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6liS treten wollte», ferner ob sie gleiche Bescheinigung für andere Dokumente genügend erachten und namentlich von Privaten an nehmen würden, wonach die gesetzliche Deponiruvg von Unter schriften unnütz wäre und eigenhändige Unterschriften überhaupt außer Mode kommen müßten — wenn alsdann noch ein schrift licher Geschäftsverkehr und schriftliche Beweise möglich wären. — Besonders wäre ein rechtsgelehrter Ausspruch darüber, ob Quit- tirung der Wechsel erforderlich und ob die Stempel ohne Unter schrift für solche genügend sind, wünschenSwerth. L. Lroekmaim's Affentheater. Erst in voriger Woche ließ Herr L. Broekmann, der in Mag deburg die glänzendsten Geschäfte gemacht, noch auf hiesigem Obst markte eine riesige Bude erbauen, am letzten Montage gab er darin bereits die erste Vorstellung mit seinen vierfüßigen Künstlern und jeder einzelnen Production folgte, wie in früheren Messen, ein wahrhaft stürmischer Applaus. Es ist ja längst bekannt, wie weit es Herr Broekmann in der Dressur der Thiere gebracht, wie sehr er von Jahr zu Jahr sein. Theater immer mehr vervollkommnet hat, und zwar nicht bloß in Beziehung auf Eleganz, schöne Deco- rationen, glänzend« Garderobe, sondern ganz besonder- auch in Hinsicht der Mannichfaltigkeit und exacten Ausführung der stau- nenSwerthen Productionen, welche letztere so vorzüglich sind, daß nun nicht mehr blos die liebe Jugend durch sie ergötzt wird, viel mehr auch der Erwachsene sich durch sie gefesselt steht, mit immer gesteigertem Vergnügen, immer größerem Interesse jede folgende Leistung der vierfüßrgen Künstler betrachtet. Die erste Abtheilung der Vorstellung führt uns pantomimische Scenen, Tänze, equilibristische Künste vor und wieder ist eS das Festessen in Vierlanden, der Spaziergang der Dame Pompadour und die Reise in den Harz von Müller und Schulze, welche Jung und Alt in ungeheure Heiterkeit versetzen, indeß die nette Tänze rin. der blaue Mandril als Turner nn Schwungseile, die kleine Mojaäffin als Seiltänzerin und eine ganze Schaar von Hunden durch ihre vorzüglichen Kunstleistungen in Staunen setzen. Die zweite Abtheilung bringt dagegen die Kunstreiterei e» miniature und diHe ist der Glanzpunct des Ganzen; denn sie übertrifft jede, auch dre gespannteste Erwartung. Wir haben im Circus Renz oft die Dressur und Schönheit der Pferde bewundert, aber was Erfiere betrifft, müssen wir Herrn Broekmann doch den ersten Preis zuerkenven; denn die Künste, die dort unter vier bis fünf Pferde vertheilt sind, hat Hr. Broekmann gewöhnlich alle einem einzigen Pferde beigebracht und die Leistungen sind dabei eben so kunstgerecht, so exact, wie bei dem bestdressirten Pferde eines Renz. In dieser Beziehung ist das Schulpferd Neger daS Non plus ultra; denn was dies Thier alles zusammen leistet, grenzt an'S Unglaubliche. Mit großer Sicherheit führt daS Apportirpferd feine Künste aus, das Springpferd Pfeil fliegt pfeilschnell über Barrieren, durch Ballons, Reifen und dergl. und der Brücken sprung . die Sprünge durch Ballons und Reifen, welche der schöne weiße Pudel von seinem Pferde aus macht, sind eben so ergötzlich, wie Staunen erregend, doch geben ihnen die Barrierenvoltigen des schwarzen Mandril kaum etwas nach. Daß übrigens diese Thiere dazu alle ausgesuchte Exemplare find, die sehr gut gehalten werden und noch im Besitz ihrer vollen Kraft und natürlichen Lebendigkeit