an schließend thÄe» wir Über de» Gegenstand der Verhandlung noch Folgendes mit: Johann Ludwig Lieber-, 32 Jahre alt, au- Borna gebürtig, scheint da- nicht beneidenSwerthe Schicksal derjenigen Personen zu theil«, die, well sie von Natur mit einem leicht gewinnenden angenehmen Aeußern auSgestattet find, ein Privilegium zu habm glcmben, auf Grund dieser ihrer vermeintlichen äußer« Auszeich nung eine weniger anstrengende Lebensweise als ihre Mitmenschen führ« zu dürfen. Obgleich dies« körperlich Bevorzugten nicht nnmer auch zugleich ein größere- Quantum von dem zu Theil geworden ist, was man gemeinhin Lebensgüter nennt, fie mithin m letzterer Hinsicht zuweilen die meiste Veranlassung hätten, ihren Lebensunterhalt unter Mühe« zu erwerben, so glaub« fie doch dieser Anstrengung füglich überhob« zu fein und auf Kost« An derer da- ersetzen z« müssen, was zu einem angenehme» Leben »ach ihrer Auffassung gehört. Besonder- zeichnet sich in dieser Hinsicht da- sog. schöne Geschlecht aus. Aber auch da- stärkere Geschlecht vermag hierfür zahlreiche Beweise zu liefern; zu ihnen zählt, wie gedacht, auch Lieber-. Noch in jugendlichen Alter stehend hat er weg« Eigenth»«-- verbrechen bereit- zwei Mal Gefängnißstrafe und fünf Mal ArbeitS- bauSstrafe verbüßt, ohne hierdurch gebessert zu werde» und seine alte Neigung zum Müsfiggange aufgegebm zu haben. Im Februar d. I. aus der Strafanstalt «Haffen, will er seinen Lebensunterhalt theils durch Schreiberdienste, theil- durch Cigarren- sabrikation erworben und wöchentlich im Durchschnitt 4 Thlr. ver dient haben — eine Einnahme, die freilich im schroffsten Contrast zu seinen Ansprüchen an das Leben steht. Im April d. I. erfährt er in einer hiesigen Restauration , in welcher er sich den Anschein gab, als sei er der Sohn »de- reichen Märten--, daß der Inhaber derselben an den Besitzer einer unter der Firma »Weinhandlung- hier bestehenden Wirtschaft für ge lieferte Weine ein Guthaben von ungefähr 30 Thlr. habe. Er bat den Restaurateur um die Erlaubniß, diese Summe von dem Schuldner, den er persönlich kenne, einziehm zu dürfen und ließ sich zu diesem Zwecke eine auf jenm Betrag lautende Rechnung ausstellen. Allein der Schuldner wollte nur gegm »quittirte* Rechnung zahlen. Ohne dem Berechtigten hiervon Mittheilung zu machen, suchte er das seinem Zwecke Fehlende selbst zu ergänzen und ging dann nochmals in die betreffende Wirtschaft, jedoch ohne günstlgern Erfolg zu erzielen. Da er nur die Frau de- Schuldner- traf, diese aber zu einer Zahlung sich nicht herbeiließ, äußerte er, daß er die Forderung, da er sie nun einmal rechtmäßig erworben Haie, »absaufen- wolle. Einige Tage später find« wir Lieber- wiederum in der Re stauration des Gläubigers. ES wurde dort flott gezecht. Man ging schließlich zum Champagner über und um auch hier wieder dm »sein«- Mann zu spielen, bestellte auch er zwei Flasch«, um fie schließlich — nicht zu bezahlen. Gleichzeitig aber wußte er bei dieser Gelegenheit einem der dortigen Gäste einen neu« Filzhut im Werthe von 3 Thlr. abzuschwiudeln. Wegen aller dieser Vergehung«, die sich theil- als nicht be endigter Versuch eine- ausgezeichnet« Betrug-, theil- als