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Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. >1, ... k<7 M 56. Montag den 25. Februar. 1881. Bekanntmachung. Der am Fleischerplatze nördlich von dem mit der Straßennummer 1 bezeichnten Grundstücke des Herrn Sornitz befind liche Platz mit der Uferböschung und einem Stücke vom Flußbette der Pleiße soll als Bauplatz an den Meistbietenden versteigert werden. Wir haben hierzu r Dienstag den Ä« Februar L8SL anberaumt, und eS werden Kauflustige hiermit geladen, sich am genannten Tage Vormittags LL Uhr in der RathS- stube einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Der angefertigte Situationsplan und die Versteigerungsbedingungen können bereits vor dem Termine auf unserem Bauamte Ln Augenschein genommen werden. Leipzig den 7. Februar 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. i . Schleißner. Bekanntmachung. Auf dem Gehau des Connewitzer Reviers an der Pegaucr Mraße sollen Donnerstag den A8. Februar von S Uhr Vormittags an 306 Abraum- und Langhaufen gegen eine Anzahlung von 10 Ngr. für jeden Hausen und unter den übrigens an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, den 23. Februar 1861. Des Raths Forstdeputation. Lortschretten der Völkerbewegung mit dem Weltverkehr. Abströmung der Edelmetalle nach dem Osten seit Jahrtausenden. Zur Geschichte deö Geldes. Zukunft der Stellung Europas im Welthandel. Die aus dem Innern Asiens kommende Völkerbewegung dehnt sich mit dem Weltverkehr nach dem Westen aus; sie vertheilt die Getretdearten als zahme Früchte über den Erdball und bringt zu gleich die Naturschätze des gesegneten Indiens in die Weite. Da aber die außenwohnenden Stämme den prachtliebenden Indern für ihre Produkte nicht viel Anderes entgegenzugeben haben als Gold und Silber, lernen sie allmälich auf Stücke des Edel- metalles von bestimmter Größe und Schwere alle übrigen Güter adschätzen. So lange sie noch nicht in den Kreis de- Welt handels hinelngezogen waren, wußten sie mit Gold und Silber nichts anzufangen. Sie rechneten nach Getreidemaßen, nach Vieh und nach Erzbarren, die sie zu Geräthen verwandten. Und wie die Inder selber bis zu den Zeiten von Darius hin keine Münzen schlugen, sondern Waare gegen Waare tauschten, so kannten auch die Aegypter, während sie durch die Priester vom Welthandel ausgeschlossen waren, kein Metallgelde Dagegen suchten die Phö nizier, welche den Verkehr Europa'- mit Indien vermittelten, überall im Westen die Bergwerke aus, um Rimessen für Indien zu haben. Die Griechen nannten sie deshalb gradezu die „Er find» des Geldes". Allein der phönicische Handel war nur eine Auszweigung des vorderasiatischen Güterlebens, dessen wirklicher merkantiler Schwerpunkt in Babylon lag. Von Babylon aus, wo sich die altbanrische Eultur weiter entwickelt hat, zog Religion und Bildung überhaupt/ vom Welthandel getragen, über den Westen hin. Das Babylonisch? Maß-, Münz- und Gewicht system, von den Ehaldäern in der mesopotamifchen Ebene ausge- arbeitel, beherrschte, wie Bockt) und Dunker dargethan haben, die ganze alte Welt. Es siedelte über Arpina nach Hellas, über Sicitien nach Rom über. Anfänglich 'rechneten die Einwohner der Bauernstadt am Tiber nach Erzbarren, die sie in Abschnitte theilten, um sie jeden Augen blick zu Gerätheü zü verwenden. Das lateinische Wortes»", Geld, heißt ursprünglich nur Erz, das Wort „peouuia", deutsch Geld, kommt von xveus,- das Vieh, also dem ursprünglichen Tauschobjekt im Verkehr. Das aes ist nicht Münze, sondern «in Kupfervorrath zum Hausgebrauch, ein Sachqut, wie das Vieh, das man im Austausch gab und nahm. So verwächst der Be griff »o« und xeous, xeourün, mit einander. Als jedoch Rom in dauernde Handelsberührung mit der Außenwelt gerieth, als neben den agrarischen Geschlechtern der Stadt das Kaufmanns und Handwerkerthum entstand, nahm der Staat mit einiger Ab änderung das alte, von Griechenland ihm überkommene Golb- und Silbermaß Babylons an und das »es wurde zur Kupfrr-- scheidemünze. Nach dem Untergange der Phöniciec vermittelten dann die jüdischen Kaufleute von Alexandria aus den indisch euro päischen Handel, sie lehrten ihrerseits die Barbaren in der Mitte von Europa den Bergbau und den Gebrauch des Geldes. Auf solche Weise ragte der babylonische Standard, durch Roms Zwischenhand v.rmittelt, einst in das europäische Wirtbschaftsleben hinein, und ist selbst in der Gegenwart noch in gewissen über lieferten Eintheilungen erhalten. Wird aber schon durch den her vorgehobenen Thalbestand der indisch-europäische Welthandel für eine deutsche Münzgeschichte wichtig, so hängt auch von diesem großen Austausche des Ostens und Westens die Masse des in Europa umlaufenden Geldes oder mit andern Worten der Ver- hältnißwerth der Edelmetalle zu den übrigen Sachgütern ao. Unaufhörlich findet ein Abfluß des Edelmetalls aus unserem Erd- theil nach dem Orient statt; darum suchten, wie gesagt, die Phö- nicier und später die Juden überall im Westen die Berqwcrke auf. Lange genügten wohl die thessalischen und galläcischen Minen für den Bedarf, zeitweilig brachten auch die römischen Eroberungen und Tributerhebungen in Kleinasien ungeheure Mengen von Gold und Silber wieder nach Europa zurück. Immer von Neuem aber schöpfte indeß der Verbrauch von indischen Gütern im Westen das kaum gefüllte Faß abermals leer. Schon Plinius klagt laut über die Summen Geldes, die nach dem Osten wandern. Deswegen war im Alterthume und im Mittelalter der Werth der Edelmetalle im Vergleich zu den andern Werthen im steten Steigen begriffen. Erst als die Araber den Verkehr zwischen Südeuropa und Asien unterbrachen, hörte jenes ostwärts gerichtete Abströmen de- Edelmetall- einige Jahrhunderte hindurch auf. Es waren während dieser Awischenperiode nur die normannischen Seeräuber, welche auf ihren Plünderzügen die Eontanten ans dem europäischen Festlande zogen. Unmittelbar mit der Wieder öffnung der Levante durch die Kreuzzüge b^ann indessen die be zeichne» Geldbewegung von neuem. Die Bergwerke wurden in Europa wieder in Angriff genommen, und da ihre Production nicht für den Bedarf ausreichte, mußte sich das Innere unseres ErdtheilS mit Münzverschlechterungen helfen. Bloß die südcuro- päischen Handelsstaaten behielten unverändert den alten Münzfuß - bei, weil die Levante diese Münzen nicht alS Umlaufsmittel, son-