stehen, hebt noch das Ganze. Wie schön sind z. B. die 6 Pferd chen, welche bei der CzckoSpost Mitwirken, und welches außeror dentliche Feuer zeigen sie. Zum Schluß gedenken wir noch eines Meisterwerkes der Dressur, nämlich der Balancen, welche die wunderschöne Ziege Dinorah auf der Flaschenphramide mit einer Vorsicht, Ruhe und SiLerheit auSführt, daß eS kaum ein Mensch besser zu machen im Stande ist. Rch. Eeffentlichr Erricht« sitz««-. Leipzig, 3. Octbr. Ein langjähriger treu bewährter Arbeiter des hiesigen Leipzig-Dresdner Bahnhofs stand heute Vormittag in der Person des Schlossergesellen Johann Karl Gottlob Krellig auS Püchau (bei Wurzcn), 41 Jahr alt. wegen ausgezeichneten Diebstahls auf der Anklagebank des kgl. Bezirksgerichts. Er war geständig, in der 6. Morgenstunde des 23. Juli d. I. — eines Sonntag- — unter Anwendung eines von ihm acht Tage vor der That zu diesem Behufs gefertigten Hauptschlüssels Stehlen- halber das stets verschlossen gehaltene Magazin geöffnet und darin sieben verschiedene Stück Bronzemetall im Gesammtwerthe von 18 Thlr. 5 Pf., um es später zu verwerthen, an sich genommen zu haben. Nur die dringendste Geldnoth hat. seiner Versicherung zufolge, ihn, den Vater von vier noch lebenden Kindern (fünf sind rhm bereits gestorben), der ein Wochenlohn von zuletzt 4 Thlr. 12 Ngr. bezogen, zu diesem Fehltritte veranlaßt, ein Motiv, dessen Glaubwürdigkeit der nicht in Zweifel ziehen mochte, welcher Zeuge feiner durch ein Zittern seine- ganzen Körpers äußerlich sich documentirenden inneren Aufregung bei seiner heutigen Vernehmung gewesen. Die Schwere seiner That mochte ihm im Hinblick auf da- traurige Loos seiner, de- Ernährer- für längere Zert beraubten Familie so recht klar vor die Augen getreten fein! Krellig war indessen, noch bevor er die 47 Pfd. schwere« i« seinen Kleidern versteckten Metallstücke in Sicherheit bringen konnte, von der Wache festgehaltea worden. ES lag somit vollständiger Ersatz vor, ein Umstand, auf welchen der Herr Staatsanwalt Hoffmann billige Rücksicht zu nehmen in seinem, im klebrigen bei der erhobenen Anklage beharrenden Schlußvortrage beantragte. Dem Herrn Verteidiger, Rechtsanwalt Hofrath Kleinschmidt, blieb bei dem unumwundenen Geständniß de- Angeklagten nicht- Übrig, als die diesem zur Seite stehenden MilderuvgSgründe (langjährige treue Beschäftigung, volle Zufriedenheit der Vorgesetzten, zahlreich» Familie, kärglicher Lohn, vollständiger Ersatz) gebührend hervor zuheben. Der königl. Gerichtshof, welchem Herr GerichtSrath Albani präfidirte, erkannte auf eine ArbeitShauSstrafe in der Dauer von einem Jahre und drei Monaten. Verschiebe««. D Leipzig, 3. October. In vergangener Nacht war die Dresdner Straße der Schauplatz eines traurigen Auftritt- und einer empörenden Handlungsweise seiten eines arretirten Hand arbeiter- gegen die ihn tranSportirenden Polizeidiener. Letztere halten einen bereits mehrfach auch wegen Diebstahls bestraften und deßhalb einer besonder» Polizeiaufsicht unterstellten, erst 20 Jahr alten Burschen aus Thonbergftraßenhäuser im Colosseum ange troffen, zu einer Zeit, wo ihm der Aufenthalt in hiesiger Stadt nicht mehr gestattet war. Sie forderten ihn deßhalb auf, mit nach der Polizeiwache zu kommen, fanden aber draußen vor dem Colosseum bald den heftigsten Widerstand gegen seine weitere Fort führung. Der kräftige Bursche packle beide Leute und rang sie nieder, ein gewaltiger Kampf meist