nach Art. 303 de- Strafgesetzbuches zu beurteilende Entwendung von Eßwaaren rc., teils als einfacher Betrug charakteristrten, ver urteilte da- königl. Bezirksgericht unter dem Präsidium de- Herrn AppellatiovSrathS vr. Wilhelmi und bei Vertretung der Anklage durch Herrn Staatsanwalt Hoffman«, Lieber-'«, den Herr Adv. Six verteidigte, mit Rücksicht auf seine verbrecherische Vergangen heit zu emer einjährig« Zuchthausstrafe. vermeglückt» Zug passtr« mußte, hatte sieb« lass«. Die Gewalt de- Anpralls und die Zerschmetterung der Wag« wird vo» Augen zeugen als über alle Beschreibung fürchterlich, daS darauf folgend« Jammergeschrei der Verunglückten aber als herzzerreißend geschil dert. Sofort nach Eintreffen der U»glückSnachricht in Magdeburg war eine größere Abtheilung Pioniere an den Ott de- Unglücks abgegangen, deren aufopfernder Thätigkeit im Hülfeleisten alle An erkennung gezollt wird. — Ueber d« schrecklich« Eisenbahnunfall in Buckau berichtet die Magd. Presse, daß der schuldige Weichensteller verhaftet ist und setzt hinzu: die Zahl von 13 Todten wird festgehaltm, die der Verwundet« schwankt in der Angabe zwischen 26 und 40. D Leipzig, 18. Juli. Der Maurergeselle Ernst Theodor Stedte aus Ooerila, welcher am Abend de- 16. vor. Mon. am Bau de- Vogel'schen Grundstücks auf dem Roßplatze das Unglück hatte, ein Stock hoch vom Gerüste herabzustürzeu vvd in bewußt losem Zustande ins Jacobshospital gebracht w»rde, ist dortselbst, obwohl mau anfangs weg« der ihn betroffenen Gehirnerschütterung au seinem Aufkommen zweifelte, insoweit wieder hergestellt worden, daß heute Nachmittag seine Entlastung aus dem Hospitale hat er folg« könnm. — Als gestern Abend ein hiesiger Fischer an der alten Pleiße hinter der Nonnenmühle vorüberging, glaubte er plötzlich den Kopf eine- männlichen Leichnams im Wasser zu bemerken, der mit einem Lappen umwickelt und mit einem Ziegelstein beschwett war. In der fest« Meinung, daß der übrige Körper, den er allerdings nicht wahrnahm, unterm Waffer niedergehalten werde und hier vielleicht gar ein großes Verbrechen vorliege, eilte er spornstreichs nach der Polizei und machte dort die bedenklichste Anzeige über d« Fund. ES ging« deshalb sofort mehrere Polizeibeamte mit einem Arzte dahin ab, um die Aufhebung des Leichnam- in- Wert zu setzen. Als man jedoch zunächst d« in Lappen eingewickelten angeblichen Menschmkopf näher in Augenschein nahm, ließ sich an der einen Seite de- Packe- eine etwas hervorragende Hundepfote entdecke», und eS stellte sich heraus, daß lediglich der Cadaver eines HundeS dott versenkt Word« war. Der gleich nach dieser Entdeckung an langende Siechkorb ging natürlich auf da- Schleunigste wieder ab. * Am 16. Juli Mittags gegen 1 Uhr ist der Bäckergeselle Johann Georg Leonhardt Carl aus Langenzenn bei Fürth, in Gohlis in Arbeit, 19 Jahre alt, beim Baden in der Elster in der Nähe von Gohlis ertpunken. Den Verunglückten hat jedenfalls ein Schlagfluß betroffen, und ist der Leichnam am 18. dS. MtS. erst aufgefund« und vom königl. GerichtS-Amte Leipzig II. auf gehoben worden. * Die preußische Regierung ist im Begriff mit der russischen über wesentliche Erleichterungen im Postverkehr