auf dem Erdboden entspann sich und nur unter Aufbietung aller ihrer Kräfte vermochten die durch Faustschläge und Bisse gefährdeten Diener sich des Milchen den zu erwehren. Endlich gelang eS zwar, als mehrfache Hilfe herbeigekommen war, den Kerl zu überwältigen, aber wie waren die Diener zugerichtet! Abgesehen davon, daß ihre Bekleidung be deutend beschädigt war, so hatte ein Faustschlag dem einen Diener das rechte Auge verletzt, der andere hatte eine Verwundung am Knie davongetragen. Ueberdem erhielt ein Fiakerkutscher, der der Polizei zu Hilfe gekommen war, einen Biß in den rechten Arm. Von einigen Bekannten de- Arrestaten wurde wiederholt der Versuch gemacht, ihn zu befreien, aber vergeblich, vielmehr be mächtigte man sich schließlich noch eine- solchen Burschen, der aber ebenfalls seiner Fortführung den möglichsten Widerstand entgegensetzte, und endlich wie der Hauptexcedent an Armen und Beinen gefesselt werden mußte. So gebunden brachte man beide mittelst Wagen- bis zur Polizeiwache, wo sie inhaftirt wurden. Da sie wegen gleicher Widersetzlichkeit bereit- wiederholt Gefäug- niß erlitten haben, so dürften sie die- Mal einer länger» Frei heitsstrafe enigegengehen. — Einer Strotzhändlerin, Namens Ziegner, aus Prödel, be gegnete heute Mtttag auf dem Strohmarkte, während sie sorglos auf einem Strohbündel saß, daS seltene Mißgeschick, von dm Pferde eine- neben ihr hallenden Wagen- in dre Nase gebissen zu werden. Die Verletzung erforderte ärztliche Hilfsleistung. — Im Odeon vergriff sich in vergangener Nacht ein Ober jäger hiesiger Garnison, der wegen einer Ungehörigkeit von dm dortigen Polizeidiener zur Ruhe verwiesen worden war. an letzterem thätlich. Er wurde deßhalb arretirt und an die Militairhaupl- wache abgeliefert. — Ein Schneidermeister aus Halle, der gestern Abend noch nach Hause fahren wollte, den Zug aber versäumt hatte, legte sich ohne Bedenken auf dem Magdeburger Bahnhofe in einen Eisn,- bahnwagen, um für den nächsten Zug gleich an Ort und Stelle zu sein. Um Mitternacht fand man ihn daselbst schlafend, rüttelte ihn auS dieser improvisirten Schlafstelle auf und brachte ihn nach drm Naschmarkt. — Von zwei Excedenten, die heute Nachmittag von der West, straße aus unter vielfachem Widerstreben durch Polizei nach dem Naschmarkte abgeführt wurden, machte der eine, ein betrunkener an geblich preußischer Kürassier, seinem Herzen dadurch Luft, daß er wiederholt auSrief: „Wehe Leipzig, wenn ich mit den Waffen her komme, dann muß Alle- unterliegen." Der Zug war von Hun derten von Mensche» begleitet. — DaS von Herrn Karl Jeremias aus Bautzen auf dm Roßplatze dermalen zur Schau ausgestellte Riesenschwein ist, wie wir hören, von einer Anzahl hiesiger Wirthe und anderer Bürger für den Preis von 125 Thalern avgekaust worden, und soll näch stens im Schlachthofe geschlachtet und in einem Zelte auf dem Roßplatze gemeinschaftlich verlost werden. »*» Leipzig, 3. October. Zu den interessantesten Concerten, welche uns während dieser Messe angereiste Künstler brachten, ge hören unstreitig die des königl. preuß. MustkdirectorS B. Bilse mit seiner eigenen Capelle m den Sälen de- Hotel de Pologne. Nicht nur zeichnen sich die Leistungen derselben durch feines präciseS Zusawmenspiel, so wie auch zumeist durch echt künstlerische Auf fassung und Wiedergabe der aufgeführten Werke aus, sondern auch die Programme selbst der Concerte können, (mit Ausnahme vielleicht