zu verhandeln. DaS Streben Preußens geht dahin, da- Briefporto im Verkehr mit Rußland auf dieselbe Höhe herabzudrücken, wie eS Frankreich gegenüber bereit- geschehen ist; der Packelverkehr, welcher gegen wärtig in Folge des zu starken Porto sehr beschränkt ist, soll durch Herabsetzung des letzter» neuen Aufschwung erhalten. In Bezug auf den Telegraphenverkehr sollen Verabredungen getroffen werd«, damit womöglich die preußischen Tarifsätze fortan auch die Grund lage für den preußisch-russischen Telegraphenverkehr bilden. Alle Vereinbarungen, welche mit Rußland getroffen werden, kommen auch den Staaten des deutsch-öster reichischen Postvereins zu gute, und Preußen unterhandelt gewissermaßen im Namen desselben. Verschiede«-. H Leipzig, 18. Juli. Ueber den Umfang de- gestrig« Eisenbahnunglücks bei Buckau auf der Halberstadt-Magdeburger Bahn gehen uns folgende nähere Mittheilung« za: Getödtet Mrd« 17 Person«, schwer verwundet 54 und eben so viel leicht vtrletzs, 3 Personen wurden noch vermißt. Die Verwundeten hat mqn iu die Hospitäler nach Magdeburg gebracht. Die Veranlassung zu diesem wohl schwersten Eisenbahnunglücke, was je auf deutsch« Eisenbahnen vorgekommen, soll übng«- nicht in einer falsch« Weichenstellung, sondern darin lieg«, daß man einen zuvor au gekomm«« Gütertrain zum Theck auf dem Gleis, welche- der Noch ei« Wort gegen de« MrrKSrefererete« der „Leipziger Nachrichten" «nd des „Telegraphe«." Als Einsender des Artikels „die Riedel'schen Kirchenconcerte und die Zeitungskritik" haben wir auf die Erwiderung in Nr. 197 des „Tageblattes" Nachstehende- zu entgegnen: 1. Der Grundgedanke unseres Angriffs war der: Es werden ab- sprecheude Urtheile ohne die geringste Begründung unter dem Scheine der Autorität von Leuten abgegeben, die ihre gänzliche Inkompetenz nicht im Geringsten zu verdecken vermögen, deren ganze Tendenz aber darauf hin auszu gehen scheint, das Riedel'sche Unternehmen an maßgeben der Stelle als unkirchlich in MiScredit zu bringen. Hieraus sagt Herr vr. Oskar Paul als der angegriffene Res. der „L. N." und des „Tel." im Wesentlichen Folgendes: Ich als Autorität und mit mir andre Autoritäten verwerfen die neudeutsche Richtung, io-besondere denSchulz-Beuthen'schen Psalm; übrigens hat das Riedel'sche Unternehmen etwas Unkirch liches und Anstoß erregendes. Jeder UrtheilSfähige steht, daß, indem abermals nur allgemeine Sätze ohne Beweis ausgesprochen werden, diese Erwiderung den Inhalt unseres Angriffs nicht entkräftet, sondern lediglich bestätigt. Denn der Herr vr. Paul verlangt jetzt erst recht blinden Autoritätsglauben und führt mit großer Emphase die Ge nossen jmer Verdächtigungen an, auf die wir nur entfernt hingedeutet hatten. Dem gegenüber müssen wir aber erst recht sagen, daß un- Autoritäten (namentlich mit so viel Reklame und Selbstgefälligkeit geltend gemachte) ein für alle Mal nicht imponiren und daß uns Verdächtigungen erst recht verhaßt find, wenn fie von einer ganzen Clique auSgeheu. 2. Nachdem sich Herr vr. Paul auf diese Weise eine blind anzu- I Erkennende Autorität selbst vindicirt hat, glaubt er für seine Eut- l tzchuldigungen um so bessern Boden gewonnen zu haben.